DER FILM: Dr. No

  • Also ich mag DN ja sehr und ziehe ihn z. B. einem GF deutlich vor. Das mit dem B-Movie würde ich auch verneinen. Allein schon dass als europäische Produktion vor Ort in Jamaika gedreht wurde. Das Flair dieser Location dürfte auf den Europäer Anfang der 60er beeindruckender gewirkt haben als manche große Actionszene in einem Bond heute.

  • Hiermit stimme ich macon uneingeschränkt zu. Michael Apted hat das auch mal recht treffend beschrieben. 1962 ließ sich ein jeder Ottonormalverbraucher von Wunderwelten des wellenartig dahergespülten H2Os beeindrucken, doch als er dann 1999 einen Bondfilm auf die Beine stellen sollte, mussten etwas andere Vorstellungen von Exotik Gestalt annehmen, so sieht man davon etwa in Bilbao das, was Mister Apted diesbezüglich vorschwebte, gleichwohl der Film dennoch "studiöser" aussieht als DN. Ich finde DN sogar schöner als SF, da ich ein Faible habe für die noch nicht gänzlich auf Hochglanz polierten Werke - wie eben aus heutiger Sicht DN. Es war eine vollkommen andere Zeit, nehmen wir das Land in welchem wir leben einfach mal als Beispiel, dürfte es damals nämlich nahezu niemanden gegeben haben, der sich in den Sommerferien nach Jamaica begibt.

  • Sehr interessant! Da gäbe es viel zu diskutieren.
    Was ist der Grund für die unterschiedliche Einstufung von TSWLM (ab 6) und MR (ab 12)?


    Nochmals Hallo.


    Ich hatte zwar damals schonmal grob darauf geantwortet, habe MR in der Zwischenzeit allerdings nochmal gesehen und kann die Antwort nun womöglich etwas präzisieren (zumal ich immer noch der Ansicht bin, dass die 12er Freigabe gerechtfertigt ist, da der Film trotz des kindlichen Grundtons nicht für Kleinkinder geeignet ist).


    Begründung:


    Bei der letzten Sichtung habe ich auf die betreffende Szene (auf jene mit der Schlange, weniger auf die mit den Hunden) etwas genauer geachtet und nun fiel mir offenbar wieder ein, was mich zu dieser für einen Comic-Bond recht hohen Einstufung führte. Es ist der Todesgenuss der weiblichen Schönheiten, welche sich den Kampf bildlich vor Augen führen - diesen direkt mitverfolgen. Bevor man klar deren Enttäuschung sieht, als Bond als Sieger hervorgeht, sieht man klar deren erregt anmutende Befriedigung, als sich das geradezu monströs erscheinende Riesenvieh Bond annimmt. Etwas ähnlich wie Xenia Onatopp sichtlich höhepunktverdächtiges Vergnügen darin findet zahlreiche Menschen zu erschießen. Der Punkt ist, dass die Mädchen am Becken des Geschehens zugegebenermaßen sehr hübsch sind, äußerst ansehnlich sogar. Sollte also nun beispielsweise ein 7-jähriges Mädchen den Film sehen, könnte dieses denken: "So will ich irgendwann auch mal aussehen." Ist dieser Gedanke erstmal hergestellt, kann daraus im ungünstigsten und unschönsten Extremfall auch noch ein "So möchte ich mich eines Tages auch mal verhalten" werden, immerhin wird die Wahrnehmung durch die exotisch schöne Umgebung zum Positiven getrübt und die Mädchen sehen aus wie Vorbilder. Hier hat ein Kind vielleicht mehr Interpretationsfähigkeit als man glaubt - und sei es auch Fehlinterpretation. So bildet sich im Geiste eines Menschen von noch einstelligem Alter ein Falschbild, welches im Sonderfall zu unerwünschten Verhaltensmustern und Folgen führen kann. Im Gegensatz zu den anderen "Schlangen-Bonds" ist das Vieh aus MR deutlich größer und viele Kinder funktionieren denktechnisch noch nach dem Wahrnehmungsbild: "Je größer, desto gefährlicher." Hier über-interpretiere ich vermutlich, weil ich selbst Angst vor Schlangen habe, aber wenn wunderschöne, aus Sicht der jungen Mädels beneidenswerte junge Damen sichtliche Befriedigungseffekte erzielen, wenn gerade ein Würgeprozess der unerfreulichsten Art vonstatten geht, verformt das das Bild vor dem geistigen Auge der Kinder unter Umständen zum Schlechten. Ich würde den Film ja ab zehn Jahren freigeben, aber dadurch dass ich nach dem FSK-Muster argumentierte, wählte ich die 12, da die 10 selbiger näher steht als die 6er FSK-Freigabe. Die ganze Art und Weise mit welcher Bond von den Damen angelockt wird ist geradezu verführerisch, dies trübt das Wahrnehmungsbild der jüngsten Zuschauer unter Umständen, da Schönheit von Anfang an mit einer Todessituation assoziiert/verbunden wird. Wie dem auch sei, dies war die Begründung. :)

  • James Bond 007: Dr. No (1962, Terence Young)


    Mit Terence Youngs DN hielt vor über fünfzig Jahren eine der mittlerweile wohl bekanntesten Filmreihen aller Zeiten, basierend auf den Romanen des Ex-Spions und James Bonds geistigem Vater Ian Fleming, Einzug in die Kinosäle. Ausserhalb von leidenschaftlichen Fankreisen findet dieser Erstling in Bestenlisten häufig kaum Beachtung und wird nicht selten auf die Tatsache reduziert, dass es sich eben um den Auftakt der Reihe handelt. Schade, wie ich finde, denn der mit einem bescheidenen Budget von einer Million und ohne grossen Erwartungsdruck gedrehte DN ist auch nach mehr als zwanzig Fortsetzungen und diversen weiteren Highlights noch eine wahre Perle der filmischen Bondwelt und trotz seiner Einzigartigkeit bis heute prägend für die Missionen des berühmtesten Agenten ihrer Majestät.


    Verglichen mit späteren Adaptionen ist DN noch relativ tief in Flemings Romanvorlage verwurzelt und lässt sich am besten als Synthese aus spannender Detektivgeschichte und fantasievollem Abenteuerfilm bezeichnen. Die erste Hälfte widerspiegelt dabei den Detektivfilmteil, in dem Bond wie so oft als Aufhänger einem dubiosen Mordfall nachgeht, was sich in DN aber noch um Einiges ausführlicher und damit spannender abspielt, als in den folgenden Werken der Reihe. Die zweite Hälfte, in der das Erkunden der Insel durch den Protagonisten im erzählerischen Fokus steht, repräsentiert den actionreicheren und findigeren Abenteuerfilm. Young lässt aber in seiner Inszenierung die Elemente dieser beiden Seiten derselben Medaille immer wieder ineinandergreifen und sorgt besonders im Mittelteil für einen fliessenden Übergang. Wie bereits angetönt sind Bonds Ermittlungen in und um Kingston nicht bloss der übliche einfache Anfangspunkt, sondern integraler Bestandteil der Handlung und deren dramaturgischer Entwicklung. Selten in über fünfzig Jahren wurde die Arbeit von 007 so reduziert und schlicht erzählt wie in der ersten Dreiviertelstunde von DN, allerdings sorgt auch hier eine ganze Palette an unterschiedlichen Faktoren für exzellenten und spannungsvollen Unterhaltungswert.


    Kaum ein anderer Bondfilm hat eine so schöne und atmosphärische Kulisse aufzuweisen, wie der Erstling DN. Die faszinierende Symbiose aus dem exotischen und traumhaften Flair der karibischen Hafenstadt Kingston und dem alltäglichen Lebensstil der frühen 1960er-Jahre ist mehr als nur ein Hintergrund, sie ist ein Teil des Films. Der geografische und zeitliche Rahmen bedingen immer wieder, dass Bond auf eigene Faust vor Ort unterwegs ist, das Umfeld erkunden und seine Fantasie benutzen muss, um Informationen in Erfahrung zu bringen. Gleichzeitig werden Gefahrensituationen wie eingeschmuggelte Giftspinnen, lauernde Attentäter und verräterische Handlanger simpel und effektvoll in die Handlung mit eingebaut. Generell ist DN durchgehend straff, schnörkellos und zielgerichtet inszeniert, ohne sich mit Nebenhandlungen oder Ähnlichem aufzuhalten. Akzentuiert wird diese Stringenz durch den rasanten und auch heute noch sehr modern wirkenden Schnitt des späteren Bondregisseurs Peter Hunt, der Youngs traumhafte Bilder mit spielender Leichtigkeit arrangiert. Dazu kommen ein minutiöses und eindringliches Sounddesign sowie Musikgestaltung, die dafür sorgen dass die Spannung inmitten des visuellen Charmes nicht untergeht. Als musikalisches Leitmotiv dient nicht wie bei den anderen Serienbeiträgen ein Titelsong im Vorspann, sondern das launige und leichte Underneath the Mango Tree, das immer wieder eingespielt, variiert und sogar von den Charakteren gesungen wird, und das exotische Flair des Films perfekt unterstreicht.


    DN ist das Ventil, das Flemings Romanbond adaptiert und daraus die Filmfigur James Bond geschaffen hat. Und für die darstellerische Umsetzung hätte man keinen besseren Mann verpflichten können, als Sean Connery. Der Schotte brilliert als Agent mit der Lizenz zum Töten, und verleiht ihm maskulinen Charme, energisches Auftreten und eine gehörige Portion Zynismus, aber auch weltmännischen und kultivierten Charakter. Egal ob er bei Gegner zuschlägt, bei Frauen zuschnappt oder sich einen Drink kredenzen lässt, Connery trifft stets den optimalen Ton und die haargenau richtige Geste, um seinen Bond zu formen und zu definieren. Er trägt den Film von seiner ikonographischen Vorstellung im Casino bis hin zum Kampf auf Leben und Tod gegen Dr. No. Ob Connery als Bond jemals wieder so gut war wie in seinem Debüt lässt sich schwer sagen, sicher ist, dass er nie wieder so kantig und cool war wie in DN.


    Der von Joseph Wiseman verkörperte titelgebende Oberschurke ist für mich einer der drei besten Gegenspieler in der gesamten Bondreihe. Nicht obwohl, sondern gerade weil er erst kurz vor Schluss auftritt. Bis dahin wird Dr. No als geheimnisvoller und unsichtbarer Strippenzieher immer wirkungsvoller aufgebaut, sei es durch die merkwürdigen Gerüchte über seine Privatinsel und die darauf lauernden Gefahren, oder durch seinen indirekten ersten Auftritt als kalte Stimme, die Professor Dent in einem leeren Raum energische Anweisungen erteilt. Die Präsenz, die der Doktor den Film gewinnt, ohne dabei vor die Kamera zu treten, ist wahrlich bemerkenswert. Umso beeindruckender, dass Wiseman die Versprechungen dann auch einhalten kann. In seinen wenigen Minuten Screentime spielt er den hageren Chinesen mit dem maskenhaften Gesicht und den metallenen Händen mit einer solchen Kälte und Intensität, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Ein weiterer Höhepunkt sind hier auch die fantasievollen Dekors von Nos Appartement, entworfen vom legendären Setdesigner Ken Adam.


    In der Besetzung und Gestaltung der Nebenrollen wartet DN mit einer ganzen Palette farbiger Charaktere auf, die rund um Connerys Bond arrangiert sind. Absolut ikonographisch und dazu noch über alle Massen erotisch ist Ursula Andress‘ Honey, das erste Bondgirl der Filmgeschichte. Andress‘ erster Auftritt wird nicht zu Unrecht regelmässig als eine der Sternstunden der Bond-Historie bezeichnet. Wie sie singend aus dem Wasser steigt, als wäre sie eine Kreatur des Meeres, ist mindestens genau so stark wie ihr Zusammenspiel mit Connery. Jack Lord als kumpelhafter und lässiger CIA-Kollege Felix Leiter zählt von den vielen Darstellern, die die Rolle gespielt haben, mit Sicherheit zu den passendsten und eindrücklichsten. Unvergesslich ist natürlich auch John Kitzmiller in der Rolle des abergläubischen aber todesmutigen Fischers Quarrel, der für Bond sein Leben lassen muss. Mit Bonds „Casino-Bekanntschaft“ Sylvia Trench und der ebenso verräterischen wie naiven Miss Taro wird bereits vor Honeys erstem Auftritt für den richtigen Schuss Erotik und Eye-Candy gesorgt. Und Bernard Lee legt als autoritärer und strenger Geheimdienstchef M den Grundstein für seine Darstellung in den darauffolgenden Filmen. Die respekt- und vertrauensvolle Beziehung zwischen dem zuweilen etwas von Bond genervten M und 007 selbst wurde hierfür direkt aus Flemings Romanen übernommen und erfährt durch Connery und Lee eine fantastische Belebung.


    Es gibt für mich kaum etwas, das an DN auszusetzen ist. Natürlich könnte man sagen, dass der Film verglichen mit den späteren Bondabenteuern unspektakulär daherkomme, das wäre in meinen Augen aber der völlig falsche Denkansatz, da DN ein ausladendes Spektakel gar nicht nötig hat. Die ikonographische Location Jamaika, die Härte und Straffheit der Inszenierung, die richtige Portion trockener Witz und viel Charme, ein farbiges Figurenensemble, stimmungsvolle Filmmusik und nicht zuletzt eine Bombenleistung von Sean Connery als unverbrauchter Bond, wie er ihn cooler nie mehr zu spielen vermochte, all das macht Terence Youngs Auftakt der langlebigen Filmreihe zu einem schillernden Juwel, dem meiner Meinung nach nur noch ein kleiner Sprung zur Perfektion fehlt.


    Wertung: 9 / 10

  • Interessanter Stil! Eine Schreibweise, wie man sie in dieser sprachgewaltigen Form der Formulierungskunst sehr selten findet, wunderbare Wortwahl!
    DN ist ja auch mein Favorit der Connery-Ära und die Sets gefallen mir gar am Besten. Ob Sir Sean Connery später erneut so wirkungsvoll auftrat wie in DN? Meiner Meinung nach durchaus, aber ausschließlich in Liebesgrüsse aus Moskau.

  • James Bond 007: James Bond jagt Dr. No


    Bond Marathon # 00…1; Originaltitel: Dr. No, GB 1962, Regie: Terence Young, Drehbuch: Richard Maibaum, Johanna Harwood und Berkely Mather nach dem Roman von Ian Fleming, Darsteller: Sean Connery, Ursula Andress, Joseph Wiseman, Jack Lord, John Kitzmiller, Bernard Lee, Eunice Gayson, Zena Marshall, Lois Maxwell, Peter Burton u. a., Premiere: 05. Oktober 1962.


    Zitat von James Bond 007: James Bond jagt Dr. No

    Eine Routine-Meldung von Jamaika via Funk bricht urplötzlich ab. Nachforschungen ergeben: Der Nachrichtenoffizier Strangways und seine Sekretärin sind spurlos verschwunden. Strangways' Meldepult sendet noch, der Teppich ist blutbefleckt. James Bond – Codename 007 – mit der Lizenz zu Töten übernimmt die heikle Aufgabe, das rätselhafte Verschwinden des Secret Service-Mannes vor Ort aufzuklären und herauszufinden, welche brandheiße Spur der offensichtlich Ermordete zuletzt verfolgte. In der Karibik steht 007 sofort unter Beobachtung. Wem kann er trauen? Schritt für Schritt erkennt James Bond, wer Freund und wer Feind ist. Doch gleich auf welcher Seite die Beteiligten stehen: Sie alle eint die Furcht vor einem einzelnen Mann, den nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hat, dessen Augen, Ohren und Hände aber überall zu sein scheinen. Ein rätselhafter Inselbewohner namens Doktor No…


    Zitat von Scarpine (2013)

    Ein rundum gelungenes Seriendebüt, dem es sowohl gelingt der ikonischen Romanvorlage gerecht zu werden, als auch dem damaligen Kinozuschauer einen eigenwilligen und völlig neuen Filmcocktail zu servieren. Mögen manche später etablierten Trademarks und Ingredienzien noch fehlen und zudem gewisse Elemente noch etwas unsicher umgesetzt sein, so debütiert der Agent mit der Serienummer 007 doch mit einem spannenden, furiosen und phantastischen Erstlingseinsatz.


    Ein Eindruck, der sich beim erneuten Wiedersehen mit Bonds Debütmission vollauf bestätigt hat. Es ist interessant, dass vielen Bondfans Connerys Einstand immer ein wenig zu behäbig, bodenständig, unspektakulär und tempoarm erscheint. Für die Kinobesucher 1962/63 war er vermutlich genau das Gegenteil. Denn der erste Bondstreifen ist nicht nur ein Thriller, eine Agentenstory oder eine 50er Jahre-Hard Boiled-Detektivgeschichte, sondern verrührt darüber hinaus Exotik-, Erotik-, Glamour-, (Life-)Style-, Design-, Science-Fiction- und Mystery-Elemente mit diesen Genres zu einem einmaligen Cocktail, der seinerzeit gewiss seinesgleichen suchte. Abseits diesen historischen Blickwinkels kam mir der Film dieses Mal auch ungemein geschmeidig und über die gesamte Laufzeit geschickt ausbalanciert vor. Sicherlich gibt es nicht viele Actionmomente, aber die, die vorhanden sind, werden geschickt gestreut und ausgekostet. Ansonsten dienen die brutalen Morde, das Mysterium um Crab Key, die unheimliche Figur des Insulaners und der Countdown zum Start der Mondrakete als Spannungsmacher. Demgegenüber ist es Sean Connery selbst, der den Zuschauer mit seiner Präsenz zu fesseln weiß. Ob in Gesellschaft, im Büro, auf Mission oder im Umgang mit Freund, Feind oder Frauen; immer strahlt der Schotte eine bemerkenswerte Souveränität aus. Selbst in so kleinen Momenten, wie wenn er sein Hotelzimmer präpariert, oder bei seiner Rückkehr – eine Vergiftung fürchtend – lieber lässig die frische Wodka-Flasche aus der Schublade holt, während der Zuschauer - der Handlungslogik folgend - bereits mit dem Einsatz der todbringenden Tarantel rechnet.


    Dagegen fällt die restliche Besetzung fast zwangsläufig ab, wobei immerhin Joseph Wiseman mit stiller Dämonie gewisse Akzente zu setzen weiß. Jack Lord und John Kitzmiller sind sympathische, kompetente Helfer. Die Kritik an Quarrels Darstellung finde ich übertrieben, zumal Honey ihn in Sachen Naivität und Aberglauben beinahe noch überbietet. Wenn überhaupt sind beide Figuren aus heutiger Sicht kritikwürdig. Für 1962 waren ihre Biographien und Erfahrungshorizonte gar nicht so unrealistisch. Mag ihr erster Auftritt auch noch so ikonenhaft sein, die Rolle und Ursula Andress' Darstellung erscheinen im Serienkontext reichlich blass. Anthony Dawson und Bernard Lee bieten als verschlagener Scherge und als autoritärer Vorgesetzter gute Leistungen auf den Punkt, während Eunice Gayson und Zena Marshall ebenso pointiert in den weiblichen Nebenrollen brillieren. Ein großes Lob muss man dem Design-Team aussprechen. Von den Maintitles, über das Art-Design bis hin zu den Dekors erkennt man bereits das detailreiche, liebevolle Auge für Stil, Zeitgeist und Postmoderne. Mag Doctor No von der Besetzung und dem Sujet her eigentlich noch ein B-Picture sein, so ist es die Ausstattung, die den Film und seine Nachfolger für die A-Riege empfiehlt. Ein weiteres Lob muss man Ted Moore an der Kamera zusprechen, der die Karibik und die prächtigen Innenräume kraftvoll und mit einem guten Gespür für stimmungsvolle Momente fotografiert. Das Drehbuch bleibt noch relativ eng an dem Roman, verdichtet die Handlung der Vorlage effektiv und ist mit kurzen, prägnanten Dialogen gespickt. Auch im Erstling sprühen die One-Liner bereits nur so vor Sex und Sarkasmus.


    Als Regisseur war Terence Young sicherlich ein Glücksgriff für die Frühphase der Reihe. Seine Fähigkeit, aus überschaubaren Mitteln das Optimum herauszukitzeln und seine Nähe zu dem - Bond-Schöpfer Ian Fleming eigenen - arroganten, britischen Upper-Class-Snobismus, waren echte Garanten für eine stilsichere Umsetzung des literarischen 007-Komsos. Zudem gerieten unter seiner Regie die nachrichtendienstlichen Verwicklungen und Agentenabläufe, auch unter Zuhilfenahme von genretypischen Härten und kaltem Zynismus, in seinen drei Bondbeiträgen am glaubwürdigsten und packendsten. Dasselbe gilt für die Handhabung der Drehorte; egal ob Jamaika oder die Türkei & der Balkan bzw. die Bahamas in den Serienbeiträgen 2 und 4. Young schafft es, die Kulturen, die Lebensweise der Menschen und die Schönheit der Natur dieser Orte auf geschickte Art und Weise und mit solchem atmosphärischen Biss zu porträtieren wie kaum einer seiner Nachfolger auf dem Regiestuhl. Es gibt nicht viele andere Bondfilme, die ein solches "on location"-Feeling bieten, wie die Young-007-Streifen. Leider ist ihnen das – neben zwei, drei anderen Serienbeiträgen – auch häufig zum Nachteil ausgelegt worden. Die Jamaika-Impressionen dieses Films jedenfalls zählen zu den schönsten Natur- und Folklore-Aufnahmen der Reihe.


    Bond Begins – aber auch "Bond at his best"? Nicht ganz. Insgesamt ein früher, aber trotzdem sehr qualitätvoller Serieneintrag, der sicherlich gewisse Ansprüche noch nicht voll erfüllen kann, aber dennoch in puncto Klasse so manches, später entstandenes Bondwerk zu überbieten weiß.


    00 00 00 00 00 Doppel-Null-Lizenzen

  • Perfekt geschrieben!, darüber hinaus kann ich so gut wie jedwedem Punkte meine Zustimmung schenken.
    Willkommen zurück, lieber Patrick Bauchau (Rohmer, Zulawski, Glen, Argento, Columbo, Wenders etc., wo du eben überall mitspieltest).

  • Welcome back, Scarpine :thumbup:


    Im Grunde haben deine Argumente alles, allerdings sehe ich dan nin meiner persönlichen Wertung, welche ja auch bis 10 gehen würde, mehrere Bondfilme, die doch um einiges besser sind. Angefangen freilich beim direkten Nachfolgefilm. So kommt Dr. No bei mir nie über die 7 Punkte hinaus.
    Die hervorstechendsten Punkte sind bei mir auch Connerys Performance, die tolle Location, Ken Adams Arbeit, Jack Lord als Felix Leiter und im Grunde auch Joseph Wisemans "Doctor No".

  • Dankeschön, Mister Bond! :)


    Ja, die Bewertungen gehen halt immer ein wenig auseinander. Und Doctor No hatte schon immer einen deutlich besseren Stand bei mir, als bei den meisten anderen Fans, was die jüngste Sichtung wieder eindrucksvoll untermauert hat. Manche Filme habe ich aber tatsächlich seit circa sechs Jahren nicht mehr gesehen, sodass ich glaube, dass es innerhalb des Marathons auch zu einigen - positiven wie negativen - Überraschungen kommen könnte.
    Ich bin da selbst mal gespannt... :pop:

  • Seid gegrüßt,
    hier nun Rezi Nr. 1, demnächst schreibe ich noch einen umfassenderen Text zu dem Film, LG






    Betretet den Tempel der
    Ursprünge, willkommen im Reiche dessen, was zur
    Unvergesslichseinswunderdauerperfektionsreihe avancierte, der
    häufigerweise „nur“ als flacher Actionheld (fehl?-)diffamiert
    worden seiende James Bond ward geboren und präsentiert hiermit in
    verdorrter Trockenheit, zynisch gefärbten Pointen und
    unmissverständlich klaren Ansagen des frühen Connery eine
    hervorragend den Geist der Romane in die frühen 60er Jahre der
    Filmkunst transportierende Klarheit, eingebettet in eine anfänglich
    als Detektivgeschichte sich zeigende, späteren Momentes zum
    Zauberabenteuer sich formende Entbietung größlicher visueller
    Schönheit am Strande Jamaicas – und trotz vergleichsweise geringer
    Laufzeit nimmt der Film, der er fürwahr an und für sich durchaus
    stringent auf den Punkt zwar kommt, aber Raum übrigließe für
    Freiheit und Phantastik, nur langsam Konturen an und gönnt unseren
    Augen minutenlanges Beobachten einzelner Szenenpassagen, bitter und
    herb ist dabei bisweilen der Grundton des Gesagten, doch der Film
    verkommt niemals gänzlich zum Missvergnügen, sondern kombiniert die
    Elemente Härte einer- und „Urlaub“ andererseits auf kongeniale,
    fast einzigartige Weise und bildet den meines Erachtens knapp nach
    Liebesgrüße aus Moskau zweitbesten Connery-Bond, zudem trotz der
    erdentrückt schönen Ken-Adam-Sets wird auch noch weitgehend auf
    barocke, diffus-verwirrend-extreme Elemente verzichtet, in welchen
    die Form WEIT über dem Inhalt stehen würde, so wird der Ästhetizist
    unter den Zuschauern zwar auch beim 62er Jahrgange mitnichten
    enttäuscht sein, doch der Film böte eben nicht NUR diesem bildlich
    orientierten Zuschauer die richtige Dosis des Visuell-Erwünschten,
    sondern bereichert auch „sachlicher“ eingestellte Gemüter
    gleichermaßen, so gelänge ein Spagat gar, der bei nur zu vielen
    Werken auch außerhalb des Bondes nicht von Erfolg hat gekrönt sein
    können, Terence Young fügt seinem Oeuvre hiermit einen Film hinzu,
    welcher zwar weniger den Hitchcock-Charakter der Liebesgrüße in
    sich trüge und noch nicht die beschwingt-lockere Entspannungsaura
    Feuerballs (was auch nicht zum verbissenermaßen harten, frühen
    Bonde gepasst hätte), doch im Wesentlichen versteht er es, die
    Kernkompetenzen der beiden/späteren anderen Young-Bonds so zu
    verbinden, dass etwas Einzigartiges entstünde, nämlich ein Film,
    welcher zumindest in der ersten Hälfte Teile des 'Realismus' der
    Liebesgrüße beinhaltet, in der zweiten Hälfte hingegen die
    tiefblaue Liebe zum Meere, deretwegen Feuerball sich so intensiv in
    unsere Herzen spielte, demzufolge ist der erste Bondfilm auch gleich
    schon die erste Bewusstseinserweiterung, noch nicht so
    ironisch-charmant-charmeuristisch wie die späteren Werke, sondern
    mit messerscharfen Argusaugen beobachtet Bond ein jedwedes Detail und
    nimmt bereits zahllose Dalton-Elemente indirekt vorweg, an welchen
    sich Timothy zweieinhalb Jahrzehnte darauf gekonnt hat orientieren
    können zwecks eigener Interpretation der Rolle, DN '62 ist ein
    kleiner UND ein großer Film, Kleinod und Großschau zur fast exakt
    selben Zeit, das hieße von zwar nicht gleich nihilistisch
    angehauchter, aber doch KLARER Drastik lebe/stürbe er in Momenten
    wie „you've had your six“ (hier bemerkt man doch, dass Bond ein
    kalt exerziert worden seiender Mensch ist, so viele Schwächen er
    andererseits beispielsweise für Frauen haben mag, was ich ihm nicht
    verdenken kann), aber ein gewaltig hübsches Bounty-Abenteuer (ja,
    die Meuterei ist indirekt GG Hoffmanns DN, darin läge ein gewisser
    Trost stimmlicher Art, klänge der ansonsten doch so gute Klaus
    Kindler in den frühen 60er Jahren schließlich noch zu jung und
    dünn, sodass der Wechsel in Richtung Hoffmanns mehr als zu begrüßen
    war) ist ihm spätestens dann inhärent, wenn Sände und Strände
    unsere Andacht fordern, denn wie ich eingangs schon sagte: So
    betretet den Tempel der Ursprünge.



    Ein DN-Bond ist nicht über
    die Maßen zimperlich, nicht als sonderlich zartbesaitet zu
    bezeichnen:


    Rücklings werden Wachen
    Sam-Fisher-gleich von hinten angegriffen (hart: „weil es sein
    muss!“, Bond zu Honey Rider), zugleich erleben wir aber alledem zum
    Trotze einen bisweilen recht beherrschten, zurückgenommenen Bond,
    welcher sich gar nicht allzu sehr domestizieren muss („Disziplin,
    007, Disziplin“), um sich NICHT in den Vordergrund zu spielen,
    sondern durchaus auch mal zuhöret und nicht immer mit sofortiger
    Wirkung alles Erdenkliche beantworten bzw. mit einer Replik versehen
    muss, vielmehr bei allem Bisse vereinzelt auch für bedächtige
    Momente stünde, hier manifestiert sich aller Entschlossenheit zum
    Trotze ein nicht immer performativ-AKtiver Stil, sondern ein Gespür
    dafür, wie Bond BEIDES kann und vermag, ohne aber durch diese
    Doppelbegabung ZU sehr über den Dingen zu stehen, wie es nach
    einiger Menschen Dafürhalten etwa in Feuerball der Fall gewesen ist,
    Bonds Prämissen in DN nämlich entbehren nur selten einer
    nachvollziehbaren, akzeptablen Grundlage und machen die Figur somit,
    ironischerweise gerade in der hiesigerseits wie gesagt definitiv
    vorhandenen Schärfe in Auftritt und Tonfall, in den richtigen
    Augenblicken sogar irgendwo fast sympathisch auf menschlicher Ebene,
    überhaupt: der gesamte Gestus des Films ist äußerst erträglich,
    weder zu aufdringlich noch langweilig-überzurückhaltend, Bond
    „nervt“ nirgends, ist aber dennoch weitaus weniger passiv
    unterwegs als etwa in der zweiten Hälfte von Goldfinger, wir sehen
    Bond agieren und simultan zu unserer Sichtung seiner, schössen uns
    bereits in der Sekunde der Betrachtung unzählige assoziativ
    angehauchte Gedankenkosmen durch den Kopf, denn obschon (von Honey
    abgesehen) oftmals als eher unbedeutender Beitrag zur Reihe abgetan
    werdend, ist dieses Erstlingswerk in seinen Einflüssen auf die
    Gesamtreihe nicht völlig zu unterschätzen und mutet meiner Meinung
    nach auch deutlich weniger krude an, als sich der Vorwurf oftmals
    erhöbe aus mir nur bedingt zugänglichen Gründen.


    Einige wenige Elemente
    mögen indessen albern erscheinen (man dächte etwa an den zwar nicht
    anthropomorphen, aber angeblich immerhin an einen „Drachen“
    erinnernden Unglücksbringer mit Diesel-Aggregat), zeugen auch von
    einem etwas klischeebehafteten Blick auf die dort'gen Einheimischen
    und freilich freilich, DN ist generell nicht frei von Mängeln in der
    Umsetzung, doch erlangen wir erst einmal die Gewahrwerdung, wie SCHÖN
    Teile dieses Films wirklich sind, erreichen wir erst einmal das
    Uns-ins-Bewusstsein-Rufen, wie himmlisch Ursula dem Wasser entstieg
    und betrachten wir abermals Kens Sets, so wissen wir sehr genau,
    weshalb wir uns zum Kaufe dieses rundum exotischen Films
    entschlossen, eben weil das Mysterium um „diese Insel“ so
    einladend ist, beiklangvollerweise zudem wohnt fast jedem Wort über
    und von Doctor No eine Konnotation inne, wir hören EIN Wort und
    DENKEN an ein ANDERES, verspielte Details sind es, kleine Spitzen in
    den geschliffenen Dialogen, drum intrinsisch und instinktiv folget
    Bond hochgradig tatkräftig seinen inneren Befehlen und wagt sich
    bisweilen weit vor, in diesem breitflächigen Mausoleum der mit einem
    Fuße bereits im Grabe Platz genommen habenden Überlegung also, der
    Frage wie man den Doc des Neinwortes wirkungsvoll aus der Reserve
    locket, spielt Bond bewusst mit dem Feuer und lüde zum Zwiste ein,
    überbordend schön abermals die Sets, wir huldigen und frönen ihrer
    abstrakten Schönheit, kennen dergleichen aus nur wenigen Werken und
    bekommen einen Vorgeschmack serviert bezüglich der nächsten
    Fantomas-Filme, auratisch erstrahlen die Farben, sämtliche Details
    akzentuieren das ohnehin schon nicht gänzlich unspannende Geschehen
    zu einer erlebnisreichen Begegnung voller Ereignisse, situativ kommet
    es zu gewissen Unannehmlichkeiten, die kapriziöse Sprechweise No's
    dominiert den gesamten Raum und spränge uns eklatant ins Äuglein,
    er postuliert teils Dinge, bei welchen die Vermutung naheläge, dass
    er jemand ist, der sich durchaus auch mal etwas erdreistet, erweist
    sich als ein äußerst diffiziler, aber wahrhaftig nicht unspannender
    Mensch, welcher perfekt ins Bonduniversum passt und auch/gerade mit
    unbreiter, nur kurzer screen time dennoch eine gewisse Wirkung
    hinterließ, seine gesamte Rhetorik ist recht eigenartig und kann
    nach Belieben unterschiedlich interpretiert werden, in jedwedem Falle
    ist seine Bindung zu Bond nicht völlig uninteressant, er wirkt fast
    „enttäuscht“ dass der vielfach begabte James ihm nur mit,
    gelinde gesagt, überschaubarem Respekte begegnet, sich nicht
    vollends auf seine Seite schlüge und jawohl, DN nimmt damit, wenn
    auch sehr abgeschwächt, bereits erste Sanchez-Elemente vorweg, die
    Eigenschaft eines eventuellen „Teamplayers“ (obzwar er letztlich
    allein dasteht), welcher eine Zusammenarbeit mit Bond nicht
    ausgeschlossen hätte, der größte „Fan“ Bonds war hingegen
    möglicherweise Scaramanga, dorten war es noch extremer.


    Aufgrund der Tatsache,
    dass DN im Rahmen der prägenden, langlebigen und lobenswerten Reihe
    als Erstling natürlich eine Sonderstellung einnimmt, gedenke ich in
    einigen Tagen oder Wochen (nachdem diese recht allgemein gehaltene
    Einführung noch nicht allzu sehr ins Detail ging) eine weitere
    Rezension zu diesem Film zu verfassen, bis zum dort'gen Punkte
    verbleibe ich fünfsternigen Grußes und empfehle das ebenso
    detektivische wie gleichsam meeresdurchtränkte Werk wärmstens
    weiter, haben Sie recht vielen Dank.



    Glasklar die Gewässer,


    Bambusbauten formschöner
    Wunder,


    selten nur ein Film war
    besser,


    gelungener Streich ein
    Runder und Gesunder.



    Die Nähe zu Fleming noch
    vorhanden,


    die verliebte Geschicht'
    eine Mär am Meer,


    Klänge wir sie als
    fruchtbar empfanden,


    vollendet und pur oh welch
    Wonn' gar so sehr.

  • So Leute, wie versprochen endlich die Hauptrezension, war ja kürzlich mehr ein Teaser.
    Heute allerdings nur 1.1 , 1.2 folget übermorgen, so dünkt's mich. LG
    1962, Kelch der Erzeugung, avantgardistisch-wegweisender Pfad
    des Urknalls, acht Jahre nach Barry Nelson, dieser Tag, dieses Jahr,
    diese Prägung im Gedächt', diese Schöpfung, diese Entstehung – dieser
    Moment nun, in welchem ein weiteres Mal dergestalten leidenschaftlich
    „Doctor No“ rezensieret wird, da dem bedeutsamen und nur zu häufig
    vergessen werdenden Erstlinge gleich ZWEI Texte angedeihen' zu lassen
    sind , durchlaufet die Wege im Tore des Ursprungs und ersuchet um
    umfassendes Fan-Dasein, begebet euch nach Jamaica, meine närrisch
    absurde und gerade dadurch hoffentlich sehr herzliche Rezension übrigens
    entsteht diesmal auf Basis einer O-Ton-Sichtung, zumal wie an anderer
    Stelle schon erwähnet, waren Klaus Kindler und ich in den 60er Jahren
    noch nicht die größten „Klangfreunde“, erst in den 70er Jahren sowie den
    darauffolgenden Nachjahrzehnten ertönte sein Stimmorgan in einer
    weniger jungen, auch bondigeren Weise, die mich untertänigst mit dem
    Kopfe nicken ließe, zuvor war die selbige Stimme für einen Killer namens
    Bond zu dünnlich, ironischerweise ist DIE Bondstimme des Films Dr. No
    aber Anderswer, ein Synchronpoet, welcher diese Rolle eigentlich gar
    nicht vertonte, der hiesige Felix Jack Lord nämlich (der er überhaupt
    auch visuell nicht völlig Bond-unähnlich erscheint) wurde in hiesiger
    Synchronfassung von Rainer Brandt gesprochen, welchen ich mir in diesem
    Jahrzehnt, obgleich es ab Liebesgrüße aus Moskau mit GG Hoffmann NOCH
    passender gelöst worden ist, tatsächlich sehr gut auf Connery und/oder
    Lazenby hätte vorstellen können, im Zuge meiner mir selbst auferlegten
    Synchron-Neugierde habe ich einige Minuten über auch die anderen
    Connery-Stimmen DN's auf mich wirken lassen, Seans französische Stimme
    hat zuweilen minimal etwas von Engelbert von Nordhausen, welcher Connery
    2005 im From-Russia-with-Love-Videospiele sprach sowie in fehlenden
    Szenen aus Sag niemals nie, die spanische Stimme klingt äußerst gut,
    gereicht und geleuchtet der Rolle mehr als zu Ehre, aber sie wirkt etwas
    zu betagt, jene in der portugiesischen Fassung dann erschien akzeptabel
    mindestens, aber auch nicht perfekt, bei der Cestina-Version war der
    Klang zu leise und zurückgenommen, letzten Endes empfehle ich Connery
    tatsächlich am Ehesten im O-Tone, oder aber ab den Liebesgrüßen
    definitiv auf Deutsch, Hoffmanns Organ reüssiert in einer Klangbrillanz
    kosmischen Ausmaßes.


    Endlich!, der Film er begänne (zugegebener- und
    zugestandenermaßen habe ich zum Filme selbst ja in all diesen Zeilen
    noch nicht wirklich etwas gesagt, trug noch nichts bei), ungewöhnlich
    erscheint der gunbarrel, der Stil scheint sich, was bei einem
    Erstlingswerke auch mitnichten ein Wunder darstellt, noch formen zu
    müssen, doch immerhin gelänge es den psychedelischen und farbenfrohen
    Pünktchen, die sie wie wild umhersprängen, John Barry's legendäre
    Theme-Arbeit recht grell und unternehmungslustig einzuleiten, es handelt
    sich um keinen zu kruden Film, denn Abwesenheit der Perfektion hin oder
    her, überwöge bereits das richtige Gefühl für die richtige Szene,
    alsbald wird dem Zuschauer aber der büntlichen und farbfreudigen
    Einleitung zum Trotze gewahr bis bewusst werden, dass die erste Hälfte
    des Films an und für sich eher „sachlich“ erscheint (es ist sehr
    edelmütig und gütig von diesem Film, dies mit der Zeit zu ändern und
    unseren Wünschen anzupassen, sodass sich der Film den heißesten Ideen
    assimiliert), erst hauptsächlich ab Miss Taro, Crab Key und Honey, so
    deucht's mich, scheint sich das bildschöne Werk endgültig zum
    Abenteuerfilm zu entwickeln, in den zuvorigen Szenen hingegen wohnen wir
    (eigentlich wahrlich nicht in meiner Gunst, nicht mein Genre, hier
    jedoch weiß es zumeist zu gefallen, denn Setting und Gesamtgestaltung
    nahmen mich mit auf die richt'ge Reise, zudem handelt es sich, das war
    2004, mit um meinen ersten Bondfilm) eher einer Art „Detektivgeschichte“
    bei, NOCH ist es also nicht jene eskapistische und zum Gigantismus
    neigende Weltexkursion, welche am Strande und im doktörlichen
    Ken-Adam-Anwesen sich in Bälde wird entfalten dürfen, vielmehr überwöge
    anfangs der „logische Verstand“ (es ist mir genant, zuzugeben, über
    einen Ebensolchen nicht zu verfügen), denn erst durch diesen erführen
    wir überhaupt davon, WO sich dieses Inselparadies des Grauens überhaupt
    befände und durch wessen Hilfe man dorthin gelangt, ich kann mich des
    Gefühls nicht erwehren: HART ist der Film bisweilen!, aber (!) die
    fruchtigen und betörenden Bäume Jamaicas bilden eine Bühne der Natur
    (auch die seelische Nähe zu Flemings Residenz „golden eye“, HAUS und
    Filmwerk 1989 mit Charles Dance sowie 1995 mit Pierce Brosnan, erzeugt
    einen gewissen Fanservice), die auf den ersten Blick nicht im Geringsten
    darauf hindeutet, dass der „You've-had-your-six“-Bond in den
    entscheidenden Augenblicken kein Erbarmen kennt, sodass seinen
    Widersachern Unschönes widerfährt, gleichwohl er dadurch paradoxerweise
    noch nicht automatisch „unsympathisch“ wirkt (er „freut“ sich ja nicht
    direkt darauf, spielet nur eben in Seelenruhe Karten, ehe ANDERE Karten
    durch den Tod neu gemischt werden, getreu dem
    Wie-du-mir-so-ich-dir-Motto, pragmatischer Selbstschutz, irrationale
    Taten als rationale Taten und umgekehrt), nur ist man eben mitnichten
    gewillt, ihn zum Feinde zu haben, da seine Methoden nicht aus
    Zuckerwatte bestünden, sondern, siehe quantum of solace, ungefähr so
    hässlich schmecken, als verzehrte man Motoröl, ein solcher Trank
    zementiert nun einmal den Augenblick des letztverbliebenen
    Abschiedskonzertes, es ist ein Schlussakkord des Adieu-Sagens, in dessen
    Zuge man sein Leben zum letzten Male umklammert, rein philosophisch
    betrachtet in gewisser Weise gar zum Ersten.


    Doch wortpassenderweise zurück zu den Anfangsszenen: Zum ersten
    Male erblicken wir, --seine erste Inszenierung gleichermaßen gelungen
    wie sieben Jahre darauf in OHMSS, besser noch – und in beiden Werken
    erspähen wir zunächst lediglich die Zigarette, ehe Qualmkunst ab '89
    gemieden wurde-- , nunmehr den legendären Spion und der Film sei
    merci-isiert für diese gelungene Vorstellungsweise in Geheimnis, Bild
    und Ton, die häufig zitierte und in Parodien nervigerweise völlig
    überstrapazierte Vorstellung dagegen, demnach „Bond, James Bond“,
    stammet ursprünglich ulkigerweise nicht direkt von ihm, sondern schien
    eine Reaktion auf Eunice Gayson's („Liebesgrüße aus Moskau“) Einführung
    am DN-Spieltische („Trench, Sylvia Trench“) darzustellen („I admire your
    luck, Mister....“), verführerisch werfen sich beide Filmfiguren gewisse
    Blicke zu und haben einen Privattermin anberaumt für ein, sagen wir,
    „Golfspiel“, die gesamten ersten Szenen vermögen es dabei glänzend, auf
    auch klanglich sehr ikonisch untermalte Weise und in unvergleichlich
    perfektionsfreudiger Mimik, ein Spannungsfeld zu erzeugen, bei welchem
    zwar lange Zeit über darüber diskutiert werden könnte, ob es nun über
    die Maßen „natürlich“ wirkt, oder aber „gewollt cool“, doch Bond
    beherrscht die Kunst, dass uns die psychologischen Fragen bezüglich der
    Authentizität nicht im Geringsten tangieren und wir auf eben derselben
    Welle nur zu gern mitschwämmen, egal ob „echt“ oder nur bedingt, denn
    auch das Coole ist (das wäre zu einfach) mitnichten nur aufgesetzt,
    manchen Personen ist es inhärent und eben nicht nur eine
    Inkompetenzkompensationskompetenz, sondern eine Lebens- und
    ÜBERlebenshaltung, die Antwort also auf Sophies 1999er Frage, die Bond
    dorten mit „Ich labe mich an Anmut und Schönheit“ beantwortete, wenn
    auch meist nur wenige Minuten oder Stunden über, denn jeden Moment
    erschösse man ihn wieder, wäre nicht nur um den Smoking schade, auch um
    seine Seele, magnetisch also zöge die kinematographisch und
    inszenatorisch kraftvolle Schau unser Fan-Dasein an, welches wir seit
    Dekaden fristen und andernfalls auch vermissten, FAST so gut wie Dalton
    bekleidet Connery hier erstmals seine berühmteste Rolle und nie tat er
    es nach Liebesgrüße aus Moskau noch einmal derart glaubwürdig wie in
    seinen ersten beiden Werken, auch die alsbaldige Abholung am Flughafen
    (auch genau DAS gibt es leider Gottes nur in den ersten beiden Filmen in
    dieser Form) ist brillant eingefangen worden, etwa wie Bond seinen
    potentiellen Feind von hinten mit extrem strengem Blicke überprüft und
    binnen weniger Millisekunden trotzdem glaubhaft einen „Gesamtcheck“
    vornimmt, auch in anderen Zusammenhängen zeigt er Ecken und Kanten,
    diskutiert etwa mit M über die Auswahl seiner Waffe, geht aber letzten
    Endes dennoch auf die „Vorschläge“ (um nicht zu sagen Befehle) seines
    Vorgesetzten ein, um keinen normalen Nachrichtendienst vollführen bzw.
    verrichten zu müssen („das liegt mir nicht“), langsam aber sicher bauet
    sich das Werk auf und geleitet uns hinaus in die sandige und strandige
    Natur, exotische Damen traten gar „im Plural“ herbei und verstärken den
    nicht singulären Effekt, dass der Film trotz seines vergleichsweisen
    Realismus immer noch irgendwo die „Logik des Traumes“ verfolgt und
    willens ist, Abstand zum Alltäglichen zu halten, in den Szenen ab Dr. No
    wird sich dieser Eindruck noch einmal in einem Übermaße visueller Art
    bewahrheiten, das beschrieben zu werden kaum möglich scheint, das
    Geheimversteck ist eine Kunst so pur und extrem wie nur annähernd
    vorstellbar.


    Des Bondes Rhetorik ist wie gesaget noch recht härtlich und im
    Tonfalle fast zynisch, wenig ist noch zu spüren von der später oftmals
    ZU sehr auf die Spitze getriebenen Grinse-Ironie, tatsächlich wohnt dem
    frühen Connery-Bond (obgleich Sean mit den Büchern definitiv weniger
    vertraut war als später insbesondere Timothy, dessen Sachkenntnis sehr
    lobenswert ist, ihm aber beim Publikum nur selten hat helfen können)
    bewusst oder unbewusst eine klare Nähe zur Romanvorlage inne, ganz
    nebenbei mag Fleming unter Umständen, sich zudem in der Nähe befunden
    habend, lebenderweise noch einen Hauch von Einfluss auf das Machwerk
    gehabt haben, ehe er nicht allzu lange Zeit darauf (1964) bereits
    verstarb und somit hinfort eilte.


    Die Figur des Quarrel, das werden auch viele andere Zuschauer
    schon konstatiert oder erwähnt haben, ich selbst band diese Meinung auch
    in meine zuvorige Rezension ein, wurde „etwas“ zu klischeehaft
    dargestellt (Aberglaube, der „Drache mit dem Dieselmotor“, überhaupt das
    Phänomen des Sich-so-Einiges-einreden-Lassens, zudem schnell unsanft
    werdend und das Messerleinchen stets parat etc., „ob ich ihr wohl ein
    bisschen den Arm brechen sollte...“), der allgemeine Blick auf
    dunkelhäutige Einheimische schien nicht der Differenzierteste zu sein,
    allerdings ist ein betagter Film irgendwo auch ein politisches
    Zeitdokument und zudem lag es noch so gerade in einem erträglichen
    Rahmen, schließlich wurden auch Weiße in diesem Film nicht
    ausschließlich von ihrer Sonnenseite dargestellt, des Weiteren gehöre
    ich nicht zu jener Sprachpolizei, welche nichts Anderes zu tun bestrebt
    ist, als selbst in der Kunst (!) 24 Stunden am Tage nach eventuellen
    Grenzüberschreitungen zu suchen, die dann anschließend brav „gemeldet“
    werden müssen, in gewisser Weise tat Quarrels naive und in zu wenige
    Richtungen schauende Darstellung dem Filme sogar recht gut, da sie
    scherzhaft als Alibi fungieren kann, wenn sich mal wieder der Vorwurf
    erhöbe, Bondfilme würden dazu neigen, ausschließlich die Damen in naive
    Positionen zu rücken und die Herren der Schöpfung als alleinige Erretter
    und Meister der Idee darzustellen, ganz SO einfach ist es nämlich
    letzten Endes nicht und mit Figuren wie Fiona Volpe boten selbst die
    60er Jahre vereinzelt Ladys auf beeindruckender Augenhöhe – mindestens,
    sie lässt selbst Bond alt aussehen, erst nach ihrem Tode ist er ihr
    wieder überlegen, da sie sich aus eigenem Antriebe nicht mehr
    nennenswert in Bewegung setzen kann, aus diesem, für die Insider, Grunde
    belästigt sie auch nicht ihre Tischnachbarn, wie Bond so schwarzhumorig
    sprach.


    Mehrmals sagt SC (Sean Connery, nicht Splinter Cell) „I see“,
    somit ist im Falle der O-Ton-Fassung auch für Fans von „Shenmue“ ein
    netter Gag entstanden, Crab Key (auch verwandt worden in Goldeneye –
    Rogue Agent, 2004, bedauerlicherweise ist das Werk misslungen, obwohl
    von Electronic Arts erzeugt worden) wird sogleich ein sagenumwobener,
    unheilschwanger daherkommender, wundersam anmutender, gar enigmatischer
    Ort sein, the best place to be – doch gebet Acht, denn vor DN haben die
    Einheimischen und seine Mitarbeiter bzw. Untertanen wahrlich nicht wenig
    Angst, nur ein Mensch scheint nun in der Lage und somit NICHT
    außerstande zu sein, den erbosten Kameraden in seinen Örtlichkeiten zu
    besuchen und dem Treiben des Finsterlings ein Ende zu setzen, Connery
    hat in seinem gesamten Gange, den Blicken und Gesten bestimmte
    Bondelemente mehr oder weniger von Natur aus inne, aus ihm musste man
    nicht Bond MACHEN (bei Moore und Brosnan sehe ich das etwas anders), er
    ist es und auch unabhängig davon ob nun freiwillig oder eher weniger,
    gewisse Eigenschaften können auch in 100-jähriger Schauspielschul' nicht
    automatisch als erlernbar sich erweisen und genau dieser weniger
    antrainierte denn vielmehr pur und echt daherkommende Urbezug zur Rolle
    war es somit, der die anfänglichen Resultate so passend erscheinen ließ,
    sie legendär machte.


    An einigen Stellen des Films (allen voran beträfe es eine
    gewisse Automobilverfolgungsjagd, nicht auf Dr. No, sondern auf dem
    Taro-Tacho die Nadel springen lassend) sind definitiv Tricks (!)
    erkennbar, auch die Szene mit der Spinne funktioniert deretwegen nur
    bedingt und muss sich mit bloßem Kopfkino begnügen, doch die
    Erkennbarkeit gewisser Hilfspraktiken trübt den filmischen Gesamtgenuss
    nur außerordentlich unwesentlich und zeigt auch nur zu menschlich, dass
    ein SchauSPIEL eben irgendwo auch ein Spiel bleiben dürfen sollte und
    nicht zur realen Horrorschau mutieren müssen sollte (es sei denn, der
    Filmschaffende hieße Zulawski – da finde ich es irgendwo fast gut ;) ),
    in Bälde übrigens statten wir besagter Miss TARO einen heißblütigen
    Besuch ab, ebendiese außergewöhnliche Dame vermag im Gedächtnis zu
    bleiben, im damaligen Jahre 2004 habe ich gar einmal nächtens von ihr
    geträumt, glücklicherweise entkam ich ihren unsanften Methoden genauso
    stilvoll wie Bond und Mord scheint trotz ihrer diesbezüglichen Lüste
    nicht ihre Stärke zu sein, schräg war der Traum aber dennoch, denn es
    kam zu einem Kusse und sie hat mich doch tatsächlich gebissen, das werde
    ich nie vergessen ;-), bei ihr riskiert man wahrlich eine rötliche
    Lippe , leider habe ich im Gegensatze zu Connery versäumt, während des
    Küssens auf die Uhr zu sehen, diese Szene ist wirklich köstlich, aber es
    sei mir verziehen, denn wer mit acht Jahren etwas Derartiges, Tariöses
    möcht' ich sagen, träumt, dächte wohl kaum an den hektischen Blick auf's
    Zeiteisen.


    Dieser erste aller offiziellen Bondfilme ist geprägt von hoher
    Urlaubsnote, gänzlich als Kontrast zu den scharfen und geschliffenen
    Dialogen, zu den harten Tötungsmethoden und eben besagtem „Biss“, auch
    die Pointen bedienen sich herrlich trockener Elemente und böten von
    „Passend, wofür?“ bis „Die hatten es eilig, zu ihrer eigenen Beerdigung
    zu kommen“ für jedweden dunklen Filmlord die richtigen Spitzen, ganz
    anders also als der visuelle Bambus-Stil, die bildliche Note der
    Zartheit und des Tanzes, ist der Film selbst äußerst entschlossen und
    zuweilen auch gewaltbereit, interessanterweise bezöge sich besagte Härte
    hauptsächlich auf die beruflichen und eben irgendwo ein „Feindbild“ aus
    dem Wege räumenden Betätigungsfelder und Aktivitäten seines
    Bond-Daseins, im zwischenmenschlichen Bereiche dagegen ist Bond
    ausgerechnet in diesem frühen Werke meines Erachtens weniger Macho als
    in so manch anderem Filme der Reihe, auch die sonstige Süffisanz hält
    sich überwiegend in Grenzen, etwa bei Honey's Aussage, dass sie gar mehr
    wisse als er zwar, nun..., da deutet sich ganz minimal fast ein Grinsen
    an, aber eine Reaktion im eigentlichen Sinne und insbesondere
    wörtlicher Art spart er sich und überdenkt seinen Ursprungsansatz,
    DN-Bond ist (am Ehesten noch Doctor No gegenüber, aber bei den Damen ist
    sein hiesiger Auftritt tatsächlich sehr erträglich) nicht sonderlich
    respektlos und begegnet seinem Gegenüber einigermaßen auf Augenhöhe
    (eben so weit es einem beinahen Alleskönner nun einmal möglich ist),
    auch hier also gelobe ich mich zu wiederholen: Die Morde und dergleichen
    werden dadurch nicht automatisch sympathisch und Bond ist zweifelsohne
    ein Killer, welchen man, gelinde gesagt, nur ungern als
    Nicht-Verbündeten an seiner Nichtseite hätte, doch die allgemeine
    Charakterzeichnung ist verblüffenderweise tatsächlich halbwegs
    ehrenwert, lediglich die schon erwähnte Passage der „sechs Dinger in der
    Matratze“ geriet etwas unerfreulich, da Leichenschändung „nicht
    vonnöten“ war, ein einziger Schuss völlig „ausgereicht“ hätte (nun gut,
    „er“ schoss ja zuvor ebenfalls nicht nur einmal..., also auf Bonds
    Attrappe, aber als Apologie ist das etwas schwach), hier erweist sich
    Bond eben mal wieder als Verschwender und legt den Grundstein für
    Begriffe meiner Generation, z.B. „Ballern“, erinnert hingegen in der
    „Komik“ ein wenig an „Mann beißt Hund“ 30 Jahre darauf: „dadurch spare
    ich eine Kugel“, die Szene mit den Herztabletten. In ebendiesem
    „herz“lichen Sinne pausiere ich, Part 1.1 ist vollendet, die sechs
    Dinger sind im Texte, die restlichen Wortschüsse und Gedankenergüsse
    (1.2) folgen im Kommentarbereiche, merci.

  • Fürwährlichst Freunde, es geht weiter




    1.2
    Der
    (SEHR GUTE – dito, ita est) Film er verzichtet im letzten Drittel nur
    bedingt auf Science-fiction-Elemente und nahm so gesehen viele spätere
    Elemente vorweg, hofiert uns in schwebende Richtungen, obgleich doch
    eigentlich erst Fantomas (erstmals bunt: 1964) und Goldfinger (ebenfalls
    1964) die ersten typischen Over-the-top-Bonds waren, besagte
    Kombination aus nüchterner Detektiverzählung einer- und futuristischem
    Abenteuer andererseits sie wirket fast einzigartig und trotz enormer
    Kontraste irgendwo in sich stimmig, die nächtliche Schleichfahrt zur
    Insel nun führet uns zu einem göttlichen Wasserfalle, strahlende
    Gewässer des Ozeans sind von Magie geprägt und bitten huldvollst um
    unsere begeisterte Ehrerbietung und Verbeugung ihnen gegenüber, helle
    Bilder von fast transparenter Klarheit, Honey brachte meeresbiologischen
    Touch ins Geschehen ein, verleitet unsere Kinoseelen zu psalmzarten
    Gedichtzeilen im Palmgarten und Bond macht sich freundlicherweise auch
    nicht lustig, wenn es denn hieße: „Er hat Feuer gespien“, sondern
    toleriert fair, dass am Rande des Wassers, wo die Grenzen zwischen
    Arbeit und Urlaub auch mal verschwämmen, szenenweise eine andere Logik
    herrschen darf als im Geheimdienste, eine andere Interpretation wäre:
    Bond denkt, dass es ohnehin keinen Sinn hätte, mit den Charakteren über
    ihre Theorien zu diskutieren, also nickt er sie einfach mehr oder
    weniger ab und gibt sich machtlos dagegen, um seine Nerven zu verschonen
    und kostbare, ihn das Leben kosten könnende Zeit zu sparen.
    Wie auch
    40 Jahre darauf in Splinter Cell, einem der brillantesten
    Agentenstreiche der interaktiven Filmgeschichte, DEM Ausnahmetitel,
    werden wir in DN sogar von Bluthunden verfolget, das Wortverb
    „jagt“/jagen im Titele also kommt abermals nicht von ungefähr, ähnlich
    der Filmkunst eines John Glen (Bondregie 1981 bis einschließlich 1989)
    ist es sodann ein Die-Vögel-Aufscheuchen, welches kurz für einen
    Schrecken hat sorgen sollen, zum Kontraste: Teile des DN-Soundtracks
    sind extrem betagt und das Gegenteil von allem Uns-Beängstigenden,
    unfreiwillig komisch mag das erscheinen, doch dafür erleben wir in Kürze
    Ken Adams BESTE Bildarbeit (Fantomas '65 sowie das dort'ge
    Vulkanversteck lassen grüßen, wenn auch dorten Anderswer zugange war als
    Ken), höfliche Asiatinnen empfingen uns kurz darauf im Anwesen des
    finsteren Doktors, im sagenumwobenen Steintempel des Todes, Gefangene
    also werden als „Gäste“ behandelt und freundlichst-zuvorkommend begrüßt,
    was den Zynismus nur noch bissiger erscheinen lässt!, ...unser Dr. wird
    nur wenig screen time für sich in Anspruch nehmen und gleichwohl
    nachhaltig in Erinnerung zu bleiben vermögen, die Präsenz ist
    verblüffend, intensiv, sie schmeckt bitter, wenn auch Teile ihrer
    Darbietung irgendwo wieder etwas Ulkiges an sich haben, so verwandte DN
    etwa äußerst häufig das Wort „D.u.m.m.köpfe“ (mit Pünktchen versehen ob
    der Gefahr einer Löschung da ein „Kraftausdruck“) und bedient sich, so
    brillant er auch ist, recht trotziger Kindlichkeit, eben in der Art, WIE
    er seine Rachegelüste gestaltet nämlich, wirkt er wie ein kleiner
    Bengel, dessen Gehirn aber etwas zu groß geraten ist.
    Ungeniert und
    ohne Umschweife lockt Bond DN aus der Reserve, dieser wiederum genösse
    bis zu einem gewissen Grade sogar mein Verständnis, da man seine Dienste
    im Rahmen der Vergangenheit oftmals abgelehnt zu haben scheint, man ihn
    links liegen ließ, dennoch sind seine gegenwärtigen Methoden (nicht nur
    Bond gegenüber, vor diesem hat er irgendwo sogar Respekt – daher sprach
    ich in der vorherigen Rezension, es gäbe bereits Bezüge zu Scaramanga
    und Sanchez) unleugbar als unschön zu bezeichnen, ganz im Gegensatze zur
    visuellen Präsentation selbstverständlich, denn die sinist're Höhle des
    Löwen ist wie gesaget ein Adam'scher Hochgenuss mit sich selbst
    öffnenden Türen, Kerzenschein, Kaminfeuer stimulierenden Designs und
    einfallsreichster Schauerromantik, die ihresgleichen suchet,
    unvergesslich auch das „artificial light“ mit den sich dahinter
    befindlichen, gigantomanisch stark vergrößerten Fischen in einem
    beeindruckenden Unterwasser-Aquarium (der
    „Wie-ihr-Herr-und-Meister“-Spruch Bonds war risqué, „alle Achtung“, Bond
    kommt sehr brutal auf den Punkt, kränkt sein Gegenüber in einer
    Selbstverständlichkeit, die derart dreist ist, dass sie schon fast
    wieder zum Schmunzeln einlüde), spannenderweise ist auch DN (apropos DN:
    Was ich auch noch erzählen wollte: Der Name Dr. No wurde in „Neds
    ultimativer Schulwahnsinn“ von Vice Principal Crubbs ebenfalls mal
    aufgegriffen/verwandt, weiland als Spitzname, tatsächlich gibt es ja in
    anderen Serien und Filmen nur selten Verweise auf dieses Werk und Filme
    ab Goldfinger werden dagegen deutlich häufiger im parodistischen Sinne
    umscherzelt, mir persönlich ist das oftmals zu viel, da es zuweilen
    weniger den Insider als vielmehr das ALLGEMEINE Bondklischee anspräche,
    aber sei's drum, Ausnahmen sind existent) selbst (!), höchstpersönlich
    und pur, bisweilen sehr ehrlich und reflektiert im Umgange „mit sich“,
    diesem Dr. No, unvergessen sein „Sie haben meine Organisation
    angeschlagen – und meinen STOLZ“, in einem anderen Satze gibt er sogar
    zu, einstmals als Neugeburt kein Wunschkind gewesen zu sein, auf bizarre
    Art haftet der Unterhaltung fast etwas Therapeutisches an, den Mangel
    an Heilbarkeit mal ausgeklammert, denn dieser ist zweifellos enorm.
    Belustigend
    nun die deutsche Version von Spectre („GOFTER“), Bond äußert dass ihm
    die Abteilung Rache am Ehesten läge und zusagte, dies dürfte sich
    spätestens 27 Jahre darauf in Licence to Kill herb und filmgenial
    bewahrheitet und widergespiegelt haben, der gesamte Dialog am Tische ist
    zitatwürdig („WORLD DOMINATION – SAME OLD DREAM“) und DN neigt zwar
    dazu, in seinen vorschnellen Urteilen ein wenig zu verallgemeinern, auch
    was die Nationen der ihn abgelehnt habenden Personen und Akteure
    anbelangt, doch sein tiefes inneres Enttäuscht-Sein derart pur und
    unverfälscht vorzutragen, ist irgendwo schon fast wieder
    empathiefördernd, interessant ist in dem teils nicht unbeschwerten Film
    DN aber auch, womit der Sympathiefaktor den Villain betreffend sofort
    wieder eingeschränkt wird, dass wir Bond wirklich LEIDEN sehen, er wird
    von DN's Kollegen nämlich auf des Doktors Wunsch äußerst unsanft
    bearbeitet, in vielen Werken der Reihe umgeht Bond solche
    Unannehmlichkeiten eher, indem es den Widersachern gar nicht erst
    gelänge, ihn in einer derart machtlosen Position zu präsentieren
    (natürlich gibt es Ausnahmen, z.B. TWINE '99 , Marceau la foltereuse
    sozusagen), in jedwedem Falle bildete die Begegnung ein fulminantes
    (Vor-)Finale, das Tatsächliche, das Ende der Enden, dagegen wirkt etwas
    dünnlich, der Arbeitsplatz DN's in hohen Hallen wirkt auch überraschend
    menschenleer und wird miserabel bewacht, ein Helm reicht als
    Identitätsschutz schon aus, das Konzept wirkt für ein Genie wie No nicht
    vollends durchdacht, Bond kann in Seelenruhe Unruhe stiften, die
    Festung sprengen und dafür Sorge tragen, dass viele Mitarbeiter
    notdürftig ins Meer werden springen müssen, um ihrem erbosten Heime zu
    entfliehen, sodann befreien wir Honey, begeben uns zu Boote, zu Wasser
    und agieren nicht mehr zu Lande – und gleiten davon, lassen uns auf dem
    Meere vieldeutig treiben, vollendet ist er nun, der „nur“ ungefähr eine
    Million gekostet bzw. im Meere versenkt habende (inflationsbereinigt
    dennoch nicht wenig!, aber für Bondverhältnisse knapp budgetierte)
    Erstling, dessen 2008er BD ein recht scharfes Bild präsentiert, PERFEKT
    zwar ist das Werk nicht, doch ich empfehle es wärmstens und bin diesem
    außerordentlich zugetan, fünf Sternchen aus nostalgischer Seel'.


    Jamaikanische Romantik am Strande,
    visuelle Brillanz und Kulisse oh so glanzvoll gar,
    Muschel sie lag so poetisch im Sande,
    ein Meilenstein und prägend fürwahr.


    Der Erstling er den GRUNDstein legte,
    tiefenhistorisch ein Ereignis ohne Grenze,
    Filmkunst sie die Gemüter erregte,
    ein Zeichen gesetzt in Schönheit und Gänze.

  • DR. NO


    1962, der Ur-Knall für unsere Zunft! Bond erblickte das Licht auf der Leinwand und dank eines gewissen Schotten mit Grandezza und Stil.
    Hier ist noch eine etwas rauere Art zu spüren, die Ironie kam noch nicht so durch, wie schon im Nachfolgewerk und danach perfektioniert.
    Ich gehe nun hier, da wir alle die Handlung kennen, ähnlich wie Martin, auf die einzelnen Aspekte ein.

    Film:

    Hier sieht man Bond wie er noch ermittelt, nicht umsonst wird er später von Honey Rider als Detektv bezeichnet. Dr. No ist in der Tat wohl von allen Bondfilmen am ehesten ein Detektivfilm.
    Wie interessant wirkt das Ganze? Sehr! Und das wirklich zum Großteil durch Sean Connery. Es ist einfach spannend anzusehen, wie er agiert. Sein Charisma, seine Manierismen, die Intelligenz wie er seine Gegner durchschaut. Am meisten gefallen mir tatsächlich seine Begegnungen mit Prof. Dent, aber auch wie er Miss Taro um den Finger wickelt, statt wie von der Gegenseite geplant, andersherum.
    Es wird zwar wenig Action geboten, aber bei den Charakteren, dem tollen Jamaika Flair und Ken Adams Ideenreichtum, fällt das nicht so schwer ins Gewicht. Der ganze Film sieht einfach toll aus.
    Andererseits spürt man, dass da immer noch eine Steigerung möglich ist, die dann in einigen späteren Bond Beiträgen offenbart wird.


    Bond:
    Sean Connery im Debüt schon fast an der Perfektion. Er sah einfach verdammt gut aus, mit einer Virilität, die Frauen und Männer begeisterte. Allerdings perfektionierte er später noch die Kombination von Charme, Eleganz, Härt und Witz.


    Bondgirl:
    Ursula Andress war eine Augenweide, aber sorry, für mich war Sie nie ganz vorne dabei. Dafür ist ihr Charakter zu flach und ich fand dann doch einige Damen, die im Zusammenspiel mit den Bonddarstellern mehr Sexappeal an den Tag legten, Umwerfend sieht Sie in dem Kleid aus, bevor Sie sich zum Dinner zu Dr. No aufmachen. Selbst Bond betont dies in einer Szene.
    Ich denke für meine Bondgirl Top 10 könnte es doch noch reichen.


    Villain:
    Joseph Wiseman ist sehr, sehr spät als Dr. No zu sehen, aber der komplette Aufbau, bis endlich Dr. No komplett zu sehen ist, wird geschickt und spannend inszeniert. Alleine die Stimme als Prof. Dent ihm unterrichten möchte und Dr, No Dent eine letzte Chance gibt.
    Er strahlt eine überhebliche und gefährliche Aura aus. Allerdings kamen später noch bessere Villains hinzu, ikonisch bleibt Dr. No aber.


    Helfer:
    Jack Lord als Felix Leiter. David Hedison ist zwar mein Favorit, weil er sehr sympathisch wirkt und er einfach super mit Moore passte, aber Jack Lord ist ohne Frage der coolste von allen Felix Leiter Darstellern. Schade, dass man da schon früher keine Kontinuität reinbringen konnte. Auch Jack Lord ergänzte sich gut zu Connerys Bond. Beide sehr männlich, lässig, groß gewachsen.
    Persönlich meine Nr. 2 unter den ganzen Felixen.
    Quarrel ist eher, gerade aus heutiger Sicht, so ein Abziehbild. Sehr leichtgläubig, trinkt viel Rum, aber ein treuer Helfer. Ich finde John Kitzmiller nicht unsympathisch in seiner Rolle.


    MI6:
    Bernard Lee als M setzte wie Connery ein Ausrufezeichen. Schon hier zeigte er eine Autorität und dass er sich von Bond nicht an der Nase herumführen lässt, also einen genau so hohen Intellekt besitzt. "Bond, lassen SIe die Beretta heute mal hier," Schon im ersten Film wurde deutlich, dass Bernard Lee die perfekte Besetzung war.
    Lois Maxwell als Miss Moneypenny, ja, in den ersten vier Bondfilmen knisterte es soagr an Erotik. Maxwell war freilich jünger, wie Bond, und man spürte, dass beide gerne flirteten. Ich finde bis heute, dass Lois Maxwell in den ersten Filmen auch sehr gut aussah. Dazu kommt, dass Sie einfach bis zum Schluss immer charmanat und sympathisch war. Ähnlich wie bei Bernard Lee ist SIe bis heute die beste Besetzung.
    Q kommt noch nicht als Q vor, sondern als Waffenmeister Major Boothroyd und wird hier von Peter Burton dargestellt. Die kleinen Wortspiele und Neckereien zwischen Bond und ihm fehlen hier noch gänzlich. Im ersten Film wird Boothroyd noch trockener, strenger dargestellt.


    Bondgirls:
    Neben Honey Rider bestechen hier Eunice Gayson, die ja das tatsächliche erste Kino Bondgirl war/ist und Zena Marshall als Miss Taro von der Gegenseite.
    Beide Damen sehen sehr gut aus und agieren, harmonieren sehr gut mit Connery. Man spürt auch hier wie es knistert.


    Location:
    Bond reist nicht groß um die Welt, aber Jamaika reicht hier vollkommen. Man verspürt Lust diese Insel zu bereisen. Crab Key wirkt abenteuerlich. Die Farben sind satt udn warm, das unterstreicht den exotischen Abenteuerflair dieses Films.


    Setting/Bauten/Design:
    Ken Adam leistet ganze Arbeit. Dr. No's Versteck, die Innenräume sind einfach prachtvoll und luxuriös gestaltet. Nichts wirkt zuviel, nichts wirkt steril. Die Kombination zwischen technischer Moderne und dem kolonialen Stil der Kronleuchter, Gemälde, Tische etc. war wegweisend und brannte sich wohl insgeheim auch ins Gedächtnis vieler Menschen.
    Bondfilme sollten fortan überwiegend toll aussehen und das erwarten viele Zuschauer auch.


    Musik:
    John Barry zeichnete hier erst nur für die Orchestrierung des Bondthemes von Monty Norman verantwortlich. Jedes Mal wenn das Bondtheme ertönt, bekommt man das besondere Gefühl etwas tolles zu sehen. Selbst bei so simplen Szenen als Bond mit dem Flugzeug auf Jamaika antrifft.
    Der Rest des Scores bedient eher den Jamaika Flair, den damaligen Calypso Sound. Dazu gibt es her und da eine effektive Spannungsmusik. Insgesamt holt mich das weniger ab. Erst ab den nächsten Bondfilm wurde es besser, bevor es dann groß wurde.


    Main-Title:
    Maurice Binder bewies schon hier sein Talent. Allerdings war es noch Ausbaufähig. Sprich die Verbindung von Main Title und Handlung des Films oder die Silhouetten der nackten Damen, wofür Bond auch populär wurde, kamen später.
    Hier sieht man nach dem Ertönen des Bondthemes, passend zum Calypso Sound auch Silhouetten, die im passenden Rhythmus zur Musik tanzen.


    Wertung des Komplettwerks:
    Starke 7/10

  • Sehr gut strukturiert, etwas übersichtlicher als bei mir ;-),
    stimme in einigen Punkten mit dir überein, Connery lieferte eine herausragende Leistung und entbot diese praktisch den gesamten Film über,
    Ursulas Kleid wurde vom Bonde vollkommen zu Recht hervorgehoben, fürwahr,
    insgesamt sehe ich es ähnlich: Eine tolle Frau, aber tendenziell nahe am Mittelfelde, ihre Protagonistin ist nicht in allen Hinsichten perfekt geschrieben worden,
    in der Tat ist Jack Lord der coolste Felix, ich selbst ging ja, was bei dir ebenfalls anklingt, gar so weit Parallelen zu Bond zu ziehen - nun, und mit Rainer Brandt hätte ich mir die ersten beiden Bonddarsteller ebenfalls vorstellen können, kernig erklangen die 60er.
    Stimmt, Jamaica ist völlig ausreichend, es ist nicht der globalste Bondfilm, nirgends wird mehr gereist als in Moonraker, aber exotischer Eskapismus ist DN mitnichten fremd, LG

  • Willkommen im Club, Mr. Bond! Bin gespannt auf weitere Besprechungen!


    Bei Bernard Lee und Lois Maxwell stimme ich überein. Ich finde Lois in den ersten Filmen auch recht attraktiv. Insgesamt ist es erstaunlich, wie perfekt die Besetzung schon am Anfang war, mit Connery, Lee und Maxwell. Und einen Film später dann auch mit Llewellyn.

  • Ich hatte mal ein Gedankenspiel. Vielleicht besetzte man Felix in Goldfinger mit Absicht ein wenig älter, väterlicher und wollte halt kein US-Pendant zu James erschaffen. Denn schließlich sollte unser James auch in den USA DER Held blieben. Nicht, dass man auf die Gedanken kommen könnte: da ist ja wieder der coole Felix 8)


    Ja, Bernard Lee, Desmond Llewelyn und Lois Maxwell werden auf ewig mein Team beim Secret Service bleiben. Und Lois war ja auch noch etwas jünger, halt wie Sean, da machte das Flirten auch für den Zuschauer schon Sinn.

  • Nachdem das Franchise kurz vor seinem 60. Geburtstag – um mit Bond selbst zu sprechen – „an einem toten Punkt angelangt“ ist, bin ich mit DN zum Ursprung zurückgekehrt. Anstelle einer 300-Millionen-Dollar-Materialschlacht von bleierner Schwere herrscht hier überall der Zauber des Anfangs: Mit geringen finanziellen Mitteln, aber umso mehr Elan und Kreativität wird her aus lauter bekannten Versatzstücken eine eigene Legende geschaffen, statt anderer Leute Lebenswerk abzuwickeln. Ich war schon immer ein großer Fan der Nr. 1, die auch mein erster Bond war, gestern fand ich ihn besonders erfrischend. Der Film ist der zelluloidgewordene Beweis, dass auch bei Mainstreamfilmen Enthusiasmus jedes Budget mehr aufwiegt.


    All die Standards, die der Film gesetzt hat, wieder aufzuführen, hieße Eulen nach Athen tragen. Ich möchte hier nur auf einen Punkt eingehen, der mir gestern besonders aufgefallen ist:


    Es heißt ja immer wieder, Connerys Bond sei weniger Mensch als Superheld, an dem letztlich alles abprallt, Geschosse wie Gefühle. Doch: Wie wohl kein anderer Film bis zu Dalton – vielleicht nicht einmal OHMSS – zeigt DN James Bond als Menschen. Man beachte: Bond wird in seiner Freizeit eingeführt. Wir erleben ihn am Spieltisch, beim Flirt mit Sylvia, bei sich zu Hause, ehe er zu seiner Mission aufbricht. Wie erfahren, dass er vor Beginn der Handlung monatelang im Krankenhaus lag. Vor dem Abflug beginnt er noch die erste – und bis NTTD – einzige filmübergreifende Beziehung mit einer Frau. Sylvia kehrt in FRWL zurück und sollte eigentlich auch in den späteren Filmen als Bonds feste Freundin ihren Platz haben – denn auch der zweite Film zeigt Bond zunächst im Privatleben (wie auch GF unmittelbar nach der PTS). Bisher war ich der Ansicht, dass Sylvia aufgegeben wurde, weil Moneypenny und sie von ihrer Funktion her zu ähnlich sind: einmal der gehörnte (Sylvia), dann der vergeblich schmachtende (Moneypenny) Dauerflirt. Hinzu kommt aber sicher, dass die Darstellung der privaten Seite Bonds immer mehr aufgegeben wurde, und sei es auch nur als eher komödiantischer Background. Als solcher reichte die Tändelei mit Moneypenny, die den Feierabend oder gar Bonds Wohnung aber nicht erreicht. In der MI6-Szene von DN ist es übrigens eher Bond, der Moneypenny – wenn auch spielerisch – anflirtet, schon ab dem nächsten Film sollte er ihre – ironischen, aber doch ernsten – Flirtversuche spielerisch abzuwehren beginnen. Ein weiterer Schritt in die Ungebundenheit jenseits des Beruflichen und der konkreten Missionen.


    Die Praxis, Bond in seinem Privatleben einzuführen, ist EON übrigens sowohl mit Lazenby als auch mit Moore treu geblieben: Mit Lazenby gehen wir an den Spieltisch und zum Stelldichein mit seiner Tischnachbarin, mit Moore sind wir zu Gast bei Bond – beides Reminiszenzen an DN. Und wie in DN lässt M Bond in OHMSS suchen, in LALD sucht er ihn zum einzigen Mal persönlich auf.


    Bemerkenswert ist, wie wenig einem eigentlich bewusst ist, dass Bond in seinen ersten Leinwandminuten überhaupt überwiegend als Privatperson agiert. Warum ist das so? Weil er als Privatmann gleichen Interessen frönt, wie es sein Beruf von ihm verlangt bzw. ermöglicht. Connerys Bond muss nichts kompensieren, er genießt das Leben, das er sich erwählt hat, und er ist mit sich absolut im Reinen. Er hat seine Werte (Sorge um Honey, Unbestechlichkeit gegenüber Dr. No) aber er ist sicher, hier ist Dr. Swann zu widersprechen, kein „guter Mensch“. Sein Verhalten gegenüber Miss Taro zeugt von einem sehr eigenwilligem Verständnis von Nächstenliebe, ihre Reaktion nach ihrer Verhaftung ist nicht unangemessen, unabhängig von ihrer eigenen Rolle. Und vor allem: Bond geht ohne Skrupel über Leichen, wenn „es sein muss“, und dabei lässt er manchen Gegner auch genüsslich ins offene Messer laufen. Die diebische Freude, mit der er die Falle für Dent vorbereitet, spricht Bände, ebenso dessen gar nicht mal nötige Exekution. Letztere scheint mir übrigens eine direkte Blaupause für die PTS von CR zu sein. Für einen Neuanfang ein naheliegender Rückbezug, aber eben: nicht neu.


    So sehr Bürger und Berufskiller Bond sich gleichen, so sehr er bemüht ist, nichts und niemanden zu nah an sich heranzulassen, sehen wir auch während der Mission immer wieder den Menschen James Bond, sehen wir Momente der Einsamkeit, Erschöpfung und Schwäche, in denen er zur Entspannung zum Alkohol greift – ohne dass dies bereits pathologisch erschiene. Wie Bond sich nach einem langen Tag müde in seinem Hotelzimmer in einen Sessel sinken lässt, wie er sich, als er auf Dent wartet, die Zeit vertreibt, indem er eine Patience legt … Das sind tolle kleine Momente, so wortlos wie sprechend.


    Und etwas, was dem Lazenby-Bond immer wieder gerne vorgeworfen wird, legt auch Connerys 007 in DN offen an den Tag: Dieser Bond hat Angst, siehe seine Panik vor der Spinne, sein Unbehagen als Gefangener Dr. Nos, das ihm so deutlich anzumerken ist, dass sogar Honey es kommentiert. In dieser Szene fragt man sich kurz, wer sich hier eigentlich an wem festhält. Später ist Bond sichtlich beeindruckt von Dr. Nos Wohnbereich, und danach gelingt es ihm kaum, seinen Gegenspieler aus der Reserve zu locken. Er wird verprügelt und trägt sichtbare Blessuren davon: Bond blutet nicht erst in LTK oder ab CR. Er stößt schon in DN an seine Grenzen. Doch er wächst über sie hinaus.


    Nicht wenige Fans, die mit Lazenby hadern, halten der Neubesetzung Bonds in OHMSS immerhin „zugute“, dass sie sich Connerys gefühllosen Super-Bond in diesem Szenario nicht hätten vorstellen können. Zu der Fraktion gehörte ich nie, da Connery auch in den Filmen nach DN immer wieder kurz wirkliche Anteilnahme aufblitzen lässt. Warum sein Bond nicht mehr davon zeigt? „Nur so kann ich überleben“, würde der Brosnan-Bond wohl antworten. Aber dass auch Connerys Bond eine menschliche Seite hat und in OHMSS Liebe und Leid hätte erfahren können … Um mit Craig zu sprechen: „Da bin ich mir sicher.“

  • (...)
    Es heißt ja immer wieder, Connerys Bond sei weniger Mensch als Superheld, an dem letztlich alles abprallt, Geschosse wie Gefühle. Doch: Wie wohl kein anderer Film bis zu Dalton – vielleicht nicht einmal OHMSS – zeigt DN James Bond als Menschen. (...)

    Ich bin mir sicher: Wenn Sean Connery 1962 eine ähnlich einfühlsame Film-Besprechung hätte lesen können, seine "Bond-Müdigkeit" hätte weniger "Futter" bekommen! In meiner Rang-Liste befindet sich DN auf Platz 5 (je nach Stimmung halte ich aber einen höheren Platz jederzeit für möglich). Leider war er nicht mein Einstieg ... erst etwa zwei Jahre nach Moonraker hatte ich dann 1981 die Chance, ihn im Kino zu bewundern. Mit MR wurde mir Michael Scheingrabers Buch "Die James-Bond-Filme" zugänglich. Irgendwie ging ich zuerst sogar noch davon aus, die frühen Bonds seien noch in schwarz-weiß gedreht worden!
    Der exotische Bilder-Bogen in sattem Technicolor, den ich dann wahrnehmen durfte, verzauberte mich umso mehr!


    (...) Connerys Bond muss nichts kompensieren, er genießt das Leben, das er sich erwählt hat, und er ist mit sich absolut im Reinen. (...)

    Und genau hierbei handelt es sich vermutlich um den zentralen Aspekt, der nicht nur für mich ausschlaggebend war, James Bond zum "Schrittmacher" und zur "Blaupause" des eigenen Lebens zu machen. Es bleibt nicht aus, dass ich diese Empfehlung auch an kommende Generationen weitergebe ... aus vollem Herzen!


    Und: Vielen Dank für diese Besprechung, Feirefiz!
    Dr. No war vor ein paar Wochen einer der ersten Bonds, die ich nach Kinostart des letzten sah. Jetzt brenne ich darauf, dank dieser Deiner Anmerkungen, ihn in den nächsten Tagen ein weiteres Mal zu geniessen!

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