DER FILM: Lizenz zum Töten

  • Ich - als erwiesener Dalton-Hasser - finde LTK in vielerlei Hinsicht sogar gelungener als den hochgelobten TLD, da er in seiner ganzen Stimmung besser zu Dalton passt. Im übrigen ist Humor enthalten (Prediger, Qs Kamera), nur feiner und nicht ganz so plakativ wie in TLD bei der Aston-Verfolgung und Kamrans finalem Auftritt. LTK ist in sich stimmiger, wenn man sich mal auf einen härteren Bond einlässt. Wirklich hervorragend finde ich aber beide Filme nicht, was sehr viel mit Daltons Präsenz als Bond zu tun hat. Ich kaufe ihm den Bond einfach in fast keiner Szene ab: In den romantischen Szenen wirkt er viel zu weich, wie aus irgendeiner Soap, in den harten Szenen zu verbissen, er versprüht kaum Charme und Witz, sein Lächeln wirkt komisch aufgesetzt und übertrieben, nur in Actionszenen macht er sich ganz gut. (Das musste mal raus, nachdem der ganze Dalton-Thread voll damit ist, wie hervorragend Timmy ist, sorry.)


    Außerdem warten beide Filme mit einer recht fragwürdigen Moral (Mujaheddin, Rache) auf, die Bond sonst etwas mehr beachtet.
    Und das ist auch das einzig Schlimme, was LTK für mich als Bondfim dann doch grenzwertig erscheinen lässt: nicht unbedingt nur die Verbissenheit, sondern das Motiv der persönlichen Blutrache und Selbstjustiz, koste es, was es wolle. Das Drogenmotiv/Pam wird noch als Unterstützung reingebracht, ist Bond aber völlig wurscht. Er gefährdet sogar Geheimdienstmissionen, um Sanchez einfach abzuknallen, als ob das irgendetwas bewirken würde. Das ist so überhaupt nicht Bond und mir auch höchst unsympathisch. Das ist eben der kritisierte amerikanische Rambond. Daher finde ich auch Daltons erlösten Blick nach Sanchez' Tod - wie schon öfter erwähnt - absolut widerlich. Und wie gutgelaunt Felix dann plötzlich wieder war, hach. Und der MI6 nimmt Bond auch wieder auf (warum eigentlich?). Alles ist wieder gut! Als Krönung kommt dann noch der Zwinkerfisch hinterher: war alles doch gaaanz lustig, oder? :kotz:
    Nie mehr hat man einen Bondfilm mit so fragwürdiger Message. Ich war heilfroh zu sehen, dass QOS (oder auch FYEO) hier einen deutlich anderen Weg einschlug und Bond Yussuf am Ende nicht tötete.

  • Im übrigen ist Humor enthalten (Prediger, Qs Kamera), nur feiner und nicht ganz so plakativ wie in TLD bei der Aston-Verfolgung und Kamrans finalem Auftritt.


    Ich finde den aber wesentlich störender als in TLD, dessen klasssiche Auslegung den Humor gerade um den Aston Martin viel mehr zulässt.
    In einem extrem nüchternen, sachlichen Film wie LTK wirkt so eine übertriebene Witz-Einlage wie Qs Kamera mit dem Rüntgenbild wesentlich unpassender.

  • ollistone: Ist natürlich meine Interpretation (seh das wirklich nur ich so?), aber in Zusammenhang mit den anderen Faktoren am Ende, die ich erwähnt habe, ist die Legitimation der Blutrache und Selbstjustiz nicht von der Hand zu weisen.

  • Blutrache, Selbstjustiz, Rambond, ich finde, ihr hängt das alles viel zu hoch. Bond tut, was er in jedem Bond-Film seit 60 Jahren tut, er jagt den Bösewicht, und der ist am Ende tot. Dass er das hier mal nicht in ausdrücklichem Auftrag ihrer Majestät tut - wie übrigens auch bei OHMSS - ist doch nun wirklich nicht so wild. :think:

  • Ich finde den aber wesentlich störender als in TLD, dessen klasssiche Auslegung den Humor gerade um den Aston Martin viel mehr zulässt.
    In einem extrem nüchternen, sachlichen Film wie LTK wirkt so eine übertriebene Witz-Einlage wie Qs Kamera mit dem Rüntgenbild wesentlich unpassender.

    Nunja, das ist dann wohl Geschmackssache. Ich finde, diese Gags (in beiden Filmen relativ platt) in TLD zu breit ausgewalzt (erst das halbierte Auto, das nach blödester Dick&Doof-Manier zerteilt wird, der Spruch Salzkorosion, dann der ebenso blöde und lang vorbereitete Gag mit dem Eis, hmmm), während sie in LTK nur eine kleine Fußnote sind. Tatsächlich sind es diese Gags, die mich an TLD mit am meisten stören - sogar noch vor Dalton und gleichauf mit dem Pferdehinterteil! Aber ich gebe zu, dass das nur Ansichtssache ist. Wayne Newton finde ich aber wirklich cool und über den Röntgengag musste ich das erste Mal - ich schäme mich fast, es zuzugeben - herzlich lachen. :blush:

  • Blutrache, Selbstjustiz, Rambond, ich finde, ihr hängt das alles viel zu hoch. Bond tut, was er in jedem Bond-Film seit 60 Jahren tut, er jagt den Bösewicht, und der ist am Ende tot. Dass er das hier mal nicht in ausdrücklichem Auftrag ihrer Majestät tut - wie übrigens auch bei OHMSS - ist doch nun wirklich nicht so wild. :think:


    Ich finde das sehr wild, aber sei's drum. Da werden wir uns gegenseitig nicht überzeugen können.

  • Dass er das hier mal nicht in ausdrücklichem Auftrag ihrer Majestät tut - wie übrigens auch bei OHMSS - ist doch nun wirklich nicht so wild. :think:


    Für mich ist das ein himmelweiter Unterschied.
    Ich liebe z.B. Rogers "So does England".
    Und auch in SF erklärt M vor dem Verteidigungsausschuss sehr treffend, warum wir Geheimdienste noch brauchen.
    Gerade in einer Zeit, in der die Staaten an sich immer mehr in Frage gestellt werden, in der die Globalisierung neue Fragen aufwirft und in der man Geheimnisverräter grundsätzlich als positiv darstellt, da sie die Welt (vermeintlich?) transparenter machen, finde ich es schön, wenn es noch einen Helden gibt, der nicht aus persönlichen Motiven heraus, sondern aus (wie auch immer man es nennen will) selbstlosen, patriotischen, übergeordneten oder heroischen Gründen heraus handelt.
    Die Privatarmeen und One-Man-Shows, die aus (durchaus nachvollziehbaren) persönlichen Gründen Rache ausüben oder zufällig in einen Konflikt hineingezogen werden, haben wir doch schon zuhauf.

  • Ist ja alles gut und schön, aber M hätte im Garten vom Hemingway-Haus auch sagen können: "Schnappen Sie Sanchez", und der Film wäre kein anderer gewesen.


    Klingt vielleicht doof, aber für mich spielt diese Kleinigkeit eine essentielle Rolle. Auch wenn es natürlich durchaus etwas dünn gewesen wäre, daraus die Legitimation für einen staatlichen Auftrag zu bekommen.

  • Ist ja alles gut und schön, aber M hätte im Garten vom Hemingway-Haus auch sagen können: "Schnappen Sie Sanchez", und der Film wäre kein anderer gewesen.


    Gerade diese Szene macht für mich einen großen Teil der Stimmung des Films aus. Man sieht den Streifen einfach mit ganz anderen Augen, wenn man sich bewusst ist, dass Bond komplett ohne Rückendeckung der Firma agiert.

  • Gerade diese Szene macht für mich einen großen Teil der Stimmung des Films aus. Man sieht den Streifen einfach mit ganz anderen Augen, wenn man sich bewusst ist, dass Bond komplett ohne Rückendeckung der Firma agiert.

    Ich finde den Aspekt auch interessant, ich kann nur nicht verstehen, wie man es dem Film zur Last legen kann. Bei OHMSS stört es doch auch keinen, dass Bond auf eigen Faust agiert.

  • Genau. Allerdings handelt Bond oft auf eigene Faust. Und er handelt immer sehr eigensinnig.


    Ich finde es gut, dass er in LTK mal ganz auf sich alleine gestellt ist. In diesem Film wird gezeigt, dass Bond auch mal anders sein kann. Er ist nicht nur ein simpler Befehlsempfänger. Sondern eine tickende Zeitbombe.


    Im Grunde könnte 007 ein super Verbrecher werden, wenn er es gewollt hätte. Aber auch in LTK hat er seine Ehre. Es ist spannend mal einen Bond zu sehen der Ausgestoßen ist. Was ist so schlecht an ein bisschen Anderssein?

    "Ich helfe Menschen, die Probleme haben." - "Ein Problemlöser." - "Ich würde sagen, mehr ein Problembeseitiger." 8)

  • Gerade diese Szene macht für mich einen großen Teil der Stimmung des Films aus. Man sieht den Streifen einfach mit ganz anderen Augen, wenn man sich bewusst ist, dass Bond komplett ohne Rückendeckung der Firma agiert.

    Sooo komplett ohne immerhin inoffizielle Rückendeckung arbeitet Bond ja dann doch nicht. M lässt Bond mit nachgemurmelten Segenswünschen ("Gott mit ihnen") entkommen, Moneypenny findet heraus, wo Bond steckt, und Q reist dahin (sicher nicht mit Segen von M, aber man kann ja kaum glauben, er wüsste nicht, wo sein Cheftüftler seinen Urlaub verbringt und weshalb er wohl ausgerechnet dahin fährt), um Bond mit für das MI6 angefertigten Gadgets zu ünterstützen.


    So kann ich durchaus ollistone beipflichten, dass Bond hier letztlich wie stets auf Schurkenjagd ist, und auch wegen der inoffiziellen Zuarbeit von den üblichen Kollegen fühlt es sich für mich auch so an. Gleichzeitig kann ich Kronsteens Problem mit Bonds Motiv verstehen, ohne es selbst zu haben. Dieser Unterschied scheint mir (unabhängig vom letzten Drittel von OHMSS) schon deshalb nicht so grundsätzlich, da hier ja keine prinzipielle Umdeutung der Bond-Figur hin zum privaten Kopfgeldjäger o.ä. vorgenommen werden sollte, sondern Bond am Ende in einem ausdrücklich komödiantischen Finale zum Geheimdienst zurückkehrt. Ob man das nun alles für geglückt hält, liegt wie gesagt im Auge des Betrachters, bei mir jedenfalls funktioniert es bestens.

  • LTK ist sicherlich deutlich härter als es Bond Filme in den Jahren zuvor waren, aber als Rachebond funktioniert er kaum. Das Rachemotiv verliert der Film ja bis kurz vor dem Feuerzeug Ende vollständig aus den Augen. Bond verhält sich fast wie immer, auch wenn er Sanchez begegnet, und dann muß er auch hier auf die Hilfe von Moneypenny und insbesondere Q, der ja hier gefühlt mehr Spielzeit hat als in allen anderen Bonds zusammen, nicht verzichten.


    LTK versucht Bond zurückzuführen auf die Ursprünge des Franchises, ohne nur nostalgisch daherzukommen. Das hätte TLD auch schon werden können, aber der sieht ja zu oft noch aus als wäre er für Moore konzipiert worden.


    LTK gehört für mich auch ganz klar zu den stärksten Bonds, und ist schon damals im Kino von mir als Comeback der Qualität der Qualität empfunden worden.

  • Hier mal ein kleines Video zur Auflockerung. Ok, ich gestehe das der Humor etwas albern ist, aber ich finde es dennoch ganz witzig. Besonders das mit dem Hai und der romantischen Abspann-Musik :)


    Licence to Kill Alternate Endings

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    2 Mal editiert, zuletzt von Dalton ist Bond ()

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