Gerüchteküche Bond 26

  • Was haltet ihr von den Gerüchten über Nolan als neuen Bondregisseur? In diversen Medien liest man, dass er über zwei bis drei Filme mit EON verhandelt. Angeblich will er seine Bondversion direkt auf den Romanen basieren lassen und in den 1950ern ansiedeln. Also im Prinzip genau das, wofür Tarantino und Brosnan seinerzeit einen Korb bekommen hatten. Rückblickend hat man irgendwie den Eindruck, dass Brosnan wie das ungeliebte Stiefkind behandelt wurde, das man nach Cubbies Tod einfach nur loswerden wollte.


    Ich bin da irgendwie sehr zwiegespalten. Zum einen mag ich Nolan sehr, Inception ist in der Top 10 meiner absoluten Lieblingsfilme. Nachdem ich Dunkirk und Tenet etwas befremdlich fand und nicht auf der Höhe seines früheren Könnens, fand ich Oppenheimer dann wieder grandios. Rein handwerklich habe ich keinen Zweifel, dass er einen großartigen Bondfilm oder mehrere großartige Bondfilme machen würde. Auch wenn Ironie und Glamour nicht unbedingt seine Stärken sind. Allerdings würde man, falls er wirklich Period Pieces machen will, mal wieder zwei Grundprinzipien von Cubby Broccoli auf den Müll geworfen: Keine großen Regie-Namen, die den Namen Bond überstrahlen, und die Filme immer in der Gegenwart anzusiedeln. Ersteres war ja im Prinzip schon mit dem Oscarpreisträger Sam Mendes nicht mehr so ganz gegeben, aber Nolan ist jetzt das, was Spielberg in den 80ern war. Auch diesen Wunsch vieler Fans, in der Zeit wieder zurückzugehen, konnte ich noch nie nachvollziehen. Ich mag Filme wie Atomic Blonde oder Solo für Uncle, aber sie haben immer etwas unechtes an sich und wirken, als ob sie in einem Museum spielen. Durch ein Setting in der Vergangenheit Problemen der Gegenwart zu entgehen, halte ich für völlig illusorisch. Bond bliebe ein Charakter, der an der Gegenwart gescheitert ist.


    Dank Craig ist man jetzt scheinbar auch in dem ewigen Kreislauf der Reboots gefangen, den Franchises wie Spiderman regelmäßig zelebrieren. Für mich ist damit ein nicht zu unterschätzendes Alleinstellungsmerkmal der Bondreihe flöten gegangen. Eine werkgetreue Umsetzung der Romane könnte ich mir viel eher in einer hochwertig produzierten Miniserie vorstellen. Aber das scheint ja für EON tabu, da produziert man lieber lächerliche Gameshows. Ob Nolan das Kunststück, dass er mit Batman vollbracht hat, noch einmal mit Bond gelingt? Ich weiß es nicht. Batman ist aufgrund der Comic-Vorlagen und des höheren Alters doch etwas freier in der Interpretationsmöglichkeit. Eine Art 'Bond Begins', in der Gegenwart angesiedelt und mit Christian Bale besetzt, das hätte ich mir eher Mitte der 00er gewünscht. Auf der einen Seite kann ich mir schwer vorstellen, dass die doch schon etwas in ihre Macht verliebte Frau Broccoli so viel kreative Kontrolle abgibt, andererseits bringt Nolan all die kreative Lösungskompetenz mit, die sie in ihrer selbstverschuldeten Sackgasse brauchen. Und man könnte den durch NTTD verprellten Fans Nolan als Trostpflaster präsentieren.

  • Kannte diese Gerüchte bisher nicht.. habe allerdings auch nicht wirklich danach "gesucht" ;)



    Allerdings würde man, falls er wirklich Period Pieces machen will, mal wieder zwei Grundprinzipien von Cubby Broccoli auf den Müll geworfen: Keine großen Regie-Namen, die den Namen Bond überstrahlen, und die Filme immer in der Gegenwart anzusiedeln.

    Vor allem mit Letzterem hätte auch ich grosse Mühe. Nicht, dass das keine guten Film geben könnte, aber es nun mal nicht bond-like. Und wegen der grossen Namen (nicht nur bei der Regie): Einst waren es die Bond-Filme selber, welche die grossen Namen produziert haben. Da brauchte man keine Oscar-Preisträger, nach deren Pfeife man dann tanzen musste. Das ist leider schon seit ein paar Jahren/Filmen nicht mehr so.

  • Martin fasst perfekt meine (Nolan-Fan) Gefühlslage zusammen, auch ich bin sehr skeptisch, dass diese Mischung im Moment gelingen kann.

    Ein period piece der Originalromane bitte wenn, dann als TV-Miniserie. Die würde ich aber in der Tat feiern!

  • Ihre Exzellenz Barbara die Erste hat sich mal wieder dazu herabgelassen, die Fans darüber zu informieren, dass man mit dem Prozess des Neuerfindens der Figur noch nicht einmal begonnen habe. Vier Jahre nach dem ursprünglich geplanten Kinostart von NTTD, nach dem man ja dann nicht mehr an dem Film gearbeitet hatte, und über ein Jahr nach dem realen Start. Womit dann wohl auch die Nolan-Gerüchte mal wieder erledigt sind, denn Verhandlungen mit einem Regisseur würden auch ja an Arbeit grenzen. Eigentlich habe ich gar keine Lust mehr, mich mit diesen Geseier überhaupt zu beschäftigen. Was mich aber doch ein wenig fasziniert ist dieser grenzenlose Masochismus, mit dem ein nicht geringer Teil der Fans sich das alles schönredet. Man muss sich dieses Gebaren einfach mal in anderen Industriebereichen vorstellen. Könnte Apple es sich leisten zu verlautbaren, dass es noch ein sehr langer Weg bis zum nächsten iPhone ist, und man noch nicht mal mit dem Nachdenken darüber angefangen habe? Und das mit dem Brustton der Überzeugung, dass das etwas Gutes sei? Wohl kaum, ohne dabei potentielle Käufer zu verlieren. Denn im Endeffekt ist das das absolute Gegenteil von Kundenpflege. Es sind eigentlich Tritte in Richtung Fans. Meine einzige Hoffnung für das Franchise ist mittlerweile nur noch ein Produzentenwechsel - auf den dieses ziemlich eindeutige Zeitschinden scheinbar eh hinausläuft.

  • Meine einzige Hoffnung für das Franchise ist mittlerweile nur noch ein Produzentenwechsel - auf den dieses ziemlich eindeutige Zeitschinden scheinbar eh hinausläuft.

    Kommt natürlich immer drauf an, wer dann kommt und wieviel Mitspracherecht sich die Bisherigen noch ausbedingen. Aber ehrlich gesagt: Viel übler kann es ja kaum werden. Auch ich denke zudem, dass Barbara und Micheal irgendwie die Motivation, Bond-Filme völlig verloren haben und froh wären, wenn sie diese "Last" bald abgeben könnten.

  • Michael lasse ich bei dem Thema mal außen vor, der ist über 80, der soll seinen Ruhestand genießen. Was Babs betrifft, ohje, das ist schon sehr schwach.

    Auch wenn mir der letzte Film 0,0 gefällt, muss man sich doch überlegt haben, zumindest grob, was mach ich nach der Craig Ära.

    Irgendeine Idee, Richtung usw. Das das bis heute nicht passiert ist, zeigt mit schon das sie nicht wirklich mehr Bock auf das hat, was sie da macht.


    Und es ist doch wirklich keine Raketenwissenschaft, sich für eine Ausrichtung der Figur und der Franchise zu entscheiden und dementsprechend einen Zeitplan aufzustellen. An Bond hängt doch kein ganzes Universum wie bei Star Wars dran (und die sind für mein Dafürhalten schon zu aktiv)

    Bin mal gespannt wann Amazon anfängt dezent Druck auszuüben. Ich hoffe, dass sie die Rechte irgendwann verkauft, die Nachfolgegeneration nach ihr gibt es auch nicht (die Wilson Söhne sind es anscheinend ja auch nicht), also warum sich daran festklammern? Der Name Broccoli hat für mich sowieso nur noch einen nostalgischen Wert.

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Nostalgie ist in der Tat das passende Stichwort, denn inzwischen fühlt sich das Bond-Franchise für mich wie etwas Vergangenes an, nachdem das Wenige, das in den letzten gut zehn Jahren auf uns herniederkam, nur ein Ausverkauf war, der etwa dem von Disney am eigenen Erbe sowie dem von George Lucas usw. auf der nach unten offenen Skala nur quantitativ, keineswegs aber qualitativ nachstand. (Entsprechend sollte man sich von einem Produzentenwechsel, hinter dem schon aus Kostengründen wohl zwangsnotwendigerweise einer der Giganten stünde, nicht zu viel versprechen: Vielleicht einen halbwegs klassischen Film zur Fanbindung, und dann ...)


    Emotional der letzte Bond-Film war für mich SF, an dessen Ende Bond durch das Vorzimmer an Moneypenny vorbeikam und von M "mit Vergnügen" die nächste Mission übernahm. Das Finale war klassisch und dennoch frisch und hätte in die Zukunft führen können. Nun führt es eben zurück ins Jahr 1962 oder zu jedem anderen Bond-Jahrgang davor, nach dem mir gerade ist. Statt in die Zukunft mündet SF in den Kreislauf der ewigen Wiederkehr, allerdings ist bei zwei Dutzend Filmen aus einem halben Jahrhundert genug Abwechslung in puncto Darsteller, Mode, Zeitgeist und genereller Ausrichtung von Gaga bis Tragödie gesorgt. (Das gilt selbst dann fast ohne Abstriche, wenn der persönliche Break faktisch schon 2002 einsetzt, habe ich doch bei theoretisch nach wie vor hoher Wertschätzung meinerseits von CR, QOS und eben SF seit der Zweit- und Letztsichtung von Craig V keinen Film mit St. Daniel mehr gesehen - einfach keine Lust).


    Entsprechend bemühe ich mich gar nicht darum zu erfahren oder gar exegetisch zu umkreisen, was Barbara oder sonst wer bei EON an Verlautbarungen von sich zu geben beliebt. Vermied ich so etwas früher eher, um möglichst wenig über den neuen Film zu wissen, bevor ich ihn tatsächlich sah, kümmert es mich inzwischen einfach nicht mehr, ob, wann und wie es weitergeht. Sollte dermaleinst ein neuer Film kommen, bin ich mir nicht einmal sicher, dass ich ihn im Kino sehen werde - jedenfalls nicht, wenn z. B. Minnie Maus als neuer Bond präsentiert wird. Man muss als Fan nicht jeden Quatsch unterstützen, nur weil "Bond" draufsteht. Und falls ich dann doch wieder meinen Obolus entrichte und mit Werbung drei Stunden Lebenszeit riskiere: Es heißt schon einiges, dass ich einem neuen Film nicht mit Freude und Ungeduld, sondern mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Unbehagen entgegensehe und dass ich schon zufrieden wäre, wenn ich zu Beginn des Abspanns aufatmen könnte, dass es soooo schlimm ja gar nicht war, vielleicht sogar ganz gut ... Barbara wollte Bond killen, soll sie ihn doch ruhen lassen. Dem Werk des großen Papas, auch z. T. ihrem eigenen tut das keinen Abbruch.

  • Aber ehrlich gesagt: Viel übler kann es ja kaum werden.

    Eben. Was sollte ein anderer Produzent noch schlimmeres mit der Reihe anstellen, als Bond in einen weinerlichen Totalversager zu verwandeln, der sich freiwillig in die Luft sprengen lässt... Dagegen hat Kevin McClory ja einen phantastischen Job gemacht. Disney wäre natürlich die denkbar schlechteste Option für einen Rechtetransfer, aber wenn es schief gehen sollte, kann man sich ja immer noch mit der reichhaltigen Vergangenheit der Reihe beschäftigen - was ich jetzt eh schon tue.


    Das gilt selbst dann fast ohne Abstriche, wenn der persönliche Break faktisch schon 2002 einsetzt, habe ich doch bei theoretisch nach wie vor hoher Wertschätzung meinerseits von CR, QOS und eben SF seit der Zweit- und Letztsichtung von Craig V keinen Film mit St. Daniel mehr gesehen - einfach keine Lust

    Geht mir genauso. Ich hatte vor kurzem mal die Vortitelsequenz von NTTD auf Amazon angetan, weils kostenlos war und ich es nach ein paar lockernden Bier einfach mal antesten wollte. Aber ich muss sagen, ich habe fast eine körperliche Abneigung gegen die Art und Weise, wie Bond hier präsentiert wird. Craigs völlig bescheuerte Angepisstheit, dieses fast schon kultische Kreisen um Vesper, das den Film eigentlich zu "Casino Royale 5" macht, dieses immer gleiche gequält-leidende Gesicht von Seydoux, ... Ich kann mir das einfach nicht freiwillig antun.


    Man muss als Fan nicht jeden Quatsch unterstützen, nur weil "Bond" draufsteht.

    Absolut. Entweder man ist Fan von etwas Immateriellen, das unabhängig von "offiziellen" Logos und Firmen ist, oder man ist einfach nur Konsument.

  • Da schliesse ich mich an. Ich war mal Bond-Fan (und bin es eigentlich immer noch), weil unter diesem Label mal echt unterhaltsame, ikonische Filme entstanden sind. Wobei es natürlich auch früher schon Qualitätsschwankungen gab. Die Ausreisser nach unten waren jedoch nie bewusst herbeigeführt und ein solcher Irrläufer wurde i.d.R. bereits beim nächsten Beitrag wieder auf die Spur geführt. Keine Ahnung zum Beispiel, was sich Broccoli und Salzmann bei DAF gedacht haben (obschon der Film durchaus unterhaltsam ist), aber der Nachfolger LALD war dann wieder völlig "normal". Eine solche Kurskorrektur hätte ich mir in den letzten Jahren ein paar Mal gewünscht - vergeblich. Stattdessen wurde es stets absurder, übertriebener und Bond driftete je länger je mehr Richtung "out of character". Aber eben: Bloss weil Bond draufsteht, muss ich etwas nicht zwingend gut finden. Das geht mir übrigens nicht nur mit Bond so: Da gibt es zum Beispiel Bands/Musiker, die vor 20, 30 oder mehr Jahren eine Klasse Mucke gemacht haben, von denen ich aus dieser Zeit alles an Tonträgern besitze, das es gibt und deren Neuerscheinungen mich trotzdem ziemlich kalt lassen - bei denen die Luft einfach draussen ist. Und die ich mir auch live nicht mehr antun will.

  • Der Wunschvater des Gedankens könnte sowohl den Titel des letzten EON-Outputs als auch das traditionell-groteske Abspannversprechen (grotesk, a. weil der Film alle Traditionen zu Staub zermahlen will, b. weil er sein eigenes ach so mutiges Ende damit in Minutenfrist konterkariert) "James Bond will return" auch so lesen, dass der Craigsche Held, der trotz bester Anlagen und mitreißendem Beginn seiner großen Geschichte eben dort, wo er sich besonders progressiv deucht, nicht gerecht wird, nun dem Orkus der Filmgeschichte übergeben werden darf, auf dass der echte Bond, dessen Zeit zu sterben noch längst nicht gekommen ist, nun, da St. Daniel seine Himmelfahrt angetreten hat, endlich zurückkehren kann. Ein Schaumtraum, gewiss - ob nun EON weiterproduziert oder sonst wer. Aber ein schöner. Oder angesichts der Erhebung des Hauptdarstellers zum GröSchaZ aus dem berufenen Munde seiner ergebenen Produzentin immerhin eine Freudsche (Fehl-)Leistung.

  • Mir geht's grundsätzlich wie euch, ich bin aber in der Verarbeitung noch nicht soweit, all diese Meldunen gleichgültig hinter mir lassen zu können. Es tut mir immer noch weh, zu sehen, wie meine Lieblings-Filmserie nach einem ungeahnten Höhenflug Stück für Stück demoliert und ausradiert wird, erst auf der Leinwand und jetzt durch die Gleichgültigkeit der Produzentin bzw. Schrott-TV-Spinoffs, für die der Name hergegeben wird und die im besten Falle nur dafür da sind, einem zu zeigen, auf was für eine fantastische Vergangenheit das Franchise zurückblicken kann. Im nächsten Moment kommt aber unweigerlich die Frage auf, warum man sich so davon entfernt hat.

  • Den Reiz von Bond macht es aus, dass er zwar moderne Impulse mit Tradition verbindet, aber dabei trotz aller Innovation eben Bond bleibt und sich darin nicht verändert - wie es nach NTTD weitergeht, kann ich mir daher nicht so recht vorstellen.


    Es graut mir vor Wokeness bei James Bond (JB MUSS im Grunde seines Herzens ein sexistisches Fossil bleiben!)

    Es graut mir vor James Bond als Frau (es ließen sich großartige Geschichten um weibliche Agenten erzählen, aber Bond ist ein Archetyp von Mann, der nur männlich funktioniert).

    Und es graut mir vor Spinoffs, bei denen nur deutlich wird, dass es um Geld statt um Geschichten geht.

    Vor NTTD habe ich seit den späten Brosnan-Filmen (vorher durfte ich nicht ins Kino!) jeden Bond-Film im Kino gesehen - auf NTTD hatte ich nicht allzu viel Lust, was sich auch so bestätigt hat. Die Figur Bond ist in der Beliebigkeit des Familienlebens aufgegangen. Der Schritt zurück wird schwer.

    • Official Post

    MI6-HQ hat eine interessante Übersicht über die derzeitigen Aktivitäten von EON Productions erstellt, die realistischerweise nur den Schluss zulässt, dass auch in absehbarer Zeit nichts in Richtung Bond 26 passieren wird. Damit erweist sich wohl der obligatorische Schlusssatz in NTTD - der Strohhalm der EON-Verteidiger - als nicht mehr als ein entleerter Teil der traditionellen Formel, den man den Fans nicht auch noch nehmen wollte. Irgendwann wird sich schon jemand erbarmen, Bond zu reaktivieren, spätestens wenn die Rechte auslaufen. "Don't know where, don't know when, but I know we meet again some sunny day..."


    Was mich mittlerweile noch mehr stört als das zur Schau gestellte Desinteresse ist dieses Dummhalten der Fans. Vielleicht hat Bärbel ja durchaus nachvollziehbare Gründe. Vielleicht ist ihr Bruder mittlerweile schwer krank, was in seinem Alter zu erwarten wäre, vielleicht nervt sie der aktuell in Hollywood herrschende Zeitgeist, der ja im Prinzip feindselig gegenüber allem ist, was Bond ausmacht, vielleicht ist Bond für sie auserzählt. Dann sollte sie aber auch das absolute Mindestmaß an Respekt gegenüber langjährigen Fans haben, das entsprechend zu kommunizieren. Diese Attitüde "Wir haben gesagt, dass Bond irgendwann zurückkommt, also wartet gefälligst, bis wir Bock haben" bei gleichzeitigem Glucken auf den Rechten ist einfach eine extreme Arroganz à la "sollen sie doch Kuchen essen". Ich frage mich da auch ein bisschen, ob Amazon glücklich darüber ist, quasi ein Zombie-Franchise gekauft zu haben, was nur noch ein paar fragwürdige Spielshows abwirft.


    Es bedeutet wohl leider auch, dass sich der Totentanz hier im Forum auf absehbare Zeit nicht mehr erholt...

  • Dann sollte sie aber auch das absolute Mindestmaß an Respekt gegenüber langjährigen Fans haben, das entsprechend zu kommunizieren. Diese Attitüde "Wir haben gesagt, dass Bond irgendwann zurückkommt, also wartet gefälligst, bis wir Bock haben" bei gleichzeitigem Glucken auf den Rechten ist einfach eine extreme Arroganz à la "sollen sie doch Kuchen essen".

    Genau. Wenn man selber nicht mehr mag, sollte man das Zepter weitergeben. Es ist ja (also für mich zumindest...) nicht so, dass sie die Bond-Filme erfunden hätte und sie daher die Einzige ist, die ein "moralisches" Recht hätte, Bond-Filme zu machen. Diese "Ich will nicht mehr, aber ich verbiete es dennoch allen Anderen"-Haltung ist, wie Du richtig schreibst, pure Arroganz. Andererseits muss ich leider auch zugeben, dass es mich nicht mal gross kratzt. Meine Freude auf neue Bond-Filme ist schon länger verflogen...

  • Meine Freude auf neue Bond-Filme ist schon länger verflogen...

    Geht mir auch so. Die bisherigen Bondfilme decken einfach eine unglaubliche Bandbreite ab: vom knallharten, bodenständigen Spionagethriller bis zum märchenhaften "larger than life"-Spektakel, von düsteren Gassen über schmucken Palästen bis ins Weltall wurde uns alles geboten. Eine Reise um die ganze Welt und sogar darüber hinaus. Wir haben ernste und nachdenkliche Szenen gesehen, aber auch lustige, die selbst beim vierzigsten Mal Anschauen noch die Lachmuskeln ansprechen. Wir sind wunderbaren Charakteren wie Kerim Bey, Tanaka oder Columbo begegnet, die uns mit ihrer Ausstrahlung beeindruckt haben. Selbst manche Bösewichte haben bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dazu haben uns wunderschöne Titelsongs und Musikstücke in den Bann gezogen.


    Was braucht es da denn noch mehr, vor allem wenn das "mehr" aus unserem Helden einen abgehalfterten Alkoholiker macht, ihn sogar sterben lässt oder ihm einen brüderlichen "das war alles ich" Gegenspieler vorsetzt? Wo ist der Kerim Bey oder Goldfinger von heute?


    Mit den drei ??? Büchern und Hörspielen ist es mir ähnlich ergangen. Nach ca. 120 Folgen habe ich aufgehört zu sammeln. Auch dort sind die Klassiker (mit wenigen Ausnahmen) unübertroffen. Danach ließ die Qualität erheblich nach, stieg später aber doch noch einmal auf ein ordentliches Niveau an, um dann wieder in den Sinkflug überzugehen. Das lässt sich für mich auch auf die Bondfilme übertragen: Klassiker bis TLD, das Brosnan-Loch, die Widerauferstehung mit CR und ab SP setzt wieder der Sinkflug ein (ansatzweise sogar schon in SF erkennbar).

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Was braucht es da denn noch mehr, vor allem wenn das "mehr" aus unserem Helden einen abgehalfterten Alkoholiker macht, ihn sogar sterben lässt oder ihm einen brüderlichen "das war alles ich" Gegenspieler vorsetzt?

    Genau: Alles wurde eigentlich schon gesagt, alles wurde schon gemacht. Aber anders als zu "normalen" (TV-)Serien, bei denen i.d.R. innerhalb von höchstens einem Jahrzehnt Dutzende, Hunderte von Folgen abgedreht werden und wo die Qualität fast zwangsläufig irgendwann abnimmt (Stichwort "Jumping the Shark"), hätte die Bond-Reihe mit ihrem idealen Zweijahresrhythmus (haha :rolleyes: ), dem alle fünf Filmen wechselndem Hauptdarsteller etc. durchaus das Potenzial, sich immer wieder neu zu erfinden. Es findet ja schliesslich auch alle zwei bzw. vier Jahre eine Fussball-WM/EM statt, obwohl es schon einem amtierenden Meister gibt ;)

  • hätte die Bond-Reihe mit ihrem idealen Zweijahresrhythmus (haha :rolleyes: ), dem alle fünf Filmen wechselndem Hauptdarsteller etc. durchaus das Potenzial, sich immer wieder neu zu erfinden.

    Genau das ist ja mit den Craig-Bonds passiert! Ich gebe zu, dass ich anfangs sehr skeptisch war (vor allem nach den überwiegend mäßigen Brosnan-Bonds). Heute bin ich froh, dass es die Filme gibt (zumindest die ersten 4 :D ). Aber ich kann mir trotzdem schwer vorstellen, was da in Zukunft noch tolles kommen soll :/

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Genau das ist ja mit den Craig-Bonds passiert! Ich gebe zu, dass ich anfangs sehr skeptisch war (vor allem nach den überwiegend mäßigen Brosnan-Bonds). Heute bin ich froh, dass es die Filme gibt (zumindest die ersten 4 :D )

    Naja, so "neu erfinden" meinte ich dann doch nicht ;) . Eher so wie zum Beispiel mit TSWLM nach dem "Trash Triple", mit FEYO nach MR, oder mit TLD. Bereits die Neuerfindung mit GE war nur teilweise geglückt, aber immerhin hat man sich (wenn auch schon zu krampfhaft) bemüht, das was Bond ausmacht, weiterzuführen (mal abgesehen von M's Bashing am Anfang). Dennoch waren bei mir die Brosnans stets "Kanon", was bei den Craigs allenfalls auf die ersten beiden Filme zutrifft. Wobei mit SF eh' "der Anfang vom Ende" begann, denn ab da stand offenbar bereits fest, dass Craigs Bond am Schluss sterben würde :thumbdown: .

  • mit TSWLM nach dem "Trash Triple"

    Trash Triple? Ernsthaft?? Das habe ich so ja noch nie gehört. Für DAF und TMWTGG mag die Bezeichnung "Trash" vielleicht sogar zutreffen, aber bei LALD geht mir das entschieden zu weit! :pah:

    OK, die Kulissen von Kanangas Versteck und seine Explosion wirken tatsächlich etwas billig, aber der Rest des Films bietet viele packende Szenen, eine stets bedrohliche Grundstimmung, in die immer mal wieder lustige Szenen hineingestreut wurden. Die kurzen lustigen Szenen wirken auf mich aber nicht trashig - ganz im Gegensatz zu den total platten Nichten- oder Pepper-Szenen in TMWTGG. Das ist einfach nur purer Slapstick und verleidet mir den Film. LALD kann ich trotz der Spaßeinlagen ernst nehmen (ohne sie wäre der Film arg düster) - bei DAF und TMWTGG gelingt es mir nicht.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

    • Official Post

    An den Begriff 'Trash Triple' kann ich mich sogar noch erinnern hier im Forum. Gab damals auch einen kleinen Protest. :D


    Mit den drei ??? Büchern und Hörspielen ist es mir ähnlich ergangen. Nach ca. 120 Folgen habe ich aufgehört zu sammeln. Auch dort sind die Klassiker (mit wenigen Ausnahmen) unübertroffen. Danach ließ die Qualität erheblich nach, stieg später aber doch noch einmal auf ein ordentliches Niveau an, um dann wieder in den Sinkflug überzugehen. Das lässt sich für mich auch auf die Bondfilme übertragen: Klassiker bis TLD, das Brosnan-Loch, die Widerauferstehung mit CR und ab SP setzt wieder der Sinkflug ein (ansatzweise sogar schon in SF erkennbar).

    Ein Bekannter hat mir erst kürzlich etwas ähnliches vom 'Game of Thrones'-Franchise berichtet. Nach einer qualitativ überdurchschnittlichen ersten Staffel von 'House of Dragon' wurde da wohl fast alles zum Negativen verändert und auf die Vorlage von G.R.R. Martin verzichtet. Quasi dieselbe Story in allen möglichen Franchises. Man könnte fast auf die abgefahrene Idee kommen, das wäre Absicht...



    Meine Befürchtung in Bezug auf die Untätigkeit von Eon ist ja, dass man deshalb so viel Zeit wie möglich verstreichen lässt, um einfach den Wert der Marke zu steigern. Das war ja ein unerwarteter Nebeneffekt der Zwangspause Anfang der 90er. Anstatt sich das Publikum anderen Helden zuwendet, wie von vielen Kritikern heraufbeschworen, wurden die alten Bondfilme plötzlich für viele interessant. Sammlerstücke etc. stiegen im Wert, Fanclubs entstanden. Dieser Effekt wird im Buch "Die Legende von 007" von John Cork gut beschrieben. Ich bin ja selber in dieser Phase Fan geworden, durch das 30jährige Jubiläum 1992. Das ist wohl eine Besonderheit des Bond-Franchises, dass sowohl Fans wie Durchschnittszuschauer immer auf einen neuen Film zu warten scheinen, egal wie lange es dauert. Jeder Bondfilm, der etwas länger dauerte als der jeweilige Normalrhythmus, hat mehr eingespielt. Angefangen von TSWLM über GE bis hin zu DAD, und alle Craig-Bonds außer QOS. Vermutlich könnte man sich sogar eine ganze Dekade als Pause leisten, ohne dass es sich negativ auswirkt. Ich denke, das weiß Broccoli. Egal, wie lange sie sich Zeit lässt, sobald man irgendein Teaserpösterchen mit einer simplen Knarre oder Gunbarrel veröffentlicht, springen Fans, Zuschauer und Kritiker wieder im Viereck. Und der 'Bond is back'-Faktor wird wieder ordentlich die Kassen klingeln lassen. Bis dahin arbeitet die Yellow Press für sie und hält den Leuten immer wieder mal ein Stöckchen hin, um sie bei Laune zu halten und im Gespräch zu bleiben. Besonders gut hat das ja in Verbindung mit Jubiläen geklappt, wie bei DAD und SF. Vielleicht schielt man deshalb auf 2027, wer weiß.


    Man könnte auch sagen, Broccoli wandelt die Lebenszeit der Fans in Cash auf ihrem Konto um. Oder etwas böser: Broccolis Vorgehen - die absichtlich künstliche Verknappung einer Resource - ist ähnlich dem von Goldfinger, Zorin oder Greene...

  • Man könnte auch sagen, Broccoli wandelt die Lebenszeit der Fans in Cash auf ihrem Konto um.

    Vielleicht sollten wir Fans uns einfach mal wehren. Nein sagen . Okay, der "unwissende Pöbel" wird immer und eh' alles gut finden, was ihm unter dem Label "007" aufgetischt wird, aber das kann uns ja egal sein. Ich werde oft (naja... wo doch im Durchschnitt seit dem Millennium nur etwa alle 4.5 Jahre ein neuer Bondfilm in die Kinos kam, relativiert sich "oft" doch sehr...) angehauen "Hey, Du als alter Bondfan und -experte - wie fandest Du den neuesten Film? Ist doch geil, oder? Diese Action und alles echt brutal und so - krass überragend!". Tja - was soll ich da schon antworten? Ich bin einfach "müde" geworden diesbezüglich.


    Quote

    An den Begriff 'Trash Triple' kann ich mich sogar noch erinnern hier im Forum.

    Genau. Den Begriff habe ich nämlich hier im Forum aufgeschnappt. Und der Begriff ist insofern durchaus berechtigt, als dass zwischen 1971 und 1974 unter der Regie von Guy Hamilton drei eher "durchschnittliche" Bond-Filme entstanden, welche die Franchise zwar nicht in der Untergang trieben, jedoch auch nicht den grossen Befreiungsschlag bedeuteten. Der kam erst mit TSWLM, der die Serie vermutlich endgültig und nachhaltig über den Berg gebracht hat. DAF ist definitiv Trash. Aber sowas von :wacko: ... Obwohl durchaus unterhaltsam. LALD und - wenn auch eher als "Guilty Pleasure" - TMWTGG schätze ich sehr und schaue sie bis heute gerne. Aber (ja, basht mich ruhig): Die Malaise bei den Bond-Filmen hat m.E. bereits nach TB begonnen. YOLT? Meine Meinung dazu hatte ich ja im hier im Forum bereits zur Genüge Kund getan. Und sorry für alle Fans: OHMSS betrachte ich doch eher als missglückten Versuch, die Serie neu zu beleben (und das liegt nicht an George). Wahrlich nicht der schlechteste Bond-Film, aber definitiv nicht das, was es damals gebraucht hätte.

  • zwischen 1971 und 1974 unter der Regie von Guy Hamilton drei eher "durchschnittliche" Bond-Filme entstanden, welche die Franchise zwar nicht in der Untergang trieben, jedoch auch nicht den grossen Befreiungsschlag bedeuteten. Der kam erst mit TSWLM, der die Serie vermutlich endgültig und nachhaltig über den Berg gebracht hat

    Sehe ich bei LALD anders: der neue Darsteller und der neue Komponist wirken sich sehr positiv auf den Film aus. Er ist dynamischer und spannender als DAF und TMWTGG, wo ein richtiger Spannungsbogen fehlt und manche Actioneinlage einfach nur träge daherkommt (insbesondere bei DAF). Die Inszenierung ist besonders in der 1. Hälfte hervorragend gelungen. Die 3 Morde machen neugierig, zumal man zunächst überhaupt keinen Zusammenhang erkennen kann (ganz anders als in DAF). Der Übergang vom 3. Mord zum Titellied ist audio-visuell hervorragend gelungen! Und schon bei Bonds Ankunft in New York geht es mit dem von Whisper ausgeführten Mord weiter hart zur Sache. Auch die Fahrt nach Harlem ist packend in Szene gesetzt. Ich muss mich bremsen, sonst erzähle ich den ganzen Film nach :D


    Die Besuchszahlen von LALD sprechen jedenfalls für sich und liegen erstaunlicherweise sogar oberhalb von TSWLM:

    JamesBond.bmp


    Tatsächlich ist TSWLM für mich aber noch besser gelungen als LALD: das Drehbuch ist noch ausgefeilter, der Gegner erheblich bedrohlicher, die Schauplätze viel schöner, das Bondgirl ist kein Screamgirl, die Musik ist noch abwechslungsreicher und die Performance von Roger Moore ist beeindruckend!


    Lustigerweise zeigen die Bondfilme von TB bis TSWLM in meiner Bewertungskurve eine zickzack Bewegung. Nach einem guten Film folgt immer ein durchschnittlicher:


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    So gesehen ist das Trash-Triple der Klassiker für mich YOLT, DAF und TMWTGG :D

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Huch - was habe ich da bloss losgetreten ;) . Im mag LALD ja auch und kann bei diesem Beitrag eigentlich nicht viel Negatives (aber viel Positives) ausmachen. Und (damit trete ich wohl wieder was los): Ich halte TSWLM für überbewertet. Klar, hat er seine ganz grossen Momente: Die PTS, Sardinien und Beisser ^^ . Aber vieles finde ich bestenfalls durchschnittlich und teilweise sogar langatmig. Da finde ich MR irgendwie flotter. Und wenn es um den Spass geht, ziehe ich LALD ebenfalls TSWLM vor. Dennoch schätzen viele TSWLM sehr und ich denke, dass das der Film ist, der Roger Moore endgültig als Bond etabliert hat (was nicht heisst, dass er in seinen ersten beiden Bond-Filmen einen schlechten Job gemacht hätte - im Gegenteil. Aber Sean Connerys Fussstapfen waren halt riesig) und der der Filmreihe jenen Kick brachte, den es brauchte für deren Renaissance. Seit TB fehlte etwas dieses Innovative, dieses komplett Neue, das die Bonds von anderen Filmen dieses Genres klar abhob, sie einzigartig machte. TSWLM konnte dann aus diesem Trott ausbrechen. Und das Schöne dabei: TSWLM schaffte das im Sinne einer Evolution und nicht einer Revolution und hat die Tradition 100%-ig gewahrt. Auch in den Achtzigern, spätestens ab FEYO fehlte das wieder: Alle diese Filme sind solide gemacht (und definitiv kein Trash, wenn auch insbesondere mit Blick auf AVTAK nicht immer stilsicher in der Inszenierung), aber die Zeiten hatten sich geändert, die Konkurrenz war gross durch Rambo, Arnie in sämtlichen Formen, Die Hard... Und dann kam diese Zwangspause nach LTK und dann:

    Quote

    Das war ja ein unerwarteter Nebeneffekt der Zwangspause Anfang der 90er. Anstatt sich das Publikum anderen Helden zuwendet, wie von vielen Kritikern heraufbeschworen, wurden die alten Bondfilme plötzlich für viele interessant.

    Martin trifft den Nagel auf den Kopf! GE ist kein übermässig guter oder innovativer Bond-Film. Aber das Publikum - so auch ich - lechzte dermassen nach einem neuen Bond-Film, dass in Kombination mit Everybody's Darling Pierce Brosnan einem Riesenerfolg gar nichts im Wege stehen konnte - egal wie gut oder schlecht der Film schliesslich geworden ist. Ob diese Strategie heute auch noch aufgeht? Bin nicht sicher. Bond könnte in diese schnelllebigen Zeiten tatsächlich in Vergessenheit geraten. Da gibt es soviel Alternativen, Netflix etc. und alles ist immer und überall verfügbar. Wer braucht da noch Bond-Filme? Vor allem, wenn sich kaum jemand mehr an den letzten Film erinnern kann, weil seither schon so viel Zeit vergangen ist...



    Die Besuchszahlen von LALD sprechen jedenfalls für sich und liegen erstaunlicherweise sogar oberhalb von TSWLM:

    Das ist wirklich erstaunlich :huh: !

    • Official Post

    Huch - was habe ich da bloss losgetreten ;) . Im mag LALD ja auch und kann bei diesem Beitrag eigentlich nicht viel Negatives (aber viel Positives) ausmachen. Und (damit trete ich wohl wieder was los): Ich halte TSWLM für überbewertet. Klar, hat er seine ganz grossen Momente: Die PTS, Sardinien und Beisser ^^ . Aber vieles finde ich bestenfalls durchschnittlich und teilweise sogar langatmig. Da finde ich MR irgendwie flotter.

    Hm, also da würde ich nicht mitgehen. Rein von der (gefühlten) Wertigkeit und dem filmhandwerklichen Aufwand ist SPY für mich ein absoluter 'Tentpole', sowohl in den 70ern als auch den 80ern. Okay, Moonraker wirkt nicht unbedingt weniger aufwändig, aber mit Filmhandwerk meine ich auch so Sachen wie Drehbuch und Schauspiel, und da empfinde ich SPY doch wertiger, da MR vieles von SPY recycelt und auch ein paar sehr trashige Gags und Ideen hat. Das Doppelfinale auf der Liparus und dann noch mal auf Atlantis finde ich handwerklich sehr gut gemacht, aber nicht so 'rewatchable' wie das von MR. Unter diesem Aspekt hat MR schon die Nase vorn. Aber im Großen und Ganzen fühlt sich SPY schon wie ein enormer handwerklicher Kraftakt an, und da kommen die Vorgängerfilme in den 70ern nicht ran, und leider auch die Nachfolger der 80er nicht, die ja eh unter einem eingefrorenen Budget litten. Und wenn ich ehrlich bin, selbst die 90er nicht so richtig.


    Bei DAF hat man irgendwie den Eindruck, dass nach Connerys Rekordgage für alle anderen Departments nichts mehr übrig war. LALD ist in allen Belangen wesentlich besser, und wirkt auf mich schon wie eine Frischzellenkur. Aber ich finde, es fehlt insgesamt schon ein bisschen Glamour und Bombast. Bei einem Gespräch auf der Jubiläumsveranstaltung in Braunschweig letztes Jahr warf jemand ein, dass der Film etwas TV-mäßiges hat, als ob man sich nach Connerys Weggang schon mal in diese Richtung orientieren wollte. Soweit würde ich zwar nicht gehen, aber auch rein von der Qualität des Filmmaterials her wirkt LALD oft weniger fertig als die 60er-Filme, die oft so etwas wie einen goldenen Schimmer und enormen Kontrast und Farben hatten. Die New-York-Szenen und vor allem Kanangas Abgang wirken oft seltsam körnig und unscharf. TMWTGG leidet einfach unter der schnellen Mache und dem beschränkten Budget. Sonst würde man wohl gar nicht von einem Crash Triple sprechen. SPY ist dann auch für mich tatsächlich wieder der Film, der sich in jeder Hinsicht wie ein A+-Film anfühlt.


    Quote

    Martin trifft den Nagel auf den Kopf! GE ist kein übermässig guter oder innovativer Bond-Film. Aber das Publikum - so auch ich - lechzte dermassen nach einem neuen Bond-Film, dass in Kombination mit Everybody's Darling Pierce Brosnan einem Riesenerfolg gar nichts im Wege stehen konnte - egal wie gut oder schlecht der Film schliesslich geworden ist.

    Danke. Ja, ich glaube, die Leute wollten in den 90ern einfach die Rückkehr des klassischen Bonds sehen, und keine Mätzchen. Insofern war Brosnan in seiner Best-of-Darstellung absolut perfekt. Heute lastet man ihm genau das ja gern an. Ich denke, sowas wie die Craigfilme hätten in den 90ern genauso wenig funktioniert wie LTK '89.

  • Quote

    Das Doppelfinale auf der Liparus und dann noch mal auf Atlantis finde ich handwerklich sehr gut gemacht, aber nicht so 'rewatchable' wie das von MR. Unter diesem Aspekt hat MR schon die Nase vorn.

    Genau das mein(t)e ich :).


    LALD ist in allen Belangen wesentlich besser, und wirkt auf mich schon wie eine Frischzellenkur. Aber ich finde, es fehlt insgesamt schon ein bisschen Glamour und Bombast.

    Und auch dem kann ich absolut zustimmen :prost: . Trotzdem ist LALD m.E. DAF in so ziemlich jedem Aspekt überlegen.


    Ich denke, sowas wie die Craigfilme hätten in den 90ern genauso wenig funktioniert wie LTK '89

    Das denke ich auch. Zudem: Die Brosnan-Bonds waren halt auch Kinder ihrer Zeit - im Guten wie im Schlechten. Und so schlecht geschlagen habe sie sich eigentlich gar nicht, auch wenn der ganz grosse Wurf ausblieb.

  • LALD ist in allen Belangen wesentlich besser, und wirkt auf mich schon wie eine Frischzellenkur. Aber ich finde, es fehlt insgesamt schon ein bisschen Glamour und Bombast. Bei einem Gespräch auf der Jubiläumsveranstaltung in Braunschweig letztes Jahr warf jemand ein, dass der Film etwas TV-mäßiges hat, als ob man sich nach Connerys Weggang schon mal in diese Richtung orientieren wollte.

    Du hast LALD für mich perfekt beschrieben: eine Frischzellenkur ohne Glamour und Bombast. Beides kam dann in TSWLM dazu und macht diesen Film für mich nahezu perfekt.


    Und tatsächlich ist LALD (wie auch TMWTGG) nicht im Cinemascope gedreht worden. Vielleicht kommt daher der TV-mäßige Anstrich? Wobei dies die ersten drei Bondfilme ja auch beträfe.


    Okay, Moonraker wirkt nicht unbedingt weniger aufwändig, aber mit Filmhandwerk meine ich auch so Sachen wie Drehbuch und Schauspiel, und da empfinde ich SPY doch wertiger, da MR vieles von SPY recycelt und auch ein paar sehr trashige Gags und Ideen hat.

    Auch hier volle Zustimmung: Das Recyceln in MR (auch von LALD) stört mich nicht so sehr, sehr wohl aber die von dir angesprochenen trashigen Gags, die für mich an einigen Stellen die Atmosphäre zerstören und manchmal wirklich zum fremdschämen sind. Dafür bietet MR aber traumhafte, märchenhafte Szenen (Pyramide, Flug ins All), die TSWLM punktuell übertreffen und die wir so nie wieder gesehen haben. Sagen wir mal so: rechnerisch hat TSWLM die Nase vorn, auf der Gefühlsebene MR.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

    Edited once, last by Whisper ().

  • Für mich ganz klar die Bootsverfolgungsjagd, die am Wasserfall endet. Auch das Entschweben von Bond mit dem Flugdrachen erinnert mich an seine Luftszene in LALD.

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  • Hmmm... ich weiss nicht, ob da wirklich "bewusst" kopiert wurde. Klar, kann man da Parallelen sehen, aber so "einzigartig" sind diese Szenen m.E. nun auch wieder nicht. So oder so: Immerhin war's kein Kopieren mit dem Holzhammer im Sinne von "Sehr her, wir haben Retro gemacht"

  • Ich denke auch nicht, dass es bewusst/absichtlich gemacht wurde. Aber man merkt bereits zu diesem recht frühen Zeitpunkt (Film Nr. 11), dass sich einige Dinge wiederholen und es gar nicht so leicht ist, immer komplett Neues zu bringen. Den Drehbuchautoren haben aber sicherlich auch die weltpolitischen und technischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte bei der Ideenfindung geholfen.

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