DER REGISSEUR: Martin Campbell

  • Hier die archivierte Diskussion.


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    Zitat von Kronsteen


    Der Mann, der zu CR wieder ran durfte, soll hier besprochen werden.





    Zitat von Thunderball


    Martin Campbell war für mich eine der größten Überraschungen im positiven Sinne an CR. Als ich hörte, dass er nach GE wieder Regie führen würde, war ich nicht so sehr begeistert. Ich war mir nicht sicher, ob er der Richtige sein würde. Umso deutlicher hat er mich allerdings eines Besseren belehrt. Wiederum stimme ich der Analyse von Carsten zu: Campbell hat bei GE nicht das gezeigt, was er eigentlich kann, aber sich mit CR umso deutlicher rehabilitiert.
    Vor CR hätte ich diese Aussage sicher nicht getroffen, aber jetzt bin ich voll und ganz dafür, dass er auch in Zukunft wieder Regie bei Bond führen wird.



  • Alles Gute zum 70. Geburtstag, Martin Campbell!


    Nach GE und CR wäre ich dafür, dass er beim nächsten Darstellerwechsel den 1. Film macht. Das scheint er zu können. :)

  • Eben mal wieder, auch zu Ehren des Jubilars, CR geschaut. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Kein Regisseur, der mehr als einmal auf dem Chefsessel saß, hat so konträre Filme abgeliefert wie Martin Campbell.


    Gewiss sind seine beiden Beiträge bedeutend, sicherten sie doch jeweils das Überleben der Reihe. GE beendete den kommerziellen Abstieg der 80er Jahre (trotz oder eher dank der jahrelangen Franchise-Zwangspause? SF war ja auch ein Riesenhit aufgrund einer Zwangspause nach einem umstrittenen Bond) und etablierte einen neuen Hauptdarsteller. CR etablierte ebenfalls einen Neuen, dessen Verpflichtung allerdings anders als bei PB von Publikum und Presse zunächst sehr skeptisch registriert wurde.


    Dennoch genießen die Filme bei mir einen gänzlich verschiedenen Stellenwert: CR streift bei mir inzwischen die Kategorie des Genre-Meisterwerks, während ich mit GE niemals warm geworden bin. Zunächst scheint das an dem zu liegen, was beide Filme trennt. Nach dem unkonventionellen LTK versöhnte GE Bond mit dem Publikum: Er brachte den für das Publikum seit zehn Jahren nahezu phänotypischen Bond-Darsteller und fährt gerade im ersten Drittel eine Bond-Klischee-Revue auf, wie sie im Franchise nicht ihresgleichen hat. Es wird faktisch nichts ausgelassen, und das verleiht dem Film etwas arg Gezwungenes – er verwendet die Holzhammermethode, auch dort, wo er modern sein will (Ende des Kalten Krieges, das Frauenbild). CR scheint zunächst ein deutliches Gegenbeispiel zu sein: Er war nicht der Gegenentwurf zu einem unkonventionellen, sondern zu einem zutiefst traditionellen Bond, der aber seinerseits schnell als Sackgasse erkannt wurde. In der Umkehrung der Pole wurde dann ein gänzlich etablierter Bond von einem umstrittenen Nachfolger ersetzt. Statt die Anknüpfung an Flemings Bond zu beenden und gegen eine Best-of-Variante des Film-Bonds zu ersetzen, wurde der überlebensgroße Film-Superheld wieder durch die erste erkennbare Romanverfilmung seit Jahrzehnten inklusive einem Bond, der blutet und sich tragisch verliebt, geerdet.


    Und doch eint die Filme manches: Subtil ist CR auf seine Art fast genauso wenig wie GE. Schon die Anfangsszene von CR in Schwarz-Weiß mit der zur Schau gestellten Brutalität soll deutlichst mit der Brosnan-Konsens-Ära brechen, wiewohl ironischerweise auch DAD zu Beginn brutale Sequenzen in Schwarz-Weiß bot, bevor nach dem Vorspann alles in eine Bondsche Variante von „Batman hält die Welt in Atem“ abglitt. Und so brechstangenartig, wie GE die Bond-Klischees aufruft, versagt sich CR eben selbigen, vom Wodka Martini über Q bis Moneypenny. Dennoch wirkt CR m.E. in allem frischer und bondiger, weil einfach zeitgemäßer und intelligenter. Ab GE lief Bond der Zeit eher hinterher, ab CR war er wieder auf der Höhe der Zeit (alles subjektives Empfinden, was sonst?).


    Wie kann es aber sein, dass Martin Campbell zwei bei allen inszenatorischen Ähnlichkeiten so unterschiedliche Bond-Filme gedreht hat? M.E. ist er ein Regisseur der eher alten Schule, im Vertragssystem des alten Hollywood wäre er hervorragend zurechtgekommen. Man bekommt ein Drehbuch und genaue Vorgaben der Produzenten (die bei Bond noch fast so mächtig sind wie in der alten, eigentlich längst untergegangenen Zeit) und setzt die Wünsche so gut wie möglich um. Martin Campbell hat keine eigene Vision von Bond, sondern ist im besten Sinne Erfüllungsgehilfe seiner Vorgesetzten, ein großartiger Handwerker. (John Glen war auch nichts anderes und hat einige meiner Lieblings-Bonds gedreht.) Bei GE wurde ihm die eigentlich obsolet gewordene Tradition mit ein paar oberflächlichen Zugeständnissen an den Zeitgeist abverlangt, in CR hingegen ein fast kompletter Neustart. Das könnte auch erklären, warum sein kinematographisches Schaffen jenseits von Bond eigentlich nur bestenfalls Mittelmaß bietet (wieder wie bei Glen): Er bringt souverän auf die Leinwand, was andere erdacht haben, und deren Ideen bestimmt die Qualität seiner Arbeit. Dies soll seinen Beitrag zum Franchise und gerade seine grandiose Leistung bei CR nicht abwerten, ganz im Gegenteil, auch wenn das der eine oder die andere so (miss)verstehen mag. In diesem Sinne: Alles Gute nachträglich!

  • Campbells beste Arbeit war der TV 6teiler Edge of Darkness, eine sehr spannende Mischung aus Polit-Thriller und Detektiv Film. Obwohl man natürlich auch hier fragen kann wie wichtig der Regisseur für das Gelingen war. TV Filme sind ja oft eher von ihren Drehbuchautoren und mittlerweile meist von ihren Produzenten / Creators geprägt.
    Edge of Darkness war jedenfalls ein TV Höhepunkt der 80ger.


    http://en.wikipedia.org/wiki/E…_Darkness_%282010_film%29


    2010 hat Campbell dann auch noch ein allerdings nur halb gelungenes Kino Remake mit Steingesicht Mel Gibson in der fehlbesetzten Hauptrolle gedreht.


    Es wäre tatsächlich interessant zu erfahren ob Campbell bei der Umsetzung von CR ähnliche Freiheiten hatte wie Forster und Mendes sie zugestanden bekamen, und die die Regisseure unter Cubby wahrscheinlich nicht hatten. Jedenfalls betrachte ich GE und CR zusammen mit OHMSS als die am besten inszenierten Bonds vor QoS.

  • Tja, ich fand den Film mit Mel Gibson ganz gut und GE, so wie "Die Maske des Zorro" finde ich top.
    "Die Maske des Zorro" ist sogar mein Lieblings Zorro-Film. Im Nachhinein finde ich den "Klassiker" mit Tyrone Power von 1940, leicht überschätzt. Die Kampfszenen fand ich zwei Jahre vorher in "Die Abenteuer des Robin Hood" noch spektakulärer und Power ist in dieser Verfilmung kaum als Zorro zu sehen. Das trübt mein Genuss gewaltig.
    Der Banderas/Hopkins Film hat alles was eine prächtige Zorro Verfilmung braucht und wird wiederum meines Erachtens gewaltig unterschätzt.

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    Aus dem heutigen Wissen heraus erscheint die Vorstellung, dass MGM/UA den chinesischen Filmregisseur John Woo als erstes mit der Regie von »GoldenEye« beauftragt hat, gewöhnungsbedürftig. Woo fühlte sich geehrt, schlug die Möglichkeit damals aber dann aus. Danach entschied man sich für den Neuseeländer Martin Campbell.



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    Aus dem heutigen Wissen heraus erscheint die Vorstellung, dass MGM/UA den chinesischen Filmregisseur John Woo als erstes mit der Regie von »GoldenEye« beauftragt hat, gewöhnungsbedürftig. Woo fühlte sich geehrt, schlug die Möglichkeit damals aber dann aus. Danach entschied man sich für den Neuseeländer Martin Campbell.



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    Das lese ich zum ersten Mal und es macht mich unfroh, dass Woo diesen Auftrag nicht bekommen hat. Seine opernhaft inszenierten Brüderlichkeitswerke sind meisterhaft und "The Killer" von 1989 ist einer meiner fünf Lieblingsfilme! Er hätte die Verbindung zwischen James und Alec also deutlich tiefgründiger präsentieren können und somit wäre der Schock des durchaus überraschenden Seitenwechsels von Alec deutlich spürbarer gewesen.

  • Wie langfristig wirksam solche ENtscheidungen sein können: Ohne GE von Campbell auch kein CR von Campbell. Und das kann man sich inzwischen wirklich kaum mehr vorstellen....:)

    "Darf ich mal meine Freundin hierhersetzen? Sie belästigt sie nicht, sie ist nämlich tot."

    Einmal editiert, zuletzt von chrimarx ()

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    Das lese ich zum ersten Mal und es macht mich unfroh, dass Woo diesen Auftrag nicht bekommen hat. Seine opernhaft inszenierten Brüderlichkeitswerke sind meisterhaft und "The Killer" von 1989 ist einer meiner fünf Lieblingsfilme! Er hätte die Verbindung zwischen James und Alec also deutlich tiefgründiger präsentieren können und somit wäre der Schock des durchaus überraschenden Seitenwechsels von Alec deutlich spürbarer gewesen.

    Habe erst kürzlich Woos "MI:2" und "Broken Arrow" gesehen. Nein, ich möchte nicht, dass er einen Bond macht. Er ist ein sehr guter Regisseur aber wenn nicht alles stimmt, kommt trotzdem nur Murks raus. Gerade bei "Arrow" haben mich die handwerklichen Feher extrem geärgert. Lieber ein guter Handwerker (wie M. Campbell) als hochgelobte Künstler wie Woo oder auch Forster.

  • Um da handwerkliche Fähigkeiten zu begutachten, maße ich es mir dennoch nicht an diese direkt zu beurteilen (das kann ich zwar in Theorie prächtig, aber vom Handwerk selbst habe ich außerhalb meines Schreibprogramms keinerlei Ahnung, ich weiß noch nicht einmal wie man eine Kamera hält und schneidet). Dennoch stimmt es natürlich:
    Woo inszeniert, insbesondere durch Stilmittel, deren Gründer gewissermaßen er ist, salonfähig wurden diese opernhaften Zerstörungsspielereien dann durchaus auch bei anderen Regisseuren. Und Martin Campbell beherrscht seine Arbeit sicherlich auch, aber ich halte ihn nicht für den besten Bondregisseur, CR lebt von Craig, sowie von seinen Kulissen und Gestaltungskünsten. Und GE ist für mich ein Reinfall, das wiederum werfe ich jedoch eher weniger dem Regisseur vor, hier wirkt Pierce einfach zu jung und unsicher für diese Aufgabe, ich finde dass Dalton die Rolle erneut hätte spielen sollen und Brosnans Bond in TND hätte eingeführt werden sollen.


    Bei Woo bin ich natürlich in meinem Urteil unobjektiv, da "The Killer" ein audiovisuelles Meisterwerk ist, "A Better Tomorrow" und Hard Boiled I & II sagen mir nur in begrenztem Maße zu.

  • Lieber ein guter Handwerker (wie M. Campbell) als hochgelobte Künstler wie Woo oder auch Forster.


    Sehe ich ähnlich. Die Filme, die Woo in Hongkong gedreht hat, sind echte Klassiker. Aber den Sprung nach Hollywood hat er nie wirklich gut gemeistert. "Broken Arrow" oder "Face/Off" sind ganz okay, aber auch keine Meisterwerke. Alles andere wie M:I-2 ist eher Käse.


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    Und GE ist für mich ein Reinfall, das wiederum werfe ich jedoch eher weniger dem Regisseur vor, hier wirkt Pierce einfach zu jung und unsicher für diese Aufgabe, ich finde dass Dalton die Rolle erneut hätte spielen sollen und Brosnans Bond in TND hätte eingeführt werden sollen.


    Für mich ist GE jetzt auch nicht so toll, aber man muss Campbell schon zugestehen, dass er Bond wieder für das US-Publikum attraktiv gemacht hat. Da hat Daltons Bond einfach versagt und nicht funktioniert. TLD hat dort nicht so funktioniert wie erwartet, LTK noch viel weniger. Ob ein dritter Film das Ruder da wirklich rumgerissen hätte kann man schon bezweifeln. Ein großer Teil des Publikums kam mit Dalton leider einfach nicht klar.

  • Für mich ist GE mit weeeiiiitem Abstand der beste Brosnan Bond und der einzig akzeptable Film aus dieser unsäglichen Ära. Deswegen Daumen hoch für Campbell (und natürlich erst recht für CR'06). Was er mit GE geschafft hat, konnte man erst dann richtig würdigen, als man die Nachfolger gesehen hatte.

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