Gerüchteküche Bond 26

  • Was haltet ihr von den Gerüchten über Nolan als neuen Bondregisseur? In diversen Medien liest man, dass er über zwei bis drei Filme mit EON verhandelt. Angeblich will er seine Bondversion direkt auf den Romanen basieren lassen und in den 1950ern ansiedeln. Also im Prinzip genau das, wofür Tarantino und Brosnan seinerzeit einen Korb bekommen hatten. Rückblickend hat man irgendwie den Eindruck, dass Brosnan wie das ungeliebte Stiefkind behandelt wurde, das man nach Cubbies Tod einfach nur loswerden wollte.


    Ich bin da irgendwie sehr zwiegespalten. Zum einen mag ich Nolan sehr, Inception ist in der Top 10 meiner absoluten Lieblingsfilme. Nachdem ich Dunkirk und Tenet etwas befremdlich fand und nicht auf der Höhe seines früheren Könnens, fand ich Oppenheimer dann wieder grandios. Rein handwerklich habe ich keinen Zweifel, dass er einen großartigen Bondfilm oder mehrere großartige Bondfilme machen würde. Auch wenn Ironie und Glamour nicht unbedingt seine Stärken sind. Allerdings würde man, falls er wirklich Period Pieces machen will, mal wieder zwei Grundprinzipien von Cubby Broccoli auf den Müll geworfen: Keine großen Regie-Namen, die den Namen Bond überstrahlen, und die Filme immer in der Gegenwart anzusiedeln. Ersteres war ja im Prinzip schon mit dem Oscarpreisträger Sam Mendes nicht mehr so ganz gegeben, aber Nolan ist jetzt das, was Spielberg in den 80ern war. Auch diesen Wunsch vieler Fans, in der Zeit wieder zurückzugehen, konnte ich noch nie nachvollziehen. Ich mag Filme wie Atomic Blonde oder Solo für Uncle, aber sie haben immer etwas unechtes an sich und wirken, als ob sie in einem Museum spielen. Durch ein Setting in der Vergangenheit Problemen der Gegenwart zu entgehen, halte ich für völlig illusorisch. Bond bliebe ein Charakter, der an der Gegenwart gescheitert ist.


    Dank Craig ist man jetzt scheinbar auch in dem ewigen Kreislauf der Reboots gefangen, den Franchises wie Spiderman regelmäßig zelebrieren. Für mich ist damit ein nicht zu unterschätzendes Alleinstellungsmerkmal der Bondreihe flöten gegangen. Eine werkgetreue Umsetzung der Romane könnte ich mir viel eher in einer hochwertig produzierten Miniserie vorstellen. Aber das scheint ja für EON tabu, da produziert man lieber lächerliche Gameshows. Ob Nolan das Kunststück, dass er mit Batman vollbracht hat, noch einmal mit Bond gelingt? Ich weiß es nicht. Batman ist aufgrund der Comic-Vorlagen und des höheren Alters doch etwas freier in der Interpretationsmöglichkeit. Eine Art 'Bond Begins', in der Gegenwart angesiedelt und mit Christian Bale besetzt, das hätte ich mir eher Mitte der 00er gewünscht. Auf der einen Seite kann ich mir schwer vorstellen, dass die doch schon etwas in ihre Macht verliebte Frau Broccoli so viel kreative Kontrolle abgibt, andererseits bringt Nolan all die kreative Lösungskompetenz mit, die sie in ihrer selbstverschuldeten Sackgasse brauchen. Und man könnte den durch NTTD verprellten Fans Nolan als Trostpflaster präsentieren.

  • Kannte diese Gerüchte bisher nicht.. habe allerdings auch nicht wirklich danach "gesucht" ;)



    Allerdings würde man, falls er wirklich Period Pieces machen will, mal wieder zwei Grundprinzipien von Cubby Broccoli auf den Müll geworfen: Keine großen Regie-Namen, die den Namen Bond überstrahlen, und die Filme immer in der Gegenwart anzusiedeln.

    Vor allem mit Letzterem hätte auch ich grosse Mühe. Nicht, dass das keine guten Film geben könnte, aber es nun mal nicht bond-like. Und wegen der grossen Namen (nicht nur bei der Regie): Einst waren es die Bond-Filme selber, welche die grossen Namen produziert haben. Da brauchte man keine Oscar-Preisträger, nach deren Pfeife man dann tanzen musste. Das ist leider schon seit ein paar Jahren/Filmen nicht mehr so.

  • Martin fasst perfekt meine (Nolan-Fan) Gefühlslage zusammen, auch ich bin sehr skeptisch, dass diese Mischung im Moment gelingen kann.

    Ein period piece der Originalromane bitte wenn, dann als TV-Miniserie. Die würde ich aber in der Tat feiern!

  • Ihre Exzellenz Barbara die Erste hat sich mal wieder dazu herabgelassen, die Fans darüber zu informieren, dass man mit dem Prozess des Neuerfindens der Figur noch nicht einmal begonnen habe. Vier Jahre nach dem ursprünglich geplanten Kinostart von NTTD, nach dem man ja dann nicht mehr an dem Film gearbeitet hatte, und über ein Jahr nach dem realen Start. Womit dann wohl auch die Nolan-Gerüchte mal wieder erledigt sind, denn Verhandlungen mit einem Regisseur würden auch ja an Arbeit grenzen. Eigentlich habe ich gar keine Lust mehr, mich mit diesen Geseier überhaupt zu beschäftigen. Was mich aber doch ein wenig fasziniert ist dieser grenzenlose Masochismus, mit dem ein nicht geringer Teil der Fans sich das alles schönredet. Man muss sich dieses Gebaren einfach mal in anderen Industriebereichen vorstellen. Könnte Apple es sich leisten zu verlautbaren, dass es noch ein sehr langer Weg bis zum nächsten iPhone ist, und man noch nicht mal mit dem Nachdenken darüber angefangen habe? Und das mit dem Brustton der Überzeugung, dass das etwas Gutes sei? Wohl kaum, ohne dabei potentielle Käufer zu verlieren. Denn im Endeffekt ist das das absolute Gegenteil von Kundenpflege. Es sind eigentlich Tritte in Richtung Fans. Meine einzige Hoffnung für das Franchise ist mittlerweile nur noch ein Produzentenwechsel - auf den dieses ziemlich eindeutige Zeitschinden scheinbar eh hinausläuft.

  • Meine einzige Hoffnung für das Franchise ist mittlerweile nur noch ein Produzentenwechsel - auf den dieses ziemlich eindeutige Zeitschinden scheinbar eh hinausläuft.

    Kommt natürlich immer drauf an, wer dann kommt und wieviel Mitspracherecht sich die Bisherigen noch ausbedingen. Aber ehrlich gesagt: Viel übler kann es ja kaum werden. Auch ich denke zudem, dass Barbara und Micheal irgendwie die Motivation, Bond-Filme völlig verloren haben und froh wären, wenn sie diese "Last" bald abgeben könnten.

  • Michael lasse ich bei dem Thema mal außen vor, der ist über 80, der soll seinen Ruhestand genießen. Was Babs betrifft, ohje, das ist schon sehr schwach.

    Auch wenn mir der letzte Film 0,0 gefällt, muss man sich doch überlegt haben, zumindest grob, was mach ich nach der Craig Ära.

    Irgendeine Idee, Richtung usw. Das das bis heute nicht passiert ist, zeigt mit schon das sie nicht wirklich mehr Bock auf das hat, was sie da macht.


    Und es ist doch wirklich keine Raketenwissenschaft, sich für eine Ausrichtung der Figur und der Franchise zu entscheiden und dementsprechend einen Zeitplan aufzustellen. An Bond hängt doch kein ganzes Universum wie bei Star Wars dran (und die sind für mein Dafürhalten schon zu aktiv)

    Bin mal gespannt wann Amazon anfängt dezent Druck auszuüben. Ich hoffe, dass sie die Rechte irgendwann verkauft, die Nachfolgegeneration nach ihr gibt es auch nicht (die Wilson Söhne sind es anscheinend ja auch nicht), also warum sich daran festklammern? Der Name Broccoli hat für mich sowieso nur noch einen nostalgischen Wert.

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Nostalgie ist in der Tat das passende Stichwort, denn inzwischen fühlt sich das Bond-Franchise für mich wie etwas Vergangenes an, nachdem das Wenige, das in den letzten gut zehn Jahren auf uns herniederkam, nur ein Ausverkauf war, der etwa dem von Disney am eigenen Erbe sowie dem von George Lucas usw. auf der nach unten offenen Skala nur quantitativ, keineswegs aber qualitativ nachstand. (Entsprechend sollte man sich von einem Produzentenwechsel, hinter dem schon aus Kostengründen wohl zwangsnotwendigerweise einer der Giganten stünde, nicht zu viel versprechen: Vielleicht einen halbwegs klassischen Film zur Fanbindung, und dann ...)


    Emotional der letzte Bond-Film war für mich SF, an dessen Ende Bond durch das Vorzimmer an Moneypenny vorbeikam und von M "mit Vergnügen" die nächste Mission übernahm. Das Finale war klassisch und dennoch frisch und hätte in die Zukunft führen können. Nun führt es eben zurück ins Jahr 1962 oder zu jedem anderen Bond-Jahrgang davor, nach dem mir gerade ist. Statt in die Zukunft mündet SF in den Kreislauf der ewigen Wiederkehr, allerdings ist bei zwei Dutzend Filmen aus einem halben Jahrhundert genug Abwechslung in puncto Darsteller, Mode, Zeitgeist und genereller Ausrichtung von Gaga bis Tragödie gesorgt. (Das gilt selbst dann fast ohne Abstriche, wenn der persönliche Break faktisch schon 2002 einsetzt, habe ich doch bei theoretisch nach wie vor hoher Wertschätzung meinerseits von CR, QOS und eben SF seit der Zweit- und Letztsichtung von Craig V keinen Film mit St. Daniel mehr gesehen - einfach keine Lust).


    Entsprechend bemühe ich mich gar nicht darum zu erfahren oder gar exegetisch zu umkreisen, was Barbara oder sonst wer bei EON an Verlautbarungen von sich zu geben beliebt. Vermied ich so etwas früher eher, um möglichst wenig über den neuen Film zu wissen, bevor ich ihn tatsächlich sah, kümmert es mich inzwischen einfach nicht mehr, ob, wann und wie es weitergeht. Sollte dermaleinst ein neuer Film kommen, bin ich mir nicht einmal sicher, dass ich ihn im Kino sehen werde - jedenfalls nicht, wenn z. B. Minnie Maus als neuer Bond präsentiert wird. Man muss als Fan nicht jeden Quatsch unterstützen, nur weil "Bond" draufsteht. Und falls ich dann doch wieder meinen Obolus entrichte und mit Werbung drei Stunden Lebenszeit riskiere: Es heißt schon einiges, dass ich einem neuen Film nicht mit Freude und Ungeduld, sondern mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Unbehagen entgegensehe und dass ich schon zufrieden wäre, wenn ich zu Beginn des Abspanns aufatmen könnte, dass es soooo schlimm ja gar nicht war, vielleicht sogar ganz gut ... Barbara wollte Bond killen, soll sie ihn doch ruhen lassen. Dem Werk des großen Papas, auch z. T. ihrem eigenen tut das keinen Abbruch.

  • Aber ehrlich gesagt: Viel übler kann es ja kaum werden.

    Eben. Was sollte ein anderer Produzent noch schlimmeres mit der Reihe anstellen, als Bond in einen weinerlichen Totalversager zu verwandeln, der sich freiwillig in die Luft sprengen lässt... Dagegen hat Kevin McClory ja einen phantastischen Job gemacht. Disney wäre natürlich die denkbar schlechteste Option für einen Rechtetransfer, aber wenn es schief gehen sollte, kann man sich ja immer noch mit der reichhaltigen Vergangenheit der Reihe beschäftigen - was ich jetzt eh schon tue.


    Das gilt selbst dann fast ohne Abstriche, wenn der persönliche Break faktisch schon 2002 einsetzt, habe ich doch bei theoretisch nach wie vor hoher Wertschätzung meinerseits von CR, QOS und eben SF seit der Zweit- und Letztsichtung von Craig V keinen Film mit St. Daniel mehr gesehen - einfach keine Lust

    Geht mir genauso. Ich hatte vor kurzem mal die Vortitelsequenz von NTTD auf Amazon angetan, weils kostenlos war und ich es nach ein paar lockernden Bier einfach mal antesten wollte. Aber ich muss sagen, ich habe fast eine körperliche Abneigung gegen die Art und Weise, wie Bond hier präsentiert wird. Craigs völlig bescheuerte Angepisstheit, dieses fast schon kultische Kreisen um Vesper, das den Film eigentlich zu "Casino Royale 5" macht, dieses immer gleiche gequält-leidende Gesicht von Seydoux, ... Ich kann mir das einfach nicht freiwillig antun.


    Man muss als Fan nicht jeden Quatsch unterstützen, nur weil "Bond" draufsteht.

    Absolut. Entweder man ist Fan von etwas Immateriellen, das unabhängig von "offiziellen" Logos und Firmen ist, oder man ist einfach nur Konsument.

  • Da schliesse ich mich an. Ich war mal Bond-Fan (und bin es eigentlich immer noch), weil unter diesem Label mal echt unterhaltsame, ikonische Filme entstanden sind. Wobei es natürlich auch früher schon Qualitätsschwankungen gab. Die Ausreisser nach unten waren jedoch nie bewusst herbeigeführt und ein solcher Irrläufer wurde i.d.R. bereits beim nächsten Beitrag wieder auf die Spur geführt. Keine Ahnung zum Beispiel, was sich Broccoli und Salzmann bei DAF gedacht haben (obschon der Film durchaus unterhaltsam ist), aber der Nachfolger LALD war dann wieder völlig "normal". Eine solche Kurskorrektur hätte ich mir in den letzten Jahren ein paar Mal gewünscht - vergeblich. Stattdessen wurde es stets absurder, übertriebener und Bond driftete je länger je mehr Richtung "out of character". Aber eben: Bloss weil Bond draufsteht, muss ich etwas nicht zwingend gut finden. Das geht mir übrigens nicht nur mit Bond so: Da gibt es zum Beispiel Bands/Musiker, die vor 20, 30 oder mehr Jahren eine Klasse Mucke gemacht haben, von denen ich aus dieser Zeit alles an Tonträgern besitze, das es gibt und deren Neuerscheinungen mich trotzdem ziemlich kalt lassen - bei denen die Luft einfach draussen ist. Und die ich mir auch live nicht mehr antun will.

  • Der Wunschvater des Gedankens könnte sowohl den Titel des letzten EON-Outputs als auch das traditionell-groteske Abspannversprechen (grotesk, a. weil der Film alle Traditionen zu Staub zermahlen will, b. weil er sein eigenes ach so mutiges Ende damit in Minutenfrist konterkariert) "James Bond will return" auch so lesen, dass der Craigsche Held, der trotz bester Anlagen und mitreißendem Beginn seiner großen Geschichte eben dort, wo er sich besonders progressiv deucht, nicht gerecht wird, nun dem Orkus der Filmgeschichte übergeben werden darf, auf dass der echte Bond, dessen Zeit zu sterben noch längst nicht gekommen ist, nun, da St. Daniel seine Himmelfahrt angetreten hat, endlich zurückkehren kann. Ein Schaumtraum, gewiss - ob nun EON weiterproduziert oder sonst wer. Aber ein schöner. Oder angesichts der Erhebung des Hauptdarstellers zum GröSchaZ aus dem berufenen Munde seiner ergebenen Produzentin immerhin eine Freudsche (Fehl-)Leistung.

  • Mir geht's grundsätzlich wie euch, ich bin aber in der Verarbeitung noch nicht soweit, all diese Meldunen gleichgültig hinter mir lassen zu können. Es tut mir immer noch weh, zu sehen, wie meine Lieblings-Filmserie nach einem ungeahnten Höhenflug Stück für Stück demoliert und ausradiert wird, erst auf der Leinwand und jetzt durch die Gleichgültigkeit der Produzentin bzw. Schrott-TV-Spinoffs, für die der Name hergegeben wird und die im besten Falle nur dafür da sind, einem zu zeigen, auf was für eine fantastische Vergangenheit das Franchise zurückblicken kann. Im nächsten Moment kommt aber unweigerlich die Frage auf, warum man sich so davon entfernt hat.

  • Den Reiz von Bond macht es aus, dass er zwar moderne Impulse mit Tradition verbindet, aber dabei trotz aller Innovation eben Bond bleibt und sich darin nicht verändert - wie es nach NTTD weitergeht, kann ich mir daher nicht so recht vorstellen.


    Es graut mir vor Wokeness bei James Bond (JB MUSS im Grunde seines Herzens ein sexistisches Fossil bleiben!)

    Es graut mir vor James Bond als Frau (es ließen sich großartige Geschichten um weibliche Agenten erzählen, aber Bond ist ein Archetyp von Mann, der nur männlich funktioniert).

    Und es graut mir vor Spinoffs, bei denen nur deutlich wird, dass es um Geld statt um Geschichten geht.

    Vor NTTD habe ich seit den späten Brosnan-Filmen (vorher durfte ich nicht ins Kino!) jeden Bond-Film im Kino gesehen - auf NTTD hatte ich nicht allzu viel Lust, was sich auch so bestätigt hat. Die Figur Bond ist in der Beliebigkeit des Familienlebens aufgegangen. Der Schritt zurück wird schwer.

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