Hochinteressantes Thema über das ich ebenfalls schon jahrelang sinniere. Auch mich schmerzt die stetige Konfrontation mit einer Generation, die der Geschichte unserer Medien aufgrund des aktuellen Überangebots oft völlig achselzuckend und gleichgültigst gegenüber steht. Aber die diesbezüglichen negativen Emotionen einer alterenden Generation bringen sie natürlich auch nicht weiter.
Um bei einem Vergleich nicht zu weit auszuholen, will ich thematisch mal bei altgedienten Franchise-Labels bleiben, und als positives Beispiel Star Trek nennen, an dessen Fandom ich genauso lange partizipiere wie an der 007-Gemeinde. Die dort ebenfalls jahrelang recht lähmende Rechtelage wurde im Interesse des Profits von den entsprechenden Parteien auf funktionale Weise geklärt, so das es nach einer dekade-überspannenden Franchise-Ermüdung mittlerweile eine regelrechten Boom von neuen Produkten, neuem 'Content' gibt, so das z.B. auf einer Major-Streamingplattform wie Netflix in einer Rubrik die nach dem Franchsie benannt ist, fast sämtliche Spin-Offs dieses Franchise der vergangenen 55 Jahre angeboten werden. Und eben WEIL durch die neuen, den modernen Sehgewohnheiten angepaßten Produkte jede Menge junge Zuschauerseelen erfolgreich mit dem Franchise vertraut gemacht werden, wird bei einem nicht unbedeutenden Anteil dieser neu geschaffenen Konsumentenblase nebenbei auch das Interesse am Franchise-Archiv geweckt. Und so kommt es, das es auch im Jahre 2021 immernoch junge Menschen gibt, die sich die Original Star Trek-TV-Serie aus den 60ern ansehen, sich dadurch franchisegeschichtlich bilden und sogar in Podcasts und Youtube-Channels über 50 Jahre alte TV-Folgen diskutieren. Ein recht plaktiver Beweis dafür, wie wichtig und essenziell es ist, das ein großes Franchise-Label stetig mit neuen Produkten aufwartet.
Nun hat es Bond allerdings leider deutlich schwerer. Star Trek hat seinen Ursprung im TV. Da bietet sich das moderne Streaming-Serien-Format geradezu an. Außerdem ist das inhaltliche Themen-, Charakter- und Genrespektrum von Star Trek außerordentlich breit und als Sci-Fi-Label sowieso von Grund auf zeitlos.
Das Universum von Bond kreist dagegen 'monotheistisch' um seine Titelfigur. Mit ihm steht und fällt die gesamte Faszination, die von seiner Filmreihe ausgelöst wird - egal wieviele herausragende Ausnahmetalente, wie Sir Ken Adam, John Barry, Willy Bogner, Daniel Kleinman, Sir Roger Deakins usw. dabei helfen seine Präsenz und Existenz auf glorreiche Weise zu veredeln. Auch wenn diese Meister ihrer Zunft oft das Salz in der Suppe ausmachten. Die sixtinische Kapelle muß erstmal stehen, damit jemand wie Michelangelo seine Deckenmalereien darin verewigen kann. Und aufgrund dieser elementaren Abhängigheit von der Überfigur des sakralen Titelhelden, halte ich es für äußerst schwierig unser geliebtes Film-Franchsie in einen dauer-content-liefernden Streaming-Produkte-Brunnen zu transformieren. Mal ganz abgesehen davon, das ich sowieso dagegen wäre, hätte ich irgend ein Wort mitzureden. So ist unser Label also wohl auf Gedeih und Verderb von seinen Kinojahrgängen abhängig, womit man gar nicht fett genug unterstreíchen kann wie problematisch sich die Produktionspolitik von Cubby's Erben auf das Überleben von Bond im 21. Jahrhundert auswirkt.