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  • The Killer

    Nach Mank gibts auch den neuen David Fincher wieder exklusiv auf Netflix. Ich muss sagen, in der ersten Hälfte mochte ich den Film, denn er ist mal wieder wieder ein richtig typischer Fincher. Grünstichige Bilder, Off-Monologe, ein gewisser Zynismus. Die Szenen in Paris haben etwas Edward-Hopper-mäßiges. Aber mit zunehmender Länge hatte ich irgendwie Probleme, der Handlung zu folgen, was ich auch bei Mank hatte. Kann aber natürlich auch an mir liegen. Und der Zynismus wird zunehmend zum Selbstzweck, was ich ebenfalls bei sehr vielen zeitgenössischen Filmen bemängele. Letztlich ist es wohl einer dieser Filme nach dem Motto: "wenn du ihn nicht magst, hast du ihn nicht verstanden". Sei's drum.


    Von der Optik her hat er mir zumindest sehr gut gefallen. Leider scheint bei Netflix mittlerweile auch diese unsägliche Bildglättung eingestellt zu sein, ebenso wie bei allen Fernsehgeräten. Bei The Killer passt es aber in gewisser Weise zum Stil, und es entsteht eine digitale Ästhetik, die mich ein bisschen an Colateral erinnert hat. (obwohl ich den Film ungleich mehr schätze). Ich hatte während des Films den Eindruck, dass ursprünglich Brad Pitt für die Hauptrolle vorgesehen war, was sich dann auch bestätigte. Der Killer wirkt oft ein bisschen wie eine ältere Version von Tyler Durden. Aber Michael Fassbender ist trotzdem auf den Punkt besetzt. Seine regungslose, manchmal raubvogelartig wirkende Art hat etwas hypnotisches. Im Gegensatz zu vielen anderen Bondfans bin ich aber nicht der Meinung, dass Fassbender hier sehr bondartig wirkt. Bond war nie dieser emotionsgestörte Mörder, auch in den Romanen nicht. (Dort sogar oft noch weniger als in den Filmen.)

    Habe den Film nun gesehen und fand ihn ganz gut, wenngleich mir auch dieser Film den Verdacht nicht hat nehmen können, dass David Fincher das, was er visuell wie inhaltlich zu sagen hat, schon seit ein paar Filmen komplett zur Kenntnis gebracht hat. Ansonsten komme ich zu einem ähnlichen Fazit wie Martin, aber meist unter anderen Vorzeichen: Michael F. hatte wirklich ein tolles Bond-Potenzial - dieser Film hat mich weder davon abgebracht noch dazu angestachelt, es ist nur aufgrund der Geburtsurkunde einfach zu spät - es sei denn, man würde sich entschließen, mal einfach mit Ansage maximal 2-3 Bonds mit einem Darsteller machen zu wollen. Dann könnte F. immer noch gut funktionieren. Sein Kampf mit The Brute war mit die beste Nahkampf-Action, die ich seit Jahren gesehen habe. Nicht nur deshalb fand ich die zweite Hälfte (auch die Episode mit Tilda Swinton war gut, wenn auch arg vorhersehbar) deutlich stärker als die erste, bei der ich die ganze Zeit an Clint Eastwood denken musste: "Wenn du schießen willst, sollst Du schießen und nicht quasseln" - wer in seinem Leben mehr als zwei Filme gesehen hat, wusste genau, was kommt, und bis mich der Protagonist wieder von seiner wortreich erläuterten Professionalität - wohl das einzige, was für ihn spricht - überzeugte, war mehr als die Hälfte des Films vorbei. Immerhin versemmelt er es nicht.

  • Feirefiz Ich finde grundsätzlich schon, dass Fassbender Bondpotential hatte. Am ehesten kam das für mich in 'X-Men: First Class' zum Ausdruck, aber der ist nun auch schon wieder ganze 12 Jahre her. Viele Zuschauer haben aber betont, dass er speziell in 'The Killer' sehr bondartig wirkt, und den Eindruck hatte ich überhaupt nicht. Das, was er hier darstellt, ist ein kompletter Psychopath, und die völlig unkritische, zynische Art, wie der Film das rüberbringt, fand ich auch massiv unsympathisch. Wenn Bond so wäre, wäre ich nie Fan geworden. Darüber hinaus war die Story aber tatsächlich völlig vorhersehbar und hat übliche Genre-Fahrwasser keinen Millimeter verlassen. Grundsätzlich kann ich Deinem Eindruck zu Fincher leider auch zustimmen.

  • Vielleicht mit CR, aber das hätte dann auch nur drei Filme lang gehalten. :D


    Hier mal eine kleine Rückschau auf das Jahr 2023. Insgesamt habe ich rund 90 Filme gesehen. Davon leider nur 8 im Kino und den Rest im Heimkino. Wie öfters in den letzten Jahren lag es aber weniger an fehlender Zeit als an wirklich motivierenden Filmen. Und ebenfalls nur 8 aus '23, wenn ich keinen vergessen habe. Meine Präferenzen haben sich doch schon recht stark in Richtung frühere Filmgeschichte verschoben. Aus den 2000ern waren es insgesamt 13 Filme, aus den 90ern 10, aus den 80ern 28, aus dem 70ern auch 28, aus den 60ern und 50ern jeweils 5 und einen aus den 30ern.


    Die Filme aus 2023 waren:


    - Oppenheimer (10/10)

    - Mission: Impossible - Dead Reckoning Part 1 (9/10)

    - Knock at the Cabin (8/10)

    - Barbie (6,5/10)

    - Indiana Jones and the Dial of Destiny (6/10)

    - Renfield (5,5/10)

    - The Killer (4/10)

    - 65 (3/10)


    Außerdem gabs noch im Kino:


    - First Blood (10/10)

    - Im Rausch der Tiefe (7,5/10)

    - Flash Gordon (7,5/10)

    - Live and let Die (8,5/10)


    Serien-Highlights waren:


    - The Orville, Staffel 3 (9,5/10)

    - Cobra Kai, Staffel 5 (9/10)

    - Black Mirror, Staffel 6 (8,5/10)


    Bei älteren Serien, die ich angefangen habe zu schauen:


    - Breaking Bad (10/10)

    - Alfred Hitchcock Presents (10/10)

    - SeaQuest DSV (8/10)


    Bei älteren Filmen, die ich zum ersten Mal gesehen habe, waren die größten Highlights:


    - Forbidden Planet (1956, 10/10)

    - Frances (1982, 10/10)

    - Sorcerer (1977, 9/10)

    - The Lost City of Z (2016, 9/10)

    - Eye of the Cat (1969, 8,5/10)

    - Panik im Tokio-Express (1975, 8,5/10)

    - Die Braut trug schwarz (1968, 8/10)

    - Der Unsichtbare (1933, 8/10)

    - Die Hollywood-Verschwörung (2006, 8/10)

    - Stiefel, die den Tod bedeuten (1971, 8/10)


    Was waren eure Highlights so?

  • Wow, ich ehre Deine Akribie, Martin!


    Bei den 2023-Charts teilen wir die ersten beiden Plätze mit exakt der gleichen Bewertung.


    Ich beneide Dich, Flash Gordon auf der großen Leinwand gesehen zu haben, habe ich leider verpasst. Der Film war in meinen jungen Jahren einer meiner Favoriten, sank dann zu einer Guilty Pleasure, stieg im Laufe der Jahre wieder auf und ist nun nach dem De-Luxe-Re-Release wieder einer meiner absoluten Genre-Lieblinge! Generell habe ich eine Schwäche für den besonderen Zugriff Lorenzo Semples auf die amerikanische Pop-Kultur - und für Dino de Laurentiis.


    Mein eigentliches Thema aber ist Shalako, ein Western von 1968. Für uns ist er deswegen interessant, weil die Hauptdarsteller, Sean Connery und Brigitte Bardot, beide lieber hier mitgespielt haben, als die Hauptrollen in OHMSS zu übernehmen. Bei Connery wissen wir von seinem Bond-Überdruss, außerdem war die Gage wohl üppig - ob Brigitte nur des Geldes wegen lieber hier als bei EON mitgemacht hat, weiß ich nicht.


    Seit Erscheinen von OHMSS, erst recht aber danach, gibt es die Frage, wie der Film wohl mit SC gewesen wäre. In Shalako sehen wir aber sowohl die Wunschkandidaten für Mr. wie für Mrs. James Bond. Und ich war überrascht, wie wenig Chemie zwischen diesen beiden höchst attraktiven Menschen besteht, selbst als sie im Laufe des Films ein Paar werden. Bei aller dokumentierten Antipathie zwischen Lazenby und Diana Rigg und angesichts der Tatsache, des SC ein wesentlich besserer Schauspieler ist als GL, harmonieren George und Diana doch wesentlich glaubwürdiger als Sean und Brigitte.


    Und das zeigt, dass das Schicksal eben doch sehr viel richtig macht.

  • Hier mal eine kleine Rückschau auf das Jahr 2023.

    [...]

    Was waren eure Highlights so?


    Danke für Deine Liste, Martin!  :pop:

    Natürlich fühle ich mich dazu verpflichtet im Stil Deines Beitrags zu antworten, da Du mich motiviert hast, mal genau nachzuzählen wie die Jahres-Statistik bei mir ausfällt.

    Insgesamt habe ich 2023 genau 184 Filme gesehen. Davon leider 'nur' 18 im Kino und den Rest im Heimkino. Obwohl ich sehr gerne alte Filme genieße, scheint mein filmisches Hauptinteresse insgesamt doch eher an der cineastischen 'Neuzeit' festzukleben. Aus den 2020ern (inklusive 2023) und 2010ern waren es nämlich jeweils 36 Filme, aus den 2000ern 21, aus den 90ern 30, aus den 80ern 24, aus den 70ern 13, aus den 60ern 8, und 50ern 9, aus den 40ern 4 und 3 aus den 30ern.


    Mein persönliches Ranking der von mir konsumierten Kinofilme die 2023 uraufgeführt wurden:

    1. Oppenheimer - Regie: Christopher Nolan (10/10)
    2. Past Lives - Regie: Celine Song (8,5/10)
    3. Roter Himmel - Regie: Christian Petzold (8/10)
    4. Asteroid City - Regie: Wes Anderson (8/10)
    5. Barbie - Regie: Greta Gerwig (7,5/10)
    6. Killers of the Flower Moon - Regie: Martin Scorsese (7/10)
    7. Anatomie d’une chute (Anatomie eines Falls) - Regie: Justine Triet (7/10)
    8. Les trois mousquetaires: D'Artagnan (Die drei Musketiere: D'Artagnan) - Regie: Martin Bourboulon (7/10)
    9. Air (Air: Der große Wurf) - Regie: Ben Affleck (7/10)
    10. Indiana Jones and the Dial of Destiny (Indiana Jones und das Rad des Schicksals) - Regie: James Mangold (6,5/10)
    11. The Flash - Regie: Andy Muschietti (6,5/10)
    12. Guardians of the Galaxy Vol. 3 - Regie: James Gunn (6,5/10)
    13. John Wick: Chapter 4 (John Wick: Kapitel 4) - Regie: Chad Stahelski (6,5/10)
    14. Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One (Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins) - Regie: Christopher McQuarrie (6/10)
    15. Napoleon - Regie: Sir Ridley Scott (5,5/10)
    16. Elemental - Regie: Peter Sohn (5,5/10)
    17. A Haunting in Venice - Regie: Kenneth Branagh (5/10)
    18. The Creator - Regie: Gareth Edwards (4/10)

    Außerdem gab's noch im Kino:


    - Live and let Die (8,5/10) :prost:

    - Never Say Never Again (9/10)


    Serien-Highlights waren:


    Black Mirrow - Season 6 (8,5/10)

    1670 - Season 1 (8/10)

    Star Trek: Picard - Season 3 (7/10)

    Star Trek: Strange New Worlds - Season 2 (7/10)


    Die 'älteren' Filme, die bei der diesjährigen Wiederbegutachtung am aller stärksten auf mich wirkten (mit Ranking) - allesamt 10/10:


    1. Dances with Wolves (Der mit dem Wolf tanzt) - Extended cut - Regie: Kevin Costner

    2. E.T. the Extra-Terrestrial (E.T. – Der Außerirdische) - Regie: Steven Spielberg

    3. Out of Africa (Jenseits von Afrika) - Regie: Sydney Pollack

    4. First Man (Aufbruch zum Mond) - Regie: Damien Chazelle

    6. A Hidden Life (Ein verborgenes Leben) - Regie: Terrence Malick


    Die beeindruckensten Neu-Entdeckungen waren für mich:


    1. A Monster Calls (Sieben Minuten nach Mitternacht) - Regie: Juan Antonio Bayona (9/10)

    2. Darkest Hour (Die dunkelste Stunde) - Regie: Joe Wright (8,5/10)

    3. Promising Young Woman - Regie: Emerald Fennell (8/10)


    Deutlich in meiner Gunst gestiegen sind in diesem Jahr (chronologisch ohne Ranking):


    1951 - Captain Horatio Hornblower (Des Königs Admiral) - Regie: Raoul Walsh

    1961 - West Side Story - Regie: Robert Wise

    1974 - Zardoz - Regie: John Boorman

    1976 - Robin and Marian (Robin und Marian) - Regie: Richard Lester

    1977 - A Bridge Too Far (Die Brücke von Arnheim) - Regie: Richard Attenborough

    1982 - First Blood (Rambo) - Regie: Ted Kotcheff

    1999 - Man on the Moon (Der Mondmann) - Regie: Miloš Forman

    2005 - Batman Begins - Regie: Christopher Nolan

    2017 - Dunkirk - Regie: Christopher Nolan

    2018 - First Man (Aufbruch zum Mond) - Regie: Damien Chazelle

    2020 - Tenet - Regie: Christopher Nolan


    Der eindeutig schlechteste Film den ich 2023 gesehen habe war: Heart of Stone - Regie: Tom Harper, mit einer völlig verschenkten Gal Gadot und 'unserer' Nervensäge Matthias Schweighöfer. Seelenloses, uninspiriertes Superagentenkino zum abgewöhnen. Das üben wir besser nochmal Netflix.

  • Wie immer sehr schönes Jahres-Resümee, Dr. moVe, das meine Ausbeute wie immer gnadenlos in den Schatten stellt. :) Past Lives, The Flash, Killers of the Flore Moon, Napoleon, etc. stehen immer noch auf meiner Liste, die hätte ich jeweils gern im Kino gesehen. Ebenso wie Godzilla Minus One, der in meiner Provinz nirgends im Kino lief.


    Seit Erscheinen von OHMSS, erst recht aber danach, gibt es die Frage, wie der Film wohl mit SC gewesen wäre. In Shalako sehen wir aber sowohl die Wunschkandidaten für Mr. wie für Mrs. James Bond. Und ich war überrascht, wie wenig Chemie zwischen diesen beiden höchst attraktiven Menschen besteht, selbst als sie im Laufe des Films ein Paar werden. Bei aller dokumentierten Antipathie zwischen Lazenby und Diana Rigg und angesichts der Tatsache, des SC ein wesentlich besserer Schauspieler ist als GL, harmonieren George und Diana doch wesentlich glaubwürdiger als Sean und Brigitte.


    Und das zeigt, dass das Schicksal eben doch sehr viel richtig macht.

    Der steht auch noch auf meiner Liste. Rein optisch wäre BB ja wesentlich näher am Roman gewesen, aber ich kann mir dieses Menschlich-Verletzliche bei ihr ebenso wenig glaubwürdig vorstellen wie bei Connery. Diana Rigg war da schon ein absoluter Glücksgriff. Ich glaube, wenn Connery zu Tracy gesagt hätte: "I'll never find another woman like you. Will you marry me', wäre das Publikum in Gelächter ausgebrochen und hätte es für einen Witz gehalten.

  • OHMSS war ja ursprünglich als Nachfolger von TB geplant. Es wurde dann aber entschieden, YOLT vorzuziehen (angeblich hatten die Macher die Befürchtung, OHMSS wäre zu sehr "TB im Schnee statt im Wasser"). Wie auch immer: Wäre OHMSS tatsächlich schon 1967 als 5. EON-Film abgedreht worden, wäre zwangsläufig Connery zum Zug gekommen. Wir werden nie erfahren, was dabei rausgekommen wäre ;). Wobei bei diesem Gedankenspiel natürlich auch vieles Anderes zu berücksichtigen ist: Wäre hätte Regie geführt, wer das Drehbuch verfasst etc.? Wenn auch da schon Dahl und Gilbert verantwortlich gewesen wären... nein, daran mag ich mal lieber nicht denken <X . Was schlussendlich für mich bedeutet, dass OHMSS genau so "richtig" ist, wie er ist :)

  • Der steht auch noch auf meiner Liste. Rein optisch wäre BB ja wesentlich näher am Roman gewesen, aber ich kann mir dieses Menschlich-Verletzliche bei ihr ebenso wenig glaubwürdig vorstellen wie bei Connery. Diana Rigg war da schon ein absoluter Glücksgriff. Ich glaube, wenn Connery zu Tracy gesagt hätte: "I'll never find another woman like you. Will you marry me', wäre das Publikum in Gelächter ausgebrochen und hätte es für einen Witz gehalten.


    Shalako ist derzeit in der ZDF-Mediathek abrufbar.


    Zu gerne würde ich mal in ein Paralleluniversum reisen, um mir OHMSS mit SC und wem auch immer als Tracy anzusehen. Connery wird ja gerne - wohlgemerkt, nicht von Dir, Martin - abgesprochen, ein überdurchschnittlicher Schauspieler gewesen zu sein. Meiner Meinung nach ist seine Kreation und Entwicklung des Bond-Charakters von DN bis GF der klare Gegenbeweis (und seine größte schauspielerische Leistung), so wie ich z.B. Benedict Cumberbatchs Wirken in Sherlock bis einschließlich Staffel 3 wesentlich eindrucksvoller finde als alles, wofür er bislang für den Oscar nominiert wurde. Deswegen halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass Connery Bonds Entwicklung in OHMSS glaubhaft hätte vollziehen können. Wir werden es nie erfahren, zum Glück hat ihm sein Nachfolger Ehre gemacht.


    Das Argument, dass YOLT vorgezogen wurde, weil OHMSS und TB zu große Parallelen gehabt hätten, habe ich nie nachvollziehen können (muss mal wieder bei Helfenstein nachlesen). Ich glaube eher, dass EON wusste, dass man aus OHMSS keinen Larger-than-Life-Film machen konnte, und einen solchen wollte man wohl haben, nachdem erst GF und dann TB kommerziell durch die Decke gegangen waren. YOLT wiederum war sehr erfolgreich, aber nicht so sehr wie die Vorgänger, zudem war die Phantastik-Grenze erreicht. Also war EON nach YOLT in der gleichen Situation wie nach MR und DAD (mit dem Unterschied, dass YOLT ein kommerzieller Rückschlag auf höchstem Niveau war), und eine Kurskorrektur musste her, allerdings mit der nicht wirklich eingeplanten Hypothek eines erstmaligen Bond-Wechsels. Aber auch drei Jahre vorher hätte Dahl sicher nicht das Drehbuch zu OHMSS geschrieben, zumindest wäre es nicht die Achterbahnfahrt geworden, die wir seitdem genießen dürfen.


    Einmal mehr wachte ein gütiger Gott über das Franchise. Wo ist er nur geblieben?

  • Das Argument, dass YOLT vorgezogen wurde, weil OHMSS und TB zu große Parallelen gehabt hätten, habe ich nie nachvollziehen können

    Ich weiss auch nicht, ob das wirklich stimmt oder eher eine Urban Legend ist. Hab das einfach an diversen Stellen/in diversen Büchern gelesen... aber vielleicht habe die Autoren ja einfach gegenseitig voneinander abgeschrieben :P . Ich weiss jetzt auch nicht mehr gerade, was im Abspann von TB genannt wird "James Bond will return in....?". Vielleicht kann mir da jemand helfen.


    Was ich aber definitiv nie verstanden habe, ist der totale Bruch bei der Herangehensweise zwischen TB (und den 3 vorangehenden Filmen) und YOLT. Da wurde m.E. ohne Not (erstmals) ein Drehbuch verfasst, das ausser dem Handlungsort und ein paar Namen rein gar nichts mit der literarischen Vorlage zu tun hat. Zudem hat man mit Dahl und Gilbert zwei Bond-Unerfahrene auf Schlüsselpositionen gesetzt, während "Altbewährte" wie Richard Maibaum und Ted Moore übergangen wurden. Und das, obwohl TB extrem erfolgreich war und es ausserdem noch genügend für die damalige Zeit "adäquate" flemingsche Vorlagen gegeben hätte, die man hätte adaptieren können (unter anderem eben besagtes OHMSS)


    Quote

    Ich glaube eher, dass EON wusste, dass man aus OHMSS keinen Larger-than-Life-Film machen konnte, und einen solchen wollte man wohl haben, nachdem erst GF und dann TB kommerziell durch die Decke gegangen waren.

    Interessante Theorie. Da stellt sich natürlich die Frage, wie man "larger-than-life" definiert. Für mich jedenfalls ist YOLT der erste richtige larger-than-life Bond-Film. Die Filme zuvor (und auch OHMSS) hatten zwar - bis auf FRWL vielleicht - auch alle schon larger-than-life Elemente, waren aber doch noch teilweise "bodenständig". Auf YOLT trifft das nicht mehr zu: Der war einfach durchs Band "abgehoben" - Bond auf zweistündiger Achterbahnfahrt, die er eher passiv über sich ergehen lässt.

  • .

    Eigentlich gehört diese Diskussion eher in den James Bond-Sektor dieses Forums.


    Zum Drehbuch von ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE:

    Eine erste Abhandlung von 47 Seiten legt Richard Maibaum am 15 Juni 1964 den Produzenten vor.

    Bis zum endgültigen Drehbuch, welches am 5. September 1968 freigegeben wird, durchläuft dieses acht verschiedene Entwicklungsstadien, die mal mehr oder weniger umfangreich ausfallen. Roald Dahl hat mit dieser ganzen Entwicklung nie etwas zu tun.

    In jeder dieser Fassungen kommt Tracy ums Leben. In vier verschiedenen Zwischenstadien sterben auch Blofeld und Irma Bunt, bevor diese Idee fallen gelassen wird. Zwischenzeitlich wird bei den Actionszenen auch über den Aston Martin mit dem Schleudersitz nachgedacht sowie über die Einführung eines Fords Grand Turismo mit Maschinengewehren und Raketenwerfern. Die Gadgets wechseln in den Drehbuchentwürfen am laufenden Meter. 1966 ist man noch auf dem Trip Gert Fröbe zu Blofeld zu machen, ’68 wird einmal Max von Sydow intern für die Rolle vorgeschlagen.


    Die Kombi Brigitte Anne-Marie Bardot und Sean Connery als Mr. und Mrs Bond hat eigentlich nie existiert, da der Schotte im Sommer ’67 bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in aller Öffentlichkeit seinen Rücktritt von der Agentenrolle verkündigt und das französische Sexsymbol für die Rolle der Tracy erst 1968 angefragt wird als scheinbar noch nicht mal feststeht, wer der neue Bond wird und sich dies im Nachhinein als Schnapsidee erwiesen hätte. George Lazenby ist Jahrgang ’39, Bardot fast 5 Jahre älter und gerade mal 1,66 m ist, während Diana Rigg gerade mal ein Jahr älter war als der neue Hauptdarsteller und 1,74 m groß war. Bardot, die französiche Sexikone der Fünfziger, hätte wohl George Lazenby vermutlich als weitere Mrs Robinson Lazenby zu dessen "Reifeprüfung" verführt, so dass die Chance ein echtes Liebespaar zu geben, sehr knifflich gewesen wäre. [Wie es bekanntlich nicht geht, sieht man als Fan rund 50 Jahre später bei Daniel Craig und Léa Seydoux, wo Null Chemie zwischen den beiden auf der Leinwand besteht].


    Es wird immer gerne spekuliert wie und ob Sean Connery in diesem sechsten Bond-Film hätte überzeugen können. Viele sind der Ansicht, dass dies unwahrscheinlich gewesen wäre, jedoch fehlt nun mal der Beweis. Sieht man sich jedoch den weiteren Verlauf von Sean Connerys Karriere in den Siebzigern an, kann man schon ersehen, dass mehr drin gewesen wäre, jedoch auch gerade das Drehbuch und die Regie entsprechend hätten bereit sein müssen, den emotionalen/ vermenschlichten Weg einzuschlagen, wobei zu vermuten ist, dass die Produzenten kalte Füße bekommen hätten und statt eines „hochwertigen“ Filmbeitrags lieber auf Nummer Sicher gegangen wären und die emotionale Achterbahn aussen vorgelassen hätten und den nächsten überbordeten Blockbuster par excellence produzierten hätten, wo die Schauwerte und actionreifen Circus-Attraktionen als Spektakel im Vordergrund ständen während die Handlung allem Anschein nach verkümmert zurückgeblieben wäre.

    Aus heutiger Sicht gibt es auch kaum Beispiele die in diesem Genre diese Art emotionaler Achterbahn behandelt haben. In der Bundesrepublik Deutschland waren bekanntlich die Karl May-Filme in jenem Zeitfenster auch sehr erfolgreich und gerade die Winnetou-Trilogie zeigt am ehesten auf wie mit Verlust für ein kindliches Publikum umgegangen worden ist. Während die Schauspieler, die die Mörder spielten, noch jahrelang gehasst und vom Publikum abgestraft wurden, wurde das eigentliche Thema Verlust in diesen Filmwerken dagegen relativ unprätentiös und unemotional abgehandelt.

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  • Vielen Dank für Deine spannenden und informativen Darlegungen.

    wobei zu vermuten ist, dass die Produzenten kalte Füße bekommen hätten und [...] die Handlung allem Anschein nach verkümmert zurückgeblieben wäre

    Ja, das hätte ich auch vermutet. Aber eben: Wir werden es nie erfahren...

    Quote

    ’68 wird einmal Max von Sydow intern für die Rolle vorgeschlagen

    Fun Fact, da ja von Sydow 15 Jahre später in NSNA tatsächlich den Blofeld geben durfte

  • Django bzgl. "Larger than Life": Natürlich sind GF und TB erdverhafteter als YOLT, in Punkto Fantastik sind nur Gilberts spätere Filme und DAD damit vergleichbar, unabhängig vom persönlichen Ranking. Doch auch wenn namentlich DN viele SF-Momente hat, zeigen die ersten beiden Young-Filme Bond durchaus als seriösen Ermittler. Schon die Ente in der PTS von GF ist eine klare Abkehr davon. Logik wird ab hier weitgehend aufgegeben (trotz der Plot-Verbesserungen von GF im Vergleich zum Roman). Dass Bond hier nach dem Titellied auf Auric angesetzt wird, ist aufgrund ihrer Vorgeschichte in Miami völlig absurd (selbst wenn Auric danach nicht wissen sollte, dass Bond ein Agent ist - und er weiß es doch: "'n Abend 007!" -, wie sollte er ihm jemals trauen?), und so geht es in TB munter weiter. Connery ist hier der coolste Typ auf Erden, keine Frage, aber dass er ein Agent ist, müssen wir einfach glauben. Vielleicht enthält DN mehr fantastische Elemente als GF und z.T. TB. Aber in den ersten beiden Filmen spielte Connery Bond noch als fast glaubwürdige Figur. In GF und DN schwebte er dann, wie er es, glaube ich, in DAF sagt, über den Dingen. So auch in YOLT, in dem ich durchaus eine gesteigerte Fortsetzung zu den beiden Vorgängern erblicke. Ob SC inzwischen gelangweilt war oder nicht, liegt wie stets im Auge des Betrachters.


    Dass OHMSS wegen vermeintlicher TB-Parallelen verschoben worden wäre, habe ich auch oft und oft gelesen. Überzeugend fand ich das aber nie - jenseits der Standards, die für alle Bonds gelten ...

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    Die Kombi Brigitte Anne-Marie Bardot und Sean Connery als Mr. und Mrs Bond hat eigentlich nie existiert, da der Schotte im Sommer ’67 bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in aller Öffentlichkeit seinen Rücktritt von der Agentenrolle verkündigt und das französische Sexsymbol für die Rolle der Tracy erst 1968 angefragt [...]


    [...] wobei zu vermuten ist, dass die Produzenten kalte Füße bekommen hätten und statt eines „hochwertigen“ Filmbeitrags lieber auf Nummer Sicher gegangen wären und die emotionale Achterbahn aussen vorgelassen hätten und den nächsten überbordeten Blockbuster par excellence produzierten hätten, wo die Schauwerte und actionreifen Circus-Attraktionen als Spektakel im Vordergrund ständen während die Handlung allem Anschein nach verkümmert zurückgeblieben wäre.


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    Connery/Bardot: Jein. Da Sean Connery nach YOLT noch wiederholt rückfällig geworden ist (eigentlich sogar mehr als zweimal, sieht man seine durchgängige Bereitschaft in den 70ern erst mit EON und dann mit McClory, wenn nur die Bedingungen stimmten), dürfte bei Cubby/Harry die Hoffnung schon anno 68/69 trotz Plan B wohl zuletzt gestorben sein, und wenn nicht bei ihnen, dann jenseits des Atlantiks. Wenn nach Vertragsschluss ein etablierter Schauspieler wie John Gavin ausgezahlt werden konnte, hätte man sicher auch ein australisches Model ohne nachgewiesene Filmerfahrung ausgezahlt. Selbst wenn man damals vielleicht gehofft hat, Bond sei größer als sein Darsteller. Den Beweis hat allerdings erst Roger erbracht.


    Zum zweiten zitierten Punkt: Möglich - wohin die Reise hätte gehen können, zeigen mittelbar die Originalplakate zu OHMSS mit einem grinsenden Bond im Smoking auf Skiern, knapp verfolgt von einer strahlenden Tracy. Man hätte in der Werbung ja auch versuchen können, die Dramatik des letzten Filmdrittels, die Spannung der Alle-gegen Bond-Verfolgungsjagd zu antizipieren (die Trailer gingen z.T. in die Richtung, was zeigt, wie ratlos EON war - erst recht nach Lazenbys Direkt-Ausstieg). Wurde nicht getan, und das macht nur umso erstaunlicher, dass EON tatsächlich das Risiko eines zu Anfang und Ende ernsthaften und emotionalen, ja sogar tragischen Bond gegen den damals NOCH herrschenden Zeitgeist mit einem Neuling, ohne die Bank Connery, eingegangen ist, obwohl es noch keinen Beweis gab, dass Bond ohne Sean funktioniert. Gerade in diesem Fall wäre es eigentlich naheliegend gewesen, OHMSS zu verschieben und einen möglichst massentauglichen Bond zu machen und so dem Novizen den Einstieg zu erleichtern. Oder gar Flemings OHMMS-Roman entsprechend umzuschreiben und völlig zu vergeuden. Stattdessen sind Cubby und Harry der Vorlage bei allen Abweichungen mehr als gerecht geworden. Hut ab!

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    Die Kombi Brigitte Anne-Marie Bardot und Sean Connery als Mr. und Mrs Bond hat eigentlich nie existiert, da der Schotte im Sommer ’67 bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in aller Öffentlichkeit seinen Rücktritt von der Agentenrolle verkündigt und das französische Sexsymbol für die Rolle der Tracy erst 1968 angefragt wird als scheinbar noch nicht mal feststeht, wer der neue Bond wird und sich dies im Nachhinein als Schnapsidee erwiesen hätte. George Lazenby ist Jahrgang ’39, Bardot fast 5 Jahre älter und gerade mal 1,66 m ist, während Diana Rigg gerade mal ein Jahr älter war als der neue Hauptdarsteller und 1,74 m groß war. Bardot, die französiche Sexikone der Fünfziger, hätte wohl George Lazenby vermutlich als weitere Mrs Robinson Lazenby zu dessen "Reifeprüfung" verführt, so dass die Chance ein echtes Liebespaar zu geben, sehr knifflich gewesen wäre.

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    Wahrscheinlich entstand das Bild von einer Kombi Bardot/Connery dadurch, dass beide letztlich OHMSS zugunsten von Shalako abgelehnt haben. Eine Art Stinkefinger durch Rollenauswahl, wie es ihn in der Reihe ja noch öfter gab. Wie etwa Barbara Carrera, die die Titelrolle von Octopussy zugunsten von Connery ablehnte, oder Javier Bardem und Monica Bellucci, die einen Brosnan-Bond ablehnten, aber für einen Craig-Bond zusagten.


    Ich muss aber sagen, dass ich den Altersunterschied von 5 Jahren und auch den Größenunterschied nicht unbedingt als Ausschlusskriterium empfinde. Lazenby wirkte durch seine kantigen Gesichtszüge eh ein bisschen reifer, Bardot durch ihre Kindchen-schemahafte Attraktivität eher jünger/zeitlos. Es hätte auch zu der Rolle von Tracy gepasst, die ja auch schon einiges durch hat im Leben. Zumindest wäre es ein weiterer Punkt gewesen, in dem OHMSS gegenüber anderen Bondfilmen dieser Epoche, die ja eher Sugardaddy-hafte Beziehungen zeigen, seiner Zeit weit voraus gewesen wäre. Bei Größenunterschieden wird ja im Filmbusiness schon seit jeder getrickst, von Bogart bis Cruise.


    Die Frage, ob OHMSS in der Konstellation, in der er letztlich realisiert wurde, ein Glücksgriff war, über den die 'Götter der Filmwelt' gelächelt haben, ist wohl letztlich eher subjektiv - obwohl ich selbst sehr zu dieser Einschätzung tendiere. Ich lese innerhalb der Fangemeinschaft leider auch sehr oft Meinungen, nach denen er als einer der schlechtesten Bondfilme empfunden wird. Vor allem wegen Lazenby, aber auch anderer Faktoren, nach denen der Film als eher seltsamer Fremdkörper innerhalb der Reihe und irgendwie "unbondig" empfunden wird. (Also im Prinzip so, wie ich NTTD sehe) Grundsätzlich könnte ich mir sogar vorstellen, dass Connery die Herausforderungen der Story zu meistern in der Lage gewesen wäre, nur halt irgendwie nicht in diesem Zeitfenster, in dem er die Rolle und die Produzenten regelrecht hasste. Ironischerweise präsentiert OHMSS ja sogar Bond in traditioneller Schottenkluft, was dem glühendem Nationalförderer Connery sicher wie Öl runtergegangen wäre. (Ein Punkt, in dem der Australier Lazenby eher skurril wirkt). Letztlich würde ich mich zu der Aussage versteigern, dass das, was Regisseur Peter Hunt aus Lazenby herausgekitzelt hat - angesichts sowohl Lazenby's Erfahrungshorizontes als auch seiner persönlichen Einstellung und "emotionalen Intelligenz" - zu den bemerkenswertesten Schauspielführungen der Filmgeschichte zählt.

  • Gerade in diesem Fall wäre es eigentlich naheliegend gewesen, OHMSS zu verschieben und einen möglichst massentauglichen Bond zu machen und so dem Novizen den Einstieg zu erleichtern. Oder gar Flemings OHMMS-Roman entsprechend umzuschreiben und völlig zu vergeuden.

    Ja, das wäre es. Und zum Glück blieb uns zumindest Letzteres erspart.


    Doch auch wenn namentlich DN viele SF-Momente hat, zeigen die ersten beiden Young-Filme Bond durchaus als seriösen Ermittler. Schon die Ente in der PTS von GF ist eine klare Abkehr davon. Logik wird ab hier weitgehend aufgegeben (trotz der Plot-Verbesserungen von GF im Vergleich zum Roman).

    Absolute Zustimmung. Wobei ich TB insgesamt als etwas "geerdeter" wahrnehme als noch GF. Erst Guy Hamilton hat aus Bond zu dem Bond gemacht, den wir heute kennen (oder wohl eher: "kannten" :( ). Und das war nicht nur positiv, denn eben: Von da an war Logik kaum mehr ein Thema. Erst mit John Glen wurde wenigstens halbwegs versucht, der Logik wieder ein grösseres Gewicht zu geben.



    Doch auch wenn namentlich DN viele SF-Momente hat

    Die SF-Elemente in DN beschränken sich ja eigentlich nur auf die ganze Raketen-Ablenk-Sache und das Kernenergie-Zeugs. Auch wenn das aus heutiger Sicht völlig lächerlich wirkt, so war das halt vor 60 Jahren wohl durchaus im Rahmen des technischen Fortschrittsglauben denkbar. Gestört hat es mich jedenfalls nie wirklich - ich sah es eher als eine Art "MacGuffin" - zwar der Aufhänger, schlussendlich aber doch nicht handlungsrelevant. Auch das mit dem "Drachen" in DN hat mich nie gestört. Eher schon die zum Teil noch recht beschränkten Tricktechniken und der maue Score.

  • Rocky
    Hier muss ich tatsächlich zugeben, dass ich die Reihe noch nie am Stück gesehen habe. Und als Fazit muss ich wirklich sagen: Was für eine grandiose Reihe! Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Rocky der vielleicht beste Film-Held ist, der je geschaffen wurde.


    Diese Zeilen sind zwar nun schon fast 2 Jährchen alt, aber ich habe sie schon damals als sehr inspirierende Ansage empfunden, der meinerseits allerdings erst in den vergangen Wochen 'Taten' folgten.


    Somit hier nun meine chronologische Konsum-Retrospektive (per Blu-Ray) des von den Arbeiten eines Jean-Michel Basquiat, Francis Bacon und Kasimir Malewitsch beeinflußten us-amerikanischen Malers, der nebenbei auch hin wieder mal Autor, Regisseur, Gastronom, Produzent, Schauspieler, Synchronsprecher und 5-facher Vater war: Signore Sylvester Gardenzio „Sly“ Stallone.


    1976: Rocky - Vielleicht das motivierenste Werk der Filmgeschichte, das mit seinem hohen Maß der belebenden, positiven Energien mit dem es seine Zuschauer überströmt, auch bei mir wieder einen euphorischen emotionalen Impact hinterließ, was aber zu einem nicht unerheblichen Teil an der genialsten Arbeit von Bill Conti's Karriere liegt. Die Begutachtung des Making-of, das einem vor Augen führt, mit welch' einfachen Mitteln dieser legendär gewordene Filmklassiker entstanden ist, läßt den geradezu surreal anmutenden Erfolg dieses Knallers nochmal umso sensationeller und glorreicher wirken.


    1978: F.I.S.T. - Weder konzeptionell noch emotional bei weitem nicht so funktional wie Rocky, aber inhaltlich und soziologisch nach wie vor ein sehr interessantes Werk in Stallone's Œuvre. Sowohl gesellschaftspolitisch, als auch stilistisch eindeutig der ausgehenden New Hollywood-Ära zuzuordnen, finde ich es angenehm konseqent, das man Sly's Hauptfigur dabei beobachten darf, wie sie praktisch zeitgleich mit ihrem gesellschaftlichen Aufstieg mehr und mehr den Pfad des moralischen Abstiegs beschreitet.


    1979: Rocky II - Kannte ich - wie übrigens alle weiteren Rocky-Teile, mit Ausnahme von Teil VI - noch nicht (eine enorm peinliche Bildungslücke, ich weiß). Wirkte auf mich nun wie ein reiner Aufguß, also quasi ein recht simple Kopie des Vorgängers und reiht sich daher für mich nun in die leidlich große cineastische Gruppe einfallsloser Sequels von großen Filmhits ein. Nicht destotrotz: in dem was der Film sein will, insgesamt solide und handwerklich überzeugend gefertigt, was ich dem noch recht unerfahrenen Filmemacher Stallone zugestehen muß.


    1982: Rocky III - Der Übergang in die 80er wirkt hier ähnlich plakativ, aber dadurch auch erfrischend wie im Bondfranchise. Das der ehemalige Gegner im Ring nun zum Verbündeten wird, ist nach dem inhaltlich überraschungsfreien zweiten Teil ein erstaunlich cleverer Zug der Filmemacher gewesen. Und der Titelsong bringt in seiner ganzen popkulturellen Pracht das Kunststück fertig, Conti's legendärem Rocky-Thema einen weiteren 'Evergreen'-Clou hinzuzufügen. Etwas vor den Kopf gestoßen fühlte ich mich allerdings von der unglaubwürdigen Transfomation der Hauptfigur in Punkto Intelligenz und Fähigkeiten. Erlebten wir im Vorgängerwerk noch einen geistig recht simpel gestrickten, naiven Proleten, dem es sogar schwer fällt flüssige Sätze unmonton für einen Werbeclip vorzutragen, haben wir es nun plötzlich mit einem innerhalb von 2 Jahren erstaunlich gereiften Charakter zu tun, der zu einem in seinem Buisness recht professionell wirkenden Erfolgsmenschen mutiert ist, der bei zahlreichen großen Labels unter Vertrag steht (lustiger Weise sogar für die damalige DeLorean DMC-12-Werbecampagne, was den BTTF-Fanatiker in mir natürlich verzückt). Ich gönne es dieser Filmikone zwar sich weiterentwickelt zu haben, aber diese plötzliche, ja geradezu magische Wandlung ist mir etwas zu, ähm, 'over the top', um es stallonisch auszudrücken. Dennoch gefiel mir der Film mit seinem optisch sehr eindeutigen 1982er-Gewand deutlich besser als Teil 2 und das Abspann-Gemälde von LeRoy Neiman zeugt auf geschmackvolle Weise von der Maler-Seele seines Regisseurs.


    1982: First Blood - Während meiner Schulzeit in den 80ern gehörte ich zu dieser arrogant-hochnäsigen, unreifen Fraktion von Jugendlichen, die auf alle Werke von Stallone und Schwarzenegger - ohne eines davon je gesehen zu haben - mit extrem voreingenommener und somit dummer Ablehnung reagierten. Diese Herren wirkten auf mich damals einfach nicht wie Stars die Filmhelden verkörpern könnten, mit denen ich mich in jenen Tagen identifizieren wollte. So jemand wie ein dreister Detectiv Axel Foley, der sich spontan in Gourmet-Restaurants und Nobelhotels reinquasselt oder ein 'Opern-Besucher' wie Dalton-Bond oder ein alter Connery-Bond, der Belugakaviar, Wachteleier und Foie Gras aus Straßburg im Sanatorium aus seinem Reisekoffer packt symbolisierte für mich diesbezüglich schon das Maximum der macho-poser-haften Testosteron-Stange, da die offensichtlich wichtigste 'Muskelapperatur', der diese Figuren erfolgreich ihre Action-Abenteuer bestehen ließ, ihr Gehirn war. Erst mit Anfang 20 öffnete ich mich allmählich dieser speziellen Art von Muskelprotz-Kino-Kultur, die ja lange von Arnold und Sly angeführt wurde, wobei allerdings die Herren Paul Verhoeven und James Cameron im Falle von Arnold enorm viel Überzeugsarbeit für mich leisteten. Bei Stallone war es hingegen meine Erstbegutachtung von First Blood mit dem mich der Mann erstmalig 'catchte' und ich vermute damit war ich (wenn auch in einem verspäteten Zeitfenster) nicht alleine. Jedesmal wenn ich diesen Film sehe, bin ich auf's Neue verblüfft, wie souverän er mit seinem Handmade-Charme sowohl als Actionfilm, als auch Zeitzeugnis und Popkulturprodukt heute noch funktioniert. Für sich gesehen also ein super rundes Ding, das erst durch seine grotesken Sequels nachhaltig ein kontroverseres Image aufgedrückt bekam, als es hätte sein müssen.


    1985: Rambo: First Blood Part II - In seinem Release-Jahr für mich, als tief pazifstisch erzogener 11-jähriger, noch der ultimative Inbegriff eines verachtenswerten filmischen Produktes, mauserte sich diese Mutter aller militanten, filmischen Dschungelballerorgien bei mir über die Jahrzehnte zum kuriosen 'Guilty Pleasure'-Meilenstein, der inhaltlich und gesellschaftspolitisch auf genauso unfreiwillig komische Weise unterhält, wie er aus rein technischer und film-handwerklicher Sicht als erstaunlich gelungen gewertet werden kann. Besonders plakativ fiel mir diesesmal das Product Placement von Coca Cola auf, das kaum dreister für diese Art von Genre hätte ausfallen können, weil der entsprechende Automat des Getränke-Labels so viel Screenzeit zu gestanden bekommt, das man ihn fast schon als 'Nebendarsteller' bezeichnen könnte. :) James Cameron's Einfluß auf den Film als Drehbuchautor wird meiner Meinung an mehreren hoch funktionalen Actionmomenten deutlich bzw. ist es sicher kein Zufall das ich selbst in Avatar noch hier und da gewisse ähnliche Konzeptionen beim Bildaufbau und der Dramaturgie erkennen kann, wie in diesem zweiten Rambofilm, für den er nur mitschrieb. Am meisten überzeugt mich allerdings neben Stallone's umwerfend einschüchternder körperlicher Verfassung, der Score von Jerry Goldsmith, der hier einige der kultigsten Passagen seines Gesamt-Œuvres präsentieren darf.


    1985: Rocky IV - Nachdem ich mir jahrzehntelang Statements von Filmbegeisterten in meinem Umfeld, über das für und wieder des größten finanziellen Erfolghits dieses Franchise anhören durfte, wirkte der Film bei meiner kürzlichen Erstbegutachtung im Verhältnis nun doch geradezu erschreckend banal und flach. Die Handlung ist dünner und gleichzeitig märchenhafter als in allen anderen Teilen. Zudem wird das Stilmittel 'Trainingsclipmontage' hier zunehmend überstrapaziert und obwohl ich weiß wie populär das Soundtrackalbum ist, begeistert mich die Untermalung hier nicht im selben Maß wie bei den 3 Vorgängerfilmen.


    1987: Over the Top - Bisher kannte ich nur das markante Filmplakat, das wohl eines der besten in Stallone's Karriere ist. Inhalt und Tonalität des Werks waren nun allerdings für mich als ungespoilerte Person eine echte Überraschung, da die emotionale Natur das Films deutlich sentimentaler ist, als ich es erwartet hatte. Außerdem bringt der Film das Kunststück fertig, das einem der anstrengende und chronisch schlecht bezahlte Broterwerb eines Fernfahrers als attraktiver Lebensstil vermittelt wird, was schon eines dieser Art von Märchen ist, für die Hollywood geschaffen wurde.

  • 1990: Rocky V - Als verkappter Underdogsympathisant ging ich mit der Einstellung an diesen unbeliebten fünften Teil heran, ihn gut finden zu wollen, was mir allerdings im Filmverlauf zunehmend schwerer fiel, denn worauf ich nicht vorbereitet war, war der Umstand das mich die Handlung von Anfang an nicht überzeugen würde. Die Drehbuchidee der finanziell ruinierten Box-Legende, die trotz ihres Promistatus EXAKT da wieder anfangen muß, wo sie gestartet ist, fügt sich imho dramaturgisch dermaßen unglaubwürdig in die Gesamtreihe ein, das ich es nachvollziehbar finde, das diese Art von unbedingter Brechstangen-Mentalität der Autoren viele Zuschauer verprellte. Noch dazu ernücherte mich die recht uninspirierte Optik, die vielleicht etwas 'authentisches' vermitteln sollte, aber eher TV-artig als interessant auf mich wirkt. Einzig der zeitgeistliche Aspekt, das man mit dem Übergang in ein weiteres neues Franchise-Jahrzehnt wieder einen ganz anderen Weg einschlagen wollte, wirkt legitim auf mich. Leider gelang das nicht so überzeugend wie 1982 mit Teil 3. Insgesamt halte ich diesen fünften Teil aber nicht für eine so gewaltige Gurke, als jene die viele in ihm sehen. Jedenfalls fand ich den populäreren Vorgängerfilm auf seine spezielle Art auch nicht weniger schräg und schwer verdaulich.


    1997: Cop Land - Diesen ambitionierten Ausflug des Schauspieler Stallone in die Ensemble-Welten von Filmen, die sonst eher von Regie-Kalibern wie Martin Scorsese & Co zu bewundern sind, hatte ich vor 20 Jahren schon einmal gesehen, aber hatte ihn als deutlich stärker in Erinnerung. Mein aktualisierter Blick auf diese frühe Arbeit von Indiana Jones-Regisseur James Mangold vermittelte mir den Eindruck, als könne der Film die vielen gut gemeinten künstlerischen Impulse die er versucht zu setzen, nicht in dem Maß erfüllen, das man von einem wahrhaft souveränen Werk sprechen könnte. Das man vom erlesenen Cast, der sich um Stallone herum tummelt, in anderen Werken schon besseres serviert bekommen hat, ist da nicht gerade hilfreich und der orchestrale Score wirkt angesichts der im Rahmen des Genres recht beschaulichen Geschehnisse für meinen Geschmack auch nicht wirklich stimmig und passend, da er weitesgehend ziemlich dick aufträgt. Also im Gesamtbild eher ein mittelmäßiges Werk, aber dennoch sicher einer der besseren Karriere-Beiträge Stallone's in den 90ern.


    2006: Rocky Balboa - Ganze 16 Jahre nach Teil V das erstaunlich souveräne 00er-Comback, so als habe es Stallone selbst, genau wie sein Filmheld, allen nochmal beweisen wollen. Hier muß ich mich in allen Punkten unserem lieben Martin anschließen, der diesen sechsten Film als "Wunder" bezeichnete, was ich nur bestätigen kann. Wie gekonnt der Film nostalgisch mit der Franchisehistorie spielt und sie gleichzeitig glaubhaft in die Realität des Casino Royale-Jahres katapultiert ist wirklich beeindruckend. Außerdem schafft es Stallone hier seinen Serienhelden so sympathisch wie nie zuvor wirken zu lassen, der durch die Tiefschläge in seinem Leben, menschlich auf glaubhafte Weise gereift ist. Besonders den trauernden Witwer bringt er erstaunlich einfühlsam rüber. Spätestens wenn im Abspann auf mitreißende Weise die franchise-legendäre Treppe in Philadelphia als eine Art popkulturelle Wahlfahrtslocation für die gesamte Nachwelt abgefeiert wird, kann man sich nur noch äußert schwer dem Eindruck verwehren, das hier eine der bedeutensten Filmserien der Geschichte auf perfekte Weise abgeschlossen wurde.

  • Dann auch meine 5 Cents zu Rocky:


    Da ich Rocky schon als Kind kennenlernte (angefangen mit Teil II und IV), waren für mich die Kämpfe lange das absolute Highlight - sie haben übrigens dafür gesorgt, dass ich mich bis heute nicht für den Boxsport begeistern kann, denn kein wirklicher Schlagabtausch kann es an Dramatik mit den weitgehend deckungslosen Dreschereien der Rocky-Filme aufnehmen. Jahrelang zappte ich mich bevorzugt in die Kämpfe rein, deren Choreographien in der Regel meisterhaft sind, auch dank der zu Recht gepriesenen musikalischen Untermalung, zuallererst Bill Contis - da stand und steht gerade bei den ersten zwei Filmen meine Armbehaarung immer Gewehr bei Fuß. Dass ich Sly stets Arnie vorzog, ist vor allem Rocky geschuldet.


    Der Auslöser zu einem erstmals (fast) konsequent chronologischen Wiedersehen war ausgerechnet der zu Recht - auch von Sly selbst - gescholtene, aber oft - auch von Sly selbst - ein wenig zu harsch beurteilte Teil V, den ich nach der Erst- und Letztsichtung ca. 30 Jahre zuvor erstmals vor etwa 1-2 Jahren auf irgendeinem Privatsender zweitmals sah. Es ist zwar kaum zu glauben, dass der Autor von Film 1 und der Autor von Film 5 jeweils Sly heißt, aber zumindest die gute Absicht des 5. Teils war zu erkennen, auch wenn alles, was im ersten Teil authentisch ist und dem Leben abgeschaut und schön, nun Seifenopernklischees weicht. Und doch brachte er mich zur Komplettsichtung der Reihe (okay: Teil 5 habe ich nach gut einem Monat übersprungen), also: Danke sehr!


    (Außerdem beweist Teil 5 endgültig, dass Rocky nicht vom nominellen Regisseur abhängig, sondern Slys Schöpfung und Kind ist, auch wenn der Oscar damals - von Herzen gegönnt - an Avildsen ging.)


    Denn in so guter Erinnerung ich gerade den ersten Teil immer hatte, traf er mich beim ersten kompletten Wiedersehen nach über zehn Jahren wie Rockys Faust auf Apollos Auge: Der Film ist ohne Abstriche ein Meisterwerk, ein Märchen gewiss, zugleich absolut glaubwürdig, dazu und vor allem aber: eine der schönsten Liebesgeschichten in den Annalen des Films! Wie Rocky, zu der Zeit sicher alles andere als ein Hauptgewinn, die hinreißend graue Maus Adrian umwirbt und erobert, wie beide sich (fast) ohne jeden Kitsch später gegenseitig (!) - auch über diesen Film hinaus - Halt und Selbstvertrauen geben, bis zur gerne parodierten und doch so wunderbaren Schlussszene von Teil 1: Besser geht's nicht! Deswegen verneige ich mich hier auch vor der zauberhaft verhuschten Talia Shire, wenngleich der Autor Stallone ihren Part in den Sequels zunehmend und allerspätestens ab Teil IV sträflich vernachlässigte. Der Rocky von 1976 wäre ohne Adrian maximal die Hälfte wert.


    Umso schöner ist: Auch wenn es einen (wie Dr. moVe zu Recht hervorhebt: dem Zeitgeist, also der Reagan-Ära geschuldeten) spürbaren Break zwischen den 70ern und den 80ern, zwischen dem noch geerdeten Teil II und dem Hochglanz-/MTV-Rocky ab Teil III gibt (bis zum missglückten Back-to-the-roots-Teil-V, mit dem das Franchise Anfang der 90er auf Grund lief), schätze ich sehr, dass, so sehr Rocky sich auch (unglaubwürdig) wandelt, eins nie in Frage gestellt wird: die Liebe und Loyalität zwischen ihm und Adrian.


    Umso tragischer dann ihr Tod vor Einsetzen der Handlung von Teil VI, der Rocky gleichwohl zu einer Weiterentwicklung zwingt, die inhaltlich wie tonal eher an Teil 2 anknüpft: ein wirklich schöner und würdiger Abschied (die Creed-Filme tun nicht weh, sind aber verzichtbar). Wenn Rocky



    Adrian.

  • Diese Zeilen sind zwar nun schon fast 2 Jährchen alt, aber ich habe sie schon damals als sehr inspirierende Ansage empfunden, der meinerseits allerdings erst in den vergangen Wochen 'Taten' folgten.

    Das freut mich sehr, vor allem wenn es dann insgesamt ein positives Filmerleben war. Deine Kritikpunkte an den Teilen 2 bis 5 kann ich sehr gut nachempfinden, sehe sie allerdings nicht so gravierend. Rocky 2 kann man von der Handlung her absolut vorwerfen, einfach nur ein Aufguss und eine eher einfallslose Wiederholung des ersten Films zu sein. Innerhalb des Filmuniversums finde ich die Handlung aber durchaus nachvollziehbar und schlüssig, und eigentlich sogar sinnvoll. Bei sportlichen Überraschungserfolgen von No-Names stellt sich ja schon die Frage, ob es einfach nur Glück war, und der Gegner nur einen schlechten Tag hatte. Zumal der Sieg im ersten Film für Boxprofis schon arg unrealistisch anmutet. Mit dem zweiten Sieg über Apollo beweist Rocky, dass er den Platz im Olymp der Champions wirklich verdient hat und kein One-trink-pony ist. Außerdem finde ich die Weiterentwicklung der Beziehung zwischen Rocky und Adrian sehr schön.


    Dass er ab dem dritten Film dann plötzlich eloquenter und gebildeter wirkt, ist mir auch aufgefallen, ich finde es allerdings auch nicht so unrealistisch. Zudem muss ich sagen, dass der Rocky des ersten Teils zwar ein glaubwürdiger Underdog ist und Stallones wahrscheinlich beste Leistung, allerdings hätte ich diese Darstellung über die weiteren Filme hinweg auch etwas anstrengend gefunden. Wahrscheinlich hat es mit Stallones Erfolg und Status damals und dem Konkurrenzkampf mit Schwarzenegger zu tun, dass er Rocky etwas smarter darstellen wollte. Letztlich ist es für mich auch angenehmer als die umgekehrte Variante, die man bei Bond mit Craig gezeigt hat.


    Dass er im fünften Teil dann wieder genau da anfangen muss, wo er gestartet ist, wirkte auch auf mich etwas zu plakativ. Was mich an der Handlung aber sogar mehr gestört hat war, dass Paulie im Prinzip die Verantwortung für diesen katastrophalen Absturz der ganzen Familie trägt und Rocky ihm das einfach so durchgehen lässt. Danach sind sie ja dann wieder beste Kumpels. Paulie ist für mich tatsächlich die problematischste Figur der Reihe, die für mich nie so wirklich sympathisch rüberkam.


    Was Rocky für mich zu einem der besten Charaktere der Filmgeschichte macht, ist aber auch gar nicht so sehr die Qualität der einzelnen Filme, sondern die Philosophie der Figur, die dann in Rocky Balboa perfekt rüberkommt. Es kommt nicht drauf an, wie groß oder trainiert du bist, um zu gewinnen, sondern wie hartnäckig du Schläge einstecken kannst und immer wieder aufstehst. Daraus kann man tatsächlich mehr fürs Leben mitnehmen als bei den Bondfilmen. Vor allem bei den Craigfilmen könnte ich noch nicht mal ansatzweise eine derartige Philosophie erkennen. Das war für mich auch das Überraschende an den Filmen. Früher hielt ich sie immer für Sportfilme, und da ich selber immer enorm unsportlich war, hat mich das nie wirklich interessiert. Aber der Sport ist hier eigentlich nur eine Metapher für etwas viel tiefergehendes. Im besten Sinne vermitteln Actionhelden ja immer auch für die jeweilige Generation ein Rollenbild für Männlichkeit, und das tut Rocky perfekt. Interessanterweise war ich früher auch immer eher Team Schwarzenegger, zumal ich immer auch Science-Fiction-Fan war und Arnie das viel besser bediente, aber aus heutiger Sicht muss ich sagen, mit Rocky hat Stallone etwas geschaffen, das eine ganz andere Liga als diese typischen Action-Blockbuster ist, die die beiden sonst so ablieferten.

  • @Dr moVe: Hast Du eigentlich Rambo 3 bis 5 mal gesehen oder vor, nachzuholen? Die 3 mag ich auch am wenigsten von allen, aber 'John Rambo' hatte dann tatsächlich seine Qualitäten, auch wenn die gezeigte Brutalität plötzlich eine ganz andere Tonalität und Drastik hat. Die Schlussszene fand ich so gelungen, dass ich mir gewünscht hätte, die Reihe wäre so beendet gewesen.

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