DER VILLAIN: Karl Stromberg

  • dann bedaure ich, dass der Raum für Schauspielkunst in den 70-ern der Technik weichen musste. In den frühen 60-ern hatten die Darsteller mehr Bewegungsfreiheit, wie auch Connery selbst mit Blick auf die zunehmende Rolle der Special Effects beklagte.


    Vollkommen richtig. Sehr schade, dass die schauspielerische Leistung hinter den vielen Effects häufig verloren geht. Gerade die schnelle Schnitttechnik macht da einiges kaputt. Da lobe ich mir doch die lange Szene Silvas bei der Begrüßung Bonds auf der Insel in SF. Kein Schnitt, sondern minutenlange Schauspielerei. Und diese besticht.
    Ein Kammerspiel wie Hirchcocks "Cocktail für eine Leiche" empfinde ich jedesmal als Genuss.


    Aber zurück zu Stromberg:


    Ich finde gerade seine Ruhe bedrohlich. Goldfinger ist in seinem starken Spiel noch an Werten und Symbolen der Gegenwart interessiert. Sein Ziel ist sogar recht profan: Reichtumsmaximierung.
    Stromberg hingegen sagt selber, dass er an Geld nicht mehr interessiert ist. Er hat resigniert. Mit ihm kann man daher auch nicht verhandeln. Er verliert nie die Contenance, weil er sich für nichts mehr interessiert, was außerhalb seiner Welt geschieht. Ähnlich wie Drax. Und das passt einfach zu diesen Charakteren.
    Zu einem Drax oder einem Stromberg hätte es daher auch gar nicht gepasst, wie Goldfinger nochmals auf die Bühne zurückzukehren und davon zu reden, dass Bond nie wieder seine Pläne durchkreuzen soll. Für Drax und Stromberg gibts nur Triumph oder Untergang. Und daher dürften diese beiden armen Seelen schon fast von Bond erlöst worden sein von ihrer Schwere mit der Menschheit.

  • Ich weiß nicht. Ich finde das schon ok so, dass Stromberg nicht allzuviel Screentime hat. Wie gesagt, er ist halt der stoische, selbstüberzeugte Mann hinter allem. Eben eine Art Blofeld, wie man ihn aus FRWL oder TB kennt.

    Ich kann mir Jürgens viel besser als Blofeld vorstellen als Pleasence, Savalas oder Gray. Deren Darstellungen haben mit dem erhabenen gesichtslosen Blofeld aus FRWL und TB überhaupt nichts mehr zu tun. Jürgens dagegen strahlt als Stromberg eine überlegene Ruhe aus, die hervorragend zu dem Blofeld in FRWL und TB gepasst hätte.


    Eigentlich ist Stromberg sogar weitaus gefährlicher als Blofeld. Letzterer gibt sich mit Erpressung zufrieden - Stromberg denkt da in ganz anderen Kategorien und sieht sich als eine Art Gott, der eine neue Welt erschaffen will.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Übrigens finde ich Curd Jürgens auch in anderen Bösewicht-Rollen sehr überzeugend: z.B. in der Kommissar-Folge "Traum eines Wahnsinnigen" als Dr. Hochstätter, im Krimi "Babeck" als Mann im Rollstuhl oder im Tatort "rot-rot-rot".

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Stimmt schon: Stromberg wirkt irre bedrohlich. Das schaffte selbst Savalas Blofeld nicht und von Gray will ich gar nicht erst reden. Vor allem hatte Stromberg etwas, was die die Blofelds nie hatten: Einen richtigen, definitiven und "ehrenhaften" Abgang.


    Noch was zu Stromberg (und auch Drax): Er will die Welt verbessern bzw. retten, bedient sich aber in höchstem Masse genau jener Mittel, die die Welt überhaupt so schlecht gemacht haben (Verbrechen, Gewalt, Verrat). Leider gibt's solche Bigotterie nicht nur im Film...

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