In diesen Thread bitte alles rund um den Außenseiter-Bondfilm, der 183 als Konkurrenz zu Octopussy gedreht wurde.
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Und hier die neuesten Beiträge von dort:
Zitat von FeirefizAlles anzeigenEhrlich gesagt kann ich nicht verstehen, warum NSNA bei den Bond-Fans so einen schweren Stand hat. Man könnte anführen, dass er es als direktes Remake gegen das Original eben sehr schwer hat, erst recht, wenn das Original der erfolgreichste Bond überhaupt ist (sofern TB nicht von SF überrundet wurde, da scheiden sich ja die Geister; andererseits ist der Erfolg von TB wohl eher auf GF zurückzuführen, „Fluch der Karibik II“ war ja auch erfolgreicher als das Original, aber kaum aus eigener Kraft, auch MR hat mehr eingespielt als TSWLM, dafür ist TSWLM wohl höher angesehen als seine Blaupause YOLT), doch gerade angesichts der bis zu Craig weitgehend geltenden Bond-Formel, der sich insbesondere die Brosnan-Filme unterworfen haben, kann das (siehe YOLT-TSWLM) nicht die alleinige Erklärung sein. Liegt es vielleicht doch daran, dass NSNA aus juristischen und sonstigen Gründen auf einige Bond-Standards verzichten musste (Gunbarrel, Pretitle, John Barry, die klassischen Nebendarsteller etc. – dann müssten ja auch CR und QOS allgemein abgelehnt werden)?
All diese Defizite löst der Film m.M.n. sehr elegant. Die 007-Wand zu Beginn mag gerade aus heutiger Sicht sehr 80er-mäßig wirken, ersetzt die Gunbarell-Szene aber ganz gut. Statt einer (nicht erlaubten) Pretitle-Sequenz selbige ins (übrigens sehr Bondige) Titellied zu integrieren, war ebenfalls eine schöne Idee. Gerne wird gesagt, dass TB der letzte Bond-Film mit einem gänzlich motivierten und dazu trainierten Connery war. Stimmt wohl, dennoch ist Connery hier wieder ganz bei der Sache und wirkt auch athletischer als Roger Moore zur gleichen Zeit, und während ich dem lieben Roger, den ich in letzter Zeit nach Jahren des Fremdelns endlich wieder richtig schätzen gelernt habe, den Womanizer spätestens seit OP beim besten Willen nicht mehr abkaufen kann, verstehe ich hier bei Connery jederzeit, dass ihm die Damen in die Arme sinken. Dass trotzdem sein Alter wiederholt thematisiert wird, während in der offiziellen Reihe kein Wort darüber verloren wurde, macht NSNA noch amüsanter und – ja! - glaubwürdiger, gerade im Zusammenspiel mit M, der hier zwar Klischeefigur schlechthin, aber durchweg extrem unterhaltsam ist.
Auch der Vergleich zum Original fällt für mich zugunsten des Remakes aus, trotz der jenseits des Titellieds schwachen Musik von NSNA. Das erste Drittel von TB finde ich überaus lahm, erst auf den Bahamas nimmt der Film Fahrt auf (dann aber richtig). Vorspann und Sanatoriumsaufenthalt sind in NSNA viel amüsanter, die Gags mögen manchen zu platt sein, gehören aber, wie ich immer wieder erlebe, zu den 007-Klassikern, von „Dann werde ich das Weißbrot weglassen“ bis zur berühmt-berüchtigten „Urinprobe James Bond“. Klaus Maria Brandauers Largo ist für mich einer der ganz großen Bond-Schurken und seinem souveränen, aber ein wenig farblosen Vorgänger absolut überlegen – allein die „Bye Bye Domino“-Szene: Oscar-reif! Auch ansonsten Bond-Momente, wohin man blickt. Viele empfinden das Computerspiel heute als denkbar trashig, doch spreche mit in den 80ern sozialisierten Freunden, ist das für sie einer Bond-Momente schlechthin, und so geht es auch mir. Dann noch Bonds Tanz mit Domino – wen kümmert da noch das etwas lahme Finale? Zur Wahrheit dieser Eloge gehört sicher auch, dass dies einer meiner ersten Bond-Filme war und ich ihn lange vor TB gesehen habe. Was soll’s? Es ist – nach Goldfinger – mein Gute-Laune-Bond, Connerys würdiges Comeback und – nebenbei – der gelungene Abschied des originalen Connery-Lazenby-Moore-Bond (was AVTAK nicht ausblenden, sondern nur vordatieren soll), bevor mit TLD erstmals eine neue Zeit anbrach …
That’s it!
Zitat von ThunderballAlles anzeigenIch mag NSNA ganz gerne. Finde ich ihn besser als TB? Ich weiß es nicht.
Die Anspielungen auf Bonds Alter gefallen mir, dies ist sehr amüsant und augenzwinkernd umgesetzt.
Brandauer und Barbara Carrera gefallen mir sehr, ebenso Connerys Darstellung - von Demotivation keine Spur, wie ich finde. Er zeigt, dass er es immer noch drauf hat und beweist Selbstironie.
Bond-Momente sind in der Tat viele vorhanden, wobei ich den Tanz besonders mag.
Zwiespältig fällt mein Eindruck aus, was die Musik angeht. Tracks wie "Largo's Waltz" mag ich sehr gerne, andere wie die Musik zur Verfolgungsjagd mit dem Motorrad quälen meine Ohren geradezu. Dieser Track scheint direkt aus der 60er-Jahre-Euro-Krimi-Mottenkiste zu stammen.
Was den Beginn des Films angeht: Das Ganze hätte meiner Meinung nach viel besser gewirkt, wenn Connery zu spannender Musik einen spektakulären Auftritt bekommen hätte. Der Titelsong (den ich eigentlich mag) passt hier für mich nicht hin - lockere Musik, Bond läuft mehr oder weniger nur ins Bild. Immerhin kehrte hier erstmals nach 12 Jahren der originale Kino-Bond-Darsteller zurück! Ein erster Auftritt wie z.B. bei Lazenby in OHMSS hätte mir da sehr gefallen.
"Gute-Laune-Bond" trifft ganz gut, wie ich für mich NSNA ebenfalls beschreiben würde. Ich sehe ihn mir gerne an, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wo ich ihn in einer Gesamtrangliste platzieren würde.
Zitat von DjangoNSNA hat in der Tat einige gute Elementen und vieles wirkst sogar "frischer" als etwa in OP. Trotzdem fehlen halt in NSNA aus rechtlichen Gründen viele "Bond Standards" (Feirefiz, Du hast da einen sehr treffenden Begriff gefunden) und daher wird NSNA für mich nie ein "echter" Bond-Film sein, sondern nur eine - wenn auch gut gemachte - Imitation.
Zitat von KronsteenAlles anzeigenSo, dann will ich auch mal meinen Senf dazu geben.
Ich kann mich Feirefiz' sehr treffendem Beitrag eigentlich nur anschließen.
Und dennoch ist bei mir NSNA weit unten in der Liste angesiedelt. Ich kann nicht mal genau sagen warum.
Der Vergleich mit TB ist für mich dabei nicht mal der Maßstab (da kann jeder andere Bondfilm aus meiner Sicht nur verlieren). Obwohl die Parallelen beider Filme im wahrsten Sinne des Wortes zwangsläufig sind, sehe ich NSNA durchaus als eigenständigen Film.
Mit Brandauer, Basinger und Carrera in der Tat ideal besetzt und einem Connery, der an seiner ironischen Figur Spaß zu haben scheint, bringt er eigentlich Top-Grundvoraussetzungen mit.
Dass er "Vodka on the rocks" statt des legendären Wodka Martini, geschüttelt nicht gerührt, bestellt, und es keinen "namentlichen" Q gibt, stören mich auch weniger.
Das Thema "Musik" ist für mich aber sehr zentral. Nicht nur dass die typischen Bond-Melodien fehlen (mussten!), sondern auch der Scors Legrands ist für mich sehr schwach. So verpuffen für mich auch eigentlich gute Szenen wie die an der Cote d'Azur oder die Unterwasserszenen sehr.
Zudem finde ich die Exotik der eigentlich durchaus ansprechenden Schauplätze nur mäßig umgesetzt. Die Bahamas wurden nicht mal anhhähernd so exklusiv eingefangen wie in TB und die Palmyra-Szenen wirken für mich sehr künstlich.
Den schwachen Showdown hat Feirefiz bereits erwähnt. Für mich ist der wirklich wenig gelungen. Man muss schon 2 mal hinsehen, um überhaupt zu erkennen, dass es Largo ist, der von Domino getötet wird (man erkennt beide schlecht).
Klar, NSNA hat eindeutige Vorzüge:
- Connerys ironische Darstellung
- Tolle Besetzung (Connery, Brandauer, Basinger, Carrera, von Sydow, Atkinson)
- Humor an den richtigen Stellen
- tolles Titellied
- ein herrlicher Fiesling
- schöne Szenen wie der Tanz oder das Spiel
Aber er hat leider auch genügend Schwachpunkte:
- fehlende "Bond-Standards" (um diesen Begriff ebenfalls aufzugreifen)
- schwacher Score
- mäßige Ausarbeitung der Schauplätze
- schwaches Finale
- Logiklücken
Und dazu kommt eben noch die Tatsaache, dass er - bei aller Wertschätzung - nicht zur offiziellen Serie gehört. Ich muss zugeben, dass er daher - zumindest für mich - etwas außer Konkurrenz läuft. Nicht ganz so extrem wie CR67, aber dennoch irgendwie.
Für was der Film nichts kann, was aber auch nicht gerade zu einer höheren Platzierung bei mir beigetragen hat:
Die erst auf der DVD hinzugekommenen Szenen in der deutschen Fassung konnten natürlich nicht mehr von G.G. Hoffmann synchronisiert werden. Daher haben wir hier das gleiche Problem wie bei OHMSS (immerhin bleibt uns eine Rückkehr "Malones" erspart ).
Auf der anderen Seite waren diese Szenen aber für die stringente Logik des Films unabdingbar, da man in der alten TV-Fassung gar nicht wusste, wie Bond überhaupt auf Largo kam. In der aktuellen Fassung sieht man immerhin, dass er am Rechner recherchiert, was das Symbol auf der Streichholzschachtel zu bedueten hat, die er unter dem Bett von Jack Petachi in Shrublands gefunden hat.
Wie er aber anhand einer bloßen Streichholzschachtel darauf gekommen sein will, wo des Rätsels Lösung zu finden ist, will ich hier nicht mußtmaßen.
Alles in allem ein guter Film, wenn auch etwas anders als die der offiziellen Serie. Dies war - um es mit Böll zu sagen - wohl weder zufällig noch beabsichtigt, sondern unvermeidlich.
Wenn ich mir meinen Text nochmals durchlese, dann kann ich scheinbar nun doch nachvollziehen, warum NSNA bei mir nur noch von den 3 Brosnans (außer GE) und QOS unterboten wird.
Zitat von felixleitnerAlso ich finde, dass gerade Maud Adams und Kristina Wayborn adäquate und glaubwürdige Partnerinnen für Moore waren. Beim Nachfolger hat man da leider nicht mehr so drauf geachtet.
Der reife Connery stört mich überhaupt nicht, im Gegenteil. Sein ironischer Haudegen-Bond, den er schon in DAF gegeben hat, gehört für mich zu den Highlights des Films.
NSNA langweilt leider phasenweise, besonders während der ziemlich überflüssigen Bahamas-Episode. Highlight ist dagegen der gesamte Südfrankreich-Teil.
Zitat von DjangoBei Adams gebe ich Dir Recht, Wayborn ist über 20 Jahre jünger also Moore... (okay, sie war damals immerhin über 30)
Zitat von felixleitnerJedenfalls stimmt die Chemie zwischen den beiden, was wichtiger ist als das Alter. Bei AVTAK konnte man das nur noch von Fiona Fullerton behaupten.
Zitat von maconIch muss zugeben dass ich gegen NSNA immer starke Vorbehalte habe, für die der Film an sich gar nix kann. Es stört mich einfach, dass er ein Remake von TB ist. Nicht weil er schlechter wäre; ich find die Idee an sich blöd. McGlory hat vor Gericht dafür gekämpft selber Bond-Filme produzieren zu können. Das wurde ihm versagt. Er bekam legendlich die Rechte an einer Verfilmung von TB. Also dreht er ihn noch mal um Geld zu verdienen. Find ich albern. Hätte er das Recht bekommen – warum auch immer – selber einen – neuen – Bond-Film zu produzieren, hätte ich ihn mir ohne Vorbehalte angeschaut. Den an sich find ich die Idee eines nicht EON-Films reizvoll. Aber ein TB-Remake? Nee…
Zitat von Kevin17
Da ich so selten hier reinschaue und diesen Beitrag erst jetzt lese. Muss ich sagen WOW - dieser Song hätte dem Film wirklich gut getahn!
Zitat von ollistoneAlles anzeigenDie Macher von NSNA haben ja viel richtig gemacht und nur wenig falsch. Dennoch fühlt sich der Film einfach nicht nach Bond an. Das mag unter anderem am fehlenden Bond-theme liegen, aber auch daran, dass die EON-Filme eine bestimmte Handschrift haben, die NSNA einfach fehlt. Man muss nicht jeden Bond der Reihe großartig finden, aber von handwerklicher Seite her - Regie, Kameraarbeit, Schnitt, Ton, aber auch Cast, Dialoge usw. - waren die eigentlich immer top. NSNA sieht an all diesen Stellen einfach anders aus, und das stört mich.
Das Zeitlose fehlt mir, NSNA ist mir zu 1983 - die Kameraperspektive bei der Raketenentführung, der übertriebene Weichzeichner-Einsatz, die - selbst für Bond-Verhältnisse - zotigen Dialoge, schamlosen Flirts und immer zu allem bereiten Frauen, die Nähe zur Persiflage und zum Klamauk, wenn ein ausrangierter Q mit Schnupfen und Schal in seinem Keller vor sich hin friert oder Mister Bean als Tollpatsch durch Nassau stolpert.
So souverän die erste Darsteller-Reihe besetzt ist, so wenig kann die zweite überzeugen: Fatima Blush ist mir zu sehr Disney-Bösewichtin a la Madame Medusa oder Cruella de Vil, Leiter, Q und M sagen mir gar nichts, Moneypenny ist eine banale Kopie, die Kleine vom französischen Geheimdienst bleibt blass.
Das haben die "offiziellen" Bonds eigentlich immer besser hinbekommen. Davon abgeshen ist NSNA kein schlechter Film, die Schauplätze stimmen, das Tempo auch, Brandauer sowieso große Klasse, gute Unterwasserszenen, und als mein erster Kino-Bond hat er einen gewissen sentimentalen Bonus.
Bleibt, neben allen Stärken und Schwächen, der Makel, das er einfach nicht das gewisse Etwas hat.
Wäre 1983 NSNA ein offizielles Remake von TB innerhalb der EON-Reihe mit Roger Moore geworden, und hätte man den Film an den entscheidenden Stellen Bond-stimmiger gestaltet und besetzt, Drehbuch, Dialoge, Score und Nebendarsteller aufgewertet, wäre es sicherlich ein ziemlich guter Bond geworden.