DER FILM: GoldenEye

  • Ach so - danke. Okay - mit dem Satelliten gibt's eine Parallele beim Bedrohungsszenario (die dann bereits mit DAD erneut aufgegriffen werden sollte). Das finde ich aber definitiv viel zu wenig, um hier von "deutlichen Anleihen" zu sprechen.

  • Ach so - danke. Okay - mit dem Satelliten gibt's eine Parallele beim Bedrohungsszenario (die dann bereits mit DAD erneut aufgegriffen werden sollte). Das finde ich aber definitiv viel zu wenig, um hier von "deutlichen Anleihen" zu sprechen.

    Von "zu wenig" würde ich nicht sprechen, da dieses Szenario sowohl in DAF als auch in GE nicht nur das Haupt-Werkzeug des Antagonisten , sondern sogar Namensgeber beider Filme war!

  • Mr. Sean Bean erweckt in mir beim Konsum von GE meist den Eindruck, das die Rolle des Alec Trevalyan eventuell nur auf dem Papier funktioniert. Seine zahlreichen Sprüche welche den Bondcharakter treffsicher psychologisch auseinander nehmen 'könnten', laufen für mich sofort ins Leere, sobald ich über Alec's eigene kontinuierlichen Handlungen nachdenke, die seine stetigen gehässigen Vorwürfe gegenüber Bond wie einen einzigen Widerspruch wirken lassen. Die reizvolle Idee, das der Böeswicht dem Helden auf gewisse Weise einen dunklen Spiegel vorhält, hat im Kino ja eine recht lange Tradition. Aber selten wirkte sie auf mich dermaßen disfunktional und aufgesetzt wie bei Alec. Dazu serviert uns Bean hier eine - gemessen an den bedeutungschwangeren Dialogen und dem implizierten persönlichen Drama der Figur - eine merkwürdig, blasse, artifiziell anmutende Performance, in der imho nur ein einziger Emotionsausdruck authentisch wirkt: Wut. Oder um es noch etwas drastischer auszudrücken: Ich bin in den letzten 28 Jahren nie über den Punkt hinaus gekommen, hier in erste Linie Sean Bean dabei zu beoachten, wie er diverse auswendig gelernten Dialoge für diese Eon-Produktion abspult, die für sich gesehen, zwar mit einer gewissen Cleverness geschrieben sind, aber bei mir im fertigen Produkt als Zuschauer nur wie gewollte Schauposerei ankommen und stets aus dem Handlungsfluß reißen. Das spätere schauspielerische Ouvre von Bean hilft nun auch nicht gerade dabei, seine Rolle als 006 herausragend und einzigartig wahrzunehmen, da man ihn imho einfach zu oft einen sterotypen Bösewicht mit möglichst brutalem Abgang verkörpern ließ. Da wäre dann noch der Gebursjahrgang des Herren: Das ein Liebespaar 1945 die Lienzer Kosakentragödie überlebt, und dann beachtliche 14 Jahre später (1959) einen Sohn zu Welt bringt, nur damit der Vater wenig später auf die Idee kommt ihn aus Schamgefühl zu einem Waisen zu machen, wirkt dermaßen unglaubwürdig, das ich das von vornherein direkt verdrängen muß, um diese Rolle noch halbwegs ernst nehmen zu können. In der deutschen Synchro-Fassung von GE gesellte sich für mich beim Release noch ein weiteres Problem dazu: Sein Sprecher Norbert Langer war für mich als junger Bondfan eine ganze Weile in erste Linie vorallem als Stimme des Erzählers auf den James Bond-Hörspiel-Kasetten vom Label Europa prägnant. Diesen stets von Bond's Abenteuern begeisterten Erzähler, dann als bond-analytischen Bösewicht zu hören, überforderte mich bezüglich des Faktors 'Bedrohlichkeit von 006' als jungen Fan extrem. Mal ganz abgesehen davon, das das erste Abtreten der Figur im Pre-Title mehr gravierende Fragezeichen hinterläßt, als später beantwortet werden, aber das Fass will ich hier gar nicht erst aufmachen. Einzig physisch finde ich den Part gelungen, was besonders im Endfight zum tragen kommt, und ich vermute mal, hier liegt das Hauptaugenmerk der Allgemeinheit. Denn irgendwas muß es ja sein, was die große und heutzutage sehr mitteilsame Fanfraktion so sehr an ihm schätzt, das er oft als einer der 'gelungsten' Gegenspieler im angeblich 'besten' Bondfilm genannt wird, was mich wie gesagt stets nur völlig kopfschüttelnd zurückläßt.

  • Das ein Liebespaar 1945 die Lienzer Kosakentragödie überlebt, und dann beachtliche 14 Jahre später (1959) einen Sohn zu Welt bringt, nur damit der Vater wenig später auf die Idee kommt ihn aus Schamgefühl zu einem Waisen zu machen, wirkt dermaßen unglaubwürdig,

    Definitiv. Hab mich auch schon gefragt, wie das zeitmässig aufgehen sollte. Auch sonst fand ich das mit den Lienzer Kosaken als Aufhänger für 006s "Motivation" stets etwas weit hergeholt, zumal die ganze Sache damals schon 50 Jahre zurücklag.


    das er oft als einer der 'gelungsten' Gegenspieler im angeblich 'besten' Bondfilm genannt wird

    Grad wenn ich an Oberhauser aka Blofeld und Konsorten aus der Craig-Ära denke, so halte ich Trevalyan für solide. Mehr aber nicht. Wie auch der ganze Film GE.

  • GE lief neulich im TV und habe ich kurz reingeschaut. Dabei fiel mir die erste Szene nach dem Titel (die Fahr in Monaco im DB5 "gegen" Xenia Onatopp) sehr negativ auf. Die Zeiten habe sich gewandelt, aber sozusagen ein illegales Autorennen auf öffentlichen Strassen am helllichten Tag ohne auch nur den geringsten Grund (Bonds übersteigertes Ego lasse ich jetzt nicht gelten) unter Inkaufnahme diverser Kollateralschäden, geht einfach gar nicht. Zudem gibt Bond ja in der ganzen den vollen chauvi-arroganten Kotzbrocken, wie wohl noch nie zuvor in einem Bond-Film. Die Intention war wohl, einen auf "cool" zu machen, was aber m.E. rein gar nicht funktioniert hat. Was war da das Zeilpubikum: 15-Jährige mit Traumberuf Autoposer? Für ein halbwegs "erwachsenes" Publikum kann so was jedenfalls nicht ernsthaft gedacht gewesen sein. Da wirken ja sämtliche(!) Szenen in MR insgesamt stimmiger. Gerade auch an dieser Szene zeigt sich, dass die Macher nach sechsjähriger Pause noch nicht wieder ganz sattelfest waren.

  • Ja, unter diesem Aspekt ist diese Szene schon sehr fragwürdig. In Goldfinger lässt sich Bond ja auch fast von Tilly reizen, bewahrt aber dann die Disziplin. Ob er weiter Gas gegeben hätte, wenn es nicht um die Verfolgung von Goldfinger gegangen wäre... Auch Tracy verfolgt er ja am Anfang von OHMSS. Wobei das alles bei den fast leeren Straßen der 60er noch eine ganz andere Wirkung hatte als auf einer touristisch frequentierten Serpentinenstraße. Neben dem Thrill steht ja auch im Vordergrund, die Psychologin einzuschüchtern, die das seltsamerweise auch alles durchgehen lässt und eher wie eine Psychologiestudentin im ersten Semester wirkt. Das sind leider alles so Dinge, die GE immer etwas gewollt erscheinen lassen. Das Zielpublikum war vermutlich die eher jugendliche Gamer-Generation, die man ja mit dem zeitgleich erschienenen Spiel tatsächlich ziemlich beeindruckt hat. Und bei der Handlung hat man dann gleich in Levels gedacht. Level 2 - Straßenrennen gegen Xenia.

  • In Goldfinger lässt sich Bond ja auch fast von Tilly reizen, bewahrt aber dann die Disziplin [...]. Auch Tracy verfolgt er ja am Anfang von OHMSS. Wobei das alles bei den fast leeren Straßen der 60er noch eine ganz andere Wirkung hatte als auf einer touristisch frequentierten Serpentinenstraße.

    Definitiv. Diese Szenen sind m.E. nicht wirklich mit jener aus GE vergleichbar. Einerseits sind sie weit "harmloser", andererseits war die Zeit 30 Jahre zur eine ziemlich andere. Und wie Du richtig bemerkst: Gerade in GF behält Bond seine Disziplin. Überhaupt etwas, das den Bond bis Ende der 1980er ausmachte: Wohl zeigte er mitunter durchaus Emotionen, war aber immer ganz Profi und diszipliniert. Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Beides kann man in besagter GE-Szene nicht behaupten. Da wirkt er vielmehr wie ein hedonistischer Halbstarker. Hauptsache Spass! Etwas ähnliches wiederholt sich ja zwei Jahre später in TWINE bei der Verfolgungsjagd im Parkhaus. Auch da freut sich Bond wie ein Kleinkind auf der Achterbahn und nimmt ganz bewusst die unnötige Gefährdung unbeteiligter Dritter in Kauf.

  • In der Tat hat mich dieses illegale Autorennen schon beim ersten Sehen von GE wegen dieser rücksichtslosen Glorifizierung von Straßenrennen brutal gestört.

    ... ganz zu schweigen von der rücksichtslosen Glorifizierung von 70er-Jahre-Pornos durch den dabei zu hörenden Soundtrack.

  • Ergänzung zu Martins Beitrag: Tatsächlich ist das GE-Spiel auf dem N64 erst durch den Hype nach dem Film entstanden und erschien erst 1997.

    Mit dem Appeal für die sexuell-frustrierten, möchtergern-coolen Halbstarken hast du sicherlich recht, meine aber, dass man dann keine halben Sachen hätte machen dürfen und Bond hier schon seinen Z3 hätte geben sollen.

    So oder so bleibt die Szene ein Unding.

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