Purvis & Wade zurück als Drehbuchautoren in Bond24

  • Er muß ja keinen Mist gebaut haben, aber er hat vielleicht doch eine andere Richtung eingeschlagen als Mendes wollte, bzw nicht das geliefert was Mendes von ihm erwartet hat. Jedenfalls müssen die Differenzen schon so grundlegend gewesen sein daß eine weitere Zusammenarbeit unmöglich geworden ist.


    Alles nichts ungewöhnliches, und nichts was dem späteren Film schaden muß.


    Bei den Bonds sind ja diese ganzen Schiebereien hinter den Kulissen oft erst sehr viel später auch mal bekannt geworden, da kann man auch nur raten wieviel bis heute noch unbekannt ist.


    Wieviele Drehbuchautoren haben noch mal ohne Nennung an TSWLM herumgeflickt?

  • "Dozens of writers", so Michael G. Wilson in der Making-of- Doku zu TWSL. Da sind sicher noch mehr Türen geknallt, nur gab es damals nicht tausende bestens vernetzte Fans auf der ganzen Welt, die jeden Schmetterlingschlag aus dem Bond-Universum auf ihren Blogs in die Welt pusten und von dort von allen möglichen Bond-Klimaexperten rauf und runter gedeutet wurden, was dann in den Klatschpresse landet etcpp.


    Die große, finanziell und urheberrechtlich nicht ganz unerhebliche Frage ist für die Betroffenen wohl vor allem, wer einen Credit bekommt. Ob jetzt Logan noch seinen Namen im Vorspann sieht bzw. sehen will? Eine Frage des Geldes wohl. P & W haben ihn ja immer bekommen.

    "Darf ich mal meine Freundin hierhersetzen? Sie belästigt sie nicht, sie ist nämlich tot."

    Einmal editiert, zuletzt von chrimarx ()

  • @ chrimarx


    Schon richtig. Nach solchen Drehbuchproblemen hätte früher kein Hahn gekräht. Trotzdem würde ich denn Fall im Vergleich zu "The Spy Who Loved Me" doch etwas anders beurteilen. Hier wurden - wenn ich es richtig im Kopf habe - diverse Autoren mit Treatments beauftragt, die dann alle keine Verwendung fanden. Aus diesem Ideen-Fundus wurde dann die Filmstory entwickelt. Das bedeutet, dass die Ideen der Autoren am Anfang des kreativen Prozesses verschlissen oder verwendet wurden. Die Hauptarbeit am eigentlichen Drehbuch haben dann Richard Maibaum, Christopher Wood und Tom Mankiewicz geleistet (wobei Letzterer aus einem bestimmten Grund keinen Credit bekam).


    John Logan hingegen war vom Ideenfindungsprozess bis zum Final Draft über fast zwei Jahre hinweg der alleinige Filmautor. "Bond 24" ist also quasi sein "geistiges Kind". Da kann ich seinen Frust schon verstehen, wenn Eon und Mendes bei dem finalen Drehbuchentwurf plötzlich den Daumen senken. Natürlich ist so ein Vorgang in der Filmbranche üblich und ein Autor muss auch damit rechnen, dass seine Ideen einer Prüfung oder Überarbeitung unterzogen werden. Das dürfte auch nicht das Problem gewesen sein. Ich denke vielmehr, dass Logan enttäuscht war, dass sein Kumpel Mendes lieber Purvis & Wade als Feuerlöscher geholt hat, anstatt sich das "Bond 24"-Skript nochmal mit ihm gemeinsam vorzunehmen. Glaubt man den Meldungen, dann war das Zerwürfnis schon so arg, dass John Logan für "Bond 25" nicht mehr zurückkehren wird. Ich denke, dass beide Parteien einen Credit bekommen werden und John Logan offiziell der Hauptautor bleiben wird. Meiner Meinung nach wird am Ende "Written by John Logan and Neal Purvis & Robert Wade" in den Credits stehen...

  • Script completed.


    Zitat

    "Mendes almost went down on his knees to persuade Purvis and Wade to return to the Bond fold. The director had a lot of making up to do. But during the re-writing process all four men - Craig, Mendes, Purvis and Wade - behaved graciously and just got on with the job."


    Quelle: mi6-hq.com


    Puh, das klingt wirklich vernichtend für Logan.
    Und irgendwie ja auch ein Zugeständnis von Mendes, wenn er den Autoren, den er ins Boot geholt hat, dermaßen auffahren lässt.
    Ob da mehr vorgefallen ist, wissen wir nicht, aber eine weitere Zusammenarbeit Mendes/Logan dürfte genauso schwer werden wie eine Mendes/EON.


    Logans Drehbuch dürfte vermutlich zu nüchtern angelegt sein, evtl. zu weit in Bonds Psyche vordringen, was dem Spaß vielleicht abträglich sein könnte. Aber das sind "müßige Spekulationen", wie ein früherer Bondvillain sagen würde.
    Für mich jedenfalls ist die Rückholaktion von Purvis&Wade ein Gang auf "Nummer Sicher". Durch ihre Final Draft werden wir einen klassisch angelegten Bondfilm bekommen. Ob dieser dann tatsächlich klassisch wirkt, steht auf einem anderen Blatt. Schon TWINE und DAD waren an sich klassisch veranlagte Bondfilme, doch leider funktionierten sie für viele nur bedingt. CR und SF, die wesentlich größeren Zuspruch erhielten, wurden ironischerweise erst durch das Nacharbeiten von Haggis bzw. Logan zu dem, was wir heute haben und zahlreich als bondig ansehen.
    CR ist für mich persönlich übrigens auch ein gutes Beispiel dafür, dass auch im Nachhinein überarbeitete Drehbücher noch ungeheuer dicht und homogen wirken können.
    Mich beunruhigt beim Skript für Bond24 weniger die Tatsache, dass das Drehbuch nachbearbeitet wurde, alsdie Reihenfolge, dass Purvis & Wade nun den finalen Schliff gemacht haben und somit die Deutungshoheit über Bond24 für sich in Anspruch nehmen können.

  • Eigentlich interessant, dass in der (Blockbuster-)Filmwelt der einzelne Autor eher die Ausnahme als die Regel ist, während die Belletristik überwiegend mit einem Kopf auskommmt... Dazu kommt dann, dass die meisten dieser Stories so simpel gestrickt sind, dass man sich öfters wundert, wie viele Köpfe dafür nötig waren. Der kreative Prozess bei Multimillionen-Dollar-Filmen ist eben doch ein anderer als beim Thriller-Schreiben. Logans Skript mag jetzt schon einen guten Bond-Roman abgeben, bei 150 Mio. Dollar (oder wieviel der Film kosten wird) will man es nicht drauf ankommen lassen.

  • Man sollte die Aussagen von 'Informanten' und das Geschreibsel der Klatschpresse allerdings auch nicht zu sehr auf die Goldwage legen. Da ist schnell mal eine dramatischere Formulierung oder Ausschmückung gefallen, nur um die 'größere' Neuigkeit liefern zu können. Was außerdem schon bemerkt wurde: Es handelt sich hier auch insofern um Profis, dass sie ganz genau wissen, dass es sich um eine gewisse Arbeit handelt für die man beauftragt wird. Wenn der Kunde nicht zufrieden ist, dann wird es eben geändert bis es passt. Das ändert an der Freundschaft untereinander erst mal wenig.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass die Beteiligten weit weniger gekränkt, enttäuscht, schockiert oder sonst was waren und wohl auch niemand auf Knien zu irgendwem gerutscht ist. Am Ende wäre Logan vielleicht froh gewesen, wenn es seine Version ohne Veränderung zum Dreh geschafft hätte, aber er kommt trotzdem zur Premierenfeier und bleibt hinterher sogar noch auf ein Glas Wein bei der Party ;)

  • Eigentlich interessant, dass in der (Blockbuster-)Filmwelt der einzelne Autor eher die Ausnahme als die Regel ist, während die Belletristik überwiegend mit einem Kopf auskommmt... Dazu kommt dann, dass die meisten dieser Stories so simpel gestrickt sind, dass man sich öfters wundert, wie viele Köpfe dafür nötig waren.


    Bei Hollywood Filmen frage ich mich auch oft warum der Regisseur das nicht in einer Woche selber geschrieben hat. Erst Recht wenn es noch auf einem Roman basiert der die Geschichte schon vorgibt.


    Ansonsten ist fast alles was hier geschrieben wird über die Hintergründe und Auswirkungen der Trennung von Logan reine Spekulation, denn die vorhandenen Informationen sind durchweg spärlich. Zu spärlich um ernsthaft viel vermuten zu können.

  • Positiv ist auf jeden Fall, dass das Drehbuch nun zu 100 % fertig ist und alle damit zufrieden zu sein scheinen. Jetzt kann man sich wieder voll auf die Vorproduktion konzentrieren und am Ende des Jahres mit den Dreharbeiten beginnen. Und wenn am Ende ein sehr guter bis hervorragender Film dabei herauskommt, wird sich - wie hier schon richtig angemerkt - keiner mehr um den Drehbuch-Knatsch von gestern kümmern. Trotzdem scheint es, als hätten die Star-Autoren bei Bond kein großes Glück. Immerhin hat Eon in wenigen Jahren Hochkaräter wie Paul Haggis, Peter Morgan und nun John Logan verschlissen. Ich glaube, dass es klug von Produzenten wäre - wenn Neal Purvis & Robert Wade nicht mehr zurückkehren werden (was wahrscheinlich ist) - sich einen oder zwei neue Stammkräfte zu besorgen, damit man sich nicht nur auf den Lieblingsautoren des momentan engagierten Regisseurs verlassen muss. Man ist über die Jahrzehnte mit Autoren wie Richard Maibaum, Tom Mankiewicz, Michael G. Wilson und Neal Purvis & Robert Wade in dieser Hinsicht immer sehr gut gefahren. Zwar riskiert man dabei Routine, aber die jeweiligen Autoren kennen das Franchise zu 100 % und wissen um die richtigen "Bond-Zutaten". Es gibt doch bestimmt jede Menge talentierter, junger Schreiberlinge, die sich um einen solchen Job reißen würden...


    Den nächsten Film macht dann hoffentlich eh Christopher Nolan bzw. sein Bruder das Drehbuch 8)


    Davon bin ich erst überzeugt, wenn es offiziell bestätigt wird. Es gab ja schon zweimal Gespräche zwischen Eon und Nolan, die jeweils zu keiner Verpflichtung führten und eine Zusammenarbeit in die ferne (?) Zukunft vertagt haben. Meine Vermutung ist daher, dass Nolan gerne eine neue Ära begründen und einen neuen Darsteller einführen würde, damit er sich kreativ auch voll austoben kann. Das bedeutet, dass Nolan solange keinen Bondfilm drehen wird, bis Daniel Craig seine Bond-Karriere beendet. Wenn es aber dazu kommen sollte, hoffe ich auch, dass Nolan seinen Bruder Jonathan mitbringt. Zusammen bringen die Brüder stets sehr gute Drehbücher zustande...

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