Film-Twists

  • Bemerkung zu Beginn: Hier geht es um Filme mit überraschenden Enden. Wer sich einen völlig unvoreingenommenen Blick auf die hier genannten Filme bewahren möchte und erst gar nicht wissen will, ob überhaupt ein Twist kommt, sei also vorab gewarnt.














    Was sind denn so eure liebsten Schlusswendungen in Filmen? Meiner Meinung nach sollte ein guter Schlusstwist nicht nur vorrangig auf einer intellektuellen Ebene verblüffen - deshalb finde ich auch den Begriff "Mindfuck" ziemlich dämlich, in etwa so passend wie "Atomscheiße" für Kernphysik - sondern auch auf einer emotionalen.


    Meine Top-10 wäre in etwa:


    10) Der Nebel (Frank Darabont, 2008)
    Der Film an sich hat einen sehr interessanten Ansatz, der leider durch auf Klischee getrimmte Nerv-Figuren etwas getrübt wird. Das Ende ist aber krass, gab es so glaub ich noch nicht.
    9) Planet der Affen (Franklin J. Schaffner, 1968)
    Zusammen mit "Soylent Green" und TESB sicher der berühmteste Twist der Science-Fiction-Filmgeschichte
    8) Das Imperium schlägt zurück (Irvin Kershner, 1980)
    Neben Citizen Kane's 'Rosebud' die wahrscheinlich berühmteste Wendung der Filmgeschichte überhaupt. Und aus dramaturgischer Sicht ein absolut genialer Kunstgriff. Das Phantastische, buchstäblich Lichtjahre Entfernte wird auf das Vertrauteste und Intimste überhaupt zurückgeführt. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass Lucas diese Idee in seinem ersten Film noch gar nicht im Sinn hatte.
    7) Angel Heart (Alan Parker, 1987)
    6) Chinatown (Roman Polanski, 1974)
    5) 12 Monkeys (Terry Gilliam, 1996)
    4) Fight Club (David Fincher, 1999)
    Kult.
    3) The Sixth Sense (M. Night Shyamalan, 1999)
    Eine der genialsten Twist-Ideen der Filmgeschichte. Durch die Regie und die Darsteller funktioniert der Film für mich aber auch nach wiederholtem Sehen immer wieder, da es vorrangig nicht nur um Hirnverkehr geht. "The Others" steht für mich da handwerklich um ein paar Klassen darunter.
    2) Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958)
    Die entscheidende Wendung kommt eigentlich in der Mitte oder im zweiten Drittel des Films. Spricht mich aber wesentlich mehr an als der berühmte Twist in "Psycho", da er sich auf die Charaktere auswirkt und nicht bloß Mittel zum Schock ist.
    1) Unbreakable (M. Night Shyamalan, 2000)
    Shyamalan zum zweiten. Hat wahrscheinlich nicht gerade Filmgeschichte geschrieben, ist aber zusammen mit 6), 5), 3) und 2) eine Wendung, die auch beim zigsten Ansehen für mich funktioniert.

  • Spannende Sache. Mich fällt da (mit meiner eher bescheidenen Film-Guck-Erfahrung) Folgendes ein:


    - Shutter Island (Martin Scorsese 2010)
    - The Village (Manoj Night Shyamalan 2004)
    - Once Upon A Time in America (Sergio Leone 1984)

  • Saw (natürlich nur der erste Teil)
    Mirrors (Kiefer Sutherland und die Seiten des Spiegels)
    The Others (Botox und die Jahrhundertwende)
    Dream House (ohne Trailer vorher gucken genial)
    Prestige – Die Meister der Magie (zwar schlecht gemacht, aber Twist ist drin)
    Tod im Spiegel (beeindruckte mich seinerzeit im Kino sehr)
    Die üblichen Verdächtigen (als mir Kevin Spacey das erste Mal auffiel)

  • .
    Das ist natürlich ein Thread-Thema mit "doppelten Boden".


    Diese "speziellen" Filme, die hier genannt werden, können natürlich dadurch ihres Überraschungsmomentes beraubt werden für all' jene, die einzelne Beiträge noch nicht kennen und sich aufgrund dieser Empfehlung(en) dann eher mal bewusst anschauen (wollen). Die geweckte Erwartungshaltung, mit der der Zuschauer dann an das jeweilige Werk herangeht, impliziert automatisch einen Clou, der sich dann unter Umständen als enttäuschend(er) offeriert, weil mehr erwartet wurde oder nur das kommt, was man sich wissentlich im Vorfeld zusammenreimt. Eine mögliche Dezidierung in qualitativer Hinsicht ist damit gegeben.


    Man möge sich nur mal daran erinnern, was Alfred Hitchcock für einen Aufwand zu Start eines speziellen Films in den USA betrieb, damit nicht irgendwelche Zuschauer zu spät in den Film reingingen um einer wichtigen Komponente dieses Films beraubt zu werden. In den USA ist es noch heute in zahlreichen Kinos Usus mitten in der Vorstellung eingelassen werden zu können.


    Der indische Regisseur Manoj Nelliyattu Shyamalan war gerade zu eine Zeit lang auf diese spezielle Art von Filmen zu abonniert, so dass sein Publikum automatisch etwas zu Ende zwanghaft erwartete. Demensprechend wurde dann die Verfilmung «Das Mädchen aus dem Wasser» für manchen Zuschauer zur derben Enttäuschung, weil der Regisseur diesen Aspekt dann bewusst ausgehebelt hatte.



    Wer sich beispielsweise noch an die Sendung "Kino-Hitparade" unter der Moderation von Sabine Sauer erinnern kann, bekam zu Ende einer Sendung auch schon mal Auflösungen aus «Spiel mir das Lied vom Tod» und «Der Clou» gezeigt. Ein absolutes Unding der Redaktion.



    Vielleicht wäre es geschickt an den Anfang dieses Threads darauf zu verweisen, das die Diskussion hier auch Arten von Filmleaks beinhaltet und jeder für sich dann entscheiden kann, ob er hier weiter lesen und mitmachen möchte.
    Wir sollten zum Deutschlandstart von SPECTRE berücksichtigen, dass hier auch neue und auch jüngere Zugänge kommen können, die noch nicht das gesamte Filmspektrum kennen.





    Einige Wort zur Drehbuch-Entwicklung von «The Empire strikes back»:
    Zu der Ursprungstrilogie gibt es fantastische Making-of-Büchervon Jeff Rinzler, die die gesamten Prozesse der ersten drei Filme der klassischen Trilogie ausführlich aufarbeiten. So gab es als erstes Überlegungen den Heimatplaneten von Darth Vader zu definieren, der interessanter Weise dann in «Episode 3» zu Mustufar wurde. Damit dürfte sich erklären, dass der dramatische Coup hier noch nicht geboren war, sondern erst im Verlauf weiteren Entwicklungen an dem zweiten Film sich heraus schälte.


    .

  • Der Photographer hat natürlich Recht: allein schon dass es Film hier genannt wird nimmt ihn etwas von seiner Überraschung. Ich möchte hier trotzdem mal Werbung für einen kleinen österreichischen Film machen der erst vor kurzen in den (Programm-) Kinos lief und nun auf DVD erhältlich ist:


    Ich seh Ich seh


    Zwei Kinder leben abgeschieden allein mit ihrer Mutter. Nach einem Unfall trägt sie am Kopf Verbände die sie unkenntlich machen. Da die Kinder finden dass sie sich seit dem sehr merkwürdig verhält kommen sie auf die Idee dass diese Frau gar nicht ihre Mütter ist und steigern sich in diese Idee herein.


    Ein gruseliger Film ohne Splatter mit einer unguten Stimmung. Und ja, einen Twist gibt es zum (bösen) Ende auch.

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    Unter die Rubrik «Bildgewaltige, suggestive Reflexion über die ambivalente Kraft der menschlichen Fantasie» fallen beispielsweise auch:


    Tarsem Sings «The fall» (2006)
    Guillermo del Toros «Pans Labyrinth» (2006)
    Ang Lees «Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger» (2012)



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  • Diese "speziellen" Filme, die hier genannt werden, können natürlich dadurch ihres Überraschungsmomentes beraubt werden für all' jene, die einzelne Beiträge noch nicht kennen


    Ach nun ja, die Filme sind 10, 20, 30 Jahre alt - wer sich jetzt noch spoilern lässt, ist selber schuld.

  • Ich bin ja immer noch der Meinung, dass Lucas diese Idee in seinem ersten Film noch gar nicht im Sinn hatte.

    Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten,bei Lucas ist Einiges eher selbstgeschaffene Legende denn Wahrheit.
    Von der angeblich fertig ausgearbeiteten Saga schon zu Beginn von "A New Hope" (er hat vielleicht einen groben Plot gehabt, mehr nicht), über die zufällige Entdeckung Harrison Fords bei Schreinerarbeiten bis hin zu der angeblichen Ablehnung seiner Fortsetzungspläne bei Disney (das ist eher eine Schutzbehauptung...sollte Episode 7 Schrott sein, kann er sich dann darauf berufen dass sein Plot natürlich besser gewesen wäre!)!


    George Lucas hatte eine tolle Grundidee, wird aber als Regisseur und Drehbuchschreiber maßlos überschätzt!

  • Auch ich mag dem photographer widersprechen.


    Hier werden weder Storydetails gespoilert, noch wird auf einzelne Filme und deren Twist eingegangen. Lediglich auf die besondere Art der Erzählform. Ist in meinen Augen legitim.
    Wer das nicht erträgt, sollte sich grundsätzlich in keinen Filmforen herumtreiben ...


    Mir ist noch Sucker Punch eingefallen, den ich selbst nie gesehen habe, der aber ebenfalls zu dieser Art von Filmen gehören soll.

  • George Lucas hatte eine tolle Grundidee, wird aber als Regisseur und Drehbuchschreiber maßlos überschätzt!


    Ich persönlich glaube, dass die meisten Fans, Kritiker und Personen, die nicht vollkommen verblendet sind, Lucas schon immer richtig eingeschätzt haben, sprich ihn nie "maßlos überschätzten". Natürlich gibt es den einen oder anderen Hardcore-Fan, der das anders sehen mag.


    Zu den Twist-Filmen fällt mir spontan noch Zwielicht (1996). Edward Norton viel mir hier zum ersten Mal als guter Schauspieler auf. Außerdem empfand ich die persönliche Kränkung, welche Richard Gere's Charakter erfuhr, als sehr
    wohltuend und amüsant. :D

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    Diese "speziellen" Filme, die hier genannt werden, können natürlich dadurch ihres Überraschungsmomentes beraubt werden für all' jene, die einzelne Beiträge noch nicht kennen und sich aufgrund dieser Empfehlung(en) dann eher mal bewusst anschauen (wollen). Die geweckte Erwartungshaltung, mit der der Zuschauer dann an das jeweilige Werk herangeht, impliziert automatisch einen Clou, der sich dann unter Umständen als enttäuschend(er) offeriert, weil mehr erwartet wurde oder nur das kommt, was man sich wissentlich im Vorfeld zusammenreimt. Eine mögliche Dezidierung in qualitativer Hinsicht ist damit gegeben.


    Okay, ich hab mal einen Hinweis am Anfang eingebaut.


    Mit der Erwartungshaltung ist es immer so eine Sache. Bei Shyamalans "The Sixth Sense" war es so, dass er noch während er im Kino lief den Ruf einer außergewöhnlichen Schlusswendung hatte. Vielleicht aufgrund dessen fand ich die im Kino dann enttäuschend, weil irgendwie unglaubwürdig. Erst durch späteres Anschauen hat der Film dann gewonnen. Beim Nachfolger "Unbreakable" hab ich dadurch dann nicht viel erwartet, und fand das Ende umso besser.


    Andererseits ist es ja auch eine Werbung für die hier genannten Filme, die den Effekt einer möglichen Enttäuschung aufwiegt. Auf einige Filme wie "Ich seh ich seh" wird man dadurch erst aufmerksam.


    Wer sich beispielsweise noch an die Sendung "Kino-Hitparade" unter der Moderation von Sabine Sauer erinnern kann, bekam zu Ende einer Sendung auch schon mal Auflösungen aus «Spiel mir das Lied vom Tod» und «Der Clou» gezeigt. Ein absolutes Unding der Redaktion.


    In alten Filmmagazinen wie Cinema war es leider auch üblich, einen Film zu "besprechen", indem man einfach die Handlung bis zur letzten Szene beschreibt. Ist mir letztens erst wieder bei der Cinema zu NSNA aufgefallen. Da steht dann sogar, dass Connery am Ende in die Kamera zwinkert. Auch heute sind ja viele Journalisten unfähig, eine spoilerfreie Filmkritik zu schreiben. Zeigt aktuell wieder das Beispiel Spectre.


    George Lucas hatte eine tolle Grundidee, wird aber als Regisseur und Drehbuchschreiber maßlos überschätzt!


    Gut, das von einem Fan bestätigt zu bekommen. :) Wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass er diese von ihm gestreuten Legenden selbst glaubt und sich für einen großartigen und missverstandenen Autor und Regisseur hält.

  • George Lucas' Problem ist, dass er sich seit dem Ende der hervorragenden ersten Trilogie nur noch mit Ja-Sagern umgeben hat, die es noch genial fanden, wenn er nur in ein Taschentuch schnäuzte!


    Hätte ernicht darauf bestanden bei den neueren Filmen alles selbst zu machen, sondern wieder auf Kasdan und gute Regisseure vertraut hätte...kaum auszumalen wie großartig die Prequels hätten sein können. Stattdessen sind die Filme wie ein Ferrari mit einem schadhaften Dibben, man denkt ständig: Da hätte doch beim Tritt aufs Gas mehr kommen können.


    Und genau das selbe Problem zieht sich auch durch die Indiana Jones Filme, die Beiden in denen Lucas eher das Ruder übernahm (2 und 4) gelten nicht umsonst als die Schwächeren.

  • In meinem letzten Beitrag habe ich mich vielleicht etwas verwirrend ausgedrückt. Was ich eigentlich über Lucas sagen wollte ist folgendes: Seine Idee war toll und dafür danke ich ihm auch, aber ansonsten ist dieser Mann einfach nur schrecklich und als Regisseur nahezu ein Totalverlust.

  • Vielleicht ist es ja eine Generations-Frage, aber bei Auflistungen von Twists darf eigentlich "No Way Out" nicht fehlen...


    Und ja, "Crying Game" ist wirklich fabelhaft. Und beim zweiten Mal anschauen dann die Reaktionen der anderen Zuschauer beobachten.

  • Achtung Spoiler!


    Ein vielleicht nicht gänzlich unerwarteter, jedoch bitter in Mark und Bein gehender Twist:
    Des Gossenphilosophen Abgang in Mike Leigh's Meisterwerk Naked. David Thewlis' Brillanz kennt in diesem Drama keine natürlichen Grenzen. Wurde die Atmosphäre nach seiner Rückkehr zu seiner Ex-Freundin wieder etwas warmherziger, sodass beinahe erneut ein gemeinsamer Zukunftsplan geschmiedet wurde, weiß sich Johnny auch in diesem Falle nicht mit seinem Schicksal abzufinden und verschwindet - halbtot - erneut in die Richtung einer ungewissen Zukunft - und sei es auch um Louise vor einem weiteren Jahr mit ihm zu schützen...

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