The Killer
Nach Mank gibts auch den neuen David Fincher wieder exklusiv auf Netflix. Ich muss sagen, in der ersten Hälfte mochte ich den Film, denn er ist mal wieder wieder ein richtig typischer Fincher. Grünstichige Bilder, Off-Monologe, ein gewisser Zynismus. Die Szenen in Paris haben etwas Edward-Hopper-mäßiges. Aber mit zunehmender Länge hatte ich irgendwie Probleme, der Handlung zu folgen, was ich auch bei Mank hatte. Kann aber natürlich auch an mir liegen. Und der Zynismus wird zunehmend zum Selbstzweck, was ich ebenfalls bei sehr vielen zeitgenössischen Filmen bemängele. Letztlich ist es wohl einer dieser Filme nach dem Motto: "wenn du ihn nicht magst, hast du ihn nicht verstanden". Sei's drum.
Von der Optik her hat er mir zumindest sehr gut gefallen. Leider scheint bei Netflix mittlerweile auch diese unsägliche Bildglättung eingestellt zu sein, ebenso wie bei allen Fernsehgeräten. Bei The Killer passt es aber in gewisser Weise zum Stil, und es entsteht eine digitale Ästhetik, die mich ein bisschen an Colateral erinnert hat. (obwohl ich den Film ungleich mehr schätze). Ich hatte während des Films den Eindruck, dass ursprünglich Brad Pitt für die Hauptrolle vorgesehen war, was sich dann auch bestätigte. Der Killer wirkt oft ein bisschen wie eine ältere Version von Tyler Durden. Aber Michael Fassbender ist trotzdem auf den Punkt besetzt. Seine regungslose, manchmal raubvogelartig wirkende Art hat etwas hypnotisches. Im Gegensatz zu vielen anderen Bondfans bin ich aber nicht der Meinung, dass Fassbender hier sehr bondartig wirkt. Bond war nie dieser emotionsgestörte Mörder, auch in den Romanen nicht. (Dort sogar oft noch weniger als in den Filmen.)
Habe den Film nun gesehen und fand ihn ganz gut, wenngleich mir auch dieser Film den Verdacht nicht hat nehmen können, dass David Fincher das, was er visuell wie inhaltlich zu sagen hat, schon seit ein paar Filmen komplett zur Kenntnis gebracht hat. Ansonsten komme ich zu einem ähnlichen Fazit wie Martin, aber meist unter anderen Vorzeichen: Michael F. hatte wirklich ein tolles Bond-Potenzial - dieser Film hat mich weder davon abgebracht noch dazu angestachelt, es ist nur aufgrund der Geburtsurkunde einfach zu spät - es sei denn, man würde sich entschließen, mal einfach mit Ansage maximal 2-3 Bonds mit einem Darsteller machen zu wollen. Dann könnte F. immer noch gut funktionieren. Sein Kampf mit The Brute war mit die beste Nahkampf-Action, die ich seit Jahren gesehen habe. Nicht nur deshalb fand ich die zweite Hälfte (auch die Episode mit Tilda Swinton war gut, wenn auch arg vorhersehbar) deutlich stärker als die erste, bei der ich die ganze Zeit an Clint Eastwood denken musste: "Wenn du schießen willst, sollst Du schießen und nicht quasseln" - wer in seinem Leben mehr als zwei Filme gesehen hat, wusste genau, was kommt, und bis mich der Protagonist wieder von seiner wortreich erläuterten Professionalität - wohl das einzige, was für ihn spricht - überzeugte, war mehr als die Hälfte des Films vorbei. Immerhin versemmelt er es nicht.