Ich persönlich würde die Produzenten auch nicht aus der Verantwortung entlassen wollen. Schließlich sind sie die Oberhirten des Franchise und geben die allgemeine Marschrichtung vor. Trotzdem finde ich deine Sicht der Dinge etwas erläuterungsbedürftig, Martin. Broccoli und Wilson haben Lee Tamahori und Co. sicher nicht gezwungen schlechtere Filme zu drehen. Das Problem liegt meines Erachtens tiefer. Auch den Regisseuren ist doch in der Inszenierung meist nicht mehr eingefallen als Standard-Klischees und 08/15-Bondrituale abzurufen. Wirkliche Impulse kamen da keine. Und da liegt für mich das Kernproblem. Die früheren Filme konnten die Serie jeweils mit meist frischen Ideen bereichern, während die Brosnan-Filme teilweise nur noch die altbekannten Standards der Marke Bond bemühten ohne sich jedoch wirklich eigene Meriten zu erwerben. Und davon kann man die Regisseure einfach nicht freisprechen. Sie drehen die Filme und müssen dafür sorgen, dass sie am Ende frisch, modern und dynamisch daherkommen.
Aber was hätte denn den Regisseuren auch während der Inszenierung noch einfallen sollen, mit einem vorgegeben Drehbuch und einem in Stein gemeißelten Starttermin? Zum Teil ist wohl auch MGM mit verantwortlich. Das Problem sehe ich noch nicht mal darin, dass es keine neuen Ideen gab. Die gab es doch eigentlich bei jedem Brosnanfilm. Das Problem ist eher, dass sie nicht konsequent zuende gedacht wurden. Und das sind doch dann die Hausaufgaben der Produzenten bei der Entwicklung des Drehbuches. Die Grundidee hinter TND war ja "Worte sind die neuen Waffen, etc". Trotzdem benutzt Carver am Ende dieselben konventionellen Methoden wie Blofeld, Stromberg und Co. Das hätte Spottiswoode aber nicht mehr lösen können ohne das gesamte Finale umzuwerfen. Auch TWINE hatte einen innovativen Ansatz mit einem erstmals weiblichen Hauptvillain und einem persönlichen Konflikt Bonds aufgrund seiner "fatal weakness". Im alten Forum gab es vor einiger Zeit mal den User Emilio, der der Meinung war, dass es dramaturgisch viel wirksamer gewesen wäre, statt King M am Anfang sterben zu lassen, und auch auf ein Happy End zu verzichten. Aber diese Impulse hätten von den Produzenten ausgehen müssen. Apted hat ja in einem Interview kürzlich mal gesagt, dass er ständig Ideen hatte und die Produzenten meistens dagegen waren.
Dasselbe bei DAD. Ein Bond, der in Gefangenschaft gerät, des Geheimnisverrats bezichtigt wird und sich rehabiltieren muss, war an sich innovtiv, mutig und neu. Aber wie bei den früheren Brosnans verliert sich das am Ende in einem mutlosen Kuschelkurs. Im Prinzip hätte aus TWINE und auch DAD schon sowas wie SF werden können. Auch Purvis und Wade haben in einem Interview gesagt, dass DAD ursprünglich viel düsterer geschrieben war. Sicher hat auch Tamahori viel vergeigt, aber BB und MGW hätten jederzeit ein Veto gegen Tsunamisurfen etc. einlegen können.