Tonträger für die Ewigkeit

  • Wenn ich versuche die Beatles mit einer Platte zu erklären, dann mit dieser.


    Und wie immer die große Frage: hätten sie statt des Doppelalbums eine Platte draus machen sollen?


    Ich stand mit dem White Album immer ein wenig aufs Kriegsfuß - unheimlich starke Songs, aber auch - nach Maßstäben der Beatles - überdurchschnittlich viel "Ausschuss", wenn mir die Gotteslästerung gestattet sei.

  • Irgendwie hat mich Bernds Posting inspiriert auch mal wieder etwas zum Thema Musik los zu werden.


    Ich habe mir selbst einmal Gedanken gemacht, was eigentlich meine 10 Lieblingsalben sind, weshalb und was mich an Ihnen am meisten Inspiriert.
    Da ich selbst Musiker bin (OK, Schlagzeuger, aber das zählt auch) sehe ich Musik nicht nur als reines Konsumprodukt, sondern als Teil meines Lebens an. Musik muss mich also textlich oder melodisch berühren um von mir als gut wahrgenommen zu werden. Manchmal reicht mir eines, im Idealfall kombiniert sich Text mit großartiger Melodie.
    Ich beschränke mich bei meiner Top 10 auf ein Album pro Band, sonst wird es wohl etwas zu Queen und Led Zeppelin lastig.


    1. Queen - Sheer Heart Attack
    Wohl mein absolutes Lieblingsalbum. Hier waren die Jungs genau auf dem richtigen Mittelweg zwischen den Hardrockkrachern der ersten beiden Alben Queen 1&2 und den späteren manchmal zu Opernhaften Nummern auf “A Night at the Opera” und “A Day at the Races”. Vor allem Brian May zeigt was er wirklich kann schon vom ersten Moment an bei “Brighton Rock”, wo auch Freddie seine stimmliche Reifeprüfung ablegt und ganze Oktaven springt in nur einer Textzeile. Das Album ist unglaublich abwechslungsreich und bietet neben Hardrock (Now I’m here, Stone Cold Crazy) auch schon ein Opern Vorgeschmack (Lap of the Gods), experimentierfreudigen Prog (Flick of the Wrist), typische Mercury Kunststücke (Lily of the Valley) auch Ausflüge in Richtung Barbershop (Leroy Brown) und den späteren Stadiumrock a la “We will rock you” (mit der Nummer Lap of the gods...revisited).


    2. Pink Floyd - Wish you were here
    Wie bei Queen gilt auch hier: Die perfekte Balance zwischen den frühen sehr künstlerischen Werken und den späteren Stadionrock-Epen.
    Herrlich unaufgeregte Soundcollagen, mit melodischem Glanz einer Schatztruhe voller polierter Edelsteine. Dabei aber schon mit dem typischen Roger Waters Biss, der später dann leider etwas überhand genommen hat. Absoluter Favorit: Der Titeltrack, hier kommt das zusammen was ich oben bereits erwähnt habe: Die perfekte Symbiose aus Melodien und Texten.


    3. Led Zeppelin - 4
    Jepp, was soll man schon groß dazu sagen. Dieses Teil klingt vom ersten Song an überirdisch. Aufgenommen in der Empfangshalle eines alten englischen Herrenhauses, mit Multi-Mikrofonie nah an den Instrumenten und dann wieder weit im Raum und auf den Treppen verteilten Overheads kommt hier alles zusammen, was die 70er so gigantisch hat werden lassen. Absoluter Top Song (nein, nicht Stairway): When the levee breaks!


    4. Metallica - Metallica
    Nennt mich ruhig Kommerzsau, aber dieses Album kann ich vom ersten bis zum letzten Song komplett durchhören.
    Warum nicht Master of Puppets? Weils zu roh ist.
    Warum nicht And Justice for all? Weils scheiße kling und die Abmischung fürn Hund ist.
    Absoluter Höhepunkt: Sad but true! Und ja: Lars Ulrich ist nicht der beste Drummer der Welt, aber wie Ringo bei den Beatles schlicht der beste Drummer für Metallica.


    5. The Beatles - Please Please Me
    Das ist Rock’n’Roll wie er einmal gedacht war. Es viel mir wirklich schwer mich zwischen “Sgt. Pepper” und diesem hier zu entscheiden, aber letzten Endes ist es die ungetrübte Spielfreude und die Energie, welches dieses Album für mich so elektrisierend macht. Wenn Lennon mit allerletzter Kraft “Twist and Shout” rauspresst und seine ganzen Eier da rein legt, dann weiß ich was Musik wirklich ausmacht. Und Ringo ist ein Gott, ein lebendes Taktell mit unbändigem Groove.


    6. Bob Seger - Live Bullet
    Für mich das Über-Livealbum. Bob ist Rock in menschliche Gestalt gepresst. Hier gilt gleiches wie oben bei den Beatles: Spielfreude vereint sich mit Energie zu eine Explosion der Musik. Wers nicht glaubt: Das Medley “Travellin’ Man”/”Beautiful Loser” hat mehr Eier als Olli Kahn jemals brauchen wird.


    7. Stoppok - Happy End im La-La Land
    Der deutsche Singer/Songwriter schlechthin. Immer mit viel Ironie und guten Riffs bei der Sache haut er immer wieder auch Songs raus, die einen emotional tief berühren. Dabei zeigt er eine Bandbreite, die sich zwar immer am Blues entlang hangelt, aber nie Langweilig wird. Er beschreibt den Alltag von normalen Menschen, lustiges, trauriges, nachdenkliches. Absolute Anspieltips: “Dumpfbacke”, “Wetterprophet” und “Denk da lieber nochmal drüber nach” eine wunderbare Anti-Rechts Hymne.


    8. Prince - Purple Rain
    In einem Satz: Ein unterschätzter Gitarrengott, der eigentlich in einem Atemzug mit Hendrix, May, Slash, Clapton und Van Halen genannt werden müsste.


    9. Guns’n’Roses - Use your Illusion 1&2
    Wenn Axl Rose nicht so ein verschissener abgefuckter Drecksjunkie wäre...die Gunners wären heute die größte Band des Universums. Mit diesem Doppelschlag der ein letztes Aufbäumen des Hairmetals war und ein erster Vorgeschmack auf den Nu-Metal gelang den Jungs aus LA ein Album welches schon schmatzt vor Schmagges (wie wir in Hessen zu sagen pflegen). Slash spielt so unverwechselbar, man könnte meinen er habe einen eigenen Sound von Gott persönlich kreiert bekommen.


    10. Bob Dylan - Highway 61 revisited
    Bäm...”Once upon a time you dressed so fine...” Mit einem Paukenschlag beginnt Bob Dylan nach 5 Jahren Folkmusik offiziel das Zeitalter des Rocks. Inspiriert Elvis und Johnny Cash zu Ihren Comebacks, bringt die Beatles nach vorne, macht aus Hendrix einen Gott und aus den Roses eine Stadionband. Kaum ein Künstler hatte mehr Einfluss auf die moderne Musik als der kleine jüdische Nerdjunge der mal Robert Allen Zimmerman war. HW 61 steht hier mehr stellvertretend für diesen Wunderknaben, aber da es mit “Like a Rolling Stone” die Überhymne der 60er enthält habe ich mich für dieses Album entschieden.


    Und das Wars auch schon! Ich wünsche euch noch ein schönes Restleben. Ich gehe jetzt in meine Gruft zurück und bastele weiter an meinem Plan die Menschheit zu vernichten!


    Euer Gonzman McShaker

  • Und wie immer die große Frage: hätten sie statt des Doppelalbums eine Platte draus machen sollen?


    Ich stand mit dem White Album immer ein wenig aufs Kriegsfuß - unheimlich starke Songs, aber auch - nach Maßstäben der Beatles - überdurchschnittlich viel "Ausschuss", wenn mir die Gotteslästerung gestattet sei.


    Nee, für mich ist das weiße Album gerade wegen seiner Stilvielfalt das liebste Beatles Album, obwohl keiner der allerbesten Songs drauf ist. Während ich bei anderen mir meist ein eigenes Album zusammenstelle um die Schwachstellen auszumerzen. Obwohl Magical Mystery Tour ebenso stark ist. Aber genau genommen ist das ja entweder eine Doppel-EP oder eine Single Compilation von 1967er Material.


    Ein großer Fehler der Beatles war es auch die Single Tracks nicht auf den Alben zu haben. Zumal ja auch die B-Seiten sehr stark waren, also nicht wie später üblich so eine Art Resteverwertung. Bei Sgt. Peppers auf Strawberry Fields und Penny Lane zu verzichten ist Wahnsinn gewesen.


  • KROKUS: Hardware (1980)


    [laut-jubilier-und-die-Pommesgabel-in-die-Höhe-reck] :headbang:
    Ich liebe die Schweizer, von wegen AC/DC-Abklatsch, zwischen 79 und 83 kam die beste Hardrockband aus Solothurn! Wobei ich One Vice at a Time fast noch besser finde, andererseits ist die Hardware ja quasi der inoffizielle Soundtrack zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme, dem berühmt-berüchtigten Trashfestival Mad Foxes - Feuer auf Räder, allein das adelt die Platte schon. :thumbup:



  • Ja, "One At A Time" ist auch nicht zu verachten. Für meinen Geschmack - im Vergleich zu "Hardware" etwa - aber ein bisschen banaler und monotoner. Aber auch zwischen 1984 und 1988 haben KROKUS durchaus gute Sachen gemacht (auch wenn ein teilweiser Stilwechsel stattfand). Alles was danach kam, finde ich aber ziemlich uninteressant. Handwerklich solide, kann aber bei mir einfach nicht mehr richtig zünden :( . Kann nicht mal sagen, woran es liegt... Ist wie bei den SCORPIONS-Sachen ab Mitte 1990er.

  • Kann nicht mal sagen, woran es liegt...

    Neudeutsch würde man wohl hübsch-hässlich sagen: das Momentum hatte sie verlassen. Ich denke der Rausschmiss von Drummer Freddy Steady im Vorfeld der Headhunter-Scheibe war der Anfang vom Ende. Headhunter war zwar nochmal eine richtig starke Platte, aber der Neid und die Missgunst untereinander wurden immer größer. Mit dem Rausschmiss von Chris von Rohr zerbrach dann endgültig musikalisch etwas, was auch nach dessen Rückkehr in den 80ern nie wieder richtig gekittet wurde. Die jüngsten Scheiben nach ihrer Quasi-Reunion in den letzten Jahren waren gar nicht mal schlecht, gediegener guter Rock, aber es fehlt halt das Feuer früherer Zeiten - aber wenn wundert es, die Jungs sind halt keine 30 mehr.


    Übrigens finde ich die Hardware auch abwechslungsreicher als die One Vice, aber an letzterer schätze ich vor allem eines: sie ist ein Tritt in den Allerwertesten von der ersten bis zur letzten Sekunde. :)

  • Das stimmt :dance:


    Manchmal ist halt einfach die Zeit von gewissen Bands abgelaufen. (Und das oft unglaublich früh: Es gibt Bands, die bringen gerade mal 3 oder 4 überzeugende Alben heraus, bevor sie sich bereits ins musikalische Altersheim verabschieden). Egal was sie machen und wieviel Mühe sie sich auch geben: Es kann nicht mehr zünden. Dafür gibt's unzählige Beispiele: Die bereits erwähnten SCORPIONS, die nach dem "Crazy World"-Album nicht mehr allzu viel auf die Reihe kriegten und ab Mitte der 1990er regelrecht absackten. Oder GUNS N' ROSES nach 1993. Oder AC/DC nach 198?. Oder BON JOVI nach Mitte der 1990er. Es gibt aber zum Glück auch Ausnahmen :).

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