Sehr schön zu lesende Rezension zu diesem ebenso mutigen wie polarisierenden Bondfilm, Daniel.
Doch auch inhaltlich ist der aufgeräumte Felix verständlich, je nach Wahl (oder auch zugleich): a) durch seine „Erlösung“ durch Bond Rache, b) durch Felix‘ Charakter: Der Mann ist Agent, der ungezählte Tote gesehen (und wahrscheinlich zu verantworten) hat, und weiß auch nach den schlimmsten Erfahrungen schnell wieder nach außen hin zu funktionieren und Haltung einzunehmen – ebenso wie Bond ja nur selten (und dann kurz) Einblicke in sein Innenleben zulässt, auch gegenüber Vertrauenspersonen. So unterschiedlich Leiter in all seinen Inkarnationen erscheint – ein wesentlicher Teil der gegenseitigen Wertschätzung Bonds und Leiters beruht stets auf dem Respekt vor der Professionalität des anderen.
Mir stellt sich da immer die Frage, ob ein Mann wirklich durch die stellvertretetende Rache eines anderen "erlöst" werden kann. Rache hat ja eigentlich nicht nur die "Funktion", die Gerechtigkeit wieder herzustellen, sondern auch ein bisschen, den eigenen Zorn und das lähmende Gefühl der Ohnmacht zu kanalisieren. Sicherlich ist Leiter froh zu hören, dass Sanchez und alle Beteiligten ihre gerechte Strafe erhalten haben, andererseits wurde ihm damit sozusagen ein weiteres Mal ein Stück seiner männlichen Identität und Initiative genommen. Er konnte Sanchez nicht selbst fangen, sozusagen seinen Beruf nicht erfüllen, er konnte die ihm frisch angetraute Frau nicht vor Vergewaltigung und Mord beschützen und wurde selbst körperlich verstümmelt, sozusagen kastriert. Und muss nun sogar hinnehmen, dass seine einzige Möglichkeit, Kontrolle und Aktivität durch Rache zurück zu erlangen, ebenfalls schon durch Bond erledigt wurde. Felix Leiter ist eigentlich die große tragische Figur im Bonduniversum, ein Nebendarsteller im eigenen Leben. Von echten "Buddies" auf Augenhöhe konnte man bei den Bondfilmen glaube ich nie wirklich sprechen. (Außer vielleicht im Finale vom GF, wo Leiter Bond mal den A... rettet. Insofern finde ich es interessant, dass der Buch-Leiter jetzt eine eigene Comic-Reihe erhält, die nach den Vorfällen in LALD spielt.)
Was vielleicht besser gewirkt hätte, wäre eine kurze Szene in Leiters Krankenzimmer gewesen. Ein stummes Handreichen und ein dankbares Nicken von Leiter, oder so. So am Telefon wirkt es auch etwas beiläufig, als ob es nur ein weiteres Abenteuer von James war. Aber gut, man sollte sich an dieser Szene vielleicht wirklich nicht zu sehr aufhängen.