Lieber Phileas,
da Du ja ein Freud des literarischen Zitats bist, lass mich Dir zunächst mit dem Will aus Stratford antworten, sowohl für Deine freundlichen Worte als auch für die Denkanstöße: "I can no other answer make but thanks, and thanks, and ever thanks..."
Was Bond tut, wie er lebt IST m. E. lebbar. Eines Tages wird so jemandem ausreichen müssen, als letzten Grund Freude oder Genuss anzustreben. Bei Bonds Allgemeinbildung und Kenntnis verschiedenster Völker, Kulturen und Mentalitäten vermute ich sogar erheblich weitere Erkenntnisse. Immer aber wird seine hervorstechendste Eigenschaft sein, mit Improvisationstalent den Herausforderungen des Lebens in jedem Alter zu begegnen. Mir fällt da auch ein Jim Kirk ein, der im Angesicht des Todes seines besten Freundes Spock bemerkt, dass er sich bis dato nie dem Tod gestellt hat. Er vollzieht eine Korrektur. Bond und Kirk sind die gleichen Typen.
Nicht umsonst wurden sowohl Kirk als auch Bond in ihren ikonographischen Rollen meist von GGH gesprochen! Was Flemings Bond angeht, bin ich bzgl. seines Schicksals im Ruhestand in der Tat skeptisch, aber da Fleming selbst seinen Bond nicht beerdigt hat, wird dies immer Spekulation bleiben; was sich andere Autoren da ausdenken mögen, ist interessant, aber nicht entscheidend. Was den Ruhestand des Film-Bond angeht, der ja prinzipiell souveräner ist als der Fleming-Bond, könnte Deine Einschätzung allerdings zutreffen, eine mir sehr sympathische Vorstellung: Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich NSNA so sehr mag, denn es ist der einzige Film, der sich dieser Frage stellt (und wie oben angedeutet, erfasst gerade dieser schalkhafte Film durchaus seriös Bonds Psyche), und er zeigt uns Bond im Ruhestand auf genau die Art, wie Du es skizzierst. Auch wenn Bond hier ebenso gut im Urlaub sein könnte: Vielleicht wäre das die Art des gereiften Bond (auch deutlich älter als 45jährig), mit dem Ruhestand umzugehen. Tolle Gegend, tolle Frau, Cocktail zur rechten Zeit, doch wenn mal wieder Good Old England ruft, zieht man die Reaktivierung doch in Erwägung. Wie sonst wäre Connerys Augenzwinkern zum erneuten Einsatz des Titelliedes zu erklären (zumal McClory ja eigentlich eine Fortsetzung wollte)? Eben: "Never say never again ..."