DER FILM: Im Geheimdienst Ihrer Majestät

  • In diesen Thread bitte alles rund um "OHMSS".


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    Hier der archivierte Thread im alten razyboard.


    Und hier die letzten Beiträge von dort:



    Zitat von Kronsteen

    Schöne Rezension, Django!
    Mit Draco gebe ich Dir Recht: Den Mafiaboss habe ich ihm auch nie so ganz abgenommen. Eher ein zweiter Kerim Bey. Die deutsche Synchro gibt da natürlich den Rest.


    Zu Deinen Fragen:
    1. Ich dachte immer, dass die Szenen, die nachsychronisiert wurden, früher noch nie synchronisiert worden seien?! Zumindest habe ich diese Szenen (wie z.B. die mit dem inzwischen schon fast legendären Malone) erst auf der DVD erstmals gesehen.
    2. Eindeutig Dracos Leute, da diese Tracy beschützen sollen.


    Zitat von Django

    Danke für die Rasche "Aufklärung":
    Zu 1.: Also die nachsynchronisierte Szene, in der Bond im Bett auf Bunt "trifft" meine ich definitv so am TV gesehen zu haben - und zwar lange vor der DVD-Ära
    Zu 2.: Warum halten sie ihr dann das Messer an den Hals? Zudem vermute ich, dass Bon zumindest einen dieser Typen ins Jenseits befördert hat... Irgendwie etwas unverhältnismässig, wenn es doch "nur" Darcos Männer waren.


    Zitat von Kronsteen

    zu 1. Stimmt, diese Szene wurde nachsychronisiert, obwohl sie schon mal synchronisiert war. Ich hatte eben mehr das gespräch zwischen Drace und Tracy während der Autofahrt im Kopf.


    zu 2. Die Schlägerei in Tracys Hotelzimmer oder die "Entführung" Bonds waren auch unverhältnismäßig.
    Ich denke, dass auch bei OHMSS (wie bei den anderen 60er-Bonds) gilt: Die Handlungslogik muss der Spannung weichen.


    Zitat von Spree

    Vieles von den nachsynchronisierten Szenen (wenn man das so nennen kann) gab es schon mit Originalstimme, jedoch pastte es dann nicht mehr zu den Hintergrundgeräuschen (Weihnachtsbaumsong etc.) oder es gab sonstige Anschlussprobleme, sodass das meiste der 2. Hälfte schlecht neu gemacht wurden. Auf deutsch kann ich mir OHMSS seitdem nicht mehr anschauen, muss mal meine SE wieder rauskramen.


    Zitat von Django

    Das erklärt so Einiges... Obwohl ich es recht billig finde: Mit den heutigen Tontechniken wäre es (mit einem gweissen Aufwand) ohne weitere möglich, eine Stimme von allen Hintergrundgeräuschen zu befreien und neu zu hinterlegen...



    Zitat von Django

    Nein, ich denke, Lazenby hat das Beste aus seiner Seelenklempner-Rolle gemacht. Es liegt an der Story - nicht an ihm.


    Was ich übrigens noch erwähnen wollte: OHMSS ist der Bond-Film, in dem Bond mit Abstand am peinlichsten angezogen ist (und ich meinen jetzt nicht den Kilt). Liegt einerseits womöglich daran, dass er sich als Sir Hillary Bray ausgeben musste, ist aber definitiv nicht optimal umgesetzt.


    Zitat von MilesM

    Na, vergiss mal den netten blauen Einteiler aus GF nicht...


    Zitat von Django

    Ich seh's grad nicht vor mir. In welcher Szene war das?


    Zitat von Kronsteen


    Zitat von Maibaum

    Ich würde sogar eher sagen daß OHMSS noch mit am coolsten und modernsten aussieht von allen Filmen vor 1990.



    Zitat von Django


    Zitat von Kronsteen

    Ja, zum Gucken der Sportschau auf der Couch im Jahre 1964.


    Den größten modischen Faux-Pas gibts - wie sollte es anders sein - im schrillen DAF.
    Die viel zu kurze rosafarbene Krawatte:


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    Zitat von Django

    Stimmt (ist mir beim Anschauen von DAF gestern auch aufgefallen): Ganz übel :D


    Zitat von ollistone

    Flower Power und Hippie-Ära halt. Pop war als kulturelle Dimension noch nicht gebräuchlich. Austin Powers bedient sich m.M.n. auch eher an dem Look der Londoner Swinging Sixties als speziell bei OHMSS, insbesondere diese Rüschenhemd-Mode.


    Zitat von Andy007

    [quote=MisterBond]Eben. Stromberg und Drax sind die, die auf Geld pfeifen :D

  • Ich geb auch noch meinen Senf zu OHMSS:
    Obwohl mir die Grundhaltung des Films durchaus zusagt, ergibt das Ergebnis für mich kein stimmiges Bild. Die Ernsthaftigkeit des Films überträgt sich die meiste Zeit nicht auf seinen Hauptdarsteller, dafür wirkt Tracy geradezu zu depressiv. DIe große Liebe kaufe ich den beiden im Film jedenfalls nicht ab, diese Geschichte ist aufgrund mehrerer Faktoren für mich einfach misslungen. Bei CR gelang dies deutlich besser, man kann nachvollziehen, was die beiden Protagonisten füreinander bedeuten. Erst am Ende gelingt das einigermassen, dann ist es aber auch schon wieder zu spät.
    Dazu dauert der Film mir insgesamt einfach zu lange, nutzt die Zeit aber wie erwähnt zu wenig zur Charakterzeichnung.
    Für mich also leider eher ein misslungener Versuch nach dem Motto: "Das Gegenteil von gut ist 'gut gemeint'."


    Für den letzten negativen Punkt ist der deutsche Verleih verantwortlich, denn seit der Neusynchro kann ich mir den Film nicht mehr entspannt auf deutsch ansehen. :kotz:


    PS: Kann mir jemand sagen, in welcher Version der Film inzwischen im Fernsehen läuft? Bringen die auch die verhunzte Neusynchro oder hat man da die Gelegenheit den Film unfallfrei auf deutsch zu sehen? ?(

  • Hab mir gerade OHMSS auf deutsch von meiner alten SE reingezogen (nur Hofmanns Synchro will mein Kopf für Lazenby irgendwie nicht akzeptieren).
    Das Ende ist toll, aber die Liebesgeschichte ist m.E. einfach schlecht inszeniert: Bond wirkt den ganzen Film über weiterhin wie der kalte Schweinehund, dem letztlich wohl viel weniger an Tracy liegt als ihr an ihm. Man hätte stärker betonen müssen, dass Tracy für ihn das Happy End, der Ausstieg aus dem Geschäft gewesen wäre und was er an ihrem Wesen schätzt. Erst am Ende - als es zu spät ist - zeigt er Gefühle, was zugegenerweise die Tragik steigert, aber ich bin mir nicht sicher, dass das so gemeint war. Die Bedeutung einer echten Liebe für Bond hat erst CR 37 Jahre später eingefangen.
    Überhaupt bin ich mit vielen Einfällen Hunts im Film nicht einverstanden, wobei ich die Grundtendenz des Films sehr schätze, alleine die Umsetzung gefällt mir nicht (s. mein Post oben).

  • Das sehe ich etwas anders. Ich habe mal meinen Beitrag aus dem toten Forum hier rüber gezogen:




    Ein interessanter Aspekt in OHMSS ist die Gestaltung der Liebesgeschichte. Der 1. Bond in dem man Bond auch abnimmt daß er für das Bond Girl auch Gefühle empfindet. Und es wird auch der einzige bleiben bis zu den beiden Dalton Bonds.


    Und das funktioniert glaube ich nicht trotz Lazenby, sondern wegen Lazenby, den ich mit jedem Ansehen in der Rolle mehr mag. So weit daß ich mir Connery in OHMSS schon gar nicht mehr vorstellen kann.


    Leider macht Hunt einen ganz großen Fehler in dem er die Liebe schon in Portugal entstehen lässt, zu einem Zeitpunkt wo das bislang Gezeigte das noch gar nicht hergibt, zu einem Zeitpunkt als das dramaturgisch auch noch vollkommen überflüssig ist. Und dann wird das auch noch in einer jämmerlich kitschigen Montage von Rosamunde Pilcher Bildern gemacht, die nur deswegen nicht zu einer der schlechtesten Szenen in einem Bond wird, weil der hübsche Louis Armstrong Song das ganze noch erträglich macht.
    Hier wäre es vernünftiger und ehrlicher gewesen nur eine vorsichtige Annäherung zu zeigen, die zu dem Interesse passt das die beiden an einander haben auf Grund ihres 1. Treffens. Dann wären Bonds Affären auf dem Piz Gloria auch kein Bruch gewesen.
    Aber als die beiden sich dann wieder treffen, dann ist etwas spürbar, zunächst bei Tracy und dann auch bei Bond. Und das wird dann auch gemacht wie man das in einem Action Film machen sollte. Die Liebe wird spürbar in der Bewegung, in der Action. Die Einstellungen der beiden beim Skifahren machen viel deutlicher klar was die dämliche Pilcher Montage nur behauptet.
    Das passt auch alles zum "richtigen Leben" wie ich es kenne. Erst die Distanz macht etwas bewusst was vorher nur zu ahnen ist, und was Bond dann emotional passiert hat auch mit seiner Erschöpfung zu tun. Tracy rettet ihn, und damit im übertragenen Sinn auch sich selber, und Bond gibt etwas auf von seiner Souveränität. Denn Tracy sitzt am Steuer bei der Autoverfolgung und in dem Stock Car Rennen. Die Gefahr dient nicht nur die Bewährung sondern sie bringt auch etwas zusammen.


    Das Bond sich über die Bewegung der Actionszenen jemanden annähert wird dann auch die Ausnahme bleiben, und eigentlich nur in LTK und QoS wieder als Motiv auftauchen. In allen 3 Filmen ist etwas spürbar das keine Dialoge braucht um sich zu erklären.


    Als nächsten logischen Schritt spielt dann beim Finale Blofelds Plan nur noch eine untergeordnete Rolle. Er wird nur noch am Rande erwähnt, der Angriff auf den Piz Gloria ist in Wahrheit nur noch Tracy gewidmet. Im Gegensatz zu dem was der Filmtitel behauptet ist Bond hier für sich selber unterwegs. Da ist es dann nur konsequent das auf die Bewährung durch die Gefahr die Heirat als Erlösung folgt. Und dann, da der Film zu einer Serie gehört die weitermachen will wie gehabt, auch logischerweise das Unhappy-End am Ende steht.


  • Leider macht Hunt einen ganz großen Fehler in dem er die Liebe schon in Portugal entstehen lässt, zu einem Zeitpunkt wo das bislang Gezeigte das noch gar nicht hergibt, zu einem Zeitpunkt als das dramaturgisch auch noch vollkommen überflüssig ist. Und dann wird das auch noch in einer jämmerlich kitschigen Montage von Rosamunde Pilcher Bildern gemacht, die nur deswegen nicht zu einer der schlechtesten Szenen in einem Bond wird, weil der hübsche Louis Armstrong Song das ganze noch erträglich macht.
    Hier wäre es vernünftiger und ehrlicher gewesen nur eine vorsichtige Annäherung zu zeigen, die zu dem Interesse passt das die beiden an einander haben auf Grund ihres 1. Treffens. Dann wären Bonds Affären auf dem Piz Gloria auch kein Bruch gewesen.


    Grundsätzlich teile ich Deine Ansicht, dass man hier etwas vorschnell eine Liebesgeschichte heraufbeschwört, um dann doch nochmal in das bond-typische Single-Muster des Womanizers abzudriften.
    Ich denke aber, dass es gerade auch dramaturgisch wichtig war, das so zu machen, da eine Liebesgeschichte, die erst in den letzten Minuten des Films (z.B. bei der Flucht durch das Schneegestöber) entsteht, sich zu wenig von der Geschichte anderer Bondgirls abheben würde. Tracy braucht eine andere Basis als "normale" Girls. Und diese wird durch die etwas überschnelle "Liebe auf den 2. Blick"-Geschichte vorangetrieben.
    Ich schließe mich Dir an, dass die Liebesgeschichte WEGEN Lazenby funktioniert. Er spielt die Techtelmechtel mit den Girls auf dem Piz Gloria dermaßen überheblich gelangweilt, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass Bond das nicht aus Spaß macht, sondern weil es nötig ist, um an Informationen zu kommen.

  • Grundsätzlich teile ich Deine Ansicht, dass man hier etwas vorschnell eine Liebesgeschichte heraufbeschwört, um dann doch nochmal in das bond-typische Single-Muster des Womanizers abzudriften.
    Ich denke aber, dass es gerade auch dramaturgisch wichtig war, das so zu machen, da eine Liebesgeschichte, die erst in den letzten Minuten des Films (z.B. bei der Flucht durch das Schneegestöber) entsteht, sich zu wenig von der Geschichte anderer Bondgirls abheben würde. Tracy braucht eine andere Basis als "normale" Girls. Und diese wird durch die etwas überschnelle "Liebe auf den 2. Blick"-Geschichte vorangetrieben.


    Nö, das finde ich nicht. In Portugal ist die entstandene Liebe nur eine Behauptung, da ist nichts spürbar. Aber in dem Moment wo sie sich trennen in der Schweiz, da ist etwas spürbar von Tracys Seite her, in der kurzen Passage mit ihrem Vater im Auto. In dem Moment als sie mit ihren Schlittschuhen vor ihm auftaucht, und die Kamera mit Bonds Blick an ihr hochfährt, da kann ich in ihrem Gesicht lesen was sie fühlt. Da ist alles klar. Das passt, das ist auch dramaturgisch perfekt.


    Das ist etwas was in FRWL nie spürbar ist, aber spürbar sein sollte, und auch etwas was in TB fehlt. Domino hätte da eine Szene benötigt die ihren emotionalen Wechsel auch inszeniert. Aber da bastelt Young lieber eine weitere Actionszene rein.


  • Das ist etwas was in FRWL nie spürbar ist, aber spürbar sein sollte, und auch etwas was in TB fehlt. Domino hätte da eine Szene benötigt die ihren emotionalen Wechsel auch inszeniert. Aber da bastelt Young lieber eine weitere Actionszene rein.


    Ich finde nicht, dass das in FRWL oder TB spürbar hätte sein müssen.
    In FRWL ist Tanja im auftrag unterwegs und kann sich erst ganz am Schluss mit Zögern für Bond und gegen Klebb entscheiden, die zu diesem Zeitpunkt auch für sie offensichtlich eine Verräterin sein muss.
    Und in TB ist Dominos Seitenwechsel eher mit der Liebe zu ihrem Bruder als mit Liebe zu Bond zu erklären.
    Dieses "Feeling der Liebe", wie es sich bei Tracy und Bond in OHMSS einstellt, wäre für mich nur noch in CR mit Vesper sinnvoll. Diese beiden Frauen sind die einzigen, die es irgendwie "ernst" meinen und die auch zu Bond ein ehrliches gefühl aufbauen.
    Bei all den anderen Girls ist es ein Nehmen und Geben: Weder Bond noch die Girls wollen mehr als das kurzfristige Vergnügen.


    Zurück zu OHMSS:
    Hätte eine Liebesgeschichte glaubhafter geklungen, wenn Tracy und Bond in ganz Portugal noch dieses gegenseitige Necken durchgezogen hätten und erst in der Schweiz bei der Eislaufbahn eine Nähe entwickelt hätten?
    Ich denke nicht. Und daher war es wohl leider nötig, schon zu einem so frühen Zeitpunkt Tracy als ein besonderes Bondgirl in Szene zu setzen, auch wenn ich zugeben muss - und da gebe ich Dir recht - dass es noch etwas konstruiert wirkt.


    Noch konstruierter wirkt für mich allerdings der Anfang.
    Was macht Bond am Strand? Stößt er dort zufällig auf Tracy, als er gerade mit seinem Fernglas rumspielt (und sie ist praktischerweise ja dann, wie sich noch herausstellen wird, Dracos Tochter)?

  • Leider macht Hunt einen ganz großen Fehler in dem er die Liebe schon in Portugal entstehen lässt, zu einem Zeitpunkt wo das bislang Gezeigte das noch gar nicht hergibt, zu einem Zeitpunkt als das dramaturgisch auch noch vollkommen überflüssig ist.


    Naja, Tracy ist schwer depressiv und suizidgefährdet. Die Liebe zu Bond ist das, was sie da rausholt. Im Roman begibt sie sich während Bonds Schweizaufenthalt auch in psychologische Behandlung. (Das hat eine gewisse Ironie, beide befinden sich in einer Klinik) Es ist meines Erachtens dramaturgisch absolut notwendig, zu diesem Zeitpunkt eine echte Liebe zu zeigen, die einem depressiven Menschen Sinn und halt geben kann. In der Schweiz ist sie psychisch dann schon wieder völlig gesund und eine echte Hilfe für Bond. Ich finde den dramaturgischen Aufbau von OHMSS ehrlich gesagt brilliant, und plane dazu auch mal einen längeren Blogbeitrag.

  • Noch konstruierter wirkt für mich allerdings der Anfang.
    Was macht Bond am Strand? Stößt er dort zufällig auf Tracy, als er gerade mit seinem Fernglas rumspielt (und sie ist praktischerweise ja dann, wie sich noch herausstellen wird, Dracos Tochter)?

    Ist doch DIE klassische Bond-Szene: Bond wird von einer Frau überholt und kann dies nicht auf sich beruhen lassen. Doch statt ihr die Reifen zu zerfetzen (wie in GF) oder ein Autoballett aufzuführen (wie in GE) folgt er ihr und wundert sich, dass es plötzlich herren-/damenlos rumsteht.


  • Noch konstruierter wirkt für mich allerdings der Anfang.
    Was macht Bond am Strand? Stößt er dort zufällig auf Tracy, als er gerade mit seinem Fernglas rumspielt (und sie ist praktischerweise ja dann, wie sich noch herausstellen wird, Dracos Tochter)?

    Was ich v.a. am Anfang nie begreife: wer sind die beiden Knallköpfe, die Bond plötzlich töten und Tracy sonstwas antun wollen? Eins von vielen dramaturgisch eben doch unpassenden Dingen, die mich an dem Film so stören. Von einer perfekten Inszenierung ist der Film m.E. meilenweit entfernt. Der Zusammenhang zu FRWL und TB will mir auch nicht aufgehen, dassind doch ganz andere Beziehungen als mit Tracy.


    Und wie Kronsteen auch sagt: diese Lovestory ist eben so nicht gut inszeniert: entweder kommt die große Liebe erst in der Schweiz, dann wirkt die frühe Portugalcollage aber wie eine kitschig geratene Kondomwerbung aus den 70ern ohne Abschluss, oder sie ist zwar von Anfang an gewollt, aber einfach durch Bonds herumalberndes Verhalten unglaubwürdig und schlecht inszeniert.
    Dazu kommt: in beiden Fällen wirkt der Heiratsantrag in der Scheune verfrüht und aus der Hüfte geschossen (Nach dem Motto "Jetzt wo wir schonmal in dieser Scheune sind, wieso heiraten wir eigentlich nicht?").
    Das ganze soll dann ernsthafter gemacht werden, indem Bond Tracy anschließend nicht flachlegt, was ungefähr 10 Sekunden aufrecht erhalten wird. Tracys Bedeutung für Bond ist auch hier unzureichend dargestellt. :ka:
    Erst am Schluss bemerkt man auch an Bonds Gesicht, was er mit Tracy verloren hat, erst hier funktioniert das auch ohne Worte und kitschige Musik (sorry, ich mag WHATTITW einfach nicht). Bis dahin war alles nur ein witziges Spiel, nichts ernstes. Tränen hätten hier denke ich zwar nicht geschadet, aber wenn Bond sein Gesicht in Tracy drückt, kann man sie zumindest erahnen.


    Und das bringt mich zu meinem letzten Punkt: Ich glaube, dass Lazenby eigentlich trotzdem eine gute Figur macht, auch wenn dieses herumalbernde "Dandyhafte", das ich oben beschrieben habe, sicher auch etwas auf ihn zurückgeht. Mit Connery hätte der Film jedenfalls nie funktioniert, da finde ich ihn schauspielerisch aber auch beschränkter als wohl die meisten hier, aber sei's drum. Schlimmer macht es m.E. Hunts Inszenierung und seine Regieanweisungen: einerseits will er einen realistischeren Bond, nah an der Romanvorlage haben, andererseits verstrickt er sich in unwirklichen Machofantasien (der ganze Piz-Harem fliegt auf ihn und der Spruch "James Bond doesn't cry"), benutzt unechte Synchronisation beim Sir Hilary-Teil, psychedelische Soundeffekte bei den Schlägereien und ganz üble Rückprojektionen bei der Bobfahrt. Diese Mischung und der oben beschriebene unglaubwürdige Ansatz der Liebesgeschichte sorgen bei mir dafür, dass der Film bei mir nie so recht zünden will und nicht über einen schlechten Mittelfeldplatz hinauskommt, obwohl ich die Grundintention absolut begrüße.
    Das war mein bisher ausführlichstes Review zu OHMSS, ich hoffe, ich konnte mich halbwegs verständlich ausdrücken.

  • Ich schließe mich nahezu komplett deinen Ausführungen an, Spree! :thumbup:


    Aaaaber:


    Mit Connery hätte der Film jedenfalls nie funktioniert, da finde ich ihn schauspielerisch aber auch beschränkter als wohl die meisten hier, aber sei's drum.


    Du hältst Connery für limitierter in seiner Darstellungskunst als Lazenby? :pinch:


    Ich hab das in der Anfangsszene immer so aufgefasst, dass die Typen am Strand Dracos Leute sind, die Tracy beschützen wollen (auch vor ihr selber und ihren Suizid-Phantasien). Und für diese Typen ist Bond eine Gefahr, da er in Tracys Leben einzudringen versucht. Meiner Meinung nach wollen sie Tracy nichts antun. :ka:


    Nochmals zur Liebesgeschichte Bond + Tracy:


    Wenn ich ehrlich bin und tief in mich hinein höre, dann wirkt die Liebesgeschichte zumindest für mich erst durch die Heirat. Bis dahin ist für mich der Unterschied zu den "normalen" Bondgirls gar nicht so sehr feststellbar. Da hilft die zwar notwendige aber dennoch konstruierte Romantik-Passage in Portugal auch nicht wirklich.
    Die Hochzeit und die Todesszene sind für mich die Passagen, die sich wirklich absetzen von den anderen Filmen. Und gerade bei der Todesszene finde ich Lazenby stark - auch wenn ich beileibe nicht so weit gehen würde zu behaupten, dass Connery das nicht auch hinbekommen hätte. Es war alles in allem gut so, dass dieser Außenseiter-Film mit Lazenby, dem Außenseiter, gedreht wurde.

  • Du hältst Connery für limitierter in seiner Darstellungskunst als Lazenby? :pinch:

    Mooooment, :stop: DAS hab ich nicht gesagt! Aber ich halte SC andererseits auch nicht für den Schauspielergott oder Bond schlechthin, v.a. nicht in seiner Verfassung vom Vorgänger YOLT.
    Und ich bin mir nicht sicher, ob SC gerade die Schlussszene so gut hinbekommen hätte. Was ich sagen wollte: der Grund, warum OHMSS bei mir nicht ganz zündet liegt nicht an Lazenby.


    Ich halte SC insgesamt schauspielerisch für etwas überschätzt, das heißt nicht, dass ich GL besser finde, aber in OHMSS passt George für mich definitiv besser.
    Interessant wäre es zweifelsohne gewesen, wie sich ein Sean mit Lust in OHMSS geschlagen hätte.

  • Guten Morgen!
    Natürlich blühen Bonds und Tracys erste Gefühle füreinander bereits in Portugal.
    Könnt ihr nicht Gesichter lesen und ist Armstrongs Song nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl? :vogel: :D


    Bei FRWL und TB gebe ich Kroni absolut Recht. Tanya schwärmt für Bond, aber es ist mehr ein Techtelmechtel. Zum Schluss sieht Sie, dass Klebb ein Scheusal ist.
    Domino ist wohl auch von Bond inszeniert, aber weil Largo es ihr als Liebhaber nicht bringt (Zitat: "die Art wie du mich hältst") und hat eben wegen ihrem toten Bruder Rachegelüste.


    Und auch wenn ich Connery für begabter als Lazenby halte, Connery hätte ich die Szenen mit Rigg wohl weniger abgenommen. Da musste ein neuer Bond her.
    Unser Sean war halt zu sehr macho 8)

  • Noch konstruierter wirkt für mich allerdings der Anfang.
    Was macht Bond am Strand? Stößt er dort zufällig auf Tracy, als er gerade mit seinem Fernglas rumspielt (und sie ist praktischerweise ja dann, wie sich noch herausstellen wird, Dracos Tochter)? Was ich v.a. am Anfang nie begreife: wer sind die beiden Knallköpfe, die Bond plötzlich töten und Tracy sonstwas antun wollen? Eins von vielen dramaturgisch eben doch unpassenden Dingen, die mich an dem Film so stören. Von einer perfekten Inszenierung ist der Film m.E. meilenweit entfernt.


    Was soll daran so mysteriös sein? Bond macht Urlaub am Meer und wird von einer schönen Frau überholt. Kurz darauf sieht er ihren Wagen am Straßenrand, wird neugierig und sieht, wie sie mit verheulten Augen ins Meer marschiert. Er zählt eins und eins zusammen und will sie abhalten. Die Männer könnten von Spectre sein oder noch vom vorigen Auftrag stammen, ist doch egal. Bond hat eben einige Feinde. In Skyfall wird auch nicht erklärt, warum Patrice in Shanghai einen Kunsthändler ermorden soll.


    Schlimmer macht es m.E. Hunts Inszenierung und seine Regieanweisungen: einerseits will er einen realistischeren Bond, nah an der Romanvorlage haben, andererseits verstrickt er sich in unwirklichen Machofantasien (der ganze Piz-Harem fliegt auf ihn und der Spruch "James Bond doesn't cry"), benutzt unechte Synchronisation beim Sir Hilary-Teil, psychedelische Soundeffekte bei den Schlägereien und ganz üble Rückprojektionen bei der Bobfahrt. Diese Mischung und der oben beschriebene unglaubwürdige Ansatz der Liebesgeschichte sorgen bei mir dafür, dass der Film bei mir nie so recht zünden will und nicht über einen schlechten Mittelfeldplatz hinauskommt, obwohl ich die Grundintention absolut begrüße.
    Das war mein bisher ausführlichstes Review zu OHMSS, ich hoffe, ich konnte mich halbwegs verständlich ausdrücken.


    Warum sollte ein realistischerer Bond keine überdurchschnittliche Wirkung auf Frauen haben? Er ist der einzige verfügbare Mann da oben, und es ist 1969, nicht 1989. Free love, Woodstock, etc. Ich bezweifle, dass das damals als so utopische Machophantasie wahrgenommen wurde. Und die Rückpros sind mindestens genauso übel wie die im Finale von TB. Ich finde sie sogar mindestens genauso gut wie die von OP 14 Jahre später.

  • Einer der Männer am Strand ist aber Raphael (Terence Montain) der später im Film (Angriff auf Dem Piz Gloria) nochmal zusehen ist.
    Er arbeitet für Draco.


    Ich sehe das ganze so. Er und der andere sind die Bodyguards von Tracy. Tracy überlistet beide und fährt mit ihrem Wagen an Bond vorbei. Da sie sich das Leben nehmen möchte. Bond sieht das und will sie davon abhalten. In der zwischen Zeit tauchen die beiden auf, sehen Bond, interpretieren die Rettung falsch und greifen ein.

  • Einer der Männer am Strand ist aber Raphael (Terence Montain) der später im Film (Angriff auf Dem Piz Gloria) nochmal zusehen ist.
    Er arbeitet für Draco.


    Ich sehe das ganze so. Er und der andere sind die Bodyguards von Tracy. Tracy überlistet beide und fährt mit ihrem Wagen an Bond vorbei. Da sie sich das Leben nehmen möchte. Bond sieht das und will sie davon abhalten. In der zwischen Zeit tauchen die beiden auf, sehen Bond, interpretieren die Rettung falsch und greifen ein.


    Exakt! :thumbup:

  • Einer der Männer am Strand ist aber Raphael (Terence Montain) der später im Film (Angriff auf Dem Piz Gloria) nochmal zusehen ist.
    Er arbeitet für Draco.


    Ich sehe das ganze so. Er und der andere sind die Bodyguards von Tracy. Tracy überlistet beide und fährt mit ihrem Wagen an Bond vorbei. Da sie sich das Leben nehmen möchte. Bond sieht das und will sie davon abhalten. In der zwischen Zeit tauchen die beiden auf, sehen Bond, interpretieren die Rettung falsch und greifen ein.


    Aber ist es dann nötig, Tracy das Messer an den Hals zu halten obwohl Raphael Bond breits mit der Waffe bedroht?


    Ich glaube, man vergisst oft, dass der Film fast 45 Jahre alt ist. Dass vielleicht ein ‚ausgestatteter‘ Vulkan mehr her macht als ein schnödes Bergrestaurant mag ja auf den ersten Blick stimmen, aber Hunt hat den Piz Gloria so toll in Szene gesetzt, dass es für mich keinen Unterschied macht. Wir haben heute Häuser die über 800m hoch. Ende der 60er war aber das Empire State Building (381m) das grösste Gebäude der Erde. Ich will damit sagen, dass 1969 ein Restaurant auf einem 3000er bestimmt imposanter war als heute.


    Des Weiteren verstehe ich nicht, warum die Rückprojektionen bei den alten Filmen immer wieder Anlass zu Kritik sind. Das war damals gängige Praxis. Ich habe eine Rückprojektion lieber als heutzutage ein schlecht vom Computer generiertes Bild (bestes Beispiel ‚Titanic II‘).


    Ansonsten gehört für mich OHMSS zu den Juwelen der Reihe. Nicht wegen Lazenby, nicht wegen der Story und auch nicht wegen der oft zitierten etwas anderen Beziehung Bonds zu einer Frau sondern wegen der einzigartigen Mischung all dieser Komponenten.

    Life's a Blast... even when you're different. :thumbup:


    "you dirty double-crossin limey fink, these god-damned diamonds are phoneys" X(


  • Des Weiteren verstehe ich nicht, warum die Rückprojektionen bei den alten Filmen immer wieder Anlass zu Kritik sind. Das war damals gängige Praxis.


    Rischtisch :). Und gerade ins OHMSS finde ich die Rückprojektionen jetzt nicht sooo schlimm. Da stören mich eher noch die "Amerikanischen Nächte" bei Bonds nächtlicher Flucht von Piz Gloria.
    Störend finde ich die Rückprojektionen in Bond-Filmen hingegen insbesondere in FYEO und OP. Das wäre zu vermeiden gewesen... Ach ja: DN ist diesbezüglich auch ganz übel.

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