Der Resümee-Thread für alles außer den Filmen

  • Leider hat er aber Woods Ansatz übernommen, den literarischen Bond von Fleming in seiner Gegenwart fortzuführen.


    Stimmt, das wirkt teilweise recht aufgesetzt. Etwa, wenn Bond in For Special Services seine Freundinnen Revue passieren lässt und Gardner dabei zunächst von Vesper Lynd über Gala Brand bis hin zu Kissy Suzuki so ziemlich jedes Bond-Girl aus Fleming's Feder nennt, um dann als "jüngste Eroberung" seine eigene Erfindung Lavender Peacock aus seinem ersten Roman aufzuführen. Eine sehr bemühte Methode, um dem Leser deutlich zu machen, dass hier auch wirklich eine Kontinuität zu Fleming besteht.

    Viele seiner Ideen waren richtig gut, und tauchten ja dann 'zufällig' auch in den Filmen auf.


    Den Eindruck habe ich auch. Die Szene in For Special Services, in der Bond und Cedar von den Schurken in einem Aufzug gefangen werden und durch den Fahrstuhlschacht entkommen müssen, wurde recht offensichtlich drei Jahre später in AVTAK mit Roger Moore und Tanya Roberts filmisch umgesetzt.

    Und mal ehrlich: Der literarische Bond ist doch mit dem erfolgreichen Übertritt von Bond auf die Leinwand ab 1962 obsolet geworden

    Da bin ich ganz ehrlich anderer Auffassung. Ich finde es faszinierend, dass das Bond-Universum so viele Facetten hat und es eben nicht nur die Kinofilme gibt. Bond war bereits eine literarische Figur, ein Comic-Strip und eine TV-Verfilmung bevor überhaupt der erste Kinofilm veröffentlicht wurde. Ich kann es in gewisser Weise verstehen, wenn man den literarischen Bond ausschließlich mit Fleming identifiziert. Dennoch interessiert mich auch die Darstellungs- und Herangehensweise der Nachfolgeautoren. Und schließlich würde ich auch die jüngeren Filme nicht als obsolet bezeichnen, weil die zentralen Persönlichkeiten der klassischen Bond-Filme wie Cubby Broccoli, Richard Maibaum, John Barry und Ken Adam verstorben sind. Wobei ich allerdings auch schon von einigen Leuten gehört habe, dass die eigentlichen Bond-Filme für sie mit Sean Connery aufhören... was wie gesagt trotz aller Verehrung für Sir Sean nicht meine Auffassung ist ;)

  • Da bin ich ganz ehrlich anderer Auffassung


    Das darfst Du natürlich. Für mich ist Bond halt in erster Linie die EON-Filme (und ggf. noch NSNA)... dann kommt laaaaange nichts mehr. Bis ich etwa 16 war, wusste ich nicht einmal, dass die Filme auf einer literarischen Vorlage beruhen. Erst als ich mich für die Thematik zu interessieren begann, fing ich an, auch die Bond-Romane von Fleming zu lesen. Und ich muss sagen, dass mein Leseerlebnis im Vergleich mit den Filmen oft eher enttäuschend oder zumindest ernüchternd war, wobei vielleicht ich einfach auch noch zu "jung" war, um das Ganze richtig interpretieren zu können. Und ich muss hierzu muss anfügen, dass ich damals die eher schlecht gemachten und stark gekürzten deutschen Übersetzungen gelesen habe. Von daher brauche ich da nicht noch Plagiate von qualitativ ambivalenten (sorry, Ian) Originalen und rechne Ian Fleming auch weniger die Handlungen seiner Romane an, als viel mehr die genialen Charaktere, die er geschaffen hat, die einzigartige "Stimmung" und die vielen tollen Einzeleinfälle. Das Ganze zu einer stringenten Story zu vereinen, war hingegen eher weniger seine Stärke. Da hat zum Beispiel zu ähnlicher Zeit ein Alistair MacLean in einem vergleichbaren Genre Überzeugenderes gleistet.


    Also vielleicht sollte ich wie folgt korrigieren:
    Der literarische Bond ist für mich mit dem erfolgreichen Übertritt von Bond auf die Leinwand ab 1962 obsolet geworden

  • Jüngst gehört: eine auf 2 CDs eingedampfte Lesung von GF, am Mikro Hannes Jaenicke, mein erstes Bond-Hörbuch. Den Roman habe ich erst- und letztmals vor über zwanzig Jahren gelesen, die Erinnerung ist also überschaubar, die wesentlichen Szenen scheinen es aber ins Hörbuch geschafft zu haben. Kurzweiliger, guter Pulp mit einigen schönen Dialogen, von denen es ein paar sogar in den Film geschafft haben. Die Lesung von Jaenicke ist zum Teil etwas geschwind, unterm Strich aber solide. Für längere Autofahrten eine Empfehlung.

  • Icebreaker (Roman; A: John Gardner; VÖ: 1983)


    Der Spion der aus der Kälte kam... James Bond ist diesmal im eisigkalten Grenzgebiet zwischen Finnland und der Sowjetunion unterwegs, um einer neofaschistischen Bande das Handwerk zu legen, die Waffen aus der Sowjetunion in den Westen schmuggelt.


    Was mir an diesem Roman gefallen hat, ist das Schnee-und-Eis-Setting, in dem Bond sich im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen muss. Das war im Grunde längst überfällig, dass der einsame Wolf James Bond mit seinen - zumindest in der literarischen Welt - oft melancholischen Zügen sich einmal in der Finsternis und Kälte Skandinaviens wiederfindet und mit dickgefütterten Stiefeln statt feinen Lederschuhen durch die Gegend stapfen muss.


    In der besten Szene des Buches muss Bond sich denn auch in seinem Saab des Angriffs mehrerer monströser Schneepfluge erwehren, die ihn mit ihren Klingen unbarmherzig zu zermalmen drohen. Das passt hervorragend in das bereits genannte Schnee-und-Eis-Setting, ist eine gute Aktualisierung des Drachenfahrzeugmotivs aus Dr. No und hat wie eben dieses etwas vom urtümlichen Kampf gegen Ungeheuer - ein Motiv, das sich gerade in den Fleming-Romanen häufig findet (auf die Spitze getrieben in Dr. No mit dem Kampf gegen den Riesenkraken).


    Dünn geraten ist leider die Darstellung der Schurken, die als stereotype Abziehbilder daherkommen. Zudem übertreibt Gardner es in diesem Roman mit dem Verwirrspiel um die Charaktere und ihre verborgenen Motive und verschleierten Identitäten. Wenn die Hauptfiguren dem Autor nur noch dazu dienen, den Leser möglichst lange an der Nase herumzuführen, werden sie schnell uninteressant und wirken mehr wie Scherenschnitte als wie plastische Figuren.


    Nun brauche ich erstmal eine literarische Pause von John Gardner mit dem Dumas-Klassiker "Die drei Musketiere".

  • So hab ich den Roman auch noch in Erinnerung. Die Szene mit den Schneepflügen war ein absolutes Highlight. Sowas hätte ich gern mal im Film gesehen. Insgesamt wäre es wirklich toll, wenn die Filme auch mal in Richtung Nordic Noir gehen würden.


    Das mit dem Verwirrspiel war tatsächlich etwas übertrieben. Wobei ich das grundsätzlich eine ganz coole Idee finde, wenn man bis zum Ende nicht weiß, wer die gute und die böse Dame ist.

  • Angeregt von der umfangreichen Empfehlung von Scarpine (Danke nochmal!) habe ich am Wochenende endlich, endlich "Colonel Sun" von Kingsley Amis gelesen.

    Die Neuübersetzung im Cross Cult-Verlag ist von den Fleming-Übersetzerinnen Klüver und Pannen, von denen es ja mittlerweile auch eine Gardner-Gesamtausgabe gibt. Ursprünglich wollte ich mir "Colonel Sun" schon für den Bondember kaufen - laut meiner Buchhändlerin war das aber bei ihr Print-on-Demand mit ungewisser Wartezeit, daher habe ich damals erstmal davon abgesehen (Ja, bei Am**on wäre es schneller gegangen. Aber da kaufe ich wirklich nur, wenn es gar nicht anders geht....)


    Scarpine hat mir die finale Motivation verpasst und das Buch gab es glücklicherweise in der onleihe der Stadtbibliothek.


    Positives:

    Bond in Griechenland gab es vorher noch nie (der Roman ist 1969 erschienen, FYEO kam ja erst viel später und hat sich vielleicht (?) davon inspirieren lassen) und ich mag es, wie das Land in Szene gesetzt wird. Man merkt deutlich, dass Amis Liebe dem Segeln gehört, hier arbeitet er am ausführlichsten, am anschaulichsten und am genausten.

    Interessant fand ich auch, wie offensichtlich diverse Filme Anleihen am Roman genommen haben: Ariadne hat mich in Ansätzen an Anya erinnert, hier im Thread wurde ja schon mal drauf hingewiesen, dass die Folterszene nahezu wörtlich in SP übernommen wurde, der Name "Colonel Moon" aus DAD scheint ebenfalls ein deutlicher Bezug zu sein. In TWINE wird M zwar auch entführt, wirklich deutliche Bezüge zu "Colonel Sun" konnte ich aber nicht entdecken. Insgesamt macht Amis Bond deutlich menschlicher als Fleming: Er lässt ihn Mitleid mit einem sterbenden "Handlanger" empfinden und er sorgt auch z.B. dafür, dass ein 18-jähriger Junge aus der Schusslinie genommen wird.


    Negatives:

    Und das ist vielleicht schon einer der Knackpunkte: Irgendwie fehlt Amis´ Bond die Flemingsche Souveränität und Lässigkeit. Ständig muss er improvisieren (die Gadgets des Q-Branches sind völlig nutzlos, über weite Teile ist er unbewaffnet) - im Vorwort schreibt Amis, dass er Bond bewusst so konzipiert hat. Aber im Grunde wird viel zu oft zu offensichtlich deutlich, dass er einfach mehr Glück als Verstand hat. Vom suaven Agenten ist wenig zu sehen, auch in seinem Lifestyle.


    Die Anzahl der Nebenfiguren ist verwirrend (etwa der Leiter von G, der Schiffsjunge Yannis, der Kapitän Ioanides....)- warum hier Kommunisten gegen Kommunisten operieren, habe ich ehrlich gesagt trotz der ellenlangen Ausführung im Roman immer noch nicht kapiert. Warum die Ermordung einer völligen Nebenfigur wie Ioanides, mit dem Bonds Team das Boot tauscht, so ausführlich beschrieben wird, erschließt sich mir auch nicht - zumal z.B. M in Gefangenschaft über weite Strecken keinerlei Rolle spielt und/oder absolut passiv beschrieben wird (ein deutlicher Unterschied zu TWINE!).


    Bond arbeitet irgendwie im 3er, teilweise auch 4er Team, auch das wirkt ebenso inkonsistent wie die ständig wechselnde Erzählperspektive und die ellenlangen Dialoge, die vielleicht wie im Film wirken sollen, für mich im Roman aber eher störend, da verlangsamend sind.


    Amis´ Bond wirkt irgendwie trotz aller Versuche der Vermenschlichung hölzern und schablonenhaft: Er hat keine großartigen Interessen (im Gegensatz zum Flemingschen Bond, der Kleidung, Essen und das Meer liebt und sich sehr gut damit auskennt!), eigentlich arbeitet er nur und manchmal schläft er mit Ariadne. Man merkt deutlich, dass Amis mit diesen Aspekten der Bondpersönlichkeit nichts anfangen konnte. Sie konstituieren die Figur aber wesentlich und gibt ihr Personalität - auch Sherlock Holmes ist ja nicht nur Detektiv, er spielt Geige zur Entspannung, schießt "VR" zu Ehren der Königin in seine Wand und hat keine Ahnung, dass die Erde sich um die Sonne dreht (und es interessiert ihn auch nicht).


    In einem weiteren Punkt wird es noch offensichtlicher: Während Fleming die Frauen geradezu erschreckend gut kennt und (nicht immer und nicht in allen Punkten, aber doch sehr häufig!) sehr glaubwürdige weibliche Figuren mit Hintergrundgeschichte und Persönlichkeit schreibt, gelingt das Amis leider gar nicht:

    Seine Frauen sind schön - und wenn nicht im klassischen Sinne, dann irgendwie doch - das wars dann aber auch.


    Eine eigene Persönlichkeit, eine Geschichte, eigene Beweggründe haben sie nicht - ihre einzige Daseinsberechtigung ist die Funktion, die sie für Bond (noch nicht einmal für die Geschichte) haben. Das sieht man beim stammelnden Englisch der Helferin (die sich vorher im Roman klar artikulieren kann, am Ende aber nur wirkt wie eine Idiotin), die Bond erklären will, warum sie ihm geholfen hat - daraus wird keiner schlau.

    Ja, das gilt auch und ganz besonders für Ariadne, die ihre Vergewaltigungsfolter in Suns Villa ebenso lässig abschüttelt wie - das muss man fairerweise erwähnen - Bond seine Folter (und dabei sind beide dann bei Amis erstaunlich unmenschlich).


    Fleming zeigt nicht nur bei Bond, sondern auch bei Tiffany Case, dass gerade dieser Aspekt anders geht - und bei weiteren Figuren wie Vesper oder Vivian Michel aus TSWLM, dass er ein versierter Autor ist, der nicht nur eine Sicht beherrscht. (Die Gerüchte, dass TSWLM ein Roman seiner Frau Anne sein soll, bestätigen nur, wie gut er in der weiblichen Sicht ist). Bei einigen der männlichen Nebenfiguren gibt er sich mehr Mühe - aber die sind dann auch einfach zu zahlreich, als dass es wirklich gelingen würde.


    Darüber hinaus: Bonds Liebesszenen mit Ariadne fand ich stellenweise so peinlich, dass ich sie übersprungen habe... Da hätte er sich besser wie Fleming in andeutungsvolles Schweigen gehüllt.


    Man mag Fleming vorwerfen, was man will: Er beherrscht sein Romanhandwerk deutlich besser und indem er Bond seine eigenen Interessen (auch so abseitige wie das Meer) gegeben hat, wird er zu einer realistischeren Romanfigur als die Abziehbilder der Nachfolger.


    Fazit: Nobody does it better than Fleming (den ich für meinen Teil für literarisch unterschätzt halte - vielleicht muss ich mir damit aber auch nur einreden, dass ich mit meinen Fleming-Studien mehr als guilty pleasure betreibe :P)

  • Vielen Dank für Deine Ausführungen. Ich habe das Buch nie gelesen und nach Deinem Review werde ich das wohl auch nie tun ;)

    Quote

    Er beherrscht sein Romanhandwerk deutlich besser und indem er Bond seine eigenen Interessen (auch so abseitige wie das Meer) gegeben hat, wird er zu einer realistischeren Romanfigur als die Abziehbilder der Nachfolger.

    Ich denke, genau das ist der Punkt! Deshalb sollte man den Roman-Bond eigentlich auch "ruhen" lassen :saint:

  • Bei nicht Fleming Romanen muss ich auch noch jeder Menge nachholen. Was ich aber empfehlen kann ist von Anthony Horrowitz Trigger Mortis.

    Hier wird Fleming Originalmaterial anscheinend etwas "mitverwurstet" und Horrowitz orientiert sich inhaltlich und stilistisch schon an Fleming.

    Sowas kann schief gehen, für mich hat das aber wunderbar funktioniert. Hab mal ein bisschen recherchiert, auch bei Bond Fans und besonders Flemingliebhabern kann man das Buch überwiegend positiv an.

    Die Story spielt in den 60ern, kurz nach Goldfinger (Pussy Galore ist ebenfalls kurz mit von der Partie). Der Bösewicht, sehr klassisch, das Setting u.a. auf

    dem Nürburgring. Macht Spaß und ist sehr kurzweilig


    Ich bin auch klar durch die Filme beim Thema Bond sozialisiert, bin aber froh das Fundament des ganzen zu kennen (Fleming Romane, Lieblinge sind DN und FRWL) und finde es gut, dass es auch bei dem literarischen Bond weitergeht, auch wenn mir wahrscheinlich nicht alle Variationen zusagen, aber schön das man Alternativen hat und für mich gilt hier das gleich wie bei zukünftigen Amazon "Projekten". Man kann es mögen, man muss es nicht und man hat die Wahl zu konsumieren oder auch nicht ^^


    Wo ich noch völlig unbedarft bin, ist bei den Comics. Kann mir hier jemand einen Überblick geben, was es da alles gibt und welche empfehlenswert sind?

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Besten Dank für die Eindrücke, Don-Corleone. Trigger Mortis steht seit 10 Jahren ungelesen bei mir im Schrank. Vielleicht gebe ich dem Roman doch mal eine Chance bzw. den beiden Nachfolgern.


    Freut mich, dass meine Zusammenfassung die Lektüre unmittelbar angeregt hat, liebe Anya Amasova. Offen gestanden liegt meine letzte Begegnung mit dem Roman über 15 Jahre zurück. Ich kann deine Kritikpunkte an Colonel Sun gut nachvollziehen. Über dem Buch liegt eine gewisse bleierne Schwere, was auch darin begründet sein dürfte, dass Kingsley Amis einen desillusionierten Bond zeigen wollte, der direkt an Fleming anknüpft. In dessen letzten drei Romanen hat 007 seine Liebe, sein Gedächtnis und seine Integrität verloren. Da ist nicht mehr viel mit Glamour und Lifestyle, wie bei einem frühen Fleming-Bond in seiner Hochzeit. Eigentlich ist er ein Wrack. Umso erstaunlicher, dass 007 auch noch die Todesfolter so gut wegsteckt. Aber das haben Faulks und Boyd ja Jahre später noch hirnrissiger weitergesponnen. Alles in allem kein genialer Roman, aber ich finde, dass Amis es im Gesamtbild besser gemacht hat, als John Gardner oder Raymond Benson.


    Ein bisschen schade ist, dass Amis direkter Nachfolger Geoffrey Jenkins nie zum Zuge kam. Der hatte einen weiteren Nachfolgeroman mit dem Titel Per Fine Ounce im Jahr 1969 bereits geschrieben, aber Glidrose Productions hat diesen dann aus unbekannten Gründen nie publiziert. Überhaupt wäre es mal eine Überlegung wert, inwieweit das spätere Ian Fleming Publications da die Autoren nicht auch zu stark gegängelt und die mittelprächtigen Ergebnisse teils mitverschuldet hat. Vor allem Amis und Gardner wurden da in der Frühzeit sehr stark kontrolliert. Auf der anderen Seite haben sie dann dessen teils sehr dürftigen Spätwerke der frühen 1990er Jahre durchgewunken. Kurioserweise fragten sie mit Raymond Benson danach zwar einen echten Bond-Experten die Bücher weiterzuführen, der aber zugleich schriftstellerisch ein ziemlicher Neuling war. Bei den Autoren habe ich zudem, wie mir jüngst auffiel, Christopher Wood vergessen, der ausführliche Romanfassungen seiner eigenen Drehbücher zu The Spy Who Loved Me und Moonraker geschrieben hat.


    Was Ian Fleming und seiner lliterarischen Fähigkeiten angeht, denke ich, dass er nicht selten unterschätzt wird. Aber man gerät mindestens genauso oft in Versuchung, in das andere Extrem zu verfallen. Flemings schwierige Charakterzüge haben sicherlich auch einen gehörigen Teil dazu beigetragen, dass er schon zu Lebzeiten bei einigen Zeitgenossen keinen Blumentopf gewinnen konnte. Auf der anderen Seite wurde der Autor von Kollegen wie William Somerset Maughan oder Raymond Chandler geschätzt. Ich denke, seine Leistung besteht am Ende darin, dass er dem Agenten-Thriller etwas geben konnte, wozu andere Literaten wie John le Carré und Frederick Forsyth nicht willens oder in der Lage waren: Als Lebemann mit phantasievollem und skurilem Geist auf das Spionagegeschäft mit all seinen Exklusivitäten und Absurditäten zu blicken.

  • Fazit: Nobody does it better than Fleming (den ich für meinen Teil für literarisch unterschätzt halte - vielleicht muss ich mir damit aber auch nur einreden, dass ich mit meinen Fleming-Studien mehr als guilty pleasure betreibe :P )

    So hab ich das auch immer empfunden. Dafür, dass Fleming angeblich so mittelmäßig war, tun sich selbst Bestseller-Autoren doch ziemlich schwer damit, seinen Stil zu treffen. Ich lese auch gerade ein paar andere britische Spionageklassiker, und da wird Fleming im Klappentext in fast schon ermüdender Regelmäßigkeit gebasht. Aber ist wohl auch eine Art Auszeichung.


    Was ich aber empfehlen kann ist von Anthony Horrowitz Trigger Mortis.

    Hier wird Fleming Originalmaterial anscheinend etwas "mitverwurstet" und Horrowitz orientiert sich inhaltlich und stilistisch schon an Fleming.

    Sowas kann schief gehen, für mich hat das aber wunderbar funktioniert. Hab mal ein bisschen recherchiert, auch bei Bond Fans und besonders Flemingliebhabern kann man das Buch überwiegend positiv an.

    Hab mal meine Rezension auf meinem Blog rausgekramt, da hat mir das Buch seinerzeit auch sehr gut gefallen. Ich empfand es von allen direkten Fleming-Nachahmern auch mit am besten. Dafür steht aber bei mir der Nachfolger 'Forever and a Day' seit Ewigkeiten ungelesen im Regal. 'With a mind to kill' hat mich dann irgendwie gar nicht mehr so angesprochen, vielleicht auch weil es die Art von Titel ist, die auch Gardner/Benson/Higson/Sherwood/etc.pp. gewählt hätten. Wen es interessiert, hier auch mal meine damaligen Kritiken zu Colonel Sun und Solo.


    Insgesamt fand ich die Veröffentlichungspolitik von Ian Fleming Publications auch immer etwas merkwürdig und opportunistisch. Nachdem man lange nach 'Colonel Sun' gar nichts machte und Christopher Wood dann aus reiner Eigeninitiative zeigte, dass der Roman-Bond noch zieht, engagierte man mit John Gardner einen reinen Auftragsautoren ohne größere literarische Ambitionen. Das Anheuern von Gardner und Benson spiegelt meiner Ansicht nach EONs Politik, eher gute Action-Handwerker als Regisseure zu wählen, die mit Auftragsarbeiten vertraut und gut steuerbar sind, und die regelmäßigen Output liefern. Dementsprechend schnell und unsentimental wurde Gardner nach seinem Krebstod dann auch ausgetauscht. Interessanterweise endete diese Ära exakt dann, als sie auch für EON endete - 2002 mit DAD auf Filmseite und 'The Man with the Red Tattoo' im Romanbereich. Dann wartete IFP erstmal ab, was EON macht. Nachdem EON mit Craig mehr Mut zum Anspruch zeigte und renommiertere Regisseure verpflichtete, startete man auch bei IFP damit, auch A-Autoren zu wählen und mit mehr künstlerischer Freiheit auszustatten. Mit Jefferey Deaver gab es dann sogar einen Versuch, Bond literarisch in der Gegenwart zu rebooten. Obwohl das Ergebnis trotz einiger Mängel für mich doch geglückt war, teilweise sogar mehr als die Craigfilme, kam in dieser Richtung dann leider gar nichts mehr. Obwohl Deaver auch US-Amerikaner ist und seinen Auftrag manchmal etwas zu routiniert anging, hätten mich weitere Bücher in dieser Richtung doch am meisten interessiert.


    Insgesamt sind die in der klassischen Fleming-Ära angesiedelten Romane eine Art Vorausschau, wie in den 60ern angesiedelte Filme aussehen würden. Letztlich würde es auf eine Art Rosinenpicken herauslaufen und die Geschichten wären Lückenbüßer, die sich inflationär zwischen die vorhandenen Geschichten quetschen. Und dabei doch nie an die originalen Filme der Epoche herankommen. Insofern könnte man IFP dankbar sein, diese Variante ausgelotet zu haben.

  • Ich denke, genau das ist der Punkt! Deshalb sollte man den Roman-Bond eigentlich auch "ruhen" lassen :saint:

    Ach, naja, grundsätzlich bin ich eigentlich schon ein Fan von gut gemachten Pastiches - wenn sie eben gut gemacht sind und einen neuen Aspekt einbringen. Von Sherlock Holmes gibt es da einige schöne Beispiele (aber auch einige, die richtig Mist sind :P). Die Moneypenny-Diaries würden mich persönlich ja schon interessieren, hab aber noch nicht rausbekommen, ob sie überhaupt übersetzt wurden...

    Was Ian Fleming und seiner lliterarischen Fähigkeiten angeht, denke ich, dass er nicht selten unterschätzt wird. Aber man gerät mindestens genauso oft in Versuchung, in das andere Extrem zu verfallen. Flemings schwierige Charakterzüge haben sicherlich auch einen gehörigen Teil dazu beigetragen, dass er schon zu Lebzeiten bei einigen Zeitgenossen keinen Blumentopf gewinnen konnte. Auf der anderen Seite wurde der Autor von Kollegen wie William Somerset Maughan oder Raymond Chandler geschätzt. Ich denke, seine Leistung besteht am Ende darin, dass er dem Agenten-Thriller etwas geben konnte, wozu andere Literaten wie John le Carré und Frederick Forsyth nicht willens oder in der Lage waren: Als Lebemann mit phantasievollem und skurilem Geist auf das Spionagegeschäft mit all seinen Exklusivitäten und Absurditäten zu blicken.

    Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, werter Scarpine <3 Exakt so sehe ich es auch.

    Insgesamt fand ich die Veröffentlichungspolitik von Ian Fleming Publications auch immer etwas merkwürdig und opportunistisch. Nachdem man lange nach 'Colonel Sun' gar nichts machte und Christopher Wood dann aus reiner Eigeninitiative zeigte, dass der Roman-Bond noch zieht, engagierte man mit John Gardner einen reinen Auftragsautoren ohne größere literarische Ambitionen. Das Anheuern von Gardner und Benson spiegelt meiner Ansicht nach EONs Politik, eher gute Action-Handwerker als Regisseure zu wählen, die mit Auftragsarbeiten vertraut und gut steuerbar sind, und die regelmäßigen Output liefern.

    Ist mir bisher noch nicht so aufgefallen, aber jetzt, wo du es sagst, ergibt es definitiv Sinn und erklärt vielleicht auch die extreme Actionlastigkeit bei gleichzeitiger Vernachlässigung diverser anderer Aspekte von Bonds Persönlichkeit. Mir kam es immer so vor, als wären sämtliche Nachfolger ausschließlich für und aus dem Blick einer Verfilmung geschrieben worden (was veröffentlichungstechnisch natürlich auch sinnvoll ist).

    Mir sind Bücher immer näher als Filme, das trifft auch auf Bond zu 8)

  • Mir sind Bücher immer näher als Filme, das trifft auch auf Bond zu

    Bond ist für mich primär eine Filmfigur. Und es dauerte doch ein Weilchen, bis ich erfahren habe, dass die Bond-Filme ursprünglich auf Romanen basierten :S (wobei ich mal annehme, dass das dem Grossteil des Publikums bis heute nicht bewusst ist ;) ). Von daher sind mir die Bond-Romane relativ wurst, auch wenn ich mir natürlich bewusst bin, dass es ohne die unbestritten wertvolle Arbeit von Ian Fleming nie einen Bond-Film gegeben hätte

  • So hab ich das auch immer empfunden. Dafür, dass Fleming angeblich so mittelmäßig war, tun sich selbst Bestseller-Autoren doch ziemlich schwer damit, seinen Stil zu treffen. Ich lese auch gerade ein paar andere britische Spionageklassiker, und da wird Fleming im Klappentext in fast schon ermüdender Regelmäßigkeit gebasht. Aber ist wohl auch eine Art Auszeichung.

    Ich glaube, beide Phänomene haben diesselbe Ursache: Ian Flemings Persönlichkeit. Er wurde zu Lebzeiten nicht von vielen Mitmenschen geschätzt. Fleming war arrogant, snobistisch, sexistisch, rassistisch und geltungssüchtig. Er galt als Playboy ohne Moral, der mit ein paar, vor geschmacklosen Sex- und Gewaltfantasien strotzenden Schundromanen den Spionage-Thriller befleckte. Für einen "seriösen" Autor war Fleming eigentlich ein rotes Tuch. Aber genau das war das Problem der Nachfolger: Es steckte unheimlich viel von Fleming selbst in den Romanen. Die Handlung war zwar immer erfunden, aber sein Leben, seine Reisen, seine Erfahrungen, seine Persönlichkeit flossen in die Texte. Das kann man nur schwer kopieren.


    John Gardner war ein Ex-Theologe, Raymond Benson raucht und trinkt nicht, hat keinen Sinn für Luxus. Das hat auch - gerade im Falle des Amerikaners Benson - zu einem gewissen Spot geführt. Sinngemäß schwang da mit: In die Fußstapfen von Bonds Schöpfer treten nur profillose Dilettanten. Viele Nachfolgeautoren liebten Bond und die Romane, waren aber nicht imstande in Flemings Stil zu schreiben, weil sie trotz einer gewissen Faszination seine Einstellungen und Charakterisierungen im Kern missbilligten. Das erklärt auch, warum man viel auf Action und eine tendenziell filmische Handhabung des Sujets setzte. Auf diese Weise konnte man Flemings detailversessene Beschreibungen, seine obskuren Manierismen sowie seine ausgiebigen, teils voyeuristischen Frauenportraits umgehen. Ganz besonders deutlich wird das bei William Boyd, der eigentlich einen historischen Roman um den literarischen 007 herumschreibt und den Charakter dabei möglichst nur mit der Kneifzange anzupacken versucht.

    Insgesamt fand ich die Veröffentlichungspolitik von Ian Fleming Publications auch immer etwas merkwürdig und opportunistisch. Nachdem man lange nach 'Colonel Sun' gar nichts machte und Christopher Wood dann aus reiner Eigeninitiative zeigte, dass der Roman-Bond noch zieht, engagierte man mit John Gardner einen reinen Auftragsautoren ohne größere literarische Ambitionen. Das Anheuern von Gardner und Benson spiegelt meiner Ansicht nach EONs Politik, eher gute Action-Handwerker als Regisseure zu wählen, die mit Auftragsarbeiten vertraut und gut steuerbar sind, und die regelmäßigen Output liefern.

    Es wäre mal interessant zu erfahren, wieso man den Roman Per Fine Ounce von Geoffrey Jenkins Ende der 1960er-Jahre nicht veröffentlichte. Dazu gibt es viele Theorien, aber da das Manuskript bis auf wenige Seiten leider verschollen ist, kann man nur spekulieren. In der Erinnerung von Flemings Agent Peter Janson-Smith war es nicht gut geschrieben, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass Ian Fleming Publications (damals Glidrose) mit gewissen Aspekten der Story nicht einverstanden war. Laut der Synopsis wird die 00-Sektion aufgelöst und Bond agiert in Südafrika mit Ms Einverständnis auf eigene Faust. Jenkins war ein profilierter Autor und mit Fleming befreundet. Er hatte auch einen guten Draht zu Harry Saltzman und Albert R. Broccoli und lieferte angeblich die Anfangsidee zu You Only Live Twice mit dem fingierten Tod und der U-Boot-Auferstehung von 007. Daher gibt es auch das Gerücht, dass Saltzman und Broccoli, nachdem man Jenkins abgewiesen hatte, kein großes Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit Gildrose hatten. In Kenntnis des Manuskripts (ein Exemplar ging an Eon) hatten sie Per Fine Ounce wohl für eine Verfilmung in der Serie vorgesehen.


    Eine weitere Erklärung, warum Glidrose nach Colonel Sun keine weiteren Romane bei Kingsley Amis mehr in Auftrag gab und auch Jenkins Per Fine Ounce fallenließ, könnten die massiven Auseinandersetzungen mit Flemings Witwe Ann nach der Veröffentlichung des ersten Nachfolgeromans gewesen sein. Ann Fleming starb 1981. Interessanterweise nahm Glidrose in genau diesem Jahr die literarische Bondproduktion wieder auf. Das kann eigentlich kein Zufall sein. Es ist auch mein Eindruck, dass Ian Fleming Publications zumeist sehr opportunistisch vorging und die Autoren zu Beginn auch stark eingeschränkt hat. Da konnte man sich kaum frei entfalten. Die Romane von Gardner wurden im Nachgang wohl auch durchgängig geglättet. Von daher war es sicher von Vorteil keinen großen Namen zu berufen, da man diese Form der Endkontrolle nicht mit jedem machen konnte. Gardner und Benson waren da schon die passgenauen Vielschreiber, die schnell und regelmäßig lieferten. Nach 2003 ist man dann plötzlich mehrgleisig gefahren mit der Young Bond- und Moneypenny-Diaries-Reihe und verschiedenen Versuchen eines literarischen 007 in den Sixties und in der Gegenwart.

    Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, werter Scarpine <3 Exakt so sehe ich es auch.

    Das freut mich sehr. :) Die Fleming-Enthusiast(inn)en sind im Fandom ja doch eher in der Minderheit. Eventuell wäre ein Roman-Grand Prix mit allen Fleming-Büchern mal eine interessante Alternative zu den Filmbesprechungen.

  • Er wurde zu Lebzeiten nicht von vielen Mitmenschen geschätzt. Fleming war arrogant, snobistisch, sexistisch, rassistisch und geltungssüchtig. Er galt als Playboy ohne Moral, der mit ein paar, vor geschmacklosen Sex- und Gewaltfantasien strotzenden Schundromanen den Spionage-Thriller befleckte.

    Wobei das ja für sehr viele Künstler zutrifft, ohne dass sie deswegen alle Kritiker gegen sich haben. Nach allem, was ich so über ihn gelesen habe, war er wohl aber auch nicht so extrem schwierig. Er hatte sich ja beispielsweise auch mit dem Gedanken arrangiert, dass Bond ins TV kommen könnte, und mit den entsprechenden Leuten gut zusammengearbeitet. Auch in den Interviews, die ich gelesen und gesehen habe, fand ich ihn jetzt nicht arroganter als andere Leute.


    Quote

    John Gardner war ein Ex-Theologe, Raymond Benson raucht und trinkt nicht, hat keinen Sinn für Luxus. Das hat auch - gerade im Falle des Amerikaners Benson - zu einem gewissen Spot geführt. Sinngemäß schwang da mit: In die Fußstapfen von Bonds Schöpfer treten nur profillose Dilettanten. Viele Nachfolgeautoren liebten Bond und die Romane, waren aber nicht imstande in Flemings Stil zu schreiben, weil sie trotz einer gewissen Faszination seine Einstellungen und Charakterisierungen im Kern missbilligten.

    Das habe ich auch nie verstanden. Wenn ich jemanden für einen Bondroman auswählen würde, würde ich auch darauf achten, dass er von der Persönlichkeit Fleming wenigstens ein bisschen nahekommt. Also eher konservativ als links und mit einer gewissen Erfahrung ausgestattet. Aber ich schätze, Anfang der 80er hatte sich Bond im allgemeinen Bewusstsein schon so sehr von Fleming entfernt und eher zu einer Action-Ikone entwickelt, dass man sich eher am Film-Bond orientierte.


    Wobei ich bei aller Kritik an Gardner aber auch sagen muss, dass mich seine Romane als jungen Fan Anfang der 90er aber auch relativ gut abgeholt haben. Deshalb verbinde ich mit den Scherz-Ausgaben mit den von diversen Filmplakaten zusammengeklauten Motiven oder auch den Heyne-Ausgaben auch positive nostalgische Gefühle. In der toten Zeit zwischen '89 und '95 lieferten die Bücher wenigstens einigermaßen zeitgemäße Bondgeschichten. Manche Elemente hatte ich mir damals auch gut als Film vorstellen können.


    In der Erinnerung von Flemings Agent Peter Janson-Smith war es nicht gut geschrieben, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass Ian Fleming Publications (damals Glidrose) mit gewissen Aspekten der Story nicht einverstanden war.

    So habe ich das auch gelesen. Glidrose fand das Buch nicht gut genug und konnte wohl deshalb aus dem Vertrag aussteigen.


    Das mit dem Einfluss seiner Witwe Ann kann natürlich gut sein. Dass sie gegen Amis war und ihn als nicht gut genug empfand, hab ich auch oft gelesen. Die Ironie dabei ist ja, dass Ann selbst Ians Romane für peinlichen Schund hielt, und Amis andererseits verglichen mit späteren Epigonen wie Gardner und Benson schon absolute A-Liga war. Für die beiden Wood-Romane hatte Flemings Agent ja nur die Zustimmung gegeben und durfte die Veröffentlichung übernehmen. Vielleicht hatte Ann deshalb da weniger Veto-Rechte.

  • Ich sehe Ian Fleming auch nicht so stark in dieser Schiene. Aber er hatte irgendwie schnell einen Ruf weg und schon zu Lebzeiten eine recht starke Lobby gegen sich, weil man ihn vielfach nicht als vollwertigen Schriftsteller wahrnahm oder eben viele den Erfolg neideten. Generell wird immer gerne dieses moralische Argument vorgeschoben oder eben die fehlende Seriösität was das Agentengeschäft angeht. Diese kolportagehafte Mischung aus Sex und Sadismus war in den 1950er-Jahren ja auch noch viel umstrittener als man das heute meinen würde. Da konnte man sich viele Feinde machen. In einigen Ländern wurden die Fleming-Romane wegen ihrer sittlichen Anstößigkeit ja umgehend verboten. Terence Young, der ja selbst ein schwieriger Charakter war, kam nach eigener Aussage gut mit Fleming aus, meinte aber auch rückblickend, dass er ihn wegen seiner immensen Arroganz nie wirklich gemocht hätte.


    Ich denke, Flemings sarkastische und zynische Ader hat viele Leute verprellt. Wenn man ihn jedoch zu nehmen wusste, kam man gut mit ihm aus. Interessanterweise haben Ursula Andress und Lois Maxwell in der Rückschau nur positiv über Fleming berichtet, wo er doch so ein schlimmer Chauvinist war. Und in der heutigen Zeit wird ja noch an viel mehr Aspekten von Flemings Persönlichkeit und Werk Anstoß genommen. Bei den Nachfolgeautoren hatte man dann zumindest mit Anthony Horowitz eine ganz gute Wahl getroffen, weil der vom Typ her Fleming schon näherstand als ein John Gardner oder Raymond Benson. Auch Jeffery Deaver hatte irgendwie, obwohl Amerikaner wie Benson, einen veritables Gespür dafür, wie man die Sache mit der richtigen Einstellung angeht. Sebastian Faulks und William Boyd sind dagegen mit völlig konträren Ansätzen weitgehend gescheitert.


    Hinsichtlich John Gardners Schaffen kann ich deine Eindrücke schon nachvollziehen. In der Summe war Gardner eigentlich auch besser als Benson, dessen Bücher ich immer sehr nüchtern und nichtssagend fand. Was Gardner ganz gut konnte, war sich nach Bond klingende Titel auszudenken. Zwar bediente er sich da mit For Special Services oder Death is Forever auch eifrig beim Meister selbst, aber er schuf auch eigenständig eingägige Titel wie Icebreaker, Role of Honour, Nobody Lives Forever, Scorpius oder Seafire. Später hat er ja selbst eingeräumt, dass er nach sechs Romanen mit No Deals, Mr. Bond besser aufgehört hätte. Danach war die Luft irgendwie merklich raus und die Qualität sank zunehmend. Trotzdem habe ich immer noch gewisse Vorbehalte gegen Gardner. Als die ersten Cross Cult-Ausgaben vor ein paar Jahren erschienen, habe ich in der Buchhandlung immer mal wieder den einen oder anderen Band in die Hand genommen, darin geblättert und dann wieder enttäuscht zurückgelegt.


    Irgendwie werde ich mit Gardners Stil nicht so recht warm. Seine Art, Geschehnisse zu beschreiben, hat immer einen merkwürdig artifiziellen Touch. Seine Charaktere bleiben stets blutleere Papierkameraden und werden vor dem geistigen Auge nie wirklich lebendig. Wo Fleming energisch atmosphärischen Biss entwickelte, blieb bei Gardner häufig nur eine kraftlos erscheinende Schablonenhaftigkeit übrig. Amüsant fand ich aber irgendwie, dass weder Gardner noch Benson der Versuchung widerstehen konnten, einen inflationären Der Mann...-Titel zu wählen. Hier zeigt sich recht markant, wo der Unterschied zwischen Fleming und seinen Nachfolgern liegt: Während Fleming dieser lahmen, hundertfach gebrauchten Titel-Variation mit der Golden Gun wieder eine Exklusivität verleiht, erscheinen ein Barbarossa oder ein rotes Tattoo bei weitem nicht so einprägsam. Vielleicht gebe ich Gardners Werk, wo es jetzt komplett übersetzt vorliegt, aber auch noch einmal eine Chance.


    Was Per Fine Ounce angeht, kann natürlich auch sein, dass es einfach die Erwartungen nicht erfüllte. Geoffrey Jenkins war ein Spezialist für actionlastige Südafrika-Thriller und war dadurch schon in 1960er-Jahren jemand, der eine ähnliche Herangehensweise wie John Gardner eine ganze Dekade später hatte. Vielleicht war der Entwurf dadurch den Filmen näher als den Romanen, was auch erklären könnte, wieso die beiden Eon-Produzenten diesen mochten und er dagegen bei Glidrose Productions durchfiel. Ein paar von Jenkins Büchern wurden in 1960er- und 1980er-Jahren auch als B-Movies verfilmt. Trotzdem wäre es interessant gewesen, weil die Story ja auf einer Geschichte basierte, die Fleming und Jenkins 1957 gemeinsam entwickelt hatten. Diese hätte demnach auch teilweise Orginal-Fleming-Material beeinhaltet. Kurioserweise hat der Autor Peter Vollmer 2020 auf Basis der erhaltenen Manuskript-Seiten einen Hommage-Roman mit dem Titel Per Fine Ounce veröffentlicht. Natürlich durfte er die Fleming-Figuren nicht verwenden. Statt Bond agiert hier Geoffrey Peace, der auch der Held in mehreren Romanen von Jenkins ist. Ich kenne das Buch nicht, aber es ist sicher eine ganz nette "Was wäre wenn..."-Variante.

  • Fleming war arrogant, snobistisch, sexistisch, rassistisch und geltungssüchtig. Er galt als Playboy ohne Moral, der mit ein paar, vor geschmacklosen Sex- und Gewaltfantasien strotzenden Schundromanen den Spionage-Thriller befleckte. Für einen "seriösen" Autor war Fleming eigentlich ein rotes Tuch. Aber genau das war das Problem der Nachfolger: Es steckte unheimlich viel von Fleming selbst in den Romanen. Die Handlung war zwar immer erfunden, aber sein Leben, seine Reisen, seine Erfahrungen, seine Persönlichkeit flossen in die Texte. Das kann man nur schwer kopieren.


    John Gardner war ein Ex-Theologe, Raymond Benson raucht und trinkt nicht, hat keinen Sinn für Luxus. Das hat auch - gerade im Falle des Amerikaners Benson - zu einem gewissen Spot geführt. Sinngemäß schwang da mit: In die Fußstapfen von Bonds Schöpfer treten nur profillose Dilettanten. Viele Nachfolgeautoren liebten Bond und die Romane, waren aber nicht imstande in Flemings Stil zu schreiben, weil sie trotz einer gewissen Faszination seine Einstellungen und Charakterisierungen im Kern missbilligten. Das erklärt auch, warum man viel auf Action und eine tendenziell filmische Handhabung des Sujets setzte. Auf diese Weise konnte man Flemings detailversessene Beschreibungen, seine obskuren Manierismen sowie seine ausgiebigen, teils voyeuristischen Frauenportraits umgehen. Ganz besonders deutlich wird das bei William Boyd, der eigentlich einen historischen Roman um den literarischen 007 herumschreibt und den Charakter dabei möglichst nur mit der Kneifzange anzupacken versucht.

    Ich frage mich da allerdings immer, ob Fleming tatsächlich im Vergleich zu seiner gesellschaftlichen Umgebung etwa im Bezug auf Rassismus herausgestochen ist... Im Grunde war gerade dieser Punkt doch gesellschaftlich akzeptiert und durch das alte Kolonialreich (das im freien Fall begriffen war) vorgegeben - und er erscheint nur aus heutiger Sicht befremdlich (wobei mir das in den Filmen deutlich stärker auffiel...)


    Den Sexismus in den Bondbüchern sehe ich so ehrlich gesagt nur in wenigen Ansätzen - das fällt mir in den Filmen (insbesondere denen der 60er...) auchdeutlich mehr auf, bei denen ich mittlerweile einige Szenen kaum erträglich finde.


    Fleming gesteht seinen Frauengestalten dagegen eigene Motive und Hintergründe zu und schafft damit mehr als so mancher etablierte Autor. Manche Überlegungen, die er Bond zu den Damen machen lässt, finde ich bemerkenswert fortschrittlich (etwa zu Tiffany Case´s Hintergrundgeschichte, bei der er sich extrem seiner Verantwortung bewusst ist, wenn er etwas mit ihr anfängt - konsequenterweise verlässt SIE ihn dann ja und er hat erstmal Liebeskummer).

    Flemings Bondgirls wird in der Regel eine eigenständige Sexualität zugestanden, die für die 50er keineswegs Usus war, im Gegenteil. Sie sind eben nicht "männliche Verhandlungs- und Verfügungsmasse" (wie in vielen der Filme). In einem gesellschaftlichen System, das im Grunde nur Sekretärinnen und Ehefrauen erlaubt, sind sie eigenständige Agentinnen, kreative Helferinnen und entscheiden sich, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen - ob Vesper, Gala oder Tiffany.


    Flemings detailversessene Beschreibungen haben meiner Meinung nach ebenfalls System und sind sehr bewusst gesetzt - sie beziehen sich ja in der Regel auf die Teile in Bonds Leben, die jeder nachempfinden und erleben kann (also z.B. eine Zugfahrt, Wartezeit, Einchecken, Papierkram im Büro, Essen in der Kantine, Trashliteratur in der Wartezeit...). Auch das macht die Faszination aus: Während man als Leser sein langweiliges Leben führt, kann man sich vorstellen, dass das nur die EINE Seite der Medaille ist (und auf der anderen Aufregung, Glamour, Champagner und Schießereien stehen).


    Ich habe (wie vermutlich jeder hier) erst die Filme gesehen und dann die Bücher gelesen - und im Anschluss viel Sekundärliteratur dazu (ich kann nichts dafür, das ist mein Job :P). Es hat mich sehr überrascht, zu lesen, dass Fleming selbst seine Bücher als "Schund" bezeichnet hat - denn beim Lesen fiel mir auf, wie bewusst er konzipiert, wie er sich an literarische Vorbilder (Autoren und Gattungen) anlehnt und wie er Hintergründe sorgfältig recherchiert und auslebt (über seine Bezüge zur klassischen Kunst und Literatur habe ich ja im Bondember schon geschrieben). Das unterscheidet ihn gravierend von anderen "Pulp"-Autoren, denen es eben nur um Action und Sex geht.

    Darüber hinaus: Wer Sex um seiner selbst Willen beschreiben will, tut das in der Regel eher so wie Amis - nicht wie Fleming, der glücklicherweise kapiert, dass Plakativität genau das Gegenteil erreicht.


    Wenn ich jemanden für einen Bondroman auswählen würde, würde ich auch darauf achten, dass er von der Persönlichkeit Fleming wenigstens ein bisschen nahekommt. Also eher konservativ als links und mit einer gewissen Erfahrung ausgestattet. Aber ich schätze, Anfang der 80er hatte sich Bond im allgemeinen Bewusstsein schon so sehr von Fleming entfernt und eher zu einer Action-Ikone entwickelt, dass man sich eher am Film-Bond orientierte.

    Das ist ja die alte Frage der Literatur, ob das Geschriebene seinen Sitz in der Persönlichkeit seines Autors haben muss. In einem meiner Literaturseminare meinte mal jemand: "Wenn man über einen Mord schreibt, ist man ein Autor. Wenn man über fünf Morde schreibt, muss man ein Mörder sein."

    Das fand ich schon immer unzutreffend - das Talent eines guten Autors ist es ja gerade, sich in verschiedene Aspekte des Menschseins einzufühlen, ohne dass es wirklich Teil seiner Persönlichkeit sein muss.

    Ja, Flemings Persönlichkeit und seine Vorlieben machen seine Bücher interessant und seine Nachfolger sind allesamt hölzern - aber man muss als Autor nicht jede dunkle Seite haben, über die man schreibt. Nicht mal einen Schatten davon. Es reicht, wenn man diese Seiten (bei anderen erfahren hat) und viel Fantasie besitzt. Mag sein, dass Gardner und Boyd dies gar nicht wollten - vielleicht konnten sie es aber auch einfach nicht oder es interessierte sie an Bond eben nur die Actionseite.


    Lange Rede kurzer Sinn:

    Das freut mich sehr. :) Die Fleming-Enthusiast(inn)en sind im Fandom ja doch eher in der Minderheit. Eventuell wäre ein Roman-Grand Prix mit allen Fleming-Büchern mal eine interessante Alternative zu den Filmbesprechungen.

    8o Ich wäre sofort dabei! Wollen wir das machen? 8o

  • Ich frage mich da allerdings immer, ob Fleming tatsächlich im Vergleich zu seiner gesellschaftlichen Umgebung etwa im Bezug auf Rassismus herausgestochen ist...

    Im Gesamtbild vermutlich nicht. Allerdings musste Live And Let Die für die Veröffentlichung in den USA doch schon redigiert werden, weil Fleming teils Begriffe und Beschreibungen bei Afroamerikanern verwendete, die sein US-Verlag bereits damals (1954!) nicht mehr gutheißen konnte.

    Flemings detailversessene Beschreibungen haben meiner Meinung nach ebenfalls System und sind sehr bewusst gesetzt - sie beziehen sich ja in der Regel auf die Teile in Bonds Leben, die jeder nachempfinden und erleben kann (also z.B. eine Zugfahrt, Wartezeit, Einchecken, Papierkram im Büro, Essen in der Kantine, Trashliteratur in der Wartezeit...). Auch das macht die Faszination aus: Während man als Leser sein langweiliges Leben führt, kann man sich vorstellen, dass das nur die EINE Seite der Medaille ist (und auf der anderen Aufregung, Glamour, Champagner und Schießereien stehen).

    Diesen Kontrast hat Umberto Eco in den späten 1960er-Jahren ja auch schon genauso als besondere Leistung von Ian Fleming hervorgehoben.

    Das ist ja die alte Frage der Literatur, ob das Geschriebene seinen Sitz in der Persönlichkeit seines Autors haben muss. [...] aber man muss als Autor nicht jede dunkle Seite haben, über die man schreibt. Nicht mal einen Schatten davon. Es reicht, wenn man diese Seiten (bei anderen erfahren hat) und viel Fantasie besitzt.

    Ich denke, das ist auch gar nicht der Punkt. Wer das als Autor nicht kann, hat seinen Job verfehlt. Fast alle Nachfolger haben teils obskurere und brutalere Szenarien als Fleming entwickelt. Das ist übrigens noch ein Grund, warum ich John Gardner nicht so gerne mag: Bei ihm hatte man oft den Eindruck, dass er das immer etwas überdreht hat. Den Verräterinnen musste da häufig vorher erst einmal genüsslich das Rückgrat gebrochen oder alle Knochen zerquetscht werden, bevor die dann endlich irgendwann den Gnadenschuss bekamen. Das fand ich in der Summe dann schon manchmal übertrieben und effekthascherisch. Ich glaube, der Unterschied ist hier wirklich, dass Fleming mehr Kenner als Autor war. Da ging es weniger um die reine Erzählkunst, sondern um die Liebe zum Detail. Casino Royale hat er einfach ohne irgendwelche Vorrecherchen aus dem Stehgreif bei einem Jamaika-Aufenthalt geschrieben.


    Und bei aller Imaginationskraft macht es am Ende eben doch einen Unterschied, ob man bestimmte Zusammenhänge kennt bzw. erlebt oder sie eben nur recherchiert hat. Fleming kannte die Orte durch seine Reisen, er war im Krieg und kannte Geheimdienstpraktiken und Ereignisse, er kannte das Glücksspiel und er kannte die Frauen. Und vor allem wusste er, wie er all diese Elemente gewinnbringend verknüpfen kann. Fleming hat immer sehr viele Aspekte aus seinem eigenen Leben in die Romane eingewoben. Es ist gut möglich, dass er seine Werke für Schund hielt. Es ging ihm nicht um hohe Literatur, sondern er hat alles, was ihn interessierte, in einer etwas kolportagehaften Mischung zu Papier gebracht und hatte meines Erachtens großen Spaß dabei. Gardner meinte in der Hochzeit seines Schaffens einmal sinngemäß, dass bei ihm immer parallel ein Buch erscheine, ein Buch recherchiert würde und er an einem Buch schreibe. So hat Fleming nie gearbeitet.

    8o Ich wäre sofort dabei! Wollen wir das machen? 8o

    Prinzipiell hätte ich nichts dagegen, auch wenn der Faktor Zeit natürlich immer eine Rolle spielt. Anders als bei den Filmmarathons werden sich da aber wohl nicht allzu viele User anschließen, fürchte ich. ;)

  • Ich bin gerade dabei, mir die Romane als Hörbuch anzuhören und kann gerne - wenn auch arg laienhaft - ein bisschen mitschreiben. In jedem Fall wäre ich als interessierter Leser dabei.

    Bin zwar jetzt schon mit Goldfinger fertig, ich würde dann auf Zusammenfassungen und Erinnerungen zurückgreifen und ansonsten auf euch warten.

  • Allerdings musste Live And Let Die für die Veröffentlichung in den USA doch schon redigiert werden, weil Fleming teils Begriffe und Beschreibungen bei Afroamerikanern verwendete, die sein US-Verlag bereits damals (1954!) nicht mehr gutheißen konnte.

    Sehr interessant, das wusste ich nicht. Um welche Begriffe und Beschreibungen ging es denn da genau?

    Diesen Kontrast hat Umberto Eco in den späten 1960er-Jahren ja auch schon genauso als besondere Leistung von Ian Fleming hervorgehoben.

    Schreibt er das in seinem "Narrative"-Aufsatz von 1965 oder später? Ich war ziemlich begeistert, als ich gemerkt habe, dass Eco tatsächlich (und auch noch so früh!) über Fleming geschrieben hat, und fand den streng strukturalistischen Ansatz nach "Bausteinen" auch für manches gewinnbringend - aber nicht alles :P :P Denn wenn man es nur weit genug zieht, wäre quasi jede Form von Literatur nur eine Combilation von mehr oder weniger variierten Standartsituationen.


    Ich glaube, der Unterschied ist hier wirklich, dass Fleming mehr Kenner als Autor war. Da ging es weniger um die reine Erzählkunst, sondern um die Liebe zum Detail. Casino Royale hat er einfach ohne irgendwelche Vorrecherchen aus dem Stehgreif bei einem Jamaika-Aufenthalt geschrieben.

    Rem tene, verba sequentur :D Wenn man eine Sache nur gut genug beherrscht, lassen sich Texte darüber ganz einfach runterschreiben - so ähnlich stelle ich mir das bei Fleming vor. Und bei vielen Autoren "reifen" die Texte ja auch vorher eine Zeit lang - dann muss man sie nur noch schnell genug runtertippen. Für mich ist das aber kein Widerspruch zum Autorentum 8o

    Und bei aller Imaginationskraft macht es am Ende eben doch einen Unterschied, ob man bestimmte Zusammenhänge kennt bzw. erlebt oder sie eben nur recherchiert hat.

    Bei Karl May hat es lange keiner gemerkt. Und ich meine mich auch zu erinnern, gelesen zu haben, dass Jerry Cotton sich ziemlich gut in New York bewegt, obwohl die Autoren nie da waren. Es hilft sicher, wenn man etwas erlebt hat - aber Recherche sollte man nicht unterschätzen - die Beispiele für brillante "Nur-Recherche"-Autoren sind rar, aber es gibt sie.

    Prinzipiell hätte ich nichts dagegen, auch wenn der Faktor Zeit natürlich immer eine Rolle spielt. Anders als bei den Filmmarathons werden sich da aber wohl nicht allzu viele User anschließen, fürchte ich. ;)

    Ich hatte dich ehrlich gesagt gar nicht so verstanden, dass wir alles nochmal komplett von vorne in Echtzeit parallel lesen (dazu sind Zeit und Lesegeschwindigkeit vielleicht auch zu unterschiedlich...) - ich habe alle Bücher im Dezember/Januar das letzte Mal gelesen und würde das auch mehrheitlich aus dem Gedächtnis machen. Aber sprechen bzw. schreiben würde ich gerne drüber. 8)

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