Ich sehe den Fall Tarkin ansich ähnlich wie Mister Bond eher weniger dramatisch. [...] Schauspielerei ist auch Spiel. Illusion gehört beim Film dazu.
So dramatisch ist es natürlich nicht; das stimmt. Trotzdem muss ich so etwas auch nicht toll finden. Natürlich ist Schauspielerei Spiel und Film Illusion, aber richtig gutes Schauspiel packt einen, berührt einen und reißt einen bestenfalls mit. Schauspiel kann tausendmal mehr Emotionen beim Publikum hervorrufen als noch so tolle digitale Effekte. Und da sehe ich das Problem. Dieses Digital-Hybride hat etwas enorm künstliches und seelenloses und ist damit Dimensionen von dem darstellenden "künstlichen" Spiel eines Menschen entfernt. Vielleicht ist das bei mir auch ein persönliches Ding. Ich konnte auch mit dieser Motion Capture-Technik (Lord of the Rings, Avatar) nie besonders viel anfangen. Aber das ist auch eine andere Baustelle und hat in diesen Fällen durchaus seine Berechtigung. Auch die digitalen Verjüngungskuren der letzte Jahre finde ich fürchterlich, beispielsweise Jeff Bridges in Tron: Legacy (wobei das bei der Künstlichkeit des Themas jetzt sogar nicht so störte).
Es gibt ja auch angeblich schon Überlegungen in die Jahre gekommene Stars wie Harrison Ford und Bruce Willis in ihren Paraderollen Indiana Jones und John McClane für ihre zukünftigen Abenteuer (potenziell verschiedene Zeitstufen der Handlung) an den digitalen Jungbrunnen zu führen (och, nö...). Aber auch die junge CGI-Leia in Rogue One sah schrecklich aus; fast wie eine asiatische Porzellanpuppe. Da war wirklich nichts von dem jungen, unverbraucht-frischen Wesen der 1977-Leia zu sehen. Bei Tarkin war es jetzt nicht so schlimm und schon besser gelöst, aber die Idee an sich gefällt mir persönlich trotzdem nicht.* Manche Schauspieler sind einfach nicht mehr jung und manche sind eben schon verstorben. Ich verstehe nicht, wieso man das seitens Hollywood nicht akzeptieren kann oder will. Irgendwie passt das ja doch zum Thema: Man hängt am Atem der Vergangenheit, anstatt jungen und frischen Schauspielern mit neuen Figuren, Geschichten und Formaten eine Chance zur Etablierung zu geben.
* Auch wenn es den Gesamteindruck des Films nicht stört oder gar schmälert; da muss ich euch zustimmen.
Die auch in diesem Forum schon angeschnittenen Probleme des Mainstream-Kinos liegen meiner Meinung nach ganz woanders [...]. Man dreht sich, was die Geschichten und Charaktere angeht seit einigen Jahren schon in einem spürbar enger werdenden Kreis. Es kommen wenig wirklich frische Ideen ins Kino denen (finanziell) auch etwas zugetraut wird. Es wird auf Ikonen und längst etablierte und toterzählte Reihen gebaut.
Ja, die Filmindustrie ist da in einer Spirale gefangen, aus der sie nicht mehr herauszukommen scheint. Ein bisschen muss man wohl auch dem Publikum die Schuld geben, denn der enorme Erfolg beweist ja, dass die Zuschauer Franchise und etablierte Marken im Kino sehen wollen. Wie sonst könnte man sich erklären, dass Franchise-Auskopplungen wie die eher mäßige Hobbit-Trilogie oder die biedere, nun gestarte fünfteilige (gähn…) Tierwesen-Reihe (nach Harry Potter) weltweit Milliarden einspielen? Ich habe beobachtet, dass die Menschen nur noch für die großen Event-Filme ins Kino gehen, weil man durch das Home-Kino und die digitalen Medien übersättigt ist und hochkarätige Fernseh- und Streaming-Serien dem Kino erzählerisch langsam aber sicher den Rang abgelaufen haben. Da rettet sich das Kino Hollywoods in 200 bis 300 Millionen-Spektakel nach everybodys darling Stoffen und Vorlagen. Das Einzige, was das Fernsehen zumindest budgettechnisch noch nicht leisten kann. Auf die Idee, wieder mehr auf erzählerische Klasse zu setzen, kommt scheinbar niemand. Wie im Kinojahr-Thread schon erwähnt, sind die 20-50 Millionen-Filme (Schnittstelle zwischen purem Blockbuster und purem Arthouse-Kino) mittlerweile kaum noch vertreten. Stattdessen stampft man ein Cinematic Comic- oder Bookverse nach dem anderen aus dem Boden. Leider scheint aber ein Großteil der Zuschauer genau das zu wollen…
P.S.: Die Diskussion wird jetzt arg off-topic; ich weiß.