Unser sehnlichst erwartetes Bondwerk wurde uns zwar erstmal verwehrt, aber die Trekkies (oder Trekker) unter uns hatten ja derzeit eine bedeutende 'Franchise-Party' ganz anderer Natur zu feiern - vorausgesetzt man hatte die Möglichkeit das 'Ding' per amazon prime (sei es als 'Gast' oder direkter Abonnent) 'abzugreifen'. Falls ihr wie ich zu denen gehört die dieses Franchise-Update hinter sich haben, würde mich natürlich eure Meinung dazu brennend interessieren.
Hier mal kurz und grob meine Gedanken dazu:
Stärken: Château Picard. Die darstellerischen Leistungen - allen voran die der Titelfigur. Die vielen gelungen 'Fanservice'-Momente. Die allgemeine Gebrochenheit der Helden-Charaktere. Die Franchise-zusammenführenden Querverweise und Handlungselemente aus gleich mehreren Trek-Serien und Trek-Epochen - inkl. der Kelvin-Timeline. Und allen voran der Umstand, das der in seiner bisherigen 'Funktion' als Abschlußwerk stets unbefriedigende Kinofilm 'Nemesis' nun nicht mehr den Endpunkt der 'The Next Generation'-Erzählungen darstellt, aber gleichzeitig einige seiner durchaus interessanten Handlungsaspekte (Stichwort: 'Blue Skies') weitergeführt werden.
Schwächen:
Bis auf Data's endgültigen Tod und die ensprechend bestechende gelungene und bewegende Sequenz wird uns ein äußerst unbefriedigendes Serienfinale serviert. Außerdem imho etwas zu viel der grenzenlosen Ehrerbietung für 'Picard'. Respekt ja, Vergötterung nein. Zumal TNG im Nachgang und angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung so reflektiert werden kann, dass die Serie wie die Gesellschaft damals in mancher Hinsicht naiv und überheblich war in ihrem unantastbarem Idealismus. Hier hätte ich eine demütige Note in der Nachbereitung erwartet. Gerade auch zum Thema KI. Aber nein, die ganze vorher aufgebaute Problematik wird abgefrühstückt in einem Satz, damit die Guten gewonnen, und die Bösen, die man kaum kennen gelernt hat, verloren haben. Ein Happy End mit 1000 Lücken. Man hätte besser in den ersten Folgen Gas gegeben sollen mit der Kern-Handlung, und die Story dann am Ende entsprechend besser auserzählen. Die Dramaturgie dieser Staffel wirkt auf diese Weise im Gesamtbild kraft-und saftlos wie der alte Picard. Ein unbemühtes Storytelling mit vielen Fanschmankerln ausdekoriert. Dabei hat die Serie extrem viel Potential. Aber immer wenn dieses - unabhängig von den Fanschmankerln - sich entfaltet, wird es dann doch bald wieder abgebrochen. Und ich habe den Verdacht, dass das mit der Unterwerfung unter die Figur Picard zu tun hat. Dieser alte Mann muss immer wieder in eine Position gebracht werden, die den Plot bricht. Welche Funktion hat die Rolle Picard abgesehen von dem Aspekt seine Lebensgeschichte weiterzuverfolgen (seine Gefühle und alten Gefährten Wiedersehen und z.T. neu kennen zu lernen) hinaus? Er repräsentiert die alte Sternenflotte, aber analog zu unserer Zeitgeschichte kommen von ihm KEINE Lösungen. Nur idealistische Überschriften. Die Lösungen sind dann die Abbrüche im Plot. So nach dem Motto: Sprüche reichen zur Rettung. Der Mechanismus, also der Lösungsweg, braucht dann nicht mehr gedacht und erzählt werden. Nur mal die letzten Minuten der Finalfolge: Wie können Androiden sofort wieder erlaubt sein ohne näheres Verfahren oder wenigstens einer dargelegten Überlegung? Was ist mit Commodore Oh? Warum ist Agnes Jurati plötzlich glücklich verliebt und Teil der Crew, wo sie doch eben erst ihren Geliebten getötet hat und sich dafür verantworten müsste und eigentlich auch emotional mitgenommen sein müsste? Hier hat man es sich erzählerisch verdammt leicht gemacht. Alle Konflikte sind unerklärt gelöst, einfach nur weil Picard eine moralische Instanz ist. Wieso, weshalb, warum? ...weiß man nicht, es wird einfach darüber hinweg gegangen.
Unterm Strich funktionieren die ersten beiden 'Discovery'-Staffeln bisher meiner Meinung nach insgesamt DEUTLICH besser, und sind somit imho das stärkste was dieses Franchise im 21. Jahrhundert bisher zu bieten hatte. Dahinter würde ich objektiv Abram's polarisierenden 2009er-Rebootfilm einordnen (nur diesen einen Film wohlgemerkt - auch wenn 'Into Darkness' mein persönlicher 'Quantum of Solace'-artiger Underdog im Trek-Universum ist) und aufgrund besager Problematik erst an dritter oder sogar vierter Stelle 'Picard'. Tatsächliche ERZÄHLERISCHE Stärken - außerhalb des sehr verzückenden Fanservice und fandom-versöhnlichen Charakters - sind bei 'Picard' kaum auszumachen. Der Plot hat eigentlich viel Potenzial, aber die Kern-Thematik wird am Ende doch weitesgehend verschenkt. Einzig die Darstellerleistungen darf man objektiv als souverän ansehen. Für eine Konsum-Empfehlung für die Allgemeinheit reicht das leider nicht.
Update meines persönlichen Star Trek-Serien-Rankings:
1. The Next Generation (1987-94)
2. The Original Series (1966-69)
3. Discovery (2017-19)
4. Deep Space Nine (1993-99)
4. Voyager (1995-2001)
5. Picard (2020)
6. Enterprise (2001-05)
7. The Animated Series (1973)
live long and prosper...