• Kleiner Nachtrag:


    Gewissermaßen ist Ralph Fiennes' Mallory die EON-Antwort auf Edward Fox innerhalb eines einzigen Films: ein verhältnismäßig junger Apparatschik und Verteter einer neuen Zeit, ein erklärter Reformer des Geheimdienstes, der dem betont alten und außer Form geratenen Bond skeptischst gegenübersteht, ihn als Auslaufmodell betrachtet (SF betont zudem ähnlich wie NSNA Bonds traditionelle Vorgehensweisen) und am liebsten in den Ruhestand schicken möchte: "Das ist ein Spiel für junge Männer"), dem andererseits aber auch Bond mit Überheblichhkeit und Antipathie begegnet. Am Ende erweist sich Malory wie Foxens M aber wieder als das, was seine Hosenträger schon am Anfang andeuteten: als ein Vertreter des Establishments. Was die Filme und Figuren allerdings trennt: Während der komödiantische NSNA M in all seinen Funktionen als parodistische Profilierungsfigur Bonds nutzt und sie beide auch nicht zusammenkommen, als sich M als im Grunde altmodisch präsentiert (weil Bond sich gerade in den Ruhestand und damit endgültig aus der Zeitbezogenheit verabschiedet), raufen sie sich im selbstreflexiven, gleichwohl tendenziell eher ernsten SF genau in diesem Moment zusammen, nämlich als beide die alte Tugend der Loyalität vor den Augen des jeweils anderen leben und sie sich als Vertreter jener vielleicht vegangenen, aber nichtsdestotrotz heroischen Tradition erweisen, die Judi Dench mit Tennyson beschwört. Bond hetzt zu ihrer Rettung, Mallory verteidigt sie öffentlich, obwohl er sie doch eigentlich im Adelsstand aufs Altenteil abschieben will (wie in NSNA, nur dort ohne Ritterschlag, in CR '67 ist der Rentner Bond wiederum ein Sir), und als Silva kommt, trifft ihn eine Kugel wie Bond in Ms Diensten in der PTS. Danach deckt Mallory Q und Tanner und unterstützt Bonds anachronistischen Plan, was 007 wiederum anerkennt, als er Mallory am Schluss mit dem Ehrentitel "M" anredet: nicht zufällig im letzten Satz des Films! Sean Connery gibt seinem neuen, altmodischen Chef einen Korb, Daniel Craig kommt am Ende von SF heim - in das denkbar klassische Büro seines neuen, altmodischen Chefs, eher ein großer Bruder als ein Vater bzw. eine Mutter. In diesem Zusammenhang ist SF (unter gar nicht unähnlichen Prämissen, aber mit ganz anderer Konsequenz) fast, es sei wiederholt, EONs selbstreferenzielles Gegenstück zu NSNA, der seinerseits bei aller Leichtigkeit die Bondsche Metaebene, wenngleich wesentlich verspielter, oberflächlicher und parodistischer, bereits im Titel führt.

  • Da ich den heutigen Abend einmal mehr damit verbracht habe, LTK zu lobpreisen, möchte ich meinen jenseits der Trivia offiziell 300. Beitrag dazu nutzen, einem leicht übersehenen, nichtsdestotrotz brillanten M zu huldigen, der freilich nie den Status seines Vorgängers wie seiner Nachfolgerin erreichte. Aber welches Potenzial Robert Browns Interpretation trotz des nur kurzen Zusammenspiels mit zwei Darstellern, wie sie gegensätzlicher kaum hätten sein können (Dame Judi hatte mit ihren ebenfalls höchst unterschiedlichen Bonds immerhin 7 Filme und dazu auch durchschnittlich wesentlich mehr Screen Time), besaß, zeigt sich eben in besagtem Film in einem meiner absoluten M-Lieblings-Momente: Bond kündigt und flieht durch einen menschenleeren Garten. Und M? M pfeift die Schützen mit einem - auch für die Gegend, in der die Schüsse fallen - objektiv absurden " Zu viele Leute" zurück. Eindeutiger und zugleich subtiler ist die Beziehung Bond-M darsteller(fast)unabhängig kaum umzusetzen. Und auch wenn der 90er-Wechsel dem Franchise kommerziell nicht eben geschadet hat: schade und schön zugleich, dass sich dieses Gespann so voneinander verabschiedete ...

  • (...) einem leicht übersehenen, nichtsdestotrotz brillanten M zu huldigen, der freilich nie den Status seines Vorgängers wie seiner Nachfolgerin erreichte. (...)

    Robert Brown teilte das Schicksal so vieler Schauspieler, die die undankbare Aufgabe hatten, in eine Rolle schlüpfen zu müssen, die vorher von einem einzigen Darsteller ausgefüllt, bearbeitet, geprägt - und somit oft erst eigentlich erschaffen wurde. Browns M sollte Bernard Lees M zu sehr ähneln, als dass er damit hätte "Filmgeschichte" schreiben können. Er konnte nicht viel Eigenes einbringen. Zu sehr war die Erinnerung an den seligen Mr. Lee noch wach: Der Haarschnitt, die Pfeife, ja, bis hin zur deutschen Synchronstimme - alles identisch. Der Mann verschwand hinter der Rolle! Sein Verdienst ist, dass er so den Abschiedsschmerz mildern konnte.

  • Hallo miteinander,


    ich bin noch recht neu im Metier... seit Skyfall habe ich erst meine ernsthafte Liebe zu 007 entwickelt. Letzttenz habe ich den aktuellen Streifen mir angesehen und eine Auffaelligkeit entdeckt (von der ich wohl der Einzige zu sein schein, der die Loesung nicht kennt)m die mir nicht fanz klar ist.


    In CR06 taucht M noch neben ihrem Mann im Bett auf, diesem Bett mit PC im Nachtschrank eingebaut... kennt Ihr ja alle.


    Bei der Vernehmung in SF redet Judi Dench von ihrem verstorbenem Ehemann. Nun stellt sich mir die Frage: Wann ist dieser denn nun gestorben?


    Eine kleine Antwort fuer dummies wuerde mich sehr freuen, wie ich mich auch auf den Start de neuen Streifens freue.


    Einen guten Start in die neue Woche
    Thomsen

  • Hi Thomsen,


    nachträglich herzlich willkommen! :thumbup:


    Ich denke nicht, dass man sich bezüglich Ms Mann zu viele Gedanken gemacht hat.
    Es passte dramaturgisch in Skyfall einfach besser, wenn sie sich auf ihren verstorbenen Mann bezieht.


  • Es passte dramaturgisch in Skyfall einfach besser, wenn sie sich auf ihren verstorbenen Mann bezieht.


    Kann natürlich sein. M+s Göttergatte konnte man zuletzt akustisch in QoS wahrnehmen, als er zu M (die im Bad war) sagte, dass der Anruf für sie sei. Das war in 2008. In den 4 Jahren kann viel passiert sein. Unter anderem der Tod ihres Mannes.

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