Na hallo liebe Windmühlen...
Zu Göring-Eckhardt: Natürlich ist das mal wieder extrem unglücklich ausgedrückt, wenn das echt so gesagt wurde. Ich hab das jetzt nicht mitbekommen, aber wenn du das schreibst Olli, wirds schon so sein. Ich würde das allerdings so interpretieren, dass sie durchaus gemeint haben könnte, dass unser demografischer Wandel zu Problemen in der Rentenfinanzierung (und der der Sozialsysteme allgemein) in den nächsten Jahrzenten sorgen wird. Um daran etwas zu ändern brauchen wir nicht nur Akademiker. Ein kurzes Beispiel aus meinem Leben als Selbstständiger mit kleinem Handwerksbetrieb: Begabte und vor allem willige Mitarbeiter zu finden ist nahezu unmöglich geworden. Vor allem bei unseren geschätzen höchst deutschen Jugendlichen aus gutem Hause. Da macht sich kaum noch jemand die Hände schmutzig. Das Handwerk scheint für die allerwenigsten eine Option zu sein. Lieber erst mal studieren. Jetzt dürfte langsam klar werden, worauf ich hinaus will. Fleißige, lernwillige und begeisterte Mitarbeiter sehe ich inzwischen eher in Familien mit Migrationshintergrund.
Da kommt jetzt höchstwahrscheinlich der Einwand, dass es ja sooo viele schwarze Schafe und Schmarotzer unter denen gibt. Wirklich? Das Beispiel der Rumänen und Bulgaren, welches unser (meiner Meinung nach unhaltbarer) Innenminister Friedrich neulich herausgestellt hat (http://www.spiegel.de/politik/…-aus-der-eu-a-926609.html) taugt dazu zum Beispiel eher nicht:
ZitatNach Auskunft der Bundesregierung vom April 2013 belief sich Ende 2012 die Arbeitslosenquote der Bulgaren und Rumänen in Deutschland auf 9,6 Prozent. Sie ist damit "signifikant niedriger als bei den Ausländern insgesamt (16,4 Prozent)".
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/…egen-europa-a-926883.html
Wie ich finde ein sehr lesenswerter Artikel.
Dass es selbstverständlich Verbesserungsbedarf bei den Beschäftigungszahlen von Ausländern im Gesamten gibt (eine Quote von 16,4%) ist unbestritten. Aber solange Asylwerber und Flüchtlinge hier in Deutschland weder Deutschkurse noch die Chance auf Arbeit während ihres Aufenthalts bekommen obwohl sie regelrecht darum kämpfen spricht eine deutliche Sprache, wo die Sache auch im Argen liegt. Ich persönlich kenne einen Flüchtling aus Ghana der mit einem der viel beschriebenen Bote in Italien angekommen ist. Als einer der wenigen die überlebt haben. Um ihn herum sind die Menschen gestorben bei dem Versuch nach Europa zu kommen. Und jetzt sitzt er hier seit zwei Jahren, bekommt keinen Deutschkurs obwohl er einen will (er versucht so viel wie möglich von Freunden zu lernen) und Arbeit bekommt er erst recht keine obwohl er nichts anderes möchte. Gleichzeitig würde ich ihn sofort einstellen, wenn ich dürfte.
Und nach allem was ich so mitbekomme ist das kein Einzelfall.
So, und jetzt kommen wir dann zu der absolut katastrophalen Grenzpolitik der EU. Dass die Grenzen nicht einfach geöffnet und freier Zugang gewährt werden kann ist klar. Aber die Mauern immer höher zu ziehen um die Schreie der Ertrinkenden nicht mehr zu hören (ich entschuldige mich für die Polemik) kann bestimmt nicht die Lösung sein. Die Argumente, dass die Verhältnisse in den Kriesenländern zu verbessern sind, sind so richtig wie sie allerdings auch alibihaft sind. Erst mal die Zäune und Überwachungssysteme ausbauen (Stichwort Frontex) bevor man in den Ländern was macht. In der Hoffnung, dass sich das alles mit den Maßnahmen wieder so zurückdrängen und unter den Teppich kehren lässt, dass man am Ende doch nichts machen muss. So läuft es seit Jahren.
Wenn hier argumentiert wird, dass es in Deutschland wichtigere Probleme als ertrinkende Flüchtlinge vor den Küsten Südeuropas gibt, dann kann ich das so einfach nicht stehen lassen. Natürlich sind es nicht unsere einzigen Probleme und es gibt viele Dinge daneben die von einer zukünftigen Regierung abgearbeitet werden müssen. Nur bin ich der Meinung, dass diese ertrinkenden Menschen nur die Spitze eines Eisbergs sind, der mit den Stichworten Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Am/Reich-Schere und dem Graben zwischen Industrie- und Landwirtschafts- bzw. Entwicklungsländern zu beschreiben ist.
Und wenn man noch die Kimaerwärmung dazunimmt, welche zur Folge hat, dass ganze Landstriche gerade in armen Ländern zu Wüsten werden - und das aufgrund unseres industriellen Strandards - dann glaube ich nicht mehr, dass wir Probleme auf dieser Erde haben die mehr Aufmerksamkeit Verdient haben als dieses, welches so unglaublich viel größer und komplexer ist, als ein paar in Seenot geratene Schiffe in den Nachrichten vermuten lassen...