Mr. White (Jesper Christensen)

  • "Business as usual", man kann es ja auch nicht allen Fans recht machen. Die einen wollen mehr die Schiene von Casino Royale und Quantum weitergehen ("der moderne Bond"), andere waren begeistert das Skyfall sich wieder "klassischer" anfühlt, für die nächsten ist das wiederum das Spielen mit Bondklischees die man nicht mehr so gerne sehen möchte, weil manche es als nicht mehr zeitgemäße empfinden usw.. Also wie man es macht ist es falsch :D


    Allen wird man es sowieso nicht Recht machen können. Modern oder klassisch bzw. "Casino Royale"/"Quantum Of Solace"- oder "Skyfall"-Schiene, dass ist mir ehrlich gesagt völlig egal. Es muss einfach funktionieren. Nur weil ich mich hin und wieder (vor allem in Bezug auf die Serien-Kontinuität) kritisch zu Mendes oder "Skyfall" äußere, heißt das nicht, dass ich dem Film nichts abgewinnen kann oder per se etwas gegen den jüngsten Retro-Einschlag der zuallerst "modernen" Craig-Ära habe. Wogegen ich allerdings etwas habe, ist, beides lieblos zu vermischen und daraus möglicherweise zwanghaft ein Hexengemisch zu köcheln. Frei nach dem Motto: Wir holen uns alles, was uns gerade in den Sinn kommt, aus dem Bond-Kanon zusammen, wirbeln es wild durcheinander und setzen es ohne Sinn und Verstand wieder zusammen. Wie gesagt, dass muss nicht unbedingt ein Problem sein, kann es aber.


    White schlampig als SPECTRE-Jünger zu recyceln wäre da nur ein Beispiel. Einige Fans befürchten ja - vielleicht nicht zu Unrecht -, dass Mendes mit "Spectre" ein halbes Quasi-Remake von "On Her Majesty’s Secret Service" im Sinn hat. Das wäre wirklich sehr müde. Wie hier schon richtig angemerkt wurde, ist es natürlich zu früh sich über ein mögliches Revival von diesem oder jenem zu ärgern, aber ich kann den Unmut von manchen Bondfans schon verstehen, die eine Rückkehr ins "alte" Fahrwasser befürchten. "Casino Royale" und "Quantum Of Solace" hatten einen frischen "Anything goes"-Ansatz, während man unter Mendes offensichtlich nun nicht nur zu Retro-Elementen, sondern sogar zu alten Schurken zurückkehrt. Wie hat es Kronsteen doch vor längerem mal so schön hier sinngemäß formuliert: Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Glut.


    Dass man Q, Moneypenny und gewisse 007-Standards zurückbringt, ist sicher gut und auch wichtig (quasi die Glut), aber sind es Blofeld und SPECTRE auch (oder mehr die Asche)? Wenn das am Ende nur eine Laune von Mendes war, dann ist es einfach nur überflüssig; wenn man Blofeld/SPECTRE aber grandios neu interpretieren sollte, dann vielleicht nicht. Viele fürchten - keinesfalls zu Unrecht - den "Abrams-Effekt". So ein "name-dropping", nur um die Fans zu kitzeln, braucht doch keiner. Es ist schon irgendwie bezeichnend, dass man offensichtlich lieber Blofeld aus der Versenkung geholt hat, anstatt einen völlig neuen, frischen Superschurken zu erfinden. Was kommt dann nach der Craig-Ära? Blofeld als weitere Neuinterpretation durch Christopher Nolan in einer eigenen Trilogie? Man beachte die Ironie...

  • so sehe ich das nicht! Ich fand SF ebenfalls innovativ, der "Bösewicht" war einer der besten seit langem, auch wenn die Story nicht immer stringent war, aber war sie das in anderen großen Bond filmen immer? Gerade die Retromomente haben bei mir das lange vermisste Bondfeeling wieder entfacht. Ich mag Craig als Bond, auch wenn er nicht meine, wohlgemerkt subjektive, Idealbesetzung ist. Ich liebe CR und kann auch QOS viel abgewinnen, doch vermisse ich trotzdem den "alten" Bondstyle! Wenn ich einen Bond Film ansehe verbinde ich eine gewisse Erwartungshaltung damit. Wie wenn ich zum Italiener gehe, da will ich italienisch essen, authentisch eben. Dort mag ich nix chinesisches oder Burger. Genau da liegt in meinen Augen das Problem, man wollte es Allen recht machen. Ein wenig Bourne, ein wenig Nolan und fertig war der "neue" Bond. Mir ist das zu wenig und für mich hat Bond seine Authentizität verloren. Letztlich waren die Filme alle auf ihre Art gut, aber für mich eben keine lupenreine Bonds mehr. Klar DAD war to much, viel to much, aber ich möchte mal wieder ne knackige Anfangssequenz, am Besten legt dann Bond endlich mal wieder ne superscharfe Mieze flach und dann eine klassische Bondstory, gerne auch mit Spectre! Also für mich klingen alle Vorankündigungen superspannend, der Cast ist einer der Besten seit langem und aus einer Sektion im Schnee von einem OHMSS Remake zu sprechen ist ziemlich spekulativ. Zum Einem sprechen die weiteren Drehorte dagegen, zum Anderem war Bond schon etliche Male im Schnee unterwegs und nicht nur in OMSS.
    Ich freue mich sehr auf den neuen Bond und habe die klassischen Momente in SF sehr genossen und bin sehr froh, dass Mendes nun Gelegenheit hat den eingeschlagenen Weg nun konsequent weiter zu entwickeln!

  • Zitat

    Gerade die Retromomente haben bei mir das lange vermisste Bondfeeling wieder entfacht. Ich mag Craig als Bond, auch wenn er nicht meine, wohlgemerkt subjektive, Idealbesetzung ist. Ich liebe CR und kann auch QOS viel abgewinnen, doch vermisse ich trotzdem den "alten" Bondstyle! Wenn ich einen Bond Film ansehe verbinde ich eine gewisse Erwartungshaltung damit. Wie wenn ich zum Italiener gehe, da will ich italienisch essen, authentisch eben.


    Bond hat sich mit CR neu erfunden und das war auch dringend nötig. Diese Neuerfindung wurde mit QoS weitergeführt, dann aber leider mit SF völlig ausgebremst. SF ist kein schlechter Bond-Film, aber er ist definitiv nicht mal annähernd ein Meisterwerk.


    Ich brauche ehrlich gesagt keinen Q und keine Moneypenny mehr (und ich will definitiv keine auf die Sekunde genau in Schächte krachenden U-Bahnen und keine Aston Martin mit 1964er Agentenausstattung :bamm: ). Dies sind Anachronismen; sie passen für mich einfach nicht mehr ins Hier und Heute. Versteht mich nicht falsch: Natürlich mag auch ich dieses "klassische Bondfeeling" sehr. Aber wenn ich dieses erleben will, dann schaue ich mir halt einen klassischen Bond-Film an (davon gibt's ja so an die 20).


    Und was das Italienische Essen betrifft: Die Italienische Küche besteht aus mehr als nur Pizza :D . Wenn Du also zum Italiener gehst und plötzlich statt Pizza (die gar nicht mehr auf der Speisekarte steht) Ossobuco oder ein Bistecca Fiorentina aufgetischt kriegst, ist es deswegen nicht minder authentisches Italienisches Essen :P .

  • Was spricht denn dagegen das ein Stück Tradition und altes Gut wie Moneypenny und ein moderner Q zurückgebracht wurden desweiteren war Skyfall doch der Jubiläums Bond !
    Solange es nicht wieder unsichtbare Autos und explodierende Stifte gibt ist meiner Meinung nach alles gut!
    Wenn Mann das klassische mit dem neueren Bond zusammen fügt kann doch für uns Bondfans nur ein Traum wahr werden :dance:

  • Und was das Italienische Essen betrifft: Die Italienische Küche besteht aus mehr als nur Pizza :D . Wenn Du also zum Italiener gehst und plötzlich statt Pizza (die gar nicht mehr auf der Speisekarte steht) Ossobuco oder ein Bistecca Fiorentina aufgetischt kriegst, ist es deswegen nicht minder authentisches Italienisches Essen :P .

    Wem sagst Du das? Meine Frau ist Italienerin :prof: . Das Schöne ist doch, dass wir unteschiedliche Ansichten haben, wäre sonst ja langweilig hier. Für mich waren die zitierten Filme eben keine typischen Bonds mehr, weil gewisse Zutaten gefehlt haben. Damit meine ich nicht Q und Moneypenny, auch das Abarbeiten einens "Pflichtenheftes" wie in den Brosnan Filmen war sicherlich nicht die Lösung. Ich würde mich aber freuen, wenn Bond von der Grundstimmung wieder glamouröser wäre. Wieder jederzeit Herr der Lage, ein echter Womanizer und er einen "M" zum Vorgesetzten hat der in Bond seinen besten Mann sieht und kein ausgedientes Schlachtschiff. Brauche keine x-te Psychostudie. Natürlich gibt es beim Italiener verschiedenste Gerichte die im richtigen Zusammenspiel ein perfektes Menü bilden können. Aber mir war das in QR und QOS zu wenig. Waren beides sehr gute Filme, hat sich für mich aber eben nicht mehr so sehr nach Bond angefühlt..... .

  • Zitat von »Django«
    Ich würde mich aber freuen, wenn Bond von der Grundstimmung wieder glamouröser wäre. Wieder jederzeit Herr der Lage, ein echter Womanizer und er einen "M" zum Vorgesetzten hat der in Bond seinen besten Mann sieht und kein ausgedientes Schlachtschiff

    dem schließe ich mich nahtlos an!

  • dem schließe ich mich nahtlos an!

    Ebenso! Wo ist denn diesesr DAFÜR Smiley? :thumbup:

    "Pistole weg, ich bin schneller!"


    "Und, 007, wie war die letzte Nacht?" - "Ach, Q, ein ständiges auf und ab!"


    "Freuen Sie sich nicht zu früh, Sie haben noch viel Zeit um zu sterben!"


    "Ich bin doch schon tot!" - "Für mich nicht tot genug!"


    "Jack Wade, CIA. - James Bond, steifärschiger Brite."


    "Ich helfe Menschen die Probleme haben. - Ein Problemlöser. - Ich würde sagen mehr ein Problembeseitiger."


    "Ich glaube sie hat Handschellen dabei." - "Na das hoffe ich doch!"

  • Muss Bond "intellektuelle" Kost sein? Wenn ich "Intellekt" sehen möchte, schaue ich was anderes an. Metaphorisch betrachtet ist Bond für mich eher Sex als ein gutes Gespräch. ;)

  • Kronsteen: Passende Beschreibung :thumbup:


    Der besondere Reiz dieser Franchise ist u.a. die Wandelbarkeit und Vielseitigkeit. Immer am Zeitgeist dran und spätestens nach 2 Filmen, wird der inszenatorische und inhaltliche Stil so geändert, das man wieder was neues entdecken kann. 5mal QOS oder 5mal Skyfall hintereinander wäre auch ein wenig langweilig.

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Kronsteen: Was wäre dir denn metaphorisch lieber? Sex mit einer Dumpfbacke oder mit einer Person, die dich auch intellektuell stimuliert? Bond sollte für mich beides bieten: neben der Exotik ist für mich ein Teil von Bonds Coolness auch in (seiner und anderer Leute) Intellektualität begründet, zu wissen, wie eine Pflanze aus dem Amazonas heißt, welcher Wein wie temperiert gehört, intelligente Wortspiele, Zitate von Larochefouceault etc.


    Um aber wieder auf das Thema "Tradition" zurückzukommen: ein bißchen hatte ich in SF schon den Eindruck, es werden eher wieder bestimmte "Pflichtmuster" bedient, was in der Tat ein wenig an Brosnans Bonds erinnerte (pseudolustige Sprüche a la "alles auf rot", "der wollte den Zug noch kriegen", "dünnes Eis" und auch der Aston, wobei ich den nicht ganz so unpassend eingebaut fand). Und ja, ich habe schon ein wenig die Befürchtung, dass wir uns dieser Richtung wieder annähern und uns das ganze unter dem schönen Euphemismus "Tradition" schönreden. Ich will jedenfalls keine Bondfilme mit dem "Spirit" der 60er oder 70er zurück.


    Gegen eine moderne Fassung des Mythos Blofeld habe ich dagegen nichts, solange es gut gemacht ist. Und da darf "Dark Knight" ruhig ein bißchen als Schablone dienen.

  • Nunja, Bond ist ja keine "Dumpfbacke" - war er nie und soll auch nie eine werden. Wenn ich mich aber im Bett über Nietzsche unterhalten muss, macht's auch keinen Spaß. Und manchmal hat man das Gefühl, einige sehen QOS schon fast in einer vergleichbaren Liga. ;) Um auf Deine Frage zurückzukommen: Ich halte es einfach mal mit Bond in DAF; "Oh, wenn die Garderobe geschmackvoll gewählt ist,...mmhhh...". ;)

  • Um aber wieder auf das Thema "Tradition" zurückzukommen: ein bißchen hatte ich in SF schon den Eindruck, es werden eher wieder bestimmte "Pflichtmuster" bedient, was in der Tat ein wenig an Brosnans Bonds erinnerte [...]. Und ja, ich habe schon ein wenig die Befürchtung, dass wir uns dieser Richtung wieder annähern und uns das ganze unter dem schönen Euphemismus "Tradition" schönreden.


    Treffender hätt ich's auch nicht beschreiben können :prost:


    Und noch was: Was in den 1970ern passend und locker-flockig wirkte (auch aus heutiger Sicht noch), wirkt in der Version 201* halt oft nur noch unpassend und gezwungen. Weil diese Sachen damals neu und unverbraucht und nicht nur "retro" waren.

  • Und noch was: Was in den 1970ern passend und locker-flockig wirkte (auch aus heutiger Sicht noch), wirkt in der Version 201* halt oft nur noch unpassend und gezwungen. Weil diese Sachen damals neu und unverbraucht und nicht nur "retro" waren.

    sehe ich nicht so! Was für mich Bond immer ausgemacht hat, war, dass ich für 2 Stunden denn Alltag vergessen konnte und in eine Traumwelt entführt wurde. Mal ehrlich jeder von uns wäre doch gerne wie Bond. Tolle Kleidung, eloquent, belesen, excellenter Weinkenner, an den schönsten Orten, in den tollsten Restaurants, die hübschesten Frauen die Ihm willenlos zu Füßen liegen, tolle Autos und jederzeit überlegen. Das fehlt mir einfach. Es geht um das Flair und das m.E. nichts mit "Retro" zu tun.......... .

  • sehe ich nicht so! Was für mich Bond immer ausgemacht hat, war, dass ich für 2 Stunden denn Alltag vergessen konnte und in eine Traumwelt entführt wurde. Mal ehrlich jeder von uns wäre doch gerne wie Bond. Tolle Kleidung, eloquent, belesen, excellenter Weinkenner, an den schönsten Orten, in den tollsten Restaurants, die hübschesten Frauen die Ihm willenlos zu Füßen liegen, tolle Autos und jederzeit überlegen. Das fehlt mir einfach. Es geht um das Flair und das m.E. nichts mit "Retro" zu tun.......... .

    Ich bin im Grunde Voll-Traditionalist!
    Dennoch: Meines Erachtens kommt den Craig-Filmen (aber besonders auch SF!) das Verdienst zu, uns Bonds Persönlichkeit zu zeigen. Die hat mich immer schon interessiert. Man musste in den früheren Filmen als Zuschauer allerdings schon genau suchen und eine Menge selbst dazu beitragen um Bond besser kennenzulernen. Nun ist es sicher auch so, dass in früheren Jahrzehnten das Innenleben eines Mannes generell nicht so nach aussen gekehrt wurde: Das wäre geradezu als "exhibitionistisch" verstanden worden.
    Ergänzend zu den im obigen Zitat aufgezählten Attributen aus Bonds Dasein kommen nun also auch Zutaten wie Einsamkeit, Suche nach Lebenssinn und Sehnsucht hinzu - aber auch Vaterlandsliebe und personelle Treue. Die Figur James Bond wurde dreidimensional!
    Das alles wäre 1964 eher peinlich gewesen. Heute vervollkommnet es die große Schöpfung Flemings, in dessen Werk diese Charakterisierungen aber grundgelegt sind.

  • Wenn Mann das klassische mit dem neueren Bond zusammen fügt kann doch für uns Bondfans nur ein Traum wahr werden :dance:


    Das ist aber weniger eien Frage des "Wenn" als des "Wie". Da kann auch eine ziemlich halbgare Mischung bei herumkommen, die am Ende weder die einen noch die anderen befriedigt.

  • Das ist aber weniger eien Frage des "Wenn" als des "Wie". Da kann auch eine ziemlich halbgare Mischung bei herumkommen, die am Ende weder die einen noch die anderen befriedigt.

    Bis jetzt hatte aber so ziemlich jedes Produkt des Franchise seine Fans (selbst QoS ;) ).
    Was mich angeht - ich glaube, dass die "mageren Jahre", in denen ich von jedem Bondfilm glaubte, er sei mein letzter gewesen, vorbei sind. In Bezug auf Bond 2015 bin ich überaus optimistisch: Ich halte es für möglich, dass er sogar SF noch toppen könnte - ganz an die Spitze wird er es bei mir aber wohl nicht schaffen.

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