Tintin - die Comis

  • Als Kind habe ich sie abgöttisch geliebt und stets brav das Taschengeld gehortet, um mir die Comics leisten zu können ^^ Habe wohl immerhin die Hälfte zusammengekriegt, die ich auch immer noch besitze. Die Geschichten waren einfach immer unglaublich spannend, aber pfiffig genug, daß es auch für Kinder taugte. Mein Schimpfwortschatz hat sich btw. dank Käpt'n Haddock damals verzehnfacht... Den aktuellsten Film fand ich übrigens trotz der Vermischung verschiedener Comicelemente sehr unterhaltsam. Wenn der nächste Film rauskommt, will ich Professor Bienlein dabeihaben, was aber wohl unvermeidlich ist, will man die Geschichte um die "Einhorn" weiterverfolgen. Er ist wohl der einzige Mensch, der Haddock so richtig runterputzen kann :D
    Hoffentlich fallen mir die Comics demnächst mal wieder in die Hände, würde sie gerne mal wieder lesen. Mein erster war btw. "Tim in Tibet".

  • Na klar! Habe die als Kind alle gesammelt und abgöttisch geliebt. Auch heute noch in meinem Bücherschrank - ich lese die etwa alle zwei Jahre komplett. Als Lieblingsbände würde ich bezeichnen:


    - Die Juwelen der Sängerin
    - Der Fall Bienlein
    - Die sieben Kristallkugeln / Der Sonnentempel
    - Das Geheimnis der Einhorn / Der Schatz Rackham des Roten

  • Hier mal ein auf einem frischen Eindruck basierendes Kurzreview der einzelnen Bände:


    Tim in Kongo (1930):
    Hat noch nicht wirklich viel mit den späteren Bänden zu tun. Die Geschichte ist grösstenteils lahm und ohne wirklichen roten Faden. Auch die Vorwürfe, der Band sei rassistisch und verherrliche die Tierquälerei, treffen leider mehr als offensichtlich zu. In Anbetracht des Zeitpunkts der Erstveröffentlichung des Comics sowie des noch jungen Alters des Autors, relativiert sich das ein wenig. Trotzdem: Muss man nicht haben, beziehungsweise nur der Vollständigkeit halber
    2/5


    Tim in Amerika (1931):
    Schon besser als "Tim in Kongo", jedoch noch weit von der Klasse späterer Bände entfernt, was vor allem an der nach wie vor extrem episoden- und cartoonhaften Story liegt.
    2.5/5


    Die Zigarren des Pharao (1932):
    Ein grosser Schritt nach vorne. Mit diesem Comic hat Hergé seinen Stil gefunden. Auch wurden mit den beiden Schul(t)zes, mit Tims Erzfeind Rastapopoulos sowie Oliveira de Figueira erstmals in späteren Bänden wiederkehrende Charaktere eingeführt.
    4.5/5


    Der blaue Lotos (1934):
    Die Handlung knüpft nahtlos an "Die Zigarren des Pharao" an. Einer der besten Tintin-Comics überhaupt. Spannend, hochpolitisch (die Handlung nimmt mehrere tatsächliche Ereignisse direkt auf) - einfach rundum gelungen.
    5/5


    Der Arumbaya Fetisch (1935):
    Guter Band, kann aber nicht ganz mit dem Vorgänger mithalten. Hergé fällt hier m.E. leider etwas zu sehr in die cartoonhaftigkeit früherer Bände.
    4/5


    Die Schwarze Insel (1937/1965):
    "Klassische" Spionagestory. Gefällt.
    4.5/5


    König Ottokars Zepter (1938 :(
    Sehr schön sind die politischen Anspielungen auf die damaligen politischen Ereignisse in Europa (Stichwort "Nazi-Deutschland"). Leider ist mir aber die Sache mit dem Zepter in Anbetracht des ernsten Themas etwas zu konstruiert und zuwenig nachvollziehbar dargestellt.
    4/5


    Die Krabbe mit den goldenen Scheren (1940):
    Der erste Band mit Kapitän Haddock. Schon daher ein Meilenstein. Auch sonst überzeugt der Band voll und ganz.
    5/5


    Der geheimnisvolle Stern (1942):
    Vermutlich geniesst dieser Band bei mir einen gewissen Bonus, denn das war der erste Tintin-Comic, den ich - im Alter von 10 Jahren - gelesen habe. Spannende Geschichte, wenn auch das Ende mit den Rieseninsekten und -pflanzen etwas zu viel des Guten ist.
    4.5/5


    Das Geheimnis der Einhorn (1943):
    Schöne Detektivgeschichte.
    4.5/5


    Der Schatz Rackhams des Roten (1944):
    Hier fehlt mir etwas die (kriminalistische) Spannung (besonders, wenn man mal weiss, wie's ausgeht). Leider wird auch der am Anfang der Geschichte Ausbruch des einen Vogel-Faull-Bruders im weiteren Verlauf nicht weiter aufgenommen. Dafür hat hier mit Professor Bienlein (der in allen folgenden Bänden mit dabei sein wird) seinen ersten Auftritt.
    4/5


    Die sieben Kristallkugeln (1947):
    Extrem spannende Geschichte, die allerdings mit einem Cliffhanger endet erst mit der Fortsetzung "Der Sonnentempel" ihre Auflösung findet.
    4.5/5


    Der Sonnentempel (1949):
    4.5/5
    Auch die Fortsetzung von "Die sieben Kristallkugeln" bleibt sehr spannend. Mich stört allerdings die diffuse Charakterisierung und die unklaren Ziele der Inkas ein wenig: Mal sind sie böse, mal okay, mal einfach naive Traditionallisten...


    Im Reiche des schwarzen Goldes (1950, unvollendete Version von ca. 1939):
    Dieser Comic wurde von Hergé vor dem Krieg begonnen, jedoch erst ein paar Jahre danach abgeschlossen und veröffentlicht. Dies merkt man der Geschichte leider auch ein bisschen an. Trotzdem ein guter Band.
    4.5/5


    Reiseziel Mond (1952):
    4/5
    Auch hier eine gute, spannende Geschichte, die aber wie bei "Die sieben Kristallkugeln" erst mit dem Nachfolgeband zum Abschluss kommt.


    Schritte auf dem Mond (1954):
    Wenn man bedenkt, dass dieser Comic 15 Jahre vor der ersten tatsächlichen bemannten Mondlandung veröffentlicht wurde, ist er - auch aus technisch/wissenschaftlicher Sicht - sehr beeindruckend (auch wenn einige Dinge natürlich heute sehr naiv wirken beziehungsweise sich zwischenzeitlich als falsch oder unmöglich herausgestellt haben).
    4.5/5


    Der Fall Bienlein (1956):
    Auch dies ist ein spannender, sehr politischer Band, der diverse Themen des Kalten Krieges und der Massenvernichtungswaffen aufnimmt.
    5/5


    Kohle an Bord (1958 :(
    Tolle Geschichte - von der Handlung her sogar ein bisschen "bondlike".
    5/5


    Tim in Tibet (1960):
    Der m.E. aussergewöhnlichste Tintin-Comic überhaupt. Trotzdem mit einem hohen Mass an Spannung und Abenteuer.
    4.5/5


    Die Juwelen der Sängerin (1963):
    Obwohl ollistone und viele diesen Band sehr schätzen, kann ich nicht viel damit anfangen. Keine richtige Handlung, keine "Bedrohung", kein Abenteuer, keine Spannung und Charaktere, die plötzlich nerven.
    3.5/5


    Flug 714 nach Sydney (1968 :(
    Nach zwei aussergewöhnlichen Tintin-Bänden (einer davon gelungen, der andere weniger), kehrte Hergé mit "Flug 714..." zu seinem "klassischen Stil" zurück (auch wenn hier erstmals Ausserirdische ein Thema sind). Leider wirkt mir das Ende etwas zu hastig - diverse Fragen bleiben ungeklärt. Zudem ist mir aufgefallen, dass Kapitän Haddocks herrliche Fluchworttiraden hier (wie auch im nächsten Band) praktisch nicht mehr vorkommen.
    4.5/5


    Tim und die Picaros (1976):
    Mit seinem letzten vollendeten Band zeigte Hergé nochmals sein ganzes Können. Auch hat er erstmals einige stilistische "Modernisierungen" vorgenommen (am ehesten erkennbar an Tims Hosen), die aber sehr dezent daherkommen und daher nur positiv zu werten sind. Ein würdiger, wenn auch leider viel zu früher letzter Band. Danke, Hergé für all die tollen Comics.
    5/5


    PS: "Tim im Lande der Sowjets", welches noch vor "Tim im Kongo" in der Zeitschrift "Le Petit Vingtième" erschien, besitze ich nicht. Hergé selbst hat sich ja von diesem Erstling später distanziert, der auch nie koloriert und als einziger Tintin-Comic nie zu Lebzeiten Hergés als Buch veröffentlicht wurde. Ich finde daher: Das tue ich mir lieber nicht an. Schon "Tim in Kongo" ist teilweise eine ziemliche Qual...

  • Obwohl ollistone und viele diesen Band sehr schätzen, kann ich nicht viel damit anfangen. Keine richtige Handlung, keine "Bedrohung", kein Abenteuer, keine Spannung und Charaktere, die plötzlich nerven.


    Das ist ja gerade das Geheimnis. Die Tim&Struppi-Bände haben ja durchweg Detektiv-Sujets oder wenigstens Abenteuer-Elemente. Jedenfalls gibt es doch immer einen Bösen, dem das Handwerk gelegt wird.


    Hier aber bleibt, nach aller Aufregung: nichts. Die Figuren verlassen kein einziges Mal Schloss Mühlenhof, sind im wörtlichen Sinne an einen Schauplatz "gefesselt" (vgl. Haddocks Rollstuhl), es gibt keinen Kriminalfall (die Elster war's!), es gibt keine Einbrecher (sondern nur neugierige Journallisten), die Fußspuren waren von Wagner, die Zigeuner haben gar nichts gemacht - wenn sich der ganze Staub gelegt und das Chaos beruhigt hat, ist eigentlich überhaupt nichts passiert. Und das ist das Besondere und die ganz große Kunst dieses Bandes, den viele Liebhaber so sehr schätzen. Herge gelingt das Kunststück, eine spannende, hektische Geschichte über NICHTS zu zeichnen.

  • Spannend? Vielleicht beim ersten Lesen. Spätestens ab dann bleibt einem immer im Gedächtnis "Die Elster war's". Wie gesagt: Mein Ding ist die Story nicht - ich werde mir ihr nicht warm... Zudem finde ich die mit dem Holzhammer vorgetragene "Political Correctness" in "Die Juwelen..." betreffend die Zigeuner (die schliesslich doch nur wie Verlierer dargestellt werden) störend. Das hätte man - wenn schon - viel besser machen können, z.B. in dem die Zigeuner als Verbündete Tims im Kampf gegen das Böse oder zur Abwendungen sonstiger Bedrohungen und nicht bloss als Opfer der Gesellschaft dargestellt worden wären.


    Man stelle sich mal vor: Bond geht nach Jamaika, um nach Hintergründen zu Strangways' Ableben zu suchen. Dabei findet er heraus, dass es so einen seltsamen Typen auf 'ner Insel gibt, der sicher nichts Gutes im Schilde führt. Zudem versuchen ein paar Typen in einem Leichenwagen, ihn von der Strasse zu drängen. Am Schluss stellt sich heraus, dass wegen einer Beziehungsgeschichte Strangways ganz einfach Selbstmord begangen hat, dass Dr. No zwar tatsächlich ein bisschen wunderlich, aber sonst völlig harmlos ist und dass die Bremsen des Leichenwagens defekt waren und dieser deshalb Bonds Wagen gefährlich nahe kam. Wer will so was sehen? :D

  • Man stelle sich mal vor: Bond geht nach Jamaika, um nach Hintergründen zu Strangways' Ableben zu suchen. Dabei findet er heraus, dass es so einen seltsamen Typen auf 'ner Insel gibt, der sicher nichts Gutes im Schilde führt. Zudem versuchen ein paar Typen in einem Leichenwagen, ihn von der Strasse zu drängen. Am Schluss stellt sich heraus, dass wegen einer Beziehungsgeschichte Strangways ganz einfach Selbstmord begangen hat, dass Dr. No zwar tatsächlich ein bisschen wunderlich, aber sonst völlig harmlos ist und dass die Bremsen des Leichenwagens defekt waren und dieser deshalb Bonds Wagen gefährlich nahe kam. Wer will so was sehen? :D


    Wenn es gut gemacht ist, gerne. Sowas kann aufregend sein.

  • Zudem finde ich die mit dem Holzhammer vorgetragene "Political Correctness" in "Die Juwelen..." betreffend die Zigeuner (die schliesslich doch nur wie Verlierer dargestellt werden) störend


    Wie du ja selbst richtig schreibst, ist der Band von 1963. Die "political correctness" war damals noch nicht erfunden. Ich glaube, im Kontext der Zeit war eine solche Zeichnung der Zigeuner gegen alle Klischees noch vergleichsweise selten und mutig. Mit der heute vorherrschenden "Ich finde alle Randgruppen toll, weil sie diskriminiert werden"-Attitüde hatte das nicht viel zu tun.


    Ich verehre diesen Band, weil er komplett gegen den Strich gebürstet ist, von A bis Z. Und nie war Herges Humor besser.

  • Habe die als Kind auch geliebt. Die Bände wurden regelmäßig einmal im Jahr von der Bibliothek ausgeliehen.
    Mir haben vor allem die Schauplätze extrem gut gefallen, vor allem die noble Villa von Haddock.

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