Sehr gerne. Bei mir gewinnt der Film, obwohl mich die starke Abhängigkeit vom Nolan-Batman und dieser Theater-Gestus manchmal schon stören. Ich kann dich aber absolut verstehen. Als 'Bondfilm' hat Skyfall tatsächlich nicht gerade viel Fleisch auf den Rippen. Wenn Moonraker der Zenith des puren Eskapismus war, dann stellt Skyfall das andere Extrem hinsichtlich eines düsteren, nüchternen Blicks auf den Agentenalltag dar. Selbst der klassische Glamour ist hier durchweg vergiftet. Wir sehen gerade mal 40 Minuten Türkei und China, ansonsten agiert Bond den Rest des Films über nur in seiner grauen, tristen und winterlichen Homebase. Selbst das Golden Dragon Casino hat in seiner ganzen farblichen, bildlichen Wirkung etwas abgeschmackt Fauliges. Und Spaß machen Bond nicht mal die Frauen. Der Rookie schießt ihn halb tot und endet später als graue Maus in Mallorys Vorzimmer und die Femme Fatale überlebt nach 10 Minuten Screentime ihre unfreiwillige Wilhelm Tell-Nummer nicht.
Trotzdem ist der Streifen handwerklich (Mendes, Deakins, Adele, Kleinman, Gassner) sehr gut gemacht und funktioniert auf seine Weise. Darauf wollte ich auch mit dem Truffaut-Zitat hinaus. Es ist ein "Alles oder Nichts"-Film mit all den positiven und negativen Begleiterscheinungen. Trotzdem kann ich auch die negativen Reviews verstehen, wenn man mit so einer Herangehensweise gar nichts anfangen kann. Da hieß es auch mal irgendwo sinngemäß: "Wenn Mendes so einen Streifen drehen wollte, wieso hat er nicht gleich einen George Smiley-Film gemacht? - Thema verfehlt." Wenn man bedenkt, dass die Stärken von Skyfall gerade nicht die Aspekte berühren, die 007 einst zu seinem Sonderstatus innerhalb des Genres verhalfen, ist an diesem Vorwurf durchaus etwas dran, finde ich.