DER FILM. Die Welt ist nicht genug

  • Leichte Logiklücken habe ich TWINE schon immer vorgeworfen, beziehungsweise "komplizierte Zusammenhänge". Liegt es an mir und meiner Wahrnehmung, oder existiert abgesehen von der Freude am Wintersport tatsächlich kein Grund für die Ski-Tour!? In meinen Augen lässt einem dieser Film fast zuviel Interpretationsraum.
    Und was diesen Punkt mit dem Geld, der Explosion und den vielen Missverständlichkeiten in der PTS anbelangt, so wollten die Macher womöglich "die bisher komplexeste Handlung" zusammendichten. Jeder denkt sich seinen Teil und interpretiert auf eigenem Wege, sodass niemand behauptet, der Film sei schwachsinnig.
    Und eben der Aspekt, dass TWINE nicht immer ganz unmissverständlich ist, soll bei dem etwas schwachen Drehbuch darüber hinwegtäuschen, dass der Film vielleicht gar nicht so viel Anspruch hat wie es scheint. Und eventuell ist es auch nicht auszuschließen, dass Michael Apted auf diese Weise die Dramatik bekräftigen wollte.
    Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich TWINE in mancherlei Hinsicht als den dramatischsten Film des franchises empfinde und dies teilweise auch deswegen, weil einem vorgegaukelt wird, dass die gesamte Situation vollkommen unverständlich, nicht nachvollziehbar und tragisch ist..., dabei stimmt wohl eigentlich nur letzteres.


  • Ehrlich? Hattest Du diesen Eindruck bei TWINE? Mir geht es da anders, abgesehen von dem geradezu krampfhaften Versuch den Hauptfiguren einen Herzenshauch von innerer psychologischer Komplexität und Empfindungsdramatik zu verleihen, sehe ich keine nennenswerten Versuche etwas gar unerreichbar "Großes" zu schaffen...


    Ich antworte mal im richtigen Thread dazu. ;)


    Ich habe schon das Gefühl, dass Michael Apted mit TWINE den ganz größen Wurf in Sachen "Epischer Bond" schaffen wollte. An dementsprechend Aussagen und Berichte während der Dreharbeiten kann ich mich auch noch erinnern...
    Eine Frau als Bösewicht, eine persönliche Beziehung "M"s, Terrorismus, Post-UdSSR-Konflikt, zeitgenössische Erdöl-Thematik, dazu Stunts unter Wasser, im Schnee, unter der Erde...
    V.a. aber die vermeintliche Tiefgründigkeit durch die Verstrickungen von M und Bond, die emotional tief drin hängen, sowie die Abhängigkeit Renards von Elektra durch das umgekehrte Stockholm-Syndrom sorgen bei mir für diesen Eindruck der nicht wirklich zünden wollenden Möchtegern-Epik. Das ganze wirkt zu gewollt und überkonstruiert. Und aufgrund der vielen Elemente auch sprunghaft und episodenhaft. Bei den Szenen im Schnee oder an Zukovskys Kaviarfarm habe ich immer den Eindruck, dass man diese Szenen so hingebogen hat, um die Action unterzubringen. Dies ist sicher nicht außergewöhnlich, aber man sollte es einem Film nicht anmerken. ;)


  • Ich antworte mal im richtigen Thread dazu. ;)


    Ich habe schon das Gefühl, dass Michael Apted mit TWINE den ganz größen Wurf in Sachen "Epischer Bond" schaffen wollte. An dementsprechend Aussagen und Berichte während der Dreharbeiten kann ich mich auch noch erinnern...
    Eine Frau als Bösewicht, eine persönliche Beziehung "M"s, Terrorismus, Post-UdSSR-Konflikt, zeitgenössische Erdöl-Thematik, dazu Stunts unter Wasser, im Schnee, unter der Erde...
    V.a. aber die vermeintliche Tiefgründigkeit durch die Verstrickungen von M und Bond, die emotional tief drin hängen, sowie die Abhängigkeit Renards von Elektra durch das umgekehrte Stockholm-Syndrom sorgen bei mir für diesen Eindruck der nicht wirklich zünden wollenden Möchtegern-Epik. Das ganze wirkt zu gewollt und überkonstruiert. Und aufgrund der vielen Elemente auch sprunghaft und episodenhaft. Bei den Szenen im Schnee oder an Zukovskys Kaviarfarm habe ich immer den Eindruck, dass man diese Szenen so hingebogen hat, um die Action unterzubringen. Dies ist sicher nicht außergewöhnlich, aber man sollte es einem Film nicht anmerken. ;)


    Danke für die Stellungnahme. Was die Skiszene betrifft muss ich zustimmen: Unterbringung von Action, ich habe genau genommen keine Ahnung weswegen Elektra und Bond Ski fahren. Dankbar bin ich dafür dennoch, denn sonst hätte man bei dem gleichnamigen PS1-Spiel nicht diese bockschwere und dennoch interessante Skimission erlebt. Und eine Frau als Villain: Finde ich eher gut als gewagt. Bedenkt man die schauspielerische Klasse von Sophie, wäre es wie ich finde seltsamer gewesen erneut eine männliche Fehlbesetzung zu verpflichten, ihr nehme ich das was gespielt wird wenigstens ab, Renard erblasst daneben natürlich mächtig.
    Es stimmt dass Michael Apted zu inszenatorischen Dramatisierungen neigt, was ich jedoch mag, beispielsweise in "Genug", einem hervorragenden Psycho-Thriller.
    Trotz der von Dir angesprochenen Bemühungen einen sagen wir mal "großen" Bondfilm zu schaffen, würde ich TWINE eher in den Bereich der nüchternen Werke einordnen. Abgesehen von den Szenen mit Denise Richards, welche einem unfreiwillig mit einem gewissen Augenzwinkern präsentiert werden, ist es doch eher ein ernster Film mit dem von Dir bei Bond eher unerwünschten Tiefgang, was TWINE aber gewissermaßen zu einem Vorläufer der Craig-Bonds macht, außerdem kommt Pierce auf diese Weise deutlich glaubwürdiger aus sich heraus als z.B. in GoldenEye (außer in der Unterwassersequenz mit dem Zurechtrücken der Krawatte :D)

  • Danke für Dein Feedback. :) Kann da vielem zustimmen.
    "Episch" bezog sich durchaus auf den "ernsten" Bondfilm TWINE. Er ist von Pierces Bonds sicher der ernsteste, der ambitionierteste - eingebettet vom "klassischen" TND und vom "Over the Top" DAD.

  • Danke für Dein Feedback. :) Kann da vielem zustimmen.
    "Episch" bezog sich durchaus auf den "ernsten" Bondfilm TWINE. Er ist von Pierces Bonds sicher der ernsteste, der ambitionierteste - eingebettet vom "klassischen" TND und vom "Over the Top" DAD.


    Was ich nicht so recht verstehe, ist die Einschätzung einiger bezüglich GE: "Es sind noch Dalton-Elemente" vorhanden. Welche denn? Es stimmt dass GE theoretisch ´94 Daltons Dritter hätte sein können, da die Pläne für einen 91er Over the top Dalton verworfen wurden, aber diese "Dalton-Elemente" sehe ich eigentlich nur in einem Brosnan-Bond, nämlich TWINE (stellenweise noch in TND bei dem Gefühlschaos zwischen Paris und Bond und auch in DAD in den ersten 20min). So gesehen sind diese "Dalton-Elemente" in meinen Augen eher Mitte der 90er Jahre verschwunden, ´99 wieder aufgetaucht und anschließend frühestens 2006, eher 2008 erneut erschienen.

  • Wo hab ich denn was von "Dalton-Elementen" geschrieben??? Ich finde nicht, dass GE "Dalton-Elemente" hat.


    Du nicht, das war eine allgemeingültige Frage. Deswegen schrieb ich auch von der "Einschätzung Einiger" ;)
    Nur deswegen bei der Gelegenheit im TWINE-Thread gefragt, da ich mir TWINE eigentlich fast nur mit Dalton vorstellen kann, ich nehme ihn noch nicht einmal als Actionfilm wahr, zu komplex sind die Zusammenhänge...

  • V.a. aber die vermeintliche Tiefgründigkeit durch die Verstrickungen von M und Bond, die emotional tief drin hängen, sowie die Abhängigkeit Renards von Elektra durch das umgekehrte Stockholm-Syndrom sorgen bei mir für diesen Eindruck der nicht wirklich zünden wollenden Möchtegern-Epik. Das ganze wirkt zu gewollt und überkonstruiert.


    Okay, da ist was dran. Trotzdem für mich in TWINE nicht störend. Wirklich störend finde ich diese Elemente dafür aber in SF, für den man Dein obiges Zitat 1:1 übernehmen kann. Man muss nur das mit dem Stockholm-Syndrom durch Bonds Psycho-Trauma ersetzen.

  • Bei der erneuten Sichtung von TWINE ist mir eine Unstimmigkeit im Handlungsverlauf aufgefallen, die ich vorher noch nie bemerkt hab. Die Szene in der Q Bond ausstattet macht an der Stelle an der sie im Film positioniert ist eigentlich keinen Sinn. Bond ist zu dem Zeitpunkt außer Dienst gestellt und hat noch keinen neuen Auftrag von M erhalten. Warum sollte Q ihn zu diesem Zeitpunkt ausstatten? Die Szene hätte von der Logik her erst nach dem erneuten Gespräch mit M und der damit verbundenen Auftragserteilung stattfinden können. Hier hätte sie meiner Meinung nach allerdings das Tempo des Films gestört.

  • Er wurde doch von der Ärztin gesund geschrieben und sollte dann auf Elektra aufpassen.
    Vielmehr wurde es von M so erwähnt deshalb musste Bond sich nach Baku aufmachen und das natürlich bestens ausgerüstet!
    Soweit ich es in Erinnerung habe war es kein Einsatzbefehl sondern ein gefallen von M's Seite her,weil sie um Elektra bangte.
    Ich hoffe ich habe jetzt nichts durcheinander gebracht

  • Nach diversen Statements (vor allem von einer Person... Sorry Kronsteen :D ), die ich hier in den letzten Tagen zu TWINE gelesen habe, hielt ich es für angebracht, (nochmals) eine Lanze für diesen Film zu brechen. Ich kann nämlich nicht verstehen, wieso TWINE aus der Sicht der grossen Masse nicht als "grosser" Bond-Film zählt und erst recht nicht, wieso ihn diverse Leute sogar ziemlich zuhinterst auf ihrer Bestenliste platziert haben.


    TWINE war der erste und einzige Brosnan-Bond, der mich beim ersten Anschauen im Kino restlos überzeugt hat und daran hat sich bis heute nichts geändert. GE war mein erster Kino-Bond und der konnte meine - zugegebenermassen sehr hohen - Erwartung nicht ganz erfüllen. Bei TND war es dasselbe und DAD war sowieso die reinste Katastrophe. TWINE hingegen machte alles richtig und bietet all jene Elemente, die einen guten Bond-Film ausmachen. Aus meiner Sicht hat er einfach keine wirklichen Schwächen, keine Fehler. Dafür punktet er mit toller Action, dem besten Bad-Girl ever und einer spannenden, für Bond-Verhältnisse halbwegs realistischen Story. Vor allem im Vergleich zu GE wirkt dabei alles locker und ungezwungen und im Gegensatz zu DAD gibt's auch keine Anbiederung mit dem Vorschlaghammer, damit auch der letzte Depp erkennt, dass hier nun gerade der Bond-Film XY zitiert wird.


    Ich habe gestern hier im Zusammenhang mit TWINE das Wort "langweilig" gelesen. Wie bitte!? Meines Erachtens bietet TWINE Unterhaltung pur ohne auch nur den geringsten Durchhänger. Sogar das Finale ist - obwohl eigentlich eher 08/15 - ziemlich kurzweilig geraten und macht nicht den TND-Fehler, in einer nicht enden wollenden Ballerorgie auszuarten. Zudem bietet schon nur die PTS von TWINE mehr Spass als so mancher Film während zwei Stunden. Auch stimmt bei TWINE der Mix zwischen Ernsthaftigkeit und Humor.


    Alles in allem wird bei TWINE die "Bond-Formel" nahezu perfekt umgesetzt. Ich habe sogar Verständnis dafür, dass das Ergebnis dadurch für einige ein bisschen "steril" wirkt, finde aber nicht, dass man dies TWINE wirklich zum Vorwurf machen kann.


    Für mich jedenfalls ist TWINE der bisher letzte wirklich "klassische" Bond-Film (ich finde zwar CR und QoS auch sehr gut - für mich sind dies aber nicht mehr wirklich "klassische" Bond-Filme), der mit grossem Abstand beste Brosnan-Bond und auch sonst einer meiner Lieblings-Bonds.


    PS: Falls jemand meint, TWINE würde keinen guten Henchmen bieten: Für mich ist Renard der Henchmen dieses Films. Und der macht seine Sache doch mehr als überzeugend, oder? Ich meine, ein Henchmen, der seinem Auftraggeber nicht nur ergeben ist, sondern ihn sogar noch liebt und zudem keinen körperlichen Schmerz erfahren kann, ist doch echt eine Ansage, oder nicht?


  • In der Gänze deines Textes finden sich viele sehr schöne Punkte, denen ich bedenkenlos zustimme. Renard wirkt jedoch eher wie ein Opfer seiner selbst, ein jämmerliches Anhängsel der großen, theatralischen und doch durchaus unsicheren Elektra. Ich persönlich mag den Film gerade WEIL ich ihn nicht für unterhaltsam halte, das klingt zwar reichlich bescheuert, aber ich habe des Häufigeren die Erfahrung gemacht, dass ich im zweistündigen Ausschalten des Gehirns versage, mein Geist überflutet sich immer wieder wie von selbst und ich bin somit dessen Opfer, d.h. dass ich für zwei atemlose Stunden im Stil von Transformers einfach nicht geeignet bin, da mich das nur stresst. Nun fiel ja in dem Zusammenhang im Bezug auf TWINE von Kronsteen das Wort "Pseudo-Anspruch", ein Wort, welches sich -wie ich finde, wenn überhaupt- als Etikett für den Film Skyfall eignen würde. Warum Pseudo? Klar, es wirkt etwas verkrampft und gewollt, aber Ansprüche stellt es an einen ja dennoch, ich muss gestehen das Werk noch nie gänzlich verstanden zu haben, angefangen bei Robert King und dem Geld, bis hin zur Szene, in welcher wie aus dem Nichts heraus die Skifahrt vorgeschlagen wird, weiß Gott, das universelle Bewusstsein oder wer auch immer warum das dann kam, ich weiß es jedenfalls nicht. Eine Stärke des Films, die zugleich eine Schwäche darstellt, ist in meinen Augen Pierce Brosnan. Eine Schwäche insofern, als dass er in meinem Bonddarsteller-
    Ranking den sechsten und damit letzten offiziellen Platz einnimmt, eine Stärke hingegen insofern, als dass es meiner Meinung nach seine beste Bond-Performance ist. Nicht mehr mit der Unsicherheit aus GE, nicht mehr mit der permanenten Gewaltlösung aus TND, die nicht zu Brosnan passt und ebenso wenig mit dem beginnenden Altern in DAD. Nein, hier ist er mal ein halbwegs glaubwürdiger Agent im richtigen Alter, der sich von der Dramatik des Werkes nicht überfordern lässt.

  • Obwohl ich zur TWINE-Sympathisantengruppe gehöre, kann ich (Kronsteens) Ressentiments gegen den Film (Sterilität durch die vielen Studioaufnahmen) ein Stück weit verstehen. Das Duo Elektra-Renard empfinde ich ebenfalls als sehr erfrischend für einen Bondfilm, aber auch hier wurde Potenzial verschenkt, wenn man ehrlich ist (etwas übertriebene Schmachtszenen Bond-Elektra, Renards Handicap ist später nicht mehr wirklich relevant). Dazu ist Christmas als Bondgirl ... meeeeh.
    Alles in allem für mich vor TND, der bis auf das Ende leichter daherkommt, zweifelsohne Brosnans bester, auch wenn er nicht alles richtig macht. Stärkste Szene ist für mich Elektras Tod.

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