DER FILM: Der Mann mit dem goldenen Colt

  • Da trifft es sich ja gut, dass ich beim Bond-Gucken heute bei TMWTGG angelang.
    Hat den guten Eindruch von Anfang des Jahres gehalten. Heißt: Moore sieht hier am besten aus, spielt noch einen Stück besser als in LALD und Barrys Score gefällt mir auch und liegt bei den 70ern Scores vor MR und DAF!
    Nachtrag: Goodnight ist ein Dummerle, aber süß.

  • Bei meinem Bondabend vorgestern anlässlich meiner Heimpremiere von SPECTRE gab es quasi als Vorprogramm TMWTGG. Wenn ich mir zwei Filme hintereinander ansehe, versuche ich gerne, zwei Filme mit Gemeinsamkeiten auszusuchen (und seien sie noch so klein). Bei SPECTRE und TMWTGG war es eben der Parcours am Schluss des Films.
    Der Film rangiert bei mir eher im hinteren Teil des Rankings und da wird er vermutlich auch bleiben, obwohl er wie jeder Bond natürlich auch richtig starke Momente hat:


    - Die PTS bietet eine schön mysteriöse und rätselhafte Ausgangssituation, die Spannung und Lust auf Mehr macht: sowohl die Grundsituation als auch die Charaktere und die Frage, warum dieser Kerl eine Bondstatue in seinem Funpark hat.
    - Im Gegensatz zu vielen gefällt mir der Titelsong auch ganz gut. Auch wenn da im Kino angesichts des Songtextes wohl ziemlicher Spoileralarm war.:D
    - Die Schauplätze: Angefangen bei Scaramangas Insel, die wohl auch bei Nichtbondfans fast so bekannt sein dürfte wie Blofelds Vulkan in YOLT, bis hin zum im wahrsten Sinne des Wortes "schrägen" Schiffswrack bietet der Film viel Sehenswertes.
    - Scaramanga ist einer der interessantesten Villains des Franchises. Auch wenn seine Motivation(en) im Laufe des Filmes wechseln und sich teilweise widersprechen, finde ich das sportliche und "freundschaftlich"-bewundernde Interesse an Bond, das im finalen Duell endet, eine sehr interessante Facette. Auch eine sehr starke Besetzung mit Christopher Lee.
    - Pepper. Mag ich einfach und ist hier wieder in Topform. "Der englische Geheimagent aus England.":D


    Neutral:
    - Das finale Duell: Ein Mann-gegen-Mann-Kampf finde ich eine sehr gute Idee, das Funhouse ist mir als Kulisse dafür aber zu abgedreht. Schade, aber vielleicht wird die Grundidee eines Duells mal wieder in einem Film aufgegriffen.


    Negativ:
    - Bonds "Verbündete": Hip geht noch, auch wenn sein vollkommen unmotiviertes Imstichlassen Bonds nach der Keilerei in der Karateschule bis zum Gehtnichtmehr unlogisch ist. Den Vogel schießt aber Dumpfbacke Goodnight ab, die einer der fünf Frauendarstellungen in der Bondserie ist, die bei mir Fremdschämmomente auslösen (zusammen mit Tatiana Romanova, Rosie Carver, den Frauen auf dem Piz Gloria und der Sexszene mit Fiona Volpe in TB).
    - Einzelne Szenen wie Bonds überhartes Vorgehen gegen Andrea im Hotelzimmer oder der Dreier Scaramanga-Andrea-Colt empfinde ich auch als unpassend und unangenehm.
    - Der Soundeffekt beim Brückenstunt. Was soll sowas?!


    Insgesamt solide, aber auch nicht mehr. 2,5-3 goldene Patronen.

  • Sexszene mit Fiona Volpe in TB


    Eine grandiose Szene.
    Schon als kleiner Bub wollte ich mit Bond tauschen. :brow:


    Bonds überhartes Vorgehen gegen Andrea im Hotelzimmer


    Ich finde Moores Bond in dieser Szene sogar glaubwürdig. Es gilt ja schon als allgemeingültig, dass Moore nicht hart sein könne. Das finde ich in diesem Moment gar nicht. Sein Blick, seine Haltung, das funktioniert - zumindest bei mir.

  • Meiner Meinung nach funktioniert das nicht.
    Ein Lord Sinclair tötet wenn überhaupt diplomatisch, aber ein Verhör dieser Art steht ihm nicht gut zu Gesicht. Auch Adams selbst sagte einst, dass sie da nicht den Zusammenhang mit Moore sehe. Einzig und allein seine extrem tiefe (Original-)Stimme passt in dieses Klischeebild des knallharten Mannes, der Rest ist eher weichgespülte 70er Romantik :D


    Im Übrigen hatte ich ja schon einige Male geäußert, dass der Film TMWTGG szenenweise sehr unsensibel und wenig feinfühlig mit seinen Protagonisten umgeht, Ahab und ich hatten die Debatte mal etwas intensiver thematisiert und waren etwa einer Meinung (was jetzt nicht heißen soll dass das zwangsläufig "richtig" sein muss, denn eine Meinung kann ja ohnehin nicht "falsch" sein).


    Wäre Moore der "Komplett-Bond" der 70er geworden (also inklusive DAF), so hätte man diesen TMWTGG-ich-mach'-einen-auf-Connery-Unfug gar nicht erst benötigt, weil Moore bereits als Moore etabliert gewesen wäre. Dann hätte er auch AVTAK Dalton überlassen können und dennoch 007x Bond spielen können ;)

  • Django und Kronsteen:
    Wenn ich den Ton ausstelle, bin ich bei euch. Ich finde einfach dieses Raubtiergelaber (sogar inklusive Fauchen, wenn ich mich richtig erinnere) so übertrieben, aufgesetzt, künstlich und abgeschmackt, dass es die ganze Erotik, die in dieser Stelle stecken mag, kaputt macht. Meine negative Reaktion bezieht sich bei Fiona auch nur auf diese Szene, nicht auf die Figur an sich.


    Zu der Verhörszene:
    Ich will Roger Moore als Schauspieler und meinetwegen auch als Bond überhaupt nicht absprechen, dass er auch hart sein kann. Die Szene mit Lasar zeigt das meiner Meinung ja auch gut. Mal ganz abgesehen davon, dass ich generell kein Freund von Mann-schlägt-Frau-Szenen in Filmen bin, finde ich auch, dass Moore in dieser Situation mit Kanonen auf Spatzen schießt. Entwaffnet hatte er Andrea ja schon (mal ganz abgesehen davon, dass sie auch vorher nicht wirklich souverän und als ernsthafte Bedrohung auftritt) und die Informationen hätte er auch sicher aus ihr rauskriegen können ohne ihr beinahe den Arm zu brechen und sie von einer Ecke des Zimmers in die andere zu dreschen.


  • Eine grandiose Szene.
    Schon als kleiner Bub wollte ich mit Bond tauschen. :brow:



    Ich finde Moores Bond in dieser Szene sogar glaubwürdig. Es gilt ja schon als allgemeingültig, dass Moore nicht hart sein könne. Das finde ich in diesem Moment gar nicht. Sein Blick, seine Haltung, das funktioniert - zumindest bei mir.


    Verehrter Kroni, wie so oft bin ich absolut bei dir.
    Die Szene mit Bond und Fiona ist für mich sogar bis heute, mit großem Abstand, erotischste Szene in einem Bondfilm.
    Das auch oder gerade wegen dem Dialog...und Fionas Stöhnen ist einfach nur geil. Raubtier :thumbup: :love:


    Und mittlerweile gefällt mir der TMWTGG-Moore zusammen mit dem TSWLM-Moore (auch da ist er wesentlich tougher als dann in MR) am besten.
    Er ist Geheimagent und agiert dementsprechend. Da Andrea ja mit einem Mann kooperiert, der sein tot will, also da ist es noch sehr harmlos was Bond mit ihr macht.
    Geschweige denn davon, dass er ihr wirklich das Arm gebrochen hätte.



    Das finale Duell gefällt mir auch gerade wegen der Umgebung und John Barrys herrlichem Musikstück, welches sich in der Spannung bis zum finalen Schuss immer weiter steigert.
    So muss sich für mich die Symbiose Film/Musik anhören und ansehen.
    Goodnight, klar, nicht wirklich eine Topagentin, aber Britt Ekland war schon extrem süß. Diese Augen, ihre vollen Lippen. Erinnert mich an eine Charlize Theron, oder andersrum. Nicht umsonst spielte Theron schon die Ekland.
    Da stört mich Hip mit seinem unlogischen Verhalten und den Nichten doch mehr.

  • Am Tage der im Jahre 1974
    auf die Technik geschienen habenden Sonne, zu Zeiten des Solex und
    bedauerlicherweise ohne Solitaire (andere Figuren des Vorgängers
    wurden hingegen bedauerlicherweise erneut zum Dreh gebeten, siehe
    Sheriff Pepper, begrüßenswerter und filmpassender hingegen ist eine
    andere Wiederholung, nämlich die Verwendung der Stimme von Herbert
    'Fantomas' Weicker als Bösewicht), begab sich 007 auf neue exotische
    Gefilde und in deren Kosmen, das Werk wurde – verglichen mit seinem
    um nur ein einziges Jahr betagter seienden Vorwerke „Leben und
    sterben lassen“ – ein Stück weit entmorbidisiert, der
    Voodoo-Kult wich, die Blaxploitation-Elemente schwanden, an ihrer
    statt aber bedient sich the man with the golden gun eines anderen
    Beliebtheitsgenres seiner Zeit, fürwahr nämlich vermag dieses
    neunte offizielle Bondwerk auch als eine Art „Eastern“ durchgehen
    zu können, dieser 45 Jahre junge Film nun übrigens stellet meines
    Erachtens die goldene Mitte seiner Ära dar, erreicht nicht den
    qualitativen Glanz der Werke for your eyes only, Octopussy und live
    and let die, überträfe aber durchaus the spy who loved me,
    Moonraker und insbesondere a view to a kill, der anfängliche
    gunbarrel fiele dabei zunächst weniger ornamental aus als jener
    Geniale des 73er Pendants, doch schon in nicht allzu ferner Bälde
    sodann, blüht der hiermit rezensierte Film erstmals auf,
    „Schnickschnack“ 'moderiert' unsere Mission zu Beginn wie auch am
    Ende, die sich somit als Lokalität ihrer eigenen Wiederholung
    hingebende Insel erwiese sich dabei als anmutige Fee von
    visueller Poesie, die Zeit ihres Lebens
    ihresgleichen suchen wird.


    Schon unspät, um nicht zu
    sagen früh, wird uns unmissverständlich ins Bewusstsein gerufen,
    dass wir's mit einem Soundtrack zu tun haben, der ungefähr so
    wechselhaft und unentschlossen ist wie der Film selbst, Teilelemente
    besagter Musik nämlich sind äußerst albern, andere Parts wiederum
    von einer uns derart sanftmütig streichelnden Klangbrillanz, dass es
    uns den Atem raubet und die Sprache verschlüge, unser Bonddarsteller
    Roger hat sich indes nicht annähernd einer Steigerung hingegeben, er
    wirkt tendenziell hölzerner als in seinem Erstlingswerk und konnte
    letzten Endes erst drei Jahre darauf zu seinem unverwechselbaren
    Moore'schen Stile finden, auch die teils außerordentlich unsanften
    Szenen des hiesigen Films (insbesondere im inakzeptablen Umgange mit
    der himmlischen Maud Adams) funktionieren mit Moore mitnichten,
    darüber hinaus hat er diese unerfreulichen Herangehensweisen in
    Szenen ver- und angewandt, in welchen eine solche „Notlösung“
    (nicht dass ich irgendetwas rechtfertigen würde) noch nicht einmal
    dringend erforderlich gewesen wäre bzw. in denen er mit einem bloßen
    Verschärfen seiner sprachlichen Rhetorik womöglich ebenfalls ein
    Ziel hätte erreichen können, „sympathischer“ als Bond wirkt
    dagegen allen Ernstes der Villain und Gegenspieler (Francisco
    Scaramanga, porträtiert von Flemings möglichem Cousin entfernten
    Grades, Christopher Lee, nett auch wie wenig er im Rahmen seiner
    Rolle von Physik versteht, spätestens hier kann ich mich in gewisser
    Weise sogar mit ihm identifizieren), köstlich und herrlich auch wie
    vergnügt Schnickschnack uns dirigiert und durch den Irrgarten führt,
    dieser übrigens (siehe Casino Royale, Parodie, 1967) macht von
    expressionistischen Elementen Gebrauch.


    Das verwirrende Spiel mit
    Spiegeln, welches im selben Jahre in deutlich tiefgründigerer Weise
    auch in dem Filme „Das Parfüm der Dame in Schwarz“ erstrahlen
    sollte und später dann umso extremer in Dario Argentos Suspiria,
    stellt eine der Hauptstärken des 74er Bondbeitrages dar, Zeilen wie
    „So nah und doch so fern“ gingen Schnickschnack („...ich wüsste
    zu gern, wo er steckt“) in einem Spaße über die Lippen, der
    schlichtweg unbeschreiblich ist, auch die alsbaldige Titelsequenz im
    Seelenkelche einer wunderhübschen Asiatin weiß wahrlichst zu
    gefallen, zudem werden Insider sich ein Schmunzeln keineswegs
    verkneifen können und sich des selbigen nicht erwehren, denn Ms
    alsbaldiges „...die Liste ist endlos“, erinnert zweifelsohne an
    Brett Sinclairs „Einer-der-verzweifelten-Väter....“-Reaktion auf
    Wildes (Die 2, Folge 2: „Geschäfte mit Napoleon“) „Wer sollte
    mich denn umbringen wollen?, ich bin doch ein Sympath“, ...der eine
    innige Liebe zum Exotismus hegende Bondfilm geleitet uns in Welten
    betörender Schauplätze, die Synchronisation ist Moore-Bond-typisch
    bezüglich des Hauptdarstellers abermals (wie auch in den fünf
    Folgewerken) eher weniger als gelungen seiend zu bezeichnen,
    zumindest in klanglich deutlicheren Augenblicken, denn was man einem
    Herrn Clausnitzer in eher scherzhaften Szenen wie „Da kannst du
    dich aber drauf verlassen“ (hier) noch verzeihen kann, wirkt in
    ernstlicheren Augenblicken („SO, und jetzt deck' deine Karten
    auf!“, live and let die) unfreiwillig komisch, Lothar Blumhagen
    würde zwar ebenfalls kein Musterbeispiel an Autorität ausstrahlen,
    verbände seine Klangfarbe aber in ruhigeren Szenen sprachlich mit
    ausgeprägterem Vergnügen an hochgestochenen Formulierungen, doch
    sei's drum.


    Erfreulichere Entdeckungen
    klanglicher Art macht der geneigte Zuschauer hingegen erneut auf
    Ebenen des Soundtracks, sogar eine asiatische Version des Bond themes
    fand ihren Wegpfad in Richtung des Films und wurde kongenial in
    selbigem Werke verankert, auch besagte Maud 'Octopussy' Adams
    überzeugt zuweilen außerordentlich in ihrer lächelnstechnisch
    womöglich zwar nicht gerade strahlenden (ja auch unter massivem
    Drucke stehenden), aber durchaus Eindruck zu hinterlassen imstande
    seienden Rolle, wohingegen...deutlich weniger zeitgemäß (selbst aus
    damaliger Sicht, wie mir schiene...) mutet daneben die Darstellung
    einer weiteren weiblichen Wunderperson an, Britt Ekland alias
    „Goodnight“ (obgleich zumindest die namentliche Bezeichnung sehr
    beruhigend erscheinen mag, zumal als ein des Häufigeren fast
    ermordet werdender Agent, freilich, könnte man ja schließlich mal
    schlecht schlafen) böte einen Auftritt dar, welcher, vorsichtig
    formuliert, nur bedingt überzeugt, auch deutlich naiver noch
    ausfiele als jener etwa einer Kara in the living daylights, wobei
    letzterer Dame Kara zugutezuhalten ist, dass deren Naivität nicht
    „sinnlos“ eingesetzt worden ist, sondern in der lieblichen Art,
    gepaart obendrein gleichwohl mit sehr überzeugend eingesetzten Gaben
    wie etwa ihrer Kunst am Cello, nahezu perfekt zu der fast Tracy-haft
    herzlichen Beziehung innerhalb des Films passt, Goodnight hingegen
    stünde derweil ungefähr so oft „im Wege herum“ wie ein
    Technik-Tröttelchen wie meine Wenigkeit es beispielsweise in einer
    Autowerkstatt täte, selbst die einen stimmlichen Segen verströmende
    Dagmar Heller, brillant zuvor noch auf Solitaire und erst recht
    einige Jahre darauf auf Barbara Bach u.a. (sonst also tendenziell
    vielversprechendere Charaktere synchronisierend), kann hier
    atmosphärisch nichts mehr erretten und wir müssen dem Wunsche nach
    einer angemessen agierenden weiblichen Hauptrolle buchstäblich good
    night sagen..., überhaupt scheint (pardon, so arrogant über eine
    Dame zu sprechen, verbot ich mir eigentlich schon immer, ich
    widerrufe meinen Vorsatz aber ausnahmsweise) Britt Ekland von Bond
    stellenweise nicht sooooo viel Ahnung zu haben (es sei denn es ginge
    als „Meinung“ durch), tatsächlich nämlich bezeichnete sie Roger
    Moore in seinem Auftritte sinngemäß als ein am ehesten als ein
    1:1-Abbild DESSEN zu bezeichnendes Bondwesen, was Fleming schrieb
    (!), dabei ist und liegt neben Brosnan kein anderer Darsteller
    (zumindest meistens) den ursprünglichen Vorlagen ferner als good old
    Roger, wobei Brosnan diesen Aspekt zumindest ob der äußerlichen
    Ähnlichkeit zum Fleming-Bonde minimal ausgleicht, im Verhalten aber
    haben für mich beide Figuren recht wenig mit der ursprünglichen
    Vorlage gemein, wenngleich Britt insofern nichts völlig Abwegiges
    sagt, als der Bond IHRES Films tatsächlich etwas härter auftrat.


    Besagtes „Hölzerne“
    der Figur Bond setzt sich im Filme oftmals fort, in keinem anderen
    Werke grinst Roger derart seltsam und schräg wie hier, der Film
    fühlt sich an als sei er (was auch teils zuträfe, nicht jedoch
    zwangsläufig eine Schwäche darstellt) undefinierbar, er
    funktioniert in nahezu keiner Richtung sonderlich gut, verbände
    diese obskuren Elemente aber dennoch derart eigentümlich, dass
    ironischerweise doch wieder etwas relativ Brauchbares daraus
    resultiert und erwüchse, leider aber missfiel mir der eine oder
    andere Entgleisungsaspekt, zumal: auch Bonds Darstellung hinsichtlich
    seines Verhaltens den Damen gegenüber, kann im hiesigen Werke nur
    als grenzwertig betrachtet werden, da geschähe es ihm in gewisser
    Weise nur recht, dass die werten Karate girls seines Kontaktmannes
    („aber mitnichten“, hier wohl: mit Nichten) ihn in einer
    bestimmten Szene auf recht belustigende Weise eines Besseren belehren
    und es vermochten, einen Kontrast zu seiner allgemeinen
    Gesamtdarstellung des Films zu erzeugen, die wunderschöne und
    verträumte Musik will nur bedingt zur unliebsamen Darbietung Bonds
    passen und selbst Ms Zeile „Ich wünschte fast, Scaramangas Auftrag
    hätte Ihnen gegolten“, ist dem Chefe diesmal vergleichsweise nicht
    allzu übelzunehmen, dächte man an spätere „Aktionen“
    seinerseits (seitens Bond), die Sprüche etwa gar, nachdem Goodnight
    den Schrank verließ („...deine Stunde kommt auch noch“, eine
    einzige Unverschämtheit, wenn auch pointenreich vorgetragen),
    grandios ist diesmal im Gegensatze zu Bond himself besagte Musik (ob
    sie nun passgenau ihren Einsatz fände – oder auch nicht, es spielt
    nur eine untergeordnete Rolle), ihre Asia-Töne muten nahezu
    Shenmue-artig an, auch die indirekt Erwähnung gefunden habende
    Karateschule gelobet in selbiges Bild zu passen und an den 20 Jahre
    jungen Dreamcast-Klassiker zu erinnern.


    The man with the golden
    gun gehöret zu den eher unausgewogenen Bondfilmen und mischt die
    Verhältnisse Zartheit und Hart-Sein bisweilen etwas ungünstig, das
    Rezept funktioniert im Sinne explosiver Vergiftung, nicht jedoch als
    Delikatesse, zugleich aber ist ein kinematographischen Kontrasten
    nicht abgeneigt seiender Mensch wie ich gerade in dieser Hinsicht
    oftmals recht leicht zu überzeugen und somit umso unerfreuter, dass
    es diesmal nur bis zu einem gewissen Grade Harmonie zwischen Extrem A
    und Extrem B zu geben scheint, ….die Tatsache dass mal Slapstick
    den Ton dominieret und in anderen Augenblicken wiederum relativ
    „unnötige“ Gewalt hierfür zuständig ist (obendrein einer Dame
    gegenüber, vom Kinderwurfe im Flusse ganz zu schweigen), dürfte dem
    bereits beschriebenen Aspekt der Kontraste eigentlich eher dienlich
    sein, doch WENN man Kontrastkunst schon zum bizarren Stilmittel
    erhöbe, dann sollte man diese filmische Königsdisziplin meines
    Erachtens besser beherrschen, die wohl genialste Kombination aus
    verträumter Lieblichkeit einer- und brutal inszenierten Morden
    andererseits gelänge vermutlich einem Brian De Palma, seine
    ästhetisierte Form von Gewaltdarstellung hätte einem Film wie
    diesem zweifelsohne mehr Profil verliehen und auch die Gesamteleganz
    (die sie ohnehin schon ihresgleichen suchet) noch einmal spürbar
    emporschießen lassen, doch es hat nicht sollen sein und drum bildet
    the man with the golden gun im Bondschaffen Guy Hamiltons „nur“
    (neben Diamantenfieber) die Mitte (leicht oberhalb dessen befände
    sich live and let die, deutlich darunter wiederum Goldfinger, ein
    Film, bei welchem ich mich kaum zu sagen traue, dass ich ihm nicht
    zugetan bin, so sei es).


    Nicht uninteressant wird
    sich das Spiel der Parallelen gestalten, Bond sieht bei der
    Betrachtung des Gegenspielers im entferntesten Sinne fast in eine Art
    Selbstspiegel, Maud geht sicher nicht fehl in ihrer Annahme (oder gar
    Feststellung), Scaramanga und Bond seien sich auf eine bizarre Weise
    sogar gar nicht einmal so fremd („irgendwie ähnlich“, so
    formulierte sie es), hierbei handelt es sich um eine besonders
    gelungene Rezeptur des ansonsten nicht alle Puzzleteile richtig
    zuordnenden Films, späteren Tages berichtete auch Robert Davi als
    Franz Sanchez, er und Dalton seien gewillt gewesen, ihre Rolle
    außerordentlich gut zu recherchieren, sie griffen auf Casino Royale
    in Buchform zurück und orientierten sich an dem Ansatze, „Held“
    und „Feind“ im Kerne sich durchaus nicht ganz unähnlich sehen zu
    lassen (15 Jahre darauf: 1989), 74er Scara-Sätze zwar im Stile von
    „...aber dann entdeckte ich ein noch größeres Glück: Menschen zu
    erschießen“, gäbe es in dieser Drastik vermutlich nicht aus Bonds
    Munde und erst recht nicht in einem derart bespaßigten Tone, doch de
    facto sind beide Gestalten, vergäße man nun ausnahmsweise kurz
    einmal die Intention, gewissermaßen „darauf angewiesen“,
    menschliche Gestalt angenommen habende Geschöpfe sanft und/oder
    unsanft ins Jenseits zu befördern und aus dem Wegpfade fortzuräumen,
    beide Geschäfte leben mitunter auch vom Morden, um es mal ein wenig
    zu entdiplomatisieren, nun, und heiligt bei Person A (A wie
    angsteinflößender Gegenspieler) der Zweck die Mittel auch weniger
    stark als bei Person B (B wie Bond, Beschützer oder Befolger der
    Befehle), so sind die teils reichlich verschwommenen Grenzen derart
    eng, dass sie fast an Transparenz grenzen und die Personen A und B
    keinen erkennbaren Unterschied mehr ausstrahlen.


    Einen Kontrast zu diesen
    für Bondverhältnisse durchaus „tiefgründigen“
    Spiegelbildszenen und Identitätsfragen bilden zweifelsohne die
    erneuten Begegnungen mit Sheriff Pepper, „Sie sind Geheimagent, der
    englische Geheimagent aus England“, diese Szene erinnert fast an
    Archies (Die 2, Folge 14, „Der Lord ist fort“) „Ich mag
    Amerikaner, ich habe mal einen kennengelernt: in New York“, ist ja
    sehr überraschend und hochgradig spannend, dass man im
    US-amerikanischen Raume einen US-Amerikaner kennenlernen kann, das
    muss ich mir merken, wie dem auch sei, es folget an der Seite des
    Sheriffs ein physikalisch und mathematisch brillant ausgetüftelter
    Stuntsprung, Stichwort Brücke, bedauerlicherweise aber wird dieser
    äußerst genau errechnete Geniestreich mithilfe eines geradezu
    dümmlich anmutenden Soundeffektes atmosphärisch mehr als ruiniert,
    hierbei handelt es sich ohne jedweden Zweifel um eine der größten
    verpassten Chancen innerhalb der gesamten Filmreihe, stellen Sie nach
    Möglichkeit den Ton ab, einige Minuten darauf übrigens wird es
    einen weiteren „fliegenden“ (diesmal „wirklich“ und nicht nur
    einer Sprungschanze wegen) Wagen geben, diese Liebe zur Übertreibung
    erinnert in ihrer Idee und Umsetzung an Fantomas gegen Interpol
    (1965), zu dieser zuvor schon indirekt herbeigezogenen Parallele
    passt auch besagte Herbert-Weicker-Stimmbesetzung des Bösewichts,
    Herbert floh demnach bereits mehrfach flugfähigen Fahrzeuges vor
    seinen Verfolgern („mit einem Auto, dem Flügel entsprossen“, wie
    M so herrlich ungläubig es ausdrückt), einmal in den 60er- und
    einmal in den 70er Jahren gelang dieses, jeweils mit Erfolg versteht
    sich, allerdings dürfte der Einfall den meisten Zuschauern
    (unabhängig von der etwaigen technischen Möglichkeit dahinter)
    ähnlich absurd erscheinen wie 28 Jahre darauf (knapp 30 im Falle von
    everything or nothing) der Ansatz des transparenten Fahrzeuges
    (einmal Aston Martin, einmal Porsches SUV, beide Male mit Brosnan –
    wozu eigentlich solch prestigeträchtige Fahrzeuge, wenn sie auf
    Knopfdruck unsichtbar sind?, egal).


    So etwa, wie im Jahre 1977
    ein Mister Stromberg Unterschlupf und Rückzugsörtlichkeit
    abgelegenerweise unterhalb der Wasseroberfläche fände, ist auch
    Scaramangas Residenz nicht gerade ein Lara Croft, ich meine Loft, in
    einer Metropole oder Großstadt, sondern vielmehr und eher ein
    Anwesen im ländlichen Raume, ebenfalls wassernah der Natur
    verbunden, meerespoetisch und fernab vom Schusse dieser unserer
    hektischen Welt, sogleich träfe Bond dort ein, seine letzte
    Ankunft...?, ...nun, mit den auf einen kleinen Knall eines
    Schießeisens folgenden Worten „Eine etwas derbe Zurschaustellung,
    aber ich konnte nicht widerstehen“, begrüßt Scara seinen Gast in
    einer fast herzlich angehauchten, ja gar gewissermaßen
    kameradschaftlichen Weise, nicht allzu wenig Situationskomik wird im
    Laufe der noch fehlenden Szenen zu entstehen vermögen
    (Schnickschnack schubst Bond und trickst ihn aus, Goodnight trüge
    ungefähr so wenig zum Filme bei wie über 40 Jahre darauf Miss Swann
    in Spectre es für sich in Anspruch nahm etc.), Scaramanga weiß
    Freude zu zeigen und seine kindlich verspielte Detailverliebtheit ist
    von ansteckender Aura, tatsächlich mutet seine Behausung an wie ein
    Vergnügungspark, unser Widersacher behielt aber auch einen Sinn für
    weniger größenwahnsinnige Dinge des Lebens und hat sichtlich Spaß
    an vermeintlichen Kleinigkeiten („ich bin gespannt, was
    Schnickschnack für uns gekocht hat, ahhh, Pilze“) und steht für
    Herzenswärme und Dankbarkeit, er versteht sich als, regelrechte
    Geschichtsschreibung schwebet ihm vor, Künstler („der Tod von 007“
    sei sein MEISTERWERK) und in gewisser Weise wünschen wir ihm sogar
    „Glück“ bei seinem ambitionierten Unterfangen, allerdings wird
    es spätestens dann etwas alberne Züge annehmen, wenn urplötzlich
    die Idee aufkeimt, ein „Männlichkeitsduell“ daraus zu formen,
    die Inszenierung des Western-Gehabes gepaart mit der dazugehörigen
    Rücken-an-Rücken-Einleitung wirkte de facto wohl selbst zum
    damaligen Zeitpunkte fast etwas arg überholt, erscheint eher wie ein
    raufendes Versteckspiel zwischen zwei sich zankenden Brüdern denn
    wie ein Bondfinale, hoffen wir dass es etwa im Verhältnis
    Trump/Jong-un nie ein vergleichbares Finale geben wird, wenngleich
    deren beider Kindlichkeit jener des 74er Bondwerkes in nichts
    nachstünde, ganz im Gegenteil...


    Zu diesem
    „Die-Kinder-werden-begeistert-sein“-Charakter des Films passt
    auch die Tatsache, dass es mal eine VHS-Ausgabe des Films gab, deren
    Softcover hinsichtlich der Position der vergoldeten Pistole an einen
    Ego-Shooter erinnerte, bedauerlicherweise aber hat es im interaktiven
    Kunstbereiche nie ein Bondwerk gegeben, welches ebendiese verlassene
    Insel Scaramangas als Schauplatz des Spielgeschehens zur Verfügung
    stellt (oder vielleicht doch), die bereits erwähnten Anspielungen
    auf das Western-Genre nehmen einstweilen deutlichere Gestalt an,
    tangieren mich jedoch nicht im Geringsten bzw. mangels Interesse am
    entsprechenden Filmbereiche äußerstenfalls peripher, doch
    positiverweise brächte Hamilton auch ein paar Verweise auf das
    Gangstergenre unter bzw. es scheint in die eine oder andere Parodie
    eingebunden zu werden, in Bälde naht auch eine weitere nicht völlig
    missratene Szene, nämlich die Anti-Nichtspannung des
    anti-unspannenden „Sonnenstrahls“ gegen Ende, das Zusammenspiel
    mit der Wolke lässt Natur und Technik gefährlich „harmonieren“,
    später auch die letzten Szenen auf dem Schiffe sind der Erwähnung
    wahrlich so wert, denn John Barry zöge abermals alle Register und
    präsentiert grandiose Streicher in Hochform, während mit Pointen à
    la „da ist was hochgekommen“ harmloser 70er Humor sich in
    Zweideutigkeiten verlöre, Wortspiele auch wie „Sie kommt sofort,
    Sir“ munter erklängen und langsamen Schrittes der Abschied naht,
    es folget ein Abspann und wir blicken zurück auf einen streng
    genommen nur durchwachsenen Film, dessen Musik aber aufblüht, dessen
    Villain wir ins Herz schlossen und dessen Schauplätze reich an
    Poesie sind, arm dagegen an Langeweile.



    Kind des Lichts,


    Wolke der Bedeckung,



    Regierung des Wichts,


    Freude“ der
    Vollstreckung.



    Britt der gütlichen
    Nacht,


    im Schranke der erbosten
    Stunden,


    Bond auch unschön mal
    erwacht,


    Villain lässt
    Schnickschnack-Menü es sich munden.



    Domizil der Götter der
    vollkommenen Physik,


    Meere des Seins im Kelche
    der Seele,


    Kunst macht Scara durch
    Geschichtsschreibung publik,


    ein Werk nun würgend an
    des Zuschauers Kehle.

  • Nun, ich lese immer wieder gerne eure Beiträge und Meinungen zu den Filmen, gerade zu einer Zeit, in der sich einige werte Kollegen rar gemacht haben.


    Freilich habe ich dennoch einige kleine Kritikpunkte, oder anders ausgedrückt, diverse Ansichten zu "Der Mann mit dem goldenen Colt". Und nein, das Thema Clausnitzer/Blumhagen möchte ich nicht weiter erorten :)
    Zum einen kann ich, das habe ich allerdings auch schon andere Male gelesen, beim besten Willen nicht nachvollziehen, dass Scaramanga sympathischer als Bond erscheint.
    Nehmen wir zur Kenntnis:
    Bond ohrfeigt Andrea, Bond bringt einige "Chauvinistische" Sprüche, welche aber zum damaligen Zeitgeist gar nicht der Rede wert waren (und zugegeben, bei diesen Szenen bin ich auch Chauvi, so amüsant finde ich die Oneliner)
    Scaramanga behandelt Andrea wie eine Ware, er erniedrigt Sie, gut zu sehen wie er mit seiner güldenen Pistole an ihr herumspielt. Er tötet aus Spaß und nicht weil er es muss (Bond). Scaramanga tötet in diesem Film 4 Personen (plus Fairbanks und den Mann vom Zirkus). Bond lediglich Scaramanga.
    Da stellt sich mir also nicht der Frage welcher Mensch mir sympathischer ist.
    Dass Scaramanga aber gut funktioniert liegt schlicht an der Aura des grandiosen Sir Christopher Lee.


    Ich bin auch einer der eher wenigen Leute, die Moores Bonddarstellung in diesem Film mit am besten finden. Für mich eben nur getoppt von seiner Bonddarstellung in "Der Spion, der mich liebte", denn genau die Härte, die chauvinistischen Sprüche, gepaart mit Moores natürlichem Charme, sprechen mich eines Bonds am meisten an.
    Das sogenannte hölzerne oder verkrampfte, unnatürliche Lächeln, nun, wenn man explizit sein Lächeln zu Beginn in M's Büro meint (M: "wesentlich, meinen Sie das?"): grandios! Es trifft absolut den Kern der Frage Bonds und die Antwort seines Chefs. Galgenhumor par excellence.


    Ansonsten finde ich den Barry Score auch sehr unterschätzt. In die Bond Top 10 gehört er für mich auf jeden Fall, selbst Lulus Titelsong, da mag ich die Abneigung vieler auch nicht verstehen wollen. Zu catchy, zu treibend, zu epochal die begleitenden Bläser.




    dieser 45 Jahre junge Film nun übrigens stellet meines
    Erachtens die goldene Mitte seiner Ära dar, erreicht nicht den
    qualitativen Glanz der Werke for your eyes only, Octopussy und live
    and let die, überträfe aber durchaus the spy who loved me,
    Moonraker und insbesondere a view to a kill,


    Und hier bin ich immer vorsichtig. Das ist auch was viele Kritiker vom "Fach" falsch machen. Die eigene Ansicht als allgemein Gültig darstellen zu lassen.
    Es ist ja kein sonderliches Geheimnis, dass gerade "The Spy Who Loved Me" fast immer qualitativ deutlich über "The Man With The Golden Gun" angesiedelt wird.


    Zum Thema "Allgemein". Bei der letzten TV Ausstrahlung von "Der Spion, der mich liebte" auf Nitro (9.4.19) gab es den Action-Tipp von TV Spielfilm. Die Zeitschrift findet immer wohlwollende Worte über TSWLM, Dieses Mal gab es noch ein Sonderkästchen. Einer der Redakteure erinnerte sich an 1977 und dass es ein Trauma für ihn war den Film mit 11 Jahre nicht im Kino besuchen zu dürfen.
    Allerdings vertut er sich zum Abschluss. Zitat:
    "Es ist bestimmt nicht der beste Bond-Film, aber er hat - sorry, Adele - den besten 007-Titelsong ever.
    Nun, wer entscheidet das? Beides.

  • Ein guter Einwand hier, ein guter Einwand dort, das will zugegeben sein ;)


    Ich habe gegen Ende aber keine eigene Ansicht als allgemeingültig dargestellt, ich schrieb bewusst "meines Erachtens" - und selbst wenn ich das nicht getan hätte, dürfte auf der Hand liegen, dass ich damit in erster Linie meinen eigenen Eindruck zu schildern versuche. Aber sei's drum: Sollte es zu allgemeingültig geklungen haben, bitte ich um Absolutionserteilung und bedaure das auch.
    Stichwort "sympathisch":


    Natürlich ist Scaramanga "insgesamt" trotz seiner kindlich verspielten Art rein in Fakten gesprochen mitnichten sympathischer, das dürfte einleuchten, doch gemessen daran, dass er das "böse Ziel" darstellt und Bond angeblich die für gütliche Weltversöhnung sorgende "Waffe im Dienste der Gerechtigkeit", sind die verhaltensbezogenen Unterschiede zwischen diesen beiden Gestalten tatsächlich recht marginal, so fundamental sie im Detail auch sein mögen.
    Oder anders ausgedrückt und absichtlich simpel und klischeehaft extrem formuliert: Für einen "Guten" ist (oder eher wirkt) Bond zu ungut, für einen "Schlechten" ist (auch hier: oder eher wirkt) Scara zu unschlecht.
    Das Grinsen Bonds (u.a. an der deinerseits genannten Stelle) ist je nach Sichtweise passend, ich persönlich bin aber nicht dafür geschaffen, es mir anzusehen ;)
    Beim Score liegen wir weniger weit auseinander als du vielleicht dächtest nun, ich LIEBE diesen Soundtrack, er ist unglaublich verträumt und sphärisch eigen, doch dadurch dass der Film teils auch alberne Szenen an den Tag legt, gibt es leider Passagen, in welchen sich auch die Klänge dem zu sehr anpassen. "Fakt" (:D) ist aber, dass der Soundtrack zu den besten Werken überhaupt gehört, übertroffen werdend nur von Geniestreichen (ebenfalls Barry) wie TLD '87.


    Bezüglich Clausnitzer:
    Langsam höre ich auch auf, erst in MR werde ich ihn noch einmal erwähnen, dann aber sogar LOBEND, MR nämlich ist der einzige Moore-Bond (vermutlich da so locker und ohne deutlichere Töne Bonds), in welchem mir Clausnitzer kein einziges Mal negativ auffiel.
    Die den Damen gegenüber etwas unschönen Sprüche Bonds, da stimme ich dir teils zu, waren damals natürlich "akzeptabler" bzw. gesellschaftlich eher anerkannt, aber es ändert nichts daran, dass ich in diesen Momenten eher im Herzen der Frau lebe denn auf der Seite Bonds, außerdem ist das für mich insbesondere ein TMWTGG-Phänomen, die anderen Bonds aus jener Zeit haben das angenehmer gelöst, hier funktioniert es für mich nicht oder zumindest weniger. Außerdem sollte man diesen Part der Rolle eher Connery, Lazenby, in gewisser Weise Dalton und meinetwegen auch mal Craig überlassen.


    Danke fürs Lesen und welch Wonne, dass es Diskussionen anregt. Bis zum nächsten Male, LG

  • Natürlich ist Scaramanga "insgesamt" trotz seiner kindlich verspielten Art rein in Fakten gesprochen mitnichten sympathischer, das dürfte einleuchten, doch gemessen daran, dass er das "böse Ziel" darstellt und Bond angeblich die für gütliche Weltversöhnung sorgende "Waffe im Dienste der Gerechtigkeit", sind die verhaltensbezogenen Unterschiede zwischen diesen beiden Gestalten tatsächlich recht marginal, so fundamental sie im Detail auch sein mögen.


    Das wird ja im Film auch von Andrea und Scaramanga selber angedeutet. Deshalb ja Bonds Satz, dass Scaramanga aus Spaß tötet und Bond nur wenn es sein muss, um darauf Scaramanga doch ein wenig zu reizen.
    Und ich kann da immer gut zwischen Chauvi Sprüchen im Film und der Unterdrückung mancher Frauen in verschiedenen Kulturen unterscheiden. Manche sehen das hat krampfhafter. Damit meine ich nicht dich, Daniel, da habe ich gerade eine andere Person zur aus meinem Umfeld im Hinterkopf. Eine junge Dame, welche bei fast allen Rollenklischees zum Thema Frau aus den alten Hollywood Filmen ausrastet :D
    Und John Barry war einfach klasse. Sein Fehlen tut ja auch noch heute vielen Bondfans weh.

  • Dito, John Barry fehlt wahrlich, aber ich denke, dass TLD eine Krönung von einem Abschluss dargestellt hat, einen besseren Schlusspunkt hätte er nicht setzen können, dessen bin ich sicher.
    Übertriebenes Beharren auf politische Korrektheit halte ich ebenfalls nicht für den richtigen Weg, aber als "die sanfte Hand", als welche ich mich verstehe, nehme ich Andrea eben gern in Schutz, auch in der Hoffnung wohl, von ihr keine beunruhigende Post mit goldener Patrone zu erhalten ;)
    Ja, den Dialog bei Tisch finde ich sehr gut, Bond betont hier sehr eindringlich seine Schießgründe und dass Scaramangas Intentionen weniger ehrenhaft seien.
    Und gleichwohl gilt für mich:
    Eine gewisse Grundähnlichkeit ist fast unleugbar, natürlich ist die Motivation dahinter durchaus von Relevanz, aber Bond ist in gewisser Weise immer noch ein Killer.
    Vor allen Dingen Dalton hat diesen Punkt sehr gut verinnerlicht, wie ich finde.
    Die Darsteller täten meines Erachtens gut daran, sich diesen Aspekt immer mal vor Augen zu führen, das fördert deren Glaubwürdigkeit im Film, "Gut gegen Böse" fände ich nämlich unspannend, Bond bewegt sich irgendwo in den Grauzonen dazwischen. Wenn ich Scara der Sympathie bezichtige, dann meine ich ja auch nicht "im Vergleich zu meinen besten Freunden" oder so ähnlich, da verlöre natürlich "selbst er", sondern "für einen Villain", da gibt es unangenehmere Zeitgenossen in der Bondreihe. Zumindest geht Scara, sofern wir das beurteilen können und nur nach den sichtbaren Szenen argumentieren, gut mit seinem buchstäblichen Untertan um. LG

  • Hier mal Anfang und Ergebnis einer längeren Debatte diesbezüglich, die
    wir hier im Jahre 2013 hatten. Damals waren es vor allem Kronsteen und
    Mister Bond, die eine interessante Erklärung für die jovialer und
    sympathischer erscheinende Weise Scaramangas anregten:

    Es stellt m. E. keinen Widerspruch dar, dass Scaramanga persönlich nichts gegen 007 hat, ihn dann aber töten will. Es ist die sportliche Herausforderung.
    Was mich in diesem Zusammenhang nur stört, ist das Drehbuch, das Bond hier geradezu unsportlich erscheinen läßt:
    Die Freude Scaramangas, Bond wieder zu sehen ist echt. Bond erwidert das nicht. Wieso nicht? Er hat doch auch kaum soziale Kontakte!


    Und moralisch gesehen IST Sacaramanga nicht mal ein Bösewicht: er tut das selbe wie 007, nur wird er von einem anderen bezahlt. Die beiden sind Kollegen, haben kultivierten Geschmack an Wein, Weib und Lebensart... . Das hätte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden können, wie Bogie gesagt hätte. Nun gut, sowas muss ja nicht, aber Bond wirkt hier neben Scaramanga einfach unsymphatisch in seiner Ablehnung.

    Mister Bond/ Kronsteen:
    (...) Was mir den scaramanga´schen Dialoganteil attraktiver erscheinen lässt, ist auch in anderen Bereichen oft zu beobachten: Derjenige, der weniger Bindungen und daher Pflichten einzuhalten hat, scheint flexibler zu sein; eine gewisse "Scheiss-egal-Haltung" wirkt durch ihre Lockerheit, ihre Lässigkeit, ihren oft mangelnden Ernst in wichtigen Dingen eher jovial und lebensfroh - scheinbar. Scaramanga ist in dieser Hinsicht gänzlich ungebunden - Bond dagegen hat Werte zu beachten und Bindungen zu wahren - er hat Pflichten, hinter denen er nicht zurückbleiben kann: Recht und Gesetz, König und Vaterland ("ein freundliches Gut-gemacht ihrer Majestät"). Es spricht also tatsächlich für eine gewisse Tiefe des Drehbuchs, dass Bond hier vergleichsweise verkrampft und ernst (wie ein Spielverderber) wirkt. (...)

  • Vielen lieben Dank für diese sechsjährigen Ergänzungen, welche ich sehr gut finde.
    Mir gefällt an Scaramanga u.a., dass er ein "Fan" Bonds ist, man bedenke die lebensgroße Figur Bonds in Scaramangas Versteck, seine Hochachtung vor Bond etc., Maud holt Bond überhaupt erst herbei als eine Art "Konkurrent", wenn man so will, d.h. ursprünglich gedachte er Bond womöglich nichts zu tun, oder? Er huldigt seiner eher.


    Ein befreundeter Mensch, der ebenfalls Daniel heißt, mit welchem ich anderswo hierüber konversierte, sieht das ganz ähnlich.
    Bonds Absichten mögen tendenziell edelmütiger sein als jene Scaramangas ("erheblich" sogar), doch bei aller "Vernunft" und Logik:
    Ich kann mich des Eindrucks nicht völlig erwehren, dass man diesen Strolch Scaramanga irgendwo auch "mögen" kann, er ist wie ein 5-jähriger gepaart mit dem brillanten Gehirne eines genialen Erwachsenen, strahlt etwas Kumpelhaftes aus, Bond jedoch möchte seinem größten Fan aber sozusagen kein Autogramm geben, sondern ihn vor weiteren Dummheiten bewahren und dabei ganz nebenbei auch sich selbst schützen. Ein Duell zweier genialer Kinder eben ;)

  • James Bond 007: Der Mann mit dem goldenen Colt


    Bond Marathon # 00…9; Originaltitel: The Man with the Golden Gun, GB 1974, Regie: Guy Hamilton, Drehbuch: Richard Maibaum und Tom Mankiewicz nach dem Roman von Ian Fleming, Darsteller: Roger Moore, Christopher Lee, Britt Ekland, Maud Adams, Hervé Villechaize, Clifton James, Richard Loo, Soon-Tek Oh, Marc Lawrence, Marne Maitland, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn u. a., Premiere: 19. Dezember 1974


    Zitat von James Bond 007: Der Mann mit dem goldenen Colt

    Dem Secret Service wird eine goldene Kugel mit der Gravur "007" zugespielt. James Bond hält das für einen Scherz, doch M und sein Stab sind anderer Ansicht. Man glaubt, dass kein geringerer als Francisco Scaramanga aka "Der Mann mit dem goldenen Colt" es auf den Doppel-Null-Agenten abgesehen hat. Der Kubaner ist ein Elite-Killer, der für einen Todesschuss von seinem Auftraggeber 1 Million Dollar verlangt. Wem ist 007s Kopf eine solch horrende Summe wert? Durch Nachforschungen über den Mord an einem 00-Kollegen, den der Attentäter vor einigen Jahren beging, kann Bond den Hersteller der goldenen Munition ausfindig machen. Er konfrontiert den Waffenschmied Lazar in Macao und kann den Weg, den die sündhaft teuren Kugeln gehen, weiterverfolgen. Mithilfe seiner jungen Kollegin Mary Goodnight macht 007 die Geliebte des Auftragsmörders ausfindig. Andrea Anders will sich von Scaramanga lossagen und kooperiert bald mit 007. Als "Der Mann mit dem goldenen Colt" Bond eines Nachts in Hongkong gar nicht verfehlen kann, tötet er stattdessen einen scheinbar Unbeteiligten. Der Tote ist jedoch Gibson, ein führender Wissenschaftler, dessen Erfindung – das Solex – die schwelende Energiekrise lösen könnte. Doch die Solarzelle ist nach dem Mordanschlag verschwunden. Der MI-6 ist ratlos; 007 war die ganze Zeit auf der falschen Spur. Doch Bond heftet sich über den thailändischen Industrie-Tycoon Hai Fat, seinerseits Auftraggeber und Nutznießer des Gibson-Mords, abermals an Scaramangas Fersen. Das tödliche Duell der beiden, zum Töten ausgebildeten Männer ist nur aufgeschoben...


    Zitat von Scarpine (2013)

    Man merkt dem Streifen seine kurze Vorbreitungszeit an. Teilweise zeigt der Film Fließbandprodukt-Qualitäten und weist auf erste Ermüdungserscheinungen der Reihe hin. Eine schwach ausgearbeitete Story, eine altbackene Inszenierung, einige unpassende Einfälle und die offensichtliche Anbiederung an den Eastern, gereichen dem Werk keinesfalls zur Ehre. Auf der Habenseite stehen ein gutes Ensemble, tolle Drehorte, ein angenehmer Score und die Präsens des großen Christopher Lee, dem es mit seiner Darstellung eines der einprägsamsten Bondschurken gelingt den schwächelnden Film sichtlich aufzuwerten.


    Es ist schon rätselhaft, wie sich The Man with the Golden Gun nach seinem Erscheinen und in den folgenden Jahrzehnten bei Zuschauern, Fans und Kritikern den Ruf des schwächsten Bondfilms in der klassischen Dekade eingehandelt hat. Auch ich war ja vor sechs Jahren, wie man oben nachlesen kann, ausgesprochen negativ eingestellt. Trägt der Streifen also zurecht innerhalb der Prä-Brosnan-Ära die rote Laterne oder ist er im Umkehrschluss gar ein verkanntes Meisterwerk? Beide Sichtweisen würde ich persönlich verneinen. Das Werk hat die Zutaten zu einem exzellenten Spitzenbondfilm, begeht aber in der Gesamtschau immer mal wieder gröbere oder feinere Fehler, sodass am Ende keine Top-Platzierung oder gar eine Höchstwertung stehen kann. Dennoch würde ich mittlerweile sagen, dass er von den drei Hamilton-Filmen der einprägsamste und über die gesamte Laufzeit auch unterhaltsamste Beitrag zur Reihe ist. Auch wenn es bei der Story und der Inszenierung bisweilen etwas holpert, ziehe ich ihn persönlich Diamonds Are Forever und Live And Let Die vor, weil er weder die exklatanten Tiefpunkte und Durststrecken des Ersteren wiederholt, noch sich in so biedere Gefilde begibt und so stark dem Subgenre hingibt wie der Letztere. Es ist schlicht der bondigste Streifen aus dieser als "Trash Triple" geschmähten Gruppe bzw. diesem für die Serie so wechselhaften, unruhigen Übergangsjahrzehnt, bevor die zwei großen Gilbert-Giganten die Serie dann langfristig konsolidieren können. Zwar ist auch in The Man with the Golden Gun der Einfluss der Hongkong-Action- und Eastern-Welle spürbar, aber diese Elemente bleiben gewissermaßen als Handlungszugaben der Drehorte angenehm im Rahmen, während der Larger-than-Life-Faktor – anders als bei direkten Vorgängerfilm – mit Glamour & Exotik, Spezialwaffen, Todes-Parkours, Flugautos, geheimen Zukunftstechnologien und verborgenen, hochmodernen Inselverstecken erfreulicherweise wieder stärker bedient wird. Beispielsweise war ich schon immer ungemein von dem Goldenen Colt fasziniert, den man aus so einfachen Alltagsgegenständen wie einem Füllfederhalter oder einem Zigarettenetui zusammensetzen kann. So bleibt rundherum ein Film mit ein paar Schönheitsfehlern, der sich zwar nur ins Mittelfeld einreiht, zugleich jedoch effektiver an die Klasse der Sechziger Jahre anzuknüpfen vermag, als seine unmittelbaren Vorgängerstreifen.


    Die Darstellerriege formiert sich gewiss nicht zum glänzendsten Ensemble der Serienhistorie, aber alle Schauspieler passen gut in ihre Rollen und füllen diese angemessen aus. An der Spitze steht ein viriler Roger Moore, der – da lege ich mich gerne fest – hier nicht nur seine beste Performance als 007 darbietet, sondern in diesem Film auch optisch den besten Eindruck von all seinen sieben Auftritten in der Rolle macht. Ein kongeniales Gegenüber findet er in Christopher Lee, dessen Auswahl als kleiner Geniestreich der Macher gewürdigt werden muss. Lee, der als versierter B-Movie-Akteur Genre-Rollen mit seinem Talent gerne auch mal stereotyp hintereinander wegspielte, gelingt hier eine wunderbar individuell-vielseitige Interpretation eines eiskalten Lebemannes, der sich sein Geld in einem makaberen Beruf verdingt. Dieser so lässig über den Dingen stehende und lebende Francisco Scaramanga ist für mich nach Goldfinger der gelungenste Schurke aus der schon recht langen Reihe der bösen Buben. Zwischen Bedrohlichkeit, Abscheu und linkischer Nervösität agiert Hervé Villechaize, der mit Lee ein so eingespieltes, verschworenes Team bildet, dass ich diesem Duo allen anderen Antagonisten der Hamilton-Streifen gegenüber eindeutig den Vorzug einräume. Für die beiden Leading Ladys bleibt daneben nicht mehr viel Raum übrig. Maud Adams erbringt als ebenso verschlagene wie verstörte Schönheit im goldenen Käfig eine solide Leistung, während die etwas glücklose Britt Ekland – trotz ihrem durchaus vorhandenen schauspielerischen Repertoire – mit ihrer Figur unter die Mühlen des etwas sprunghaften Scripts gerät. Die Rückkehr von Clifton James als Schenkelklopfergarant James W. Pepper mag unnötig sein, aber die Szenen mit ihm sind nun auch nicht schlechter oder nervtötender als in Moores Erstling. Alle sonstigen, recht üppig vorhandenen Nebencharaktere besetzen letztlich nur kleine Funktionsstellen in der Handlung. Ähnlich wie etwa bei Thunderball fügen sich alle Darsteller nahtlos in das Gesamtszenario ein, ohne sich in irgendwelcher Hinsicht positive oder negative Meriten zu erwerben. Das Secret Service-Trio ist gewohnt gut gelaunt bei der Sache, hat aber im Gesamtbild – bis auf ein, zwei amüsant-entnervte Einlassungen Bernard Lees - keine sonderlich erinnerungswürdigen Szenen spendiert bekommen.


    Auch aus handwerklicher Sicht muss ich meine alte Einschätzung teilweise revidieren. Die Kameraführung von Ted Moore und Oswald Morris ist zwar nicht herausragend, aber durchaus auf einem ansprechenden Niveau. Die Cinematographie zeigt wieder etwas kraftvollere Farben und fängt auch bei Nacht enorm stimmungsvolle Bilder ein. Besonders die Szenen in Hongkong und die Fahrt durch den Hafen wurden sehr atmosphärisch dicht fotografiert. Zudem rückt die Kamera bisweilen näher an die Protagonisten heran, wodurch man – etwa in Saidas Garderobe oder bei Bonds Eindringen in Andreas Suite – sich als Zuschauer direkter im Geschehen wähnt. Überhaupt sind die Schauplätze ein reiner Genuss: Macao, Hongkong, Thailand und die asiatische Inselwelt geben dem Streifen ein ganz herrliches, exotisches Flair. Auch das Production Design muss ich ausdrücklich loben. Stilvolle, schönere Hotelzimmer als im Vorgänger, die reizvolle Hongkong-Station in dem Wrack der real gesunkenen RMS Queen Elisabeth (netter Insider: im Roman Diamonds Are Forever trafen Bond und Tiffany 1956 hier einst auf Wint & Kidd), das Interieur der Dschunke und das Inselrefugium mit dem Fun-House. Der Irrgarten ist teilweise etwas plakativ geraten, nimmt mit den ganzen Bühnenbildern, Spiegeln, Licht-, Ton- und Geisterbahneffekten aber geschickt Bezug auf die – im Film mehrmals erwähnte - Artisten- bzw. Schaustellerbiographie Scaramangas. Der kleinwüchsige Nick Nack als eine Art Manegendirektor passt da perfekt mit hinein. Auch auf der Insel werden Studiobauten und Außendrehs sehr gekonnt kombiniert, wodurch Hideout und Finale auch deutlich gelungener erscheinen als bei den zwei Vorgängerfilmen. Die bemängelte Beengtheit finde ich folgerichtig den Gegebenheiten verpflichtet, denn wie sollte man im Bauch eines gesunkenen Schiffes oder auf dieser kleinen Felseninsel groß in die Tiefe bauen können. Insgesamt würde ich Peter Murtons Dekors schon zu den gelungeneren Arbeiten der Reihe zählen. Score und Titellied gehören vielleicht nicht zu den absoluten Highlights, wissen aber durchaus zu gefallen. Dem Drehbuch mangelt es ein wenig an Struktur und einer klaren Linie, aber durch die vielen guten Einfälle, die Mühe, die man sich offensichtlich bei der Location-Auswahl machte und Hamiltons meist sehr flotte Regieführung, wird das ausgesprochen gut kompensiert. Und im Zweifel ziehe ich einen größere Ikonenhaftigkeit beim Bösewicht, den Handlungselementen und dem Design, der zugegebenermaßen harmonisch-stringenteren Machart des Vorläufers eindeutig vor.


    Im ostasiatischen Meer trifft der Mann, der zweimal lebt, auf den Großmeister mit den goldenen Kugeln – Ein weitschweifender Asienthriller, der statt Martial Arts-Künsten das tödliche Duell der (Scharf-)Schützen in den Mittelpunkt rückt. Trotz Schwächen in der Machart ein Serieneintrag, dem es gelingt, den Qualitätsstandard der Reihe gediegen mitzubestimmen und zu halten.


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  • Die bemängelte Beengtheit finde ich folgerichtig den Gegebenheiten verpflichtet, denn wie sollte man im Bauch eines gesunkenen Schiffes oder auf dieser kleinen Felseninsel groß in die Tiefe bauen können. Insgesamt würde ich Peter Murtons Dekors schon zu den gelungeneren Arbeiten der Reihe zählen.


    Das stimmt schon. Das Innere des Schiffes und die Insel finde ich auch wirklich gut, auch Andreas Hotelzimmer. Die Kulissen, die mir weniger gefallen, sind eher der Nachtclub und die Garderobe der Bauchtänzerin. An dieser Stelle gefällt mir der Film am wenigsten.

  • Vielen Dank für eine weitere wunderbare Rezension, der die Liebe zum Objekt im Allgemeinen, aber auch zu diesem Film im Speziellen angemerkt werden kann!
    Eine kleine Anmerkung sei jedoch gestattet:


    Guy Hamilton zeichnet für vier (!) Bond-Filme verantwortlich. Von diesen VIER Hamilton-Filmen KANN Bond ´74 dann aber auch nur Platz 2 erreichen! ;)
    (Ich bin sicher, dass wir uns da einig sind.)

    (...) dass er von den drei Hamilton-Filmen der einprägsamste und über die gesamte Laufzeit auch unterhaltsamste Beitrag zur Reihe ist. (...)

  • Vielen herzlichen Dank für das Lob! Es freut mich, dass meine Rezensionen so aufmerksam gelesen werden. :thx:
    Ja, da sind wir uns einig; von den vier Filmen ist natürlich Goldfinger die Nummer Eins. Es war aber natürlich ein bewusst eingebauter "Fehler", um im Kontext des Hamilton-70er-Blocks bzw. des sogenannten "Trash Triples" (siehe vorherige Besprechungen) treffender, zugespitzter meine Einschätzung formulieren zu können. ;)

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