DER FILM: In tödlicher Mission

  • Große Güte, wie ernsthaft muss man denn sein, um jedes Aufflackern von Humor für unerträglichen Klamauk zu halten? Das ist doch ein ganz wesentliches Element der Bond-Filme, immer schon gewesen. Woher kommt denn plötzlich diese Empfindlichkeit?


    Ich denke, dass es darum gar nicht geht. Sondern um die Wahrnehmung von FYEO als ernsten Moore-Bond, während OP der große Klamauk-Rückfall sein soll. Und das wird dem ganzen meiner Meinung nach nicht gerecht.

  • Mich stört nicht die Verbindung von Action und Humor in den Filmen, ich liebe sogar etliche Filme die todernst und komisch zugleich sind, was mich stört ist das der Humor zu oft eher peinlich als komisch ist. Wir haben uns damals im Kino noch schlapp gelacht bei LALD und TSWLM, und ich war zunächst enttäuscht das die älteren Bonds dieses Spaßniveau so nicht hatten, aber bei MR war der Spaß schon vorbei.


    Diesen sehr platten Humor gibt es aber auch schon in den alten Filmen, das fängt ausgerechnet in FRWL an, aber bei Moore wurde es dann zum Markenzeichen. Ich finde das nach wie vor in LALD und TSWLM noch meist gelungen, aber danach rutsche es mir zu oft ins etwas peinliche ab.
    Wenn der Beißer mit seinem Auto abstürzt und in das ach eines Hauses kracht, und dann unten zur Tür rauskommt (obwohl er eigentlich tot sein müsste) und lediglich ganz ernst den Staub von seinem Anzug abschlägt, dann funktioniert das noch, während das Abreißen des Steuers des Motorboots mit anschließendem Sturz über den Wasserfall für mich nicht funktioniert. Obwohl beide Szenen ähnlich sind, ist die eine passend und die andere dämlich.


    Und dann wären eben solche Sachen wie das Papagei / Thatcher Ende, da ist Fremdschämen der richtige Begriff für. Das ist für mich ein Niveau wo ich mich ernsthaft Frage wer darüber lachen soll. Solche Szenen schmerzen ein wenig.


    Auch GE hat z.B. am Anfang ein paar von diesen Dingern, mit den Radfahrern die wie Dominosteine umpurzeln, sowas brauchen die Bonds meiner Meinung nach nicht.

  • Zustimmung zu Maibaum, was das Humorniveau angeht. Das ist auch das, was ich an TLD kürzlich bemängelt habe: zu platter Humor, der bei Moore schon grenzwertig gewesen wäre und zu Dalton schon gleich überhaupt nicht passen will. Erst ab LTK und den Brosnans hören diese Billig-Kalauer langsam auf. Und damit meine ich nicht, dass der Humor aus Bondfilmen grundsätzlich gestrichen werden soll, sondern nur solche Szenen wie weiter oben beschrieben.


    Und nochmal bzgl. FYEO: Ich muss auch sagen, dass ich die Charakterisierung FYEO=ernsthafter Agententhriller / OP=billiger Klamauk schon immer unfair fand. Für mich sind da die Moores insgesamt mehr (MR) oder weniger (LALD, AVTAK) auf derselben Ebene, was die Mischung zwischen Klamauk/Ernsthaftigkeit angeht.

  • Die Szene die Bond einführt ist ziemlich dämlich geraten, auch in den anderen Szenen mit Moneypenny und M führt Bond sich wie ein Schuljunge auf der beim Naschen ertappt wurde. Und dann wäre da noch die grausige Schlußeinstellung mit der winkenden Hand. Gerade in einem noch vergleichsweise ernsthaften Film wie FRWL fällt mir das unangenehm auf. Tatsächlich ist DN da noch viel ernsthafter, auch in der Zeichnung der Bond Figur.


    Das ist aber etwas was ich generell auch in sehr vielen, ansonsten durchweg guten, alten Hollywood Filmen finde.

  • Und dann wären eben solche Sachen wie das Papagei / Thatcher Ende, da ist Fremdschämen der richtige Begriff für. Das ist für mich ein Niveau wo ich mich ernsthaft Frage wer darüber lachen soll. Solche Szenen schmerzen ein wenig.

    Aber tatsächlich mehr als Tarzanbond? Kann ich irgendwie schwer nachvollziehen. Die Thatcherszene kann man ja wenigstens noch als Auflockerung am Ende verstehen, ähnlich wie die Partyszenen in TLD und LTK. Aber was mich bei OP stört, ist dass er teilweise sogar seine Spannungsszenen durch solche Schenkelklopfer runterzieht. Wie beispielsweise Bond im Gorillakostüm, und auf die Uhr sehend. Das passt für mich absolut nicht zu dem eher glaubwürdigen Bedrohungsszenario. Wozu so eine vergleichsweise ambitionierte Story entwerfen, um sie dann durch Dick-und-Doof-Scherze zu torpedieren...

  • Das ist denke ich auch mehr Ansichtssache, ich sehe das nämlich wie Maibaum. Tarzan sehe ich als das was es ist: ein ärgerlicher Soundeffekt, der einen Stunt untermalen sollte, ähnlich wie bei TMWTGG. Weder schreit Bond selbst, noch spielt er Tarzan, er versucht nur auf irgendeinem Weg zu entkommen.
    Thatcher mit dem Papagei ist auch für mich unterste Schublade! :kotz:

  • Aber tatsächlich mehr als Tarzanbond? Kann ich irgendwie schwer nachvollziehen. Die Thatcherszene kann man ja wenigstens noch als Auflockerung am Ende verstehen, ähnlich wie die Partyszenen in TLD und LTK. Aber was mich bei OP stört, ist dass er teilweise sogar seine Spannungsszenen durch solche Schenkelklopfer runterzieht. Wie beispielsweise Bond im Gorillakostüm, und auf die Uhr sehend. Das passt für mich absolut nicht zu dem eher glaubwürdigen Bedrohungsszenario. Wozu so eine vergleichsweise ambitionierte Story entwerfen, um sie dann durch Dick-und-Doof-Scherze zu torpedieren...


    Die Tarzanszene ist auch total daneben, der Schrei verschlimmert es noch. Klar, das soll die Selbst-Ironie betonen, aber das ist zu sehr Holzhammer. In OP wären da noch die beiden Deutschen die Bond im Auto mitnehmen die, nun ja, ihr wisst schon. Aber MR ist mein König was das alles betrifft.


    Aber ich glaube das mit dem Gorillakostüm, und dem schnellen Wechsel, das hat mich nie gestört. Wenn ich mich recht erinnere.


    Wie gesagt es geht nicht um den Humor an sich, es geht hier um einen bestimmte Art von sehr flachem Humor.

  • Das ist denke ich auch mehr Ansichtssache, ich sehe das nämlich wie Maibaum. Tarzan sehe ich als das was es ist: ein ärgerlicher Soundeffekt, der einen Stunt untermalen sollte, ähnlich wie bei TMWTGG. Weder schreit Bond selbst, noch spielt er Tarzan, er versucht nur auf irgendeinem Weg zu entkommen.
    Thatcher mit dem Papagei ist auch für mich unterste Schublade! :kotz:

    Naja, er schwingt an einer Liane herum, während man den Schrei hört. Ich finde das so oder so dämlich. Genau wie den Gorilla oder Bond, der auf die Möpse einer Q-Mitarbeiterin zoomt. Das stellt für mich das äußerste Ende des Klamaukspektrums dar, genau wie Beißer und Dolly. Ich kann auch mal alle Hühneraugen zudrücken bei solchen Szenen, nur finde ich sie eben bei OP kontraproduktiver als in den anderen Filmen.

  • Ich bin überzeugt, diese ganze Humor-Diskussion muss man im Zeitkontext sehen. Wann sind FYEO und OP entstanden? Das waren die frühen 80er. Da war solcher Humor im Kino durchaus noch opportun. Bud Spencer und Terence Hill Filme waren Kassenfüller. Die Erinnerung an Louis de Funes war noch präsent. Wahrscheinlich hat man sich gar nichts groß bei solchen Gags gedacht. Es war einfach üblich.


    Heute schauen (auch hier) viele Augen auf Filme aus einer Zeit die sie - wenn überhaupt - als Kind erlebt haben. Also mit den Augen von heute. Das ist immer eine andere Sicht als die des Zeitzeugen.

  • Ich bin überzeugt, diese ganze Humor-Diskussion muss man im Zeitkontext sehen. Wann sind FYEO und OP entstanden? Das waren die frühen 80er. Da war solcher Humor im Kino durchaus noch opportun.


    Oh ja, da sagst du was sehr Wahres! Viele Bondfilme sind zwar erfreulich "zeitlos" und greifen nicht jede Zeitgeist- und Trendsünde auf, aber gerade den Humor muss man im Kontext der jeweiligen Zeit sehen, völlig richtig.


    Man fand in den 80ern auch Sakkos mit hochgekrempelten Ärmeln cool. Würde man heute so vielleicht auch nicht mehr machen.

  • Natürlich muss man den Humor in seinem zeitlichen Kontext sehen. Daher verstehe ich die unterschiedliche Beurteilung von FYEO und OP nicht so ganz.


    Das größte "Opfer" seines zeitgemäßen Humors ist DAF!


  • Daher verstehe ich die unterschiedliche Beurteilung von FYEO und OP nicht so ganz.

    Ich könnte mir vorstellen, dass bei OP die Indien-Jagdszene (die so schön dramatisch hätte sein können) sich ins Gedächtnis gegraben hat und auch das Clown-Outfit bei der Bombenentschärfung landläufig eher als "albern" angesehen wird.


    Bei FYO haben wir diese Momente (Motorrad-Stemmen, Skikurs, Thatcher) eben nur als "Momente" und nicht als vollständige Szenen.

  • Natürlich muss man den Humor in seinem zeitlichen Kontext sehen. Daher verstehe ich die unterschiedliche Beurteilung von FYEO und OP nicht so ganz.


    Das größte "Opfer" seines zeitgemäßen Humors ist DAF!



    Genau, damals konnte man noch über die Tunten lachen, anstatt sich darüber zu streiten, ob sie Kinder adoptieren dürfen!


    :quasi:


    P.S. War 'n Witz.

    Na, ich denke über "Tunten" darf man auch heute noch lachen. Sonst verlieren einige im TV ihre Einnahmequelle. Kinder wollen ja gleichgeschlechtliche Lebenspartner adoptieren dürfen (wenn man es mal politisch korrekt sieht).


    P.S. Der war gut! :angel:

  • Ich bin überzeugt, diese ganze Humor-Diskussion muss man im Zeitkontext sehen. Wann sind FYEO und OP entstanden? Das waren die frühen 80er. Da war solcher Humor im Kino durchaus noch opportun. Bud Spencer und Terence Hill Filme waren Kassenfüller. Die Erinnerung an Louis de Funes war noch präsent. Wahrscheinlich hat man sich gar nichts groß bei solchen Gags gedacht. Es war einfach üblich.


    Nein, das hat nichts mit der Zeit zu tun. Und schon gar nichts mit De Funes oder Spencer / Hill oder irgend einem anderen Komiker.


    Und selbst wenn es zeitgebunden wäre würde das wenig ändern. Ich schaue die Filme heute, und da muß jeder alte Film sich auch mit dem messen was gerade so aktuell ist.

  • Den Ausdruck 'messen lassen' halte ich bei Kunst generell für weniger angemessen. Man kann Kunst als Produkt seiner Zeit bzw. im Kontext mit ihr wahrnemen, oder man kann sie zerlegen und mehr die Teile als die Summe, bzw. das Gesamtkunstwerk 'werten' Ich bin eher für das Erste, aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.
    Gerade beim popkulturellen Zusammenhang entsteht für mich in der Kunst oft ein gewisser Reiz.

    Ich könnte mir vorstellen, dass bei OP die Indien-Jagdszene (die so schön dramatisch hätte sein können) sich ins Gedächtnis gegraben hat und auch das Clown-Outfit bei der Bombenentschärfung landläufig eher als "albern" angesehen wird.


    Bei FYO haben wir diese Momente (Motorrad-Stemmen, Skikurs, Thatcher) eben nur als "Momente" und nicht als vollständige Szenen.

    Das hab ich genau anders herum wahrgenommen. Wie schon erwähnt sind für mich vor allem die Verfolgungszenen in Cortina bzw. das Eishockey-Spiel zusammenhängende Szenen, die eher als Ganzes auf Humor angelegt sind. Bei OP sind das für mich nur Momente in denen es aufflackert, wenn auch einige.
    Aber auch in diesem Thread sieht man wunderbar, wie schön unterschiedlich doch die Wahrnehmung unter den Fans sein kann. Faszinierend!

  • Die Szene die Bond einführt ist ziemlich dämlich geraten, auch in den anderen Szenen mit Moneypenny und M führt Bond sich wie ein Schuljunge auf der beim Naschen ertappt wurde. Und dann wäre da noch die grausige Schlußeinstellung mit der winkenden Hand. Gerade in einem noch vergleichsweise ernsthaften Film wie FRWL fällt mir das unangenehm auf. Tatsächlich ist DN da noch viel ernsthafter, auch in der Zeichnung der Bond Figur.


    Das ist aber etwas was ich generell auch in sehr vielen, ansonsten durchweg guten, alten Hollywood Filmen finde.


    Das mit dem Winken kann man aber auch anders greifen und zum Rest: Was hat das mit plattem Humor zu tun ?(



    Die Thatcherszene kann man ja wenigstens noch als Auflockerung am Ende verstehen, ähnlich wie die Partyszenen in TLD und LTK. Aber was mich bei OP stört, ist dass er teilweise sogar seine Spannungsszenen durch solche Schenkelklopfer runterzieht. Wie beispielsweise Bond im Gorillakostüm, und auf die Uhr sehend. Das passt für mich absolut nicht zu dem eher glaubwürdigen Bedrohungsszenario. Wozu so eine vergleichsweise ambitionierte Story entwerfen, um sie dann durch Dick-und-Doof-Scherze zu torpedieren...


    Exakt so sehe ich das auch. Ich verstand die Thatcher Szene schon immer so. Das hat rein gar nichts mit dem Story-Kontext zu tun und der Kinogänger wird eben mit einem lockeren Gefühl nachhause gelassen.
    Und ich wiederhole mich: die Mätzchen gehen bei FYEO nie auf Bonds Konto.



    Ich bin überzeugt, diese ganze Humor-Diskussion muss man im Zeitkontext sehen. Wann sind FYEO und OP entstanden? Das waren die frühen 80er. Da war solcher Humor im Kino durchaus noch opportun. Bud Spencer und Terence Hill Filme waren Kassenfüller. Die Erinnerung an Louis de Funes war noch präsent. Wahrscheinlich hat man sich gar nichts groß bei solchen Gags gedacht. Es war einfach üblich.


    Heute schauen (auch hier) viele Augen auf Filme aus einer Zeit die sie - wenn überhaupt - als Kind erlebt haben. Also mit den Augen von heute. Das ist immer eine andere Sicht als die des Zeitzeugen.


    Eben. Und wann entstanden die ganzen Klamauk Zweitsynchros? Nicht Anfang/Mitte der 70er, sondern eben in den späten 70ern und Anfang 80ern. So was war gefragt.
    Deshalb verstehe ich auch nicht, ollistone schnitt es an, dass plötzlich am Humor rumgenörgelt wird.

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