Ich habe auch über zwei der drei Craigfilme durchaus keine vernichtenden Urteile zu fällen, meine Kritik ist eher als eine Art bewusstes Kontrastprogramm gegen all jene zu verstehen, die sie als beispiellose Meisterwerke feiern.
Ich glaube, dass man hier mehr differenzieren muss. "Casino Royale" und "Skyfall" wurden bei ihrer Premiere weitestgehend als Meisterwerke gefeiert, aber mit ein paar Jahren Abstand werden diese beiden Filme häufig nur noch als "sehr gut" bezeichnet. Wie bei jedem neuen Bondfilm ist nach der Anfangseuphorie auch irgendwann der Lack etwas ab. Für den einen mehr, für den anderen weniger. "Quantum of Solace" war von Beginn an ein sehr polarisierender Beitrag, der mittlerweile in der Breite ein ähnliches Schicksal wie "Die Another Day" erlitten hatten. In seinem Erscheinungsjahr von vielen Bondfans noch recht positiv aufgenommen, sank das Ansehen des Streifens in der Folge rapide. Von daher weis ich gar nicht, ob die Craig-Fraktion (zu der ich mich teilweise auch zählen muss; mein Favoriten sind allerdings Connery und Dalton) die Filme als "beispiellose Meisterwerke" wahrnimmt. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht so (u.a. weil die Craigianer sich lange mit massiven Anfeidungen gegen ihren Liebling konfrontiert sahen), aber wenn ich die vielen Diskussionen und Meinungen hier im Forum betrachte, scheinen die Craig-Anhänger meist einen Favoriten zu haben ("Casino Royale" oder "Skyfall"), während die beiden anderen Filme meist nur als "gut" oder sogar als schwächer ("Quantum of Solace") betrachtet werden.
Ich selbst finde nur "Casino Royale" überragend und habe diesen in meiner Besprechung als "Meisterwerk" tituliert, weil ich finde, dass er mit den großen Klassikern der Serie auf einer Stufe steht und diese beispielsweise in der Charakterzeichnung sogar übertrifft. "Quantum of Solace" hat in der Tat unübersehbare Schwächen, dennoch mag ich den Film als mutiges, unkonventionelles (filmisches) Experiment. Etwas ähnliches werden die Macher wohl nicht mehr so schnell wagen. Mit "Skyfall" habe ich gewisse Probleme, weil ich bestimmte Elemente als zu oberflächlich und beliebig umgesetzt empfinde. Dennoch ein sehr guter Bondfilm. Von daher würde ich nicht sagen, dass die Craig-Filme - zumindest für mich - beispiellos sind. Sie stehen nur in einem deutlichen Gegensatz zu der Brosnan-Ära, wo die Serie teilweise mehr verwaltet als gestaltet wurde. Man muss nun die Craig-Filme nicht unbedingt toll finden, aber sollte doch immerhin zugestehen, dass die Macher hier recht mutig die Flucht nach vorn angetreten haben, um dem Franchise neue Impulse zu geben, anstatt sich auf der gängigen Action-Blockbuster-Schiene der Neunziger auszuruhen...