DER FILM: SkyFall

  • Nun ja, ähnlich wie DN, TB, YOLT, OHMSS und CR halte ich den Film für eine Augenweide. Natürlich in erster Linie dank der Kulissengestaltung, aber auch allgemein und dies natürlich aus unobjektiven Gründen, da ich schließlich nur schildern kann wie die Pracht bewegter Bilder auf mich wirkt und in welche Gesamtstimmung sie mich versetzt.

  • Nun ja, ähnlich wie DN, TB, YOLT, OHMSS und CR halte ich den Film für eine Augenweide. Natürlich in erster Linie dank der Kulissengestaltung, aber auch allgemein und dies natürlich aus unobjektiven Gründen, da ich schließlich nur schildern kann wie die Pracht bewegter Bilder auf mich wirkt und in welche Gesamtstimmung sie mich versetzt.


    Das hat jetzt aber nicht direkt mit Kameraarbeit zu tun. Mit Lichtsetzung, Farbgestaltung etc

  • Da bin ich voll und ganz bei Maibaum. Visuell ist Skyfall überragend , ob das was man in Skyfall sieht einem gefällt ist ein ganz anderes Thema. Es gibt einige Filme die ich "hübscher" finde, was aber an den Locations liegt und nicht an der Kameraarbeit. Technisch gesehen ist Skyfall auf einem hohen Level, gefallen muss er einem deswegen noch nicht, aber die "technische" Qualität kann ich dem Film nicht absprechen (das gleiche gilt auch für QOS).


    Zur Bewertung des Films kann ich mich den Worten von Dr.Move nur anschließen. Der Film ist kein kurzfristiges Phänomen, sondern überzeugt sowohl bei Fans, Filmliebhabern und Kritikern - und das schaffen nur ganz wenige andere Bondfilme. Wenn wir Goldfinger mal außen vor lassen (der steht irgendwie sowieso über allem), dann sehe ich "nur" noch TSWLM und CR die eine ähnliche breite Zustimmung besitzen. Der Film entspricht dem Zeitgeist und war genau der richtige Film zur richtigen Zeit. Wie er im Gesamtkontext der Franchise am Ende beurteilt wird, hängt auch ein bisschen von SPECTRE ab. Aber die Messlatte für SPECTRE ist ziemlich hoch.


    Skyfall gehört zwar nicht zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, aber einen Platz in den Top 10 hat er sicher. Ich denke der ein oder andere verwechselt hier ein wenig seine eigene Meinung mit der, wie die Filme vielleicht von der Allgemeinheit gesehen werden. Ich persönlich finde z.B. TB besser als GF und TSWLM und MR gleich gut. Mehrheitsfähig ist sowas aber nicht :D Ist aber auch nicht wichtig. Viel spannender wird wie der nächste Film bei Fans und Kritikern ankommt....

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Daß SF in den nächsten Jahren massiv abgewertet wird glaube ich auch nicht. Er wird wohl jetzt nach dem Anfangsenthusiasmus von einigen etwas nüchterner gesehen, aber da wird nichts passieren was dem rapiden Ansehensverlust von DAD, der aber auch von Beginn an zwiespältiger aufgenommen wurde, auch nur nahe käme.
    Er wird sich fürs Erste denke ich erst einmal locker im vorderen Drittel halten, wie das dann in 10 oder 20 Jahren aussehen wird ist jetzt ohnehin noch nicht abzusehen.


    Aber CR hat ja schnell eher noch zugelegt bei der Mehrheit der Fans, und das wiederum erwarte ich bei SF auch nicht.

  • Dennoch wird sich wohl kaum jemand den Film nur deshalb angesehen haben, weil's ein Jubiläumsfilm ist...


    Ich bin allerdings auch der Meinung, dass der enorme Erfolg von Skyfall mitunter mit dem Jubiläum zu tun hat.


    Ich bin mir auch sicher, dass der Film nur aufgrund des Jubiläums 2 Oscars erhalten hat. Ansonsten spielen die 007-Film bei der Oscar Verleihung so gut wie nie eine große Rolle.

  • Vorhin lief Skyfall und dazu komme ich auch noch kurz, zunächst jedoch einige Worte zu dem '10-beste-Bondmomente-Programm', welches zuvor lief:
    Schrott! Nicht dass RTL seinem schlechten Ruf immer gerecht wird, aber meistens dann doch. Entweder ist mein "Anspruch" an diese Dokus, Beiträge und ähnliches durch den Austausch mit euch angestiegen, oder die Entwicklung mancher Fernsehprogramme taucht tiefer abwärts als TSWLM's Lotus. Gegner wurden hier immer wieder als 'Spießgesellen' bezeichnet, das fand ich noch recht amüsant, äußerst dämlich waren dann aber die diversen Promi-Kommentare. An meinem Mangel an Humor liegt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keineswegs, wer mich kennt weiß, dass ich zu Lachanfällen neige. Nein, es lag tatsächlich an der Idiotie des Programms. Nur um mit Promigesichtern werben zu können, verzichtet man darauf TATSÄCHLICHE Experten und Kenner zu Wort kommen zu lassen, nachdem ich am Tag zuvor eine Bonddoku auf arte sah, fiel mir das natürlich alles noch extremer auf, ein Kontrast zwischen Kultur und Boulevard. Sowas soll ja auch Spaß machen und eine 'leichte' Sendung wie beispielsweise kürzlich die dürftige Vox-Doku "SC, der Mann der nicht Bond sein wollte" hat ja auch ihren Reiz, aber das Programm war einfach unheimlich lieblos. Nichts interessantes zu den Filmen, stattdessen irgendein Gelaber von wegen Pierce sähe beim Rennen und im Stehen feminin aus und säße in den Bonds daher überwiegend im Auto, um repräsentativer zu wirken. Mein Highlight war "Roger Moore ist ein sehr berühmter Roger." Ok, das ist schon so belanglos, dass es schon wieder unterhält. Dann auch anfangs der Punkt, es hätte 1963 begonnen. Nun gut, in der BRD vielleicht, aber allgemein ist '62 wohl das gültigere Jahr. Auch dass '85 erstmals ein schwarzes Bondgirl auftauchte, wo doch LALD bereits diese Innovation einbrachte. Nein, so bereitet einem das Fernsehen kein Vergnügen. Man sollte die Menschen reden lassen, die sich mit der Materie beschäftigt haben und nun höre ich aber auch auf mich aufzuregen.



    Nun zu SF:


    Durch die grauenhafte Sendung zuvor, hätte mir anschließend jeder Film gut gefallen, somit hat es dem Aufstieg von SF im Rahmen meiner Ansicht gut getan, das Kaschperle Theater vorher anzuschauen. Leider lief der Film unter Abwesenheit des Abspanns, des Daniels/Dietmars "Mit Vergnügen" war kaum zum zweiten Mal zur Betonung gebracht worden und schon lief ein anderer Film, was soll diese Farce?! Egal, der Film sagte mir nun eher zu als zuvor, es ergründet sich auch darin, dass ich die psychologischen, wenn auch nicht von philosophischer Denkdimension seienden Passagen erstmals nicht als pseudo-anspruchsvoll wahrgenommen habe, sondern vielmehr als nicht deplatzierte Inhalte. Mein Lieblingszitat ist Q's unaufgeregtes 'Wie ungünstig', als Bond beinahe einem Zuge unterliegt, welchem er in letzter Sekunde entweicht. Am visuell kunstvollsten ist der Shanghai-Part, bei welchem ich es wirklich bedaure, dass ich selbigen damals nicht auf der großen Leinwand erlebte, auf welcher die starken Beleuchtungseffekte noch aufdringlicher gewirkt hätten. Danke an RTL, denn dadurch dass ihr euren Unfug DIREKT vor SF gesendet habt, habt ihr mir SF, der einst meinen letzten Platz im Ranking belegte, endlich in meiner Wahrnehmung aufsteigen lassen! :)

  • Da ich den Anfang verpasst hatte und keinen Bock auf Werbung hatte,habe ich vorhin spontan die Skyfall DVD eingelegt.


    Ich habe den Film gut zwei Jahre nicht gesehen und hatte Ihn in recht guter Erinnerung...und was soll ich sagen: Er hat mich auch dieses Mal nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, ich muss Ihn eigentlich noch höher ansetzen als bisher. Gerade der direkte Vergleich mit SPECTRE zeigt wie extrem gut Skyfall tatsächlich ist.


    Fangen wir direkt mit dem Villain an: Wenn man (wie so oft gehört) die neuen Bonds mit The Dark Knight vergleicht, dann ist Bardems Silva eindeutig der Joker, während Waltz' Blofeld mit Bane zu vergleichen ist...durchaus stark, aber weit unter seinen Möglichkeiten.
    Bardem lässt ein geniales Feuerwerk ab, welches mir jedoch nie das miese Gefühl von Overacting vermittelt.
    Seine zweite Stärke ist Marlowes Severine. Trotz nur geringer Screentime überzeugt Sie mich mehr als es Lea Seydoux tat, die wie Waltz seltsam farblos blieb.


    Auch alle Nebenfiguren wissen zu überzeugen, Tanner (der mir in den Craig Filmen generell gut gefällt) und Mallory harmonieren. Moneypenny und Q sind in diesem Film schon so gut wie in SPECTRE, obwohl Q in SPECTRE noch einen Tacken besser war.
    Als M zeigt Dench noch ein letztes Mal weshalb Sie diese Rolle fast 20 Jahre inne hatte. Und natürlich mein Liebling Kincaid, der durchaus einen kleinen Auftritt in SPECTRE verdient hätte.


    Auf der Habenseite stehen auch ganz klar die Dialoge, fast so geschliffen wie in CR bleiben einem vor allem der "Rattenmonolog" und der "erstes Mal" Dialog von Silva, respektive Silva und Bond direkt im Gedächtnis genau so wie die Anhörung und die Verteidigung von M nebst den perfekten Schnitten bei dem Tenisson Zitat.
    Auch hat der Film absolut keine Längen, wie bei CR wirkt der Film aus einem Guss und unglaublich dynamisch.
    Er ist als Jubiläumsbond angenehm zurückhaltend in den Hommagen, der Humor kommt nicht zu kurz und die Ausstattung und Kameraführung übertrifft ebenfalls SPECTRE. Schade, dass man auf Deakins verzichtete.
    Die Kulissen sind wahnsinnig gut, hier vor allem die "Insel", Macau und das komplette Setting in Shanghai.


    Einige Schwächen hat der Film: Der Plan von Silva wirkt doch arg konstruiert von den Drehbuchschreibern und der Rettungsversuch von Bond ist relativ schlecht durchdacht. M könnte durchaus noch leben. Ich schiebe das aber mal auf die Aufregung die man in einem solchen Kampf zu überstehen hat.


    Im Moment bekommt der Film von mir 8,5 von 10 Gläsern McKellen Jahrgang 1962!
    Im Vergleich dazu:
    CR 10 von 10
    QOS 7,5 von 10
    SPECTRE 8 von 10

  • Ein Werk das mit zunehmendem Abstand zu seinem Release-Datum stetig in meiner Wertschätzung steigt.
    Der Film begeistert auf sovielen Ebenen, stimuliert in gleichem Maße Augen, Ohren und den Geist, das ich arg bezweifeln muß, das die allgemeinen Lobeshymnen, die bei seinem Kinostart auf breiter globaler Ebene mit dem Film einhergingen, zum größten Teil auf das Konto der Serien-Jubiläumseuphorie gehen. Nein, meiner Meinung nach ist hier tatsächlich ein epochales Franchise-Juwel entstanden, das übergeordnete Vergleiche mit den anderen großen 'Dritten' unseres geliebten Franchise, GF und TSWLM nicht zu scheuen braucht.
    "Taumel, Todesnähe, Spiegelung, Identitätsprobleme, der Verlust jeglicher Sicherheit, die leise Hoffnung auf Erlösung und Neugeburt. Es ist das Verdienst von Regisseur Mendes, dass er [Skyfall] nicht als große Show inszeniert hat, sondern als ernsthaften Film, als sensible Einkehr und Selbstreflexion. Die [Filmprotaginsten] bilden eine bunt zusammengewürfelte Familie zwischen Pop und Shakespeare, nicht durch Blut verbunden, sondern durch die Gesetze der Spionage." schrieb epd-Filmkritiker Hans Schifferle, der das Wesen der Spionage in diesem Bondwerk als "Metapher der menschlichen Existenz." sieht. Dem kann ich mich nur anschließen.


    Spectre wirkt da leider im direkten Vergleich bei weitem nicht so souverän. Um mal etwas anderes als die üblichen Vergleiche innerhalb der 007-Serie, ala TB und MR zu ziehen, erkenne ich hier im übertragenen Sinne einen verwandten Effekt, den man in einem entsprechenden Martin Scorsese-Mafiafilmgenre-Double-Feature bezüglich 'Good Fellas' und 'Casino' erleben kann. Gleiches Top-Team, gleiches Genre, gleicher Stil. Der erste Film ein Meisterwerk, der andere, aufwendigere, glamourösere Nachfolgefilm im ganz harten Vergleich - im Gesamtbild einfach eben nicht so perfekt, so innovativ, so genial wie der extrem gelungene und erfrischende Vorgänger... So in etwa nehme ich das inzwischen bei Spectre war. Gemessen an dem was wir von unserer Filmreihe an 'Ambitionskontinuität' gewohnt sind, wird Skyfall vermutlich nun erstmal längere Zeit ein Qualitätszenith bleiben. Fazit: SF springt zurück auf Platz 1 meiner persönlichen Bestenliste womit ein entsprechendes Listen-Update meinerseits unumgänglich wird.

    Dr. moVe möge mir verzeihen, aber ich fänd´ es schade, wenn dieser beachtenswerte Beitrag nicht auch hier - im betreffenden Thread - zu lesen wäre.

  • SkyFall ist derzeit der Bond, der immer geht, gerne auch im Abstand weniger Monate. Mendes gelingen im Minutentakt Bilder und Einstellungen, die mich begeistern. M vor den Särgen. Das winterliche London. Die nächtlichen Aufnahmen von Shanghai. Severins und Bonds Fahrt auf der Segelyacht. Die Fahrt des Aston Martin durch Schottland, untermalt von dieser flirrenden, unheilschwangeren Musik. Die reinste Augenweide, das geht mir in Spectre komplett ab.


    Ich kann mich nicht entscheiden, ob Casino Royale oder SkyFall der größere und beste Bond ist. CR kann damit punkten, unterm Strich fehlerlos zu sein - hier sitzt alles. SF hat dann doch zwei, drei Momente, die die Perfektion stören. Ich finde die Bootsfahrt zum Casino in Macau zu bildbearbeitet (die dunkel-dräuenden Wolken), überhaupt der Einsatz von CGI erscheint nicht zufriedenstellend umgesetzt und letztlich entbehrlich. Das hätten sie vielleicht besser einfach weggelassen. Die vielfach besprochenen Logikprobleme - Silvas Plan - sind sicherlich im Duell mit CR ein Minuspunkt, Silva selbst, so sehr ich die Figur schätze, ist mir manchmal etwas "too much", zu überzeichnet, das gilt beispielsweise für die Kieferprothese mit verrutschendem Gesicht. Hätte ich nicht gebraucht.


    Andererseits ist SF im Vergleich zu CR der actiongeladenere Film (was an sich noch kein Vorteil sein muss), bei aller Länge doch noch eine Spur kuzweiliger und bildgewaltiger. Ich bin immer wieder beeindruckt von Severin (hätte ihr wesentlich mehr Platz gewünscht), amüsiert von Q's erstem Auftritt oder Kincades "Emma" (überhaupt - die Komik!) und tief gerührt von M's Tod. SF gelingt eine wunderbare Balance zwischen Spannung, Drama, Humor, Tragik und Exotik. CR ist vielleicht der cineastisch bessere Film mit vielen genialen Momenten und als Reboot einfach umwerfend gut, SF ist mir aber noch ein wenig mehr ans Herz gewachsen.

  • Hervorragend geschrieben. Da wir gerade bei "dramatischen" Bonds sind:
    am heutigen Abend folgen dann meine gegenwärtigen Eindrücke von TWINE, dem gefühlt letzten Dalton beziehungsweise ersten Craig - oder anders ausgedrückt einzigen Brosnan.

  • Hmmm, hier wird ja viel zur Kameraarbeit und Optik geschrieben und dann schreibt einer, dass Skyfall optische Momente hat, die bei Spectre abgehen.
    Nun ja, ist für mich wie die Tatsache, dass einige Menschen TSWLM in den Top 5 haben und Moonraker in den Flop 5.
    Klar kann Skyfall optisch was, nur reißt mich die Farbgebung nicht immer mit. Irgendetwas fehlt da. Da finde ich Spectre teilweise sogar interessanter.
    Und Casino Royale finde ich von der Kameraarbeit und Farbgebung nochmal eine Liga höher, genau so die älteren Klassiker wie TSWLM, Moonraker oder die 60er Bonds.
    Aber Skyfall macht mir insgesamt Spaß. Warum der Film nicht in meinen Top 10 ist und Craig-Intern momentan auch nur auf drei, ist die übermäßige Präsenz von M. Ich war nie ein Fan davon.
    Und dazu, das Fehlen eines echten Bondgirls. Nein, M ist kein Bondgirl, auch wenn ich diesen Quatsch bezüglich Skyfall oft lesen musste. Und die reizende Marlohe wurde verschwendet.
    Der Fakt, dass Bond Silva und seine Männer erst Schachmatt stellt, nachdem Silva Severine erschossen hat, finde ich auch nicht besonders schön.
    Desweiteren bin ich der Mein ung, dass Skyfall vom 50-jährigen Jubiläum erheblich profitiert hat. Jeder andere Bondfilm wäre 2012 genau so gut angekommen.
    Allerdings bin ich auch der Meinung, dass Skyfall nun nicht erheblich im Wert sinken wird, wie beispielsweise DAD. Dafür ist der Film insgesamt doch zu gut.

  • Muss mich hier wieder mal einklinken ("mehr als 736 Tage nach dem letzten Beitrag"zu diesem Film :D :( Das Teil lief um Weihnachten herum am TV und irgendwo im letzten Drittel bin ich beim Zappen hängen geblieben. Und leider hat es nicht dazu beigetragen, den Film für mich "schmackhafter" zu machen. Im Gegenteil... SF ist mittlerweile seeeehr weit unten in meiner persönlichen Bestenliste glandet. Das ganze ist mir einfach zu düster und vor allem finde ich, dass Bond und Co hier erstmals keine gute Figur machen (vermutlich hatte ich das schon mal irgendwann hier geschrieben): Während es allen anderen Bond-Filmen so ist, dass Bond (und damit meine ich grundsäztlich auch den MI6 hintendran) dem Gegner insofern stets auf Augenhöhe ist, als dass er versucht, dessen Pläne zu durchkreuzen und ihm Schlag für Schlag versetzt, rennt der MI6 in SF dem - im Übrigen "selbstgezüchteten" - Gegner lediglich hinterher ohne ihm auch nur den geringsten Kratzer zu versetzen. Bond gewinnt nie die Überhand und selbst der vermeintliche "Sieg" über Silva am Schluss ist mehr als lediglich.

  • Muss mich hier wieder mal einklinken ("mehr als 736 Tage nach dem letzten Beitrag"zu diesem Film :D :( Das Teil lief um Weihnachten herum am TV und irgendwo im letzten Drittel bin ich beim Zappen hängen geblieben. Und leider hat es nicht dazu beigetragen, den Film für mich "schmackhafter" zu machen. Im Gegenteil... SF ist mittlerweile seeeehr weit unten in meiner persönlichen Bestenliste glandet. Das ganze ist mir einfach zu düster und vor allem finde ich, dass Bond und Co hier erstmals keine gute Figur machen (vermutlich hatte ich das schon mal irgendwann hier geschrieben): Während es allen anderen Bond-Filmen so ist, dass Bond (und damit meine ich grundsäztlich auch den MI6 hintendran) dem Gegner insofern stets auf Augenhöhe ist, als dass er versucht, dessen Pläne zu durchkreuzen und ihm Schlag für Schlag versetzt, rennt der MI6 in SF dem - im Übrigen "selbstgezüchteten" - Gegner lediglich hinterher ohne ihm auch nur den geringsten Kratzer zu versetzen. Bond gewinnt nie die Überhand und selbst der vermeintliche "Sieg" über Silva am Schluss ist mehr als lediglich.

    ...und genau DAMIT gewinnt das Franchise an Vielschichtigkeit!


    Skyfall steht bei mir auf Platz 4 der Bestenliste, aber er bietet Aspekte, die nicht einmal von den Inhabern der Plätze 1 - 3 geliefert werden!

  • Gestatten:



    Skyfall, ein Jubiläumswerk
    für die Ewigkeit – nun ja, d.h. fast, zahllose Schwächen
    schließlich vermögen betrüblicherweise ein anderes Bild
    herbeizuführen, doch wahrlich immerhin: Nach 50 Jahren 007 gelang
    auch diesmal ein überwiegend akzeptabler Wurf, ob des auch
    hierzulande englischen Titels entschloss ich mich zu einer
    O-Ton-Sichtung, der Film er begänne mit einem geradezu schattig in
    dunkle Erscheinung tretenden Bonde sich in einem Tunnel befindend,
    der gar so überhaupt nicht meine geschmäcklerischen Ausrichtungen
    treffende Soundtrack erreicht mich nur sehr selten, obgleich er an
    und für sich durchaus versucht ist, sich klanglich so gut wie irgend
    möglich seinen jeweiligen Lokalitäten und Umgebungen zu
    assimilieren, gerade diese Anpassungsversuche aber scheitern aus
    meiner Sicht mehrfach, auch das Cover der DVD (zumindest bezüglich
    der Standard-Ausgabe) ist ohne jedweden Zweifel mehr als seelenlos
    und das bislang Einfallsloseste, es wirkt uninspiriert und weist
    nicht im Geringsten darauf hin, dass der (allein ohne
    Hintergrundbilder hierauf sichtbare und einfach nur vor einem weißen
    „Nichtse“ stehende) Hauptdarsteller eigentlich eine hervorragende
    Arbeit leistet, fünf der sechs Bonddarsteller SIND Bond, lediglich
    bei Brosnan gibt es Momente, in welchen es so anmutet als SPIELTE er
    die Figur nur, mehr noch, als sei er außerhalb der Bondreihe der
    bessere Bond als als Bond, doch zurückfindend zu Skyfall (SF), schon
    in der Vorsequenz entfaltet sich ein gewisses Maß an Action, nach
    einem zum Sprunge bereit seienden Landen in einem Zugabteil richtet
    sich Craig sehr beiläufig und gerade hierdurch wirksam die Krawatte
    (wohingegen es bei Brosnan zur Trommelwirbel-Show verkommen wäre,
    was aber bis zu einem gewissen Grade auch seiner snobistischen Ära
    geschuldet ist, die mit dem „bodenständigen“ reboot ab 2006 noch
    nicht allzu viel gemein hatte), das Filmwerk begann soeben in engen
    Gassen (dorten, wo auch das Videospiel „007 legends“ seinen
    Anfang fand oder zumindest seine SF-Mission, im Gegensatze zu
    nightfire zehn Jahre zuvor kein würdiges Jubiläumsspiel, die
    gleichjährigen JubiläumsFILME dagegen sind etwa gleichwertig: Stirb
    an einem anderen Tage und Skyfall), Moneypenny steht vor einer
    schicksalhaften Entscheidung: „Agent getroffen...“




    Früh jedoch wurde uns schon
    die Gewahrwerdung bewusst: Craig schaltet langsam aber sicher in den
    Brosnan-Modus, Wortspiele à la „Ich wechsle nur das Abteil“
    könnten fast 1:1 der zuvorigen Ära entstammen, die ersten beiden
    Werke Daniels arbeiteten viel seltener mit humoristischen Onelinern
    und so schlug Ära 6 anfänglich hier und da eine Brücke zu Ära 4
    (Dalton), ab Skyfall kehrt das in den Jahren 2006 und 2008 etwas
    zurückgenommene ironische Spiel als Augenzwinkern zwischen
    Bonddarsteller und Zuschauerschaft wieder ein Stück weit zurück wie
    gesaget und erinnert an Moore und Pierce, das mag in SF noch
    annähernd funktionieren, in Spectre hingegen nach meinem Dafürhalten
    nicht mehr, da die Pointen zunehmend unkreativer geschrieben worden
    sind (jawohl, ich weiß, „Geschmackssache“, aber ich gedenke auch
    fürderhin bei dem Wörtchen zu bleiben: unkreativ), Eve Moneypenny‘s
    Seelenschuss in den Regen des Ungewissen leitet im Zuge eines
    wasserfallartigen Beinahe-Todes ein sanftmütiges Titellied –
    unterleget mit Unterwasserbildern, zugegebenermaßen unschlecht
    gemacht – der langsamen Balladentöne ein („this is the end, hold
    your breath and count to ten, feel the earth move and then …. hear
    my heart burst again...“), Adeles zartfühlender Song leitet und
    läutet ein Filmrequiem ein (einerseits!, andererseits nämlich haben
    wir die Sprüche im Stil von Goldeneye, DAD und Co. und reisen so
    gesehen mindestens Jahre zurück), sehr schräg und nach zwei
    lebhaften „Ausbildungsfilmen“ jungen Draufgängertums zeitlich
    deplatziert wirkt jedoch auch der Ansatz, bereits den dritten Craig
    (so kurz nach dem Neubeginne und dem Erlangen des Doppelnullstatus
    sechs Jahre zuvor) als stark nachgelassen habendes Auslaufmodell
    seiner Branche darzustellen, selbstredend zwar ist dieses
    Bond-als-Oldtimer-Darstellen teils dem todesnahen („Ich habe den
    Tod genossen“, erinnert ein wenig an YOLTS 67er „Hatten Sie einen
    schweren Tod?“ - „Nein, sehr angenehm“) Sturze zu verdanken,
    doch ich fragte mich ernstlich was all dies soll und ob genau diese
    Überlebthabens-Erzählung bezüglich eines beinahe verunglückten
    007 nicht eher den Ton eines fünften oder gar sechsten und letzten
    Craig-Bonds getroffen hätte?, nach meinem Empfinden erschien Skyfall
    ob der tristen und fast schon an Rente oder gar Tod grenzenden
    Geschichte mindestens acht bis zehn Jahre zu früh, aber immerhin
    passt zu selbiger Story, dass Craig aufgrund der für ihn zu kurzen
    Haare in diesem Werke in einigen Szenen tatsächlich betagter
    aussieht als drei Jahre darauf in Spectre und vermutlich auch
    gegenwärtig in no time to die, nun, wir werden sehen, jedenfalls
    aber wird sich SF für mich nie als die Mitte der Ära anfühlen,
    sondern als Verendungswerk, obzwar nach dem Finale einen recht
    optimistischen Ton des Fortfahren-Wollens man ihn anschlüge, „with
    pleasure“.




    Betrübliche Tragik und
    gewitzte Oneliner dürfen sich natürlich immer abwechseln, gerade
    ein solches Wechselbad der Gefühle bedarf aber hohen
    Fingerspitzengefühls in der Regie und auch im Dialoge selbst, Sam
    Mendes drehte weiland mit seiner American Beauty ein Meisterwerk, SF
    ist definitiv ein Rückschritt wenn es um Charaktere und deren
    Ausarbeitung geht, besagtes Hin- und Her zwischen grotesken Späßen
    und ernsthaften Unannehmlichkeiten findet selten zur ausgewogenen
    Balance, beides reißt dich aus der jeweils anderen
    Angelegenheitssituation heraus, dabei willst du emotional im Filme
    „gefangen“ sein für diese zwei- bis zweieinhalb Stunden, eine
    Gefangenschaft aber ergab sich nicht, an ihrer statt zöge es dich
    teilnahmslos aus den Szenen raus als sei sie noch gar nicht vollendet
    (die Szene auf die du wartest), das Werk läuft vor sich hin,
    plätschert ein wenig, zuweilen leidenschaftslosigkeitsdurchtränkt,
    da hülfe es auch nur bedingt, dass M wie schon 13 Jahre zuvor in dem
    grandiosen „Die Welt ist nicht genug“ (überhaupt existieren
    unzählige Parallelen zwischen den beiden Filmen) eine tragende,
    bedeutsame und breitgefächerte Rolle bekleidet, ihr nunmehr
    eingeführet werdender Nachfolger (Ralph Fiennes / Udo Schenk),
    anfangs starrsinniger Bürokrat, erwiese sich erst in späteren
    Augenblicken als fairer Zeitgenosse (Sympath wäre vielleicht zu viel
    gesagt, aber immerhin: „Dann sind wir am Ar...h – weitermachen!“,
    kein Wort zum Premierminister), in vielerlei Hinsicht versucht der
    Film seinen Finger an den Puls der Zeit zu halten und thematisiert
    Bereiche wie etwa das Gefühl vollkommener Bedrohung im Unsichtbaren,
    die Welt als eine Schattenkammer der allgegenwärtigen Überwachung,
    ein kühler Kosmos stark technisierter Kontrollen über uns (derer
    gibt es viele), welchen wir uns ahnungsloserweise nur schwerlich zu
    widersetzen und zu entziehen vermögen, auch in „Der Morgen stirbt
    nie“ war Hightech bereits ein Thema (15 Jahre zuvor) und dorten
    wusste es mir auch durchaus zu gefallen, da all dieses eher beiläufig
    in die ansonsten nicht zu viel Anspruch erhebende Geschichte
    eingebettet worden ist, SF jedoch scheint gewillt zu sein, ZU viel
    ins Leben rufen zu können und stolpert über seine eigenen Hürden
    und Bürden, in besagtem TND 97 war das Hochtechnisierte überhaupt
    unterhaltsamer, da es gewissermaßen medial verpackt worden ist,
    wodurch ein Film-im-Film-Charakter entstand, wohingegen SF ebenfalls
    eine Absurdität an Anderswelche reiht und uns all dieses aber als
    vollen Ernst zu verkaufen geruht, das hiesige Szenario will
    kryptischer sein und besagte Enjoying-death-story böte durchaus
    melancholisches Potential fürwahr, doch gerade hierdurch wirken
    Sätze im Stil von „007 reporting for duty“ nicht immer vollends
    glaubwürdig, denn es ist evident dass in SF nicht der eigentliche
    Auftrag im Vordergrunde stünde, sondern, wenn man so will, die
    Genesungsreise Bonds, was sicher ein spannendes Thema für einen Film
    außerhalb der Hauptreihe darstellen würde (und bitte nicht wie in
    Sag niemals nie), in einem schwungvollen Jubiläumsjahre aber
    befremdlich wirkt, denn auch wenn gerade hier angebracht erscheint,
    dass es diesmal um Bond selbst und nicht um seine Mission geht, so
    wäre sage und schreibe 25 Jahre nach dem Hauche des Todes mal wieder
    eine „normale“ Agentenaufgabe angebracht gewesen mit einem klaren
    Zielbilde, das – im Gegensatz zu dieser Rezension – auch mal auf
    den Punkt kommt, auf diese Weise wäre auch die episch anmutende
    Überlänge des Nachfolgers Spectre akzeptabler gewesen, da man dort
    dann anstelle Skyfalls tatsächlich (!) die richtigen, wichtigen und
    persönlichen Themen hätte unterbringen können anstatt nur eine
    künstlich in die Länge gezogene Pseudo-Verflechtung zuvoriger
    Craig-Bösewichter herbeizuführen.


    Bond erlebet bei seinem
    altbekannten und doch kaum mehr erkenn- und identifizierbaren
    britischen Geheimdienste MI6 extreme und eklatante Veränderungen
    (die „neue Welt“), eine Zeit des Umbruchs, eine Ära der neuen
    Aufstellung, zugleich zelebriert der Film
    brückenschlagenwollenderweise eine 50-jährige Erfolgsgeschichte
    (und für meine Wenigkeit auch 10 Jahre Splinter Cell, auch dem
    „neuen“ Bonde wohnte 2012 also ein Jubiläum inne), sodass er
    sich zwischen traditionellen (aber überholten) und modernen (aber
    „langweiligen“) Elementen nie so recht entscheiden kann, die
    Best-of-both-Worlds-Rechnung ging nur bedingt auf und erhöbe SF zu
    einem ebenso besonderen wie gleichwohl etwas holprigen Film, mal wie
    aus einem Gusse und mal platt, auch die Dramaturgie der
    Skyfall-Traumata (Skyfall ward zur Örtlichkeit ernannt worden – in
    den schottischen Highlands, später mehr hierzu) ist nicht gerade
    überragend (kleine Hinweise hier und da, damit der Film von sich
    schwärmen kann, er verfüge über Tiefgang, Beispiel: „...danach
    war er kein Junge mehr“), doch rückblickend betrachtet in der
    (sofern man das nach knapp 8 Jahren schon so bezeichnen kann)
    Retrospektive geht sie in Ordnung, da wir nach der missglückten
    Spectre-Psychologie inzwischen Schlimmeres gewohnt sind, in SF
    nämlich haben die Geschehnisse zumindest einen Hauch von Relevanz
    inne und werden nicht willkürlich in ein ohnedies schon absurdes
    Konstrukt eingeflochten, es scheint zumindest eine Bewandtnis zu
    geben und die Umsetzung ist mindestens tolerabel, faszinierend auch
    dass die Reise in die Vergangenheit einzig mit Vertrauensperson M
    vollzogen wird (for her eyes only sozusagen, für M ganz allein –
    wäre das nicht auch ein Filmtitel gewesen, wenn man for YOUR eyes
    only 1981 schon so verhunzt hat in der „Übersetzung“ namens In
    tödlicher Mission?), der Film stellt verschiedentlich Fragen, u.a.
    „Why not stay dead?“, doch gerade dieser eher fragend als
    antwortend daherkommende Todesfilm haucht gewissen Figuren auch neues
    und jüngeres Leben ein, zwischen nachdenklichen Gemälden nämlich
    treffen wir mit sehr unaufgeregter Stimme (genial später die Szene
    mit dem Zuge: „sehr ungünstig“) auf den künftigen Q, einen
    Jüngling erstmals, aber bereits reich an Ahnung und meines Erachtens
    durchaus gut besetzt worden.



    Sodann ward es endlich
    geschehen, wir betreten den besten Part des gesamten Films,
    formvollendete Bilderfluten erwarten uns in Shanghai, visuelle
    Brillanz par excellence, ein Neonwunderparadies, jedwedes Fenster ein
    ganzes Land von optischen Eindrücken, ein beleuchteter Pool auf dem
    Dache, eine Stadt die sie auch schon in der damaligen
    Next-gen-Version von „Splinter Cell Double Agent“ für Furore und
    staunende Blicke hat Sorge tragen können, eine Welt komplizierten
    Straßennetzes, extrem hoher Gebäude, gewaltiger und an Tokyo
    erinnernder Glitzerreklamen und im Gesamtbilde daherkommend als
    befänden wir uns Shenmue-II-ähnlich (dort allerdings: Hongkong) in
    einem japanischen Yakuza-game, als da wären diese futuristischen
    Aufzüge, beeindruckende Glaspaläste und DePalma‘sche Rolltreppen,
    alle Bildnisse getränkt in surreale Lichtverzerrungen, sodass
    Shanghai ohne jeden Zweifel den stärksten, eindrucksvollsten
    (wohlgemerkt visuell, emotionaler sind für viele Zuschauer
    vermutlich die Schottlandszenen gegen Ende) Baustein des Films
    darstellt, es schade erscheinen lassend, dass besagter Brian nicht
    für die Regie verantwortlich zeichnete, leider.




    Geheimnisumwoben wehen die
    Vorhänge, ich muss meine Aussage korrigieren und revidieren, welche
    einst (mit mein einziges Lob an Spectre) besagte, Spectre erst
    markiere die Wieder- und Rückkehr zu Bonds Globetrotter-Welt,
    ansatzweise gab SF hier eine Richtung vor, verblüffend gleich nach
    den Shanghai-Momenten auch die nächtliche Ausleuchtung in Macao,
    ebenfalls also ein Beleuchtungsfest der Sinne, eine feurige
    Nachtpoesie, auch die geschliffenen Dialoge mit Miss Moneypenny
    erzeugen die richtige Chemie und die mysteriöse Aura von Sévérine
    bewirkt ebenfalls exotisch Faszinierendes, der Qualmrauch ihrer
    Zigarette schwebt und nebelt vor sich hin, im frühen Mittelteil
    wirkt der Film tatsächlich als verstünde er etwas davon ein
    erhaben‘ Epos der Extraklasse zu sein, doch all dieses und so
    vieles mehr geschieht in aller Regel ohne die kompromisslose
    Intensität der beiden Vorgänger dieser Ära, die Gesamtkomposition
    ist stellenweise stimmig, mehr als das aber auch nicht, einfach
    gefällig und zeitgerecht, aber ermüdend, einige wenige
    atemberaubende Momentaufnahmen versuchen über einen ansonsten eher
    ernüchternden Rest weitgehend hinwegzutäuschen , doch einige
    Details fallen gleichwohl sehr negativ ins Gewicht und auch der an
    und für sich sehr gut spielende, aber in seiner Rollenauslegung
    schlichtweg nicht meine Welt seiende Javier Bardem, nun, ist hier
    kaum etwas zu erretten imstande, sein blondiöser Schmalzlocken-Silva
    war Agent von 1986 bis 1997 (hätte Dalton GE 95 gedreht oder ein
    imaginäres Werk von 1991- oder 93, so wäre es genau seine Amtszeit
    gewesen und ein früher Silva wäre seinem Bonde womöglich in die
    Quere gekommen im Zuge des gesamten Wen-hat-M-wohl-lieber-Settings?,
    so hingegen aber fragen wir uns, warum wir von dem Namen nie zuvor
    gehört haben, rein subjektiv scheint es in Ms Welt tatsächlich nur
    Bond gegeben zu haben, zum Wen-mag-sie-lieber-Konstrukt noch: So
    gerade noch an Erträglichkeit grenzend, auf die Spitze trieb man es
    drei Jahre darauf zwischen Bond und Oberhauser, hier ging es aber
    mitnichten um M wie Mutti, sondern um deren beider Vater, Bonds
    Bruder und seine Eifersucht), einige Farben und Brauntöne des
    merkwürdigen und recht faden Verstecks Silvas gehen bei den kaum
    beeindruckenden und eher einem Western zu Ehre gereichenden
    Außenaufnahmen (wie ein besserer Bond-Western entstünde, das zeigte
    TMWTGG anno 74) bereits ansatzweise in die sandig verlassene Richtung
    von Spectre (ein Stil, welcher mir aber nur in Quantum gefiel), der
    Film präsentiert Themen wie Hackingtalent und
    Informationsbeschaffungskunst als das höchste Terrorgut der
    Gegenwart aus Sicht der Täter und damit aus unseriger Sicht
    natürlich als die gewaltigste Gefahr unserer Zeit, Szenen im
    Untergrunde (Züge…) erweisen sich als ganz gut gelungen (wenn auch
    auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinend), doch auch hier
    hätte, dächte man an nächtliche Underground-Szenen u.a. aus
    dressed to kill, aus blow out, jemand wie De Palma mehr Spannung oder
    zumindest Stilbewusstsein erzeugen können, überhaupt ist Spannung
    mitnichten SFs größte Stärke, eher eine Schwäche, auch schütteln
    wir oftmals mit dem Kopfe, so hatte Bond etwa vor dem merkwürdigen
    Zugunglücke durchaus die Chance Silva schießunfähig zu machen oder
    kaltblütig zu beseitigen, er hat sie nicht ergriffen, „leichte“
    Chancen zu ergreifen ist ja „unsportlich“ und nur das
    Das-Unmögliche-möglich-Machen ist „cool“, also gedenken wir es
    uns unnötig schwer zu machen und in der ohnedies schon nervösen
    Situation zusätzliche Bürden zu ertragen…, warum logisch vorgehen
    wenn man sich genauso gut Steine in den Weg legen kann?




    In hohem Hause hält Miss
    Dench (M) in Kürze eine sehr gute Ansprache und kurz/just ehe der
    zuvor verhalten manipulative und inzwischen wild Amok laufende Silva
    ihr erneut in unsanfte Quere zu kommen drohet, wissen ihre Worte des
    Zuschauers Hörsinne zu bewegen, mit Bond gelänge ihr die Flucht und
    wir besteigen den mich in den Filmen Spectre (teils auch CR) und GE
    ein wenig „genervt“ habenden Kultspeichenradwagen DB5 von Aston
    (in Skyfall ist er ausnahmsweise mal angebracht, tatsächlich hätte
    das Fahrzeug in einem Jubiläumswerke gefehlt, Spectre zwar stellte
    Feuerball-bezogen ebenfalls eine 50er Veranstaltung der Jahre dar,
    den größeren und publikumswirksamer daherkommenden Auftritt genoss
    der alte Silber-Sechszylinder aber definitiv in Goldfinger und
    überhaupt scheint ein Gesamtjubiläum der Reihe – Dr. No: 1962 –
    ein passenderer Zeitpunkt für eine Überhöhung der Klischees zu
    sein), der titelgebende Ort Skyfall ist gegen Ende ganz und gar in
    Nebel getaucht, unendliche Weiten umgeben uns und nirgends scheint
    eine andere Menschenseele zu residieren, zu TWINE-Zeiten (1999)
    sprach es aus Ms Munde noch, dass sie Bond nie mitteilen würde dass
    er der Beste sei, hier jedoch sagt sie immerhin, dass orphans
    (Waisenkinder) oftmals die besten Rekruten seien und deutet es
    zumindest vorsichtig an (bei Craigs Bond vertretbarer, Brosnans 007
    agierte tendenziell arroganter, sodass Ms sparsamer Umgang mit
    Lobeshymnen zu jener Zeit tendenziell nachvollziehbarer erschien, um
    den sowieso schon ichbezogenen Lebemann nicht gänzlich abheben zu
    lassen), das gigantomanisch große Skyfall-Haus erinnert ein wenig an
    das Anwesen aus „crimson peak“ mit Mia Wasikowska, es kommet zum
    Showdown-Finale, zum Sturme der Festung, Bonds Hausabschied dagegen
    wirkt halbherzig: „Ich habe diesen Ort immer gehasst“, ist aber
    womöglich die einzige Chance sich impulsiven und schnellen Handelns
    eben hiervon zu trennen, das Unpassende ist bisweilen passend,
    alsbald kommet es zur finalen Unterhaltung zwischen Bond und Silva
    auf einem Eissee, etwas dümmlich seitens Silva einen Bond derart zu
    unterschätzen, denn genau wie ein Sam Fisher (schon wieder eine
    Parallele zu Double Agent) vermag sich ein smarter Bond das
    (eigentlich ja nur zu kühles Wasser seiende) Eis tauchfreudig als
    Rettungschance zunutze zu machen, aus der Not heraus begibt er sich
    somit ins kalte Bad und unterhalb der Wasseroberfläche und auch
    anderswo fördert Bond die Orientierungslosigkeit seiner Widersacher
    und weiß von ebendiesem Zeitfenster zu profitieren, überhaupt wirkt
    Silva oftmals reichlich erschöpft (mal was Anderes, Gegner wie Drax
    wirkten hingegen geradezu übermenschlich, oder war es eher ihr
    Vorhaben?) und scheint in seinem Tode doch noch Erlösung und
    Befreiung zu finden, losgelöst nun von all den Anstrengungen, so
    eilt er hinfort und schliche dahin,



    M wird langsam in den
    Ruhestand geleitet (hiergegen sträubte sie sich zuvor deutlichst,
    was zu unterhaltsamen Szenen klarer Dominanz ihrerseits führt), Bond
    hingegen kehrt sodann zu seinem neuen Vorgesetzten zurück und
    erstmals gibt es zwischen den zuvor nicht harmoniert habenden
    Personen einen Gänsehautmoment:



    Mit Vergnügen...“,



    Bond is back!, was uns zum
    nächsten Filme führet:



    „…and finally ….here
    we are...“




    M und Bond,



    Reise zurück,



    Skyfall and beyond,



    Heimat ohne Glück.




    Ambitioniertes Projekt,



    grandios gescheitert,



    teils aber Gutes erweckt,



    das Bonduniversum erweitert.

  • Nun ist auch James Bond 007: Himmelssturz geschafft. Der Jubiläumsfilm hat unter Fans meiner Wahrnehmung nach ein bisschen abgebaut, nachdem er bei seiner Veröffentlichung allgmein sehr gut aufgenommen wurde. Er hat zwar Logiklöcher, durch die ganze U-Bahnen passen, aber ich mag ihn nach wie vor sehr, und finde ihn zum Teil erfrischend anders.


    Nur noch ein Film, dann gehts erstmal in die Sommerpause. 8)

  • Der Jubiläumsfilm hat unter Fans meiner Wahrnehmung nach ein bisschen abgebaut, nachdem er bei seiner Veröffentlichung allgmein sehr gut aufgenommen wurde.


    Das stimmt, bei Kritikern wohl weniger. Die TV Spielfilm feiert den Film auch bei jeder TV-Ausstrahlung ab, als einer der zwei, drei besten Bondfilme (der andere ist auf jeden Fall Goldfinger, Nr. 3?) meiner Meinung nach ein wenig zu aufdringlich. Also gar als stärksten Craig-Beitrag. Das sehen dann doch viele Fans und restlichen Kritiker anders.
    Ich bleibe auch bei meiner Meinung, dass SF sehr stark vom Bond Jubiläumsjahr profitierte. Vom komplett hervorragenden Marketing, nicht nur um SF, sondern um die ganze Bond-Historie.


    Zitat

    Der Zustand dazwischen, in dem sowohl der Roman- als auch der klassische Filmbond seine größten und schönsten Abenteuer erlebte, interessiert in dieser Ära gar nicht mehr.


    Durchaus ein interessanter, offensichtlich gewünschter Aspekt. Die "Glanzjahre" ließ man weg, als Abwechslung keine so schlechte Idee, nur dass daraus auch mehr Drama konzipiert wurde.

  • Zitat

    und finde ihn zum Teil erfrischend anders.


    Das fand ich beim ersten Mal angucken auch. Also so "erfrischend" fand ich ihn zwar nicht - anders aber schon. Er war jedoch grösstenteils leider auf eine mir nicht zusagende Art anders: Zu düster, zu psycho und wie von Martin festgestellt: "Logisch" ist an diesem Film einfach rein gar nichts. Enttäuscht war ich zudem, dass die guten Ansätze aus den beiden vorangehenden Filmen (die waren ja wirklich erfrischend anders) nicht nur geopfert sondern geradezu negiert wurden. So befindet sich SF leider ziemlich weit unten auf meiner persönlichen Rangliste. Aus den diversen Ansichten schliesse ich, dass SF polarisiert wie kaum ein anderer Bond-Film.

  • James Bond 007: Skyfall


    Bond Marathon # 00…24; Originaltitel: Skyfall, GB 2012, Regie: Sam Mendes, Drehbuch: Neal Purvis & Robert Wade und John Logan nach Ian Fleming, Darsteller: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Bérénice Marlohe, Rory Kinnear, Ben Whishaw, Albert Finney, Helen McCrory, Ola Rapace, Milorad Kapor, Nicholas Woodeson, Tonia Sotiropoulou u. a., Premiere: 23. Oktober 2012


    Zitat von James Bond 007: Skyfall

    In Istanbul wird eine Festplatte des MI-6 gestohlen, die die Namen sämtlicher Informanten enthält, die westliche Geheimdienste weltweit in Terrorgruppen eingeschleust haben. James Bond entdeckt die toten Bewacher, von denen einer noch lebt, und verfolgt den Attentäter durch die Straßen der Metropole am Bosporus. Er bekommt Hilfe von der Rookie-Agentin Eve. Aber der Killer erweist sich als eiskalter Profi mit Spezialausrüstung. Doch Nullnullsieben gibt nicht auf. Die Festplatte ist zu wichtig. Schließlich kann er den Flüchtenden auf dem Dach eines fahrenden Zuges außerhalb der Stadt stellen. Während des Kampfes befiehlt M aus London der unerfahrenen Eve auf jeden Fall mit dem Präzisionsgewehr zu schießen. Die junge Frau drückt ab und erwischt den Doppel-Null-Mann, der daraufhin in den Fluss stürzt. Der Attentäter kann mit der Agentenliste entkommen. In London wird Bond einige Monate später für tot erklärt und M schreibt einen Nachruf. Die MI-6-Leiterin muss sich einem Untersuchungsausschuss stellen. Ihr designierter Nachfolger Gareth Mallory bereitet sie darauf vor und erklärt ihr, dass ihre Tage gezählt sind. Als der MI-6 endlich eine Spur hat, wird der Zentralrechner gehackt und die Gasleitungen aufgedreht. Dadurch ereignet sich im Hauptquartier eine massive Explosion, die viele Mitarbeiter das Leben kostet. M erhält die krytische Nachricht "Denk an deine Sünden.". Sie kann sich keinen Reim darauf machen. In Istanbul wurde der totgeglaubte 007 derweil von einer Einheimischen aus dem Fluss gerettet und versorgt. Bond hat mit seinem Agentenleben abgeschlossen und vertreibt sich die Zeit mit gefährlichen Trinkspielen. Als er von dem Anschlag in London hört, ändert der Doppel-Null-Mann seine Meinung und reist in die Heimat. Er sucht M in ihrer Wohnung auf und sie will ihn wieder einsetzen, wenn er den Eingliederungscheck besteht. Im provisorischen MI-6-Quartier im Untergrund trifft er auf Eve, die in den Innendienst versetzt wurde, und auf Mallory, der keinen Hehl aus Bonds Überflüssigkeit macht. Der Agent lernt seinen neuen Ausrüster Q kennen und Tanner kann das Geschoss-Schrapnell aus 007s Schulter einer Waffe zuordnen, die von dem Profikiller Patrice verwendet wurde. Bond erkennt in diesem den Attentäter aus Istanbul. Tanner kann den Mann in Shanghai lokalisieren. Nullnullsieben reist umgehend dorthin. In der Nacht begeht Patrice in einem ultramodernen Bürokomplex einen Mord. Der Agent stellt ihn und es kommt zu einem Kampf in dessen Verlauf der Killer in die Tiefe stürzt. Immerhin konnte der Doppel-Null-Mann einen geheimnisvolle Frau ausmachen, die Patrice den Auftrag erteilte. In einem anrüchigen Casino in Macau trifft er Sévérine, die eine Gefangene im goldenen Käfig zu sein scheint. Bond schaltet alle ihre Bodyguards aus und verlangt zu ihrem Boss gebracht zu werden, was Sévérine nur widerwillig tut. Die Reise führt zur verlassenen japanischen Insel Hashima und Bond dämmert allmählich, dass er im Begriff ist, die Tür zu einer Vergangenheit aufzustoßen, die besser verschlossen geblieben wäre...


    Zitat von Scarpine (2013)

    Daniel Craigs dritter Einsatz kann als statthafter Mittel-Ära-Streifen mit starkem Klassik-Touch im Stile von "Goldfinger", "Thunderball" und "GoldenEye" aufwarten. Trotz des klassischeren Grundtons, sorgen die ernste Handlung, die weitgehend nüchternen Drehorte und das kühle Farbspektrum dafür, dass "Skyfall" als düstere, teils geerdete Agentengeschichte auftrumpfen kann. Mediale Verbreitung, Whistleblowing und digitale Schachzüge sorgen für einen modernen, zeitgemäßen Touch. Die Besetzung spielt grandios auf und die Regie weis rundherum für Frische zu sorgen. Auch die handwerklichen Bereiche zeigen fast durch die Bank hochqualitativen Einsatz. Ingesamt findet "Skyfall" die richtige Balance zwischen inhaltlicher Klasse und tagesaktueller Kolportage und zählt insgesamt zu den gelungensten Bondstreifen.


    "A brave new world." - Bei diesem Gedanken Bonds kann man sich bisweilen selbst ertappen. Jedenfalls hatte ich lange diesen Eindruck, wenn ich mich mit Skyfall befasste. Ein Franchise-Beitrag, der zwar beileibe kein so starkes Neurotik-Potenzial besitzt, wie meine drei im Laufe des Marathon benannten Problem-Streifen, aber mir auf eine eigentümliche Art und Weise doch lange fremd blieb, weshalb die fast uneingeschränkte Zustimmung breiter Zuschauer- und Fan-Schichten und die allgemeine Hochstilisierung zum "besten Bond aller Zeiten" eine einigermaßen schräge Erfahrung für meine Wenigkeit darstellte. Nun sind einige Jahre ins Land gegangen. Es hat dem Film definitiv geholfen. Ich fremdele jedenfalls nicht mehr mit dem dritten Einsatz von Daniel Craig. Dennoch halte ich ihn weiterhin für einen markanten bis merkwürdigen Monolith innerhalb des 007-Kosmos. Das liegt an der Filmstruktur, den Themen und ihrer Umsetzung. Aber eines vorweg: Dem zweiten großen Jubiläumswerk des Franchise gelingt, woran sich das erste eindeutig verhob – die Synchronisierung eines eigenständigen, funktionierenden Plots mit dem liebevoll eingestreuten, zitatreichen Hommage-Feuerwerk zum Goldenen Anniversarium. Schon diese Leistung dürfen sich die Macher als bravourösen Erfolg ans Revers heften. Auch ansonsten hat man durchweg stilsicher und sorgsam gearbeitet, um einen unvergesslichen Serieneintrag zu kreieren, der das erste halbe Jahrhundert des cineastischen Nullnullsieben würdig begeht. Skyfall ist eine Art Zwitter, ein Versuch, einen Agententhriller in der Tradition des Autorenkinos mit der spielerischen Leichtigkeit des klassischen James Bond nach der Prägung der späteren Connery- und Moore-Filme zu kombinieren. Und dieses Ansinnen geht dank dem neuen Regisseur Sam Mendes auch auf. Gleichwohl ist der Preis für ein solches Wagnis natürlich einerseits der (Teil-)Verlust der traditionellen Bond-Formel und seiner Verfechter, die von den ersten beiden Craig-Filmen ohnehin bereits aufgescheucht wurden, andererseits die Notwendigkeit, bei einem solchen ambitionierten Unterfangen klotzen und nicht kleckern zu müssen. Perfekt ist Skyfall in der Nachbetrachtung beileibe nicht. Zunächst einmal ist die Laufzeit zu lang; der Film verheddert sich bei einigen Szenen zu sehr in verzichtbaren Dialogen und Belanglosigkeiten. Überhaupt muss man dem Drehbuch in Sachen Plausibilität und dem Faktor Zufall doch so einiges durchgehen lassen. Hier hätten die Autoren bei einer solchen Betonung der Ernsthaftigkeit der Vorgänge sauberer arbeiten können. Auch in den handwerklichen Details gibt es Unstimmigkeiten, die zwar keine großen Ausmaße annehmen, aber einer Höchstwertung doch sichtlich entgegenstehen. Überhaupt wird der Bogen in den Story-Elementen, filmischen Mitteln und Darstellungen hier und da mal ein wenig überspannt, was zu leichten tonalen Brüchen führt. Dagegen sind große Kompartimente des Werks erkennbar erstklassig geraten. Gute Darstellerdarbietungen, exzellente Plotwendungen und Subthemen, exquisite Drehorte, größtenteils souveräne Leistungen in den einzelnen Produktionssektionen und eine edle Optik erfreuen den Enthusiasten. Rundherum ist Skyfall großartig gelungen und darf als einer der besseren Werkbeiträge betrachtet werden, der auf andere Weise wie der Vorgänger neue ausgefallene Standards markiert und diese vor allem wirkmächtiger in der kinetischen Bond-Basis zu verankern versteht.


    Die Besetzung von Skyfall darf man gewiss ohne Übertreibungen als eine der prominentesten der ganzen Reihe bezeichnen. Die Schauspieler wurden durch die Bank treffend und mit feinem Gespür für die Charaktere besetzt. Auffällig erscheint die bühnenhafte Fokussierung auf eine schmale Gruppe von Hauptfiguren, neben denen es fast nur noch Kleinstrollen mit spartanischer Statistengröße gibt. Über Daniel Craigs Leistung in seiner dritten Mission kann man freilich geteilter Meinung sein. Ein derart physisch wie psychisch malträtierter Doppel-Null-Agent ist nicht jedermanns Sache, aber auch wenn man eine solche Rollenauslegung ablehnt, kommt man doch nicht umhin, diese Zeichnung eines schmerzhaften Himmelssturzes als stimmiger und glaubhafter anzuerkennen, als die arg forcierte Ausmusterung von Pierce Brosnan in Die Another Day. Craig sitzt noch sicherer im Sattel und kann 007 dennoch nochmal neue Facetten abgewinnen. Sein Bond ist verletzlich, emotional, zynisch, verbittert, rachsüchtig, verbissen, schlagkräftig, aber zeitweise auch charmant, smart und stilvoll. Der Engländer liefert eine durchgehend solide bis souveräne Performance ab. Allerdings erscheinen mir die vorherigen Auftritte des Mannes mit der Lizenznummer 006 im Gesamtbild eindringlicher und besser. In den Dialogszenen hat sich der sechste Amtsinhaber eine gewisse süffisante Schnoddrigkeit zugelegt, die ihn zwar lässiger, aber vereinzelt auch recht gekünstelt erscheinen lässt. Zudem ist sein körperlicher Stunteinsatz nicht mehr ganz so intensiv gehalten und wird auch nicht mehr explizit von der Regie zelebriert. Das ist besonders augenfällig bei den beiden Auseinandersetzungen mit Patrice, wo die Kamera zugunsten anderer Perspektiven sichtlich auf Distanz geht und eine direkte Visualisierung des Schlagabtauschs vermeidet. Optisch ist Craig auch nicht in bester Verfassung, was im ersten Filmdrittel natürlich seinem handlungsbedingten Werdegang geschuldet ist. Trotzdem steht ihm dieser militärische Kurzhaarschnitt den ganzen Film über nicht sonderlich gut und die Anzüge sitzen auch nicht mehr so locker und passgenau wie noch in Quantum Of Solace. Ein darstellerisches Pfund sind dagegen einige emotionale Ausbrüche, zu denen die Dramaturgie auch die Möglichkeiten bietet. Alles in allem eine gute und gelungene Vorstellung Craigs in seinem dritten Bondstreifen. Ein bisschen irritiert ist man als Kenner der filmischen Struktur über das Fehlen eines Hauptbondgirls. Zwar versuchen Naomie Harris und Bérénice Marlohe diese Lücke als Duo zu füllen, aber dafür mangelt es beiden Rollen an Relevanz und Tiefe. Über die exponierte Stellung von Judi Dench lässt sich streiten. Auf der einen Seite besticht die Grand Dame wie ihr Zelluloid-Pendant durch ihre unerschütterliche, professionelle Würde, auf der anderen Seite erscheint die Geschichte ihrer Figur – vor allem im Verhältnis zu Bond – eigentlich schon lange auserzählt. Gerade der letztere Aspekt macht es mir schwer, in Skyfall Denchs beste Performance als M zu erkennen. Javier Bardems Schurke Silva ähnelt Sean Beans Trevelyan und ist leider auch mit ganz ähnlichen Problemen behaftet wie dieser Villain. Jeweils steht Bond nicht im Mittelpunkt des Interesses, weil Silva eine Rechnung mit dessen Chefin offen hat, genau wie Trevelyan einst mit good old England. Dadurch erscheint 007 bisweilen als Nebenfigur und hat auch kaum Reibungspunkte mit seinem Gegner, weshalb das erste Treffen der Kontrahenten partiell ins Komische abrutscht. Diesen Mangel an dramatischem Kapital kompensiert Bardem genau wie Bean mit exaltiertem Overacting. Der große Auftritt des Phantoms aus dem Nichts, die ständigen ironisch-grinsenden Seitenhiebe und Lacher auf Bonds Kosten, die übertrieben herausgekehrten mimischen Manierismen. In der Folge von Heath Ledgers doomed Joker hat man aus Silva einen ähnlich schrillen Comic-Psychopathen gemacht. Nur bei den beiden kurzen Aufeinandertreffen mit seiner 'Schöpferin' kann der Spanier seine Klasse wirklich ausspielen und dem Charakter glaubhafte Züge entlocken. Rory Kinnear, Ben Whishaw und Albert Finney agieren als sehr abwechslungsreiche und sympathische Helfer, während Ralph Fiennes sich mit seinem pointierten Spiel sogleich stilsicher und kompetent für höhere Aufgaben empfiehlt.


    Über nahezu jeden Zweifel erhaben ist die Kameraarbeit von Roger Deakins. Die Cinematographie des Oscar-Preisträgers zeigt kräftige und entsättigte Farben in großer Vielfalt. Dadurch werden vereinzelt wunderschöne gemäldeartige Bilder und Landschaftspanoramen eingefangen. Deakins beweist eine vielseitige Dynamik und wählt reizvolle Einstellungen, Winkel und Perspektiven. Die impressionistischen Stimmungen in Shanghai, Macau und Schottland stellen die Höhepunkte seines Schaffens dar. Allerdings wirken diverse CGI-Effekt-Einflechtungen teilweise genauso unnatürlich und störend wie beim Vorgänger und das partiell sichtlich zu überdrehte Colorgrading wirkt sich leider auch suboptimal auf die Lichtsetzung mancher Szenenbilder aus. Das soll jedoch keineswegs die Leistung des Kameramanns schmälern, die ganz gewiss innerhalb der Reihe in die Riege der erstklassigen Cinematographien gehört. Beruhigend für das Bond-Herz ist zudem die Rückkehr von Daniel Kleinman, der stilsicher eine wunderschöne Maintitlesequenz serviert, die jedoch aufgrund eines gewissen optischen Overkills nicht ganz zu seinen besten Kreationen aufschließen kann. Adeles Ballade hat wahrlich das Zeug zum großen Klassiker. Etwas ratlos lässt mich nach wie vor der Score von Thomas Newman zurück, der fast gar keine erinnerungswürdigen Stücke beinhaltet. Müsste ich den Soundtrack beschreiben, könnte ich nur sagen, dass Newman kontinuierlich Techno- und Trance-Melodien in verschiedenen Höhen und Tiefen variiert, wahlweise orientalische, fernöstliche und typisch bondsche Klänge einstreut und in den Action-Sequenzen dieses fortlaufende, flirrende Gedudel nur eben mal schnöde in lautstarkes Stakkato-Geplärre ausarten lässt. Vielleicht tue ich dem Komponisten unrecht, aber mich packt dieses Musik-Album einfach überhaupt nicht. Bei den Schauplätzen hat man sich in London, Schottland, Istanbul, der Türkei, Shanghai und Macau interessante Dreh-Motive herausgepickt. Im Set-Design übertrifft Dennis Gassner seinen Einstand und liefert durchweg detailverliebte Dekors, unter denen das provisorische MI-6-Quartier, die Skyfall Lodge und das Golden Dragon Casino besonders hervorstechen. Das Script ist aus meiner Sicht ein eher zweischneidiges Schwert. Zwar bietet es eine in sich geschlossene Geschichte und unterbreitet dem Zuschauer mit dem großen Thema "Aktenkoffer-Konservativismus versus Informationstechnik-Progressivität" einen spannenden Subtext, nimmt dafür aber auch Unlogik, erzählerische Brüche und eine Vernachlässigung spezifischer Elemente in Kauf. In all diesem doppelbödigen Dualismus von Blut & Bits und Blei & Bytes wird die eigentliche Handlung fast schon nur Nebensache. Es entstehen Längen und der Fokus wird zu oft innerhalb der Laufzeit verschoben. Der Larger than Life-Aspekt muss sich - bis zum Home Alone-artigen Finale - zu sehr einem nüchternen, kompromisslosen Blick auf Vertrauen und Verrat innerhalb des kalten Spionagegeschäftes beugen. Dennoch funktioniert diese Kombination aus seriöser Nachrichtendienst-Thematik und ureigenem 007-Plot mit leichten Abstrichen. Auf dem Regiestuhl kann Sam Mendes über weite Strecken glänzen. Seine Inszenierung ist kraftvoll, temporeich, mit gutem Szenen-Timing gespickt und beweist in den reinen Schauspielmomenten enormen atmosphärischen Biss. Zweier Einflüsse kann sich der Filmemacher aber doch nicht erwehren: Dem zeitgenössischen Action-Thriller-Input, den sein Landsmann Christopher Nolan vor allem mit seinem wegweisenden Batman-Streifen The Dark Knight lostrat, und seiner tiefen Verbundenheit zur großen Bühne. Skyfall hat in seiner ganzen Anlage, der Rollenaufteilung, den Darstellungen und in zentralen szenischen Momenten die Anmutung eines Theaterstücks. Ein ebensolcher Tragödienstoff und die ikonografische Nähe des dunklen Ritters zu einem schattenhaften Bond bedingen und verstärken einander wechselseitig. Was bleibt, ist ein Bondfilm, der im kinetischen Sinne keine formalen Grenzen einreißt, aber sich in einem ideellen Sinne noch weiter vom traditionellen Nullnullsieben entfernt als die Vorläufer. Trotzdem ist Skyfall auf seine ganz eigene, unverwechselbare Art einer der besten und herausragendsten Beiträge der ganzen Serie.


    "Where worlds collide and days are dark." – In der Nachfolge der epochemachenden Nolan-Blockbuster geriert sich der Jubiläumsbond als todernster, pessimistsicher Agententhriller mit tiefsinnigem Unterton, patriotischem Pathos und sanguiner Shakespeare-Dramatik. Dabei gerät das Werk allerdings in der Folge mindestens ebenso a-typisch wie der unmittelbare Vorgänger. Zwar macht die Geschichte einen runden Eindruck und die ausführenden Kräfte liefern zumeist vortreffliche Arbeit ab, aber Skyfall erscheint genauso weit vom klassischen 007-Sujet entfernt wie der Quantum Of Solace-Schnitt vom traditionellen filmischen Aufbau. Trotzdem ist dieser Serieneintrag auf seine Weise durchaus gelungen und besitzt ein Alleinstellungsmerkmal. Fleming bediente allerdings stets glamourösen Pulp und nicht biedere Spionage-Tristesse ala Forsyth oder le Carré. Ferner hat man dem Werk auch noch zusätzlich Züge einer The Dark Knight-Hommage und Spurenelemente einer griechischen Tragödie verliehen. Somit ist Skyfall im besten und im schlechtesten Sinne wohl am Ende das, was François Truffaut einst als einen "großen kranken Film" bezeichnete.


    00 00 00 00 00 Doppel-Null-Lizenzen

  • Danke für das Review, Scarpine. Wie ich schon zuvor geschrieben habe: Ich werde mit SF einfach nicht warm. Nicht, dass es ein schlechter Film ist, aber für mich funktioniert SF nicht als Bond-Film. CR und QoS waren auch beides ziemlich "atypische" Beiträge. Trotzdem kommt bei mir bei diesen beiden Werken durchaus Bond-Feeling auf, was insgesamt bei SF leider nicht der Fall ist :S

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