Welche Art von Bösewicht?

  • Nachdem in einem anderen Thread bereits die News diskutiert werden, dass die McClory-Rechte inklusive Blofeld/SPECTRE nun endgültig wieder bei Eon liegen, kann man eigentlich auch hier die alte Diskussion wieder beleben.


    Abgesehen davon, dass Eon nun tatsächlich nur noch als einzige (!) Partei Bondfilme in die Kinos bringen darf, kann man nun wieder weiter spekulieren. Drehbuchautor John Logan, der Treatments für die nächsten zwei Filme geschrieben hat, gerade am Drehbuch zu "Bond 24" werkelt und vermutlich auch das Skript für "Bond 25" ausarbeiten wird, hatte ja jüngst bekräftigt: "Bond should always fight Blofeld." Was man bis dato vermutlich eher als einen ironischen Kommentar abgetan hätte, bekommt nun neue Relevanz, wenn man Folgendes beachtet:


    Erstens: John Logan schreibt die Story für gleich zwei Bondfilme.
    Zweitens: Sam Mendes ist an der Planung dieser Filme beteiligt und wird wohl bei beiden Filmen Regie führen
    Drittens: Was den alten Meldungen Nahrung geben könnte, dass die zwei Teile inhaltlich zusammenhängen
    Viertens: Eon einigt sich ausgerechnet während der Drehbuch-Entwicklung und der bald beginnenden Pre-Production zu "Bond 24" mit den McClory-Erben
    Fünftens: Man sucht nach Raoul Silva im Hause Eon wohl nach einer Steigerung in Sachen Schurken-Aura und nach einem würdigen "Kopf" von Quantum?
    Sechstens: Statements wie "Es werden keine alten Schurken mehr auftreten." (Barbara Broccoli) von den Verantwortlichen sind nicht auf die Goldwaage zu legen
    Siebtens: Blofeld ist der bekannteste und ikonenhafteste Bond-Villain; vergleichbar mit Lex Luthor im Superman-Universum
    Achtens: Man kann nach "Skyfall" auch wieder bei Null beginnen (ohne Quantum, ohne Vesper); stattdessen greift SPECTRE in das Geschehen ein. M: "Es ängstigt mich, weil wir unsere Feinde nicht mehr kennen. Auf Landkarten gibt es sie nicht mehr. Es sind keine Nationen."


    Jetzt habe ich soviele Punkte zusammengetragen, dass ich mich fast selbst überzeugt hätte. :D Dabei gehöre ich im Hinblick auf eine Blofeld-Rückkehr eher zu den Skeptikern.


    Und ich glaube es auch erst, wenn ich 2015 im Kinosessel sitze und der Katzenliebhaber tatsächlich auf der Leinwand die weiße Mieze streichelt. ;) Nein, wenn es wirklich realistisch sein sollte, so müsste man auf die Filmatribute des alten Blofeld auf jeden Fall verzichten und sich mehr an dem Roman-Charakter orientieren bzw. Blofeld ernsthafter und moderner gestalten. Zudem ist Blofeld für mich untrennbar mit SPECTRE verbunden. Ihn stattdessen als Oberhaupt von Quantum aufzubauen ergäbe meines Erachtens wenig Sinn. Was meint ihr? Ist eine Rückkehr Blofelds wahrscheinlicher geworden?

  • Dazu kommt auch noch, dass Mendes zu den Bewunderern der Nolan'schen Batman-Trilogie gehört. Irgendwann hieß es ja mal, dass er für Bond 24 und 25 unterschrieben hat, die ja beide aus der Feder von Logan kommen sollen. Eine große Franchise-Trilogie gehört heutzutage zum guten Ton für Regisseure, die etwas auf sich halten. Im ersten Film das Re-Etablieren des klassischen Ensembles (Batman Begins / Skyfall), im zweiten dann das Auftauchen des großen Erzschurken á la Joker mit Cliffhanger, und dann die epic conclusion. Abrams hat sich bei Star Trek auch an diesem Muster orientiert, mit Khan als großen Hauptschurken im zweiten Film.

  • Sehr schön ausgeführt, Martin. :thumbup:


    Und der Erfolg gibt diesem Trilogie-Muster ja bisher recht. Es fragt sich nur, ob das auf Dauer die einzige Franchise-Lösung sein kann. Diese Handlungsstruktur (obwohl genial) wird nämlich auf Dauer vorhersehbar und langweilig. Im Grunde hat auch Nolan diesen Ansatz nicht erfunden, sondern ihn nur in Perfektion angewendet. Die Original-Star Wars-Trilogie hat dieses Konzept - in meinen Augen - so formuliert. Etablierung der Helden und erster Sieg (A New Hope), düsterer, zweiter Teil mit Rückschlägen, Konfrontation mit dem Erzschurken und Cliffhanger (The Empire Strikes Back) und die epische Auflösung (Return of the Jedi). Sollte man diese Herangehensweise auch bei Bond anwenden, sollte man es auf jeden Fall spielerisch lösen und auf spannende Wendungen setzen. Aber eine Bond-Trilogie? Ob das den Bond-Fans schmecken wird? Vielen war ja schon der Zweiteiler "Casino Royale" & "Quantum of Solace" zu viel des Guten.


    Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären: Blofeld. Wie könnte man ihn in "Bond 24" einführen? Zunächst einmal würde er wohl ziemlich direkt auf Bond treffen, ohne wie in den Sechzigern eine Armada von Untergebenen vorzuschicken. Dann ist die Frage, ob man überhaupt SPECTRE verwenden will oder ob man Blofeld zum obersten Quantum-Strategen macht. Drittens wäre denkbar, dass Blofeld erstmals als Einzelschurke auftaucht, der keine Organisation oder einen Vize wie Largo vorschieben kann und somit auch erstmals eine hohe Screentime zugestanden bekommen würde. By the way: Kevin Spacey war ja Mendes` Erstwahl für Silva. Erleben wir ihn dann etwa als Ernst Stavro Blofeld?

  • Mein Problem mit Blofeld ist, dass er mittlerweile zu sehr die ikonische Villain-Gestalt der 60er Jahre geworden ist, die von Austin Powers schon intensivst aufs Korn genommen wurde. Bond ist auch keine Comic-Reihe, zu deren Verfilmung bestimmte optische Schlüsselemente dringend notwenig sind, besonders nicht heutzutage.


    Ein modernisierter Blofeld läuft dagegen Gefahr, allzu beliebig auszufallen und seinem Namen nicht Gerecht zu werden. Ich für meinen Teil habe immer noch Probleme mit der "Moriarty"-Interpretation der "SHERLOCK"-Reihe. Sicher interessant und diabolisch, wird sie aber nie das Maß aller Dinge sein, wenn man an Sherlock Holmes berühmtesten Gegenspieler denkt. Ein ähnlich radikaler Neuanfang wäre aber geboten.


    Mendes selber hat im Vorfeld zu SF betont, dass man Ton und Stil der alten Filme nicht mehr aufleben lassen könne ohne dass es wie eine Parodie wirken würde. Diesem Grundsatz wird er (unabhängig, ob Blofeld nun auftaucht oder nicht) sicher treu bleiben.

  • Mein Problem mit Blofeld ist, dass er mittlerweile zu sehr die ikonische Villain-Gestalt der 60er Jahre geworden ist, die von Austin Powers schon intensivst aufs Korn genommen wurde. Bond ist auch keine Comic-Reihe, zu deren Verfilmung bestimmte optische Schlüsselemente dringend notwenig sind, besonders nicht heutzutage.


    Absolute Zustimmung. Ich bin auch in diesem Punkt spektisch. Dass man alle Jubeljahre einen neuen Joker oder Lex Luthor serviert bekommt, gehört bei den Comic-Filmen zum guten Ton, aber bei Bond macht dieses "immer-wieder-von-neuem" wesentlich weniger Sinn. Das Bond-Franchise folgt zwar keinen linearen Gesetzen, aber ich denke, dass die Zuschauer hier (trotz Formel) immer etwas Neues geboten bekommen wollen. Interessant ist, dass bei Austin Powers überhaupt die ganze Schurkenriege der Sechziger verulkt wurde: Rosa Klebb, Largo, Goldfinger, Blofeld. Die Sechziger waren aber auch mit am holzschnittartigsten, was die Schurkenzeichnung betrifft: Dr. No ein irrer Wissenschaftler, Blofeld ein katzenstreichelndes Verbrechergenie, Largo ein piratenhafter Mafia-Boss. Das passte irgendwie in die Zeit, in der Dr. Mabuse, Dr. Fu Man Chu, Fantomas und diverse Wallace-Schurken die Leinwände unsicher machten. Heute erwartet man wesentlich mehr Differenzierung und weniger Klischees.


    Ein modernisierter Blofeld läuft dagegen Gefahr, allzu beliebig auszufallen und seinem Namen nicht Gerecht zu werden.


    Und genau das ist das Problem. Wählt man einen radikal neuen Ansatz, kann man nicht den ikonischen Blofeld beschwören. Setzt man auf die klassischen Elemente, kann das schnell albern wirken. Das ist eine Gratwanderung. Aber ich halte es nicht für völlig unmöglich. Die Figur Largo hat man 1983 ja auch modern abgewandelt und trotzdem war er noch als Flemings Largo erkennbar. Es stellt sich aber noch eine ganz andere Frage: Wenn man dieses Problem mit Blofeld hat, kann man aber auch gleich versuchen einen ähnlich ikonenhaften Schurken zu schaffen, der in mehreren Filmen auftritt, oder? Anders als die Comic-Verfilmungen ist das Bond-Franchise hier freier und weniger von den Vorlagen abhängig. Dass ein Comic-Franchise im Film ein eigenen großen Villain erst entwickelt hätte, ist mir bisher nicht bekannt. Die Bond-Macher haben aber über die Hälfte der Schurken selbst erfunden; darunter z. B. Stromberg, Zorin, Sanchez, Trevelyan, Renard und Silva. Wieso sollte es nicht auch möglich sein, eine Blofeld ebenbürtige Figur zu etablieren? Dafür müsste man aber freilich den Mut haben eine Handlung über mehrere Filme hinweg zu realisieren, sodass der Villain sich auch als Erzschurke beim Zuschauer festsetzen kann. Ein Film ist dafür einfach zu wenig, sonst hätten ja auch andere eine ähnliche Status wie Blofeld einnehmen können. Goldfinger ist bisher die einzige Ausnahme von der Regel, aber hier kamen - meines Erachtens - auch viele glückliche Umstände zusammen.

  • Eigentlich gehöre ich zu den Fans, die sich eine Rückkehr Blofelds prinzipiell vorstellen können, aber wenn man länger darüber nachdenkt, müsste es schon eine große Kreaitivät, um nicht zu sagen Genialität haben, wenn es wirklich für die meisten Zuschauer funktionieren soll. Und ohne Mendes und Logan schlecht machen zu wollen, traue ich ihnen so einen Coup nicht unbedingt zu. Am schlechtesten wäre es, wenn man es wie in Into Darkness macht und der Schurke in der Filmmitte sagt "Ich bin Ernst Stavro Blofeld", ohne dass es dramaturgisch irgendeinen Sinn hat, außer den ollen Fans ein paar Ohs und Ahs entlocken zu wollen. Dann sollte man tatsächlich lieber darauf verzichten und einen neuen Erzfeind für mehrere Filme etablieren. Da stellt sich dann aber wiederum die Frage, ob es sich noch lohnt, so ein Fass aufzumachen, wenn Craig eh nur noch ein, zwei Filme machen wird.

  • Am schlechtesten wäre es, wenn man es wie in Into Darkness macht und der Schurke in der Filmmitte sagt "Ich bin Ernst Stavro Blofeld", ohne dass es dramaturgisch irgendeinen Sinn hat, außer den ollen Fans ein paar Ohs und Ahs entlocken zu wollen. Dann sollte man tatsächlich lieber darauf verzichten und einen neuen Erzfeind für mehrere Filme etablieren. Da stellt sich dann aber wiederum die Frage, ob es sich noch lohnt, so ein Fass aufzumachen, wenn Craig eh nur noch ein, zwei Filme machen wird.


    So sehe ich das auch. Entweder man hat ein gutes Konzept oder man lässt es ganz bleiben. Ich fände so einen neuen Erzfeind ja sehr interessant. Aber du sprichst ein wahres Wort gelassen aus, Martin. Mit "Skyfall" hat man eine konsequente Fortführung der Quantum-Geschichte mehr oder minder torpediert. Stattdessen hätte man hier bereits einen Erzfeind etablieren können. Eigentlich hätte sich Mr. White für eine solche Rolle angeboten, immerhin hat er "Casino Royale" und "Quantum of Solace" überlebt...

  • An die Beiden hatte ich jetzt ausnahmsweise mal nicht gedacht. ;)


    Ich glaube, als Erzfeind wäre tatsächlich ein Einzelvillain besser, weil sich ein Darsteller dann so richtig austoben kann und dafür auch die richtige Screentime erhalten würde. Andererseits ist deine Idee sehr interessant, die Brüder in zwei verschiedenen Filmen sterben zu lassen. So müsste sich Bond einmal mit Rache an seiner Person auseinandersetzen. Quasi die Retourkutsche zu "Licence to Kill". Aber ich denke nicht, dass die Spangs es jemals auf die Leinwand schaffen werden, auch wenn sie die letzten nicht verwendeten Fleming-Main-Villians sind. Zum einen hat Eon ja bekräftigt sich nicht mehr krampfhaft an das Vorlagenmaterial zu halten, zum anderen haben die Brüder aber auch unter den Fans keine große Lobby. Sie sind ja auch - zugegebenermaßen - nicht so charakteristisch und außergewöhnlich wie die anderen Fleming-Schurken und dem Franchise fehlt sicher nichts, wenn sie weiterhin nicht adaptiert werden. Ich würd`s trotzdem toll finden, weil ich die Figuren interessant finde und mir über die Jahre schon unzählige Schauspielerduos in den Rollen vorgestellt habe.


    Aber ich schweife hier ab. Nein, für einen echten Erzfeind fände ich aus storytechnischen Gründen einen Einzelschurken doch für sinnvoller. Es müsste ja auch nicht der Boss von irgendeiner Organisation (Quantum) sein, sondern mehr so ein Anarchist ala Joker oder Renard, der bestenfalls ein paar Getreue um sich hat. Das wäre mal ein guter Ansatz, auch wenn man mit Silva schon ein wenig in diese Richtung gegangen ist. Ich fände ja auch eine (Haupt-)Schurkin mal richtig toll. Bisher hatten wir nur Henchwomen, Gegnerinnen aus der zweiten Reihe (Rosa Klebb) oder Femme Fatales, die sich erst spät outen (Elektra). Wie wär`s mit einer Anarchistin ala Harley Quinn? Alternativ könnte sich Bond ja auch einer skrupellosen Society-Lady oder einer abtrünnigen Agentin bzw. Geheimdienstkoordinatorin (mit kühler Aura ala Cate Blanchett/Tilda Swinton) stellen. Oder Bond trifft mal auf sein weiblisches Pendant ("Haywire" lässt grüßen). Industrielle, Geschäftsmänner und Militärs hatten wir schon genug. Außerdem finde ich die Überzahl an europäischen Villians langsam etwas eintönig. Ein japanischer Villian mit Bezug zur Mythologie und Geschichte seines Landes wäre sicherlich auch mal interessant.

  • (...) Und als Hobby-Autor finde ich auch Bezüge zur Mythologie in modernen Geschichten interessant, aber ich bin wohl der einzige hier, der sie in Verbindung mit dem Agententhriller-Genre für überzogen und unangebracht hält.(...)

    Ab jetzt gibt es dann wohl niemanden mehr:

    (...) Ein japanischer Villian mit Bezug zur Mythologie und Geschichte seines Landes wäre sicherlich auch mal interessant.

    :D

  • Sehr spitzfindig, Mr. Fogg. Kompliment! Hier hätte ich besser differenzieren müssen. Vielleicht ist der Begriff "Mythologie" auch ein wenig zu schwammig. In dem Zusammenhang meinte ich mit mythisch eher Verklärung, weniger religiöse Aspekte bzw. fernöstliche Götterwelten. Das japanische Mittelalter ist durch diverse Filme und Mangas ja noch stärker verklärt und überhöht worden als unser europäisches, dunkles Mittelalter. Wohl auch, weil die Japaner stärker an ihren Traditionen hängen. Mein Idee wäre also eher, dass der Villain sich für eine Art Shogun hält, in Pagoden residiert und einer Art Suzuka-Clan vorsteht. Bond reist dann Japan und taucht ala "You Only Live Twice" in eine fremde Kultur ein. Mit einem Kontrast zwischen einem molochartigen Tokio und den japanischen Land- bzw. Bergregionen, wo sich der Villian in klassischer, traditioneller Architektur verschanzt (und somit Assoziationen mit der Geschichte Japans weckt). So ein bisschen wie der Gegensatz zwischen dem Großraum-London und dem ländlischen Schottland in "Skyfall".


    Es geht mir also um die Unterscheidung zwischen Handlung und Interpretation. Wenn die Figur das selbst einbringt oder es mit der Handlung zu tun hat, habe ich weniger Probleme damit, als wenn die Macher eine solche Interpretation plakativ mit Hinweisen implizieren wollen. Klingt ein wenig pingelig, ist bei mir aber so. Es gibt ja auch in Realität und Fiktion viele Geheimdienstoperationen oder Personen die mit Decknamen aus der Geschichte und Mythologie firmierten (Operation "Walküre" u.a.). Die Schreiber des Bondforums hatten ja mal eine eigene Terrororganisation erfunden, deren Mitglieder mit Decknamen aus der nordischen Mythologie auftraten. Da gab es ein Killerduo mit den Namen Hugin & Munin usw. Das fand ich genial. Diese Killer aber nun gleich im Hinblick auf Odins getreue Raben/Boten zu interpretieren fände ich überzogen. Insofern hatte ich mich falsch ausgedrückt: Mich stören also nicht mythologische Bezüge in modernen (im Sinne von in der Gegenwart spielenden) Filmen, sondern die Tatsache, dass diese zwanghaft etwas zu bedeuten haben und interpretiert werden müssen. Wenn ich eine Story schreibe, könnte ich einen Killer ja auch "Loki" nennen, einfach nur weil es cool klingt, eingängig ist und keine Rückschlüsse auf die Identität des Attentäters zulässt. Deswegen muss die Figur aber nichts mit dem Gott der Hinterlist zu tun haben und man muss im Umkehrschluss in dem Good-Guy nicht Thor sehen, dessen moderner Mjölnir eine Knarre ist und ein Action-Szenario gleich Ragnarök darstellt. Es gibt seit einigen Jahren - wie ich finde - allgemein einen Hang zur Überinterpretation, wo Rezensenten in einfachsten Dingen alles Mögliche sehen wollen. "Das Auge sieht, was es sehen will." sagt Tom Hanks so schön und bringt in der entsprechenden Verfilmung auf den Punkt, was Dan Brown einem für einen (wenn auch spannenden) Unsinn auftischt.


    Aber das ist hier off-topic. Kurzum: Bei Silva sind mir die Hinweise einfach zu vage, um in ihm einen schlangenhaften Satan zu sehen. Aber ich will niemandem diese Interpretation madig machen. Es gibt ja auch gute Argumente für diese Auslegung (siehe Thread). Für den einen macht es Sinn, für den anderen eben nicht. Es gibt ja auch viele, die den Anspruch in der Bildsprache von "Quantum of Solace" nicht erkennen können. Alles ist eben subjektiv. Ich fürchte, es wird mich aber auch niemand - im Falle Silva - vom Gegenteil überzeugen können. Und damit sollten wir aber auch wieder zum eigentlichen Thema dieses Threads zurückkehren, sonst handeln wir uns von der Administration noch ein blaues Auge ein. :autsch:


    Danke übrigens an Mr. Fogg für den Hinweis auf meine widersprüchlichen Statements. :thx:

  • Eine Top-Zusammenfassung zur Frage einer potenziellen Blofeld-Rückkehr, Martin! :thumbup:


    In Anbetracht der vielen Kontras, teile ich deine Meinung, dass eine durch und durch gelungene Wiederbelebung des Charakters einem Geniestreich gleich kommen würde. Immerhin kennt sich John Logan ja mit der Etablierung von Erzschurken schon ein wenig aus, wenn man an seinen Star Trek-Beitrag "Nemesis" denkt.

  • Vielen Dank, Scarpine! :friends:


    Nemesis hab ich eher negativ in Erinnerung, hab ihn seit dem Kinobesuch allerdings nicht wieder gesehen. Wäre vielleicht mal ein guter Anlass für eine Neubeurteilung. Aber zumindest Commodus empfand ich in Gladiator als sehr guten Gegner. Auch die von Bill Nighy gesprochene Klapperschlange in Rango.


    Ein Schurke, der mit der Mythologie seines Landes verhaftet ist, und sich beispielsweise für einen Shogun hält, fände ich auch mal sehr interessant. Oder überhaupt ein Schurke, der in einer eigenen Phantasiewelt lebt. Also sozusagen einen richtigen Sockenschuss hat, und dadurch bedrohlich und gefährlich erscheint. Wie etwa Gaddafi, der sich als König der Könige feiern ließ und eine Amazonengarde als Leibwächter hatte. Oder der wie diverse afrikanische Diktatoren in überladenen Phantasieuniformen rumläuft, oder so etwas.

  • Da kurioser Weise nicht nur der Drehbuchautor des oft gescholtenen 'Star Trek - Nemesis' sondern sogar noch der Regisseur dieses Star Trek-Abenteuers (Stuart Baird) an der letztendlichen Fertigstellung von 'Skyfall' mitarbeitete (Schnitt), wundert es ich mich, das mir bisher kaum entsprechende analytische Vergleiche dieser Filme in den beiden jeweiligen Fandom-Netzwerken begegnet sind.

    Dabei springen einem einige Ähnlichkeiten regelrecht ins Auge, wenn man beide Filme mehrmals gesehen hat:


    - In beiden Filmen dauert es eine ganze Weile bis der Hauptvillian erscheint, der dann eine theatralische, bühnenartige Vorstellungssequenz für seinen ersten Auftritt erhält, in dem er sich vor dem Helden geradezu showartig präsentiert.
    - Beide Gegner werden als dunkles Spiegelbild des anderen gezeichnet, die von Anfang an auch selbst auf die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen und dem (Haupt-)Helden der Geschichte hinweisen.
    - Das Motiv von beiden Gegnern ist Rache.
    - Beide wurden von ihren stellvertretenden Eltern-Figuren 'fallengelassen'. Shinzon wird von den Romulanern, die für seine Existenz verantwortlich sind, als Kind ins Straflager verbannt und Silva kommt durch seine 'Mutter-Figur' M in chinesische Gefangenschaft.
    - In beiden Filmen wird der Gegner u.a. dadurch besonderns bedrohlich, das er in der Lage scheint das geheime Informationsnetzwerk der 'guten' Seite zu entschlüsseln. Silva enttarnt MI-6-Agenten, Shinzon glaubt alle geheimen Flottenpositionen der Föderation zu kennen (als 'ATAC' soll in diesem Fall ein Android dienen).
    - In beiden Filmen stirbt am Ende eine Hauptfigur des jeweiligen Franchise.
    - In beiden Werken wird das Alter des (Haupt-)Helden thematisiert - zeitweise sogar vom Gegner. Shinzon zu Picard: "You to slow old man !" Silva: "Is there any...any of the old 007 left ?"
    - Beide Filme enden mit einer Art hoffnungsvollem 'Neubeginn' - mit teilweise neuer Besetzung


    Die meisten der genannten Parallelen halte ich nicht für Zufälle, sondern ich vermute schon, das sich in erster Linie John Logan dafür verantwortlich zeichnet.
    Zumal beide Filme vom inhaltlichen Grundton die bis dahin jeweils düstersten und deprimierendsten Werke ihrer Filmreihe darstellen.
    Dennoch kann ich natürlich nur mutmaßen wer hier was geschrieben hat.
    Schließlich hatte Logan sowohl für 'Nemesis' als auch für 'Skyfall' Co-Autoren.
    Ich bin jedenfalls gespannt auf Logan's nächstes Franchise-Drehbuch, von dem ich hoffe es schenkt uns etwas 'Neues'...

  • Die meisten der genannten Parallelen halte ich nicht für Zufälle, sondern ich vermute schon, das sich in erster Linie John Logan dafür verantwortlich zeichnet.
    Zumal beide Filme vom inhaltlichen Grundton die bis dahin jeweils düstersten und deprimierendsten Werke ihrer Filmreihe darstellen.
    Dennoch kann ich natürlich nur mutmaßen wer hier was geschrieben hat.
    Schließlich hatte Logan sowohl für 'Nemesis' als auch für 'Skyfall' Co-Autoren.
    Ich bin jedenfalls gespannt auf Logan's nächstes Franchise-Drehbuch, von dem ich hoffe es schenkt uns etwas 'Neues'...


    Sehr schön zusammengefasst, Dr. moVe. Ich denke auch, dass "Skyfall" größtenteils auf Logans Konto geht. Neal Purvis & Robert Wade hatten hier - ähnlich wie bei "Quantum of Solace" - wohl nur einen geringen Einfluss auf das Endprodukt. Das ist wohl auch der wesentliche Grund, weshalb sie sich vom Franchise zurückgezogen haben. Das Duo hat die Zeichen der Zeit erkannt: Ihr Input fand in den finalen filmischen Umsetzungen immer weniger Niederschlag. Mendes und Logan haben das Skript nach diversen Berichten kontinuierlich verändert. Angeblich soll John Logan sogar 13 (!) Revisionen vorgenommen und das Drehbuch sogar teils noch während der Dreharbeiten bearbeitet haben.


    Die genannten Vergleiche erscheinen sehr einleuchtend. Ich muss auch zugeben, dass ich "Nemesis" nicht mehr so kritisch gegenüberstehe wie noch vor einigen Jahren. Der Film hat durchaus seine Qualitäten und lässt bei mir mindestens drei andere Star Trek-Filme hinter sich. Aber das ist hier off-topic. Vollstens möchte ich mich dagegen deinem Schlussappell anschließen. Ich erwarte von "Bond 24" auch eine neue, innovative Geschichte und - wenn ich ehrlich bin - ein noch gelungeneres Drehbuch als beim Vorgänger.

  • Travolta will Bond-Rolle.


    Auch wenn, wie meistens in dieser Phase, nicht viel dran sein wird - Travolta fände ich durchaus cool! :thumbup:
    Eine verrückte Performance irgendwo zwischen Pulp Fiction, Operation Broken Arrow und v.a. Face Off (dt. "Im Körper des Feindes)" hätte seine Qualitäten.


    Travolta legt nochmal nach.


    Zitat von The Telegraph

    He won’t really “close the chapter on playing villains”, he says, until he gets cast as a baddy in a James Bond film. “I would love that. They’re going a different way with their villain in this next film but I’ve spoken to Barbara Broccoli about it and she loves the idea, so that would be great.”


    Fände ich cool! :thumbup:

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