DER FILM: GoldenEye

  • Ja, wie immer sehr gute Ansätze, Martin :thumbup:
    Fan wurde ich bereits Ende 1987, aber die Zeit, als ich die meisten Bondfilme sag und auch am häufigsten, war auch zwischen 1989 und 1995.
    Ich war übrigens so was von begeistert als ich hörte, dass Brosnan Bond wird. Mochte ich doch die Serie "Remington Steele" sehr.
    Aber anders als bei euch, war ich nach dem Kinobesuch trotzdem sehr begeistert. GoldenEye war damals dann sogar einer meiner drei oder fünf Lieblings Bondfilme. Und Brosnan nach Moore und VOR Connery mein Lieblings Bonddarsteller.
    Nach knapp 25 Jahren sehe ich vieles differenzierter. Mal schauen was meine nächste Sichtung hergibt.

  • Ja, wie immer sehr gute Ansätze, Martin


    Danke, kann ich nur zurückgeben. :prost:


    So ab Mitte/Ende 1993 muss das gewesen sein


    Bei mir im Frühjahr, kurz nach der TV-Erstausstrahlung von AVTAK. Sozusagen als osterliches Erweckungserlebnis. Seitdem hatte diese Jahreszeit immer ein besonderes Bondfeeling, von daher ist der Starttermin von NTTD dieses Jahr eigentlich perfekt.

  • Ich war übrigens so was von begeistert als ich hörte, dass Brosnan Bond wird. Mochte ich doch die Serie "Remington Steele" sehr.


    Ich auch. Und ich finde Brosnan nach wie vor einen "passenden" Bond-Darsteller :thumbup:


    Zitat

    Sozusagen als osterliches Erweckungserlebnis


    Meine Erweckung fand statt, als ich in der örtlichen Bibliothek zufällig über Michael Scheingrabers Buch "Die James Bond Filme" gestolpert bin. Da wurde mir bewusst, was für ein spannendes Thema das Bond-Universum doch ist. Zudem hat das Buch sehr ausführliche Inhaltsangaben aller Filme (bis MR bzw. FYEO in der Zweitauflage - danach hat Scheingraber leider nicht mehr nachgelegt), was mir bei jenen paar Filme half, die ich seit langem nicht mehr oder noch gar nicht gesehen hatte. Inspiriert dadurch habe ich dann etwas später auch meinen ersten Fleming gelesen (bis dahin wusste ich ja nicht einmal, dass James Bond ursprünglich eine Romanfigur ist). Und auch da hatte ich Glück, handelte es sich doch um DN. Hätte ich zuerst TSWLM, TMWTGG oder YOLT gelesen, wäre das Thema "Fleming" bei mir wohl damals schon zu Ende gewesen :S

  • Meine GE-Rezension :)


    --GE: Ein protziges 280-PS-Projekt, das davon aber äußerstenfalls 90 adäquat auf die Straße brachte--


    Das Goldauge der 90er, 189)




    Die Down-to-earth-Zeiten
    (obgleich die DVDs wohlfeinst-günstig offeriert werden) scheinen
    nach dem durchaus dem Realismus von „Liebesgrüße aus Moskau“ zu
    Ehre gereichenden Licence to Kill mal wieder passé zu sein, wir
    reisen nun 25 Jahre in die Vergangenheit und widmen uns „Goldeneye“
    (fleming-technisch wären es hingegen 31: Charles Dance lässt
    namentlich grüßen), leider Gottes kann ich dieses 1995er (100 Jahre
    Kino, sehen Sie aus selbigem Jahre lieber Jean Beckers Élisa, die
    ich mir Zeit meines Lebens zu Gemüte führe) Werk nur selten
    sekundieren, denn ehedem in den 90er Jahren schien man sich darauf
    besonnen zu haben, einen möglichst ballerfreudigen Bombast-Film zu
    inszenieren ohne den vorherigen Bond-Charme, einen Film nun, welcher
    das Begegnungsschicksal seiner Charaktere nur platt am Rande
    beleuchtet (obgleich mit „Tiefgang“ prahlend) und zudem über
    einen (zugegeben: in Sag niemals nie war es deutlich schlimmer)
    Soundtrack verfüget, welcher meinem Gehöre nur selten ein Gefühl
    von fehlendem Missvergnügen angedeihen ließ, überhaupt – und
    hiermit verlöre ich endgültig Ihre Zustimmung – bin ich kein
    Freund der beliebten „Gold“-Bonds, weder Goldeneye noch der
    legendäre Goldfinger vermögen mich zu verzücken, doch geben wir
    dem Äuglein der Vergoldung zumindest eine Chance und betrachten
    dieses sogleich im Detail, der (einerseits hochmoderne, gleichwohl:
    Brosnans Bond bzw. seine Sprüche sind mehr Macho selbst als die
    Darbietungen der Connery- und Moore-Ära, köstlich also für welch
    Übermaß der Widersprüche speziell der erste und der letzte Film
    der Brosnan-Ära stehen) Film er begänne platter als platt und
    flacher als flach, mit amüsanterweise nach wie vor an Perfektion
    grenzender Föhnfrisur flöge da ein Pierce mit Höchsttempo durch
    die Lüfte herab und spränge sodann einem Flugzeuge hinterher –
    und wie es schon einstmals in einer Jimmy-Neutron-Werbung hieß:



    Die Frisur sitzt, sitzt und
    sitzt.




    Die Bilder mittelprächtig
    (nun gut, anfänglich noch überragend, ein Paradies für
    Hobby-Hüpfer, Bonds Beruf führet ihn an die ungewöhnlichsten und
    exotischsten Orte) und die Dialoge schlichtweg schlecht, mich
    zumindest berühren sie nicht im Geringsten („Mal wieder bereit die
    Welt zu retten?“, „Wenn es sein muss, Alec“ // „Sperrstunde,
    James!, letzte Bestellung“, „Für mich ein Bier...“,
    insiderhaft erinnert mich das an „Du eroberst das Herz der puren
    Gewöhnlichkeit und Amores Pfeil schießt aus einem Pils empor“,
    herrlich, aber dies ist eine andere Geschichte…., sonst
    verschwämmen nur die Grenzen), mit Alec spreche ich aber gleich zu
    Beginn einen, wie ich glaube, guten Bond an (seine deutsche Stimme,
    Norbert Langer, übrigens sprach auch den Trailer selbigen Films),
    tatsächlich ähnelt Sean Bean in vielerlei Hinsicht einem bondigen
    Rollenprofil, Pierce hingegen (obgleich deutlich betagter als Connery
    und Lazenby bei ihrem jeweiligen Debütiert-Haben) wirkt auf mich gar
    noch zu jung, selbst mit mehr als 40 Jahren, darüber hinaus schien
    er zu jenem Zeitpunkte (und auch in den 80ern sah es ja bereits mehr
    als danach aus, dass er es würde und gar schon Moore beerbt, meine
    Lieblings-Ära wäre somit gar nicht erst zustande gekommen) noch zu
    viel Ehrfurcht vor der Rolle verspüret zu haben, des Weiteren trüge
    eine „Mitschuld“ ohnedies der Film selbst, hieran lässt sich
    womöglich wenig leugnen, denn selten vermochte es ein Bondfilm
    innerhalb der ersten halben Stunde derart penetrant, mehr oder
    weniger nach Checklisten-Verfahren sämtliche Bondklischees der
    zuvorigen Jahrzehnte Stück für Stück abzuarbeiten und
    einzuflechten, das Einbinden sämtlicher Überhöhungen
    theatralischer Versionen von Snobismus und Casino-Charakter stehet in
    recht krassem und kontrastierenden Gegensatze zu dem ansonsten
    reichlich sterilen, geradezu langweiligen Erscheinungsbilde des
    Films, dessen Farben, Sets und visuellen Akzente nahezu nirgends
    vollends zu überzeugen imstande sind (auch übrigens nicht auf
    düsterer Ebene funktioniert dies in GE, diese „Timothy-Elemente“
    schlugen in Goldeneye, GE, weitestgehend fehl und fielen vielen
    albernen Momenten zum Opfer, obschon ein gewisses Potential durchaus
    vorhanden gewesen wäre), die Bilder wirken im negativen Sinne
    künstlich und gemacht, erste Sonnenmomente böte mit an Sicherheit
    grenzender Wahrscheinlichkeit erst die ebenso ein Kopfschütteln bei
    uns verursachende wie gleichwohl faszinierend auf uns wirkende
    Ohne-Top-Erweiterung Xenia, eine konsequent übertriebene
    Weiterführung der Fatima Blush seitens Barbara in Sag niemals nie.




    Die nach wie vor Desmond
    zugedachte Aufgabe des Den-Q-Spielens fiel dem sympathischen Tüftler
    weniger leicht als zuvor, der beliebte und freundliche Darsteller
    befand sich nicht mehr in der rosigen Situation, sich seine
    Textzeilen mit wenig Aufwand merken zu können, mimte seine legendäre
    Rolle aber noch bis 1999 fort und behielt bis zum Ende hin gar seine
    Seit-Moonraker-Stimme von Manfred Schmidt, welcher z.B. auch noch im
    Jahre 2002 in nightfire in ebenjener besagten Rolle zu hören ist
    gewesen, die Q-Auftritte in GE sind („...ist mein Mittagessen“)
    etwas merkwürdig geraten (sehr gut hingegen: „Auf der Jagd!“),
    besonders absurd die innovative Hervorhebung des 5-Gang-Getriebes von
    Bonds neuem Wagen, ein Witz wohl, denn selbst bei deutlich
    günstigeren Fahrzeugen waren 5 Gänge Anno 95 bereits seit Jahren
    Standard, da bekommt Bond ein Fahrzeug mit bestimmt tausend
    Spezialfunktionen und ausgerechnet das einzig „Normale“ an dem
    Wagen wird betont als sei es eine Sensation, bei Audi z.B. besann man
    sich (allerdings eher am oberen Rande der Modellpalette) bereits im
    Jahre 1991 (Modelljahr 1992) erstmals auf eine Sechsgangschaltung (im
    Automatikbereich gab es so etwas dergestalt Vielgängiges natürlich
    noch nicht – was auch besser ist, da eine kurze Übersetzung hier
    nicht zum Charakter passt), vor allen Dingen für BMW ein im Detail
    recht peinliches product placement, der eine oder andere Zuschauer
    könnte fälschlicherweise irritiert gedacht haben: Bei einer
    Fortschrittsmarke wie BMW erst im Jahre 1995 ein 5-Gang-Getriebe
    verfügbar?, dorten kaufe ich nicht mehr ein.




    In diesem seinem ersten
    Bondabenteuer wirkt Brosnan definitiv weniger sicher als in seinen
    späteren Auftritten, außerdem fielen die Drehbücher der Ära (eine
    Ausnahme bildet hierbei „Die Welt ist nicht genug“) durch teils
    stupides und hölzernes Gerede am Rande der Unerträglichkeit auf
    (immerhin angenehmer als in Spectre), die wie gesaget teils
    düster-melancholischen Farbenmeere besäßen an und für sich die
    Möglichkeiten für einen spannenden Film, werden aber durch besagte
    Störfaktoren ihres eigentlichen Zaubers beraubt und sind der
    Gesamtatmosphäre somit mitnichten dienlich (ohnedies blieben die
    meisten Bilder wie gesagt blass, sehen so künstlich aus wie ein
    Gummiband), alsbald betraten wir dann eine dunkle Kirche (aber
    beileibe nicht so spannend untermalt wie weiland in Liebesgrüße aus
    Moskau die Hagia Sophia – Sophie bedeutet übrigens Weisheit auf
    Griechisch), das Dunkle dominiert und doch kommt der Film nicht aus
    sich heraus, oder wenn doch, dann tendenziell eher auf peinliche
    Weise, ironische Momente spiegeln sich u.a. in den Szenen wider, in
    welchen sich gegnerische Geschöpfe über „geschüttelt, nicht
    gerührt“ lustig machen, neu im Club ist insbesondere die in
    Erinnerung zu bleiben wissende und erst in den späteren Filmen
    „freundschaftlicher“ mit Bond in Verbindung tretende Judi Dench
    als M, ihre kühle und dennoch eine gesunde Chemie aufbauende Aura
    weiß den Film ein Stück weit zu bereichern und sollte sich in den
    späteren Werken wie gesagt manifestieren (auch die Synchronstimme
    passt perfekt ins Bild), sie ist Verbündete und Angstmacherin
    zugleich, ...der wie gesagt in vielerlei Hinsicht außerordentlich
    moderne Film (wogegen ich nichts hätte, würde es sympathischer
    inszeniert, was erst wieder mit Miss Harris gelang) präsentiert uns
    übrigens die bislang unangenehmste Miss Moneypenny, was weniger an
    der (Erzählerin der „exotic location“ parts vieler
    Bonusprogramme) Darstellerin Samantha BOND liegt denn sich vielmehr
    auch hier wieder in der schrägen Schreibung des Drehbuches
    ergründet, dessen Dialoge unnatürlicher und absurder kaum sein
    könnten (die Szene im Aufzuge beispielsweise: einfach nur
    anstrengend, wie zwei ihre Worte genau abstimmende Roboter), auch die
    an und für sich nicht unbedingt schlechte Politstory des Films wird
    mittels missratener Dialoge überwiegend ruiniert und in die Tiefen
    des Albernen gezogen, nicht jedoch auf sonderlich belustigende oder
    witzige Weise, sondern viele Parts wirken schlicht und ergreifend
    stumpf und – auch hier – anstrengend, tatsächlich handelt es
    sich nach meinem Dafürhalten nach Spectre um das, zumindest
    dialogtechnisch, schwächste Drehbüchnis, die Besetzung hingegen
    kann, vom mir ansonsten in anderen Nicht-Bond-Werken zusagenden
    Hauptdarsteller einmal abgesehen, zumindest partiell überzeugen,
    rettet aber letztlich wenig.




    Der einzige Augenblick im
    Filme, der mir auf visueller Ebene wirklich extrem gut gefällt, ist
    die Pool-Kulisse (Prince-of-Persia-Säulen lassen grüßen, gerade
    auch in Verbindung mit dem Rauche eine durchaus bildintensive Szene)
    vor einem der Onatopp-Treffen Bonds („no more foreplay“, sie nahm
    ihn beim Worte…), Xenia arbeitet für zarter besaitete Geschmäcker
    wohl etwas zu unsanft, härter als hart gestaltet sie das
    Ihrem-Iche-freien-Lauf-Lassen, sehr gut synchronisiert von der
    kraftvollen Martina Treger (häufig besetzt auf Sharon Stone, als
    noch deutlich geheimnisvoller empfinde ich bei Sharon aber ihr Organ
    aus Basic Instinct 1, 1992), der Score des Films GE erweist sich –
    wie schon angedeutet – als gewöhnungsbedürftig und die Gewöhnung
    will sich partout nicht einstellen, der Bedarf bliebe vorhanden und
    ward nicht erfüllt worden, lediglich der Titelsong selbst reüssiert
    bei mir über die Maßen und gehört zu den Besseren für mich, so
    erklänge dieser dynamisch, frech, rhythmisch, sexy, trotz alledem
    dennoch angenehm langsam, ein klares Einläuten einer neuen Ära, die
    sich aber noch nicht gefestigt hatte, man munkelt dass GE
    ursprünglich für Dalton geschrieben worden sei und der Ton daher
    etwas schwärzer ausfiel, bei anderen Dialogen und rein den Bildern
    nach zu urteilen scheint die Theorie Sinn zu ergeben, das Endprodukt
    jedoch spricht eine völlig andere Sprache, sodass ich eher sagte,
    der einzige Dalton-Bond innerhalb der Brosnan-Ära ist Die Welt ist
    nicht genug, denn nicht nur dass Lutz Riedel in einer Nebenrolle zu
    hören ist, Nein, der gesamte fast kammerspielartige Stil der
    Verflechtungen zwischen den Charakteren, ja, ebendieser hätte nahezu
    perfekt in die seinige Ära passen können.




    Vor allen Dingen aber legt GE
    einen äußerst küchenpsychologischen Grundstein für die typischen
    „Vertrauensdialoge“ der gegenwärtigen Bondabenteuer, die aus
    ebensolchen Gründen genau das nicht mehr allzu oft sind: Abenteuer.
    Nächtens am Friedhofe nun das Vertrauensgespräch, dem ich in einem
    Bondfilme nicht vertraute und welches mich nie sonderlich berührte,
    ein anderer Dialog hingegen schlüge wieder die Goldbrücke und
    erinnert an den Jahrgang 1964:



    Soll ich mich jetzt dafür
    entschuldigen?“ - „Nein, nur Sterben.“



    31 (wieder diese Zahl) Jahre
    zuvor klang das folgendermaßen: „Erwarten Sie von mir dass ich
    rede?“ - „Nein, ich erwarte von Ihnen dass Sie sterben!“




    Einmal mehr macht die
    Besetzung eine hervorragende Figur, in einer Nebenrolle erleben wir
    (cool, cooler, Joachim Kerzel) Tcheky Karyo (Rohmers Vollmondnächte,
    Zulawskis „zuvor gedrehte Fortsetzung“ l‘amour braque, von
    Mitrezensent Hank ganz hervorragend besprochen worden, „Meine
    Nächte sind schöner als deine Tage 2“), dieser aber ist nur
    wenige Augenblicke über mit von der Partie, erinnert hier visuell
    ein wenig an Helmut Bergers Fantomas (Bunuel/Chabrol, 1979/80,
    Geheimtipp mit Georges Delerue) in der Rolle des Dr. Chalek in
    Episode II, tatsächlich also weckt GE viele begrüßenswerte
    Assoziationen, doch wem hülfe das, wenn viele Parts seelenlose
    Ballereien aneinanderreihen und diese genau deswegen wenig kunstvoll
    wirken, weil sie derart in Masse serviert werden, dass kein einziger
    Zuschauer an einzelnen Schicksalen und Geschehnissen partizipieren
    und teilhaben kann, weil alles so willkürlich und identitätslos
    geschähe?, meiner Wenigkeit jedenfalls nicht, in einem Videospiel
    wäre es hingegen schon eher akzeptabel – und genau in dieser
    Hinsicht ist Brosnans Ära auch die Beste und Nostalgischste, hiervon
    profitiert die Haupt-Filmreihe aber nur bedingt.




    In Bälde erblicken wir noch
    einen 70er Jahre Schauspieler aus Fassbinders Meisterwerk „Welt am
    Draht“ (ruhe in Frieden, Gottfried John, der er anfangs bei Bonds
    Flucht klammheimlich grinsen musste und auch gern so wäre wie er),
    weiterhin präsentiert der Film eine Haltung von wegen: Vieles, was
    hier geschieht, ist EXTREM unwahrscheinlich, aber nur weniges davon
    WIRKLICH UNmöglich, dieses stimmt zwar, träfe aber auf vorherige
    Werke meist eher zu, sodass GE tatsächlich zu den unrealistischsten
    Beiträgen der Reihe gehört, es sind schlichtweg zu viele Zufälle
    zu Bonds Gunsten (ein Paradebeispiel: die Auffangmatte vor dem
    Panzer, eine ähnliche Situation gab es schon am Hafen in you only
    live twice, gut gelandet 007, auch bei der werten Asiatin), die
    Soundeffekte im Zuge der Panzerfahrt erinnern in der Übertreibung
    und Überbetonung der „Erfolge“ ein wenig an agent under fire
    (2001, diese allgegenwärtige Erinnerung daran, wie „cool“ wir
    doch sind – auf den ersten Blick ein niedlicher Gag, nach zehn
    Minuten die Tötung unserer Nerven, deren Kostüm reißt), auch das
    Inszenieren von Kleinigkeiten wird maßlos übertrieben in Brosnans
    Werken und die Gestik spielt dabei eine tragende Rolle, d.h. wenn
    sich Pierce beispielsweise die Krawatte richtet, so tut er dies
    bewusst oder unbewusst nach All-eyes-on-this-Prinzip, bei Craig
    geschieht es eher beiläufig, überhaupt wird Bond in GE sehr
    übermenschlich inszeniert, selbst/gerade seine Feindin Xenia ist
    geradezu vernarrt in ihn, sie ist (wie schon Scaramanga und Sanchez)
    Bondfan (sogar selbst dann, wenn sie seinetwegen betroffen sein
    müsste: „Er wird uns entgleisen lassen – WAHNSINN!“), Xenia
    selbstverfreilich ist keinesfalls die einzige „schräge“ Person
    im Werke, das Merkwürdige setzt sich u.a. fort in Boris (mit
    Santiago „Spongebob“ Ziesmer), auch diese Figur trägt in ihren
    Überdrehungen nur bedingt zu einer düsteren Stimmung des Films bei,
    in Kürze übrigens betreten wir Cuba (atmosphärisch deutlich besser
    eingefangen 007 Jahre später in Stirb an einem anderen Tage), dann
    wird wieder weitergereist, wir lernen Jack Wade vom CIA kennen (einen
    finsteren Bösewicht aus the living daylights), wieder wirkt Bond
    etwas steif und sich seiner Rolle nicht vollends sicher und die
    kumpelhaft zu sein gewillt seienden Dialoge kommen nicht in der
    erwünschten Weise rüber – 1987 waren sie noch am Zanken,
    inzwischen heißt‘s Gemeinsam-Sonne-Tanken.




    In unweiter Zukunftsferne dann
    die reichlich aufgesetzten Strandszenen mit der auf Fotos anderer
    Haare wegen um Welten ansprechender als in GE aussehenden Natalya, es
    sind Szenen, deren Nachdenklichkeit weder zäuberlich noch nahegehend
    ist, nett finde ich sie, aber über Bonds eskapistischen Lebensstil
    regt sie sich derart auf dass es mich fast aufregt, überhaupt: in
    kaum einem anderen Bondfilme wirken die wirklich persönlichen
    Momente künstlicher (zwei Jahre darauf gelang es, die Szenen mit
    Mrs. Carver im Hotel sind sehr gut), den Wunsch nach Melancholie
    (oder eher umgekehrt: Das-sie-beim-besten-Willen-nicht-Loswerden,
    diese Melancholie) teile ich, die Umsetzung aber wirkt geradezu
    peinlich und macht GE zur unfreiwilligen Lachnummer, auch später
    wieder in anderen Momenten zündet das Werk nicht, weder soeben in
    besagten stillen Momentaufnahmen des Sonnenuntergangs , noch danach
    und zuvor in humoristischen Augenblicken, Dinge wie „Ja, Sir“
    (schon in Licence to Kill etwas schwach) wirken abgedroschen und
    gewollt, also ist Natalya so gütig und lachet für uns, da viele
    Männer empfindlich reagieren, wenn über ihren Ulk nicht
    geschmunzelt wird, immerhin aber etwas Positives: Die alsbaldige
    Suche nach der geheimen Schüssel gliche (wäre sie visuell
    kraftvoller) minimal der Geschichte mit dem Krater in you only live
    twice, passend zum GE-Satelliten empfing ich den Film im TV bereits
    mehrfach per Satellit und kann mich somit gänzlich auf das Werk
    einstellen, ...um Alec herum entwickelt sich indessen ein
    infernalisches Feuer (vier Jahre darauf hieße es wohl: „Willkommen
    im Atem des Teufels“), Alecs Plan droht zu scheitern, doch ein
    allzu schwacher Gegenspieler ist er mitnichten, im Übrigen
    beschränkt sich diese Feststellung nicht nur auf sein Denken,
    sondern wir konstatieren auch äußerliche Parallelen des anfangs
    bereits angesprochenen „Bondigen“, er ist 007 physisch weitgehend
    ebenbürtig und agiert nicht ausschließlich als Schreibtischtäter,
    das mit dem sportiven Mitwirken gilt zwar z.B. auch für Telly‘s
    Blofeld, dorten aber eher als „netter Versuch“ und ohne denselben
    Schwung des jungen 007, in GE sind Alter und Physius der Darsteller
    sehr ähnlich, langsam werden die Momente temperamentvoller, in einem
    Moment des Schmerzes erhören wir eine nicht synchronisierte Stelle
    in Brosnans Originalton (an der Leiter), in wenigen Augenblicken
    heißt es zum Abschluss und Unterschreiben „endgültiger Verträge“:



    Für England, James?“ -
    „Nein, für mich.“



    Bei Männern vermag er (Bond)
    zuzugeben, dass es Bond um Bond geht, bei schönen Frauen wie Fiona
    Volpe ließ sein „bescheidener“ Stolz dieses nicht zu und er
    „ärgerte“ sie gern, die Stunden mit ihr waren „für England“
    (ist jawohl ein Treppenwitz), doch des Mannes Auge weiß dagegen
    längst: Es geht um Fiona und dem wird auch immer so sein, oder um
    wessen Person auch immer…, das Land ist keine Frau und somit auch
    nicht die erste Wahl des Herzens.


    Mangels Platz folget der letzte Rezensionssatz in einem Folge-Beitrage.

  • GE, 1.2



    Nach Vollendung des
    GE-Auftrages folget noch ein äußerst breites Brosnan-Grinsen (keine
    Ahnung was Bond an „Was soll jetzt noch schiefgehen“ so
    weltbewegend witzig fand) und aus welchem Grunde auch immer dachte
    ich noch einmal an den Beginn des Films, warum nur will mir dieser
    gegensätzliche Film stets missfallen?, ist es der klanglich kaum
    erträgliche gunbarrel/Gewehrlauf?, ist es die Tatsache dass nach dem
    wirklich begrüßenswerten ersten Schauplatze (dem Staudamme mit
    Blick in die Tiefe) viele optisch enttäuschende Passagen präsentiert
    worden sind?, ist es die reichlich absurde PTS-Szene mit dem
    Flugzeuge und besagter 300km/h-Föhnfrisur?, ist es die Tatsache dass
    der einzige wirklich legitime Ultra-over-the-top-Bond mit Brosnan für
    mich immer „Alles oder Nichts“ (27.02.04) sein wird?, ich weiß
    es wirklich nicht und spüre lediglich ein dunkles Gefühl, doch
    immerhin zuzugestehen ist dem Werke: Der grandiose Titelsong wird von
    ungewöhnlichen Bildern unterleget (obgleich zuvor ich doch sprach,
    die „Säulen am Pool“ seien GE‘s einziger visueller
    Paukenschlag), diese haben Charakter und verfügen über hohen
    Wiedererkennungswert, gleichwohl: Andere Passagen nerven wieder
    gehörig: Der DB5 zum Bleistifte störet in den beiden
    Martin-Campbell-Werken und im Jubiläumsfilm Skyfall weniger massiv
    als in Spectre, zudem wir hier in GE genau dorten auch erstmals mit
    der außergewöhnlichen Xenia in Kontakt treten, die eben nicht nur
    „eine von den anderen“ Frauen ist, sondern den Tacho des Films
    rasch zum Überdrehen brachte, doch wirklich vonnöten war der Wagen
    kaum, etwas flach dagegen auch aber die darauffolgende Passage (nach
    wie vor im Aston sich zutragend) mit der Psychologin, überhaupt
    scheinen Psychologinnen u.ä. in Bondfilmen unter keinem besonders
    spannenden Sterne zu stehen, die Szenen mit Lea in Spectre etwa muten
    etwas doof an und wirken sehr gezwungen, der gesamte Film GE hat
    einerseits das Potential aus gängigen Strickmustern auszubrechen und
    verbal („zugkräftige Nummer“ etc., DVD uncut, VHS gekürzt) zu
    übertreiben, zugleich präsentiert sich (etwa im Casino) ein Pierce
    zumeist zu geglättet (zwar teils gegen seinen Willen, wie man
    oftmals hörte, dennoch: schon seine Gesichtszüge wären für einen
    brachialen Film zu harmonisch), derweil wie gesagt erweisen sich
    andere Figuren vereinzelt als umso temperamentvoller, Xenias Beinmord
    zum Bleistifte (sehr lebhaft synchronisiert wie gesaget) wäre rein
    theoretisch eine etwas kontroverse Szene, präsentierte man sie nicht
    so comichaft-absurd-übertrieben wie man es tat, ebenfalls für
    Bondverhältnisse etwas risqué und somit ein wenig unüblich in
    einem Familienfilm: In Sewernaja (einem Inselbereiche in Russland –
    „sie denkt, sie tut es für Mütterchen Russland“, upps, falscher
    Film, pardon, aber definitiv ein Besserer) erreget es Xenia
    deutlichst (sexuell), jemanden (viele gar) zu erschießen (hier
    entsann ich mich an Moonraker, die Mädchen in der
    Dschungel-Lustgrotte schienen ebenfalls, wenn auch viel subtiler,
    erschreckend angetan, als Bond von dem unsanften Getier in die Tiefe
    der Gewässer gerissen und fast ermordet worden ist, das Sadistische
    ist also nicht nur FSK-18-Werken vorbehalten und passt, wenn auch bei
    Xenia immerhin „abgedreht“, nur bedingt in die ansonsten betont
    albernen Filme, oder ist dies nur die kinematographische Macht des
    Widerspruchs?, präsentiere einen Popcorn-Film und liefere
    zwischendurch einen „Hardcore-Befehl“?), ferner böte GE gar noch
    weitere, andere Assoziationen an: Die Out-of-space-Bilder erinnern an
    nightfire und dessen finale Mission und geleiten uns in unendliche
    Weiten – weniger unendlich sind dagegen die Weiten der
    Sternewertung, hier ist der Sternenhimmel weniger reichhaltig und auf
    2 beschränkt, denn mögen auch zahllose Fürsprecher aufgezählt
    worden sein, so fügen sie sich selten passgenau ins Gesamtpuzzle
    ein, womit GE insgesamt einen faden und uninspirierten Endeindruck
    hinterließ und auch als mein damals erster Brosnan-Bond nicht zur
    Höchst-Nostalgie auffuhr, Fazit dieser überdrehten
    Zwei-Stunden-Farce: siehe Überschrift….




    Mord auf Schienen,



    Panzerfahrt extrem,



    Film will „Späßen“
    dienen,



    Unterhaltung dennoch unbequem.




    Die Rückkehr zwar zurück zum
    Bond,



    eine Paus‘ sie währte schon
    seit Jahren,



    doch auch die Wiederkehr wenig
    hat gekonnt,



    sechs Jahre warten für solch
    ein Gebaren…?

  • James Bond 007: GoldenEye


    Bond Marathon # 00…18; Originaltitel: GoldenEye, GB 1995, Regie: Martin Campbell, Drehbuch: Michael France, Jeffrey Caine und Bruce Feirstein nach Ian Fleming, Darsteller: Pierce Brosnan, Izabella Scorupco, Sean Bean, Famke Janssen, Joe Don Baker, Judi Dench, Robbie Coltrane, Tchéky Karyo, Gottfried John, Alan Cumming, Serena Gordon, Michael Kitchen, Samantha Bond, Desmond Llewelyn u. a., Premiere: 13. November 1995


    Zitat von James Bond 007: GoldenEye

    Noch zur Zeit des Kalten Krieges soll James Bond im sibirischen Archangelsk eine geheime sowjetische Nervengasfabrik infiltrieren und sprengen. Innerhalb der Anlage trifft 007 auf seinen Kollegen 006 – Alec Trevelyan. Gemeinsam arbeiten sie sich bis zu den Kampfstofftanks vor. Während Bond die Sprengladungen anbringt wird der Alarm ausgelöst. Die Agenten werden von den Wachmannschaften aufgespürt und Alec vom Kommandanten Ourumov erschossen. Nullnullsieben verkürzt die Laufzeit des Zünders und entkommt auf spektakuläre Weise aus der Fabrik. Auf der Flucht wirft sich der Doppel-Null-Mann in ein Flugzeug, das in den Abgrund stürzt. Im letzten Moment kann Bond die Maschine hochziehen und sich in Sicherheit bringen, bevor die geheime Basis explodiert. Neun Jahre später sieht sich der Agent mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Der Kalte Krieg ist vorbei, Modernisten, Bürokraten und Analysten geben nun den Ton im MI6 an und Nullnullsiebens neuer Vorgesetzter ist jetzt eine Frau. In Monaco macht James mit der Psychologin Caroline, die ihn begutachten soll, eine Spritztour in seinem Aston Martin DB5. Plötzlich taucht eine schwarzhaarige Schönheit in einem roten Ferrari auf und sie liefern sich ein halsbrecherisches Wettrennen. Am Abend trifft der Doppel-Null-Mann die heißblütige Raserin im Casino von Monte Carlo wieder. In der Nacht kann er sie per Datenbankabfrage identifizieren. Es handelt sich um die Georgierin Xenia Onatopp, die früher sowjetische Kampfpilotin war und jetzt für das russische Mafiasyndikat "Janus" arbeitet. Bonds Argwohn ist geweckt. Noch in derselben Nacht ermordet die Killerin einen kanadischen Admiral beim Liebesspiel, um an dessen Sicherheitsausweis für einen NATO-Jungfernflug zu kommen. Als 007 am nächsten Morgen die Yacht untersucht, findet er die Leiche des Admirals. Doch der Agent kommt zu spät: Xenia tötet die Piloten und entführt den brandneuen Prototyp eines Kampfhelikopters, der gegen elektromagnetische Schwingungen immun ist. Im tiefsibirischen Severnaya arbeitet die junge Natalya Simonova mit ihrem Kollegen Boris Grishenko in einem streng geheimen Forschungszentrum. Doch Boris ist ein Verräter und setzt sich ab. Der Helikopter landet und Xenia und ihr Komplize General Ourumov verschaffen sich Zutritt. Nachdem man ihnen die Aktivierungsschlüssel für die beiden Killersatelliten des "GoldenEye"-Programms überlassen hat, erschießt Xenia alle Militärs und Mitarbeiter mit einer Maschinenpistole. Natalya versteckt sich in der Küche. Ourumov und Xenia zünden einen der beiden Sprengköpfe im Weltraum über Severnaya und entkommen mit dem EMP-resistenten Helikopter. Natalya findet die Leichen ihrer Kollegen und bemerkt entsetzt, dass "GoldenEye" aktiviert wurde. Mit dem Mut der Verzweiflung entgeht sie dem zerstörerischen Blackout auf die Satellitenanlage, der alle Spuren des Diebstahls vertuschen soll. Die Kampfjets, die den Helikopter abfangen wollen, stürzen infolge des elektromagnetischen Impulses ab. In London ist man besorgt, da man über "GoldenEye" und den wahren Zweck der Radarstation gute Kenntnisse besitzt und nun den Einsatz dieser Waffe fürchtet. Im Auftrag seiner Chefin M reist Bond nach St. Petersburg, um der Sache auf den Grund zu gehen. Mithilfe des lokalen CIA-Mannes Jack Wade und des Mafiosi Valentin Zukovsky kann er ein Treffen mit dem Kopf von "Janus" vereinbaren. Der Agent entgeht einem Attentat Xenias und lässt sich von der gefangenen Killerin zu ihrem Boss bringen. James ist von dessen wahrer Identität geschockt und wird überwältigt. Derweil schlägt sich Natalya allein nach St. Petersburg durch, wird jedoch von Ourumov und Grishenko aufgespürt und entführt. Bond und Natalya sollen nun in dem gestohlenen Helikopter gemeinsam den Tod finden. Werden sie mit vereinten Kräften entkommen und die todbringende Zündung des zweiten Satelliten noch stoppen können...?


    Zitat von Scarpine (2013)

    Nach sechs Jahren Pause etablierte dieser ambitionierte Streifen 007 wieder erfolgreich in der Filmwelt. Dennoch weist der Film insgesamt zu viele Schwächen auf, um ihn als Highlight durchgehen zu lassen. Das Drehbuch besitzt zu viele schleppende Passagen, zu viele überflüssige Dialoge und zu wenig Tiefe. Die Inszenierung hat eine zielgerichtete, aber zugleich ungewöhnlich hektische Note. Score, Production Design und Cinematographie bewegen sich auf einem bestenfalls mittelklassigen Niveau, während allein das wunderbare Darstellerensemble vollkommen glänzen kann. Mag "GoldenEye" zwar qualitativ nicht in voller Breite überzeugen können, so muss man dennoch anerkennen, dass dieser Streifen innerhalb der Reihe zu den stilbildendsten und wichtigsten Bondfilmen im Hinblick auf die Serienkontinuität gehört.


    GoldenEye ist in mehrfacher Hinsicht ein Ausnahmestreifen innerhalb der Reihe. Nach dem großen Bruch und der sechsjährigen bondlosen Zeit sollte dieser Film die Serie konsolidieren und einen ganz neuen, modernen Abschnitt für das Franchise begründen. Obgleich Brosnans Erstling sicherlich zurecht als der große Retter des cineastischen 007 gefeiert wird, erscheint aus heutiger Sicht die unsichere Nervösität der Macher offenkundig. GoldenEye musste einfach einschlagen, ansonsten wäre der Doppel-Null-Mann wie seine neue Chefin on screen konstatiert "Ein Dinosaurier […] ein Relikt des Kalten Krieges" geblieben. Diese verkrampfte Herangehensweise und allgemeine Unsicherheit hinter den Kulissen hat sich dem Werk sprichwörtlich eingeschrieben. Nach einem Vierteljahrhundert drängt sich dieser Eindruck dem Rezipienten erkennbar deutlicher als noch im Premierenjahr 1995 auf. Aufgrund der langen Leinwandpause musste der Mann mit der Lizenz zum Töten einfach auf so viele Entwicklungen im Kino reagieren. Die Action-Thriller-Reihen Lethal Weapon, Jack Ryan und Die Hard und Streifen wie Terminator 2: Judgment Day, Cliffhanger, True Lies und Speed hatten das Action-Kino in punkto Aufwand, Tempo, Effektfokussierung und Stil maßgeblich verändert. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass der erste Bondfilm der Neunziger den Geist dieser neuen Genrefilm-Epoche regelrecht aufgesogen hat. Und schließlich habe ich noch eine ganz persönliche Verbindung zum Einstand des fünften Amtsinhabers, da es dieser Streifen war, der mich zum Franchise-Fan machte. Mit den Jahren hat sich das Verhältnis zu dieser "ersten Liebe" aber spürbar abgekühlt und ist einer ausgesprochen ambivalenten Sichtweise gewichen. Aus diesem Grund ist GoldenEye nach Moonraker und For Your Eyes Only mein dritter Neurotik-Bond. Es ist fast der einzige Beitrag, den ich mir sowohl als Spitzenreiter als auch als Schlusslicht einer 007-Rangliste gleichermaßen vorstellen kann, weil es vielleicht der Bondfilm ist, der innerhalb seiner Laufzeit am nachhaltigsten unter konstanten Qualitätsschwankungen leidet. Und darin liegt meines Erachtens auch das Geheimnis der ungemein janusköpfigen Bewertung dieses Debüts. Kann man über die Schwächen gut hinwegsehen, sieht man einen unterhaltsamen überdurschnittlichen Serieneintrag, überwiegen jedoch die Schwachpunkte rangiert der Streifen folgerichtig ganz unten. Nach der neuerlichen Sichtung bin ich abermals zwiegespalten. Anders als bei den beiden anderen Problemjahrgängen war das Wiedersehen kein triumphaler Siegesszug. Trotzdem hat der Film durchaus seine Momente, die tonalen Schieflagen erscheinen erträglicher und seinen Entstehungszeitpunkt sowie seine Bedeutung sollte man dem Werk auch noch gediegen zugute halten. Loben muss man vor allem die modernere Bildführung, das breit aufgestellte Ensemble, die zupackende, wenngleich nicht fehlerfreie Regie und die durchweg gute Gesamtanlage der Mission. Schwächeln tut GoldenEye demgegenüber vor allem in den handwerklichen Details und in der erstmals in voller Breite erkennbaren Zurschaustellung der Tradition, dem leidigen Ausruhen auf alten Trademarks und Klischees. Zudem ist die Achillesferse dieses neuen 007 die ausgesprochen fahrige, unausgegorene Story, die das Werk in seiner Entfaltung sichtlich beeinträchtigt. Unterm Strich bleibt ein solider Wiedereinstieg für James Bond in eine neue Dekade. GoldenEye ist sowohl ein waschechter Vertreter des flirrenden, schnelllebigen Neunziger Jahre Action-Kinos, als auch der Prototyp für eine ganz neue Art von Bondfilm, dessen Modelcharakter die zweite Produzenten-Generation bis heute variiert.


    Die Besetzung macht rundherum einen ganz stimmigen und spielfreudigen Eindruck. Ein wenig verhalten ist hingegen der Einstand des Mannes mit der Dienstnummer 005 geraten. Pierce Brosnan bewältigt seine erste Mission ansprechend, vermag es aber nicht vollends zu begeistern. War Brosnan seinerzeit für die große Masse der ideale James Bond, scheiden sich eine Dekade später an dessen Darstellung gewissermaßen die Geister. Der Ire galt als jemand, der die vielen Facetten des kinetischen 007 einwandfrei vereinte und damit als "jedermanns Bond" die Vergangenheit der Ikone in Perfektion synthetisierte. Im Rückblick wird das zumeist als Beliebigkeit kritisiert. Wie seine ganze Ära gilt Brosnans Interpretation der Rolle mittlerweile als eine unentschlossene Melange vergangener Großtaten. Sein Bond setzt keine eigenständigen Trends, sondern beschwört großflächig einfach alle Varianten und Ausprägungen der Figur aus den letzten Jahrzehnten. Dabei ist der fünfte Nullnullsieben – nach der Meinung seiner Kritiker – jedoch nie so zynisch wie Connery, so emotional wie Lazenby, so charmant wie Moore und so glaubhaft grimmig wie Dalton. Sein 007 ist ein wandelndes Retorten-Klischee – ein Ausdruck der Mutlosigkeit seitens der Macher, den Charakter in eine bestimmte Richtung zu entwickeln. Ferner wird dem Beau Brosnan gerne vorgeworfen, dass er als gelackter Dressman wie ein Fremdkörper in seinen Filmen wirke und seine aufgesetzte Coolness ihn häufig lächerlich erscheinen lasse, da es ihm an der nötigen Selbstironie mangele. Der Tenor: Brosnan ist nicht Bond, er spielt ihn nur. Von meiner Warte aus haben alle diese Sichtweisen ihre Berechtigung. Dabei muss ich vorausschicken, dass ich Brosnan als Bond sehr mag. Er war in der Rolle auf dem Papier eine Idealbesetzung. Das seine Filme am Ende dieses große Versprechen nicht immer einlösen konnten, macht den Filmkonsum stets etwas leidlich. Die ausgeprägte Beliebigkeit seines 007 stört mich nicht, weil ich sie, sowohl nach Daltons dominantem Ausscheren aus der Spur, als auch im Kontext der Neunziger Action-Heros, als dringend notwendig empfand. Mit einer Craig-Interpretation hätte die Serie 1995 vielleicht endgültig Schiffbruch erlitten. Und der Bond von Brosnan hat durchaus seine Prinzipien und eine recht glaubwürdige Präsenz. Die große Schwäche seines Typs sehe ich auch eher in der Gewolltheit vieler Momente. 007 ist ein abgeklärter Agent, während der Ire häufig wie ein posender Renommist wirkt. Die anderen Darsteller hatten sparsame Augenblicke, in denen sie sich ganz zurücknahmen, während Brosnan durchweg eine gewisse theatralische Coolness-Note krampfhaft aufrecht erhält. In seinem Debüt kommt zudem noch eine gewisse Unsicherheit hinzu, die man dem Schauspieler anmerkt. Daher gerät seine Performance zwar akzeptabel, aber die drei anderen Auftritte des Iren gefallen mir mehr. An Famke Janssens Part entzünden sich bekanntlich die Gemüter. Mir macht die aufgedrehte Interpretation der Holländerin, die sonst in Hollywood mehr auf die Rolle der biederen (Ehe-)Frau abonniert ist, sehr viel Spaß. Xenia wirkt fast so als habe Quentin Tarantino eine seiner Kill Bill-Vipern an das Franchise abgetreten. Immer noch unterschätzt finde ich Izabella Scorupco, die als gebeutelte Zivilistin glaubhaft über sich hinauswächst. Auch wenn sie mit ein paar richtig dürftigen Zeilen gestraft ist, empfinde ich ihre Natalya mit Abstand als die beste Leading Lady der Brosnan-Ära. Ein wenig auf der Strecke bleibt leider Sean Bean, dessen Figur letztlich mit zu vielen Problemen behaftet ist, um als überdurschnittlicher Villain auftrumpfen zu können. Die Nebenrollen sind mit Judi Dench, Joe Don Baker, Robbie Coltrane, Tchéky Karyo und Gottfried John hochklassig besetzt. Das Secret Service-Gespann kommt unterm Strich nicht über standardmäßige Auftritte hinaus.


    Gut erkennbar ist der enorme Bruch zwischen der klassischen 007-Ära und dem postmodernen Bond der Junior-Produzenten in dem optischen Look des Streifens. Die Kameraführung ist sichtlich abwechslungsreicher, dynamischer und experimenteller als in den vergangenen Jahren. Das machen auch schon die viel frischeren, geschmeidigeren Übergänge von Gunbarrelsequenz und Vorspann deutlich. Es war ja auch das erklärte Ziel von Regisseur Martin Campbell den formelhaften Muff der Achtziger Jahre zu überwinden. Die letzten drei Glen-Bondfilme empfand der Neuseeländer als "fürchterlich altmodisch". So ermöglicht die Cinematographie von Phil Meheux dem Bond-Enthusiasten in der Tat ein völlig neues Seherlebnis innerhalb der Reihe. Viele Einstellungen wirken ungewohnt, virtuos und belebend. In der Tradition der Die Hard-Streifen dominieren Grau- und Brauntöne das Geschehen, um Erde, Schweiß, Blut und Feuer als die kontrastierenden Schattenseiten einer sterilen Urbanität und eines kaum beherrschbaren technischen Overkills in den Mittelpunkt zu rücken. Einige Szenenübergänge wirken allerdings willkürlich, sprunghaft und disharmonisch, bei manchen Bildmotiven erscheinen die Lichtverhältnisse nicht optimal. Gewöhnungsbedürftig sind auch die vielen Großaufnahmen vor allem von Brosnan, die so ausgiebig zelebriert werden, dass sie sich schnell reizlos ausnehmen. Insgesamt leistet Meheux aber sehr gute Arbeit. Wahrhaft goldwürdig sind der exzellente Leadsong von Tina Turner und Daniel Kleinmans brillante Titelsequenz. Éric Serras Score zählt sicherlich zu den größten Zankäpfeln des Fandoms. Überragend ist der Soundtrack in voller Länge sicherlich nicht, aber er bietet schon einige stimmungsvolle Tracks und die kalten klaren Klänge passen schon zu den Russland-Szenen und einigen dramatischen Situationen. Als Schwäche kristallisiert sich heraus, dass das Album zu wenig variabel ist und kaum feierliche oder romantische Momente zulässt. Das Zwischenspiel von John Altman war daher folgerichtig. Trotz solch abwechslungsreicher Locations wie England, Frankreich, Monaco, Russland, der Schweiz und Puerto Rico ist es bedauerlich, dass GoldenEye zu 60 % im Studio realisiert wurde. Viele Modelle und Set-Erweiterungen sind als solche leider überdeutlich zu erkennen. Die Dekors von Peter Lamont sind solide ausgefallen, wobei allerdings Trevelyans Basis schon etwas enttäuschend geriet. Als echter Coup erwies es sich jedoch, das Arecibo-Observatorium als Schauplatz des Finales zu wählen. Der größte Fallstrick des Streifens ist die dürftige Drehvorlage. Auch hier ist der große Paradigmenwechsel offenkundig. Das ständige Umschreiben und die Anbiederung an Hollywood-Standards haben das Script enorm verwässert. Michael France hatte eigentlich eine gute Geschichte ersonnen, die nur noch etwas Feinschliff benötigt hätte. Die Überarbeitungen der anderen Autoren haben mehr Probleme verursacht als gelöst. Die Handlung weist zu viele Sprünge auf, zugleich folgen die Höhepunkte des Films in zu weiten Abständen aufeinander. Dazwischen entsteht sehr viel Leerlauf. Es dauert über 30 Minuten bis Bonds Mission so richtig losgeht. Vieles wirkt zu gewollt und an den Haaren herbeigezogen: Der Schurkenplan, die Genese von "Janus", die platten Dialoge, die ständigen Verweise auf die Gewohnheiten und den Lebensstil von 007. Insgesamt eines der schwächsten Drehbücher der ganzen Serie. Die Regie von Campbell ist zumeist spannungsgeladen und kraftvoll, bleibt aber in den Dialogszenen meist nur an der Oberfläche und jagt bisweilen zu nervös den fortwährenden Knalleffekten hinterher. Überhaupt beeinträchtigen zu viele überflüssige Schießereien und zu ausgiebige Destruktionssequenzen den Filmgenuss. Rundherum bleibt zwar ein ganz ordentlicher Serien-Reboot, der aber in der Rückschau bedauerlicherweise zu oft Ingredienzien und Materialität über Stil und Substanz stellt.


    Relaunch, Reflection and Resurrection – Bond is back! Allerdings hat sich die Welt verändert. Neunziger-Spirit, Emanzipationsschübe und der Siegeszug der Computertechnik machen 007 das Leben schwer. Der antwortet mit seinen altbewährten Stärken Instinkt und Selbstvertrauen und mit einem erheblich höheren Bodycount. GoldenEye gibt sich als schneidiger Mitläufer des hektischen Kinozeitgeistes seiner Epoche. Auch wenn es das erklärte Ziel der Macher war, "einen neuen Standard" im Actionfach zu setzen, verharrt Brosnans Erstling überwiegend in einem reagierenden Muster. Alles andere wäre von einer Marke, die als out galt und sich für eine junge Generation komplett neu beweisen musste, vielleicht auch etwas zuviel verlangt gewesen. Demnach weist das Werk auch viele Brüche, Tiefpunkte und Durststrecken auf und präsentiert sich aus heutiger Sicht als ein ausgesprochen mittelprächtiger Bondfilm. Doch jenseits der Frage nach dem Ausbleiben hochklassiger Meriten, kommt GoldenEye das Verdienst zu, der Reihe ein frisch bewährtes Erfolgsmodell und eine sichere Zukunft erschlossen zu haben.


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  • Alles andere wäre von einer Marke, die als out galt und sich für eine junge Generation komplett neu beweisen musste


    Ich frage mich einfach - und da bin ich ganz "ergebnisoffen" - ob dem wirklich so war oder ob es nicht vielmehr einfach die unbegründete Angst der Macher war, dass es so ist. Also wenn ich so 25, 30 Jahre zurückdenke (also an die Prä-GE-Zeit), dann war Bond bei uns "Junge Generation" extrem populär und jeder (neue) Bond, der am TV kam, war ein Highlight. Was einem bis 1995 einfach verwehrt blieb, war es, mal einen neuen Bond-Film im Kino zu sehen - jetzt wo man endlich "alt genug" dazu gewesen wäre. Von daher denke ich, dass die Macher von GE diesen Aspekt einfach überbewertet hatten, was sich dann in der von Dir schön beschriebenen "verkrampften Herangehensweise und allgemeinen Unsicherheit" widerspiegelte. Meine hohen Erwartungen konnte GE damals jedenfalls - wohl aus genau diesem Grund - nicht erfüllen.

  • Ich bin wohl der Einzige hier im Forum, der damals, anno 1995, vollständig zufrieden war :)
    Natürlich liegt es auch daran, dass ich von 1986/87 an alle Bonds auf VHS und im TV sah und nach einem Bond im Kino dürstete, aber eben weil Pierce mir gefiel und ich die kleine Rückbesinnung auf die großen Bondfilme der 60er und 70er gut fand, wurde ich nicht enttäuscht.
    Nach 25 Jahren rutschte GE in meiner Gunst nach unten, beim letzten Sichten gefiel er mir aber wieder.
    Für mich wirkte GE von allen Brosnan Bonds auch am wenigsten steril. Die Farbgebung gefällt mir auch mehr als danach.

  • Also wirklich enttäuscht war ich damals nicht. Obwohl ich mir mehr erwartet hätte. Und ich finde GE auch (heute noch) durchaus "okay" und unterhaltsam :) . Die richtigen Bond-Enttäuschungen gab's dann erst später. Und zwar leider mehr als einmal :(

  • Für mich wirkte GE von allen Brosnan Bonds auch am wenigsten steril. Die Farbgebung gefällt mir auch mehr als danach.

    Mit dem Ausdruck "sterile Urbanität" meinte ich eher die generelle Herangehensweise des Films, die tief im 90er Action-Kino wurzelt, das dahingehend stark von den Die Hard-Filmen beeinflusst wurde. Hochtechnisierte Einrichtungen und digitale Errungenschaften, die als so sicher gelten, erweisen sich als Todesfallen. Bei Die Hard ein Firmenhochhaus und ein Flughafen, in GoldenEye eine moderne Radarstation, die von den Schurken infiltriert und zerstört wird. Natalya hat einen Bürojob und will nur mal kurz einen Kaffee holen; urplötzlich muss sie sich durch Leichenberge, Explosionen, Schutt, Dreck und Feuer kämpfen und ist in der Einöde komplett auf sich allein gestellt. Oder der hypermoderne Helikopter, der sich als Sarg für die Gefangenen erweist - das kann man sogar als direkte Die Hard 2-Hommage sehen. Oder auch der entgleisende Darth Train und die Vernichtung der finalen Radarstation. Steril finde ich den Film eigentlich nicht abgelichtet, aber es gibt auch keine knalligen Farben. Außerdem wirkt der Streifen durch die vielen Winter- und Militäranlagen-Aufnahmen recht dunkel. Im Review habe ich vermerkt, dass die Lichtverhältnisse bei manche Szenen auch nicht gerade ideal waren. Was das Werk im Gesamteindruck vielleicht auch etwas artifiziell erscheinen lässt, ist die Filmmusik. Serras Klänge sind schon recht düster, technokratisch und kalt.


    Ich frage mich einfach - und da bin ich ganz "ergebnisoffen" - ob dem wirklich so war oder ob es nicht vielmehr einfach die unbegründete Angst der Macher war, dass es so ist.

    Ich glaube, dass die lange Wartezeit schon an den Nerven der Verantwortlichen gezehrt hat. Das ist eben das altbekannte Dilemma von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Das generelle Probleme sehe ich wirklich darin, dass die Kontinuität unterbrochen wurde. Im letzten Review habe ich die verpassten Jahrgänge '91 und '93 erwähnt. Man hat dann versucht in GoldenEye alles reinzupacken, was Bond ausmacht, und wollte darüberhinaus die gesellschaftlichen und kinetischen Entwicklungen der letzten sechs Jahre auf einmal aufholen. Das war zuviel. Brosnans Bond ist in der ersten Hälfte nur damit beschäftigt seine Beziehungen zu klären: Bond und Alec, Bond und Caroline, Bond und Xenia, Bond und Moneypenny, Bond und Tanner, Bond und M, Bond und Q. Dann wird 007 nach all dem "Zahlenhexen"- und "Dinosaurier"-Geplapper endlich auf Mission geschickt und lernt in St. Petersburg erstmal ausgiebig Wade und Zukovsky kennen... Dazwischen passiert nicht viel. Die Pretitle ist ein toller Auftakt, aber danach kommt der Film einfach nicht in die Gänge. Es gibt zu viele verzichtbare Passagen, zu viele überflüssige Dialoge. Wie ich schon schrieb, wurde der Paradigmenwechsel besonders durch das Autoren-Chaos deutlich. Zuvor fand die Arbeit am Script in der Regel gesittet und nach Plan statt.


    GoldenEye ist der erste Film, wo man das Drehbuch in hektischer Nervösität fast zu Tode entwickelt hat. France' Drafts waren eine sehr gut Basis, aber die Produzenten waren noch nicht völlig überzeugt und dann kamen Simon L. Aturif, Kevin Wade, Bruce Feirstein und Jeffrey Caine, die France dann nacheinander durch den Wolf gedreht haben. So schlimm, dass man dem fertigen Film die Unfertigkeit der Story, die ständigen Kürzungen und Beifügungen, noch anmerkt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Michael G. Wilson mit seinen Fähigkeiten einfach die Endfassung selbst übernommen hätte, wie er es bei Licence To Kill - als Maibaum wegen dem Autorenstreik komplett raus war - ja auch erfolgreich getan hat. Aber scheinbar wollte man endlich loslegen und nicht noch mehr Zeit verlieren. Am Ende auf Kosten einer ausgefeilten Handlung. Am schlimmsten sehe ich hier wirklich Trevelyan und seinen bösen Plan. Sean Beans leidliches Overacting resultiert wohl letztlich aus der vollkommen gewollten Schablonenhaftigkeit seines Parts. Er hat überhaupt nichts Dramatisches zu spielen, sondern muss pausenlos den arroganten Sprücheklopfer geben. Das hatte France alles ursprünglich sehr viel besser gelöst.

  • janusköpfigen Bewertung dieses Debüts


    Ich bin eben erst über diese meisterhaft treffende Formulierung gestoßen!
    Chapeau!
    Dein Review habe ich wie immer sehr genossen und kann mich deiner Sichtweise mal wieder zu 100% anschließen.

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    [font='Times New Roman, Times, Georgia, serif']TEIL 1 – Ein Beitrag aus dem Jahr 2020 anlässlich des 25. Jubiläums des offiziellen 17. Serienbeitrags des Franchises aus dem Hause EON Limited



    BACK WITH A BANG


    … lautet eine Überschrift in einer englischsprachigen Zeitschrift, als BOND 17 am 17. November 1995 in den US-amerikanischen Kinos landesweit startet. Fast 
zeitgleich erfolgt die Weltpremiere der Ausstrahlung des ersten Teils der fünfstün-digen Dokumentation THE BEATLES ANTHOLOGY im US-Fernsehen. Die zwei großen britischen popkulturellen Ikonen der Sechziger sorgen sofort für Schlagzeilen und befinden sich wieder in aller Munde.

    Eine ganz neue Altersgruppe bekommt mit Pierce Brosnan ihren Einstands-Bond-Darsteller im überaus erfolgreichen Debütfilm GOLDENEYE zu sehen, der nach einer langen Unterbrechung zur so wichtigen Revitalisierung des Franchises führt. Berücksichtigt man als zusätzlichen Clou noch das legendäre Nintendo 64-Spiel, welches der neuen Zuschauergeneration eine verlängerte Nachwirkung des Films beschert, erklärt dies eine zusätzliche Beliebtheit und den magischen Stellenwert in ihren Augen, welche vorangegangene Generationen mit ihren eigenen Einstiegsfilmen erlebt haben. Bei einer Befragung in der deutschen größten James-Bond-Gruppe auf Facebook, welches der erste persönliche Premieren-Bond im Kino gewesen ist, erhielt dieser Bond-Film die meisten Stimmen.
    Um der enormen Bedeutung dieses Werkbeitrags innerhalb der Filmreihe anläßlich seines 25-jährigen Jubiläums gerecht zu werden, bedarf es auch eines Rückblicks auf die Jahre zuvor.


    Als Siebzigjähriger bringt Filmproduzent Albert Romolo Broccoli 1979 MOONRAKER erfolgreich in die Kinos. Die nachfolgende Dekade dient dazu, seine Nachfolger und Erben einzuarbeiten, damit diese das Familienunternehmen ab den Neunzigern in eigenständiger Verantwortung übernehmen und als sein Vermächtnis bewahren.
    Anlässlich eines Besuchs während der Dreharbeiten von FOR YOUR EYES ONLY auf Korfu im Oktober 1980 wird der deutsche Journalist Erich Kocian nach einem Treffen später anmerken, dass der gebürtige New Yorker Michael Gregg Wilson (Jahrgang 1942), Sohn aus erster Ehe von Broccolis zweiter Ehefrau Dana, als Rechtsanwalt, internationaler Steuerexperte und Elektronik-Ingenieur sich seit den ersten Vorbereitungen zu THE SPY WHO LOVED ME intensiv in den stiefväterlichen Betrieb eingebracht hat und als rechte Hand des Firmenpatriarchen zum angehenden Kronprinzen des Familienkonzerns avanciert. Als zusätzlicher Ideenlieferant und Drehbuchmitautor bestimmt er das Geschehen innerhalb der nächsten fünf Filmabenteuer entscheidend mit und steigt bei den Dreharbeiten zu A VIEW TO A KILL zum vollwertigen Partner im Range eines Produzenten auf. Nesthäkchen Barbara, das einzige gemeinsame Kind aus der Verbindung von Dana und Albert, wird die verschiedenen Stationen des Familienbetriebs von der Pike auf kennenlernen, um später über alle Belange des Filmbusiness bestens Bescheid zu wissen und damit ihrem rund 18 Jahre älteren Halbbruder Michael als gleichberechtigte Partnerin in gemeinsamer Teamverantwortung zur Seite zu stehen.


    Mit John Glen, einem ehemaligen Editor und mehrfach eingesetzten Regisseurs eines zweiten Kamerateams, überträgt man nach der Verpflichtung von Peter Hunt 1968 zum zweiten Mal einem Regie-Novizen die Arbeit an einem Bond-Film. Die erneute Rückkehr Roger Moores als offiziellen aktuellen Inhaber der Hauptrolle erweist sich für John Glen als Segen. Ein Problem weniger, mit dem der Vorgänger Peter Hunt arg zu kämpfen hatte. Der geldgebende Verleih hat jedoch wenig Vertrauen in den neuen Mann auf dem Regiestuhl und das freigegebene Budget fällt um einiges niedriger aus als das zur Vorgängerproduktion. Mit dem Verkauf der United Artists an MGM 1982 wird die Situation in den nächsten Jahren nicht einfacher. Das Budget für Glens Bond-Arbeiten versucht man über die gesamte Dekade inflationsbereinigt gleich zu lassen. Während die Bond-Filme in den Sechzigern Trends setzen und in den Siebzigern förmlich ohne große Genrekonkurrenz liefen, kommt es in den Achtzigern in Hollywood zu einem starken Wandel. Neuen Actionhelden – wie dem Archäologen Indiana Jones, dem Vietnamkriegsveteranen John Rambo, dem Detroiter Cop Axel Foley, Martin Riggs und Roger Murtaugh als Partner bei der Polizei von Los Angeles sowie dem New Yorker Polizist John McClane – gelingt mit ihrem Einstiegsfilm ein Boxoffice-Erfolg, dessen Fortsetzungen sich mindestens zur Trilogie entwickeln. Nicht nur dass ein Teil dieser einzelnen Beitragswerke weltweit mehr Geld einspielt als die zeitgleichen Bond-Beiträge, die Bond-Produzenten haben zusätzlich mit fast stetig sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Da erweist sich auch ein erneuter Konkurrenz-Bond 1983 als wenig förderlich, da sich dies 1967 schon für den Nachfolgefilm wenig bezahlt gemacht hat.


    Vor allem das Interesse des US-amerikanischen Massenpublikums ebbt danach stark ab. Aus der Rückschau betrachtet, spielen John Glens letzte drei Bond-Arbeiten inflationsbereinigt das wenigste Geld innerhalb der Filmserie ein.
    Als zusätzlicher unvorhergesehener Stolperstein kommt 1986 hinzu, dass der Ire Pierce Brosnan vorzeitig in den Medien als eigentlicher neuer Bond proklamiert wird. Rechtliche Probleme hinsichtlich seiner TV-Verpflichtung als Remington Steele verhindern jedoch in letzter Minute diesen Besetzungscoup als vierten 007-Darsteller innerhalb der offiziellen Filmreihe. Die Bestellung von Timothy Dalton als neuer Lösungskandidat für die Agentenrolle erweist sich im Nachhinein als nicht zweckdienlich. Große Teile der angloamerikanischen Presse halten am ursprünglichen irischen Wunschkandidaten fest und Dalton als der Neue gibt sich auch noch besonders medienscheu. Obwohl die Performance des Walisers gerade unter Hardcore-Fans auch viele Liebhaber gewinnt, da sich der Schauspieler der Romanfigur Ian Flemings besonders intensiv annähert, verweigert ihm besonders das US-amerikanische Publikum seine Referenz.
    Besonders der eingeschlagene Weg des 89‘er Werksbeitrags orientiert sich stark am 
Stil von DIE HARD und erinnert die Amerikaner in Teilen zusätzlich an Miami Vice. Durch eine höhere Altersfreigabe weltweit schließt man auch noch das so wichtige junge Stammpublikum aus. Eine wenig strukturierte Marketingkampagne und auch orakelnde Kommentare des Hauptdarstellers während der Dreharbeiten, dass er das Gefühl habe, dies könne der letzte Bond-Film überhaupt werden, sind wenig geschäftsfördernd. Weniger als neun Millionen Besucher ergibt später eine Auswertung von LICENSE TO KILL. Nicht mal 40 Prozent an verkauften Tickets in den USA und Kanada im Vergleich zu über 22 Millionen verkauften Kinoeintritte im Sommer `81 beim noch besucherstarken FOR YOUR EYES ONLY. Ein absoluter Negativrekord für die ehemals so lukrative Filmreihe!


    Obwohl Timothy Dalton die Attitüden des Liquidators in der Bond-Rolle par excellence bestreitet, bleibt der ebenso wichtige zur Schau getragene Sexappeal, den die Rolle auch mit sich bringt, beim weiblichen US-amerikanischen Publikum zunehmend auf der Strecke. Der Darsteller steht sich mit seiner sehr ernsthaft angelegten Interpretation selbst im Weg. Statt Ausstrahlung und Charisma, die für diese Rolle auch in der Öffentlichkeit so fundamental sind, bleibt der Waliser in den Medien außen vor und etabliert sich auch mit anderen Filmauftritten nicht als zugkräftiger Star. 1991 stehen die Planungen für einen weiteren Filmauftritt an. Das bekannte grafische Abbilds Daltons im Gunbarrel als Türverkleidung an der Front des berühmten Carlton-Hotels in Cannes mit dem Schriftzug BOND 17 verweist noch auf den namenlosen Titel und macht in den Medien die Runde. Danach kommt bekanntlich alles anders. Eine Zeitlang ist großes Schweigen. Schlagzeilen, dass das Franchise auf einmal zum Verkauf steht, machen die Runde. Die Vorstellung, dass Joel Silver oder selbst Steven Spielberg zukünftig Bond-Filme produzieren, behagt den wenigsten Bond-Fans. Die aktuelle Produktion ist bis auf Weiteres ausgesetzt. Selbst renommierte Quellen wie das britische „007 Magazine“ haben lange Zeit keine Antwort oder kennen die wirklichen Zusammenhänge, die hinter den Kulissen ablaufen, nicht. Zur Deckung eines Ankaufs von MGM/UA hat der italienische Finanzjongleur Giancarlo Parretti unter anderem die Ausstrahlungsrechte an den Bond-Filmen an europäische TV-Stationen bewusst weit unter Wert veräußert, um den Erwerb des Studios tragen zu können. Diese illegalen Transaktionen haben zum Stopp von BOND 17 geführt und sorgen dafür, dass Albert R. Broccoli die rechtlich daraus ergebenden Verstöße vor Gericht zu klären gedenkt.
    1993 folgen erste Wortmeldungen, dass es mit der Filmreihe wieder irgendwie weitergehen wird. Bei der Verfilmung der vierteiligen Mini-Fernsehserie SCARLETT, die eine Fortsetzung zu Margaret Mitchells Roman GONE WITH THE WIND darstellt, verkündet Timothy Dalton 1994 überraschend seinen Rücktritt von der Agentenrolle. Die Vorstellung, nicht nur einen weiteren Bond-Film nach über fünf Jahren Pause zu bewältigen, sondern noch mehre zusätzliche Auftritte als 007 auf Wunsch des Produzenten zu absolvieren, behagt ihm nicht. Der geldgebende Filmverleih bedauert Daltons Abgang dagegen kaum. Stattdessen hat er seinen verstärkten Anteil daran, dass Pierce Brosnan ein zweites Mal die Chance auf die Agentenrolle erhält, welche im Sommer `94 der Weltöffentlichkeit verkündet wird, bevor nach einer Verschiebung der Dreharbeiten die Produktion Anfang 1995 endlich an den Start geht.


    Bewertet man rückblickend die Jahre 89 bis 94, so hat es in diesem Zeitraum gravierende Umbrüche in Hollywood gegeben. Man kann gar nicht abschätzen, ob sich diese Auszeit für das Franchise eigentlich als Segen erweist, denn ein „Weiter so“ hätte die Reihe gegenüber der Film-Konkurrenz vermutlich immer weiter ins Hintertreffen gebracht. In dieser fünfjährigen Phase entwickelt sich besonders Kevin Costner zum Superstar mit dem größten Sexappeal, Arnold Schwarzenegger zum größten Action-Star der Branche. Die visuellen Ideen und Umsetzungsvorgaben, die der kanadische Regisseur James Cameron filmischen Special Effects-Resorts aufbürdet, führen zu ungeahnten Höhen von – mittels 3-D-
Computergrafiken – erzeugten Bildern im Bereich der Filmproduktion, die innerhalb dieses kurzen Zeitfensters zum absoluten Filmstandard werden. Leider neigen danach immer mehr Regisseure bei der neuen Tricktechnik dazu, die Regeln der Physik zu brechen, so dass unrealistische Sensationsstunts immer mehr Überhand nehmen. Hatte 20th Century Fox 1989 beim Start von Camerons THE ABYSS es noch verpasst, die bahnbrechenden Morphing-Effekte des Wasserwurms, der im Verlauf einer Szene die Gesichtsform verschiedener menschlicher Akteure annimmt, werbetechnisch geschickt zu vermarkten, werden einzelne Filme mit besonders gut gemachten computergenerierten Aufnahmen das meiste Geld weltweit am Ende eines Jahres einspielen.
    Auf diese technische Neuerungen hat sich das Franchise voll einzustellen. Auch in Sachen Audio hat sich die Branche weiterentwickelt. Dolby Digital und DTS SURROUND sind neuartige Mehrkanal-Tonsysteme, die in Sachen Filmton das neue Maß des aktuellen Hörgenusses sind.


    Mit dem Tod von Drehbuchautor Richard Maibaum und Titelgestalter Maurice Binder verliert die Filmreihe 1991 zwei gewichtige Veteranen. Albert R. Broccoli ist schwerkrank, als Pierce Brosnan von seinen Nachfolgern als Bond Nummer 5 der Presse für seine Rolle im neuem Abenteuer mit dem Titel GOLDENEYE präsentiert wird - gemäß dem Spruch „Gib dem Publikum, was es will.“ Ein Kommentar, der im 97er Bond-Jahrgang bekanntlich ironisch Eingang finden wird.
    Mit der Bestellung des smarten Iren besteht von Seiten des Studios die Hoffnung einen wirklichen Publikumsmagneten verpflichtet zu haben, für den die Zuschauer auch so gerne mal ins Kino gehen, um den beliebten Darsteller zu sehen.
    Die klamme Haushaltslage des Studios ermöglicht nur eine Finanzierung im mittleren Segment. Das bedeutet, scheitert der neue Bond-Film an der Kasse, war’s das mit der Filmreihe. Endgültig! 1971 ging es bei DIAMONDS ARE FOREVER nur um den Fortbestand als Kinoproduktion oder ob einige Verfilmungen danach nur noch für’s Fernsehen anstehen.
    Um die Kosten im Griff zu halten, wird diesmal verstärkt auf die Fähigkeiten von Derek Meddings gesetzt, der viele Einstellungen trotz eines starken Krebsleidens mit Miniaturmodellen bewältigen wird. Hinzu kommt, dass die Pinewood Studios ausgebucht sind. Mit der Verpflichtung von Martin Campbell als Regisseur hat das neue Produzententeam quasi nur einen Versuch das Franchise neu zum Leben zu erwecken. Dazu gehört eine trendgerechte Aktualisierung des Verständnisses der Filmfigur; ein neues Beziehungsgeflecht gegenüber den ganzen Frauenrollen, die sich gegenüber dem Helden aggressiver und weniger anhimmelnd zu positionieren haben; angepasste Marketingstrategien in Sachen Product Placement, der über die nächsten Jahrzehnte zu einer umfassenderen, globalisierenderen Produktpalette anwächst. Statt britischen Flairs, den Romanautor Fleming in seinen Geschichten schon gekonnt in Szene setzte, wird Pierce Brosnan zum „Euro“-Bond. Mit Brioni,
BMW und Omega kommen in seiner Ära neue Partner zum Einsatz. Während Champagner-Marken und Spirituosenhersteller in Product Placement-Belangen immer mal wechseln, wird Uhrenhersteller Omega zu einem neuen Dauerpartner, dessen Geschäftsbeziehung bis heute anhält. „Sind Uhren ursprünglich als originäres Stilmittel zur Charakterisierung von Bonds Geschmack zum Einsatz gekommen, entwickeln sich diese vom unauffälligen On-Set Placement durch zunehmende Gadgetisierung in verschiedenen Filmen zu einem deutlicheren Creative Placement“, so Nadja Tata in ihrem Buch „Product Placement in James-Bond-Filmen“. Mit einer Omega Seamaster ist der Zeitmesser und Lebensretter nun omnipräsent. Obwohl beispielsweise der BMW Z3 in GOLDENEYE kaum zu sehen ist, macht sich die Cross Motion für den bayrischen Autobauer enorm bezahlt. Die Jahresproduktion von 35.000 Fahrzeugen ist sofort ausverkauft und lange Lieferzeiten und Wartelisten sind die Folge. Frauentypische Accessoires gewinnen über die nächsten Jahre, dank einer Lizenzvergabe in Sachen Kosmetik an Yves Saint Laurent, in zukünftigen Bond-Produktionen exorbitant an Bedeutung.
    25 Jahre später haben sich die Bond-Filme zur wertvollsten Marke in Sachen Product Placement entwickelt. Die Kooperation zwischen Aston Martin und Eon Productions anlässlich ihres 50. Jubiläums führte zur Sonderherstellung von zehn Aston Martin DB10 Sportwagen, die extra für den 24. Bond-Film SPECTRE gebaut werden.
    Der berühmte Aston Martin DB5 wird nach einer Leinwandpause von dreißig Jahren als ikonographisches Element erneut in GOLDENEYE und von nun regelmäßig in Bond-Filmen eingesetzt. Für NO TIME TO DIE wird eine auf 25 Exemplare limitierte Anzahl an neuen DB5 gefertigt, die technisch modernisiert auf dem Stand der heutigen Zeit sind. Solche Arrangements wären werbetechnisch wenig effektiv, wenn die entsprechenden Produkte im Cross Mediamix nicht erfolgreich auf der Leinwand zu bewundern sind und durch entsprechende Begleitkampagnen solche Produkte perfekt vermarktet ihr Publikum finden. Sicherlich mit ein Grund warum EON Productions BOND 25 nicht einem Streaminganbieter überlassen möchte.



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    TEIL 2 – Ein Beitrag aus dem Jahr 2020 anlässlich des 25. Jubiläums des offiziellen 17. Serienbeitrags des Franchises aus dem Hause EON Limited


    Das vorher schon in vorangegangen Filmen erfolgreich vollzogene Stadt-Marketing wird aufgrund des aktuellen Trendgeschmacks der Stunde etwas zurückgefahren. Die Sehgewohnheiten eines neu herangewachsen jungen Stammpublikums haben sich daran gewöhnt, dass bei Verfolgungsjagden und Actionszenen immer häufiger gefühlt halbe Stadtteile in Schutt und Asche gelegt werden. Statt nur vor Ort zu drehen, erweist sich der Nachbau einiger Straßenzüge von Sankt Petersburg auf dem Studiogelände der ehemaligen Rolls Royce-Fabrik in Leavesden als gelungene Kosteneinsparung.
    Eine Marketingstrategie, die ihresgleichen sucht, bereitet seinerzeit den Einstieg zum anstehenden Erfolg vor. Ein Filmtrailer, wie es ihn noch nie gegeben hat und der später mit Preisen ausgezeichnet werden wird, macht den Anfang. Neue Kommunikationswege folgen und ein umfangreiches Werbebudget, was fast noch einmal soviel ausmacht wie das eigentliche Produktionsbudget, sorgen dafür, dass die Massen am Ende wieder ins Kino strömen.


    Natürlich steht bei der Premiere des Films von Seiten der Presse die Frage im Raum, ob die Agentenfigur als Symbol des westlichen Wertesystems nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion überhaupt weiterhin zeitgemäß ist:
    Wurde „Die Rote Gefahr“ im Gegensatz zu den Bond-Romanen des resoluten Antikommunisten Ian Flemings unter den Produktionen Albert R. Broccolis oft leicht augenzwinkernd reflektiert, bringt das aktuelle GOLDENEYE-Drehbuch Handlungselemente und Schauplätze geschickt in Anlehnung an einige der schlimmsten Bedrohungs-Szenarien des Kalten Krieges als modernisierte Erinnerungsfragmente nach 1995. Basierend auf der Idee, der in den Achtzigern vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan ins Leben gerufenen Initiative zum Aufbau eines Abwehrschirms gegen Kontinentalraketen unter dem Namen SDI, präsentieren die neuen Drehbuchautoren ein russisches weltraumgeschütztes Waffensystem und geben ihm den Namen GoldenEye, benannt nach Ian Flemings Villa auf Jamaika und dem literarischen Geburtsort unseres fiktiven Geheimagenten. Zusätzlich reflektiert das geheime Satellitensystem – in Anlehnung an den berühmten sowjetischen Satelliten „Sputnik I“, der am 4. Oktober 1957 über Nacht eine Überlegenheit des damaligen förderativen Einparteienstaates gegenüber dem Westen offenbarte – im fiktiven Handlungsgeschehen einen erneuten militärischen Vorsprung Russlands gegenüber den NATO-Staaten.
    Beginnend mit einer modernisierten Einleitung des gunbarrels bringt man erstmalig eine Rückdatierung innerhalb der Filmreihe ins Spiel, die im Nachhinein auf das Jahr 1986 zurückgeht, als Verweis, dass der neue Bond-Darsteller Pierce Brosnan eigentlich da schon auf der großen Leinwand seinen ersten filmischen Einsatz hätte haben sollen und zusätzlich – darüber kann und darf man geteilter Meinung sein – die an den Kinokassen glücklose Ära Timothy Daltons auch auszublenden.
    Einen intelligenten Spaß erlaubt sich die Regie, als der Agent nach einem eiligen Sprint an einem Aussichtspunkt einer Staumauer steht und symbolisch in den eigenen Abgrund sieht. Es geht nicht nur um eine sechseinhalbjährige Rekordpause, 
sondern werden die anschließenden rund 125 Minuten beim erwartungsfrohen Massenpublikum ankommen? Die Antwort folgt abspringenden Fußes: Ein Bungee-Sprung in Sachen Höchstmaß als ultimativer Kick, der zu einem der größten Sensationsstunts innerhalb des Actiongenres avanciert. Beim Einschmuggeln auf’s stille Örtchen steht die Welt für 007 gefühlt noch Kopf, bevor der Agent dies richtig stellt und zeigt, dass er wieder voll da ist und seinen Anspruch belegt, auch nach 33 Jahren als Action-Ikone wieder ganz vorne mit dabei zu sein.
    Der zugkräftigste Action-Moment erfolgt zu Mitte des Films, nachdem dem James Bond der Mord am russischen Verteidigungsminister in die Schuhe geschoben werden soll. Da macht es handlungstechnisch als Staatsfeind Nummer Eins auch nichts mehr aus, wenn der Geheimagent bei einer Amokfahrt mit einem Standardpanzer des Warschauer Pakts – in Form eines T-54, bzw. T-55-Panzer-Models (bekannt auch als „Rüsseltraktor“) mit aufgemotzter Motorleistung und auf T-80 zurechtgemacht – auf den belebten Straßen von Sankt Petersburg die halbe Staatsmacht in Grund und Boden fährt und zahlreiche historische Bauten in Trümmern zurücklässt. Als subversive Antwort im Hinblick auf die Niederwerfung verschiedener Volksaufstände in einigen Ostblockstaaten, wie dem Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR, der bürgerlich-demokratischen Revolution 1956 in Ungarn oder dem Prager Frühling 1968, erscheint Bonds Agieren in dieser Szene als pervertierter Treppenwitz, da er russischen Militär- und Polizeieinheiten die gleiche Medizin angedeihen lässt, die diese als Lösung zur Unterdrückung genutzt haben. Die Sequenz gefällt nicht unbedingt jedem Zuschauer, ist aber eine deutliche Antwort an alle anderen etablierten Action-Stars jener Tage, dass BOND zurück und beim jungen Publikum auf Höhe der Zeit ist.
    Der Showdown auf dem in der Karibik liegenden realsozialistischen Staat Kuba führt den filmisch herbei geschriebenen Ost-West-Konflikt zum Abschluss. In Anlehnung an die Kubakrise im Oktober 1962, in welcher amerikanische US-Aufklärungsflugzeuge militärische Anlagen, die wie Raketenbasen in der Sowjetunion aussehen, auf der Insel fotografieren, unterstellt das Drehbuch dem militärischen Abwehrdienst der USA spaßeshalber Versagen trotz verbesserter Technik, dass diese die geheime Kontrollanlage für die Satellitenstation nicht bemerkt haben. Als Gegenscherz erweist sich der Einsatz eines Cessna-Models mit dem Jack Wade heimlich auf der Insel landet. Bekanntlich ist schon Kreml-Flieger Mathias Rust mit einer Machine diesen Typs im Mai `87 unentdeckt bis nach Moskau gekommen. Zusätzlich kommt ein echter Querverweis in Sachen Bond-Historie zum Tragen. 
Der erste Bond-Film DR. NO kommt gerade in jener Woche in die Kinos Großbritanniens als kurz darauf der Höhepunkt der Kubakrise sich zuspitzt.


    Mit einer häufigeren Einbindung kommunistischer Feinbildstaaten, in welchen immer mal wieder abtrünnige Einzeltäter verbrecherischen Vernichtungsplänen nachgehen, wird der filmhistorische Anspruch der Agenten als ewiger Weltenretter in den nächsten drei Filmabenteuern geschickt untermauert und rechtfertigt somit seinen aktuellen zeitgeistigen Rechtsanspruch. Mit über 24,5 Millionen verkauften Billets in den USA und einem Einspielergebnis von über 350 Millionen US-Dollar weltweit meldet sich das Franchise erfolgreich am Boxoffice zurück und belegt in der Gesamtwertung am Ende den vierten Platz.
    Obwohl manch älteres Semester auf den 95´er Jahrgang nicht nur Loblieder verbreiten mag, lässt sich die Bedeutung des Films nicht wegdiskutieren. Trotz einiger deutlicher Anleihen an DIAMONDS ARE FOREVER (1971) gehört der Beitrag zu den wirklich großen Erfolgsfilmen der Reihe, und wer sich gerne mal die Mühe machen möchte, sich die Audiokommentare von Martin Campbell und Michael G. Wilson auf der DVD oder blu-ray anzuhören oder als begleitende Untertitel zu lesen, der erhält einen ganz guten Eindruck, was dazu geführt hat, dass das Massenpublikum seinerzeit den Spaß und die Freude an der Reihe wieder entdeckt hat und an den richtigen Stellen des Films mitgegangen ist und mitgefiebert hat.


    1995 ist somit das Jahr, in dem James Bond für die nächsten Dekaden erfolgreich auf die große Leinwand zurückgekehrt ist.

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  • Bei mir bislang ebenfalls nur überflogen, aber ich bedanke mich ebenfalls schon einmal wochenendbezogen, liest sich schon einmal brillant.
    Und das mit dem Charisma stimmt leider hinsichtlich der Dalton-Ära,
    auch ich als großer Dalton-Fan muss zugeben, in dieser Hinsicht hat Brosnan die Reihe anschließend gerettet und wieder mainstreamtauglich gemacht.

  • Nachfolgend ein Beitrag für Baron Samedi


    Vielen Dank, photographer, habe den Beitrag mit Genuss gelesen :thumbup:


    Von seiner kulturhistorischen Bedeutsamkeit für die Bondreihe abgesehen halte ich GoldenEye auch schlicht und ergreifend für einen hervorragenden Bondfilm. Und das ist der wesentliche Grund, weshalb er so hoch bei mir angesiedelt ist.

  • Auch von meiner Seite besten Dank. Gerade rückblickend kann man die BEdeutung von GE gar nicht hoch genug bewerten! Und obwohl GE auf mich nicht völlig überzeugend wirkt und teilweise noch etwas "unsicher" rüberkommt, so macht er doch wesentlich mehr richtig als falsch. Und das Schöne daran: Man hat Bond damals nur aufgemotzt, auf den neuesten Stand gebracht. Aber das war alles zum Glück recht behutsam, sodass vom Feeling her alles beim gewohnten und bewährten Alten blieb. GE ist extrem berechnend, aber gerade deswegen halt auch ein absolut klassischer Bondfilm ^^ . Zehn Jahre später hingegen wurde zum Holzhammer gegriffen und alles kurz und klein geschlagen wie noch nie zuvor.


    Zitat

    Der berühmte Aston Martin DB5 wird nach einer Leinwandpause von dreißig Jahren als ikonographisches Element erneut in GOLDENEYE und von nun regelmäßig in Bond-Filmen eingesetzt.


    Stimmt - das hatte ich ganz vergessen. Ich dachte stets, dass das mit dem "ewigen" DB5 eine Unsitte der Craig-Ära sei (wobei ja in CR zumindest erklärt wird, wie Bond zu dem Auto kam) - dabei gab's den bereits in GE. Nun ja - ein bisschen Retro musste und durfte damals in diesen schwierigen Zeiten durchaus sein :) .


    Zitat

    Trotz einiger deutlicher Anleihen an DIAMONDS ARE FOREVER (1971)


    DAF-Anleihen in GE? Da muss mir jetzt wirklich mal jemand auf die Sprünge helfen ?(

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