Freut mich sehr wieder was von Dir zu lesen, Ahab !
Dito!
Die Klingonen sind natürlich für alle alten Trekkies und Trekker extrem gewöhnungsbedürftig. Wobei ich mich weniger am 'Game of Thrones'-artigen (ja, hab' ich genauso empfunden, Martin ) störe, als vielmehr an der Effizienz ihres komplett überarbeiteten Designs. Durch den neuen 'Mode-Schau'- oder 'Kostümball'-Aspekt wirken diese neuen Klingonen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkter als bisher, körperlich merkwürdig statisch und manchmal regelrecht 'eingefroren'. Nicht gerade optimal für eine eigentlich so agile Kriegerrasse. Auch die geradezu barock-ausladenden, verschwenderisch anmutenden Inneneinrichtungen ihrer Schiffe stehen für mich ein wenig im Widerspruch zu dem bisher doch recht spartanisch anmutenden Räumlichkeiten der Klingonen in den letzten 50 Jahren. Ganz besonders irritierend wirkte auf mich das Design der 'Jäger' in der Folge Choose your pain, mit diesen Glaskugel-Cockpits. In jedem Star Wars-X-Wing würde ich mich bei einem Gefecht sicherer fühlen.
Das stimmt. Man weiß bei dem Design in etwa, wie man sich eine klingonische Oper vorzustellen hat. Ich finde es auch ein bisschen schade, dass man innerhalb des Franchises sich wieder rückwärts bewegt und die Klingonen zu Feinden macht, nachdem man sich hier mit 'Das unentdeckte Land' und TNG schon angenähert hatte. Insofern spiegelt die Serie wohl auch unfreiwillig das neue Kalte-Kriegs-Denken, das sich in der Weltpolitik findet.
Mir wäre es lieber gewesen, das ganze Setting in die Zukunft nach TNG zu übertragen und aus den Klingonen gleich eine neue Alienrasse mit eigenem Design zu machen. Das hätte auch viele offene Fragen um den Sporenantrieb vermieden. Das ist überhaupt einer meiner Hauptkritikpunkt am gesamten Franchise seit Enterprise. Man will auf der einen Seite eine glaubwürdige Zukunft auf der technischen Höhe der Zeit zeigen, hat aber gleichzeitig irgendwie Angst vor der wirklichen Zukunft und macht aus ST eine Art Retro-Franchise. Und kreist thematisch um die Kirk-Ära wie eine Motte ums Licht. Dabei existiert eine Generation, die mit TNG viel mehr anfangen kann.
Vielleicht ist das eins der vielen Zugeständnisse an die Star-Wars-gewöhnten Zuschauer, wo ein gebraucht und retro aussehendes Design ja von Anfang an den Reiz ausmachte. Das ist ebenfalls ein Kritikpunkt meinerseits. Dass man zum Beispiel noch vor Kirk plötzlich allgmein mit holografischen Projektionen á la Star Wars kommuniziert, wirkt schon etwas befremdlich.
Grundsätzlich empfinde ich diese erste Staffel-Hälfte als eine der souveränsten im gesamten Franchise. Und mich verwundern diverse Alt-Fans die angeblich schon nach den ersten 2 Folgen die Flinte ins Korn warfen. Schließlich durchlief JEDE neue Trek-Serie nach dem TOS (und TAS)-Urknall erstmal eine gewisse Selbstfindungsphase.
Und angehemer Weise wirkt Discovery, mit seinen bisher recht clever implizierten Über-Themen wie Diversität, Ökologie, Gender, Pluralismus etc. trotz aller Düsternis auf reflexive Art wie die ersehnte Fortführung der roddenberry'schen Grundideen.
Das sehe ich auch so. Obwohl ich die so berüchtigte erste Staffel TNG weit positiver sehe als im Fandom üblich, versprühen bereits die wenigen Folgen DIS so viel Spaß wie andere Serien erst in wesentlich späteren Staffeln.
Gespannt bin ich, wie DIS das heute so beliebte kontinuitive Erzählen mit den für ST eher üblichen Folgen um Phänomene im Stil von Twilight Zone verbindet. Hier muss ich sagen, dass mich die Zeitreisefolge mit Mudd, die diesem Stil am nächsten kommt, auch am meisten begeistert hat.