SPECTRE – Erste Reviews

  • Was ich nicht verstanden hab, warum nennt Franz Oberhauser sich Ernst Starvo Blofeld und nicht Franz Blofeld?


    Er nennt sich ja nach der mütterlichen Linie. Und möglicherweise hieß schon der Vater seiner Mutter Ernst Stavro. Oder der Vater Ernst und der Bruder der Mutter Stavro. Wird nicht erklärt, aber fände ich logisch. Genügend männliche Verwandte der mütterlichen Linie, die als Namenspaten dienen könnten, gibt es bestimmt.

  • Ich stelle mir vor, Blofeld hätte in der anfänglichen Konferenz von TB verkündet, dass Goldfinger auch seiner Truppe gehörte.


    ;(


    Wäre aber durchaus möglich gewesen, im Roman wird gesagt Goldfinger wäre der Schatzmeister von SMERSH und da SMERSH schon in der Filmversion von Liebesgrüße durch SPECTRE ersetzt wurde, hätte er im Film ebenfalls sehr, sehr leicht zu SPECTRE gehören können. ;)

  • Was haltet ihr eigentlich von Spectres Sepia-Look? Künstlerisch ganz hübsch, aber für einen Blockbuster etwas eigensinnig, kommt einem eher vor als würde man 'Eureka' gucken...


    Gerade bei den Mexico-Szenen fällt es auf.


  • Ich habe übrigens irgendwo gelesen, dass Craigs schlechte Laune nach den Dreharbeiten vor allem mit dem Drehbuch zu tun hatte.

    An welchem er aber doch mitgearbeitet hat, oder? Hier hätte man wohl mehr auf ihn hören sollen, LTK hat es ja ebenfalls gut getan, dass Anregungen und Einfälle von Bond himself eingebunden, beziehungsweise berücksichtigt wurden.


    Für einen Menschen, der mal sagte dass Austin Powers die Bondreihe zerstört hat, spielt er inzwischen einen ganz schön albernen Bond, dabei liegt ihm der 'harte Brocken' mehr - wobei sich die Gemüter auch hier ein wenig spalten. Ich kann nur hoffen dass ihn Spectre nicht zum Rücktritt bewegt. Nachdem er aber kürzlich seinem jüngsten Fan bei Ellen begegnete, wird er wohl kaum aufhören :)

  • Das glaube ich nicht und halte ich für Unsinn, er hat selber maßgeblich an dem Film mitgewirkt. Mendes und er wollte einen in Ansätzen "over the top" Film machen, der auch ein bisschen ein Fanfilm ist.


    BTW wieso hast du eigentlich immer den Drang in jedem 2ten Post entweder Dalton oder LTK zu erwähnen ? Ist das eine Art Phobie ?

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Nach 3-maliger Filmbegutachtung (sowohl in deutscher Synchro- als auch englischer Original-Fassung) melde ich mich nun auch mal zu Wort - mit ausdrücklicher SPOILER-Warnung.


    Einleitend bedanke ich mich erstmal für die zahlreichen ausführlichen Reviews und Statements hier im Thread.
    Sehr schön wie ein neuer Franchisebeitrag unser in diesem Jahr recht schläfrig unmutentes Forum ein klein wenig belebt. U.a. die Ausführungen von Count Villain, Feirefiz, Daniel Schweikert 1996 und Havanna fand ich sehr interessant.


    Schade das 'Spectre' für doch recht viele ein gravierender Problemjahrgang geworden ist.
    Wie Feirefiz schon richtig anmerkte gibt es als Fan kaum was ärgerliches, als wenn nach langer Vorfreude das Objekt der Begierde nicht zündet. Ich hoffe für alle maßlos enttäuschten, das es bei ihnen auch Bondjahrgang 2015 irgendwann schafft in einem etwas bondiastischeren Bewertungs-Licht darzustehen.


    Zum Glück gehöhre ich persönlich dagegen offensichtlich zur Meinungs-Fraktion, der u.a. auch Count Villain und Havanna angehören: Trotz zahlreichen inhaltlichen, unsauberen Kuriositäten und konzeptionellen Schwächen bereitet der Film mir im Gesamtbild dennoch genug Freude und Vergnügen, um letztendlich auch vom vierten Craig-Ära-Beitrag recht begeistert zu sein.


    Absolut brilliant allein schon der Einstieg in den Film. In wenigen Augenblicken werden nicht nur Erinnungen an Franchiseklassiker wie LALD und LTK sondern u.a. auch an die Einstiegssequenz von Orson Welles 'Im Zeichen des Bösen' wach.
    Der Film wird erneut - genauso wie der Vorgänger - beherrscht von einer angenehm altmodischen Inszenierung.
    Mendes (und wohl auch seine Autoren) machen keinen Hehl daraus, das sie sich in der Film- und Seriengeschichte bestens auskennen und treiben hier ihr offensichtliches Spiel mit cineastischen Zitaten und filmhistorischen Verbeugungen derartig auf die Spitze, das man gar die Eingangssequenz symptomatisch für den ganzen Film werten könnte. Dieser Film möchte nicht nur sein zugehöriges Franchise feiern - sondern sich auch vor klassischen Sternstunden des Mediums verbeugen.


    Die wunderbare Szene in der Villa in Rom mit Bellucci, mit ihren zahlreichen Spiegeln und dunklen vergoldeten Möbeln, erinnert u.a. an Momente aus Bernardo Bertolucci's "Der große Irrtum /Il conformista" (1970), was mich auf Anhieb begeisterte, lieferte uns unser geehrter Bondologe Photographer hier im Forum doch kürzlich die Information, das die Tötungsszene an der Hubschrauberpilotin Corinne Dufour in Moonraker ebenfalls als eine Hommage an eine Szene aus eben jenem Bertolucci-Film ausgelegt werden kann. Anderseits präsentiert uns Spectre wiederum Hommagen ganz anderer Natur. Sei es nun die Welt von Stan Laurel und OIiver Hardy-Slapstick-Filmen, mit ihren zahlreichen einstützenden Häuserfronten oder ein Abendessen im Zug, das direkt aus einem glamourösen 30er/40er-Jahre-Werk entnommen sein könnte, in dem wir ein Bondgirl präsentiert bekommen, das zum Abendessen aufkreuzt wie Marlene Dietrich in einem alten Von Sernberg-Film. Einige der Wendungen in der London-Set-Finale würden in einem alten Edgar Wallace-Streifen sicher nicht Fehl am Platze wirken. Die Liste filmischer Versatzstücke oder direkter Zitate ließe sich sicher lange weiterführen.


    Entgegen meinen, durch die düsteren Trailer vermittelten Bedenken finde ich zudem die ungewöhnliche Dunkelheit dieses Bondfilms faszinierend - was vorallem für die romantischen Szenen gilt. Star-Kameramann Hoyte van Hoytema hat ganze Arbeit geleistet und serviert uns dank der neusten Filmkamerageneration geradezu episch anmutende Nachtaufnahmen von einer in unserem Franchise bisher kaum ereichten Intensität.


    Den nicht nur hier im Thread vielfach stark kritisierten Umgang mit der Bond-Historie sehe ich zudem nicht als gravierend problematisch, sondern vielmehr auf interessante Art anachronistisch. Ich würde sogar soweit gehen und sagen Der Film lebt geradezu davon. Es macht mir Spaß zu erleben wie die spezielle bisherige Geschichte des craig'schen 007 dem klassischeren Bild der zeitlosen pop-kulturellen Überfigur James Bond gegenübergestellt wird - denn was ich im Vorfeld kaum für möglich gehalten hätte: Schlußendlich funktioniert genau dieser Aspekt - abseits aller weithergeholten Plot-Wendungen und ganz klar vorhandenen Logikprobleme - erstaunlich gut. Und das nicht zuletzt auch deshalb weil er den Spagat zwischen oberflächlichem Genrespaß und Hinterfragung von dessen Figuren und deren Motiven recht souverän absolviert.


    Bezüglich seinen inhaltlichen Schwächen ist mein Verhältnis gegenüber Spectre für's erste also ziemlich wohlwollend, denn auch der gesamte Rest der Craig-Ära - einschließlich CR ist nun wirklich kein Vorzeigeobjekt für detail-stimmiges und ausgeklügeltes Script-Handwerk.


    So freue ich mich nun erstmal über einen Film, der die merkwürdige bisherige Stuktrur der Craig-Reihe miteinander auf eine Art und Weise zu verknüpfen weiß, das sich vor uns Fans jetzt ein 4 Filme umfassendes spektrales Gesamtgebilde ergibt, die den Vergleich mit anderen Filmreihen, die ohne Masterplan mit einer von Sequel zu Sequel weiterentwickelnden 'Handlung' aufwarteten, und es einem dennoch Möglich machten, jeden Film für sich zu sehen - wie Beispielsweise die 'Alien'-Reihe - nicht zu scheuen braucht.


    Gefallen hat mir vorallem auch die einladene Metapher-Ebene auf symbolisch-politischer Ebene. Zumal im Wort 'Spectre' sowieso Spektralität steht. Gebündelte Lichtordnung löst sich auf. Dieses Auflösende, dieses 'gespenstische' erleben wir zum Teil ja sowieso im übertragenen Sinn in unserem digitalen Zeitalter. Ich sehe die bedrohlich totalitären Auswucherungen und Gefahren dieser aktuellen Entwicklung hier eigentlich noch deutlicher in eine Blockbuster-Reihe eingearbeitet, als in Nolan's 'The Dark Knight', da dieser Aspekt dort ja nur eine Nebenrolle spielte. So kann man die Spectre-Krake eben auch ganz plakativ-metphorisch als die 'Daten'-Krake unserer Zeit sehen.
    Da ist auch der Auftritt der 'richtigen Mieze' ein überraschend stimmiges Element. Schließlich ist die Katze das Lieblingstier der virtuellen Welt. Auch das sie während der Folterszene auftritt finde ich daher ziemlich genial: Denn diese Vorgang soll ja ein Identitätsverlust herbeiführen. Bond soll noch vor seinem Tod vergessen wer und was er ist. Das Subjekt soll im Rahmen der digitalen Revolution zerstört werden.
    In Skyfall war man noch auf der bloßen Flucht vor der omnipräsenten digitalen Überwachung. Man flüchtete auf's unvernetzte Land.
    In Spectre hingegen stellt man sich dem ohnmächtig anmutenden Kampf gegen dieses Zeitalter jedoch konsequent. Bond als Individum ist dazu nicht in der Lage, sondern nur in geheimdienstlicher Teamarbeit läßt sich die monströse digitale Überwachungsapperat austricksen.
    Klare Postionen werden bezogen. Selbst Monneypenny legt ein rebellisches Handeln an den Tag. Q wird gar zu einer Art Whistleblower. Selbst das Bondgirl ist eine feministische Kämpferin. Und Bond ist in diesem neuen Universum mehr denn je der Mann der Tat. Der Mensch fürs Grobe. Alle diese 'Helden' sind souverän handelnde Subjekte. In meinen Augen steckt hier eine klare Wertevermittlung hinter dem Szenario. Die Filmemacher warten mit einer Botschaft in ihrem Werk auf. Und genau darin sehe ich eine der klaren inhaltlichen Stärken dieses Bondfilms - denn welche Beiträge unseres Franchise können mit solch einem Aspekt schon aufwarten ?


    Unterm Strich wird es trotz meiner Zufriedenheit mit dem Werk im Gegensatz zu den 3 Ära-Vorgängern, Spectre jedoch wohl nicht schaffen irgendwann mal locker den ersten Franchiseplatz zu erobern. Dazu nehme ich dann doch hier und da zuviele Elemente war, die ich mir noch souveräner oder sagen wir mal besser und stimmiger ausgearbeitet oder erklassiger gewünscht hätte.


    Hier mal die wesentlichen Plus- und Minus-Punkte für mich:


    Stärken:


    - Allen voran: Daniel Craig ! So klassisch bondig wie noch nie. Endgültig angekommen im Part. Der Mann darf weitermachen !
    - Léa Seydoux, deren Reize sich nicht nur auf ihr äußert reizvolles, ungeheuer schnittiges Äußere beschränken
    - Kamera-Arbeit - meine Verbeugung vor Hoyte van Hoytema
    - Der erste Take des Films, der Erinnerung an 'Touch of Evil' hervorruft und wie ein kleines, feines Franchise-Kunstwerk anmutet
    - Alle wunderschönen Szenen mit Bellucci - Edeltrash goes Arthaus.
    - Der Dinnerabend im Zug - und zwar mit Außnahme von Mr. Hinx's plumpen Abgang ALLES in dieser Sequenz: Dinner, Schlägerei, Sex - alles wunderbar inszenierte Sequenzen, die den Vergleich mit den zahlreichen Vorbildern in der Bondreihe nicht zu scheuen brauchen
    - Daniel Kleinman hat wieder ganze Arbeit geleistet und serviert imho die zweitebeste Titelsequenz seines Franchise-Schaffens (CR bleibt unerreicht - Gruß an Count Villian :prost: ).
    - Das flotte Erzähltempo der ersten Filmhälfte.
    - Alle Alkohol-Genuß-Momente des Films sind ausgesprochen sinnlich und stilvoll
    - Costume design - Fast ausnahmslos tolle Klamotten.
    - Oberhauser's Zurschaustellung des 'Meteoriten' in der Spectre-Zentrale - Für solche Szenen liebe ich unsere Serie !
    - Moneypenny und Q - beide gefallen mir hier noch besser als im Vorgänger


    Schwächen:


    - Logik und Ausarbeitung des Plots
    - Mangelnde Innovation- und Einfallsreichtum der Actionszenen, das zusätzlich einhergeht mit einem offensichtlich mangelndem Gespür für entsprechend beeindruckende Choreografie
    - Einige Längen im letzten Filmdrittel
    - Die für bondverhältnisse doch arg nüchtern geratene Optik des Finales


    In meinem Freundeskreis abseits des Fandoms kommt der Film bisher ziemlich gut an und polarisiert weniger als seinerzeit Skyfall.
    Ich vermute aber mal der Film wird bei der Allgemeinheit langfristig einen schwereren Stand haben als Craig's erster und dritter Film, was sich ja angesichts der Wertungen auf imdb und Co bereits jetzt abzeichnet.

  • Danke für deinen Beitrag. Sehr vieles davon kann ich nur unterschreiben!


    Sehr schön wie ein neuer Franchisebeitrag unser in diesem Jahr recht schläfrig unmutentes Forum ein klein wenig belebt. U.a. die Ausführungen von Count Villain, Feirefiz, Daniel Schweikert 1996 und Havanna fand ich sehr interessant.


    Ah, sehr schön. Dann hat doch jemand mein kleines Review-Essay gelesen. Ich fragte mich schon, ob daran wirklich niemand etwas diskussionswürdig findet. :S


    Star-Kameramann Hoyte van Hoytema hat ganze Arbeit geleistet und serviert uns dank der neusten Filmkamerageneration geradezu episch anmutende Nachtaufnahmen von einer in unserem Franchise bisher kaum ereichten Intensität.


    Das unterschreibe ich besonders dick!


    Mendes (und wohl auch seine Autoren) machen keinen Hehl daraus, das sie sich in der Film- und Seriengeschichte bestens auskennen und treiben hier ihr offensichtliches Spiel mit cineastischen Zitaten und filmhistorischen Verbeugungen derartig auf die Spitze, das man gar die Eingangssequenz symptomatisch für den ganzen Film werten könnte. Dieser Film möchte nicht nur sein zugehöriges Franchise feiern - sondern sich auch vor klassischen Sternstunden des Mediums verbeugen.


    Und ist darin in meinen Augen besser als sein Vorgänger. Da kamen einem doch höchstens Nolans-Batman-Trilogie und die Kevin-allein-zuhaus-Filme in den Sinn, gerade letzteres sorgte leider für ein wenig unfreiwillige Komik. Da ist SP in allen Belangen klassischer und stilsicherer.


  • Ah, sehr schön. Dann hat doch jemand mein kleines Review-Essay gelesen. Ich fragte mich schon, ob daran wirklich niemand etwas diskussionswürdig findet. :S


    Vielleicht trafen die Ausführungen in Deinem Essay so ins Schwarze, das unsere Forumsgemeinde Dir einfach nur wortlos zustimmen konnte. :thumbup:
    Ein Masterplan für die Craig-Ära wäre absolut grandios gewesen. Die Bondmacher haben hier eben eine moderne Heransgehensweise, wie beispielsweise die verantwortlichen der Marvel-Produktionen, oder Warner Brothers mit den Harry Potter-Filmen, deren Romanvorlagen ja noch gar nicht vollendet waren, als die Filmreihe begann oder aktuell Disney mit den Star Wars-Filmen verschlafen. Sie produzierten und entwickelten die einzelnen Craig-Filme eben einfach ganz simpel wie alle anderen Bondfilme davor.
    Und nun spätestens mit dem vierten Film merkt man immer deutlicher die entstandene Problematik einer solchen Herangehensweise. Denn so unnötig die nachgereichte Verknüpfung der 3 Spectre-Vorgängerwerke auch aus Bondfanperspektive erscheinen mag - sie wird den aktuellen Publikumswünschen sicher gerecht. Einer Zuschauermasse die in ultimativen Boom-Zeiten ausufernder TV-Serien-Plots gesteigerte Lust versprürt sich kontinuierlichen, zusammenhängenden Erzählungen hinzugeben.

  • Und nun spätestens mit dem vierten Film merkt man immer deutlicher die entstandene Problematik einer solchen Herangehensweise. Denn so unnötig die nachgereichte Verknüpfung der 3 Spectre-Vorgängerwerke auch aus Bondfanperspektive erscheinen mag - sie wird den aktuellen Publikumswünschen sicher gerecht.


    So unnötig finde ich das gar nicht mal, mein Kritikpunkt ist eher, dass man die Verknüpfung mit zwei, drei weiteren Dialogsätzen noch etwas nachvollziehbarer hinbekommen hätte. Im Moment stört mich am meisten, dass der Film stellenweise den Eindruck erweckt, Spectre wäre nur aus Rache an Bond gegründet worden. Dass Oberhausers krimineller Werdegang unabhängig davon ist (vom Mord an seinem Vater abgesehen), klingt doch nur in einem Nebensatz an.


    "Als ich erfahren habe, dass du beim MI6 bist, wusste ich, dass wir uns früher oder später wieder begegnen würden."


    "Dass du dich ausgerechnet in Vesper verlieben musstest... Was war das für eine Genugtuung für mich! Doch da gab es ja noch eine andere wichtige Frau in deinem Leben."


    "Wir suchten nach Leichen in ihrem Keller. Und als wir von Tiago Rodriguez hörten, war es ein leichtes, ihn aufzuspüren und mit unbeschränkten Mitteln von der Kette zu lassen."


    "Ist es nicht bemerkenswert, dass sich zwei Söhne desselben Mannes - und glaube mir, ich hatte oft genug das Gefühl du seist sein leiblicher Sohn und ich das Waisenkind! - so spiegelbildlich voneinander entwickelt haben? Wir arbeiten beide im Verborgenen, doch während sich mir darin schon bald die Geheimnisse der ganzen Welt offenbaren, schießt du mit deiner lächerlichen Spielzeugpistole nur blind ins Dunkle!"******


    o.ä.


    Alles etwas runder, für den Zuschauer nachvollziehbarer, eleganter.


    Und als Sahnehäubchen vielleicht noch einen Tick mehr Widerstand für Team M bei der Überführung von C und Vereitelung des Plans (denn Blofeld muss doch klar gewesen sein, dass Denbigh mit Bonds Flucht aufgeflogen war und nachdem M nach Bonds Entführung plötzlich weg war, hätte er schnell noch ein paar Männer zur National Security Zentrale beordern müssen). Dann hätte auch das Finale noch etwas größer gewirkt und es wäre einem nicht so vorgekommen, als sei sein großer Plan Blofeld letztendlich egal.


    Ach ja, und an alle, die sich daran stören, dass ein gezielter Schuss das komplette Hideout zerstört hat: Beim Todesstern ging das doch auch. Ist sicher nur wieder eine filmhistorische Hommage gewesen. :thumbup:



    ******Und dann Bond nach dem gezielten Schuss: "Es werde Licht!" Große Explosion! 8)

  • So, hier mal mein erster Eindruck, in simpler Positiv-Negativ-Gegenüberstellung. Da der ganze Thread ja eh schon hoffnungslos spoilerverseucht ist, mach ich mir mal keinen Kopf.


    Positiv:


    + Im Prinzip fast alles bis zur Ankunft im Spectre-Hauptquartier. Super fotografiert, sehr schöne Gags - manchmal an der Grenze zu Johnnie English, aber aufgrund von Craigs stilsicherem, augenzwinkerndem Spiel sehr angenehm. Überhaupt ein phantastischer Daniel Craig. Er hat seinen Bond im Schlaf intus, ähnlich wie Connery in TB, Moore in MR und Brosnan in DAD. Er kann mittlerweile mit sehr sparsamen Blicken und Gesten Bondfeeling erzeugen. Es macht einfach Spaß, ihm zuzuschauen, und ich will noch mindestens einen Film mit diesem Bond.


    + Die Vortitelsequenz. Vom ersten Moment an magisch. Vor allem mit der Gubbarrel, die endlich mal wieder kein Opfer von Regiespielchen ist. Mit dem Eingangsmotto, den Plansequenzen und der genialen Metaphorik von Killern und Opfern weckt sie allerdings auch die Erwartung eines gewissen Anspruches, den der Film gegen Ende auf diesem Niveau nicht mehr einhalten will oder kann.


    + Die Q-Szenen. Man kann es sicher als Rückschritt sehen, dass Q in SF noch meinte, dass man keine explodierende Stifte mehr macht, und er jetzt im Labor Autos und Uhren präsentiert. Allerdings hat mir der Computer-Hipster-Nerd-Q in SF nicht wirklich gefallen. Ein Q, der keine Gadgets liefert ist doch so sinnvoll wie ein Flugzeug, das nicht fliegt. Da hätte man ihn auch gleich ganz weglassen können. Auch Wishaw selbst ist mir hier sympathischer. Wobei ich den Eindruck hatte, dass bei der Verfolgung zwischen ihm und Detlef Bothe in Obertilliach einiges rausgeschnitten wurde.


    + Einige an Fleming erinnernde Momente. Beispielsweise die Maus oder die Zugszene. Fleming hatte einen Sinn für solche Sachen.


    Negativ:


    - Der Abgang von Hinx. Da hat man seit Jahrzehnten endlich mal wieder einen Henchman, der cool und bedrohlich wirkt und auch ein dezentes Spezialgadget hat, und dann zeigt man viel zu wenig davon und gibt ihm einen pseudo-coolen Abgang, der eher in 'Stirb Langsam 7' oder so gepasst hätte. Das war der Punkt, ab dem die WTF-Momente zunahmen.


    - Die Action. SP hat viele Highlights, die sich aber leider nicht wirklich wie Highlights anfühlen. Vor allem bei der Autojagd in Rom hatte ich etwas mehr erwartet. Die Meinung hatte auch meine Begleitung (Der Kranfight oder die Flughafenszene in CR - Das war noch was außergewöhnliches.")


    - Dass man einen etwas leichteren und ironischeren Film machen wollte, finde ich super. Nur: Warum muss man dann unbedingt und mit dem Brecheisen die drei Werke davor auf dieses Niveau mit runterziehen? Und: Was soll dann diese 'Dr. Evil ist mein Bruder'-Pointe? Parodiert Bond jetzt Austin Powers? Dieser Ansatz führte bei mir nicht dazu, dass die Klischee-Figur Blofeld eine neue, moderne Perspektive erhält, sondern eher dazu, dass er noch klischeehafter und lächerlicher wirkt. Hey, wir bringen Blofeld zurück, aber diesmal hat er nicht nur Mao-Jacke, Katze und Narbe, er ist auch noch Bonds ungeliebter Stiefbruder... Vielleicht tue ich dem Film unrecht, aber ich hatte irgendwie leichte Bauchschmerzen bei diesen Szenen. Vor allem das "Ich heiße jetzt Ernst Stavro Blofeld, wegen mütterlicherseits". Das war genau die Abrams-Schiene à la "Überraschung, ich bin Khan, obwohl ich völlig anders aussehe und sonst nichts zur Sache beitrage", die ich befürchtet hatte. Von der Magie der Bondwerdung in der letzten Szene von CR ist nicht mehr viel übrig geblieben. Das auf die Genese von M, Moneypenny, Q und vor allem Blofeld zu übertragen, ist meiner Meinung nach eher gescheitert.


    - In dem Zusammenhang auch die ganze Zusammenführung der letzten drei Filmplots. Ich hätte das geliebt, wenn es auf einem ähnlich hohen Niveau stattgefunden und vor allem QOS davon profitiert hätte. Aber all die offenen Fragen werden gar nicht beantwortet. Welchen Zweck hatte beispielsweise QUANTUM? Welche Rolle spielte Vesper im Detail? Wie unterstützte Spectre Silva bei seinem Plan, M zu ermorden, etc pp. Stattdessen klebt man plakativ Fotos an Wände. Im Titel fand ich die Szenen aus früheren Craigs noch cool, aber spätestens bei dieser Fotos-und-rote-Fäden-Sache dachte ich "Ja Leute, ich habs jetzt kapiert!".
    Ich hoffe, dass - wenn ich in Zukunft CR und QOS sehe, ich nicht ständig dran denken muss, das hinter all dem Bonds ungeliebter Stiefbruder im Mao-Anzug und mit der großen Narbe steckt. Hat für mich fast etwas unwürdiges, sorry.


    - Das ganze Finale in London. Das wirkt auf mich, als ob man bis zur letzten Klappe daran geschrieben und radiert hat. Unausgegoren. Die Damsel in Danger gefesselt mit Bombe unterm Stuhl. In wie vielen Comicverfilmungen oder Steven-Seagal-Filmen hat man das schon gesehen? Neee, ich weeß nicht. Vielleicht hatte ich einfach nur einen schlechten Tag, aber ich saß im Kino und dachte "Nee, da kommt jetzt bestimmt noch was. Nach dem Abspann." Und dann wollte man Craig-Bond wohl endlich mal ein Happy End mit Girl verpassen, unterlegt das Ganze dann aber mit diversen OHMSS-Vorahnungen, damit es dann doch nicht all zu happy wirkt. Wirkt etwas mutlos. Der Mann nach Mendes soll es dann richten.


    Wie gesagt: Erster Eindruck. Ich hoffe, der Film begeistert mich bis zum Ende mehr, beim zweiten bis siebten oder achten Mal im Kino.

  • Aber das sind doch eher die Bedürfnisse der Bondfans, oder?
    So sehr ich Deine gewünschten Aussagen auch gut finde. :thumbup:
    Der "normale Kinogänger" hat diese Details doch gar nicht im Kopf. Dem genügt, dass er weiß, dass Blofeld hinter dem allem steht.


    Ich persönlich habe während des Schauens ehrlich gesagt auch gar nicht das Gefühl, dass das Kennen Bonds und Blofelds für die Story relevant ist. Es ist eher zufällig, eine "unangenehme Nebenwirkung" würde Kamal Khan sagen.

  • Ich persönlich habe während des Schauens ehrlich gesagt auch gar nicht das Gefühl, dass das Kennen Bonds und Blofelds für die Story relevant ist. Es ist eher zufällig, eine "unangenehme Nebenwirkung" würde Kamal Khan sagen.


    Dann hattest du eine andere Wahrnehmung als ich, siehe meinen letzten Beitrag hier. Ich hätte mir diese Verbindung nämlich noch etwas dezenter und zufälliger gewünscht, als sie uns präsentiert wurde. Gerade die Inszenierung des London-Finales hat für mich eher gegenteiliges impliziert. Als wäre Blofeld sein Master-Plan plötzlich egal und nur noch die Rache an Bond wichtig.

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