DER FILM: Lizenz zum Töten

  • Sehr schön zu lesende Rezension zu diesem ebenso mutigen wie polarisierenden Bondfilm, Daniel.


    Doch auch inhaltlich ist der aufgeräumte Felix verständlich, je nach Wahl (oder auch zugleich): a) durch seine „Erlösung“ durch Bond Rache, b) durch Felix‘ Charakter: Der Mann ist Agent, der ungezählte Tote gesehen (und wahrscheinlich zu verantworten) hat, und weiß auch nach den schlimmsten Erfahrungen schnell wieder nach außen hin zu funktionieren und Haltung einzunehmen – ebenso wie Bond ja nur selten (und dann kurz) Einblicke in sein Innenleben zulässt, auch gegenüber Vertrauenspersonen. So unterschiedlich Leiter in all seinen Inkarnationen erscheint – ein wesentlicher Teil der gegenseitigen Wertschätzung Bonds und Leiters beruht stets auf dem Respekt vor der Professionalität des anderen.


    Mir stellt sich da immer die Frage, ob ein Mann wirklich durch die stellvertretetende Rache eines anderen "erlöst" werden kann. Rache hat ja eigentlich nicht nur die "Funktion", die Gerechtigkeit wieder herzustellen, sondern auch ein bisschen, den eigenen Zorn und das lähmende Gefühl der Ohnmacht zu kanalisieren. Sicherlich ist Leiter froh zu hören, dass Sanchez und alle Beteiligten ihre gerechte Strafe erhalten haben, andererseits wurde ihm damit sozusagen ein weiteres Mal ein Stück seiner männlichen Identität und Initiative genommen. Er konnte Sanchez nicht selbst fangen, sozusagen seinen Beruf nicht erfüllen, er konnte die ihm frisch angetraute Frau nicht vor Vergewaltigung und Mord beschützen und wurde selbst körperlich verstümmelt, sozusagen kastriert. Und muss nun sogar hinnehmen, dass seine einzige Möglichkeit, Kontrolle und Aktivität durch Rache zurück zu erlangen, ebenfalls schon durch Bond erledigt wurde. Felix Leiter ist eigentlich die große tragische Figur im Bonduniversum, ein Nebendarsteller im eigenen Leben. Von echten "Buddies" auf Augenhöhe konnte man bei den Bondfilmen glaube ich nie wirklich sprechen. (Außer vielleicht im Finale vom GF, wo Leiter Bond mal den A... rettet. Insofern finde ich es interessant, dass der Buch-Leiter jetzt eine eigene Comic-Reihe erhält, die nach den Vorfällen in LALD spielt.)


    Was vielleicht besser gewirkt hätte, wäre eine kurze Szene in Leiters Krankenzimmer gewesen. Ein stummes Handreichen und ein dankbares Nicken von Leiter, oder so. So am Telefon wirkt es auch etwas beiläufig, als ob es nur ein weiteres Abenteuer von James war. Aber gut, man sollte sich an dieser Szene vielleicht wirklich nicht zu sehr aufhängen.

  • Danke auch Dir für die lieben Worte, werter Martin.


    Und auch deinem Standpunkt kann ich beipflichten. Tatsächlich ist die Rolle von Felix in LTK erschreckend passiv. Nicht dass Felix jemals eine besonders AKTIVE Rolle gespielt hätte, aber wenn man bedenkt welch zentrale Bedeutung ihm in LTK im Grunde genommen beigemessen wird, wirkt es in der Tat etwas enttäuschend, zumindest aus seiner Perspektive.
    Welch Leben hier im Forum, schon wieder ein guter Denkanstoß für unsere Interpretation des Films, danke, Martin.

  • Wie ich in anderen Threads schon mehrmals erwähnte, ist mein Verhältnis zu diesem Bondwerk ein recht kompliziertes, da ich viele Jahre brauchte um die speziellen Qualitäten und Stärken des Films in vollem Maße genießen zu können - obwohl ich als Angehöriger der 'Generation Dalton' eigentlich deutlich weniger Probleme wie die breite Publikumsmasse hätte haben sollen.
    Daher freut es mich, das LTK bei meiner heutigen Wiederbegutachtung auf souveräne Weise seine volle Wirkungskraft entfalten konnte.
    Er wird sicher nie mein Top-Favorit werden, aber dies ist wahrlich ein starker Bondjahrgang. So eigentümlich der amerikanisierte Stil und Grundton des Films innerhalb des Franchise auch wirken mag - wenig Bondwerke wirken im Gesamtbild so rund und schlüssig und dabei so stringẹnt inszeniert wie John Glen's Abschiedswerk von der Reihe. Größte Stärke des Film bleibt für mich weiterhin Dalton, dessen Performance-Leistung für mich zum besten gehört, was uns unsere 6 'Amtsinhaber' bisher präsentiert haben. Größte Schwäche von LTK ist für mich nach wie vor der heftige Brutalitätsgrad, der mir in den entsprechenden Einzelszenen etwas zu bestialisch für einen 'Vorzeige-Bondfilm' mit Hang zur Bestnote ist. Ein Hauch weniger 'Gore' hätte dem Film meiner Meinung nach nicht geschadet.


    Am meisten Spaß hatte ich diesmal beim ersten Treffen Bond's mit Sanchez in dessen 'bescheidenen' Arbeitsräumlichkeiten. Großartig mit welcher subtilen Klasse die Film-Kontrahenten hier aufspielen. Am mitreißensten empfand ich die Unterwasseraction des Films, die meiner Meinung nach von der Allgemeinheit stets etwas unterbewertet wird.
    Nebenbei will ich mich noch als Lupe Lamora-Verehrer outen. Das Fandom scheint ja bezüglich den unterschiedlichen Attraktiviäten der LTK-Damen Pam und Lupe stets recht zerstritten zu sein - wobei das Pam-Lager wohl eindeutig das deutlich größere ist.
    Daher grüße ich hiermit alle Forumskollegen die ebenfalls eine klare Schwäche für die traumhaft schöne Lupe habe. Wäre ich Bond gewesen, hätte das 'Happy-End' vermutlich etwas anders ausgesehen... :blush:

  • Dein Beitrag erheitert und hebt die Stimmung im Rahmen meines Gemütes, so sehr bin ich gar gewillt, dir vor allen Dingen bei den Punkten bezüglich Talisa Soto sowie jenen der Unterwassersequenzen beizupflichten, beide Aspekte halte ich für sagenhafte Stärken des '89er Jahrgangs, wohlgesonnen ist dir mein LTK-Herz auch dann, wenn du so schön hervorhebst, wie bemerkenswert das Spiel zwischen Dalton und Davi erscheint, ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Argumentationsträger auf der Pro-Seite.
    Eine ähnlich grandiose Leistung liefert uns Dalton u.a. in dem äußerst unbekannten Werk "Framed" von '92/93, dies nur am Rande.


    LG

  • Ihr Lieben, habe meine dreijährige LTK-Rezension ein wenig aufgehübscht, Part 1.2 im nächsten Beitrage, LG


    Rezension im Geiste von
    Anfang 2014 bzw. 2016 bzw. hoch lud ich sie nun 2019 bzw. sie
    entbehrt der zeitlichen Einordnung, LTK '89 KANN nicht rezensiert und
    rezensagt werden, diesen Geniestreich müssen Sie erfahren am eigenen
    Kinoleibe, Worte sind vollkommen überflüssig.



    "Sie wollten es, also
    nehmen Sie es, alter Freund!" - Ungewöhnlich brutal,
    schonungslos ehrlich, zuweilen gar brachial!, der ÜBER-Bond, die
    Innenqual, das Extreme, das Pure, das Andere, all dieses bildete im
    Jahre 1989 noch ein neues, unverbrauchtes Konzept innerhalb des
    Bondes, die Formel sie ging wahrlichst auf, 1980er Jahre neigen sich
    wie gesaget langsam dem Ende, welch dekadente Dekade der „Genüsse
    und des Betruges“ zugleich!, ein „On-the-edge“-Film am Pulse
    der Selbst- und Grenzüberschreitung, in den Darstellungen zeitweise
    "seiner Zeit voraus" (obzwar dies zugegebenermaßen eine
    Argumentationsweise ist, welche indessen etwas überstrapaziert wird,
    ich selbst bediene mich ihrer auch nur noch gelegentlich), im Rahmen
    der Handlung jedoch exakt in dieser Ära festsitzend: "James
    Bond 007 - Licence revoked" , dem Seiner-Zeit-voraus-Prinzip zum
    Trotze häufen sich die uns in die 50er- und frühen 60er Jahre
    zurückversetzenden Bezüge zu Fleming, die inszenatorisch härtlich
    statt herzlich eingefangene Verbindung zu den ersten beiden
    Connery-Werken scheint allgegenwärtig, so ist LTK nach meinem
    Dafürhalten neben Liebesgrüße aus Moskau der bis zum heut'gen Tage
    glaubwürdigste aller Bondfilme, ….bereits im Rahmen der
    anfänglichen "Gunbarrel"-Einführung, fürwahr welch
    Klangfreude im Sounde, werden wir von kämpferisch-kraftvollen Tönen
    herb und zugleich faszinierend empfangen, alles nur erdenklich Gute
    würden wir uns wünschen, doch schon die ersten Eindrücke kündigen
    unschöne Folgen an, gar eine der ersten Szenen beinhaltet gleich
    einen Würgemord aus dem Hinterhalte, auf welchen später in einer
    geradezu ekelhaften Weise Bezug genommen wird ("Ich will doch
    nicht enden wie der Typ auf der Insel." - "Hat dir meine
    kleine Vorstellung gefallen?")
    Michael Kamens brillanter Sinn
    für perfekten Einsatz markanter Gitarrenklänge, wird bereits recht
    früh die Stimmung prägen (halte ich auch John Barry insgesamt für
    den besten Bondkomponisten und The living daylights für den
    perfektesten aller Bond-Soundtracks, so passt Kamens Arbeit so
    kongenial zu LTK wie nur irgend möglich), mit ebendieser Untermalung
    wird Sanchez' (überragend: Robert Davi) Einführung eingeleitet,
    eine den schrecklichsten Leiden - im wahrsten Sinne des Wortes -
    "unterliegende" Talisa Soto (wäre ein Juwel ein Mensch, SO
    sähe das Resultat aus!) stellt gemeinsam mit Sanchez, dieser auf
    verquere Weise spannenden Gestalt des Grauens, eindrucksvollst unter
    Beweis, dass dieser Bondfilm in seiner Offenheit deutlich bitterere
    und kritischere Töne anschlüge als zuvor für möglich man es
    gehalten hätt', intensiver als es bei irgendeinem der Vorgänger der
    Fall es gewesen ist, gewissermaßen der erste Bond seit besagtem
    Liebesgrüße aus Moskau, der sich wahrlich ernstnimmt, allerdings
    verkommt das Nicht-Vergnügte nie zur (Ära-Craig-typischen, das ist
    aber weniger Daniel denn unserer Zeit vorzuwerfen)
    „Wir-geloben-mal-einen-auf-ernst-zu-machen-und-hoffen-infolgedessen-als-Arthouse-wahrgenommen-zu-werden-Farce“,
    sondern das Verbissene, Rastlose, Zerrissene ist von einem Ausmaß an
    Echtheit und Authentizität, das bis zur gegenwärtigen Stund'
    ihresgleichen suchet.
    Die Umgebungen vermögen in ihrer visuellen
    Erscheinung zu verdeutlichen, dass wir es mit einer Art "Scarface-
    und Miami Vice"-Bond zu tun haben, wer die Eigenheiten der 80er
    Jahre nicht zu sehen oder gar zu erleben gewillt ist, braucht sich
    diesen Film unter Umständen gar nicht erst zu Gemüte zu führen,
    bedarf der Sichtung nur bedingt, ...die stellenweise etwas
    merkwürdige Regie, setzt in der Pre-title-sequence auf einen
    seltsamen Einsatz von Slowmotion, eine künstliche Form der
    Dramatisierung, sie unterstreicht jedoch den fragwürdigen und des
    Menschen Sensationsgier ansprechenden "Showeffekt"
    bestimmter Geschehnisse, nichtsdestoweniger: Es mutet etwas albern
    an, ein Brian De Palma oder Michael Mann hätte das anders gelöst
    und zu einem der stärksten Momente des Films erhoben, überhaupt:
    Dass die Regie nicht nur in diesem Zusammenhange etwas "speziell"
    ist, spiegelt sich bei John Glen bedauerlicherweise auch darin wider,
    dass er es zulässt , einen etwas eigentümlichen und in Anbetracht
    des Grundtons des Films deplatzierten Humor einzubinden ("let's
    go fishing" etc., alledem haftet etwas an von wegen: Ja, wir
    geben uns vielen risqué seiend' Schritten hin, benötigen aber ganz
    vereinzelt „familientaugliche“ Momentaufnahmen schmunzelnden
    Charakters, um uns nicht NOCH stärker von der öffentlichen
    Wahrnehmung Bonds zu distanzieren, mutiger wäre hier ein noch
    radikaleres Vorgehen gewesen, genau wie es zum Bleistifte auch TWINE
    '99 mitnichten gelang, an der Dramatik dauerhaft festzuhalten, an
    ihrer statt endet (NEIN, begänne!, yeah) der Spaß mit „Ich
    dachte, Christmas kommt nur einmal im Jahr).
    Überhaupt offenbaren
    sich die Kontraste zwischen unfreiwillig komischem Kitsche und
    brachialer Härte bereits zu Beginn, die Themen Hochzeit und Nähe
    zum Tode, scheinen von Anfang an schicksalhaft und
    bedeutungsschwanger vereint zu sein, denn sich gar Hand in Hand in
    eine gefährliche Richtung zu begeben, sich zu (!) nahe zu stehen,
    zumindest gemessen an der von Gefahren durchtränkten Branche (siehe
    auch 1997: „Dieser Beruf, den du hast, James, der ist einfach
    tödlich für Beziehungen“), all dieses ist ein Phänomen, welches
    sich für eine an Drastik reiche Geschichte wie die Hiesige förmlich
    anböte, der darauffolgende (was hieße darauffolgend, NOCH ist die
    traute Zweisamkeit existent) Titelsong ist einerseits ein klassisch
    anmutendes Kunstwerk mit Vergangenheitsbezügen, andererseits passt
    er aber durchaus in die 80er Jahre und lässt diese in Würde
    ausklingen, anti-unkurz darauf erleben wir - mit einem uns im Halse
    stecken bleibenden Lachen - , dass sich Sanchez gewissermaßen als
    eine Art "Entertainer" versteht, noch nachdem er verurteilt
    und abgeführt wird, grinst er einem Star gleichend in die Kamera,
    gleichwohl es sich hierbei auch durchaus um eine, küchenpsychologisch
    gesprochen, kompensatorische Komponente handeln kann, da ein
    vorübergehendes Gefangenendasein eine Art Demütigung darstellt und
    diese in der öffentlichen Wahrnehmung der Egoshow eines Drogenbarons
    widerspräche, andererseits: Womöglich gilt er „in der Szene“ ja
    gar als „cool“, wenn er „mal“ erwischt wird, um anschließend
    auf umso wirkungsvollere Weise das Weite zu suchen imstande zu sein,
    „zwei Millionen Dollar sind eine Menge Geld“, an Stellen im Stil
    von „Hübscher Vortrag“ bemerkt der Zuschauer sofort, dass es für
    Sanchez keinen besseren Synchronmeister hätte geben können als Uwe
    Friedrichsen, mit Sanchez gelang diesem eine der bestmöglichen
    Synchronarbeiten, die mir in meinen 22 Videojahren jemals
    begegneten.
    Auf die bereits angesprochenen Miami-Vice-Parallelen,
    deuten nicht nur modische Akzente hin (diese bekleiden zwar AUCH eine
    Rolle, sind aber meines Erachtens zweitrangig), sondern auch der
    allgemeine Hang zur besagten Dramatisierungskunst, jedwede Aufnahme
    der Gesichter muss besonders intensiven Eindruck hinterlassen –
    meist mag das erstaunlicherweise auch gelingen, tatsächlich gehört
    das Werk zu den ganz wenigen Filmen, die sie glaubhaft das Gefühl zu
    vermitteln vermögen, wir befänden uns direkt im Einsatze und selbst
    vor Ort, kurz nach der Hochzeit kommt es zur ersten sehr sanften,
    jedoch im Detail umso schmerzhafteren Szene, wie sie relativ deutlich
    auf Tracy hinwiese, Felix' Frau Della, ihr Gatte und Gemahl Felix
    sowie Bond, befinden sich in einer noch recht angenehmen Atmosphäre
    des leichtfüßigen Frohsinns, bis die Stimmung besagter Tracy wegen
    wird kippen müssen, Kenner der Reihe werden diesem Satz folgen
    können, in Bälde wird das Werk bereits drastischer, Sanchez'
    "höflich-grausame" Art, ist im Grunde genommen dafür
    verantwortlich, dass dessen Diener und Untertanen nicht nur Respekt,
    sondern im Wesentlichen eher ANGST vor ihm haben dürften, zugleich
    aber („Sie sollen Loyalität sehr gut honorieren, wie man hört“)
    steht er für fast freundschaftsfamiliär angehauchte Verhältnisse
    zu seinen engsten Verbündeten und selbst zu ihm geholfen habenden
    Unbekannten („Ich habe mit diesem Manne einen Deal gemacht und ich
    werde mein Wort halten, ….Amigo, Loyalität bedeutet mir wesentlich
    mehr als Geld“) , die erweiterten Ansätze der Gewaltdarstellung
    (bedrohliche Klänge, Haifischangriffe sowie pervers-sadistische
    Sprüche von Sanchez himself) sind zwar alles andere als typisch für
    Bond, doch sie dienen mitnichten ihrem eigenen Selbstzwecke, sondern
    unterstützen die Aussagekraft der Grundgeschichte, die Gewalt bettet
    sich perfekt in die Story ein, ihre erzählerische Kraft fungiert
    weniger als Ausrede denn als ernsthaft brauchbares filmisches
    Argument, selbst Bond himself ist selten nur auf „unserer“ Seite,
    vielmehr müssen WIR entscheiden, ob wir der Seinigen beiwohnen, eine
    Frage zuweilen, welche soooo einfach dann doch wieder nicht zu
    beantworten ist, ist Bond doch erstmals vollends in erster Linie
    Eines: Die in den Absichten ehrwürdigere „Version“ des
    Widersachers, die spiegelhafte Ähnlichkeit ist verblüffend, seit
    Scaramanga ist Sanchez (erneut ein Name mit S) unter den Gegnern der
    erste waschechte Bondfan, „Sie haben Stil“, „Sie haben wirklich
    cojones“, nur zwei Beispiele aus Sanchez' Vokabular und doch so
    aussagekräftig, der millionenschwere Macho und der abtrünnige
    Agent, zwei Mörder, beide mal sympathisch und mal grässlich, beide
    schenken dir das ebenso aufregende wie abstoßende Gefühl: Wenn Du
    ihn zum Freunde hast, hast du Macht und Einfluss, wenn du ihn zum
    Feinde hast, so stürbest du eines qualvollen, blutverschmierten
    Todes, nie zuvor war der Grat in einem Bondfilme derart schmal,
    perfekt.
    Da Bond diesmal nicht im Auftrage Ihrer Majestät wird
    unterwegs sein können, fährt er "nur" ein "kleines"
    Coupé von Lincoln, ich finde es erfrischend der Abwechslung halber
    mal nicht von solch gewollt sportlichen Lotus- und Aston Martin
    Klischees überhäuft zu werden, auch Sanchez besann sich in Form
    seines Maserati („so geriet sie in die Hände von Playboys“) auf
    eine eher in Richtung einer Limousine gehende Kutsche, doch zurück
    zu den Charakteren: Anthony Zerbe ist in einer etwas schmierig bis
    gar zwielichtig anmutenden Rolle zu sehen, zwar unangenehm, aber dass
    er gegen Ende vom Bonde in geradezu verlogener Weise verraten wird,
    sagt eher etwas über den Zorn Bonds aus, weniger über den
    zugegebenermaßen wenig vertretbaren Charakter des Zerbe'schen
    Protagonisten, im Bezug auf Bond ließe sich somit sagen, dass das
    Phänomen der Selbstjustiz sehr eindeutig thematisiert wird, wenig
    wird beschönigt oder diplomatisiert, oftmals merkt man Timothy
    Daltons Bond an, dass er seine Aufgabe äußerst ernst genommen hat,
    einerseits könnten ihm Kritiker diese geradezu verbissene
    schauspielerische Präzision in der Interpretation der Rolle
    vorwerfen und zur Last legen, andererseits half es Dalton dabei, sich
    gänzlich auf die ihm zugedachte Aufgabe einzulassen, so als
    verschmölze er mit seiner Figur.
    Normalerweise ist Bond ein
    eiskaltes Instrument der Regierung, hier jedoch widersetzt er sich
    seinen Arbeitgebern, macht von jenem ihn irgendwo auch auszeichnenden
    Charakterzuge Gebrauch, im Ernstfalle einem eigenen Wegpfade zu
    folgen, ….trotz aller Unannehmlichkeiten innerhalb der
    Filmgeschehnisse, gilt es auch äußeren Werten Aufmerksamkeit zu
    schenken, so etwa einer wie gesaget atemberaubenden Talisa Soto im
    zarten Alter von 21 Jahren, ihre Protagonistin mag auf manch'
    Zeitgenossen etwas farblos wirken, obgleich ihre Rolle durchaus mehr
    hergäbe, sie spielt ihre Lupe Lamora meiner Meinung nach mit mehr
    Tiefgang, als es auf den ersten Blick zu vermuten sei, ihr
    sanchezbedingter Unterdrücktseinszustand trüge dafür Sorge, dass
    man durchaus bereit wäre, für sie Partei zu ergreifen, wenngleich
    klar wäre, dass Sanchez uns unter diesen Umständen sofort zu
    beseitigen gewillt sein könnte..., das wiederum fände ich etwas
    unbequem, ...bezüglich der Synchronisation war dieser Film etwas
    schwierig, seine südamerikanisch anmutenden Akzente erzeugen eine
    Stimmung, wie man sie selten gut in deutsche Texte einbände, auch in
    Bezug auf Dalton war nicht alles einfach, so wurde beispielsweise aus
    einem sonoren "Make a sound and you are dead!" ein etwas
    unspektakuläres "Einen Mucks und Sie sind tot." (oder
    nein, „nur einen Laut und Sie sind tot“, so war's), drum so gut
    Lutz Riedel seinen Job auch eigentlich macht in herber Klangfarbe und
    klarem Worte, die gesamte Rhetorik des Originals bliebe unerreicht,
    auf sprachlicher Ebene ist und bleibt Dalton neben Roger der
    unschlagbarste Originalredende, ohne jeden Zweifel.
    Bedauerlich
    ist innerhalb dieses Films auch der vollkommene Verzicht auf
    Schneeszenen, im selben Atemzuge kann ich aber auch auf positiver
    Ebene etwas erwähnen, nämlich den - wenn auch zeitlich begrenzten -
    Zauber der Unterwasseraufnahmen, diese sind selbst in den
    hektischsten Sequenzen noch von poetischer Schönheit geprägt,
    exotische Naturwunder erwarten uns somit auch hier, doch hinfort aus
    der (wie gesagt ebenfalls rauschhaften) Unterwasserwelt und zurück
    zum eigentlichen Rausche, in Bezug auf korrupte Rauschgifthändler
    war Sanchez zweifellos ein extrem realistisches Abbild seiner Zeit
    (ob man dieses nun gern zugäbe oder nicht), Robert Davi, der in
    Wahrheit äußerst sympathisch wirkt, hat seine sehr skrupellose
    Rolle im Vorfelde akribisch genau betrachtet, so hat der Film im
    Hinblick auf seine glaubwürdigen Passagen schon fast eine Art
    "semi-dokumentarischen" Charakter, der ihm inhärent ist
    und innewohnt, denn derart ehrlich und der Außenwelt entsprechend,
    war Bond bislang sehr selten, seine Rolle als Sanchez "erneut
    spielen", konnte Davi dann 2002 gewissermaßen bei der
    Synchronisation von Vice City sowie nicht zuletzt im Jahre 2006 bei
    "Scarface - the world is yours" wurde ihm selbige Chance
    ebenfalls zuteil, dorten dann passenderweise als Alejandro Sosa, dem
    „Alter Ego“ der 89er Rolle.


    Ein Jammer so mittendrin,
    doch der Platz wird dünn, Part 1.2 der Rezension befände sich dann
    in den Kommentaren.

  • 1.2
    Die Besetzung ist
    selbst im Rahmen der Nebenrollen erstklassig auserwählt worden,
    siehe etwa Benicio del Toro, der seinen Dario in einer
    kongenial-perfekt den Ton der Rolle treffenden Weise verkörpert,
    Dalton-ähnlich zum Zeigen zweier „Blutaugen“ neigt und dank
    Ekkehardt Belle auch recht rauchig synchronisiert worden ist, zu den
    weiteren Figuren gehöret Miss Lowell, welche die durchaus von
    Wichtigkeit geprägte Rolle der Pam übernahm, sie kann das Geschehen
    zwar zweifellos wirksam ergänzen, spielt ihre Figur jedoch zeitweise
    etwas zu trotzig, obgleich das den Film nicht unrealistischer macht,
    wo doch Trotz auch im "echten Leben" eine relativ normale
    Verhaltensweise darstellen kann, gerade auch gemessen an der
    Situation, dass Bond, wie so oft, zwischen mehreren Frauen stünde,
    nun..., und ob man den von Sanchez engagierten Fernsehprediger
    benötigt hätte, d.h. ob er den Film bereichert, wird wohl wahrlich
    fraglich bleiben, aber immerhin unterstreicht er den
    "Korruptionsfaktor unserer Welt" - und für selbigen stünde
    Sanchez jawohl geradezu sinnbildlich bis emblematisch, insofern ist
    er auf „Planet Sanchez“ ein gern gesehener Gast, die Absurdität
    seiner Rolle mag auf den ersten Blick wie eine Farce erscheinen, doch
    wenn ich mir so vor Augen führe, welch obskure Sekten es schon zum
    Erfolge brachten auf dieser bizarren Welt, in welcher wir residieren,
    so nehme ich die Kritik an seinem Realismus sofort zurück, ganz im
    Ernste, in den Kosmen des Sanchez ist nahezu nichts unmöglich, wie
    mir stets scheint.
    Die "Chemie" zwischen letzterem und
    Bond scheint zu stimmen, Sanchez fragt ihn etwa nach seiner Berufung,
    Bonds Antwort darauf könnte genauso gut aus dem Munde von Sanchez
    selbst stammen:
    "I help people with problems." -
    "Problem solver?" - "I am more of a problem
    eliminator."


    Speziell wie Dalton „more“
    tief überbetont, muss man im O-Tone erlebet haben, spätestens an
    dieser Stelle entwickelt sich Sanchez zum 007-Fan und spürt
    innerlich, einen absoluten Profi vor Augen zu haben, welchem im
    Beseitigungsgeschäfte niemandes Person etwas vormacht.
    Im Zuge
    der immer gefahrendurchfluteter werdenden Reise, erscheint alsbald
    auch noch der in diesem Filme einen größeren Auftritt habende "Q",
    wohlwissend wie wichtig er für Bond sein kann, selbstverständlich
    würde 007 das eher abstreiten, aber dem war wohl schon immer so,
    Bond täte in der Tat gut daran diesen Tatsachen etwas klarer ins
    Auge zu sehen (in Liebesgrüße aus Moskau mutete es zu Beginn gar
    momentweise so an, als nähme er jenen Koffer nicht mit, welcher ihm
    später das Leben hat erretten sollen), ….erschreckend erscheint
    mir, dass sich Sanchez hinsichtlich seiner "Gastfreundschaft"
    fast schon als, das Wort fiele nun zum zweiten Male, "sympathisch"
    erweisen wird, "Loyalität bedeutet mir wesentlich mehr als
    Geld" schrieb ich ebenfalls schon nieder und doch bliebe der
    Satz den ganzen Film über haften, ist schließlich sein
    Sanchez-Motto, gleichwohl dieser lobenswerte Spruch bei jemandem wie
    ihm leicht gesaget ist, wo er doch ohnehin im Gelde schwämme und
    keines mehr benötigen wird – säße er erst einmal ohne Hab und
    Gut am Rande der Existenzlosigkeit, wäre es spannend zu ergründen,
    ob daraus nicht stellenweise doch mal „Geld bedeutet mir wesentlich
    mehr als Loyalität“ würde, ich denke die Wahrheit liegt
    dazwischen: plötzlich würde er sich für BEIDE Elemente
    interessieren.
    Seine Liebe zum Wunsche nach „Freundschaft“ ist
    fast rührend – und so sagt er Bond später auch:
    "Sie
    enttäuschen mich schwer!"
    Drum habe ich gerätselt, ob er in
    Bond tatsächlich mehr oder weniger einen "Kameraden" oder
    zumindest einen "Artgenossen" gesehen hat?, die Konkurrenz
    überwog tatsächlich nicht, mit Sätzen wie „Ich könnte einem
    Mann in Ihrer Position sehr nützlich sein“ schließlich gelang es
    Bond, aus sich keinen Gegner mehr, sondern den richtigen
    Schein-Verbündeten zu machen, ironischerweise ganz ohne einen
    „ausgekochten Decknamen“ (merci an Danny Wilde), sondern
    bizarrerweise tatsächlich unter dem ikonischen Namen James Bond –
    „überprüfen!“


    Heller: „Sie glauben dem
    Kerl doch nicht etwa?!“ - „Was ich wissen muss weiß ich.“
    Ferner
    gelang es John Glen in diesem seinem besten Filme auch, erneut sein
    typisches kinematographisches Erkennungsmerkmal zum Einsatze zu
    bringen und dieses in eine spannende Szene einzubetten, die Rede ist
    von Bonds Aufscheuchen der Vögel, während er gerade unter keinen
    Umständen gesehen oder gar entdeckt werden darf, ...der bereits in
    Ansätzen angedeutete "Amigo"-Charakter bestimmter Szenen
    zwischen Sanchez und Bond, insbesondere auf des "Rauschgiftmeisters"
    Anwesen, kreiert mitunter einige der stärksten Dialoge des gesamten
    Films, für einen kurzen Moment könnte man sich fragen, ob Sanchez
    Bonds Vertrauen missbraucht, oder ob es nicht auch umgekehrt der Fall
    ist, die Ähnlichkeiten dieser beiden "für unterschiedliche
    Seiten" arbeitenden Herren sind äußerst frappierend und
    erschreckend allgegenwärtig, gar so sehr, dass ich sie nun gefühlt
    zum 100. Male betone, der lateinamerikanisch anmutende Touch dieses
    insgesamt wohl hauptsächlich auf den nordamerikanischen Markt
    zugeschnittenen Films, wird durch Sanchez' perfekt einstudierten
    Akzent untermauert, in Verbindung mit einer Zigarre und ebendieser
    Sprechweise, entspricht er wahrlich 1:1 dem kolumbianischen
    Kartell-Klischee vergangener Zeiten, zu gern hätte ich ihn im selben
    Jahre in Vices Finale „FREEFALL“ erblickt, „machen Sie Druck“,
    zu perfekt hätte er in ein solches Werk hineingepasst, Costa Morada
    und Isthmus City stellten Mitte 1989 die gefährlichsten fiktiven
    Schauplätze dar.
    Auch auf musikalischer Ebene werden wir in
    wenigen Minuten erneut Großes erwarten dürfen, so offenbart,
    schenkt, beschert und gewährt uns dieser Film den vielleicht besten
    "Für-Elise"-Einsatz seit "Rosemary's Baby", all
    dies erleben wir in einer Szene zwischen Pam und dem "sie
    segnenden" Fernsehprediger, einige Szenen weiter, die Handlung
    zunehmend fortschreitend, erscheint Pam erneut, diesmal wie ein
    leuchtender Engel, in letzter Sekunde befreit sie Bond aus seinen
    1000 Nöten, was Dario „glücklicherweise“ das Leben kosten wird,
    ...nach einem fulminanten, durchaus auch schmerzhaften Finale dann
    der Bruch:
    Zwei Stunden eines nahezu perfekten Films, zwar wurden
    - wie im Bonusmaterial zu sehen - einige gute Szenen
    herausgeschnitten, doch das Werk ist grandios!
    Wäre da nur nicht
    dieses - zumindest einen Kontrast zum Film darstellende - Ende (auch
    einer Ära), dieser "Blinkfisch", Bond wie er sich für Pam
    "in die Fluten" würfe, erschwerend hinzu käme auch noch
    der kurz zuvor deutlich zu fröhlich agiert habende Felix, wo er doch
    vor nicht allzu langer Zeit seine Gemahlin verlor - nun gut, Menschen
    trauern auf die unterschiedlichsten Arten...
    Nein, hier hätte man
    - fürwahr - anders vorgehen können, DAS ist nicht Licence to Kill,
    die Abspannmusik noch weniger..., denn was wir hier nun wahrnehmen,
    ist der grauenhaft-verkrampfte Versuch, einen „etwas anderen“
    Bondfilm im letzten Momente "konsumierbar" und
    kinokassentauglich zu machen, entweder oder, aber so wie hier hätte
    man es nicht lösen sollen, hier plädiere ich für eine Treue zum
    Extrem, ob nun in die eine oder andere Richtung gehend, ausgewogene
    beides vereinende Werke zwar gibt es, doch LTK lebt für den
    atemlosen Exzess, sachlich auf den Punkt und so anders etwa als diese
    Rezension, da werden die bunten Blümchen der letzten Minute mit
    sofortiger Wirkung zum Störfaktor, ein Trost lediglich dass Talisas
    Lupe (wundersam im Klange: Rohmerlady Madeleine Stolze) wieder
    ungebunden ist, doch Träne du weißt es, ich komme 30 Jahre (oder
    gemessen an Daltons Jahrgang: 50) zu spät....


    Im Gesamtbilde
    ist Licence to Kill zweifellos mit der am ehesten ein Wagnis
    darstellende, klarste aller Bondfilme und obendrein ein
    schauspielerisch anspruchsvolles Meisterwerk, welches weit über die
    zumeist recht engen Genregrenzen hinausdenkt, auf der anderen Seite
    wäre – ähnlich wie gesagt wie bei "The world is not enough"
    – ein gänzlich anderes Ende passender gewesen, zudem ist auch
    dieser mein liebster Bondfilm nicht gänzlich frei von Mängeln!,
    ….zehn von zehn Punkten beziehungsweise fünf von fünf Sternen
    durchaus, da auch die wenigen Nachteile nicht (allzu) gravierend
    ausfallen, die Pluspunkte dagegen mehr als überwiegen!, Perfektion
    sie fand ihren Namen: Licence revoked,



    ....es gibt Schlimmeres
    als den Tod – freuen Sie sich nicht zu früh, Sie haben noch viel
    Zeit um zu sterben!“




    Das beste Werk der
    gesamten Reih',


    ein Streich der Genies oh
    wahrlich wie grandios,


    Atmosphäre von Biss so
    hungrig wie der Hai,


    die darstellerisch'
    Leistung so groß.



    Zwischen Kunst und Blut,


    im Kontraste schwebend,


    erzürnt so voller Wut,


    für Vergeltung lebend.

  • Bei mir ging es nun auch weiter, mit Lizenz zum Töten. Diesmal zusammen mit einem Freund und daher synchronisiert. Dabei hab ich mal wieder festgestellt, dass ich die Filme mittlerweile lieber im Original sehe, zumal ich die Dialoge im Kopf eh eher in englisch mitspreche. Wobei Lutz Riedel schon nicht schlecht ist.


    Trotzdem aber diesmal ein sehr positives Filmerlebnis. Mein Mit-Zuschauer hatte anfangs gar keine richtige Lust auf Dalton, den er ähnlich wie Brosnan und Lazenby nicht so gut findet wie Connery oder Moore. Aber letztendlich hat ihm der Film dann doch sehr gut gefallen, besser als erwartet. Mir ist aufgefallen, dass 'Lizenz' ab der Mitte einen richtig guten Drive bekommt. Das geht los, als Bond sich getarnt der Yacht nähert und sie entert. Und dann Mexiko/"Isthmus". Ab da ist alles sehr dicht, spannend und gut gemacht. Die erste Hälfte mit der Hochzeit und den US-Schauplätzen nimmt mich weniger mit. Bei den meisten Bondfilmen ist es eher umgedreht, da hat die erste Hälfte mehr Tempo und Abwechslung.

  • Mein Favorit :) ,


    lese ich in Bälde
    Und ja, Lutz Riedel überzeugt in den meisten Szenen.
    "Sie wollten es, also nehmen Sie es, alter Freund" finde ich in der deutschen Fassung gar fast besser als im Original.
    Insgesamt aber unterscheidet sich die Stimme zu deutlich vom tieferen Original.

  • Ja, man kann die Synchronfassung auf jeden Fall besser genießen als manch anderen Bondfilm. Gute Besserung übrigens noch!


    Ein Punkt ist mir diesmal aufgefallen. Q gibt Bond ja unter anderem auch die Polaroidkamera, die über einen starken Laserstrahl verfügt. Ich weiß nicht, ob man mit so einem Laser nicht Sanchez durch die Fensterscheibe hätte töten können. Vielleicht wäre die Brechung zu groß gewesen. Aber zumindest hätte Bond damit wesentlich leichter und unauffälliger die Scheiben zum brechen bringen können. Aber wäre wohl zu spacig für den Film gewesen...

  • Auch wieder kein schlechter Gedanke mit dem Laser, sehe es aber wie du: LTK nahm sich wahrscheinlich zu ernst, um das Thema "Laserstrahlen" stärker in den Fokus zu rücken.
    Zur Synchronfassung kann ich hinzufügen, dass ich die deutsche Fassung schon allein wegen Uwe Friedrichsen hervorragend finde, selten wurde ein Bösewicht besser synchronisiert.
    Nun - und ganz wichtig noch für mich: Madeleine Stolze, eine meiner Lieblingsstimmen, spricht Erdes schönstes Bondgirl, d.h. neben Sophie :)


    Merci für die Genesungswünsche, die auch zunehmend fruchten, LG

  • Auch ein ganz toller Part in deinem hervorragenden review:
    "Insofern ist Lizenz zum Töten, obwohl er sich weiter von der
    üblichen Märchenwelt entfernt als jeder andere Bond, das vielleicht
    schönste Märchen überhaupt: Er träumt davon, dass es jemanden mit den
    Fähigkeiten und der Integrität eines James Bond, der diesen ganzen Sumpf
    im Alleingang trockenlegen könnte, auch in der Realität geben könnte.
    Trotz aller Düsternis und Brutalität eine sehr hoffnungsvolle Vision..."

  • James Bond 007: Lizenz zum Töten


    Bond Marathon # 00…17; Originaltitel: Licence To Kill, GB 1989, Regie: John Glen, Drehbuch: Richard Maibaum und Michael G. Wilson nach Ian Fleming, Darsteller: Timothy Dalton, Carey Lowell, Robert Davi, Talisa Soto, Anthony Zerbe, David Hedison, Frank McRae, Benicio Del Toro, Don Stroud, Everett McGill, Priscilla Barnes, Robert Brown, Caroline Bliss, Desmond Llewelyn u. a., Premiere: 13. Juni 1989

    Zitat von James Bond 007: Lizenz zum Töten

    James Bond begleitet seinen Freund Felix Leiter auf dem Weg zu dessen Hochzeit auf den Florida Keys. Plötzlich taucht ein Helikopter auf und veranlasst die Limousine anzuhalten. Leiters Kollegen von der DEA haben den in ganz Südamerika gefürchteten Drogenbaron Franz Sanchez auf den Bahamas lokalisiert. Leiter versucht schon lange dem brutalen Gangsterboss das Handwerk zu legen. Nassau hat der DEA grünes Licht zur Festnahme von Sanchez gegeben. Felix bricht entgegen aller Warnungen auf; 007 begleitet ihn. Auf Crab Key demütigt Sanchez seine entflohene Freundin Lupe Lamora und lässt deren Liebhaber umbringen. Als die DEA eintrifft, überlistet der Mafiaboss die Agenten und türmt mit einem Ultraleichtflugzeug. Aber der Doppel-Null-Mann gibt nicht klein bei. Sie holen Sanchez in der Luft ein und James gelingt es, durch eine wagemutige Aktion in schwindelerregender Höhe den Flieger mithilfe der Abseilfunktion des Helikopters festzusetzen. Per Fallschirmsprung schaffen es die beiden Freunde noch rechtzeitig zur Trauung. Bei der Überführung des Erzschurken erweist sich Leiters Kollege Kilifer als Verräter. Sanchez wird mit einem spektakulären Handstreich befreit. Als Vergeltung lässt er Leiter und dessen Frau Della grausam richten. Als Bond bei seiner Abreise erfährt, dass der Drogenboss entkommen ist, verschiebt er seinen Auftrag. In Leiters Haus findet der Agent Dellas Leiche; Felix ist brutal verstümmelt und überlebt mit knapper Not. Da Sanchez im Ausland ist, sind die Behörden machtlos. Bond und Leiters Freund Sharkey wollen die Sache selbst in die Hand nehmen. Nullnullsieben findet heraus, dass der vermögende Lebemann Milton Krest mit Sanchez Geschäfte macht. In dessen Lagerhaus findet James Hinweise, dass Leiter hier gefoltert wurde; er tötet Kilifer und einige von Krests Männern. M kommt persönlich in die USA und will Bond zur Aufgabe bewegen. Der Agent quittiert seinen Dienst und flieht vor den MI6-Wachen. Zusammen mit Sharkey entert der Doppel-Null-Mann ohne Lizenz zum Töten die Wavekrest, trifft in Krests Kabine aber nur Sanchez’ Geliebte Lupe an. Sharkey wurde entdeckt und ermordet. 007 nimmt blindwütige Rache und sabotiert die maritime Übergabe der Drogen an Krest. Er erledigt die Männer von Sanchez und macht sich mit dessen Wasserflugzeug und mit den für diesen bestimmten 5 Millionen Dollar davon. Am Abend trifft er in einer Bimini Bar die ehemalige Air Force-Pilotin und nun freie CIA-Mitarbeiterin Pam Bouvier. Sie ist die letzte lebende Informantin der "Operation Sanchez" und wurde durch die bei Leiter gestohlenen Dokumente enttarnt. Sanchez’ Lakaien tauchen auf und die Beiden entkommen mit viel Glück. Gemeinsam beschließen sie nach Isthmus City zu fliegen, wo Sanchez wie ein Schattendiktator herrscht. Zwar hat der Agent mit Pam und dem angereisten Q treue Freunde, doch je näher Bond dem Drogenkönig kommt, umso mehr Menschen müssen auf beiden Seiten ihr Leben lassen...


    Zitat von Scarpine (2013)

    Ein rasanter Abenteuerthriller, der die im Vorgänger nur zeitweise forcierte Geradlinigkeit kompromisslos fortsetzt und ausbaut. Das beste Drehbuch der Achtziger, das superbe Ensemble und die effektvolle Inszenierung sorgen für den besten Thrill seit "Live And Let Die". Kleinere Schwächen manifestieren sich in wenigen nur routiniert abgespulten Szenen, in dem durschnittlichen Soundtrack, der nicht ganz so vielseitigen Drehortauswahl und dem unspektakulären Titel- und Production Design. Insgesamt ein außergewöhnlicher und wegweisender Beitrag zur Reihe, dessen Klasse und Bedeutung oft unterschätzt werden. In seiner kontrovers aufgenommen Härte und Geradlinigkeit war das Werk seiner Entstehungszeit rund 15 Jahre voraus. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Moore-Ära erst wenige Jahre zurücklag, muss man fast zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen, dass "Licence to Kill" ein mutiger und grandioser Film zugleich war.


    Licence To Kill nimmt in meiner persönlichen Wahrnehmung eine ebenso prägnante Sonderrolle ein wie A View To A Kill. Diese Einschätzung bezieht sich aber mehr auf eine subjektiv empfundene jugendliche Prägung als auf eine generelle Vergleichbarkeit dieser Filme. Denn der Streifen war der vorletzte Werkbeitrag, den ich aus der klassischen Cubby Broccoli-Ära sah; weil ich diese beiden Achtziger Bonds bei ihren gefühlt nicht so häufigen Wiederholungen im Nachtprogramm beständig verpasste. Insofern ist auch der zweite Einsatz von Dalton mit einer besonderen Aura verknüpft, da mich die Rezensionen in Fernsehzeitschriften mit dem Bild eines an einem Miniflugzeug hängenden 007 in Verbindung mit den Slogans "Bond knallhart wie nie – 007 jagt einen Mafiaboss in eigener Sache" natürlich eine ganz spezielle Erwartungshaltung schürten. Die Erstsichtung hat mich dann schon umgehauen, weil diese Mission so aufregend anders war, aber in der Gesamtanlage auch zu ungewohnt, um den Film in jugendlicher Bondomanie zu den großen Klassikern der Reihe zählen zu können. In den folgenden Jahren ist der Streifen dann in der Wertschätzung immer weiter gewachsen und wurde gar zu einem meiner Favoriten. Er überflügelte sogar den einstigen Liebling The Living Daylights mühelos. Im Kontext des Marathons hat sich nun ein deutlich differenzierteres Bild ergeben. Mittlerweile sehe ich die beiden Dalton-Filme wieder gleichauf, weil sie gegenseitig die Schwächen des jeweils anderen recht geschickt ausgleichen. Zugleich mischt sich bei aller berechtigten Kritik an der Interpretation des Walisers eine gehörige Portion Wehmut bei den Filmgenuss, denn seine halbe Amtszeit macht schon einen ungemein stimmigen Eindruck und die beiden verpassten Serieneinträge '91 und '93 fehlen der Serie entwicklungstechnisch bis heute. Seitdem erwiesen sich die folgenden Bondfilme gefühlt durchweg als Zangengeburten. Neun Streifen in den letzten dreißig Jahren gegen sechzehn Filme in den ersten siebundzwanzig Jahren: Auch wenn man zurecht viele rationale Erklärungsansätze wie etwa den lukrativen Rückgriff auf das Romanmaterial für die ältere Dekade anführen kann, bleibt der Eindruck, dass das Franchise sich von diesem exklatanten Bruch, der sich zwischen 1989 und 1995 vollzog, nie wieder ganz erholte. So ist auch Daltons zweite Performance mit sehr viel Nostalgie verknüpft, denn Licence To Kill atmet in seinen Themen, Handlungsorten und Kostümen nicht nur den reinsten Geist der ausklingenden Achtziger Jahre, sondern der Verzicht auf eine Einbeziehung des Kalten Krieges erweist sich in der Rückschau als fast schon prophetisch, da dieser ja nur wenig später real enden sollte. Auf diese Weise steht der Film nicht nur an vorderster Front einer ausklingenden Leinwand-Dekade, sondern beschließt auch das Schaffen des eingespielten Quartetts John Glen, Richard Maibaum, Michael G. Wilson und Albert R. Broccoli. Mehr epochale Endzeitatmosphäre ist beinahe nicht mehr möglich. In der Gesamtschau muss ich mich mit Glen ein wenig versöhnen, denn bei allen erwartbaren Schwächen seiner Herangehensweise an den Bond-Kosmos, kam sein kinetisches Quintett doch bei mir insgesamt besser weg als ich es erwartet hatte. Licence To Kill gerät dann abermals typisch für den Langzeitregisseur. Das Werk ist gespickt mit durschnittlichen Passagen, verwinkelten Subplot-Handlungen, einem gewissen Leerlauf und Momenten von Biederkeit, zugleich sichern sehr gute Darsteller, eine sorgsam gestrickte Story, großartige Action- und Stunteinlagen, phantasievolle Einfälle und eine durchweg bodenständige Inszenierung dem Streifen ein leicht überdurschnittliches Niveau. Im Rückblick ist der Film heute Beides: Ein mutiger Versuch den aus der Formelhaftigkeit kommenden 007 radikal im damaligen Gegenwartskino zu verankern und zugleich ein häufig unterschätzter Beitrag, der die hohe Qualität der Reihe zu halten weiß und mit seinen eingebrachten Neuerungen diese bis heute mitbestimmt.


    Das Ensemble ist durch die Bank stimmig ausgewählt und kann mit treffenden Leistungen aufwarten. In seinem zweiten und bereits letzten Auftritt als Bond präsentiert sich Timothy Dalton enorm spielfreudig und bis in die Haarspitzen motiviert. Man spürt, dass der vierte Nullnullsieben diesen storytechnischen Stilbruch mit forciert hat und gewillt ist, mit seiner Darstellung des Superspions ganz neue Töne anzuschlagen. Ein Nachteil dieser Herangehensweise, die einen sehr affektgetriebenen Agenten in der Tradition des Bonderfinders in den Mittelpunkt rückt, ist sicherlich, dass der Doppel-Null-Mann in diesem Film eine Spur zu verbissen und humorlos wirkt. Trotzdem muss man Dalton für diese sehr emotionale, eigensinnige Performance, die in dem Vorgängerfilm durchaus glaubhaft angelegt wurde, Respekt zollen. Besonders in den ruhigen Momenten wie der Hotelzimmer-Konfrontation mit Pam oder der allgemeinen Interaktion mit seinem Widersacher spielt der Waliser seine schauspielerische Klasse voll aus. Als beeindruckend empfinde ich es auch immer, in wie vielen Action-Szenen Dalton selbst physischen Einsatz zeigt, um dem abgeklärten Profi auf Abwegen ein authentisches Gesicht zu verleihen. Alles in allem eine exzellente Darbietung, die den Fan aber mit zwiespältigen Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite war Nullnullsieben nie derart nahbar und mit solch einer lebendigen Eigenpersönlichkeit ausgestattet wie in Daltons fleming-affiner Interpretation, auf der anderen Seite fanden weder diese spezielle Bonddarstellung, die bewusst eine gewisse Nonchalance ausschloß, noch Daltons Aura als Hauptdarsteller die breite Zustimmung des Massenpublikums. Vielleicht hätte er mit einem dritten Film den endgültigen Durchbruch geschafft, vielleicht hätte der Waliser die Serie Anfang der Neunziger Jahre aber auch in eine künstlerische wie finanzielle Sackgasse geführt. Das wird wohl letztendlich Spekulation bleiben müssen. Ein überaus würdiger Antagonist ist der Amerikaner Robert Davi. Solch einen bedrohlichen und brutalen Schurken findet man in der Reihe selten. Davi gibt diesem charismatischen Halbweltkönig, der zwischen seinen Rollen als Gang-Patriarch, Geschäftsmann, Verführer und skrupelloser Killer mühelos pendelt, mit sparsamen Mitteln ein ungemein glaubwürdiges Gesicht. Wie die anderen Drogendealer der Serie Kananga und Kristatos leidet Sanchez aber unter einer gewissen Beliebigkeit. Er gibt sich bodenständig und hat sich von ganz unten in seinem Kartell hochgemordet. Damit wäre Sanchez ein geradezu prädestinierter Lethal Weapon-Bösewicht, aber als Bondvillain fehlt es ihm ein wenig an weltmännischer Exklusivität. Dennoch ist der Drogenbaron nach meinem Dafürhalten einer der besten Hauptgegner der ganzen Serie. Mit Carey Lowell und Talisa Soto kommen wieder mehr Erotik und Exotik in die Reihe, nachdem der letzte Beitrag diesbezüglich doch etwas fad geriet. Beide Darstellerinnen machen ihre Sache sehr gut, wobei vor allem Lowell eine sichtlich vielschichtigere Heroine zeichnen darf, die auf ungezwungene und sympathische Weise ihren Mann zu stehen weiß. Die Nebendarsteller liefern ordentliche Leistungen ab, wobei vor allem die Mitglieder von Sanchez' akribisch organisiertem Syndikat herausstechen, die mit so versierten Charakterköpfen wie Anthony Zerbe, Don Stroud und Benicio Del Toro passgenau besetzt sind. Ansonsten erfreut vor allem Desmond Llewelyn mit seinem größeren Part das Herz des Bond-Enthusiasten. Es handelt sich um einen seiner gelungensten Auftritte als Quartiermeister. Völlig farblos bleibt leider Caroline Bliss, der die Macher aber auch nie die Chance gaben, ihre Rolle wirklich zu entwickeln.

    Abermals bannt Alec Mills spektakuläre Stunts und atemberaubende Verfolgungsjagden auf Zelluloid. Seine Kamerarbeit stellt über weite Strecken eine Fortsetzung seines bisherigen Stils dar. Einstellungen, Dynamik und optische Farbigkeit sind vergleichbar, während ich The Living Daylights teilweise als besser ausgeleuchtet empfinde. Die Drehorte Florida und Mexiko haben natürlich ein recht schlichtes und unglamouröses Flair. Der Vorwurf, dass der Streifen über weite Strecken so aussehe wie Miami Vice und andere hippe US-Krimis jener Zeit, besteht nicht zu unrecht. Zugleich muss man aber auch sagen, dass die Cinematographie ab der Infiltrierung der Wavekrest auch ein eingängiges maritimes Südamerika-Abenteuer-Feeling beschwört. Insgesamt eine sehr solide Arbeit, auch wenn man sich hier und da etwas mehr experimentelle Raffinesse gewünscht hätte. Ein letztes Mal zeichnet sich Maurice Binder für einen Vorspann verantwortlich, der bedauerlicherweise seine inspirationsloseste und schwächste Kreation für die Reihe darstellt. Der Soundtrack erfüllt seinen Zweck ohne dabei über den Filmkonsum hinaus sonderlich nachzuhallen. Gladys Knights kraftvoller Titelsong und der Track If You Asked Me To von Patti LaBelle sind träumerische Nummern, intensivieren jedoch auch den amerikanischen Anstrich dieses Spätachtziger-Bondfilms. Dramatisch und spannungsvoll gibt sich die Filmmusik von Michael Kamen, die – wenn man seine Scores ein wenig kennt – viele vertraute Kompositionen aufweist und sich deshalb bisweilen auch etwas beliebig ausnimmt. In Key West, Florida, Mexiko Stadt, Acapulco und Zentralmexiko hat man adäquate Drehorte gefunden, wovon besonders das Hemingway-Haus, das Casino Espagnol, die Villa Arabesque und das Otomí Center Eindruck hinterlassen. Dementsprechend sind die Dekors von Peter Lamont den Gegebenheiten vorort verpflichtet und erweisen sich als glaubhafte Ergänzungen der realen Architektur. Allgemein wird das Drehbuch zumeist als die beste und qualitätsvollste Vorlage der Achtziger Jahre angesehen. Dem kann ich grundsätzlich beipflichten. Die Handlung entwickelt sich zügig und weitgehend logisch und die Dialoge sind – dem Sujet entsprechend - über weite Strecken herrlich trocken und zynisch geraten. Auch die Action ist sehr einfallsreich eingebunden und wird im Finale abermals effektvoll mit der Dramaturgie verzahnt. Zwei große Nachteile beinhaltet das ansonsten gelungene Script aber doch: Zum einen wirkt die Drogenthematik vor allem nach dem letzten Film nicht sonderlich kreativ und die Vereinigung von südamerikanischen und ostasiatischen Kartellen erscheint auch nicht gerade als wirkmächtiges Bedrohungsszenario, zum anderen fehlen zwischen der abwechslungsreichen Wavekrest-Sequenz und dem explosiven Finale - trotz großartiger Thrill- und Charaktermomente – ein wenig die spektakulären Highlights; weshalb dieser gedehnte Filmabschnitt zu viel Tempo aus der Story herausnimmt. Zum Abschied lässt es John Glen pyrotechnisch noch einmal so richtig krachen. Auch seine Inszenierung zeigt sich erneut hinsichtlich Timing und Intensität verbessert, obgleich die reizlosen Ernüchterungsmomente auch dieses Mal nicht völlig ausbleiben. So verabschiedet sich der fünfmalige Spielleiter mit einer souveränen Leistung vom Regiestuhl. In der Summe bleibt ein zufriedenstellender 007-Reißer, der mit den Vorzügen und Nachteilen seiner teils innovativen Auswüchse bis heute die Rezipienten spaltet und die Frage aufwirft, welchen anderen Verlauf die Dalton-Ära vielleicht hätte nehmen können, wenn man das Vorhaben einer (re-)vitalisierenden Erneuerung vonseiten der Produktion auch auf den Drehstab übertragen hätte.


    Bond als American Avenger – So untypisch wie die plotbedingte "Licence Revoked" erscheinen im Serienkontext auch das erdig-schmucklose Flair der (süd-)amerikanischen Handlungsorte und das rahmengebende Gesamtszenario, während man rein stilistisch im gewohnten Fahrwasser der vorherigen Werkbeiträge mitschwimmt. Trotz der durchweg guten Grundqualität kann der zweite Streich des Walisers nicht die Brillanz des anderen großen Ausreißers, der 20 Jahre zuvor seine Premiere feierte, erreichen. Bisweilen trüben handwerkliche Ernüchterungsmomente und inszenatorische Schwächen das Gesamtbild dieses schmucken Drogenthrillers. Und doch markiert Licence To Kill einen epochenübergreifenden Wendepunkt innerhalb der Reihe. Von nun an sollte es immer, mal mehr mal weniger stark konturiert, heißen: "This time it’s personal."


    00 00 00 00 00 Doppel-Null-Lizenzen

  • "Mittlerweile sehe ich die beiden Dalton-Filme wieder gleichauf, weil sie
    gegenseitig die Schwächen des jeweils anderen recht geschickt
    ausgleichen.",
    genau diesen Punkt schätze auch ich an dieser Ära außerordentlich, ich finde zwar beide Filme besser als du, aber auch ich sehe in jedem kleine Schwächen, die im jeweils anderen Werke nicht oder nur bedingt vorhanden sind.
    "Bisweilen trüben handwerkliche Ernüchterungsmomente und
    inszenatorische Schwächen das Gesamtbild dieses schmucken
    Drogenthrillers. Und doch markiert Licence To Kill einen
    epochenübergreifenden Wendepunkt innerhalb der Reihe. Von nun an sollte
    es immer, mal mehr mal weniger stark konturiert, heißen: "This time it’s personal." "

    Auch an dieser Stelle meine Zustimmung, LTK mag unter Nichtfans oder Halbfans vielleicht nicht der berühmteste oder beliebteste Bondfilm sein, doch man kann nur schwer abstreiten, dass er bezüglich der persönlichen Komponenten die Reihe geprägt hat, OHMSS hinterließ seine Spuren privater Art zuvor eigentlich nur in FYEO und mit leichten Abstrichen auch in TSWLM.


    In deinem wortgewaltigen Werke erwähnst du auch meine geliebte Serie Miami Vice :thumbup: , schön auch deine Lobes-Eloge auf Dalton.

  • "Der Hauch des Todes" habe ich hinter mir, sehe ich, wie fast immer, sehr positiv. Auf LTK freue ich mich am Samstag.


    Interessanterweise schaue ich gerade auch wieder Miami Vice via Amazon Prime. Bin noch bei der ersten Staffel, Folge 7, jeden Freitag zwei Folgen :)
    Ich schaue gerne wieder mal alte Serienklassiker. Die 2,"Mit Schirm, Charme und Melone", Simon Templar, Raumschiff Enterprise, Zorro (mit Guy Williams) und Ein Colt für alle Fälle habe ich ja auf BD/DVD.
    Hart aber herzlich lief ja schon einige Male in Rotation auf One, habe ich auch alles geschaut. Nun halt Miami Vice, Das A-Team und Knight Rider...alles chronologisch und ohne Werbung...sorry, ich schweife ab :D

  • Meine Lieblings-Vice-Staffel ist die Fünfte :) , Tim Trumans härterer, etwas düster daherkommender Musikton nahm mich gefangen und überhaupt gab es hier noch einmal einige der besten Episoden (Letzter Auftrag, Das Gefängnis in mir, Blutrache...),
    80er Grüße

  • die beiden verpassten Serieneinträge '91 und '93 fehlen der Serie entwicklungstechnisch bis heute.


    Ja - wohl war. Leider. Und es sind nicht mal die sechs Jahre, die da dazwischen liegen (wobei: Mittlerweile sind wir auch beinahe wieder bei dieser Dauer - und zwar ganz ohne "Grund"), sondern einfach der grosse Bruch, der damals geschah und von dem sich die Reihe nie mehr ganz erholte ;(

  • LIZENZ ZUM TÖTEN


    1989 beinhaltete gleich eine Handvoll von beliebten Filmfortsetzungen, von Lethal Weapon 2 über Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Zurück in die Zukunft II bis eben zum 16. Bondfilm. Dazu erblickte der berühmte Fledermausmann erstmals im großen Stile die Leinwand und das mit einem weltweiten Marketing, welches sich sehen lassen konnte. Es war der 50. Jahrestag des Batman und da dieser mit dem anderen Jahreshit „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ auch noch zeitnah mit „Lizenz zum Töten“ in die Kinos kam, hatte es dieser letzte Auftritt Daltons schwer. Dazu gesellten sich in Nordamerika noch die Ghostbusters und eben Riggs & Murtaugh in deren zweiten Missionen. Alle hatten einen Kinostart in den USA zwischen Ende Mai und Anfang Juli!
    Des Weiteren war „Lizenz zum Töten“ der erste und einzige Bondfilm, der im UK und den USA nicht für Kinder freigegeben wurde. In Deutschland sollte es nicht als Ausrede dienen, schließlich waren die megaerfolgreichen „Goldfinger“ und „Leben und sterben lassen“ auch FSK 16 und nicht, für die breitere Masse, FSK 12.
    Der andere Punkt war wohl der, dass man kaum einen Bond in Rachemission sehen wollte. Für viele war Bond halt noch der Gentleman-Agent. So war der Film schlussendlich in den meisten Ländern und weltweit der am wenigsten erfolgreiche Eintrag in der Bondgeschichte EONs.


    Film:
    Schon die Gunbarrel Sequence zeigt uns im musikalischen Sinn eine etwas aggressivere, dynamischere Form des Bondthemas. Erstaunlich ist, dass meine vier favorisierten musikalischen Unterlegungen der Sequence allesamt von den damaligen John Barry Vertretern stammen.
    Die Pre-Title finde ich dagegen nicht so spektakulär wie die Vorgänger des Zeitraums 1977-1987, und die DEA Agenten in Zeitlupe sind auch nicht meins, toll gefilmt aber dagegen wie Bond Sanchez‘ Flugzeug kapert.
    Bonds Rachefeldzug ist ja häufig ein kontroverses Thema, ist es eines Bonds würdig oder nicht? Als Film gesehen, als reiner Actionthriller, ist der Klasse. Wie ich schon zu „Der Hauch des Todes“ schrieb, alle Szenen, welche eher Daltons Entschlossenheit zeigen, kommen ihm zu Gute. Aber smart waren eher Connery, Moore und auch Brosnan.
    Meine Lieblingsszenen im Film sind die, in der Bond infiltriert und leise in die Gebäude und Boote schleicht. Zum Beispiel in Milton Krests Lagerhaus oder auf seinem Boot „Wavekrest“ oder halt die Vorbereitungen für das Attentat auf Sanchez trifft. Das finde ich absolut großartig und spannend inszeniert und dient Daltons Charakterisierung von James Bond.
    Zwei Actionszenen stechen heraus, zum einen Bonds Flucht von der Wavekrest mit anschließender Befreiung im Wasser und Kampf auf dem Flugzeug, sowie das Finale mit den Tanklastern. Actionszenen ohne Firlefanz, ganze Arbeit der Stuntmen und präzise gefilmt.
    Ich muss auch gestehen, dass ich Alec Mills‘ Arbeit an diesem Werk ein wenig unterschätzt habe. Zusammen mit der warmen Farbpalette sieht dies ganz gut aus und keineswegs steril wie manch zukünftige Projekte.
    Inszenatorisch kann man den Film kaum Mängel aufweisen und deshalb möchte ich eine Lanze für John Glen brechen, denn bis auf „Im Angesicht des Todes“ hat jeder seiner Bondfilme Hand und Fuß. Klar fehlt da das epische eines Lewis Gilberts und Bond war auch nicht neu, aber in Sachen Action, Handlung und Spannung sind die absolut top.
    Weshalb der Film dann doch nicht so hoch in meiner Gunst steht, ist, dass man den Namen James Bond einfach austauschen könnte und man es kaum merken würde, freilich außer uns Kenner.
    Für manche war das Ganze nicht genug für einen Bondfilm, der Trend in den USA galt ab Mitte der 80er dieser Drogenthematik: Miami Vice, Lethal Weapon, dazu die wahren Ereignisse um DEA, CIA, Medellin & Kali Kartell, Mexiko.
    Viele sahen in diesem Film eben weniger einen Bond als einen Drogen-und Rachethriller.


    Bond:
    Man ist durchaus der Meinung, dass dieser Film Daltons Naturell mehr entspricht, dass Dalton hier endgültig seine eigene Interpretation abliefern konnte. Ich bevorzuge dann doch etwas mehr den Geheimagenten im Dienste ihrer Majestät, als den Rächer, wobei, ich erwähnte es, die Szenen mit Dalton als Infiltrator mit zum Besten des Films gehören. Die dunkle Kleidung passt zu Dalton.
    Vielmehr haben die Stylisten verpasst Dalton hier gut sitzende Maßanzüge zu schneidern und auch der Frisör schien nicht motiviert genug. Die Anzüge wirken ein wenig zu weit geschnitten, da passten die in „Der Hauch des Todes“ viel besser, und über die Frisur, man hätte ihm ruhig die Nackenhaare kürzer schneiden und einen Kamm mitgeben können, wobei, am schlimmsten ist die streng zurückgekämmte Frisur im Casino. Nicht gerade vorteilhaft.
    Und eine Szene hätte man sich auch ruhig verkneifen können: als Bond und Pam sich nach der Flucht aus der Barrelhead Bar zum ersten Mal küssen und Sex haben.
    Das passt einfach nicht zum Dalton Bond! Das kauft man ihm nicht ab und auch die ganze Szenerie vorher passt einfach nicht. Man entkommt den Gangstern, flüchtet, handelt einen Deal aus und plötzlich hat man Bock auf Sex??? Das hätte NUR mit Connery oder Moore (in den 70ern) geklappt.
    Alles in allem überwiegt aber das positive, weil das restliche Drehbuch Daltons Stärken voll ausspielt.


    Bondgirl:
    Carey Lowell finde ich persönlich sehr heiß und ich mag auch ihren Charakter, welcher selbstständig und schlagfertig ist. Das sieht man ja bei der Konfrontation in der Barrelhead Bar.
    Was natürlich ebenfalls ein wenig zu unglaubwürdig daherkommt, das ist aber total dem Drehbuch geschuldet, ist ihre plötzliche, rasche Zuneigung, ja gar Verliebtheit zu Bond. Auch ihre eifersüchtige Reaktion auf Lupe passt nicht ganz zum restlichen taffen Charakter.
    Ansonsten ist Sie nicht nur Bondgirl, sondern auch Helfer und Sie hilft James tatkräftig bis zum Schluss.
    Talisa Soto spielt Lupe, Franz Sanchez‘ Mätresse. Wobei Sie ihm weniger ihre Liebe schenkt, sich eher von ihm aushalten lässt. Soto spielt ihre Lupe im exotischen Sinne des Bonduniversums.
    Ich weiß, dass wir hier einen großen Talisa Soto/Lupe Fan haben, aber ihr Charakter hat mich nie sonderlich fasziniert. Leider finde ich Sie auch nicht überschwänglich sexy.
    Und auch dass Sie sich plötzlich in James verliebt, na ja.
    Kleine Anmerkung: ich gehöre sowieso zum Team Pam und ich bevorzuge hier ihr Kurzhaar Schnitt. Und einige ihrer Outfits ab Isthmus City sind doch zum dahinschmelzen. Egal ob auf Krests Jacht, als Sie sich ihrer Kleidung entledigen muss , im Casino oder im Finale. Finde ich im Paket erotischer als das edle Wesen Lupe Lamoras.


    Villains:
    Robert Davi ist ein Gewinn. Schon sein Antlitz ist prädestiniert für solche Rollen und selbst Uwe Friedrichsens deutsche Stimme passte sehr gut zum Wesen, obwohl die meisten Uwe Friedrichsen, außer seinen deutschen Rollen, als Stimme Danny Glovers aus „Lethal Weapon“ kennen (und paar Mal Peter Falk als Columbo!). Sanchez ist ein Bösewicht mit Prinzipien und da auch Bond Prinzipien hat, ist Bond ihm sympathisch. Davi spielt den Drogenbaron bedrohlich und charismatisch und gilt nach Walken für mich als bester 80er Bondschurke.
    Anthony Zerbe spielt Milton Krest, Handlanger oder besser Arbeitspartner von Sanchez. Er selbst ist für das Töten nicht verantwortlich, lässt dies aber durch Sanchez zu. Immer wieder kann ich nur sagen, dass dieser Krest im Endeffekt doch ein armer Tropf ist, wie er von Bond genarrt wird und Sanchez ihm keine Chance gibt sich zu erklären. Sein Tod ist auch besonders grausam.
    Der blutjunge Benicio Del Toro spielt Dario, er ist Sanchez‘ Todesbote und schon mit 21 bewies Del Toro durch seinen diabolischen Blick, seine darstellerischen Künste. Sein Abgang, in direkter Konfrontation mit Bond, aber eher durch Pam Bouvier begünstigt, ist ebenfalls eines der grausameren der Reihe.
    Beide Handlanger von Sanchez habe ich gut in Erinnerung, aber es gab doch prägendere und kultigere Schurken im Dienste des Obermackers.
    Wenn man so will kann man noch Heller, Truman-Lodge und Prof. Joe Butcher dazuzählen, aber die nehmen für mich nicht so tragende Rollen im Bösewichtsein ein. Heller hat eigene Interessen, wofür er später auch mit seinem Leben bezahlen muss. Truman-Lodge ist der Finanzier und strapaziert Sanchez‘ Nerven, bis dieser sich dem kostensparenden Programm hingibt und Prof. Butchers Sekte und Anwesen dient Sanchez als Drogenumschlagplatz.


    Helfer:
    Felix ist wieder da und ich vermute mal, man hat für diese nun tragische Rolle nicht von ungefähr David Hedison ausgewählt. David Hedisons Felix war von allen der sympathischste und hatte eine engere Freundschaft zu Moores Bond. Wahrscheinlich haben die Macher auch an diesen Sympathiefaktor gedacht, welches Leiters Schicksal besonders tragisch macht.
    Freilich kann man auch behaupten, im Gegensatz zu den anderen Darstellern, hat sich Hedison mit 61 Jahren noch gut gehalten. Aber dann hätte man auch John Terry nehmen können, nur war der in „Der Hauch des Todes“ vollkommen blass.
    Natürlich muss man revidieren, denn vielmehr ist Bond in diesem Film Leiters Helfer und später auch Rächer. Dennoch muss man Felix Leiter für diese Geschichte erwähnen, ist seine Figur ja schließlich die antreibende Kraft für den Verlauf des Films.
    Sharkey ist Freund von James und Felix und hilft James nach dem Attentat auf Felix und dem Mord an Felix‘ Frau. Leider ist auch ihm kein gutes Schicksal bekommen. Sharkey wirkt sympathisch und auch sein Tod finde ich bedauerlich, aber für „Lizenz zum Töten“ konsequent. Ansonsten dürfte James auch nicht mehr die „Schönen Grüße von Sharkey“ bestellen. Eine doch recht coole Szene.
    Die größten Helfer sind hier Pam und Q! Desmond Llewelyns Q hat in diesem Bondfilm seinen größten Auftritt. Reist er doch, ohne die Genehmigung des British Secret Service, nur weil sich unsere Penny Sorgen macht, nach Isthmus City um Bond mit seinen technischen Erfindungen auszustatten und Bond bei der Infiltrierung zu helfen. Und Q weiß wie Bond tickt. Herzlichen Dank dafür.


    MI6:
    Robert Brown in seiner strengsten Auslegung als M: „Er kannte das Risiko.“ – „Wir sind kein Country-Klub.“ Er entbindet 007 von seiner Lizenz, nachdem Bond sich weigert seine Mission in Istanbul anzutreten. Persönliche Gefühle müssen sich unterordnen. Dennoch wünscht er seinem besten Mann Gottes Beistand, ohne ihm das ins Gesicht sagen zu können.
    Moneypenny ist hier leider verschenkt. Zum ersten Mal findet keine Begegnung zwischen Ihr und 007 statt, Sie macht sich aber Sorgen, weil Bond auf „der Flucht“ ist und bittet Q um Hilfe.
    Q ist hier der Helfer in Not, Text oben.


    weitere Bondgirls:
    Zwei Leading Ladies, keine weiteren Damen nötig.


    Location:
    Passend zum herrschenden Drogenthema der 80er, dienen hier amerikanische, dennoch exotische Locations. Wir haben Key West, Florida und Mexiko als Isthmus City. Durch die Exotik und die warme, satte Farbgebung wirkt es nicht ganz so wie eine US-amerikanische TV Serie. Vergleiche mit Miami Vice sehe ich dadurch nicht so extrem.
    Die Unterwasserszenen sind auch durch die Actioneinlagen intensiv und gut gelungen.
    Ein wenig fehlt dann doch das große, die tollen Landschaften wie die Schweizer Alpen in „Goldfinger“ und „Im Geheimdienst ihrer Majestät“, berühmte Bauwerke wie der Eiffelturm, die Golden Gate Bridge, der Zuckerhut, oder schlicht epischere Aufnahmen der Umgebung, die sonst üblich sind.


    Setting/Bauten/Design:
    Überwiegend gelungen. Man behielt den realistischen Look der 80er bei, aber Franz Sanchez’ Anwesen sieht delikat aus, seine Anlage ist auch noch mal im größeren Stile der Ken Adam Filme angelegt, auch wenn das Innere wieder nüchterner scheint.
    Das Innere der Bank in Isthmus City ist ja real, wurde in „Spectre“ wiederverwendet. Der Sohn meines Freundes, noch nicht so alt, wunderte sich schon und meinte, dass so doch keine Bank aussieht. Tja, muss nicht, kann aber und es sieht toll aus. Eines Bondfilms würdig.
    Die Casino Szene ist auch besser ausgeleuchtet als acht Jahre zuvor in „In tödlicher Mission“.


    Musik:
    Ohne den Film, die bewegten Bilder, sagt mir der Soundtrack nicht so zu. Meiner Meinung der schwächste Soundtrack seit Dr. No.
    Mit den bewegten Bildern zeigt der Score von Michael Kamen aber durchaus seine Wirkung.
    Hier und da hört man gewisse Ähnlichkeiten zu „Lethal Weapon“ und „Die Hard“, die ja auch von Kamen sind, aber gerade in den bedrohlichen Szenen, ist der Score intensiv. Zum Beispiel wenn Bond sich anschleicht oder seinen Attentat auf Sanchez vorbereitet, und auch im Finale.
    Netter Gag während des Finales ist das James Bond Thema, dass durch die Schüsse der Schergen auf Bonds LKW erscheint.
    Den Titelsong, gesungen von Gladys Knight, finde ich aber absolut herausragend! So muss ein Bondsong ertönen, kraftvoll in der Stimme und in der Instrumentalisierung, mit ruhigen Passagen, dynamischeren Passagen, einem Refrain, dessen Power in jeder Pore zu spüren ist. Die Emotionen sollten schon mal herausbrechen. Ich weiß nicht ob diese neuen Interpreten überhaupt noch Ahnung von so etwas haben. Hallo Sam & Billie. Aber es liegt freilich nicht nur an den Sängern, sondern an der gesamten Komposition. „Licence To Kill“ ist für mich auf jeden Fall ein Top 5 Song.


    Main-Title:
    Maurice Binders letzte Arbeit empfinde ich leider auch als seine schwächste. Keine neuen Ideen und die Umsetzung der Figuren, besonders Damen im Title, empfand ich auch besser, wie zuletzt 1985.
    Dank Gladys Knights Titelsong und der hübsch anzusehen Asiatin werde ich dieser Main Title auch nicht überdrüssig. Außerdem lese ich simultan ja auch noch die Credits.


    Wertung des Komplettwerks:
    Es sind eher so die kleinen Dinge, die den Genuss des Films schmälern, eben dass Bond und Pam zu schnell, unpassend zur vorherigen Situation, sexuell anbandeln. Das gab es auch bei den anderen Darstellern, aber bei Dalton und den Grundton dieses Films, passt dies nicht so ganz.
    Auch dass Felix und Bond am Ende wieder lachen können. Klar, Rache vollzogen, aber Della bleibt tot und Felix bleibt für immer verkrüppelt.
    Ansonsten schaue ich meistens eher wie gelungen die Grundinszenierung ist, ob der Film eine gewisse Spannung hält und Spaß macht. Und das ist hier der Fall.
    Es ist kein üblicher Bondfilm, aber wenn man in Betracht zieht, dass sein bester Freund Felix so ein tragisches Unglück passiert, macht Bonds Rachefeldzug durchaus Sinn.
    In Tradition von Kurosawas „Yojimbo“, welcher 1964 ebenfalls stilbildend von Leone in „Für eine handvoll Dollar“ und weniger gelungen 1996 in Walter Hills „Last Man Standing“, in deren Versionen auf die Leinwand gebannt wurden, spielt Bond hier Sanchez gegen Krest aus und schürt so Misstrauen.
    Alles in allem ein starker Bondeintrag.
    8/10 mit Sternchen

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