Synchronisation und Sprecher

  • Also außer bei OHMSS fällt mir nicht ein, dass Bond Moneypenny dutzt.
    Das sollte aber auch so sein, weil man Moneypennys Vornamen bewusst wegließ.
    Bei Felix Leiter und James Bind ist es etwas anderes. Ich bevorzuge ganz klar die freundschaftlichere Variante.
    Ein James und zeitgleich "Sie", wie bei DAF finde ich persönlich albern.
    Entweder bleibe ich beim Sie und Nachnamen oder beim lockeren Du plus Vornamen.

  • Diamonds are forever war überhaupt ein wenig albern geraten.
    Versteht mich nicht falsch: Das bezieht sich auch auf das Positive.


    Generell verbleiben da aber ein paar Ungereimtheiten und der Film wirkt wie die erste Bond-Parodie ab 16 :)


    Und die Verwendung des Siezens hätte man sich getrost sparen können.

  • Da wir uns hier inmitten des Synchronisationsthreads befinden, möchte ich meine eigene Sicht der Dinge nicht länger unerwähnt lassen.
    Von den insgesamt 8 Sprechern in Bondfilmen mit offiziellen Darstellern, gefallen mir vier Resonanzen sehr gut, die andere Hälfte der Stimmen keineswegs.


    Top:
    1. Frank Glaubrecht (DIE Rettung für meinen Bond Nr. 6: Pierce Brosnan, d.h. er klingt wie Scarface mit gehobenerer Wortwahl :) )
    2. "Gigi" Hoffmann (auch wenn in NSNA hörbar geschwächt, sicherlich die legendärste Bondstimme - inklusive OHMSS, Kult!)
    3. Lutz Riedel für Timothy Dalton (er klingt vielleicht nicht allzu tief, aber am Ende jedes Wortes findet sich ein passgenauer Hauch von Ausdruck...)
    4. Dietmar Wunder als ein Wunder für Daniel (die Stimme mit der ich aufwachse und zudem nicht nur in Filmen, sondern auch in GE Reloaded, Bloodstone, Legends)


    Flop: (Platz 1 am wenigsten unpassend, Platz 4 am entferntesten vom rollengerechten Ideal)
    1. Engelbert v. Nordhausen (Flop deswegen, weil er weder bei den Szenen aus NSNA, noch bei dem FRWL-Spiel "passend" klingt, zuviel Cosby-Comedy im Klang)
    2. Erich Räuker (nachträglich vertonte OHMSS-Szenen, zwar durchaus tiefe, jedoch arg ungewohnte Stimme. Ich meine er sprach 007 auch in Agent Under Fire?)
    3. Klaus Kindler (obwohl ich ihn zuerst hörte, da DN mein Erstbond gewesen war, ist die Stimme doch nicht so recht die, mit welcher ich mich anfreunden kann)
    4. Niels Clausnitzer (er ruhe in Frieden, R.I.P., sicher ein sympathischer Arzt und Mensch, aber für eine Doppelnull klanglich zu bieder und bürgerlich, Platzierung 4)


    Da ich mich persönlich prinzipiell sehr für das Thema Synchronisation interessiere (bezeichne es sogar als "Das Phänomen Synchronisation"), wären meine zahlreichen Eindrücke der Stimmen einzelner weiteren Charaktere der diversen Filme nicht das, was man hier grob "resümieren" könnte, jedoch nenne ich auch da die Stimmen, welche ich am liebsten hörte:


    Claudia Lössl (als weibliche Bondunterstützung in Agent Under Fire und vor allen Dingen Nightfire, Kelly Bundy hat es also ins Bonduniversum geschafft :D )
    Norbert Langer als Alec in GE (TOP, die Stimme von James Morrison in Revenge, Tom Hagen in Der Pate, Fantomas-1980 und Thomas Magnum in Magnum, klingt sehr seriös und obendrein recht kräftig. Mit ihr wäre Sean Bean dem mir als Bond etwas suspekten Brosnan vorzuziehen gewesen, ist lediglich meine Meinung).
    Lutz Mackensy als Mister Carver. Seine Stimme in einem Brosnan-Bondfilm stellt eine belustigende Ironie dar, da der Mann zuvor bereits Brosnan synchronisierte und außerdem Ricardo Tubbs aus Miami Vice, der Größenwahnsinnige also sozusagen von einem Polizisten gesprochen wird. Außerdem sprach er Don Corleone.
    Uwe Friedrichsen als Franz Sanchez. Seltsam, aber wahr: anfangs sprach er Inspektor Columbo und dennoch wirkt er bei Davi glaubwürdig. Soweit für´s Erste...

  • (...)
    Flop: (...)
    3. Klaus Kindler (obwohl ich ihn zuerst hörte, da DN mein Erstbond gewesen war, ist die Stimme doch nicht so recht die, mit welcher ich mich anfreunden kann)
    4. Niels Clausnitzer (er ruhe in Frieden, R.I.P., sicher ein sympathischer Arzt und Mensch, aber für eine Doppelnull klanglich zu bieder und bürgerlich, Platzierung 4)
    (...)

    Die Differenz zwischen unseren Wertungen resultiert sicherlich auch aus dem Generationsunterschied:


    Klaus Kindler hatte in den 60-ern einen ähnlichen "Helden"-Status wie G. G. Hoffmann, bedingt u. a. auch durch seine stimmliche Präsenz in der Serie Flipper (Er sprach den Porter Ricks/ Brian Kelly).
    Und Clausnitzer - so tippe ich mal - ist Dir erstmalig bekannt geworden durch "Alf", dann erst durch Moore. Das würde Dein "zu bieder und bürgerlich" erklären und plausibel machen.

  • Mister Fogg, Kindler ist auch in meinen Augen nicht zu verachten :)
    Als Carlito Brigante fand ich ihn gut, aber ich sehe einfach nicht den stimmlichen Bezug zu Sir Sean und hätte mir Dr. No zu gern mit Hoffmanns Stimme angesehen.
    Was Willy Tanner anbelangt, so muss ich dich leider enttäuschen: diesen kannte ich erst NACH den Bondfilmen der 70er und 80er Jahre.
    Niels Clausnitzer klingt wie ich finde sehr sympathisch und menschlich, aber obwohl ich ihn auch anfangs ausschließlich als James Bond hörte, war mir das was ich hörte in Anbetracht der eigentlich recht rauhen Rolle deutlich zu "normal"..., was ich dann in meinem vorherigen Post als "bieder" bezeichnet habe.
    Stimmen sind etwas individuelles, wobei die gewonnenen Eindrücke sehr subjektiv sind. Es ist eine angenehme Stimme, aber m.E. "agenten-untauglich" ;)


  • Finde ich sehr interessant und deine Ausführungen kann ich gut nachvollziehen – obwohl ich in Bezug auf die Bondsynchros offenbar einen
    recht gegenteiligen Geschmack habe.


    Für mich ist GGH nicht nur DIE beste, edelste und brillanteste Synchronstimme innerhalb der Bondserie sondern in der kompletten Geschichte dieses häufig zu Unrecht etwas unterschätzten Gewerbes. GGH und Connery ist für mich zudem eine der perfektesten Synchronbesetzungen aller Zeiten. Diese Kombination prägte meine filmische Wahrnehmung bereits in jungen Jahren dermaßen, dass der Schauspieler Connery für mich eigentlich nur in der Synchro funktioniert, was ich spätestens mit dem Possenspiel um Hoffmanns Nichtmehrbesetzung als Stimme des großen Schotten Mitte der 90er schmerzlich erfahren musste, welches durch seinen viel zu frühen Tod dann zur endgültigen Tatsache wurde ihn nie wieder auf Connery hören zu dürfen. Hoffmann prägte zudem meine Wahrnehmung der Figur James Bond, dass seine charmante, immer elegante, weltmännisch-legere Art nur bedingt den Originaltonfall von Connery traf stellte ich erst viele Jahre später fest (die DVD-Ära ermöglichte mir dann den höchst interessanten Vergleich). Und auch wenn ich die herb-zynische Art Connerys überaus schätze, so ist doch nach wie vor der „GGH-Connery-Bond“, der mich am meisten begeistert. Entsprechend glücklich bin ich auch nach wie vorüber die Entscheidung GGH auch in George Lazenbys einzigem Einsatz als 007 als dessen deutsche Stimme hören zu können, da dadurch viel von Lazenbys steifem und unerfahrenen Spiel abgemildert wird.


    Eine ähnlich grandiose Kombi ist für mich Niels Clausnitzer auf Roger Moore. Obwohl auch Clausnitzer stimmlich ziemlich weit weg ist vom
    eher harten aristokratischen Tonfall „seines“ Bonddarstellers verkörpert er stimmlich eigentlich die gleichen Eigenschaften, für die Sir Roger gemeinhin
    weltbekannt ist: charmante, gewitzte Eleganz – eine Art stimmlicher „Adel“. Da ich auch auf diese Kombi von Kind an geeicht wurde konnte mir die spätere Clausnitzer-Besetzung auf Alfs irdischen Herbergsvater Willie Tanner mit der viele etwas später geborene Bondfans so ihre Probleme dann auch nie etwas anhaben – zumal mich hier eher die stimmliche Flexibilität von Clausnitzer begeistern konnte, der als tapsiger Pantoffelheld genau so zu überzeugen wusste wie als unbesiegbarer Geheimagent.


    Frank Glaubrecht-Brosnan ist für mich die dritte gelungene Bond-Synchronbesetzung, wieder stimmlich sehr weit weg vom Original. Während
    ich jedoch Connery und Moore auch im Original sehr zu schätzen weiss, trifft dies auf Brosnan nur bedingt zu, da mir dessen stimmliche Qualitäten doch immer zu flach und wenig charismatisch erschienen. Von daher war Glaubrecht ein echter Glücksgriff, da er für mich den Darsteller Brosnan in erheblichem Maße aufwertet (und nicht „nur“ wie GGH und Clausnitzer anders (und in meinen Augen besser) interpretiert). Leider kranken Glaubrechts Einsätze als Doppelnull an den wie ich finde sehr schwachen Synchronbüchern der Brosnanfilme, die viel des Charmes und der Klasse früherer Bondsynchronisationen vermissen liessen. Sicher nichts was man dem Sprecher Glaubrecht anlasten kann, aber es schmälert leider auch seine ansonsten tolle Leistung etwas.


    Lutz Riedel auf Timothy Dalton ist für mich eine praktikable Lösung, mehr aber auch nicht. Riedel ist ein guter Sprecher, aber er will für
    mich nicht so recht auf den energisch-entschlossenen Dalton passen. Dalton im Original in seiner harten und kontrollierten Aussprache in Kombination mit
    seinem tiefen Timbre ist ein einziger Genuss, Riedels eher hohes und nicht so ganz bestimmtes stimmliches Auftreten ist da nur ein schwacher Ersatz.
    Erstaunlich, dass der einzige Synchronsprecher, der dem Daltonschen Original wirklich nahe kam mit Gerhard Marcel (im unterschätzen Thrillerjuwel „Eiskaltes Duell“ bzw. im Original „Framed“) nur sporadisch in diesem Gewerbe beschäftigt ist.


    Dietmar Wunder auf Daniel Craig ist für mich ähnlich wie Riedel/Dalton nur eine praktikable Lösung, mit der ich zur Not leben kann wenn
    kein Original möglich ist, die der Qualität des Originals aber in keiner Weise gerecht wird und ihr auch als Ersatz keine eigenen Qualitäten hinzufügen kann (wie bsp. GGH auf Connery). Wunder ist mir zu betont cool, was ich wiederum als auf Dauer anstrengend und unnatürlich empfinde.


    Kindler auf Connery ist ja interessanterweise deutlich näher am Original als GGH, aber vermutlich gerade deshalb zündet diese Kombi bei mir
    nicht so ganz. Gleichwohl Kindler seine Sache sehr sehr ordentlich macht und gerade den Zynismus von Connery sehr gekonnt rüberbringt. Trotzdem: gut dass GGH ab FRWL übernommen hat. Und das sagt jemand, der die Kombi Kindler-Eastwood fast genauso kultisch verehrt wie GGH-Connery (übrigens ist Kindler als Carlito Brigante auch für mich schlicht genial).


    Mackensy und Langer – beides Sprecher, die ich in anderen Rollen über alle Maßen schätze – halte ich in ihren Bondrollen für klassisch
    fehlbesetzt. Mackensy chargiert mir viel zu stark und macht aus Carver einen Kasper, Langer klingt mir zu gesetzt und – sorry – zu alt für den kernigen und dynamischen Bean (auf welchen ich ganz klar Torsten Michaelis bevorzuge). Bei Friedrichsen bin ich dann aber ganz bei dir, eine echte Synchrosternstunde im Bonduniversum ihn als Franz Sanchez hören zu dürfen. Kaum zu glauben, dass diese hier so eiskalte und harte Stimme auch den knuffigen Lethal Weapon-Buddy Danny Glover sprach – wenn auch ganz anders: welch Wandlungsfähigkeit! Friedrichsens stimmliche Großtat stürzt mich aber mit schöner Regelmäßigkeit in ein Dilemma: LTK geht eigentlich für mich nur im Original wegen der großartigen Stimme von Dalton, aber wenn ich Friedrichsen hören will muss ich darauf notgedrungen verzichten! Das Leben eines Bondnerds kann schon hart sein... ;( :D


  • 3. Klaus Kindler (obwohl ich ihn zuerst hörte, da DN mein Erstbond gewesen war, ist die Stimme doch nicht so recht die, mit welcher ich mich anfreunden kann)


    Ich höre Kindler auf Connery ja sehr gerne. Für mich passt die ernsthafte zynisch-coole Art perfekt zu den frühen Filmen. Schade, dass er nur einmal im Einsatz war. Bei den späteren Filmen wie DAF und NSNA trifft es der ironische Unterton eines Hoffmann wieder besser. Für mich allerdings nur dort. :ka:

  • AnatolGogol:


    Huch..., bin ja ganz überwältigt von solch einem Schreibfluss. Weswegen auch immer ich so dachte, war es immer meine Wahrnehmung, dass die Menschen meist nicht bis gar nicht auf die Synchronisation achten. Ich hielt mich selbst schon beinahe für eine Art "Stimm-Nerd", der immer wenn er meint ein Organ identifiziert zu haben rasch in die Synchronkartei schaut. Was Lutz Riedel betrifft, so ist aus meiner Sicht heraus auch sehr eingeschränkt objektiv beurteilt worden, da er mal einen Audi-V8-Werbespot sprach und mir der Wagen einiges bedeutet. Und Uwe Friedrichsen hat LTK ebenfalls zu veredeln verstanden, rollte auch das R, beispielsweise beim Wort "hombre" sehr echt, was sich mit dem kolumbianisch wirkenden Erscheinungsbild des Davis deckt. Dessen Originalstimme höre ich jedoch noch lieber, da er erstens herausragend verschiedene Akzente spricht und ich zweitens auch allgemein betrachtet ein Fan seines Schaffens bin (unter anderem filmisch in LTK und Stirb Langsam und klanglich/stimmlich für GTA Vice City und "Scarface: The World is Yours"). Lediglich in der Las Vegas Satire "Showgirls" (vom Regisseur von Basic Instinct) wirkte Davi für seine schauspielerischen Verhältnisse sehr blass. Nun ja, das ist nun Erbsenzählerei, insgesamt ein fähiger und sympathischer Akteur. Im Film LTK hätte ich ihn mir sogar in der Rolle des 007 vorstellen können. Muss nicht sein, aber zumindest spräche nichts dagegen.
    Um auf das Thema Stimmen zurückzukommen: du hast Recht, wenn du sagst dass Norbert Langer recht betagt klingt. Charakteristisch für seine Stimmresonanz ist jedoch, dass er wie ich finde noch nie jung klang, dafür aber auch heute (Beispiel: dem James Morrison seine Stimme für "Revenge" leihend) immer noch klingt wie bei seinen frühen Sprechaufträgen, eben die Beispiele die mir wie bereits erwähnt bekannt sind (Robert Duvall, Helmut Berger, Tom Selleck...)


    Bei Herrn Wunder war ich deswegen ein Befürworter, weil es eben der Bondsound meiner Jugend ist. Trotzdem aber in der Tat irgendwie ein wenig wie ein David Spade oder Adam Sandler im 007-Anzug...

  • Ich bin auch schon seit vielen Jahren ein Synchronbegeisterter, das fing schon in recht frühen Jahren an, als ich mit einigen charakteristischen Stimmen (und ihren Namen) wie Gottfried Kramer oder Wolfgang Draeger durch diverse Hörspiele konfrontiert wurde. Im Laufe der Jahre stieg mein Interesse immer mehr und das Heraushören der Synchronstimmen wurde fast schon zu einer Art Hobby (oder zu einem Fluch, wenn man den ganzen Film über partout nicht auf den Namen des Sprechers kommen will, obwohl man ihn doch eigentlich kennt). Durch mein Interesse und meine Begeisterung für Synchronisationen ziehe ich diese idR dem Originalton vor, wobei ich hier kein Dogmatiker bin und durchaus auch zu einem gewissen Protentsatz Filme im Original anschaue, früher in erster Linie aus Interesse und zwecks des Vergleichs Synchro-Original, mittlerweile aber eben auch da ich diverse Filme im Original vorziehe. Spannend finde ich das Thema auch als Bondfan, da man anhand der Serie über die Jahrzehnte sehr schön die Entwicklung der Synchronbranche mitverfolgen kann.


    Diesbezüglich stellen die „Berliner“ Synchros der 60er Jahre (bis einschliesslich 1971) für meine Ohren immer noch den Höhepunkt der Serie dar, da man hier sowohl viele der charismatischsten und besten Sprecher dieser Epoche nutzte (GGH, Borchert, Hirthe, Leonard, Schürenberg, Niendorf, Kindler, Miedel, Marquis, Thormann, Gentzen, Chevalier, Brandt uswusf) und gleichzeitig auch sehr gut übersetzte Synchronbücher verfasste. Sicherlich weicht in den Synchros einiges vom Original ab und die Tendenz der Bondfilme, im Laufe der 60er und 70er immer mehr ins lockere, humoristische Fach hinüberzugleiten wurde hier – fast schon prophetisch – vorweggenommen durch legendäre „Hinzudichtungen“ wie „Schwitze Gräflein, schwitze fein“, aber genau das macht auch mit den Charme dieser Synchros für mich aus. Denn es ist nicht zuletzt der Humor der deutschen Fassungen der 60er Jahre Bondfilme, der nach wie vor meinen Geschmack mit traumwandlerischer Sicherheit zu bedienen weiss – und das kann dann ruhig auch mal etwas kindisch-verspielt bis hin zu albern sein. Daher ist es eigentlich auch nicht verwunderlich, dass die Synchro zu dem vielfach gescholtenen DAF für mich den Höhepunkt dieser klassischen Synchronepoche bei den Bondfilmen darstellt, eine Arbeit die in Sachen Sprachwitz und Pointiertheit das Original wie ich finde deutlich in den Schatten stellt und für mich den Film so erst richtig launig und unterhaltsam macht.


    Die „Münchner“ Synchros der 70er und 80er Jahre konnten diesen enorm hohen Standard wie ich finde nur teilweise halten. Zwar wurde auch hier auf hohem Niveau mit diversen charismatischen Sprechern wie Clausnitzer, Weicker, Hess oder Naumann gearbeitet, aber es ist vor allem der etwas zu repitative Gebrauch der gleichen Sprecher in den verschiedenen Filmen, der hier einen leichten Schatten wirft. Wenn nahezu jedes Bondgirl in den Moorefilmen mit der charakteristischen Stimme von Dagmar Heller spricht kann dies für den genauen Zuhörer schon einen unfreiwillig komischen Effekt haben. Auch wurde die Qualität der „Bonmots“ und Oneliner im Laufe der 80er nicht unbedingt besser, man denke nur an den berühmt-berüchtigten „Tiger im Tank“.


    Letztgenannte Abwärtstendenz setzte sich meiner Meinung nach dann in den nun wieder „Berliner“ Synchros der 90er und frühen 00er Jahre fort. Teilweise unteriridische Zoten und witzlose Oneliner („Ich sollte mal wieder zur Kirche gehen“ – wobei hier das Original „saved by the bell“ ja schon kaum witziger war) wie auch fragwürdige Besetzungsentscheidungen (Mackensy-Pryce, Langer-Bean, Kessler-Carlyle) und Synchronregisseur Danneberg im Supercharge-Modus auf Cleese machen diese Arbeiten für mich zum Tiefpunkt der Synchrogeschichte innerhalb der Bondserie.


    Die – immer noch „Berliner“ – Arbeiten zu den Craigfilmen sind dann glücklicherweise wieder auf einem höheren Niveau, wenngleich auch hier einige diskussionswürdige Entscheidungen getroffen wurden. So ist vor allem der aufgesetzt wirkende französische Akzent von Oliver Rohrbeck auf Matthieu Amalric in meinen Ohren doch eher kontraproduktiv, wie auch die Besetzung des quasi auf komödiantische Figuren abonnierten Rohrbecks auf einen Bondbösewicht nicht unbedingt als glückliche Besetzungspolitik angesehen werden kann (zumal dadurch in QOS das deutsche Publikum quasi einem Schlagabtausch zwischen Adam Sandler und Ben Stiller lauschen darf). Das ist dann aber zugegebenermaßen auch schon Lamentieren auf vergleichsweise hohem Niveau, denn ob man nun die Synchros oder dann doch eher das Original bevorzugt kommt man nicht umhin festzustellen, dass die deutschen Fassungen einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg der Filme in Deutschland hatten und haben, gerade auch weil es ihnen sehr häufig gelang den Witz und Stil der Originale in den deutschen Sprachgebrauch und der deutschen Mentalität entsprechend zu transformieren.


    Abschliessend noch kurz ein paar meiner persönlichen Synchronsternstunden innerhalb der Bondserie:
    - GGH immer und überall: charmant-ironische, leichtzüngige Eleganz in Perfektion


    - Wilhelm Borchert als gesichtsloser Blofeld in TB: aristokratisch-vornehme und geschäftsmäßig leidenschaftslose Härte: zum Fürchten!


    - Martin Hirthe auf Telly Savalas in OHMSS: besonders bei seinem Hypnose-Monolog bekomme ich regelmäßig Gänsehaut


    - Horst Gentzen und Jürgen Thormann auf Putter Smith und Bruce Glover in DAF: der überkandidelte Stelzsprech ist einfach nur göttlich und pointiert ohne ins Standardgetucke a la Bullyparade zu verfallen


    - Horst Sachtleben als Taxifahrer in LALD: als lockerer und dauerquasselnder Taxler nahm er Kronbergs Eddie Murphy-Interpretation quasi bereits ein Jahrzehnt vorweg


    - Herbert Weicker auf Yaphet Kotto in LALD: großartige Doppelperformance als Ghettogangster Mr. Big und elegant-kontrollierter Politiker Kananga, der jedoch in der besten Szene des Filmes dann urplötzlich stimmlich völlig expoldiert und die Fassung verliert („wusstest du das nicht!?).


    - Klaus Miedel auf Pedro Armandariz in FRWL und auf Gabriele Ferzetti in OHMSS: man könnte hier zwar den Vorwurf machen, dass Miedel praktisch zweimal die gleiche Rolleninterpretation als weltmännisch-souveräner Mentor gab (passend zur rollentechnischen Doublette Kerim Bey-Draco), aber die ist so was von brillant, dass das nicht wirklich als Kritikpunkt taugt.


    - Uwe Friedrichsen auf Robert Davi in LTK: man kann den tödlichen, eiskalten Stahl in der Stimme der Sesamstrassen-Legende förmlich spüren, stimmlich furchteinflössender war wohl nie ein Bondgegner.

  • Man sieht, dass da jemand mehr als vertraut ist mit dem Phänomen Synchron. Schade nur, dass man diverse Sprecher nur schwer persönlich kennenlernen kann...
    Kessler beim TWINE-Bösewicht fand ich hingegen brilliant: ist überhaupt einer der Sprecher mit hohem Wiedererkennungswert (Cage, Diesel, Sam Fisher, 1x Pitt).


    Es gibt unzählige erwähnenswerte Sprecherinnen und Sprecher, von Benjamin Völz bis Magdalena Turba, von Judith Brandt bis David Nathan, eine endlose Liste :)


    Und im Bezug auf Danneberg muss ich sagen: für Hill, Hutch und Stallone gut und gern zu hören, bei "R" hingegen eine klangliche Farce, sehr seltsam, befremdlich.

  • Schade nur, dass man diverse Sprecher nur schwer persönlich kennenlernen kann...


    Nö. Ist nicht schwer. Man muß nur die Augen offenhalten bzw. sich mit Namen auskennen.


    Neben diversen Synchronarbeiten arbeiten viele Sprecher als Schauspieler (was sie ja meistens gelernt haben und erst später zur Synchro kamen) oder als Hörspielsprecher - wie's oben ja schon steht.


    Beispielsweise Oliver Rohrbeck organisiert mit seiner Lauscherlounge immer wieder Live-Events mit bekannten Sprechern.


    Diese sind völlig begeistert, wenn man mit ihnen spricht und sie so mal ein Feedback für ihre Arbeit bekommen.

  • Das klingt vielversprechend. Vielleicht hatte ich diesen Eindruck auch nur, da die Sprecher im entferntesten Sinne auch sozusagen ein wenig "prominent" sind...


    Volker Brandt beispielsweise ist tatsächlich persönlich mit Michael Douglas befreundet, obwohl er "nur" dessen Synchronstimme ist - und auch nicht die einzige.

  • Ich bin auch mit den deutschen Synchronarbeiten bestens vertraut und kann nur Anatol Gogols Beitrag von gestern, 19:48 Uhr in fast jeden Punkte zustimmen.


    Zum einen die Platzierungen der Bondsprecher und auch die Begründungen dazu:


    - G.G. Hoffmann war der genialste
    - Clausnitzer drückt das adlige aus und kann den Agenten, sowie den Pantoffelhelden geben. Für mich passt er auf Moore wie die Faust aufs Auge. Schon in den 60ern war er die perfekte Besetzung auf Moore in der Rolle des Simon Templar!
    - Glaubrecht trifft einen rauen Ton, der höre ich tatsächlich lieber als Brosnan selber. Aber auf Costner oder Al Pacino ist er mir noch lieber.
    - Riedel finde ich eigentlich auch gut.
    - Wunder, wie Gogol schon erwähnte, kommt mir zu gewollt cool rüber. Für mich der schwächste Synchronsprecher.


    Kindler war nur einmal ran...ironischerweise ist er nach G.G. Hoffmann mein allerliebster Synchronsprecher. Vor allem auf Clint Eastwood oder eben auf Pacino in "Carlito's Way", "Donnie Brasco" und "Der Duft der Frauen".
    Da höre ich den eigentlich NOCH lieber auf Pacino als Glaubrecht,


    @Daniel:
    Welchen Don Corleone meinste denn? Die meisten assozieren den ersten, also Vito, damit und nicht Michael.



    Nachtrag:
    Für mich die besten Kombos:


    G.G. Hoffmann auf Connery, Rock Hudson & Newman
    Kindler auf Eastwood & Al Pacino
    Brückner auf De Niro
    Hess auf Spencer
    Danneberg auf Terence Hill, Stallone und Schwarzenegger

  • Um noch zwei geniale Kombinationen zu erwähnen:


    Kurt Ackermann auf Cary Grant,
    derselbe auch in Verbindung mit David Niven - aber für Letzteren vor allem: Friedrich Schönfelder!!!

  • Eine weitere äußerst gelungene Kombination: Joachim Kerzel / Jack Nicholson.
    Ironischerweise wurde "Jacky" in Shining keineswegs von Kerzel synchronisiert, vielmehr sprach dieser den Mister Nelson aus CR 54 (in S. Kubricks "The Shining").

  • Ich bin mit Wunder eigentlich ziemlich zufrieden, vor allem da ich aus seinem Bond nie den Sandler heraushöre, wenn ich nicht gezielt darauf achte (und synchrontechnisch habe ich auch gute Ohren). Sein Bond und sein Sandler sind weiter voneinander entfernt als Clausnitzers James und Willie Tanner, auch wenn Nielsens James Willie nicht cool und Willie James nicht spießig macht (in TMWTGG ohaben Willie und Kate in der deutschen Fassung sogar akustisch einen handfesten Streit, ohne dass es die Szene kaputt macht und man einen orangefarigen Außerirdischen unter dem Bett wähnt): eine Stimme, zwei Typen - im Volksmund Schauspielkunst genannt! Obwohl ich aber wie gesagt mit Wunders Bond einverstanden bin, ist diese Über-Coolness selbst wohlwollend nicht ganz von der Hand zu weisen, für mich besonders auffällig, wenn Craig-Bond in der Synchro "Danke" sagt. Das ist nun wirklich arg gewollt lässig und damit exakt das Gegenteil.

  • By the way, was ich noch fragen wollte:


    2. "Gigi" Hoffmann (auch wenn in NSNA hörbar geschwächt


    In wiefern war GGH bei NSNA geschwächt? Sprach er seinen Part da gehandicapt durch eine Erkrankung ein wie später der stark erkältete Pampel in Indy 3? Ich frag, weil mir da nie was aufgefallen ist und ich auch nie was entsprechendes drüber gelesen habe.


    Ironischerweise wurde "Jacky" in Shining keineswegs von Kerzel synchronisiert, vielmehr sprach dieser den Mister Nelson aus CR 54 (in S. Kubricks "The Shining").


    Die Besetzung von Jörg Pleva auf Jack Nicholson wurde übrigens auf ausdrücklichen Wunsch von Stanley Kubrick höchstpersönlich durchgeführt, da dieser mit Plevas Arbeit in Barry Lyndon so zufrieden war. Kerzel wurde erst nach dem Tod von Manfred Schott in Laufe der 80er zu Nicholsons Stammsprecher, sogesehen hat Pleva nicht Kerzel sondern eigentlich Schott die Rolle weggeschnappt, wobei du natürlich absolut Recht damit hast, dass die Begegnung von Nicholson in Shining mit seiner künftigen Stammstimme aus heutiger Sicht schon kurios anmutet.

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