Der Schauspieler Thread

  • Gene Hackman - der geht einfach immer - ein Top-Mime und einer meiner Favoriten.


    Toll, dass das mal jemand schreibt. Ich bin absolut derselben Meinung. Gene Hackman hat sich im Laufe der Jahre zu einem meiner Lieblingsschauspieler entwickelt.
    Wie du so schön schreibst - Hackman geht immer. :thumbup:

  • @Maibaum & Thunderball: Dann sind wir ja schon zu dritt, das freut mich. :thumbup:


    Bekanntlich hat sich Gene Hackman 2004 von der Schauspielerei zurückgezogen (wohl auch nicht ganz freiwillig, da er den Mangel an guten Drehbüchern beklagte - ihm wurden fast keine mehr zugesandt), was ich sehr bedauerlich fand. Wenn man einmal überlegt, wie spät er mit der Schauspielerei anfing (im Vergleich zu anderen), ist es umso beachtlicher, welchen Erfolg er hatte. Seine erste große Hauptrolle brachte ihm gleich den Oscar sowie einen Golden Globe ein (The French Connection, 1971) - bis heute eine Reminiszenz des Polizei-Thrillers. Gene Hackman hat einfach das gewisse Etwas; eine Aura, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Seine dargestellten Charaktere sind oftmals ganz normale Typen, die in ebenso einfachem Schwarz-Weiß-Denken "gefangen" sind. Irgendwie schafft es Hackman, dass seine Rollen nie kompliziert wirken, ohne plump oder gar banal zu sein. Er spielt seinen Schuh einfach runter, wo andere Kollegen sich im Irrgarten des Method Acting verlieren. Auch beherrscht er die hohe Schauspielkunst, sowohl bei guten als auch bei bösen Charakteren voll zu überzeugen, ohne sich jemals auf eine bestimmte Rollenauswahl festzulegen.


    Seine Filmografie ist bunt geschmischt und reichhaltig mit Perlen bestückt, hier ein kleiner Auszug: Asphalt-Blüten, Das Superman-Franchise, Under Fire, Freiwurf (für mich der beste Basketballfilm), Mississippi Burning (keinen weiteren Oscar?!), Erbarmungslos (zweiter Oscar, diesmal für die Nebenrolle sowie einen weiteren Golden Globe), Die Firma (neben der Akte immer noch die mit Abstand gelungenste Grisham-Adaption), The Birdcage (das Original ist natürlich einen Hauch besser, aber der Humor stimmt auch im Remake), Absolute Power (die zweite Zusammenarbeit mit Clint Eastwood - leicht unterschätzt, aber m. A. n. ein Top-Thriller), Der Staatsfeind Nr. 1 (ja, sicherlich Mainstream, aber Hackman rettet den Tag) und zum Ende noch The Royal Tenenbaums (Ben Stiller ist zwar nicht immer komisch, aber bei diesem Darsteller-Ensemble kann man ja nicht viel falsch machen...).


    Am Ende bleibt aber irgendwie das Gefühl, Gene Hackman hat in seiner beeindruckenden Filmkarriere nicht gänzlich die verdiente Anerkennung erhalten, wie sie zum Beispiel Dustin Hoffman, Robert De Niro oder auch Al Pacino zuteilwurde.


    Nun ja, für mich jedenfalls ist er eine Galionsfigur des New Hollywood!:flower:

  • Dann mach ich hier mal ein Quintett aus den Hackman-Freunden. :)
    Ich mag ihn auch sehr gern und er ist einer der Darsteller, der eigentlich jeden Film - und sei er an sich noch so schwach - besser machen. Was ich an Hackman besonders schätze ist, dass die Figuren die er verkörpert hat eigentlich immer "aus dem Leben sind", die von ihm gespielten Charaktere fühlen sich immer wie echte Menschen aus Fleisch und Blut an und nicht wie der Fantasie von Drehbuchautoren entsprungene Fantasiegestalten. Das liegt sicherlich auch ein bisschen an Hackmans vorsichtig ausgedrückt nicht gerade dem klassischen Hollywood-Ideal entsprechendem Aussehen. Er ist auch hier eben "ein Mann des Volkes", jemand mit dem man sich sehr gut identifizieren kann. Solche Typen vermisse ich im heutigen Hollywood ganz besonders.


    Am Ende bleibt aber irgendwie das Gefühl, Gene Hackman hat in seiner beeindruckenden Filmkarriere nicht gänzlich die verdiente Anerkennung erhalten, wie sie zum Beispiel Dustin Hoffman, Robert De Niro oder auch Al Pacino zuteilwurde.

    Das liegt vermutlich auch daran, dass Hackman immer sehr viel gedreht hat und bei seinen Rollen nicht immer wirklich wählerisch war wenn die Gage stimmte. Gerade in den 80ern hatte er da doch einige echte Stinker in seinem Oevre (Superman IV, Der Harte und der Zarte, Die verwegenen Sieben um nur einige zu nennen) - da waren Hoffman, De Niro und Pacino in ihrer Rollenwahl doch etwas anspruchsvoller oder vielleicht auch nur glücklicher - zumindest in ihrer Hochzeit (über Ishtar hülle ich jetzt mal großzügig den Mantel des Schweigens).

  • Zu viert...Gene Hackman ist für New Hollywood das was Kevin Spacey für unsere Generation ist...dass beide Lex Luthor gespielt haben ist natürlich ein zusätzliches Schmankerl!


    Schön ausgedrückt, dem kann ich nur beipflichten.


    @AntolGogol: Willkommen in der Runde. :D


    "Aus dem Leben" und "ein Mann des Volkes" treffen es sehr gut. Du hast außerdem vollkommen recht, wenn du schreibst, dass solche Typen im Hollywood der Neuzeit rar gesät sind, leider...
    Dass Hackman auch die schlechteren Filme veredelt, deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. Gleichwohl hat Hackman nie einen Ausverkauf betrieben, was man von vielen "Legenden" nicht gerade behaupten kann (z. B. Robert De Niro, Ben Kingsley, Anthony Hopkins, Harrison Ford...).


    @Feirefiz: Ja, diese Szene habe ich ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Vielen Dank dafür! :)

  • Ha, so viele Hackman-Fans, das freut mich! :friends:


    Die beschriebenen Attribute empfinde ich als sehr passend. Gerade seine Fähigkeit, sowohl gute als auch böse Charaktere so genial und authentisch zu spielen, gefällt mir besonders gut.
    Einer meiner Lieblingsfilme mit ihm ist "12 Stunden Angst" (Narrow Margin). Vielleicht unter strengen Gesichtspunkten kein filmhistorisches Meisterwerk, aber ein spannender, atmosphärischer Film mit tollen Stunts und einem Hackman in Höchstform - ein normaler Typ, gar Brillenträger, der in gefährliche Situationen gerät.


    Auch "Under Suspicion" mit Hackman, Morgan Freeman und Monica Bellucci fand ich z.B. schauspielerisch sehr beeindruckend.

  • Einer meiner Lieblingsfilme mit ihm ist "12 Stunden Angst" (Narrow Margin). Vielleicht unter strengen Gesichtspunkten kein filmhistorisches Meisterwerk, aber ein spannender, atmosphärischer Film mit tollen Stunts und einem Hackman in Höchstform - ein normaler Typ, gar Brillenträger, der in gefährliche Situationen gerät.


    So ein Zufall, diesen Film sah ich mir erst gestern an. :D Heute Abend werde ich mir den ersten Superman reinziehen, in der erweiterten Fassung.

  • Heute knallts ja schon vor Zufällen...auch ich habe gerade letzte Woche "Narrow Margin" gesehen. Ein Film, der ein ganzes Genre in den 90ern anschob...wenn auch leider nicht prägte: Danach kamen Filme wie "Alarmstufe Rot 1+2", "Auf der Flucht"/"Auf der Jagd" oder "Eraser"!


    Leider gibt es bei Hackman auch Perlen, die nie wirklich die Beachtung bekamen, welche Sie verdient hätten: "The Heist" ("Oceans 11" in "RED" Manier), "The Poseidon Inferno" (Mal ehrlich, was wären die ganzen Katastrophenfilme ohne diese Initialzündung voller toller Charaktere), "Get Shorty", "Wyatt Earp" oder "Mississippi Burning" der nur noch alle Jubeljahre mal um drei Uhr nachts auf 3Sat läuft!


    Und auch komödiantisch hatte er immer ein feines Gespür...Filme wie "Anger Management" oder Die "Focker" Reihe mit Ben Stiller hätte ein Hackman genau so gut bedienen können wie es der bereits genannte DeNiro tat.


    Andererseits, ist es wieder einmal Jammern auf hohem Niveau bei uns...denn immerhin hat Hackman durchaus viel Anerkennung bekommen, nur eben leider nicht in den letzten 10 Jahren!

  • Sehr schön, eigentlich können wir uns gleich "Hackmans Army" nennen :D Fantastischer Charaktermime der in der Tat im Vergleich zu seinen Kollegen nicht so sehr im Fokus steht, obwohl er ja völlig zurecht 2 Oscars gewonnen hat. Neben den genannten Standards wie Erbarmungslos, French Connection, Mississippi Burning usw.. gefällt er mir noch besonders gut in Coppolas "Der Dialog" und in der Grisham Verfilmung " Die Firma", da ist er DER beindruckendste Charakter des Films und nicht Tom Cruise.


    Einer der besten Szenen mit ihm wo ich mich immer wieder wegschmeissen könnte. Hackman flippt aus und verprügelt in French Connection einen Gangster, Roy Scheider steht lachend im Hintergrund und grinst und sagt zu Hackman, er soll aufhören. Antwort Hackman" Ich will es einfach" :D

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Einer der besten Szenen mit ihm wo ich mich immer wieder wegschmeissen könnte. Hackman flippt aus und verprügelt in French Connection einen Gangster, Roy Scheider steht lachend im Hintergrund und grinst und sagt zu Hackman, er soll aufhören. Antwort Hackman" Ich will es einfach" :D

    ja, das ist eine herrliche Szene! French Connection ist wohl auch mein Lieblingsfilm mit Hackman, noch dazu da er mit Scheider einen kongenialen Partner hat der den gleichen Typ Schauspieler verkörpert wie er selbst. Die gleiche Konstellation gibt es auch in Richard Brooks Bite The Bullet oder wie er auf deutsch heisst 700 Meilen westwärts, in dem er sich mit James Coburn die Hauptrolle teilt. Noch so ein unvergessener Haudegen und die Chemie zwischen den beiden ist einfach fantastisch. Ein sehr schöner Film mit tollen, liebenswerten Charakteren.




    @AntolGogol: Willkommen in der Runde. :D

    Danke Zardoz! Ich fühl mich hier schon richtig heimisch. :)

  • AnatolGogol: Das hört man doch gerne! :)


    Gene Hackman sollte einen eigenen Thread erhalten, der Gute. :D
    Coppolas Dialog habe ich ganz vergessen, der Film ist wirklich eine Wucht. Schade das Coppola nach den 70ern so abgebaut hat.


    French Connection kommt leider auch viel zu selten im TV. Bei der Prügelszene muss ich auch immer innerlich grinsen (ich lache bei Filmen nur selten laut auf). 700 Meilen westwärts lief erst kürzlich in der ARD, allerdings mitten in der Nacht, sodass ich leider einschlief. Candice Bergen ist dabei noch nett anzusehen. Der Film Heist war vor ein paar Jahren sehr günstig im Handel zu erwerben - 2,99 €. Leider schlug ich damals nicht zu, nun wird der Streifen bei Amazon für unverschämte 19 € (rund) angeboten.


    Gene Hackmans letzer Film, Willkommen in Mooseport , war leider nur durchschnittlich bis schlecht, auch wenn es einmal mehr sein ganzes Können unter Beweis stellte. Ich hätte ihm einen spektakuläreren Abgang gewünscht. Somit ist er mit Sean Connery in guter Gesellschaft, der im Jahr zuvor (2003) ebenfalls seine Karriere mit einem unterdurchschnittlichen Film beschloss, nämlich Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.

  • Ja, Donald Sutherland ist auch so ein Fall, stimmt. Allerdings würde ich sagen, sein "Händchen für schlechte Filme" ist bei ihm noch ein wenig ausgeprägter. Alleine in den letzten zehn Jahren sind unzählige Flops in seinem Portfolio zu finden (z. B. Assassin’s Bullet mit einem, wie immer, erbärmlichen Christian Slater, The Art of War, Land of the Blind, Ein Schatz zum Verlieben usw.).

  • "Mitglied von Hackman's Army" wäre sicher ein schöner Status unter unseren Benutzernamen, oder? :D


    French Connection, Der Dialog, Mississippi Burning und, und, und...die Liste der Hackman-Highlights ist lang.
    Gut, dass mich dieser Thread auch an The Heist erinnert. Ich besitze eine TV-Aufnahme, die ich allerdings noch nicht gesehen habe.


    Interessant, dass Donald Sutherland nun Erwähnung findet. Auch er ist einer jener Charakterköpfe, die ich sehr gerne sehe. Selbst kleine, aber umso markantere Rollen wie die in JFK werden dank ihm zum Genuss. Hackman würde ich jedoch von der Klasse her noch höher ansiedeln.

  • Für mich spielt Sutherland in der gleichen Liga wie Hackman - eben ganz weit oben, für mich persönlich in der zweiten Reihe nach den allergrößten Darstellern. Sutherland hat sicherlich den Nachteil gegenüber Hackman, dass er nie einen ganz großen komemrziellen Erfolg a la French Connection oder Superman vorweisen konnte und daher häufiger auch gezwungen war schwächere Projekte anzunehmen. Dennoch halte ich Sutherland für einen herausragenden Darsteller, der wie es GonzoShaker auch schon sagte ebenfalls jeden Film in dem er mitwirkte veredelte. Wenn ich allein an seinen verhältnismäßig kurzen Auftritt in JFK denke, in welchem er meiner Meinung nach den Rest der höchstklassigen Besetzung komplett an die Wand spielt - einfach phänomenal! Oder sein Parforce-Auftritt in Roegs Wenn die Gondeln Trauer tragen. Oder sein Anarcho-Schelmenstück in Altmans MASH. Oder seinen liebenswert verrückten Spinner in Huttons Stosstrupp Gold. Oder sein sarkastisches Schlitzohr in Sturges Der Adler ist gelandet. Oder seinen schleimigen Opportunisten in Bertoluccis 1900. Oder seinen gewissenlosen, eiskalten Spion in Marquands Die Nadel. Oder seinen komplett durchgeknallten Feuerteufel in Howards Backdraft. Ich könnte noch ewig so weitermachen - ihr merkt schon, ich mag den ollen Don. :)

  • Was ich an Hackmann immer besonders geschätzt habe, ist sein unglaublich trockener Humor. Jeder wirklich große Mime hat meiner Meinung nach auch eine komödiantische Ader. Und Hackmann hat, ähnlich Clint Eastwood oder Michael Caine, auch den seriösesten Parts ein paar Lacher herausgekitzelt bzw. die Autoren inspiriert, ihm solche ins Skript zu schreiben. Großartig etwa die erste Konfrontation mit den Gangstern in Narrow Margin: "Kann er auch sprechen?" oder "Ja, ich verstehe, aber...was für eine Frau?" Herrlich.

  • Was Hackmans Ruhestand angeht hatte ich damals gelesen daß er es hauptsächlich mit seinem fortgeschrittenen Alter erklärt hat.


    Er war ja von Anfang an grandios in all diesen noch kleineren Rollen mit denen er sich vor French Connection profiliert hatte. Bonnie and Clyde (1967) dürfte sein erster Durchbruch gewesen sein, seine erste größte Rolle. Mit Arthur Penn hat er dann ja noch 2 mal zusammengearbeitet, in Night Moves (1974), einem seiner schönsten Filme, und 12 Jahre später noch mal in Target, einem konventionellen aber unterhaltsamen Thriller in dem Hackman aber durchaus wieder brilieren konnte.
    Andere frühe Rollen in denen ich ihn toll fand waren The Split, The Gypsy Moths und Downhill Racer.
    Daß er Karriere machen würde war sicherlich klar angesichts seines Talents, daß er auch mal eine Art Star werden würde war dagegen nicht so sicher, aber er hat es geschafft. Und aufs Ganze gesehen hatte er eine wie ich finde befriedigendere Karriere als De Niro, Pacino oder Hoffman.

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