All Time High: Die Indien-Locations aus "Octopussy"

  • Ahoi there travel agents, ich möchte meine Indien-Erlebnisse mit euch teilen. Meine Frau und ich waren vom 12. September bis 6. Oktober in Indien per Rucksack unterwegs (beziehungsweise ich erst ab dem 16., weil mich die ägyptischen Behörden nicht gehen lassen wollten). Wir haben uns von Kerala im Süden per Zug, Bus, Rikscha nach Delhi hochgearbeitet. Stationen waren unter Kochi, Mumbai, Jaipur, Sawai Madhpour - aber natürlich auch das traumhafte Udaipur und das Taj Mahal in Agra. Ich schreibe hier ausführlicher zu den Bond-Plätzen, am Ende noch ein paar Hinweise zum Rest des Subkontinents.


    UDAIPUR - TAG EINS


    "Das ist sexuelle Diskriminierung. Das muss ich unbedingt mal näher betrachten." - Das Taj Lake Palace


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    Da meine Frau Geburtstag hatte, habe ich ihr eine Übernachtung im Taj geschenkt. Im Film werden hier die Innenaufnahmen von Octopussy's Amazoneninsel gedreht. Das Lake Palace geört zu den exklusivsten Luxushotels der Welt und liegt auf Jag Niwas, einer Insel im Pichola-See direkt vor der Altstadt von Udaipur. Der Palast war einst Sommerresidenz der Maharaja-Familie, seit 1963 ist es ein Hotel. Besucher haben keinen Zugang zur Insel - es war also klar, dass wir uns das Erlebnis gönnen. Nach anderthalb Wochen Rucksacktour sahen wir zwar nicht nach Luxusmaterial aus, aber der Hund drauf. Ein Kleid hatte ich Julia aufgeschwatzt, einzupacken. Das war auch bitter nötig: Da ich im Hotel angefragt hatte, ob sie uns einen Bond-Zeitzeugen beschaffen können und sie das Geburtstagsdatum gesehen hatten (sowie wohl in meiner Mailsignatur unser Blog HuntingBond), wurden wir kurzerhand auf eine Suite hochgebucht und mit der "Octopussy"-DVD und zwei Vesper-Martinis begrüßt. Schlimmer noch, als wir zum Abendessen wollten, fragte uns der Restaurantmanager, ob er uns zum "ersten und letzten Drehort des Hotels" entführen dürfe.


    Es gibt drei Locations, von denen uns aber nur zwei in den Sinn kamen: Der Lilienteich im Innenhof des Gebäudes, hier tummeln sich die Amazonen. Und die Terrasse am Nordostende des Gebäudes mit Blick auf die Altstadt von Udaipur, hier spazieren Bond und Octopussy in einer Szene entlang. Wir dachten an die Terrasse, obgleich sie nicht "erster und letzter Drehort" ist - immerhin kann man die Terrasse für Candlelight-Dinner buchen. Tatsächlich war die Royal Gangaur gemeint, das Ruderboot, mit dem Kamal Khan auf die Insel gebracht wird und in der sich Octopussy und Bond vor dem Abspann vergnügen...


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    Der Lilienteich
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    Die Terrasse
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    Die Royal Gangaur mit dem Lake Palace im Hintergrund


    Die Royal Gangaur ist eines von zwei Ruderbooten, das der Maharaja von Udaipur (lokal auch Maharana genannt) Mitte des 19. Jahrhunderts bauen lies. Damit fuhr die Königsfamilie zum allfrühlinglichen Gangaur-Fest, einem Hinduritual zu Ehren der Ehe, an die Ufer der Altstadt, um dem Volk Geschenke zuzuwerfen. Nach der britischen Herrschaft und der Unabhängigkeit Indiens verarmten jedoch die meisten Königshäuser in Rajasthan (obgleich es sie noch gibt). In der Folge verrotteten beide Boote ungenutzt. Als die Bondcrew 1982 zu den Dreharbeiten für "Octopussy" anrückte, wollten sie unbedingt ein Boot haben ... und haben es mit lokalen Handwerkern aufwendig saniert. Dass die Stadt - und das Taj-Hotel - heute das Ruderboot haben, verdanken sie also allein Mr. Bond. :thumbup:


    Auf dem Boot gibt es keinerlei Elektrik: Wie damals wird per Hand gerudert und allein mit Kerzen illuminiert. Speisen und gekühlte Getränke werden ganz dekadent mit einem motorisierten Beiboot von der Insel aus herangefahren. Zwei Stunden auf dem Boot kosten 1500 US-Dollar, für bis zu 20 Personen ist Platz. Wie damals ist es blau und rot angestrichen. Allein der Aufbau am Heck ist anders: Im Film war hier noch ein Baldachin drauf gezimmert.


    Hier übrigens unser (englischer) Eintrag auf unserem Blog: On His Maharaja's Sacred Service


    UDAIPUR - TAG ZWEI


    "Ich wusste nicht, dass die Preise für Eier so gestiegen sind." - Das Shiv Niwas Palace


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    Ausgang des Innenhofs - im Film jedoch Außentor unmittelbar zur Altstadt im Norden des Palastkomplexes


    Am nächsten Morgen haben wir wieder auf's Festland übergesetzt - und gleich ins nächste Bondhotel eingecheckt. Das Shiv Niwas Palace ist das Hotel, in dem sowohl die Filmcrew während der Dreharbeiten abstieg als auch Bonds Udaipur-Aufenthalt filmte. Witzigerweise hat Moore in der gleichen Suite (die Nr. 5) gewohnt, in der auch die Liebes- und Balkonszene mit Magda gedreht wurden.


    Das Shiv Niwas gehört zum Palastbezirk Udaipurs. Bis 1982 war es noch Teil des Palastes, dann wurde es in ein Hotel verwandelt - die Filmcrew waren die ersten Gäste. Auch heute noch schläft der Maharaja unmittelbar nebenan: Das Shiv Niwas hat eine Autozufahrt von Osten und einen Fußgängerzuweg nach Norden in Richtung Altstadt, bei dem man auf einem abgezäunten Weg an Wachen vorbei durch den Hof des Maharaja tappert. Weiterhin gehören zum Palastkomplex mehrere Museen.


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    Suite Nr. 5, bewohnt von Mr. Moore und bespielt von Mr. Bond. Im Hintergrund der nun verglaste Balkon


    Das vermeintliche Außentor des Hotels mit den Elefantenstatuen liegt in Wahrheit im Innenhof. Selbiger Innenhof doublet auch den Innenhof vom Monsoon Palace, Kamal Khans Festung. Das Dinner mit Magda wurde am Pool des Hotels gedreht, auch die Open-Air-Rezeption wurde dort aufgebaut. Direkt hinter der vermeintlichen Rezeption liegt der Eingang zu Suite Nr. 5 - der einst offene Balkon wurde jedoch verglast.


    "Rupiiieeeeen!" - Der Jagdish-Tempel


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    Geht man vom Palastkomplex gen Norden, führt die Straße unweigerlich ins Herz der Altstadt: den Jagdish-Tempel. Entlang dieser Straße, vor dem Tempel und in den umliegenden Straßen wurde die Rikscha-Verfolgungsjagd sowie der ganze Klischee-Zirkus rund um Feuerschlucker und Fakire gedreht. Die Atmosphäre am Tempel ist ähnlich lebendig wie im Film (wobei es in Udaipur keine Kamele, sondern massig Kühe gibt). Allerdings haben uns (die vom Taj vermittelten) Zeitzeugen auch berichteten, dass damals ganz Udaipur auf der Straße zusammenkam, um für ordentlich Menschenmassen zu sorgen. Die Filmcrew hat wahllos Rupien verteilt (wie Bond im Film), um Komparsen zu bekommen. Allerdings seien sie dann am Chaos verzweifelt: denn kein Udaipurkar hörte auf die Regie und stand dann doch meist dort, wo die Rikschas fahren sollten.


    Die Gasse mit dem MI6-Versteck haben wir leider nicht gefunden, die Treppenfahrt wurde wohl aber in einer Gasse nordwestlich am Hinterausgang des Tempels gedreht. Der Innenhof, in dem die Fakire leben, dürfte zum Bagore-ki Haveli Museum auf der Rückseite des Gangaur Ghat gehören.


    "Sie nehmen englisches Geld, hoffe ich?" - Gangaur Ghat


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    Der Gangaur Ghat selbst liegt westlich vom Jagdish-Tempel am Ufer des Pichola-Sees. Ein ghat bezeichnet eine öffentliche Bade- und Waschstelle. Für gewöhnlich sind Männer und Frauen getrennt, Bond kommt im Film selbstverständlich am Frauenufer an und trifft auf Vijey.


    Die Bezeichnung Gangaur Ghat kommt vom oben bereits erwähnten Gangaur-Festival, das vor allem hier abgehalten wird. Noch heute ist das Ghat der Schmelztiegel der Stadt, wer ein bisschen dort verweilt, kann Jungs beim Plantschen und Frauen beim Wäsche waschen - beziehungsweise schwatzen - zusehen. Allerdings muss man verweilen, denn die Lebhaftigkeit ist arg ausgedünnt und hat nur noch wenig mit dem Trubel im Film zu tun. Der Grund ist falsch verstandener Protektionismus: Die Stadtverwaltung hat das Baden und Waschen offiziell verboten, die meisten Udaipurkars halten sich daran. Es kam in der jüngsten Zeit mehrmals zu Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Touristen, nachdem letztere ohne zu fragen erstere beim Baden fotografierten. Da die älteren Frauen - auch als wir dort waren - nach wie vor nackt am Ufer baden, eine delikate Situation. Allerdings geht das Verbot meiner Meinung nach in die falsche Richtung.


    Die beste Zeit, hier zu sein, ist sicher zum Jahreswechsel. Im September und Oktober - unmittelbar nach der Monsunzeit - sind alle Stufen überflutet. Im Frühling kann es sein, dass der See schon zu weit ausgetrocket ist, um noch schöne Bilder zu bekommen.


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    Spontane Baptismen zum Ganesh Chaturthi


    Richtig lebendig ist Gangaur Ghat jedoch, wenn ein Hindufest stattfindet. Wir waren zu Ganesh Chaturthi da, dem Geburtstag des Elefantengottes Ganesh. Dann strömen die Maßen zum Ufer, tanzen, baden, ziehen feine Kleider an und schmeißen mit den von Holi bekannten Farbpulvern um sich. Auch für Bondfans ist der Ort prima: Einige Cafés und Backpackerhostels in der Umgebung bieten allabendliche Vorführungen von "Octopussy" an - denn von ihren Dachterrassen aus kann man alle Schauplätze auf einmal sehen: Den Jagdish-Tempel hinter sich, das Shiv Niwas und die Inseln vor sich, den Monsoon-Palast in der Ferne.


    UDAIPUR - TAG DREI


    "Sie wohnt in dem schwimmenden Palast..." - Jag Mandir


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    Die Außenaufnahmen von Octopussy's Insel wurden vor Jag Mandir gedreht. Das ist die zweite Insel auf dem Pichola-See - sie liegt am südlichen Ende, in größerer Distanz zur Stadt. Auf der Insel steht ein alter Tempel, mittlerweile wurde es aber mit einem kleinen Luxushotel, einem Spa und Cafés zu einem Tourismusziel "upgegradet". Etwa halbstündlich fahren Boote eine Tour auf dem Pichola-See und halten auf Jag Mandir. Man kann dann so lange bleiben, wie man möchte - oder eben, bis das letzte Boot heimkehrt. Eine Rundfahrt kostet bis 15 Uhr 400 Rupien, dann zählt der Sonnenuntergangstarif für 700 Rupien. Die Ablegestelle liegt innerhalb des Stadtpalast-Komplexes (zu dem neben den Museen und der Maharaja-Residenz auch das Shiv Niwas gehört), daher muss man zuvor 50 Rupien Eintritt für das Gelände zahlen, bevor man ans Seeufer kommt.


    Die Tour lohnt sich: Schon vor dem Einsteigen kommt man unterhalb des Shiv Niwas entlang und kann auf Bond's Balkon schauen und sehen, wo sich Magda abgeseilt hat. Direkt dahinter beginnt ein riesiger Garten. Hier wurden die Dschungelszenen mit der Elefantenjagd gedreht (im Film kann man auch das oberste Stockwerk des Shiv Niwas hinter den Bäumen erkennen). Einige Location-Scouts behaupten, es sei der Garten des Shiv Niwas. Das ist allerdings eine Fehlinformation: Der Garten gehört dem Bruder des Maharaja, Zutritt ist strengstens verboten. Allerdings kann man von der Palastmauer ganz gut in den "Dschungel" herabschauen.


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    Blick von der Festungsmauer hinab zum Privatdschungel des Maharaja-Bruders


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    Unterhalb von Bond's Balkon...


    Die eigentliche Bootstour führt zunächst nach Norden am Stadtpalast vorbei - von wo aus Vijey und Bond zu Beginn aus der Rikscha auf den Monsoon Palace schauten - und dann an Gangaur Ghat vorbei. Dann dreht das Boot gen Süden und zirkelt am Taj Lake Palace und dem davor ankernden Royal Gangaur vorbei, bevor es auf Jag Mandir anlegt. Die Oktopoden am Landungssteg waren natürlich nur Kulisse, die Elefantenstatuen mit Blick auf den See sind jedoch echt. Am besten kann man sie sehen, wenn das Boot wieder ablegt - Steuerbordseite.


    "Da wohnt Kamal ... im Monsun-Palast" - Sajjan Garh, der Monsoon Palace


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    Am Abend unseres letzten Udaipur-Tages wollten wir noch zum Bösewicht. Der Monsoon Palace - einheimisch Sajjan Garh - thront gut sichtbar auf einem Berg westlich von Udaipur. Aus dem Stadtzentrum fahren Taxen und Rikschas in circa 20 Minuten hinauf. Der Park liegt in einem Naturschutzgebiet, daher dürfen Rikschas ab Eingang nicht weiter. Ein gewitzter Taxifahrer bietet einen täglichen Sonnenuntergangs-Shuttle an. Hin und zurück für 250 Rupien, weitere 300 kostet der Parkeintritt. Der Kerl heißt Tillu (Handynummer: +919784400120). Es lohnt sich, Plätze zu reservieren, denn sein Bus hat nur für sieben gestapelte Menschen Platz und ist sehr beliebt.


    Der Palast an sich ist leider enttäuschend: Seit Jahrzehnten wartet er auf Renovierung, das Eingangstor verfällt und das Innere ist komplett entkernt. Sämtliche Innenaufnahmen aus Kamal Khans Festung entstanden entweder im Studio oder im Vorhof des Shiv Niwas. Allerdings ist die Atmosphäre traumhaft. Der Sonnenuntergang taucht die Nebelberge in der Ferne in ein sanftes Gold, Affen turnen auf der Brüstung umher, eine sanfte Brise weht. Vor allem junge indische Pärchen kommen hier zum heimlichen Schmusen hin...


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    Das verwitterte Palasttor

  • Das Taj Mahal


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    In Agra waren wir einige Tage später, nach Zwischenstationen in Jaipur und Delhi. Wir hatten uns nachts einen Fahrer gemietet, der uns von Delhi bis zum Sonnenaufgang nach Agra bringt - mit der Fahrtzeit vier Stunden und einer gut ausgebauten Autobahn war das kein Problem. Allerdings würde ich doch lieber empfehlen, vor Ort in einem Hostel zu übernachten. Denn wir waren um 5 Uhr da und hatten es dann nur kurz auf knapp bis zum Sonnenaufgang (6:33 Uhr) geschafft, eine schöne Stelle für's Fotografieren zu erwischen. Offiziell durfte man noch nicht ans Gelände ranfahren und der Fahrer war auch zu müde, um große Suchfahrten zu probieren.


    Was wir wollten und nach viel rumfragen tatsächlich fanden: Mehtab Bagh. Das ist der Name eines Dorfes und gleichzeitig eines Palastgartens nördlich vom Taj Mahal. Direkt zwischen dem Taj und dem Dorf fließt der Yamuna, bei Sonnenaufgang bekommt man wunderschöne Aufnahmen hin. Die Brücke zwischen Agra und Mehtab Bagh liegt im Westen der Stadt, hinter dem Roten Fort. Von dort kann man dann wieder gen Osten bis auf Höhe des Taj Mahal zurückfahren.


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    Der Eintritt in den Park kostet Geld. Das lohnt für den Park nicht mehr, für einen befreiten Blick jedoch schon. Aus Zeitgründen sind wir jedoch neben dem Park vorbeimarschiert, um auf schnellstem Weg zum Ufer zu kommen. Dort ist ein Armeestützpunkt (wtf?), der prompt den ganzen Strand wegen Anschlaggefahr abgeriegelt hat. Schön war: Wir konnten Soldaten bei ihrer Morgentoilette vor dem Taj Mahal fotografieren. Schade war: Wir kamen nicht bis ans Ufer für schöne Spiegel-Aufnahmen. Ein Einheimischer hat uns erzählt, dass Einheimische ihre Boote an einem Anleger neben dem Osttor vom Taj Mahal (also wieder am Südufer) vermieten, um vom Wasser aus Fotos zu machen. Eine andere Option, um den abgesperrten Strand zu umgehen, ist sicher, von der Eisenbahnbrücke, die die Ufer verbindet, auf eine der Sandbänke im Fluss runterzuklettern. Dort sind auch immer Frauen am Wäsche waschen ... was sicher traumhaft aussieht.


    Ohne jede Abenteuer kann man auch Punkt Sonnenaufgang auf das Gelände vom Taj Mahal (Eintritt 750 Rupien). Allerdings liegt dann das Gebäude lange im Schatten und - so hatten wir bei unserer Suche nach einem Weg zum Nordufer es gesehen - schon zu früher Zeit drängeln sich die Menschenmassen.


    Das Taj Mahal liegt rund 520 Kilometer nordöstlich von Udaipur in einem anderen Staat. Der Helikopterrundflug zu Beginn von Bonds Indienaufenthalt war also mehr als sinnlos. Man könnte sich noch einreden, dass er vom Flughafen in Delhi nicht anders weiterkam; aber selbst dafür ist das Taj ein guter Flugumweg. Die zwei Szenen, die gezeigt wurden, wurden einmal unmittelbar frontal im Gelände gefilmt. Die erste Aufnahme durch den Balkon heraus dürfte im Roten Fort entstanden sein. Das Fort liegt 1,5 Kilometer westlich in der Flussbiegung und ermöglicht ebenfalls eine wunderbare Sicht.


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    Wer noch mehr Bond-Abenteuer in Indien erleben will, dem seien zwei Orte empfohlen: Hathi Ghar und Ranthambhore.


    Elefanten kitzeln in Hathi Ghar


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    Hathi Ghar bedeutet Elefantendorf, beschreibt aber ein ganzes Areal nordöstlich von Jaipur. Jaipur - die Pinke Stadt - ist meiner Meinung nach nur wenig pink und wenig ansehnlich, hat aber den Vorteil, eine Touristenattraktion und mit dutzenden Sehenswürdigkeiten im Umland gesegnet zu sein. Mehrere Rajathanis verdienen sich daher ihr Geld mit der Elefantenzucht und setzen Touristen auf die Dickhäuter. Wem das zu blöde ist, der besucht die Elefanten einfach zuhause: in Hathi Ghar.


    Rikschafahrer bringen einen für 150 Rupien aus der Jaipurer Altstadt zu der Gegend, es dauert nur zehn Minuten. Vor Ort besucht man dann die "Stallungen" - eher den Parkplatz - eines der Elefantenbesitzer. Insgesamt gibt es über 80 Elefanten in der Region, fünf bis zwölf pro Besitzer. Die Besitzer wollen natürlich Ausritte, Fütterungen oder rituelle Bemalungen und Waschungen verkaufen. Einfach angucken ist aber auch okay, einen kleine Futterspende wird erwartet.


    "Zurück in den Tank!" - Tiger jagen in Ranthambhore


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    Ranthambhore ist ein Nationalpark im Osten von Rajasthan. Der Haupteingang liegt nahe des Dorfes Sawai Madhpour, das unzählige Hotels beheimatet und gut vier Stunden Zugfahrt von Delhi oder drei Stunden von Jaipur entfernt ist. Von Sawai Madhpour aus werden begleitete Ausfahrten in den Nationalpark angeboten, es gibt Sonnenaufgangs- und untergangstouren zu je drei Stunden. Mitfahren kann man im Jeep zu sechst oder im Canter (eine Art Waschschüssel auf Rädern) zu zwanzigst.


    Ranthambhore beheimatet über 60 Tiger, die Chancen, einen bei einer Ausfahrt zu sehen, sind extrem hoch. Wir hatten an drei Vormittagen je eine Fahrt gemacht und einen getroffen. Wir hoffen mal, es war der, der im Park als "Mr. Bond" bekannt ist. Der Park öffnet nicht zur Monsunzeit, also nur von Herbst bis Frühjahr. Gerade zur Öffnung am 1. Oktober strömen Hunderte Inder zur Tigersafari, denn der 2. ist Gandhis Geburtstag und Nationalfeiertag. Für Touristen, die sich Ruhe wünschen, kann das daher wenig feierlich werden: Fast alle Inder (obere Kaste) verkleiden sich wie Rambo und hüpfen auf den Cantern rum wie Lemminge. Brüllt irgendwo ein Tiger, sind fünf Minuten später voll besetzte 20-30 Canter an Ort und Stelle und sorgen mit viel Krach dafür, dass das Tier im Gras bleibt.


    Wir hatten aber besonderes Glück: Als unser Tiger im Gras vor sich hinschlummerte und genügend Mittouristen zur besseren Sicht über uns drüber geklettert waren, fotografierte einer mit Blitzlicht ins Dickicht. Daraufhin war es dem Tier zuviel, es brüllte und machte einen Satz auf den (immerhin ungeschützten) Bus nach vorne. Ich fühlte mich wie Bond, sprang auf den Sitz und hatte freie "Schussbahn". Der Tiger, ein dickes Männchen, stand nur drei bis vier Meter vor mir. Dann drehte er zur Seite ab, spazierte um unseren Canter herum und trottete in den Wald davon. Das mein Herz stehengeblieben war, hatte ich erst dann bemerkt...


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    (Der Park ist übrigens auch ohne Tiger wunderschön. An einem Tag hatten wir Glück und konnten uns einen ruhigeren Jeep reservieren. Dann die Landschaft zu genießen und auch für "langweilige" Tiere - der Park ist voller Affen, Gazellen, Hirsche, Krokodile, Adler - zu halten, war ein Traum.)

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    Hallo HuntingBond,


    vielen Dank für diesen großartigen Bericht und diese tollen Bildaufnahmen. Echte Fotografen wissen, was es heißt nachts aufzustehen.


    "Udaipur" hat mich als Filmschauplatz innerhalb der Bond-Filmreihe schon immer besonders fasziniert und gehört zu den Drehorten, der auf meiner persönlichen Besuchsliste ganz oben steht.
    Obwohl der Film »Octopussy« für mich persönlich seit seinem Erscheinen im Sommer '83 in qualitativer Hinsicht ein reine Achterbahnfahrt war und immer geblieben ist, in welchem grandiose Passagen sich mit fremdschämenden Momenten immer mal wieder abwechselt, empfand ich den "Indien"-Part visuell äußerst inspirierend, so dass mich die reinen Location-Aufnahmen ohne die Action auch noch nach über dreißig Jahren immer wieder auf's Neue begeistern können.


    Witziger Weise hatte ich vor fast einen halben Jahr mal einen Buchungscheck genau für die jetzige KW vorgenommen, da ich beruflich aufgrund von Messe-Terminen oft blockiert bin. Leider war zu dem Zeitpunkt laut Informationen im Netz zu diesem Termin kein Zimmer im Taj Lake Palace zu bekommen. Entsprechende Recherchen vorab bestätigen mir nun auch, dass man nur als Hotelgast an die entsprechende Stellen gelangen kann, die im Film zu sehen sind. Zusätzlich sind aber auch viele andere Räume innerhalb dieser Anlage wunderschön, wovon ich hoffe, dass Du dort auch einige Aufnahmen machen konntest und durftest.


    Während man glauben könnte , die Stadt wäre als Drehort praktisch von Produktionsdesigner Peter Lamont für die Leinwandadaption von »Octopussy« förmlich entdeckt worden, ist Udaipur als Schauplatz schon lange vorher in Deutschen Filmtheatern spruchreif gewesen.
    Basierend auf einem Roman von Thea von Habou aus dem Jahre 1918 entstanden mit deutscher Hilfe gleich drei Verfilmungszyklen zu »Das indische Grabmal« im Laufe der Jahrzehnte.
    Während die erste Verfilmung als monumentaler Stummfilm von Joe May im Jahre 1921 entstand, der vermutlich ausschliesslich auf dem May-Filmgelände in Woltersdorf im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg abgedreht wurde, präsentierte die nächste Adaption mit dem Titel »Der Tiger von Eschnapur« Realaufnahmen in Udaipur und Mysore. Der Schwarz/Weiß-Film von Richard Albert Eichberg, kam 1938 in die Kinos und wurde seinerzeit ein sensationeller Publikumserfolg und gilt als beste Verfilmung des Buches.
    Schließlich konnte der Drehbuchautor der ersten Stummfilmfassung, Fritz Lang, nach seine Rückkehr aus den USA nach Deutschland unter der Produktion von Artur Brauner seine Fassung des Zweiteilers von »Der Tiger von Eschnapur / Das indische Grabmal« 1959 in Farbe abdrehen, Dieses farbenfrohe Remake präsentiert einen großen Teil an Schauplätzen auf der Leinwand, die sich später auch im Breitwandfilm »Octopussy« wiederfinden.



    Über die Jahre ist Udaipur auch vom deutschen Herz-Schmerz-Fernsehen entdeckt und verarbeitet worden, wobei die Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek einen gewissen Anteil daran hatte. Während sie in der TV-Serie »Das Traumhotel« in der Episode »Indien« als Hotel-Magnatin agierte, schrieb sie irgendwann den Roman »Der indische Ring«, welcher schließlich 2008 mit ihr in der Hauptrolle verfilmt wurde. Auch diese beiden TV-Beitrage haben es verstanden einen Großteil der visuellen Faszination Udaipur einzufangen und dem Zuschauer romantisierend nahe zu bringen.
    Die Verfilmung zu »Der indische Ring« ist bei youtube vollständig abrufbar und dürfte als Ergänzung dieser Reise einen gewissen Sehspaß offerieren und wenn der Kitsch auch dermassen überquiltt, so sind es doch die Aufnahmen vor Ort, die zu Gefallen wissen





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  • Danke für die Blumen! Ja, im Taj selbst habe ich auch noch Aufnahmen gemacht, es ist einfach ein rundum wunderschönes Hotel. Wenn du die Reise demnächst planst, kann ich dir gerne die Mail-Adressen der Hotelmanager geben. Alle waren sehr zuvorkommend und ermöglichen vieles.


    Und weil du von den europäischen Produktionen schreibst, die alle nach Udaipur kamen und kommen. Im Land ist es genau andersrum: In den 1960ern und 70ern war Udaipur der Drehort No. 1 für Bollywood-Produktionen. Auch das Taj musste noch mehrmals herhalten. Mittlerweile dreht die indische Filmindustrie Udaipur aber den Rücken; zu langweilig. Wirklich exotisch aus indischer Sicht sind Krachten in Amsterdam oder Bergdörfer in der Schweiz!

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