SPECTRE vs. SKYFALL

  • Danke für deine Eindrücke, Silva. :thumbup:


    Damit bist du hier vermutlich der Einzige mit sage und schreibe drei Craigs in der Top 4, oder?


    Kann gut sein :D . Nach meinem Empfinden sind es drei sehr sehr starke Filme. Und aufgrund des geschlossenen Bogens in SPECTRE um CR-SF ist QOS auch wahrscheinlich relativ in meinen Top 10 sicher. Irgendwie macht er jetzt mehr Sinn...

  • Ich verweigere meine Stimme, weil ich mich erstens nicht entscheiden kann und zweitens meine beiden Sichtungen von SP noch so frisch sind, dass ich erst einmal etwas zeitlichen Abstand brauche, bevor ich mich an ein Ranking mache (im Vergleich zu SF und generell).

  • Silva:


    QoS in der Top 10 - eine weise Entscheidung. Der Film ist allgemein unterschätzt, hier im Forum stößt er aber auf Gegenliebe. Gewissermaßen scheint sein Ruf aber dazugewonnen zu haben, altert wohl wie ein guter Wein.


    Havanna:


    Recht hast du. Im Prinzip bin ich für diese Abstimmung auch noch nicht reif gewesen, wo ich Spectre doch erst einmal sah. Mal sehen wie ich in einigen Monaten zu dem stehe, was ich an Spectre gegenwärtig kritisiere. SF fängt ja immerhin auch gerade an in meiner Wahrnehmung aufzusteigen, 2,5 Jahre hat er dafür gebraucht (hatte ihn erst zur DVD-Premiere gesehen).


    Wie ist das eigentlich mit Craig? Das unaufhaltsame Gerede, er möchte doch aufhören. Bindet ihn sein Vertrag eigentlich überhaupt nicht an Bond 25?! :wtf: Hatta doch einst unterschrieben...

  • Da der zweite Eindruck von SP noch bevorsteht, stimme ich auch noch nicht ab. Bei den Teasern und Trailern war ich mir noch relativ sicher, dass mir SP besser gefallen würde, aber im Endeffekt ist SF bei mir ganz klar vorne.


    Das schwerwiegendste Kriterium ist dabei die Gesamtstimmigkeit und der dritte Akt. Ein gutes, passendes Ende für einen Bondfilm zu schreiben ist mMn wesentlich schwieriger als eine gute erste Hälfte oder gar eine spannende PTS hinzukriegen. Alles Brosnans hatten tolle PTS, trotz recht schwacher Drehbücher. Selbst DAD hat eine recht unterhaltsame erste Hälfte. CR hat die vielleicht beste Schlusszene der gesamte Reihe, QOS hat mit Kazan auch ein sehr starkes Ende. Das Finale von SF mag auf viele etwas seltsam und Kevin-allein-zu-haus-mäßig erscheinen, aber es ist sehr stimmig und sehr gut fotografiert. (Immerhin wurde eine Szene daraus unter die schönsten Einstellungen der Filmgeschichte gewählt, siehe hier). Und das Finale war sehr mutig und kreativ. Es ist das erste und wahrscheinlich einzige Finale komplett ohne klassisches Bondgirl, und es dreht die Formel um.


    Das Finale von SF wirkt dagegen sehr formel- und klischeehaft. Und im Vergleich zur Pretitle ungleich unspektakulärer, und ähnelt in diesem Attraktionsabfall mMn TND oder TWINE. In Folgen von ALIAS oder 24 hat man schon ähnliches gesehen. Dass sich Madeleine zwischen Tür und Angel von Bond verabschiedet, nur um kurz darauf als Köder benutzt zu werden, wirkt ziemlich gewollt und zusammengeschustert, wie noch einige andere Sachen. SP hat zwischendurch vielleicht stimmungsvollere Locations, einen cooleren Bond und mehr Humor als SP, aber das Ende zieht für mich da leider vieles runter. SF wirkt da insgesamt runder und stimmiger, und bietet auch viel mehr Ebenen für Interpretationen.


    Interessant ist ja auch, dass es die ersten drei Craigs bei vielen Fans auf die Nummer 1 der Bestenliste schafften. Dagegen ist SP selbst bei denen, die ihn sehr mochten, mit Müh und Not in den Top 10. Mit der Zeit könnte sich da noch viel ändern, aber ich wage mal zu bezweifeln, dass SP es oft auf den ersten Platz diverser Bestenlisten schaffen wird.


    Ich persönlich fand es wesentlich mutiger Blofeld wiedereinzuführen als einen Film zu drehen der sich eindeutig im "Nolan Fahrwasser" befindet und genau das abgeliefert hat, was im Jahre 2012 in war.


    Aber ist eine Neu-Interpretation des Hauptschurken mit einem Oscarschauspieler nicht gerade das, was man mit Nolans Batman am ehesten verbindet? Inklusive Verhaftung des Jokers am Ende und offenes Ende. Ich finde das Wiedereinführen Blofelds daher jetzt nicht weniger nolan-esk als Elemente in SF.


    Konnte man mit der Wiedereinführung von Blofeld denn so viel falsch machen? Es ist immer noch einer der berühmtesten Namen im Bonduniversum, der regelmäßig Umfragen anführt.

  • (...) Das Finale von SF wirkt dagegen sehr formel- und klischeehaft. Und im Vergleich zur Pretitle ungleich unspektakulärer, und ähnelt in diesem Attraktionsabfall mMn TND oder TWINE. In Folgen von ALIAS oder 24 hat man schon ähnliches gesehen. Dass sich Madeleine zwischen Tür und Angel von Bond verabschiedet, nur um kurz darauf als Köder benutzt zu werden, wirkt ziemlich gewollt und zusammengeschustert, wie noch einige andere Sachen. SP hat zwischendurch vielleicht stimmungsvollere Locations, einen cooleren Bond und mehr Humor als SP, aber das Ende zieht für mich da leider vieles runter. SF wirkt da insgesamt runder und stimmiger, und bietet auch viel mehr Ebenen für Interpretationen.
    (...)

    Nur für´s Protokoll: Du meinst hier doch SP(ectre)...?!

  • Konnte man mit der Wiedereinführung von Blofeld denn so viel falsch machen? Es ist immer noch einer der berühmtesten Namen im Bonduniversum, der regelmäßig Umfragen anführt.


    Grade deshalb, weil es der berühmteste Name ist. Nach 44 Jahren der Abstinenz ist die Erwartungshaltung ebenso riesig wie die Vielfalt an verschiedenen Idee. Jeder hat seine eigene Vorstellung von dieser größten aller Bond-Ideen. Und da kann man nur verlieren. Sieht man ja an den ganzen Reaktionen hier im Forum (wobei die Reaktionen nirgendwo so negativ sind wie hier, das muss ich zugeben).


    PS: Interessant, dass die (ich nenne sie mal so) "Skyfall-Fraktion" hier im Thread deutlich lautstärker ist als die "SPECTRE-Fraktion", obwohl kleiner....

  • Interessant, dass die (ich nenne sie mal so) "Skyfall-Fraktion" hier im Thread deutlich lautstärker ist als die "SPECTRE-Fraktion", obwohl kleiner....


    Obwohl ich mich daran beteiligt habe, ist es eigentlich sinnlos, einen Zweikampf zwischen SF und SP heraufzubeschwören. "Der eine oder der andere" ist doch etwas konstruiert. Ich denke, man kann beide Filme mögen oder beide nicht mögen oder eben nur einen von beiden. Muss sich zwangsläufig der eine auf Kosten des anderen profilieren?

  • Obwohl ich mich daran beteiligt habe, ist es eigentlich sinnlos, einen Zweikampf zwischen SF und SP heraufzubeschwören. "Der eine oder der andere" ist doch etwas konstruiert. Ich denke, man kann beide Filme mögen oder beide nicht mögen oder eben nur einen von beiden. Muss sich zwangsläufig der eine auf Kosten des anderen profilieren?


    Ist volllkommen richtig! :thumbup:
    Ich mag die Bondfilme ohnehin alle und die Fragestellung sollte keinesfalls als "Gegeneinander" aufgefasst werden.


    Mich hat lediglich interessiert, wie die beiden Filme im Verhältnis zueinander abschneiden, da mir auffiel, dass doch etliche ausgesprochenen SF-Liebhaber SPECTRE schwächer sehen.

  • Ich sehe darin auch keine "Glaubensfrage" welchen von beiden man besser findet. Mir gefallen beide sehr gut, aber SPECTRE - in seiner Umsetzung - entspricht einen Tick mehr dem was ich in einem Bondfilm sehen möchte.


    Zum Thema Casting, Ich finde Waltz mindestens genauso gut wie Bardem und Lea ist für mich viel besser, natürlicher und glaubwürdiger als Berenice, die hat zwar im Casino eine sehr starke Szene, das liegt aber meiner Meinung mehr an Craig als an ihr. Außerdem schrecklich geschminkt die Frau, sieht ansonsten viel besser aus.

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • SKYFALL hat bei mir so eine Sonderstellung, weil er damals genau der richtige Stimmungs-Film zur richtigen Zeit war. Im Sommer 2012 war ich irgendwie mental amerikanisiert, weil ich in den Staaten mit unserer Band unterwegs war und im Kino auch noch von US-Blockbustern wie AVENGERS und THE DARK KNIGHT RISES beeindruckt wurde. Und so nett meine amerikanischen Bekannten sind - Bond findet bei ihnen nur peripher statt. STAR WARS und MARVEL sind die Kings.


    SF war dann das Antidot, auch weil das ständige Sich-behaupten-müssen der Filmreihe sich in der Handlung niederschlug. Die leichte Melancholie des Films in Verbindung mit der doch wieder triumphialen Schlusstimmung, das war einfach auf den Punkt gebracht. Und dazu noch die Freude über den unverhofften Box-Office-Erfolg. "Unser" Bond ist wieder da! Und er zeigt allen, was 'ne Harke ist! Da kann SPECTRE einfach nicht gegen an, es sei denn vielleicht, er wäre im Herbst 2012 gestartet...

  • Mir gefallen beide Filme sehr gut. Wobei Spectre durch bestimmte Locations (Rome, Mexico, Morocco, Austria & London) und dem Cast (Leá Seydoux, Monica Belluci und Christoph Waltz) bei mir Pluspunkte gesammelt hat.

  • Ich werde mir eine endgültige Meinung bilden, wenn ich sowohl SF als auch SP noch mal gesehen habe. Allerdings liegt SF bei mir eine gute Nasenlänge weiter vorn. In SP gibt es einfach Dinge, die mich stören. Die springen mir quasi mit dem nackten Arsch ins Gesicht, sei es der "Sieh nicht hin, schau mich an!"-Bond, der, hätte er nicht auf dem Boden gelegen, vermutlich panisch im Kreis rennend mit den Armen gewedelt hätte, oder das ach so außergewöhnliche Bondgirl Madeleine, das auch wirklich außergewöhnlich blass war, oder Blofelds unglaublich banale Motivation, vor der viele im Vorfeld schon Angst hatten. Ich war nach dem Kinobesuch zwar geflasht, aber am nächsten Tag steht man an seiner Maschine, lässt alles Revue passieren und merkt, daß es da doch das eine oder andere gab, das einem die Stimmung versaut - obwohl man den Film durchaus gut fand und es immer noch tut. SF dagegen hat mich absolut euphorisch aus dem Kino entlassen und bei jedem Besuch die Bonditis neu entfacht - über Wochen. Allerdings gab es in SP auch ein paar Dinge, die mir einen Ticken besser gefallen haben als in SF, so ist das nicht.
    Aber da Besuch Nr. 2 und 3 erst noch folgen, schau mer erst mal, gelle ;)

  • als Traditionalist und eingefleischter, verbohrter Anti-Craigianer gewinnt SF bei mir in allen Punkten: ist übrigens der einzige Craig-Film, der bei mir trotz etlicher gewichtiger Einwände 3 von 5 Punkten auf einer pers. Bewertung einnimmt und immerhin im guten Mittelfeld plaziert ist..SF packt den Bond-Mythos, wie mir auch der geschätzte Mr. Fogg vermittelt hat, als einziger Craig-Film irgendwie an der Wurzel oder "problematisiert" ihn, wenn auch die Art und Weise dieser problematisierung nicht überzeugt. Die Bezüge zur Klassik sind für mich durch die Rückverwandlung am Schluss wesentlich origineller und überzeugender umgesetzt.Der Titelsong von Adele gewinnt haushoch, ebenso wie das Intro. Auch Craigs kantige, "alte" Darstellung finde ich in SF wesentlich überzeugender als die in Spectre, und wenn ich mich nicht ihre, ertönt auch das alte Norman/Barry Theme wesentlich häufiger?


    Ich kann vor allem der Einstufung von Spectre als "Neoklassiker" keinesfalls folgen, wenn auch z.B. die Gaderobe sehr überzeugend bondig ist. Spectre ist für mich Bond als eine letztlich beliebige Figur in einer freilich definierten Epoche des gesamten bisherigen Bond-Ära,, aber der Zusammenhang, in den Bond mit diesen Zeitebenen tritt, ist letztlich beliebig, vage und unklar.. Der "echte" Bond ist aber ein unverwechselbares, spezifisches Individuum in sehr spezifischem Diskurs mit der Jetztzeit, dessen besondere Langlebigkeit eben davon her rührt, dass er nicht nur ein Relikt des Kalten Krieges ist, sondern bereits im Kalten Krieg ein "Relikt" war.

  • Ich habe jetzt SP zweimal gesehen und ihn etwas sacken lassen, während ich mir Freitag nochmal mit meiner Frau zusammen SF angesehen habe. Beide Filme haben ihr übrigens gut gefallen.:)


    Ich bin jetzt bereit, mich zur Frage dieses Threads zu äußern. Meine endgültige Antwort fällt aber nicht anders aus als meine bisherige: Ich enthalte mich der Stimme.
    SF ist vielleicht der objektiv bessere Film, SP hat mir jedoch (noch) mehr Spaß bereitet. Insofern gewinnt SF die Kopf- und SP die Herznote, was für mich im Endeffekt ein Unentschieden ist. Meine nächste Bestenliste wird also wohl noch etwas auf sich warten lassen.:)

  • SF ist vielleicht der objektiv bessere Film, SP hat mir jedoch (noch) mehr Spaß bereitet. Insofern gewinnt SF die Kopf- und SP die Herznote, was für mich im Endeffekt ein Unentschieden ist.


    Dem stimme ich zu, dem pflichte ich bei, dem schließe ich mich an.


    Das S in Skyfall steht sozusagen für das Wort Substanz und das S in Spectre für Spaß. Normalerweise bevorzuge ich komplexe Filme mit Charakteren voller innerer Zerrissenheit, aber hier hat Spectre meiner Ansicht nach knapp die Nase vorn, da es erstens irgendwo immer noch ein Bondfilm ist und zweitens Monica, Lea und Miss Sigman inignorabel erscheinen. Schade nur dass beide Filme ihre eigene Stärke und jene des jeweils anderen Films nicht miteinander verbinden können, denn eine Einheit zwischen Inhalt und Unterhaltung wäre durchaus möglich, siehe DN, QoS und viele andere auch. So hingegen bleiben SF und Spectre bei mir nicht oberhalb des unteren Mittelfeldes, was aber gemessen daran dass jeder Bond auf seine Art gut ist immer noch nicht schlecht erscheint.

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