Ich diskutiere hier natürlich auf lockeren Beinen, weil ich 3,5 der 4 Filme nicht gesehen habe und mich daher auf recherchierte Bilder, Videos und Texte verlassen muss. Daher alles, was ich hier in Bezug auf die Filme sage ohne Gewähr. Vieles ist aber allgemeingültig, losgelöst vom konkreten Beispiel.
Was die Siamkatze angeht: Nein, es haben nicht alle Asiaten schrägstehende Augen (Inder und z.T. Russen sind auch Asiaten) und Essstäbchen sind auch nicht überall in Asien verbreitet, gerade in Thailand z. B. nicht. Die „Hautfarbe“ erwähnst du zurecht ja selbst schon nicht mehr. Die Darstellungsmerkmale dieser Katze sind also generalisierend und auch sehr stark in einer Weise karikierend (Mimik, Gestik, Zähne), die schon seit Jahrhunderten negativ mit Asiaten verbunden wird. Ich kannte die Katze vorher nicht, ich hatte sie ehrlich gesagt mit den Siamkatzen aus Susi und Strolch verwechselt, die ähnlich, wenn auch etwas harmloser dargestellt, auch gleich noch als fiese Antagonisten herhalten müssen, aber ich war ganz ehrlich erschrocken, als ich sie gesehen habe: Diese Katze hätte 1:1 aus einer Karikatur stammen können, mit der in den USA im 19. Jahrhundert gegen chinesische Einwanderer gehetzt wurde.
Keiner der Zeichner wird die Katze so gestaltet haben um ein positives Bild asiatischer Kulturen zeichnen zu wollen und kein Asiate wird sich so dargestellt sehen wollen.
Für das Dschungelbuch gilt Ähnliches: In der Thematik dieser Shows bin ich nicht drin, aber diese Affen- und Urwaldsymbolik ist ähnlich wie bei Asiaten oben beschrieben etwas, mit dem PoCs lange zu kämpfen hatten und teils leider immer noch haben. Wenn das so aus der Luft gegriffen wäre, hättest du diese Thematik auch nicht als Argument bringen können. Und die Worte, die den schwarzen Arbeitskräften in Dumbo in den Mund gelegt werden, sind schon viel weniger zweideutig. Und wenn solche Merkmale unkritisch verbreitet werden, werden sie weitergetragen, übernommen und so ist es kein Wunder, dass Kritik kommt. Und dabei ist es unerheblich, ob du, ich oder irgendwelche Mimosen sich da angegriffen fühlen, sondern ob es diejenigen tun, die so dargestellt werden, in dem Fall Asiaten oder in anderen Fällen Schwarze, amerikanische Ureinwohner, Inuit, Sinti und Roma, Homosexuelle oder Frauen. Und wenn sie das so empfinden, wir können wir uns (Weiße, privilegierte, heterosexuelle Männer, die nie oder zumindest nicht ansatzweise wie viele andere Bevölkerungsgruppen Rassismus und Vorurteile erfahren werden) dann rausnehmen, ihnen zu sagen, dass sie das falsch empfinden und sich nicht so anstellen sollen? Das ist im höchsten Maße arrogant.
Klar will Disney Geld verdienen, in dem Fall zieht das Argument aber nicht. Ich sehe nicht, dass Disney auch nur einen Zuschauer oder ein Abo durch diese Hinweise vor den Filmen mehr bekommt.
Im Übrigen regt ihr euch über einen fünfsekündigen Disclaimer vor einem Film mehr auf als ihr es diesen Gruppen zugestehen wollt. Und um nochmal zum Forenthema zurückzukommen: Auch bei Bond gibt es die ein oder andere sexistische oder rassistische Szene, die mir aus heutiger Sicht unangenehm aufstößt. Wenn ich rassistisch sage, unterstelle ich den Machern natürlich nicht, dass sie Rassisten sind/waren und es gibt unendlich viele Grade von Rassismus, aber das, was da gezeigt wird, ist es. Wir alle haben wohl Vorurteile, aber gerade deshalb ist es wichtig, diese und sich selbst immer zu hinterfragen und es nicht noch weiterzutragen.
Es gibt eben nicht nur richtig und falsch im von dir erwähnten strafrechtlichen, sondern auch im moralisch-ethischen Sinne. Ehebruch ist nicht strafbar, moralisch aber allgemein eher kritisch gesehen. Ebenso das Ausnutzen von Gesetzeslücken o.ä. Und in diesem Bereich fallen auch solche Darstellungen wie oben beschrieben.
Ich bin wie gesagt auch hin- und hergerissen zwischen den beiden Polen, Kunst Kunst sein zu lassen und sie in ihrem historischen Kontext zu sehen, und der Rücksichtnahme auf betroffene Gruppen. Mein Kompromiss wäre wie gesagt eher, die Werke so zu lassen wie sie sind, sie aber zu kommentieren und nicht kritiklos zu verbreiten.