Da der Meister heute 70 Jahre alt wird, hier der offizielle Thread für den sicher bekanntesten und einflussreichsten Regisseur der Gegenwart: Steven Allan Spielberg (* 18.12.1946 in Cincinatti).
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Spielberg verdanke ich einige der prägendsten Kino- und TV-Momente überhaupt. E.T. Der Außerirdische, Unheimliche Begegnung der dritten Art oder Jurassic Park im Kino, Der weiße Hai und Zurück in die Zukunft - bis heute mein absoluter Lieblingsfilm - im Fernsehen. Sie verkörpern die einzigartige Magie und Strahlkraft des Kinos an sich für mich in einer sehr reinen und konzentrierten Form. Letztens hab ich einen Film-Marathon in chronologischer Reihenfolge begonnen und will zu den einzelnen Filmen hier was schreiben. Momentan bin ich noch beim Bonusmaterial von Jaws. Eigentlich wollte ich auch seine frühen TV-Produktionen wie 'Columbo' oder 'Haus des Bösen' in Reihenfolge sehen, muss sie aber noch nachholen. Einige Frühwerke wie 'Amblin' oder auch Teile seiner ganz frühen Super-8-Versuche wie 'Firelight' und 'Ecape to Nowhere' findet man auf youtube. Letztere allerdings nur so unvollständig, so dass es wenig Sinn macht, sie groß zu bewerten.
Amblin' (1968 )
Der 26 Minuten kurze Film folgt einem jungen Mann und einer jungen Frau, die durch die USA trampen und sich dabei ineinander verlieben, und das komplett ohne Dialoge. Wenn man bedenkt, wie aufwändig eine 35-mm-Produktion damals war, wirkt dieser Film schon sehr professionell und ausgereift. Jede Szene ist sorgfältig aufgebaut und strotzt vor Bildideen. Erzählerisch wirkt der Film zwar spielerisch leicht, aber Spielberg liefert in den 26 Minuten auch eine sehr schöne Metapher für eine langjährige Beziehung zwischen Mann und Frau mit Höhen und Tiefen ab, was für einen 22-Jährigen Regisseur erstaunlich reif wirkt. Er bewies schon mit diesem kleinen Werk ein krasses Gespür für alle filmischen Aspekte.
Duell (Duel, 1971)
Ursprünglich als Fernsehfilm der Woche nach einer Kurzgeschichte von Richard Matheson konzipiert, die im Playboy erschienen war, schaffte es Duell später sogar in die Kinos jenseits des großen Teiches. Spielberg hatte hier nur begrenzte Mittel und zehn Tage Drehzeit zur Verfügung, was aus heutiger Sicht eine unglaubliche Leistung ist. Der Thriller hat im Lauf der Jahre nichts von seiner Spannung und seiner archaischen Faszination verloren. Ähnlich wie in dem ebenfalls von Matheson geschriebenen Die unglaubliche Geschichte des Mr. C wird ein moderner Mann aus seiner alltäglichen Welt gerissen und muss sich dem uralten Kampf um die nackte Existenz stellen. "There you are, right back in the jungle again!"
Sugarland Express (1974)
Wie Amblin' und Duell ein Roadmovie, das sich gewissermaßen mit den Rollen von Mann und Frau in der modernen Zeit beschäftigt. Und das in jeweils drei verschiedenen Lebensphasen - das Kennenlernen in Amblin', die Bewährungsprobe des ersten Babys wie hier oder später die eingefahrene Ehe in Duell. In allen drei Filmen scheitern Männern an den Erwartungen von Frauen. Bei Duell wird das eigentlich nur durch ein Telefonat am Anfang deutlich, durchzieht sich aber thematisch doch durch den gesamten Film. Dieser Film hier ist im Vergleich zum Happy End von Duell jedoch so etwas wie der Gegenentwurf.
Insofern könnte man diese drei ersten Filmen sogar als eine Art thematische Trilogie sehen. Moderne Männer auf der Straße des Lebens, oder so. Paradoxerweise wirken sie vom Thema und der Ambition her reifer und erwachsener als viele der nachfolgenden Filme, die Spielberg erst so richtig berühmt machen sollten. Während er hier sozusagen die Probleme zwischen Mann und Frau thematisiert, widmet er sich später oft der Perspektive des Kindes auf problematische Eltern.
Der weiße Hai (Jaws, 1975)
Der Superknüller, nachdem das Kino nicht mehr dasselbe war wie vorher. Die Massen strömten quasi von den Stränden weg hin zu den Kinos. Viele Filmhistoriker sehen in Jaws ja den ersten Blockbuster und die Geburt des High Concept. Seither findet man in fast jedem Katastrophenfilm eine Variation des opportunistischen Bürgermeisters, der aus Profitgründen die Gefahr herunterspielt.
Ich erinnere mich noch lebhaft, wie ich ihn das erste Mal im TV gesehen habe, spät abends zu Besuch bei Onkel und Tante. Nachdem meine Eltern schon zu Bett gegangen waren, meinte mein Onkel "Jetzt wollen wir erstmal Blut sehen." Das gab es dann auch nicht zu knapp. Und die Szene, als Quint in das Maul des Hais rutscht, Horror pur...
Dabei waren die Dreharbeiten an sich für Spielberg eine ähnlich extreme Tour de Force wie für die Protagonisten. Es gibt nicht umsonst Pläne für einen eigenen Film über die Entstehung des Films. Der Roboterhai namens Bruce war ja nicht weniger launisch als der Hai im Film.