In meiner Wahrnehmung besteht ein Unterschied zwischen aktuellen 'Lieblingsfilmen',
und den Werken die einen ganz besonders geprägt, und somit stets eine elementare persönliche Bedeutung haben.
Auch wenn der ein oder andere davon sich tatsächlich noch heute in der Top-10 befinden mag.
So führe ich hier mal als Ergänzung zu den bisherigen Lieblingsfilmlisten dieses Threads die 10 für mich unvergesslichen Filme auf, die sich am gravierensten in mein Bewußtsein zementiert haben.
Als 4-Jähriger im Fernsehen:
George Pal's DIE ZEITMASCHINE
In einem Alter in dem ich weder eingeschult noch irgend eine Uhrzeit ablesen konnte, erlebte ich das traumatisierenste Filmerlebnis meines Lebens.
So wenig ich auch begriff von dem was ich dort sah, umso extremer und verstörender wirkte es auf mich.
Besonders das Sirenengeheule das mehrmals im Film zu hören ist, die damit verbundene Weltuntergangsszene und vorallem die Sequenz in der Höhle der Morlocks, in der Filmheld George (Rod Taylor) sich mit ein paar Eloi hinter einem Vorhang versteckt und man nur noch die leuchtenden Augen der Morlocks im dunkeln sieht, während George mit einem Streichholz versucht die lichtempfindlichen Morlocks zu blenden.
Tagelang hatte ich Albträume von diesen Momenten. Aber nicht nur wegen dem Horroraspekt wurde der Film für mich unvergesslich. Es war auch mein erster Kontakt mit dem Genre Science Fiction. Einem das mich bis heute fasziniert wie kaum ein anderes.
Als 8-Jähriger im Kino:
William Wyler's BEN HUR
Nach ein paar Disney-Zeichentrickfilmen sollte dies mein erster Realfilm im Kino werden.
Und natürlich haute dieser mich völlig aus den Socken. Das was ich da auf der ungeahnt breiten und riesigen Leinwand geboten bekam, war dermaßen gigantisch und überwältigend, das von nun an das Medium Kino einen erhaben Stellenwert bei mir haben sollte. Schon allein vor dem Film eine einleitende Ouvertüre im Lichtspielsaal zu hören, beeindruckte mich.
Dann, nach einer normalen Filmlänge, statt dem Film-Ende die Schrift 'PAUSE' serviert zu bekommen und zu realsieren, das der Film doppelt so lange ist als jeden den ich bis dato gesehen hatte, um dann direkt nach der Pause mit dem Wagenrennen zu begreifen, was der Begriff 'monumental' zu bedeuten hat.
Das alles und mehr machten diesen Kinobesuch zu einem so prägenden und beeindruckenden Erlebnis für mich, das ich bis heute stets auf einen neuen Film von diesem gewaltigen und epischen Produktions-Format hoffe. Und ein paar vereinzelte Male in den letzten Jahrzehnten wurde meine Bedürfnisse diesbezüglich sogar befriedigt. z.B. mit 'TITANIC' - einem Film der lustiger Weise dann auch als erster Film mit genausovielen Oscars prämiert wurde, und dennoch genau wie 'Ben Hur' nicht frei von Schwächen ist.
Als 10-Jähriger im Kino:
Robert Zemeckis' ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
Es war mein erster Kinobesuch ohne jegliche Begleitung, und ich ahnte nicht was da bei meinem aller ersten Kontakt mit einem Spielberg-Produkt über mich hereinbrechen sollte.
Ich glaube ich übertreibe nicht, wenn ich sage das ich nach dem Kinobesuch quasi ein anderer Mensch war.
Vorher war ich nur ein Gelegenheitskinogänger. Aber mit diesem Werk wurde ich schlagartig zu einem regelrechten Fanatiker.
Wenn es für einen Filmfan im Bezug auf sein Medium so etwas wie 'die erste Liebe' gibt, dann erlebte ich diese glorreiche Erfahrung eindeutig diesem Werk von Zemeckis, das auf mich noch heute wie ein regelrechtes Wunder wirkt, da ich es nach all den Jahren immernoch nicht so recht begreife, wie man so einen genialen Superknaller raushauen kann.
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT definierte für mich auf gewisse Weise die Welt neu. Er war das perfekte Film-Vehikel um mit 'gereiften' Kinderaugen in die Pubertät zu starten.
Mein ultimativer All-Time-Favorit, zementierter Lieblingsfilm und Numero Uno für alle Zeiten.
Wo wir hinfahren brauchen wir keine Straßen...
Als 10-Jähriger im TV:
Lewis Gilbert's JAMES BOND 007 - MAN LEBT NUR ZWEIMAL
Ich zitiere hier einfach mal aus meinem eigenen Forums-Profil: "Es war der erste vollständige Bondfilm den ich an einem Stück erlebte.
Als dieser Kratersee sich öffnete und die Spectre-Raketenabschußbasis zum Vorschein kam, war es dann um mich geschehen. Ich wurde süchtig.
Noch tagelang sah ich vor meinen Augen die sich öffnende Spectre-Raumkapsel, Bond im Klappbett hochschnellen, diesen kleinen gelben Hubschrauber in den Himmel düsen, und träumte von 'High-Tech'-Vulkankratern und unheimlichen weißen Katzen.
Von da an stand für mich fest: Bond rules !"
Als 13-Jähriger im Kino:
Leonard Nimoy's STAR TREK IV - THE VOYAGE HOME
Bereits im Kindergarten hatte ich dank dem ZDF-Kinderprogramm Kontakt mit der Original-Star Trek-TV-Serie und sie machte schon damals einen genauso erhabenen, wie faszinierenden Eindruck. Obwohl ich auch hier - ähnlich wie oben beim erwähnten Erstkontakt mit 'Die Zeitmaschine' eigentlich wenig von dem Gesehenen begriff.
Dies war jedoch die perfekte Voraussetzung für gleich mehrere spätere, jugendliche Erkenntnis-Kicks:
1. Wow, die Enterprise fliegt nicht nur auf dem Bildschirm sondern auch im Kino
2. Kindheitsträume scheinen dank Franchise-Trademarks niemals zu enden
3. Es gibt Serien die sind irgendwie mehr als Serien - sie sind eine Art Religion.
Bis heute stellt THE VOYAGE HOME für mich auf eine erstaunlich einfache und direkte Art und Weise ein Idealbild dessen dar, was ich mir unter dem Begriff 'Star Trek' vorstelle.
Und es war der Film der mein generelles Verständnis für Filmserien im wesentlichen definierte.
Als 13-einhalb-Jähriger im Kino:
Steven Spielberg's DAS REICH DER SONNE
Nicht nur mein erster Kontakt mit dem Kriegsfilmgenre, sondern auch der erste, von meinem heutigen Lieblingsregisseur Steven Spielberg inszenierte Film, den ich sah.
Da Hauptdarsteller Christian Bale im selben Alter wie ich ist, und ich bis zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, während des zweiten Weltkriegs gelebt zu haben, nur aus den Kindheits-Berichten meiner Eltern vermittelt bekam, bildete Empire of the Sun mit seinen nicht mit phatos-sparenden emotionalen Unterstreichungen einen perfekten cineastischen Einstieg in das universelle Thema Krieg.
Als 17-Jähriger im Kino:
Kevin Costner's DER MIT DEM WOLF TANZT
Der erste Film in den ich einen Elternteil 'mitnahm' und nicht umgekehrt, sollte auch der erste werden, der mir annähernd das Breitwand-Gefühl zurückgab, das mir mein Realfilmeinstieg Ben Hur geschenkt hatte. Irgendwie spürte ich mit diesem Film, das die 90er ein 'breiteres' und 'epischeres' Filmjahrzehnt werden als die 80er.
Als 18-Jähriger im Kino:
Oliver Stone's JFK - TATORT DALLAS
Nicht nur ein Erweckungserlebnis für mich im Hinblick auf die Reflektionen über Weltpolitik und Geschichte, sondern auch ein solch furioses Feuerwerk an Schnitten und Bild-Montagen, das ich sofort Feuer und Flamme für diese 'Explosion der Bilder' wurde, die die Inszenierungsstilarten dieser Dekade revolutionieren sollten.
Als 19-Jähriger im Kino:
Tony Scott' s TRUE ROMANCE
Nein, nicht mit dem ein Dreiviertel-Jahr später angelaufenen Pulp Fiction hatte ich meinen ersten Tarantino-Kick. Es waren die ungeahnt grandiosen Dialogblüten dieses Films, mit der ich dank Tarantino's furiosem Drehbuch, in dieses neue, aufregende Filmzeitalter der subversiven Pulpcultur katapultiert wurde. Ich glaubte damals gar nicht richtig was ich da hörte. Wahnsinn, wie peppig und frisch das alles wirkte. So als habe Coolness eine perfekte filmische Definition erhalten. Überirdisch allein die Verhör-Szene mit Walken und Hopper. Ach, überhaupt jede Figur die hier durch den Film stapft hatte etwas, das wirkte neu, aufregend oder mit einem Wort: GEIL !
Als 20-Jähriger im Kino:
Steven Spielberg's SCHINDLERS LISTE
Was soll ich hierzu noch groß schreiben.
Bis heute habe ich keinen Film gesehen, der mich mehr berührte und vor dem ich mehr Erfurcht habe.
Mehr kann ein Film nicht sein, wie dieser...