Geständnisse

  • Mir hat ja "Die Mumie kehrt zurück" immer furchtbar viel Spaß gemacht, den habe ich sogar zweimal im Kino gesehen. ^^



    Probier's doch mal mit "Vom Winde verweht". :prof:


    Ein 75 Jahre junges Wunderwerk, welches wohl wirklich besser gekannt werden sollte. Für diesen durchaus lächerlichen Fauxpas muss ich mich ehrlich entschuldigen. Kaum zu glauben :D , ...das ist wohl die Facebook-Generation.

  • Einer meiner besten Freunde schafft nicht mal die halbe Stunde vom ersten HdR-Teil. Das ist aber ein grober Fehler.
    Ich verstehe ihn und euch leider nicht, denn HdR ist perfektes Popcorn-Kino mit einer sehr guten Erzählstruktur und das ist kein Witz meinerseits.
    "Die Mumie" mit Brendan Fraser hat leider zu viele schlechte Witze und die beiden Fortsetzungen sind schwach (Teil 2, nerviges Blg, noch schlechtere Witze) bis grausam (der dritte FIlm ist eine Katastrophe).

  • Der dritte Teil war grottig, das stimmt, und im zweiten Teil gefielen mit diese Scorpion-King-Sachen tricktechnisch überhaupt nicht, das Finale ist nicht schön anzusehen.


    Ansonsten hat der zweite Teil eine Menge ganz wunderbarer Szenen, die den ersten Teil meiner Meinung nach um Längen übertreffen: das Museum in London mit anschließender Busverfolgung, das Luftschiff, Nacht über der Wüste, die Zugfahrt durch Ägypten, die Dschungeldurchquerung mit diesen fiesen kleinen Bestien...


    Aber anders als andere User kann ich deine Meinung natürlich vollumfänglich respektieren. :whistling:

  • Sehr unterhaltsamer Thread wie ich finde.
    Mal ein paar weitere Geständnisse meinerseits:


    - Ich würde mich niemals als Star Wars-Fan bezeichnen. Dennoch habe ich als Pop-Culture-Enthusiast zu diesem Franchise ein ziemlich neurotisches Verhältnis.
    Das fängt schon mit der Tatsache an, das ich die Dialoge aller 6 bisherigen Film-Episoden auswendig mitsprechen kann, was darauf schließen läßt, das ich bereits sehr viele Stunden meines Lebens dieser Filmserie opferte.
    Allerdings 'zuhause' habe ich mich in diesen Werken nie gefühlt und identifizieren konnte mich auch mit keiner Minute dieses Phänomens. Vielmehr kommt es mir jedesmal so vor als ginge ich 'fremd', wenn ich mich von Star Wars 'gekickt' fühle.
    So ist auch mein Respekt vor diesem Franchise sehr durchwachsen: Auf der einen Seite beeindruckt mich stets das bahnbrechende Design der Reihe.
    Vorallem A New Hope & The Empire Strikes Back sind ja ultimative Meilensteine in dieser Kategorie.
    Auch die Score-Arbeiten von Williams stehen bei mir hoch im Kurs - und zwar alle 6.
    Andererseits halte ich die inhaltliche und erzählerische Ebene der Reihe - vorallem der in dieser Hinsicht meiner Meinung nach maßlos überwerteten Ursprungs-Trilogie (77-83) - für dermaßen simpel und flach, das der kaum EXTREMER vorstellbare Mega-Kult darum bei mir nur ein verständnisloses Achselzucken hervorruft. Von den Darstellerleistungen will ich gar nicht erst reden.


    Und um mein Geständnis auf die Spitze zu treiben: Mein persönlicher Favorit unter den Star Wars-Werken heißt nicht 'Hope', 'Empire' oder 'Jedi' sondern: REVENGE OF THE SITH... :coffee:
    Extrem gespannt bin ich natürlich auf Episode VII - zum einen weil dieses Film-Projekt wohl eines der spannensten in der Geschichte der Serie ist und zum anderen fühle ich mich hier als Hardcore-Trekkie, der von den letzten beiden Trek-Filmen begeistert ist, wegen J.J. Abrams in einem Wechselbad der Gefühle. SW-Epidsode VII wird somit auch für mich 2015 - obwohl ich mich wie gesagt NICHT als SW-Fan sehe - sicher die größte Nummer nach Bond. Es sei denn Ethan Hunt übertrifft sich nochmal selbst...


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    - Trotz meines schwer zu leugnenden 'Erwachsenenalters' bin ich nicht weit davon erfernt mich als Harry Potter-Fan bezeichnen zu können, was ich in emotionaler Hinsicht allerdings in erster Linie auf die Film-Reihe beziehe.
    Mein Film-Favorit heißt: 'The Prisoner of Azkaban', dicht gefolgt von 'The Deathly Hallows - Part One'.


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    - Sowohl Matrix Reloaded als auch Matrix Revolutions üben einen merkwürdigen Reiz auf mich aus. Obwohl ich künstlerisch wenig Achtung vor diesen Sequels habe, wandern sie dennoch oft in meine Player,
    was dann meist mit der Erkenntnis endet: SOOOO schlecht sind die beiden Filme gar nicht. Außerdem muß ich zugeben, das mir die Beschränkung von Matrix auf einen Film zu wenig ist,
    als das ich ala Highlander dem Ruf der allgemeinen Geschmackspolizei folge leisten würde die Sequels komplett zu ignorieren.
    Mein kontinuierliches Interesse am Matrix-Stoff läßt sich simpel dadurch erklären, das ich schon lange bevor Matrix ins Kino kam,
    starkes Interesse an Cyberpunk-Storys hatte. Nicht umsonst ist Ghost in the Shell (Das ja eines der Vorbilder war, an dem sich die Matrix-Schöpfer orientierten) schon lange Zeit mein Lieblingsanime, und das sowohl als Film, TV-Serie & Manga - ich finde diesbezüglich bisher ALLES grandios. Inzwischen ist ja sogar eine hochbudgetierte Hollywood-Umsetzung davon geplant. Ich bin gespannt !)
    So läßt sich wohl auch meine stetige Lust auf Star Wars durch die Tatsache erklären, das das Untergenre Space Opera eins meiner absoluten Lieblingsfilmgenres ist.


    Bezüglich Bond will ich auch noch ein Geständnis machen:


    Innerhalb eines jeweiligen Filmstart-Zeitfensters von 20 Monaten halte ich folgende Werke die im Superagenten-Genre herumwildern ganz klar für gelungener als 'unsere' Eon-Kultobjekte:


    James Cameron's True Lies triumphiert für mich über Martin Campbelll's GoldenEye
    Austin Powers: International Man of Mystery steht bei mir über Tomorrow Never Dies


  • Innerhalb eines jeweiligen Filmstart-Zeitfensters von 20 Monaten halte ich folgende Werke die im Superagenten-Genre herumwildern ganz klar für gelungener als 'unsere' Eon-Kultobjekte:


    James Cameron's True Lies triumphiert für mich über Martin Campbelll's GoldenEye
    Austin Powers: International Man of Mystery steht bei mir über Tomorrow Never Dies


    Bei True Lies kann ich auf jeden Fall zustimmen. Er stellt GE sowohl effektetechnisch als auch beim Humor in den Schatten. Das ist für mich ein ähnlicher Fall wie Galaxy Quest, der auch besser aussieht und viel mehr Spaß macht als die letzten beiden TNG-Kinofilme. Wenn eine Parodie einen Originalfilm übertrifft ist das wohl ein Indiz dafür, dass etwas grundlegendes faul ist.


    Die Austin-Powers-Filme finde ich auch genial, aber genrespezifisch dann doch zu verschieden von Bond. Interessanterweise ist ja nicht Brosnan der Meinung, dass Austin Powers Bond ruiniert habe, sondern Daniel Craig.



    Zu Herr der Ringe muss ich sagen, dass ich auch erst ab dem zweiten Film einen Zugang zu dem Ganzen gefunden habe. Durchhalten lohnt sich also. Den ersten Film, den viele HdR-Fans ja für den besten halten, fand ich im Kino auch relativ lang und überbewertet. Vor allem hat mich Frodo als "Held" genervt, da er die ganze Zeit irgendwie so gut wie nix auf die Reihe kriegt. Für mich ist "Die zwei Türme" das wahre Meisterwerk der Trilogie, sozusagen das "Imperium schlägt zurück" des HdR-Universums. Die Szenen zwischen Viggo Mortensen und Liv Tyler finde ich genial, ebenso den finale Angriff von Gandalf und Co. sowie die allgemein etwas apokalyptische Stimmung im Film, für Mittelteile von Trilogien ja üblich. HdR und Hobbit sind für mich perfektes Bauch-Kino, bei dem man sich von der Atmosphäre, den Bildern und der Musik durch den Film tragen lassen kann.

  • @ moVe


    Das liest sich beinahe so als würdest du dich dafür schämen dass dir Star Wars gefällt, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Revenge of the Sith mag ich ebenfalls sehr gerne, das ist grossartig gemachtes Kino mit spannenden Charakteren (Sidious!) und einem tollen Soundtrack. Der einzig störende Punkt ist für mich die sterile CGI-Optik des Ganzen, aber zumindest haben sich die Effekte gegenüber Attack of the Clones enorm verbessert.


    Die Harry-Potter-Romane sind aufregend und genial und sicherlich auch für Erwachsene geeignet. Trotzdem sind die Filme trotz Starbesetzung fast alle mehr oder weniger gravierend gescheitert, weil sich das spannende Konzept der Buchreihe kaum verfilmen lässt. Der dritte Teil ist unter den Filmen sicherlich mit Abstand der beste, nicht zuletzt weil sich die Vorlage am ehesten für eine Verfilmung eignet und Cuaron als einziger Regisseur eine echte Vision hatte.


    Zwischen GoldenEye und True Lies liegen für mich Welten, entsprechend bin ich schockiert was ihr beide da geschrieben habt. ?( Sicher, der Cameron-Kracher ist in Teilen ganz unterhaltsam, eigentlich macht er bis auf das Ende durchaus Spass, aber ich kenne nur wenige berühmte Filme, die dermassen zerfahren, willkürlich und unausgegoren sind. True Lies macht auf mich den Eindruck als sei er aus Teilen anderer Filme zusammengesetzt (elegante Bond-Parodie im ersten Drittel, Verwechslungskomödie im zweiten Drittel, Terroristen-Materialschlacht im letzten Drittel), stilistisch wie auch inhaltlich passen diese Teile so gut wie gar nicht zusammen. Keine Ahnung, was sich Cameron da gedacht hat.

  • Interessanterweise ist ja nicht Brosnan der Meinung, dass Austin Powers Bond ruiniert habe, sondern Daniel Craig.


    hab erst gelesen "interessanterweise ist ja Brosnan der Meinung, dass nicht Austin Powers Bond ruiniert habe, sondern Daniel Craig." :D


    Aber auch in der richtigen Wortreihenfolge irrt Herr Craig da, meiner Meinung nach hat das das Bondfranchise in den 90ern schon ganz allein hinbekommen, da hat es keine fremden Kräfte benötigt.


    Ansonsten darf ich gestehen, dass ich aus dem in Kindheitstagen (ist aber halt auch schon 30 Jahre her) heiss geliebten Star Wars-Fandom herausgewachsen bin. Ich kann mir selbst die ersten beiden Teile (also nach Lucasscher Zählreform "Episode 4" und "Episode 5") kaum noch ohne ernsthafte Langweile anschauen. Um es mit den unsterblichen Worten von Danny Glover zu sagen: ich bin wohl zu alt für diesen Scheiss. :)


    Desweiteren finde ich GE genau so belanglos wie True Lies und beide Filme sind traurige Beweise, wie frühere glorreiche Grosstaten derselben Macher bei diesen Werken meilenweit unterboten wurden.


    Meine ganz besonderen Lieblinge sind übrigens die schamlos unterbewertete Bad Taste-Kanone Color of Night und das einmalige Trash-as-Trash-can-Spektakel Delta Force.


    Und wie man aufgrund meines Avatars fast schon vermuten könnte ziehe ich meine geliebten Supernasen-Filme jedem Kubrick vor. :P

  • Sicher, der Cameron-Kracher ist in Teilen ganz unterhaltsam, eigentlich macht er bis auf das Ende durchaus Spass, aber ich kenne nur wenige berühmte Filme, die dermassen zerfahren, willkürlich und unausgegoren sind.


    True Lies hat im Kino damals super funktioniert. Das Publikum hat bei allen Gags gefeiert, bei dem am Anfang mit den zwei Hunden sogar so lange, dass man ein paar der nachfolgenden Dialoge nicht verstanden hat. Bei GE dagegen ging nur ein Raunen durch den Saal bei Bonds Superman-Nummer am Ende des Teasers. True Lies hat für mich die Lockerheit und Coolness, die GE gern hätte.


    hab erst gelesen "interessanterweise ist ja Brosnan der Meinung, dass nicht Austin Powers Bond ruiniert habe, sondern Daniel Craig."


    :D


    Meine ganz besonderen Lieblinge sind übrigens die schamlos unterbewertete Bad Taste-Kanone Color of Night und das einmalige Trash-as-Trash-can-Spektakel Delta Force.


    Meinst du diesen Bruce-Willis-Thriller? Da kann ich mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass man den Hintern von Jane March sieht. :brow:

  • @ Dr moVe:
    Ich kann das was Star Wars angeht durchaus nachvollziehen. Auch dieses 'Entschuldigende' in deinen Worten. Ich kenne das Gefühl als hardcore Trekkie, wenn man merkt, dass Star Wars eigentlich gar nicht so schlecht ist, wie man es sich die ganzen Jahre eingeredet hat. Das kam bei mir irgendwann so mit 18 Jahren. Und seit dem hab ich Star Wars wohl auch so oft gesehen, dass ich zumindest die meisten der Dialoge auch mitsprechen könnte. Die Faszination die von Star Wars ausgeht kann ich allerdings durchaus nachvollziehen. Ganz gleich was Drehbuch und Schauspieler 'verbockt' haben, die Stimmung die Lucas alleine schon mit einem Film erzeugen konnte (von den ersten drei als Trilogie ganz zu schweigen) ist absolut faszinierend. Und so sehr ich Star Trek und den Kanon dort auch bewundere, für die Wirkung und den Sog für den Roddenberry eine ganze Serie (inkl. Wiederholungen) benötigte brauchte Lucas nur einen Film.
    Mein Geständnis zu Star Wars ist übrigens immer noch, dass Episode 1 mein Lieblingsfilm aus der neuen Trilogie ist. Ich weiß auch nicht so recht, ob sich das nochmal verwächst.


    Das mit der Stimmung ist übrigens auch etwas, was ich an Harry Potter sehr schätze. Auch wenn die Filme von der reinen Funktion her wohl weit hinter den Bücher zurück bleiben, muss man den Produzenten durchaus lassen, dass sie es (wohl aber auch aufgrund der sehr soliden Buchvorlage) geschafft haben, der Filmreihe soetwas wie eine Seele zu geben. Neben den Büchern liegt das für mich auch an der großartigen (Erwachsenen-) Besetzung bei der man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hat, es würde jemand nur Dienst nach Vorschrift abliefern. Die Schauspieler sind durchaus in der Lage die teils recht unrund geratenen Filme durch ihr begeisterndes Spiel zu tragen. Eingerahmt durch ein sehr stimmiges Produktions-Design verhelfen die Filme auch mir regelmäßig wieder zu äußerst wohligen Filmabenden.


    Zu HdR kann ich übrigens auch sagen, dass der Glanz den die Reihe bei Erscheinen für mich noch ausgestrahlt hat ziemlich verblasst ist. Klar, eine gewisse Stimmung (ich weiß, dieser Begriff ist so furchtbar subjektiv und undefiniert) kommt schon immer noch rüber, aber am Ende fehlt es mir bei so viel zelebrierter Ernsthaftigkeit einfach an solchen Dingen wie Tiefgründigkeit und Subtilität zum Beispiel. Und wenn schon nicht das, dann vielleicht wenigstens ab und an Leichtigkeit. Aber die ist ja auch nur phasenweise in Teil 1 vorhanden, weshalb ich diesen Teil auch immer noch bevorzuge.

  • True Lies hat für mich die Lockerheit und Coolness, die GE gern hätte.


    Ich würde eher sagen: GE hat für mich die inhaltliche Spannung, die inszenatorische Raffinesse, die stilistische Stimmigkeit und die darstellerischen Top-Leistungen, die True Lies gerne hätte.


    Wie ich schon sagte, ich finde das Cameron-Vehikel ja auch ganz unterhaltsam. Aber es erstaunt mich ehrlich gesagt immer wieder, wie Fans des Films diese radikale, unkohärente Dreiteiligkeit gar nicht zu bemerken scheinen.

  • Meinst du diesen Bruce-Willis-Thriller?


    Ja, genau den!


    Da kann ich mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass man den Hintern von Jane March sieht. :brow:


    Und nicht nur den! :thumbup:


    ...und die darstellerischen Top-Leistungen, die True Lies gerne hätte.


    Wo bzw. bei wem siehst du denn die darstellerischen Topleistungen? John, Cummings, Baker und Janssen chargieren mir zu sehr, der ansonsten so zuverlässige Bean und die Scorupco bleiben weitgehend blass, Karyo wird in seinem Kurzauftritt verschenkt, Dench und Bond nerven. Letzteres ist natürlich gnadenlos subjektiv, aber darstellerisch finde ich GE doch ziemlich gewöhnlich, gerade auch verglichen mit anderen Bondfilmen. Coltrane hat nen netten Auftritt, trägt aber dabei auch ziemlich dick auf.


    Die merkwürdige stilistische Zerrissenheit von True Lies habe ich aber auch schon immer als störend empfunden.

  • Ich verstehe eh' nicht ganz, weshalb True Lies immer mit Bond verglichen wird (schon damals, als der Film erschien, waren Aussagen wie "Besser als Bond!" omnipräsent). True Lies hat mit Bond m.E. nix gemeinsam ausser der Tatsache, dass der Protagonist ein Geheimagent ist (das ist aber z.B. ein George Smiley auch...). True Lies ist auch keine Parodie, sondern schlicht und einfach eine Actionkomödie. Allerdings eine sehr gut gemachte und extrem unterhaltsame :).

  • Ich habe True Lies auch als offene JB Variation betrachtet.


    Und ich finde daß GE da auch der bessere Film ist, weil aufregender inszeniert. Es ist überhaupt einer der am besten inszenierten Bonds, und wirkt auch heute noch in der Hinsicht sehr gut.


  • Wo bzw. bei wem siehst du denn die darstellerischen Topleistungen? John, Cummings, Baker und Janssen chargieren mir zu sehr, der ansonsten so zuverlässige Bean und die Scorupco bleiben weitgehend blass, Karyo wird in seinem Kurzauftritt verschenkt, Dench und Bond nerven. Letzteres ist natürlich gnadenlos subjektiv, aber darstellerisch finde ich GE doch ziemlich gewöhnlich, gerade auch verglichen mit anderen Bondfilmen. Coltrane hat nen netten Auftritt, trägt aber dabei auch ziemlich dick auf.


    Natürlich keine Top-Leistungen im Sinne eines Pacino oder De Niro, aber gemessen an vielen anderen Bondfilmen finde ich schon dass GE mit das am besten aufgelegte Ensemble vorzuweisen hat. Brosnan ist wie ich im anderen Forum schon angedeutet habe hier meiner Meinung nach noch am besten, da er weitgehend auf seine späteren Holzhammer-Sprüche und die aalglatte Gelacktheit verzichten darf und sein Bond noch mehr in Richtung des Dalton-007 angelegt ist. Scorupco und Bean finde ich klasse, ich würde ihre Darstellungen nicht als blass, sondern als dezent aber wirkungsvoll bezeichnen, was die Hintergründe der Figuren angeht zählen ausserdem beide für mich zu den besten im Bondgirl- bzw. Villain-Sektor. Cummings und Janssen überzeichnen ihre Rollen sicher ein bisschen, aber als unpassend oder nervig habe ich das nie empfunden - ich mag nämlich auch ihre Darstellungen und Figuren. John ist für mich eines der vielen Highlights des Films, er spielt vordergründig den eiskalten und berechnenden Offizier, lässt aber an den passenden Stellen mehr und mehr den Wahnsinn und Kontrollverlust durchblitzen. Und Karyo ist für mich alles andere als verschenkt, im Gegenteil, sein würdevoller, gerechter und objektiv beurteilender Minister ist doch eine der spannendsten Mini-Rollen der gesamten Bond-Reihe.


    Die merkwürdige stilistische Zerrissenheit von True Lies habe ich aber auch schon immer als störend empfunden.


    Immerhin du! :D


  • Ich würde eher sagen: GE hat für mich die inhaltliche Spannung, die inszenatorische Raffinesse, die stilistische Stimmigkeit und die darstellerischen Top-Leistungen, die True Lies gerne hätte.


    Wie ich schon sagte, ich finde das Cameron-Vehikel ja auch ganz unterhaltsam. Aber es erstaunt mich ehrlich gesagt immer wieder, wie Fans des Films diese radikale, unkohärente Dreiteiligkeit gar nicht zu bemerken scheinen.


    Wenn die wenigsten Fans und auch sonst kaum jemand sie bemerkt ist es ja vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie gar nicht so "radikal" und "unkohärent" ist. Ich sehe da einfach eine Drei-Akt-Struktur mit Story-Wendungen, bei denen jeweils der Einsatz erhöht wird. Im ersten Teil steht nur die Taskers Ehe auf dem Spiel, im zweiten das Leben seiner Frau, im dritten dann das seiner Tochter plus der Gefahr eines nuklearen Anschlags. Worum geht es denn im Vergleich bei GE? Um einen kompletten Stromausfall in ganz London! Wow. Man stelle sich nur die ganzen verzweifelten Londoner vor, die morgens zu spät zur Arbeit kommen oder ihre Lieblingsserie verpassen...


    Wenn True Lies im letzten Drittel plötzlich zum Drama werden würde, wie das bei vielen Komödien wie Click etwa der Fall ist, wäre das wirklich radikal. Aber die Gagdichte und der Grundtenor des Films bleiben die ganze Zeit erhalten. Außerdem bleibt True Lies immer bei den Konflikten seiner Hauptfigur, während GE mal eben zehn Minuten lang Boris' nervige Hackerübungen in Severnaya zeigt. Eine komplette Sequenz ohne Hauptdarsteller, deren einziger Zweck Exposition ist. Von "inszenatorischer Raffinesse" ist das meilenweit entfernt. True Lies war ja auch einen ganzen Zacken erfolgreicher als GE. Was immer sich Cameron dabei gedacht hat, es hat auf jeden Fall besser funktioniert als die "stilistische Stimmigkeit" von GE.

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