SPECTRE – Erste Reviews

  • Filmkritik: James Bond 007: Spectre



    Kurz vor dem Kinostart von Spectre habe ich mir alle Bonds von DN bis SF angesehen
    und habe dazu im anderen Forum Kritiken verfasst, einen Tag nach der Sichtung von SF
    habe ich mir SP im Kino angetan und war dabei so aufgeregt im Vorfeld
    (mein erster Bondfilm als Bondfan), dass ich mich nur in gewisser Weise auf den
    Film einlassen konnte. Als ich damals völlig benommen nach Hause kam, war ich
    nicht sicher, wie ich den Film einordnen sollte und erst mit der Zeit (ich habe
    SP nicht noch einmal gesehen) kam ich zu der Erkenntnis, dass es sich hier wohl
    um einen recht guten Beitrag zur nunmehr 24-teiligen Bondreihe handelt. Eigentlich
    wollte ich mir Daniel Craigs Nummer 4 noch einmal im Kino ansehen, aber weil
    sich nichts ergab, beschloss ich, die Vorfreude auf die Heimkino-Premiere zu
    steigern und es bei diesem einem Kinobesuch zu belassen! So, jetzt habe ich
    aber genug geschwafelt, Film ab, viel Spass bei meiner Kritik!


    James Bond reist im Auftrag von der alten M nach Mexiko City
    und eliminiert Sciarra, einen Killer einer unbekannten Organisation. In London
    wird er vom amtierenden M suspendiert, da er in Mexiko ohne Auftrag gehandelt
    hat. Er gewinnt Moneypenny und Q als Vertraute und reist nach Rom zu Sciarras
    Begräbnis, wo er über dessen Witwe in jene Organisation eingeschleust wird.
    Dort wird oft von einem „blassen König“ gesprochen, der eliminiert werden soll.
    Währenddessen sollen der MI6 und andere Geheimdienste zusammengelegt werden und
    mit dem Nine-Eye-System, von Max Denbigh „C“ entwickelt, zusammenarbeiten. Bond
    bekommt in Rom mit Hilfe von Moneypenny den Aufenthaltsort des Blassen Königs
    alias Mr White in Österreich(bekannt aus CR und QOS als Quantum-Mitglied)
    heraus und begibt sich dorthin. Als er in Österreich ankommt begegnet er einem
    totkranken verlassenen Mr White der Bond kurz vor seinem Selbstmord den
    Aufenthaltsort seiner Tochter (Bond soll sie beschützen) und den Begriff
    „L’Americain“ mit auf den Weg gibt. Mithilfe von Whites Tochter, Madeline Swan,
    und Q erfährt Bond den Namen der Organisation, Spectre, und dass sich hinter
    L’Americain ein Hotel in Tanger versteckt. Bond und Swan reisen ins
    L’Americain, wo Bond in einem versteckten Zimmer die Koordinaten des
    Spectre-Hauptquartiers in der Wüste findet, wo er auf Ernest Stavro Blofeld,
    den Kopf von Spectre stößt, von dem er erfährt, dass C zu Spectre gehört. Bond
    lässt das Hauptquartier im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft gehen und geht
    davon aus, dass Blofeld stibt. In London verhindert er mit M gerade noch den
    Start des Nine-Eye-System, tötet C und nimmt Blofeld, der doch noch überlebt
    hat, fest.


    SP ist der vierte Bondfilm mit Daniel Craig, der seinen Job
    wie immer absolut super macht. Leider sind auch an ihm die Spuren des Alters
    nicht mehr zu leugnen. Er sieht schon ein wenig älter aus als in SF, aber es
    ist immer noch in Ordnung. Somit wäre auch Craig Nummer 5 durchaus denkbar. Was
    mir im Vergleich zu den Vorgängern auffällt, ist, dass Bond humorvoller
    geworden ist, immer einen passenden Spruch auf den Lippen, der die Komik der
    Situation perfekt widergibt. Als Beispiel wäre hier zum Beispiel der Mickey
    Maus Gag, oder „Sie haben recht, sie haben einen schweren Tag vor sich“ zu
    nennen. Auch wenn mehr Humor in die Darstellung Craigs eingeflossen ist, bleibt
    Daniel Craigs Version des 007 immer noch so, wie wir ihn aus den 3 Vorgängern
    kennen, hart, analytisch, aber dennoch mit einem wunden Punkt versehen. Also
    einerseits die Fortführung von CR, QOS und SF, aber andererseits Humorvoller
    und etwas distanzierter! Super!


    Nach entweder 34 oder 44 Jahren Abstinenz (wie man FYEO
    einordnen will) taucht der gute alte Ernest Stavro Blofeld endlich wieder auf,
    natürlich mit einem GROSSEN Namen besetzt, Christoph Waltz. Viele Leute halten
    die Figur für „verheizt“ oder „nicht gut eingesetzt“ und auch ich war teilweise
    einverstanden mit diesem Argument. Mal ehrlich, ich hätte mir etwas Schöneres
    vorstellen können, als eine mehr oder weniger familiäre Beziehung zwischen Bond
    und Blofeld, hinter Moriarty verbirgt sich ja auch nicht Mycroft Holmes.
    Dennoch ist Waltz mehr als nur passend für die Rolle, er zeigt schon Präsenz
    und auch der Humor wirkt nicht überdreht (Kuckuck). Und so kam es dazu, dass
    meine Antwort auf die Frage „Verheizt oder nicht?“ mittlerweile nur noch NEIN
    lauten kann! Waltz bereichert den Film ungemein und er ist sicher einer der
    Bösewichte, die in Erinnerung bleiben werden! Alles in allem eine tolle
    Besetzung!


    Das Bondgirl dieses Films trägt den Namen Madeline Swan
    (Bondgirl Name durch und durch) und wird von Léa Seydoux dargestellt. Im
    Gegensatz zu Blofeld halte ich Swan für „verheizt“. Wie schon oft geschrieben,
    war die Platzierung der Liebesszenen etwas unglücklich, eigentlich hätten diese
    schon im L’Americain nach dem Finden des geheimen Zimmers stattfinden müssen
    und nicht erst im Zug. So hätte der Flirt im Restaurant eine bessere Grundlage
    gehabt und der Break (Kampf mit Hinx) wäre noch stärker gewesen! Swan selbst
    bleibt deshalb zu lange zu verschlossen, hängt aber trotzdem an Bond und so
    wirkt die „Beziehung“ der beiden auch später eher wie eine Zweckgemeinschaft. Unterstrichen
    wird das auch durch den doch nicht allzu kleinen Altersunterschied der beiden. Ich bleibe
    dabei, Seydoux passt schon ganz gut auf den Charakter (so wie er letzten Endes
    ist), dennoch hätte eine andere Schauspielerin und eine andere Auslegung des
    Charakters auch nicht geschadet.


    Kommen wir zu der MI6 Family, bestehend aus M, Q und
    Moneypenny. Wenn man so darüber nachdenkt, dann fällt auf, dass alle 3 erst in
    SF eingeführt wurden und sich somit nach dem gelungenen Einstand in SF, in SP
    beweisen müssen. Alle 3 sind einfach wunderbar, besonders Ralph Fiennes macht
    einen großartigen Job! Er verkörpert einen
    ganz anderen M, er ist nicht mehr so festgenagelt hinter dem
    Schreibtisch, sondern darf auch aktiv mit in den Handlungsverlauf eingreifen! Q
    im Außeneinsatz ist ebenfalls wunderbar und ich hoffe inständig, dass Ben
    Whishaw der Reihe ganz lange erhalten bleiben wird!


    Einer fehlt noch und das ist Max Denbigh, oder wie Bond ihn
    nennt: C. Diese Figur wird vom Moriarty-Darsteller Andrew Scott dargestellt,
    dessen Interpretation von C immer wieder an Moriarty erinnern lässt, eigentlich
    kann man kaum einen Unterschied machen. Er ist dieser fiese kleine Teufel mit
    dem Milchbubi Gesicht, vielleicht sind das einfach seine Rollen! Er überzeugt
    mich voll!


    Auf der Hülle meiner DVD steht „Spectre ist die extrem
    gelungene Fortschreibung von Skyall“. Ok, aber das war doch zu erwarten, wir
    haben den gleichen Regisseur, den gleichen Bond und ein paar andere Charaktere
    aus dem Vorgänger. Also einfach eine Kopie von Skyfall? Nein, wirklich nicht.
    Spectre beschreitet ganz eigene Wege und macht das extrem gut! Die Kameraarbeit
    ist perfekt, so entsteht zum Beispiel der Eindruck, die halbe PTS wäre in einem
    Take gedreht worden, es gibt keine hektischen Hin-und-her-Schwankungen und die
    Kameraführung sticht gerade auch bei Landschaftsaufnahmen extrem hervor! Wie
    schon bei SF setzt Sam Mendes auch bei SP auf den „Bewährten“ Sepia-Look in der
    Post-Produktion. Ok, doch eine Fortführung, auch weil SP den in SF
    eingeschlagenen „Back-to-the-roots-Weg“ konsequent fortführt. SP ist ein
    klassischer Bondfilm, der sich allerdings nicht der modernen Realität
    verschleißt oder gar in das Reich der Fantasie abtaucht. Die Handlung ist
    logisch und die Idee mit der großen Organisation hinter all den Anschlägen ist
    in Zeiten von IS und Konsorten nicht unrealistisch. Bis auf das oben erwähnte
    zu späte Einsetzten der Liebesszenen ist das Timing des Films ausgesprochen
    gut. Die ersten 60 Minuten geben einem kaum Zeit um zu Atmen und eigentlich
    wird nur in Tanger das Tempo ein wenig gedrosselt. Auch die Szenen in Blofelds
    Hauptquartier wurden spannend inszeniert, allerdings finde ich die Folterszene
    extrem seltsam. Wofür wird Bond gefoltert? Klein Franz will sich am bösen James
    rächen und ihm einen qualvollen Tod bereiten? Naja. Ich hatte heute direkt das
    Gefühl, man hat bloß einen Grund gesucht um Bond und Swan wieder befreien zu
    können, schließlich klagt Bond zu keinem Zeitpunkt danach über Schmerzen oder
    etwas in der Art. Gut, man hat auch nicht die Zeit sich großartig Gedanken
    darüber zu machen, da es danach sofort mit Volldampf in den Showdown weiter
    geht. Die folgenden Szenen in London gefallen mir noch ein wenig besser als die
    London Szenen des Vorgängers, da hier noch einmal richtig Spannung aufkommt und
    das Tempo ordentlich gesteigert wird. Dennoch bleibt Zeit für eine Sache, die
    den Film über die gesamte Länge auszeichnet: die Anspielungen auf Vorgängerfilme,
    Bücher und sonstigen Elementen des Bond-Universums. Angefangen bei M und Silva
    in der TS bis zum geheimen Treffpunkt in einem alten Laden namens „Hildebrandt“
    usw. Damit hat man sicherlich viele Fans befriedigt und auch ich musste gestern
    als Thanner, Moneypenny und M in das alte Haus eingetreten sind wieder einmal
    schmunzeln als ich die Aufschrift auf der Tür sah.


    Ein wenig über Locations habe ich ja nun schon geredet,
    dennoch möchte ich noch kurz auf Mexiko City und Österreich eingehen. Die TS in
    Mexiko City gehört zu den besten Sequenzen des ganzen Films, die Atmosphäre
    wird eindrucksvoll eingefangen und mit einer genialen Action-sequenz abgerundet.
    Es gab irgendwo in den unendlichen Weiten des Forums mal dieses CGI Links und
    ich muss ehrlich zugeben, wenn ich es nicht gewusst hätte, mir wäre nichts
    dergleichen aufgefallen. Nur bei dem Kampf im Hubschrauber ist die Greenscreen
    zu erkennen, aber das lässt sich wohl auch nicht anders lösen. In Österreich
    sind wir atmosphärisch gesehen wieder ganz woanders. Die nebelige Überfahrt
    über den See und die Topmoderne Klinik, die ein wenig an den Piz Gloria
    erinnert, sind stark umgesetzt worden und fügen sich perfekt in die Handlung
    ein.


    Kommen wir zur Musik. Wie in SF hat David Newman den Job
    übernommen, leider ist hier zu viel SF mit dabei, gefühlt hatten wir den ganzen
    Score schon im Vorgänger. Das ist zwar nicht weiter schlimm, da der Score super
    zum Film passt, aber trotzdem wäre ein wenig mehr Einfallsreichtum auch nicht
    schlecht gewesen.


    Fazit:


    Mit Spectre ist ein rundum gelungener Beitrag zur Bondreihe.
    Mir gefällt er sehr gut und ich hatte einen wunderbaren Abend gestern. Leider
    ist er nicht perfekt, da das Timing nicht 100% gepasst hat und ich die familiäre
    Beziehung von Bond zu Oberhauser/Blofeld nicht unbedingt hätte sein müssen.
    Insgesamt 9/10 Punkten. Ich hoffe die Kritik hat euch gefallen und ich wünsche
    euch allen viel Spaß bei eurer ersten Heimsichtung von Spectre!

  • Gut vier Monate nach dem durchwachsenen Kinoerlebnis feierte SP nun leicht verspätet sein Heimkinodebüt bei mir. Vorneweg – die Pause hat dem Film gutgetan. Mit den konzeptionellen Schwächen, die ich hier schon beklagt habe, konnte ich mich inzwischen abfinden, umso offener war ich für alles andere. Ich freute mich auf das Wiedersehen, ja selbst der Song von Sam Smith hat mir diesmal beinahe gefallen ...


    Meine grundsätzlichen Kritikpunkte muss ich aufrechterhalten, der Film ist in vielem reine Behauptung und geht überaus sorglos mit den Vorgängern um – siehe nur den völlig unglaubwürdigen Wandel Mr. Whites. Aber sei’s drum: Ignoriere ich den vom Film selbst aufgestellten Anspruch des inhaltlichen Zusammenhangs der Craig-Bonds und betrachte ich ihn als für sich stehenden Einzelfilm, ist Mr. White das, was er für diese Geschichte sein muss. Wenn Bond Blofeld in den 60er-Jahren gleich zweimal kennenlernen durfte und letzterer eine charakterliche Wandlung nach der anderen durchmachte, kann Mr. Whites Darstellung in SP im krassen Widerspruch zu seinen ersten Auftritten stehen – wäre alles kein Thema, wenn SP nicht etwas anderes postulieren würde, verstärkt durch die feste Besetzung der Figur.


    Zwei Probleme bleiben im Wesentlichen:


    1. Die unfassbare Inkompetenz der Gegner: Hier wird durchgehend ein gewaltiges Bedrohungspotenzial behauptet, das Oberhauser und seine Schergen aber zu keiner Zeit einlösen. Ob der Franz selbst, seine Organisation,sein Henchman Hinx – m. E. einer der schwächsten Handlanger des gesamten Franchise, was so viele hier an ihm finden, ist mir völlig schleierhaft: Die Art seiner Rekrutierung macht die Organisation Spectre fast lächerlich, und danach bekommt er buchstäblich nichts auf die Reihe –, der Streber C: Alle lassen sich ständig überrumpeln bzw. mit einfachsten Mitteln mattsetzen, fast scheint es, als wollte Blofeld verlieren, so dumm stellt er sich von Anfang bis Ende an. Da nutzt auch die beste Besetzung nichts, gerade Andrew Scott wird völlig verschwendet. Ebenso übrigens wie der Rückgriff auf Blofeld und Spectre – aber dass die Möchtegern-Schurken hier ikonografische Namen bekommen, stört mich nicht mehr weiter. Es ist nur vollkommen überflüssig. Auch die persönliche Verbindung Bond-Villain wäre weniger dumm, wenn Oberhauser nicht Blofeld sein sollte.


    2. Diese Unfähigkeit der bösen Wichte wird noch potenziert durch das letzte Drittel des Films: Etwa ab der Folterszene gerät der Film völlig aus dem Tritt und wirkt wie ein halbstündiger Trailer für die zweite Hälfte des Zweiteilers, den Craig dem Vernehmen nach nicht drehen wollte. So wird, wie ja schon wiederholt hier vermerkt wurde, das Finale ohne Rücksicht auf Plausibilität und Figurenzeichnung durchgepeitscht, lässt Oberhauser noch idiotischer dastehen und nötigt C in die Rolle des Klischee-Irren.


    Dennoch macht SP bei mir etwas Boden gut und lässt mich für die Zukunft hoffen:


    - Durchweg unterhaltsam ist der Film zweifellos; die Zeit vergeht wie im Flug, bis eben in der letzten halben Stunde der Zeitraffer angeworfen wird und den Film zum Trudeln bringt wie den vielbeschworenen Flugdrachen im Hurrikan
    - Generell sieht der Film auch gut bis sehr gut aus – kein Wunder, dass man hier so einen tollen ersten Teaser und einen verdammt guten Trailer zusammenschneiden konnte!
    - Madeline gefällt mir ganz gut, die Plumpheiten der Figurenzeichnung fängt Léa Seydoux recht gekonnt auf, außerdem ist das hier ja immer noch ein Bond-Film; wir waren halt in den letzten zehn Jahren nur ziemlich verwöhnt. Frappant fand ich die Parallelen zu Tracy (krimineller Vater, mit dem sie brechen möchte und mit dem Bond in Verbindung steht – anfängliche Ablehnung Bonds nicht zuletzt aufgrund dessen Verbindung zum Papa – Bond von Anfang an als ausdrücklicher Beschützer Madelines – Madelines beginnende Faszination für Bonds gefährliches Leben (sie kämpft im Zug mit, dann geht’s in die Kiste, so wie Tracy Bond vor Blofelds Schergen rettet und sich anschließend mit ihm verlobt und nicht nur das) – und am Schluss bekommt sie das (vorläufige?) Happy End, das auch Tracy der Legende nach erhaltenhätte, wäre Lazenby nicht ausgestiegen, und in der Tat zitierte ja der ursprüngliche Schlusssatz von SP denjenigen aus OHMSS – allerdings vor dem Wiedersehen mit Blofeld)
    - Gefallen haben mir auch die – v. a. geographischen – Ähnlichkeiten zu TLD: Bond als Sniper, dann in England in der Sphäre des MI6, dann mit dem Aston auf überwiegend eigene Faust unterwegs (der Wagen überlebt’s hier wie da nicht, trotz aller Gimmicks), dann im verschneiten Österreich, unterwegs zerbirst eine Holzhütte aufgrund Bondscher Fahrzeugführung, Marokko, Wüstensetting – dann kehrt SP nach London zurück, und es geht abwärts mit ihm; aber auch TLD hat seine stärksten Szenen nach Afghanistan hinter sich
    - Und vor allen Dingen: Craig ist einfach großartig, und es wäre zu schade, wenn er nicht noch wenigstens einen Film drehen würde!



    Fazit: Die große Liebe wird das wohl nicht mehr, aber SP und ich könnten immerhin noch ganz gute Freunde werden. Wir sind nicht in Eile, wir haben unendlich viel Zeit.

  • Bei mir war es vorgestern auch soweit, dass die Heimpremiere von SPECTRE anstand. Den positiven Aspekten von Feirefiz' Review kann ich mich vollständig anschließen, die negativen sehe ich zum Teil anders (Mr. White, die Inkompetenz SPECTRE's und Hinx'), zum Teil genauso (Schwaches Finale, persönliche Verbindung Blofeld-Bond), sodass bei mir ein noch besserer Eindruck entsteht als bei ihm. Wie bei meinen beiden Kinobesuchen hatte ich auch daheim großen Spaß an dem Film und das ist es, was ich haben möchte, von daher gibt es von meiner Seite aus kaum was zu meckern.
    Gerne hätte ich einen weiteren Craig-Waltz-Bond, der die Craig- und SPECTRE-Story zu einem Abschluss bringt. Danach aber bitte auch wieder einen neuen Villain, wenn es sein muss auch mit einem neuen Bonddarsteller.


    Nur noch eine Frage: Ich hatte das Ende nie so verstanden, dass Bond seinen Dienst quittiert. Diese Sichtweise habe ich erst nach meinen beiden Kinobesuchen hier gelesen, habe vorgestern deshalb nochmal speziell darauf geachtet und sehe es ehrlich gesagt immer noch nicht. Für mich ist das ein typisches Bond-Happy-End (auch wenn es für DC gerade deshalb untypisch ist). Die einzigen beiden Tatsachen, die darauf schließen lassen könnten, sind, dass Bond seine Waffe wegschmeißt und Blofeld verschont sowie Qs Bemerkung zu Bond, dass er gedacht hätte, 007 wäre schon weg. Ersteres kann man aber auch als Verdeutlichung des zuvor von M an C Gesagtem, dass ein Mensch im Gegensatz zu einer Drohne in der Situation von Angesicht zu Angesicht entscheiden kann, ob er von der Lizenz zum Töten Gebrauch macht oder nicht, verstehen. Nicht umsonst macht M in der Situation ja auch einen angespannten Gesichtsausdruck. So kann man das auch als weiteren Schritt in Bonds Reifeprozess sehen, ähnlich wie die Verschonung von Vespers "Freund" am Ende von QOS.
    Qs Bemerkung wiederum muss nicht auf eine Demission Bonds hinweisen sondern könnte auch durch "im Urlaub" ergänzt werden.


    Ich denke, dass das hier eher elegant gemacht wurde: Hört DC auf, hat auch Bond in dieser Situation der Liebe wegen gekündigt. Macht er weiter, war er halt nur mit Madeline in Urlaub.:)

  • ProfessorDent


    Schön geschrieben. Finde mich in sehr vielem wieder. :)


    Ob der Franz selbst, seine Organisation,sein Henchman Hinx – m. E. einer der schwächsten Handlanger des gesamten Franchise, was so viele hier an ihm finden, ist mir völlig schleierhaft: Die Art seiner Rekrutierung macht die Organisation Spectre fast lächerlich, und danach bekommt er buchstäblich nichts auf die Reihe –, der Streber C


    Das empfinde ich nur bei Hinx so. Hinx hat eine zwar unlogische, aber dennoch überraschende und imponierende Einführung. Dann wirds aber - da gebe ich Dir Recht - dünn mit seinen Erfolgen. Ein gelungener Mord (am besten nochmals mit den Fingerkuppen) hätte gut getan. Ich hätte es gut gefunden, wenn er z.B. Lucia Sciarra ermordet hätte. Durch ihr Überleben gibt es quasi kein Opfer auf der guten Seite (White zähle ich da absichtlich nicht dazu) und Hinx kann keinen Erfolg verbuchen. Das hätte man anders lösen können.


    C und Blofeld hingegen haben Erfolge.
    C schafft es, den MI6 auszuhöhlen und kaltzustellen.
    Blofeld ist hauchdünn vor dem Ziel und hat Bond so viele Schmerzen zugefügt wie kaum ein anderer Villain vor ihm.
    Den Vorwurf, dass er nicht viel erreicht hat, muss man schließlich irgendwo allen Villains machen (welcher hinterlässt denn schon einen Erfolg als Nachruf?).


    Toll gespielt finde ich beide. Gerade dadurch, dass weder Waltz noch Scott auf das ihnen eigene überdrehte Spiel zurückgreifen, passt zu Craigs Bond. Das Understatement bei Scott ist der große Pluspunkt. Ich liebe z.B. die Szene "Das ist die Zukunft und....und Sie nicht!".


    Das einzige, was mich bei C und Blofeld wirklich stört, ist, dass sie keine gemeinsamen Szenen haben. So ist die Verbindung zwischen den beiden ausschließlich auf den Nebensatz Bonds mit der Antwort Blofelds begründet ("Dein kleiner Freund C?" - "Könnte man sagen!").
    Eine Szene wie zwischen Dent und Dr. No in DN wäre als persönliches Treffen toll gewesen, um Blofeld noch mystischer wirken zu lassen.


    Auch die persönliche Verbindung Bond-Villain wäre weniger dumm, wenn Oberhauser nicht Blofeld sein sollte.


    Noch besser wäre es gewesen, diese dumme persönliche Verbindung gleich ganz wegzulassen. ;)


    Ich hatte das Ende nie so verstanden, dass Bond seinen Dienst quittiert.


    Da bin ich ganz bei Dir! :thumbup:

  • Ich sehe nach wie vor die größten Schwächen ab der Ankunft in Blofelds Krater. Bis dahin ist Spectre ein durchschnittlich guter Bond, der in meinem Craig-Ranking zwar hinter den anderen drei Filme steht, aber auch noch nicht weh tut. Die Dialoge, ach, diese Dialoge, und auch die One-Liner zünden so gar nicht ("Vorsicht, die ist geladen", "Leider keine Munition mehr" usw.). Die Actionszenen sind aufwendig, aber unterm Strich auch uninspiriert. Da bringt mir ein Bond, der sich an einen startenden Fahrstuhl hängt, mehr.


    Aber das Ende, also nein - das verliert bei mir immer mehr. Im Kino schon fassungslos (innerlich habe ich ab der Folterszene abgeschaltet), stellt sich nun auch noch die Logikfrage: was soll das in London alles? Was macht Blofeld da eigentlich? Warum ist er überhaupt in London? Nur um sich an Bond zu rächen? Mit seinem Master-Plan hat das nichts mehr zu tun. Dann lässt er Bond entführen, baut ihm aber gleichzeitig ein Labyrinth mit Wegweisern und Pfeilen, warum nur, wenn er ihn doch durch seine Männer herbringen lassen wollte? Und was war der ursprüngliche Plan, hätten sie ihn denn zu ihm gebracht? Wollte er Bond dann trotzdem freilassen, damit er Madeleine sucht? Und warum sprengt er das MI6-Gebäude in die Luft, das in den nächsten Tagen ohnehin abgerissen werden sollte?


    Und abschließend: warum sind zehn Sekunden nach dem Hubschrauber-Absturz bereits Rettungskräfte, Krankenwagen und Polizei vor Ort und sperren die Brücke ab, als hätten sie nur darauf gewartet?


    Nein, das ist mir im Rahmen der bisherigen Ära Craig alles zu schief und zu löcherig.

  • ....Und warum sprengt er das MI6-Gebäude in die Luft, das in den nächsten Tagen ohnehin abgerissen werden sollte?


    Die Sprengsätze im alten MI6 Gebäude wurden doch bereits von der Abrissfirma installiert. Damit hat Blowaltz, ...ähm Blofeld, sich einiges an Arbeit erspart. Ja. Das Gebäude sollte in den nächsten Tagen ohnehin gesprengt werden. Dem ist Blofeld mit seiner "Ich muss dem bösen Kuckuck-Bruder eine reinwürgen" Nummer zuvor gekommen.

  • Das ist ja extrem böse, ein Gebäude, das abgerissen werden soll, einfach ein paar Tage früher zu sprengen. Dieser durchtriebene Blofeld... :rolleyes:


    Ursprünglich wollte Blowaltz den guten James und seine Madeleine zusammen mit dem Gebäude dem Erdboden gleichmachen und so seine Spuren verwischen. Er hatte ja nicht damit gerechnet, dass der "Kuckuck" mit seinem Spatzlerl noch vor Ende des Countdowns so schnell ausfliegt.


    Ja. Ganz phöser Blofeld... :D

  • Das abseits der persönlichen Ebene größere Bedrohungsszenario im Finale von SP ist doch das Wettrennen um den Start/Abbruch des Nine-Eyes-Programms. Was ja im Grunde genommen sehr interessant und ein Novum der Serie ist, da unser Titelheld somit ja an der "objektiv unwichtigeren" Front kämpft.
    Was ich eigentlich damit sagen wollte: Zentrales Ziel von SPECTRE (der Organisation, nicht des Films) ist es, dass das Nine-Eyes-Programm startet. Die Ermordung Bonds und Madelines ausgerechnet durch das zusammenstürzende MI6-Gebäude ist da lediglich etwas Persönliches und wäre aus Blofelds Sicht natürlich etwas wunderbar Symbolisches gewesen (Stichwort: Ruinen). Es geht ihm bei der Sprengung also nicht um die Tat an sich, sondern um das, was dahinter steht.

  • "Es geht ihm bei der Sprengung also nicht um die Tat an sich, sondern um das, was dahinter steht."





    Ein Mann mit tiefgründig durchdachten Grundideen, welcher jedoch in der Praxis wenig umzusetzen fähig ist. Irgendwie finde ich mich ein Stück weit in ihm wieder :D

  • Den letzten Punkt habe ich hier ja auch schon lang und breit gepredigt; aber wenn es nun einam da ist und angeblich Mendes' Hauptgrund war, den Film zu machen, hätte dieses Familiengedöns bei einem Villain Oberhauser weniger gestört; es wäre dann eher eine Reminiszenz an die Beziehung Bond-Trevelyan gewesen, an den Oberhauser sowieso einigermaßen angelehnt ist (habe ich in diesem Thread schon einmal ein wenig ausgeführt) - aber diese Verbindung war wohl unter des Herrn Mendes Würde ... Inzwischen kann ich mit der Vergangenheitskiste ganz gut leben, zumal Bond selbst ja auch gänzlich gleichgültig darauf reagiert - nur zu Blofeld passt es eben nicht. Fragt sich allerdings, warum Mendes so viel daran lag, wenn es Bond doch nicht berührt. Soll uns das zeigen, dass auch der Craig-Bond nun frei von familiären Bindungen und Drangsalen ist - selbst da, wo er damit konfrontiert wird? Also eine (vermeintliche?) Anknüpfung an den klassischen Bond, dessen einzige ernsthafte Beziehung die zum MI6 ist? Das wäre ja schon fast wieder charmant ...


    Was die Erfolge von Oberhauser angeht, müssen wir sie einfach glauben, dafür sehen wir kaum mal wirklich etwas davon: Ein paar Gremiensitzungen, ein Anschlag in Kapstadt - aber wo er selbst sichtbar agiert, wird's schnell selbst für Bond-Villain-Verhältnisse zappenduster. Er nimmt mit Hinx einen Mann in den inneren Zirkel auf, dessen einzige Qualifikationen Skrupellosigkeit und Muckis sind - ein klein wenig Intelligenz hätte vielleicht auch in der Stellenanzeige stehen sollen. Seine ach so geheime Organisation lokalisiert Bond im ersten Filmdrittel. Obwohl dies Oberhauser nicht entgeht (wohlwollend: von ihm letztlich gewünscht sein dürfte), entkommt Bond, und auch im Wüstenversteck wird Bond nur deshalb Franzens Gefangener, weil er sich ihm praktisch ausliefert. Befreien kann sich Bond derart spielend - inklusive Zerstörung der Villain-Feste, dass hier ja von Anfang an die Nase gerümpft wurde.Im London-Finale dann überlässt Franz - obwohl er spätestens nach Bonds Auftritt in der Wüste gearnt sein müsste von der Hartnäckigkeit des Kuckucksbruders - die Abwicklung seines Meisterpans C, der selbst ohne Beteiligung Bonds zu blöd ist, die letzten Minuten zu überbrücken. Dafür muss Andrew Scott in der finalen Szene vor seinem Abflug noch den Irren von (Geheim-)Dienst spielen, und hier entgleiten ihm durchaus alle Züge, gefördert durch einen klischeehaften Größenwahndialog. Eine Figur mit Potenzial wird hier denkbar schlecht abgewickelt. Zurück zu Franz: Er lässt nicht nur sein eigentliches Ziel außer Acht - und zwar planvoll-überlegt statt emotional-spontan wie andere Villains im Finalstress, die sich vom listigen Bond ablenken lassen -, sondern setzt seine Prioritäten grotesk falsch, baut den Parcours auf (über den Sinn und Unsinn siehe oben olliestones Beitrag), dies aber dermaßen dilettantisch, dass Bond ihn ohne große Schwierigkeiten meistert - Madeline ist eher außen versteckt, sie ist nicht so geknebelt, dass sie nicht schreien könnte, und nichtso gefesselt, dass Bond sie nicht im Nullkommanix zu befreien vermöchte. Dann flieht er noch in einem derartigen Schneckentempo, dass Bond ihn fangen kann - auf der einzigen Route - entlang des Flusses, auf der Bond eine Verfolgung möglich ist. Respekt, das muss man selbst als Bond-Schurke erst einmal hinbekommen!


    Denn natürlich ist der Franz in all seinen Schwächen ein typischer Villain, indem er den Sieg aus reiner Hybris verspielt -doch stößt mir das bei ihm besonders auf, er scheint gerade im Selbstverschulden seines Scheiterns neue Maßstäbe setzen zu wollen - insofern ist seine Selbstbenennung als "Blofeld" noch nicht einmal anmaßend, sondern fast schon wieder stimmig. Intensiviert wird dieser Eindruck allerdings durch das völlig überhastete und vollgesopfte letzte Filmdrittel, in dem alles wahnsinnig schnell gehen muss und die Schurken allein aus Zeitmangel ratzfatz überwunden werden (müssen). Wäre das Finale besser ausgearbeitet und nicht so überfrachtet, hätte Oberhauser bei mir möglicherweise einen höheren Stellenwert.


    Und immerhin, um versöhnlich zu schließen,ist das alles ganz vergnüglich anzuschauen. Mal sehen, wie sich SP weiterentwickelt.

  • Soll uns das zeigen, dass auch der Craig-Bond nun frei von familiären Bindungen und Drangsalen ist - selbst da, wo er damit konfrontiert wird? Also eine (vermeintliche?) Anknüpfung an den klassischen Bond, dessen einzige ernsthafte Beziehung die zum MI6 ist? Das wäre ja schon fast wieder charmant ...


    Interessanter Gedanke!


    Das wird noch unterstützt durch Bonds Antwort auf Dr. Swans Frage in der Klinik, wer sich denn um ihn nach dem Tod seiner Eltern gekümmert hat. "Jemand anderes" kommt dermaßen emotionslos und desiniteressiert, dass es einem geradezu demonstrativ ins Gesicht springt. Ich werte Bonds Reaktion da auch keineswegs in der Form, dass er an einem wunden Punkt erwischt wurde (so wie in etwa bei der Frage des Psychologen nach SKYFALL im gleichnamigen Film). Nein, Bond ist einfach nicht interessiert an dem ganzen Emotionalen Kitsch! Diese Erklärung gefällt mir. :thumbup:

  • Ja und Nein.
    Ich sehe hier ein craigbondsches Pendel, welches zwar in beide Richtungen schwingt, jedoch in keine der beiden zu sehr. War bei Skyfall (hier stimme ich Kronsteen in ganz und gar glasklarer Form zu) noch die Wunde recht frisch (so betagt sie auch schon gewesen sein mag, womöglich eine posttraumatische Belastungsstörung, sodass die Erinnerungen existieren als seien sie auch noch gegenwärtig taufrisch und brandaktuell, zusätzlich unterstützt durch den intensiven Aufenthalt am damaligen Ort des Geschehens und der Kindheitsentwicklung), so scheint sich Spectre's Bond vom Kummer ein Stück weit freigeschwommen zu haben. Auf der anderen Seite sehe ich auch hier noch und zwar insbesondere aufgrund der scheinbar lässigen Coolness im TB-Stil eine zwar nicht stark, jedoch dennoch durchaus erwähnenswert ausgeprägte Inkompetenzkompensationskompetenz im Bezug auf einen reifen Umgang mit der düster anmutenden Vergangenheitsgeschichte. Ist jetzt vielleicht zu psychologisch ausgedrückt und passt eher in die Analyse eines Jean-Luc-Godard-Films, aber wenn man mit der Ära Craig schon ein seelisches Fass der inneren Prozesse öffnet, muss sich der Film dieses komplexe Geschwätz auch gefallen lassen :D


    In jedem Falle ist Bonds Dasein aber nicht mehr von den gleichen Komplikationen geprägt, die ihm noch zuvor den Schlaf raubten, in gewisserlei Hinsicht ist Bond zumindest für diese Ära nun endgültig an seinem ursprünglichen Ausgangspunkt der Reihe angelangt, wie wir Bond einst kannten und auch schätzten.

  • Ich habe mir gestern mal wieder CR gegeben - den Qualitätsunterschied zu Spectre kann man kaum anders als krass bezeichnen.


    Zwei Punkte fielen mir gestern besonders auf: die wesentlich bessere Musik (David Arnold vs. Thomas Newman - eine ungleiche Partie) und die Spannung. CR ist in jeder Sekunde spannend, nicht nur in den Actionszenen, Spectre dagegen durchgehend lahm und belanglos. CR kann Spannung erzeugen durch Craigs intensives Spiel, durch die Gesichter während der Pokerspiele, sogar durch die stillen Momente, dieser Film schlägt mich auch beim 20. Mal in seinen Bann. Bonds Schwitzen und Bluten, die physische Anspannung, die schmutzige Brutalität des Mordens, der Gegensatz von Glamour und der Widerwärtigkeit seines Tuns- alles weg. Schade.

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