Die Bestenliste

  • Ich würde DAD nicht als besser wie TWINE bezeichnen, die sind beide bei mir in der Kategorie" habe ich selten Lust anzusehen", aber DAD finde ich einen Tick unterhaltsamer, bei allem "Wahnsinn" den er fabriziert :P

    TWINE mochte ich als ich ihn im Kino gesehen habe, aber inzwischen ist es der einzige Bondfilm der mich wirklich, es tut mir schon fast leid das sagen zu müssen, langweilt! Ich finde die Handlung uninteressant, die Optik des Films schreit mir selbst bei den Aufnahmen die an echten Schauplätzen gefilmt wurde (wie z.B. mit den "heißen Steinen") Studiodreh entgegen, mag ich überhaupt nicht. Die Charaktere überzogen und zu theatralisch (Marceau wenn sie anfängt von Öl dicker wie Blut zu fantasieren). Robert Carlyle belanglos (obwohl ich ihn und Marceau als Schauspieler sehr schätze). Lt. blasse Handlanger, ein "pseudopsychologisierte" Handlung (ja das hat man auch schon der Pre-Craig Ära versucht) usw. Und zu guter Letzt, wie kann man Istanbul als Handlungsort haben und nicht merken das man dort ist? Ganz schlimm.


    Ich und der Film werden keine Freunde :)

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Die Punkte kann ich durchaus nachvollziehen und kann dir traurigerweise auch nicht wirklich widersprechen. Ist halt Geschmackssache, was einen mehr oder weniger stört.

  • Lustig finde ich immer wieder, wie sehr viele von uns die Standpunkte des anderen nachvollziehen können, auch wenn man völlig anderer Meinung ist. Entgegen dem was man erwarten könnte, scheinen Bondfans doch ein recht starkes Einfüllungsvermögen zu haben, wenn es um Mitenthusiasten geht. Die Bondcommunity ist halt doch irgendwie eine Art globale Großfamilie. Man mag sich in unterschiedlichen Kulturkreisen mit unterschiedlichsten Weltanschauungen bewegen, und unüberwindliche Gräben zwischen den Darsteller-Fraktionen oder einfach nur grob zwischen dem Cubby'ismus und dem Barbaratum wahrnehmen, aber am Ende sind wir halt doch irgendwie alle miteinander verwandt.


    Nun will ich mich auch mal der von Scaprine indirekt gestellten Thread-Aufgabe bezüglich der Einteilung in Bond-Epochen stellen.


    Ich habe lange überlegt welche Gruppierungen ich am sinnvollsten erachte. Zeitweise dachte ich über Einteilungen wie 'Die schottische Ära' (die Filme mit unserem leidenschaftlichsten Golfsportler der Serie), die 'Witwer'-Ära (Von OHMSS - auch wenn bei Bond der Status Witwer hier minimal ist - bis LTK - ohne DAF, da ich den Film nie als OHMSS-Sequel gewertet habe), die 'Techno'-Ära (die Epoche mit unserem BMW-Fahrer, bzw. die in der sich Geheimdienste relevante Explosionen bezugt kollektiv live als eine Art 'Public Viewing' auf großen Bildschirmwänden ansehen), oder die Frauenflüsterer-Ära (die Filme unseres 'it is ALWAYS personal'-Muskelpaket). Dennoch habe ich mich für die meiner Meinung nach simpelste - bzw. für mich am einfachsten zu erstellenste - entschieden. Nur Connery und Craig haben für mich jeweils einen eigenen abgeschlossenen Kosmos. Alle anderen zollen in diversen Einzelszenen immer wieder Filmen von jeweils anderen Titel-Darstellern Tribut: am plakativsten in OHMSS, FYEO, LTK und DAD. Da ich Lazenby nicht als Connery Nr. 2, sondern eher Pre-Moore-Bond wahrnehme (was eigentlich nix mit Lazenby's Bond-Typus, sondern vielmehr damit zu tun hat, wie die Moore-Ära zeitweise mit dem Erbe seines Films umging). Daher packe ich hier mal OHMSS am ehesten zu Roger's Ära, weil sie ja zeitlich auch nah dran ist. Dalton ist zwar auch Witwer, aber das Bemühen am Beginn von GE uns zu verkaufen, das der Bond den wir da sehen schon zu Dalton's Zeiten unser Bond war, ist dermaßen frech, das ich das nicht ignorieren will. Zumal ich mir GE tatsächlich auch mit Dalton vorstellen könnte. Wohingegen AVTAK einen nicht minder starken Abschiedscharakter wie NSNA besitzt, was mit Sicherheit nicht nur an Lois Maxwell Franchise-Schwangengesang liegt. Vielmehr fühlt sich dieses Werk für mich auf gewisse Weise wie das letzte seiner Art an. TLD ist eine Art Übergangsfilm, ähnlich wie OHMSS, und LTK dann der Beginn der Neuzeit. Und ja, mir ist nicht entgangen das Craig's Ära auch anderen Darsteller-Epochen zuwinkt, vorallem natürlich NTTD. Aber ich sehe da schon einen gravierenden Unteschied, ob ich mit Melodien, dreist geplünderten Songs, alten Autos und Gemälden von Ex-MI6-Chefs auf der Nostalgie-Trompete wild herumspiele oder mir in Q's U-Bahn-Station Rosa Klebbs (offensichtlich) müffelnder Giftschuh, Sean's Düsenrucksack oder Roger's Acrostar-Jet serviert werden oder Moore-Bond vor dem Grab einer Frau steht, die Lazenby-Bond geheiratet hatte. Nennt mich ruhig pedantisch, aber ich nehme hier tatsächlich eine kleine aber feine Trennlinie in Bezug darauf war, auf welche Art und Weise Franchise-Querverweise in die Reihe eingewebt wurden. Am grenzwertigsten finde ich in dem Zusammenhang innerhalb der Craig-Ära daher auch viel weniger die OHMSS-Elemente von NTTD, sondern vielmehr bereits vorher die GF-Gadgets des ursprünglich nebenbei beim Pokern gewonnenen DB5, die in SF in die Ära eingeführt werden. So sehr ich SF auch schätze, aber diesen Kritikpunkt vieler Fans fand ich stets plausibel. Hier nun also mein Ranking - die Reihenfolge in der die Ären aufgeführt sind, ist ebenfalls als Ranking zu werten:


    Craig-Ära


    1. No Time to Die

    2. Skyfall

    3. Quantum of Solace

    4. Casino Royale

    5. Spectre


    Connery-Ära


    1. Never Say Never Again

    2. Goldfinger

    3. From Russia With Love

    4. Diamonds Are Forever

    5. You Only Live Twice

    6. Thunderball

    7. Dr. No


    Lazenby/Moore-Ära


    1. On Her Majestys Secret Service

    2. The Spy Who Loved Me

    3. For Your Eyes Only

    4. Live and let Die

    5. Moonraker

    6. The Man with the Golden Gun

    7. A View to a Kill

    8. Octopussy


    Dalton/Brosnan-Ära


    1. The Living Daylights

    2. Licence to Kill

    3. The World is not Enough

    4. GoldenEye

    5. Tomorrow Never Dies

    6. Die Another Day


    Mit NTTD auf Nr. 1 bin ich natürlich ein ultimatives Alien im Forum, womit ich sicher in der Verdacht fortschreitender Provaktion gerate. Aber zu meiner Verteidigung will ich Protokoll geben, das ich den Film kürzlich nochmal auf die Frage abklopfte, ob dessen Polo-Position bei mir wirklich legitim ist. Und tja, das ist eine rein emotionale Angelegenheit. Wenn ich über die gesamte Filmlänge nach franchise-qualitativer Ingredienzien-Strichliste vorgehen würde, dann wäre Jahrgang 2021 ganz sicher auch bei mir kein Spitzenkanditat. Das merke ich auch stets beim erneuten konsumieren. Ich gehöre ja zu denen Bondiasten, die niemals einen eindeutigen Lieblingsbondfilm hatten. Und so stört mich auch an meiner derzeitgen Nummer 1 so einiges. Vorallem in der Phase zwischen Titel und Felix's Tod. Ich würde sogar soweit gehen, das ich am wenigsten mit den von vielen als einzigen Lichblick gewerteten Cuba-Szenen eingefangen werde. ABER: Auch beim zwölften Male bewegte mich der Film zum Ende hin so extrem, wie es kein einziger der 24 vorhergehenden Eon-Bondfilme je vermocht hatte. Völlig überwältigt saß ich bisher jedesmal wenn der Abspann lief da und sobald dann der nerdige Gedanke an ein Franchise-Ranking aufkommt, würde ich mich praktisch selbst negieren, wenn ich den Film aufgrund dieses gewaltigen Aspektes nicht auf die 1 setzen würde. Vermutlich wird es der Bondfilm werden, den ich in meinem Leben am wenigsten schauen werde. Aber das liegt nunmal an seiner speziellen Natur. Ich gucke auch nicht allzu oft andere Werke, die von diversen Zuschauern als Trähnendrüsen-Kirsch belächelt werden, weil die Macher es darauf anlegten, das der Zuschauer beim Filmende feuchte Augen bekommen soll, wie z.B. Dances with Wolves, Braveheart oder Brokeback Mountain usw. Meiner enormen Wertschätzung für diese Werke tut das aber keinerlei Abbruch. Im Gegenteil!


    @Don Corleone: Schön mal wieder von Dir zu lesen und abermals ein sehr ansprechendes Ranking von Dir. :pop:

    Vorallem FRWL in der ersten klassischen Ära bei Dir auf dem letzten Platz zu sehen beruhigt mich, da dadurch meine NSNA-Platzierung ein bißchen weniger exotisch und freaky auf die Allgemeinheit wirkt. ;)

  • Lustig finde ich immer wieder, wie sehr viele von uns die Standpunkte des anderen nachvollziehen können, auch wenn man völlig anderer Meinung ist. Entgegen dem was man erwarten könnte, scheinen Bondfans doch ein recht starkes Einfüllungsvermögen zu haben, wenn es um Mitenthusiasten geht.

    Ich denke, das entscheidende Stichwort lautet hier "Bondfans". Zu solchen Themen diskutiere ich gerne auch mit Leuten, die einen anderen Standpunkt haben als ich, solange ich merke, dass sie sich mit der Materie auseinandergesetzt haben und wissen, wovon sie reden. Was ich nicht abkann, sind "Poser", die einfach nur irgendwelchen Mainstream nachplappern, um "dabei" zu sein. Von daher bieten auch Deine doch sehr ungewöhnlichen Rangfolgen eine interessante Diskussionsgrundlage (auch wenn ich ehrlich gesagt Deinen Beitrag zuerst etwa dreimal durchlesen musste, da ich zuerst dachte, ich hätte was überlesen und das wären eigentlich "Schlechtesten-Listen" ;) )

  • [...] Von daher bieten auch Deine doch sehr ungewöhnlichen Rangfolgen eine interessante Diskussionsgrundlage (auch wenn ich ehrlich gesagt Deinen Beitrag zuerst etwa dreimal durchlesen musste, da ich zuerst dachte, ich hätte was überlesen und das wären eigentlich "Schlechtesten-Listen" ;) )

    Das finde ich umgekehrt doch ziemlich erstaunlich. Eigentlich ist meine aufgeführte Rangfolge doch zum Großteil dermaßen konventionell, mainstreamig und bewegt sich so stark am Konsens der breiten, globalen Allgemeinheit, das ich sie geradezu als langweilig und öde empfinde, und zwar so enorm, das mir das fast peinlich ist. Von unseren 26 Franchisebeiträgen habe ich gerade mal 2 Filmchen eine sehr ungewöhnliche, hochkarätige Ranking-Position verpaßt (NSNA & NTTD). Die Besonderheit ist dabei nur, das speziell diesen beiden Filmen mit einer gewissen Regelmäßigkeit von unterschiedlichen Fan-Fraktionen die Begriffsbezeichnung 'Bondfilm' verweigert wird. Aber offenbar ist der Grad der wahrgenommenen Blasphemie dermaßen heftig, das so eine Art von Wertschätzung ansonsten auch noch die aller konventionellsten persönlichen Ranging-Listen völlig überstrahlt. Denn was haben wir denn bei mir sonst noch: GF bei Connery vor allen anderen Eon-Filmen gefolgt von FRWL, gähn! Mein gesamtes Ranging von Roger's Ära ist doch nicht minder zum einschlafen. :sleeping: TLD auf der Poloposition in der Post-Moore-Epoche, ist nun auch nicht gerade etwas, mit dem man - zumindest unter europäischen Fans - aus der Masse herausragt. Auch nicht, das man beide Daltonfilme über die Brosnan-Ära setzt, oder das man als Nicht-US-Bürger, der 1984 mit der Reihe anfing, TWINE vor GE setzt. Noch überraschungsarmer ist wohl die Reihenfolge der unterschiedlichen Bond-Epochen. Zumindest wenn man in irgendeiner größeren medialen Plattform eine breite Zuschauerzahl danach befragen würde, wäre das Ranking 1. Craig, 2. Connery, 3. Lazenby/Moore, 4. Dalton/Brosnan (mal abgesehen von dem zusammenlegen der beiden letzt-genannten Epochen, was natürlich schon unkonventionell ist) nun nicht gerade etwas, was man unter diesen 4 Auswahlmöglichkeiten als besonders 'überraschend' empfinden würde.

    Klar, DAF und QoS sind bei mir auch besser platziert als bei der Allgemeinheit. Aber da sie sich in meiner Liste im jeweilgen Mittelfeld ihrer Ära befinden, ist das auch nicht weit weg vom Fandom-Konsens. Und sowohl DN als auch OP nicht als die ultimativen heutigen Vorzeigeobjekte ihrer Epoche zu empfinden, halte ich nun auch nicht für so enorm ungewöhnlich. Langes Geschwafel, kurzer Sinn: Ich denke mal eine wirklich "Schlechtesten-Liste", die diese Bezeichnung auch verdient, sähe wohl deutlich schräger aus. ;)

  • Das finde ich umgekehrt doch ziemlich erstaunlich. Eigentlich ist meine aufgeführte Rangfolge doch zum Großteil dermaßen konventionell, mainstreamig und bewegt sich so stark am Konsens der breiten, globalen Allgemeinheit

    Da hast Du recht... ansonsten ist Deine Rangliste nicht allzu "aussergewöhnlich". Wobei Du natürlich schon noch ein paar andere eher "ungewöhnliche" Platzierungen hast. Das vor Dir erwähnte DAF etwa. Oder CR auf dem zweitletzten Platz der Craig-Ära. Zudem ist es ja so, dass unsere Ranglisten alle irgendwie einen Bias haben, dass das Ranking einiger Filme oft korreliert. Wenn man den einen mag, mag man oft auch den anderen und umgekehrt (wäre wohl auch mal einen eigenen Thread wert). Worauf ich hinaus will: Auch die Abweichungen vom "Mainstream" bei diesen Korrelationen haben einen Einfluss darauf, ob eine Rangliste besonders "ungewöhnlich" ist oder nicht. Als Beispiel: Viele Leute, die ich kenne (und die jetzt nicht die die-hard-Bond-Fans sind), die SP gut fanden, waren auch von NTTD sehr angetan. Und viele finden beide Filme untersetze Schublade. Bei Dir hingegen ist in der Craig-Ära NTTD auf dem ersten, SP hingegen auf dem letzten Platz. Das finde ich doch recht interessant :prost:

  • Für manch' jüngeres Mitglied, das beispielsweise (erst) mit einem späten Brosnan-Bond-Film zum Fan wurden, wird Dr.moVe Liste unter Umständen wirklich als "verdreht" wahrgenommen, da ihre Eigenwertung dieser in starken Teilen diametral gegenübersteht.

    Spoiler NTTD:

    Anscheinend bin ich eine von ihnen :) sozialisiert mit Brosnan war mein Lieblingsbond früher aber eher Connery.


    Nachdem ich Fleming gelesen habe, schätze ich aber Daltons Performance mittlerweile sehr: Sein Bond ist für mich am nächsten an Flemings Bond, der unglaubliche Coolness mit einer überraschenden Verletzlichkeit verbindet (unvergessen die Buch-Szene, in der er sich nach der erfolgreichen Entfernung der Giftspinne erstmal ziemlich fertig übergibt)!


    Von CR war ich bei Erstsichtung im Kino erstmal nicht so angetan (ich erinnere mich noch lebhaft an das kollektive Aufstöhnen im Saal, als wirklich JEDES Stereotyp von Daniel Craig einfach beiseite gewischt wurde!) - tatsächlich ist er aber unglaublich nahe am Buch, teilweise wörtlich mit einer für die 50er Jahre erstaunlich modernen Heldin, die man nicht als Bond-Girl bezeichnen kann, weil sie eine Hauptrolle spielt und Bond durchaus ebenbürtig ist.


    Nur Moore konnte bei mir weder damals noch heute etwas reißen: zu klamaukig, zu alt, zu... Und wenn mir ein Herr dieses Alters sagen würde "We have all the time in the world", wäre bei mir vom spöttischen Hochziehen der Augenbraue bis zu einem naheliegenden Spruch alles drin - außer ein Bond-Moment.


    Nicht nur deswegen hat es mich bei NTTD geschüttelt - Bond als Familienmensch funktioniert für mich hinten und vorne nicht. Das Stoffhäschen macht es da eher schlimmer. Bond ist nun mal kein romcom husband material. Und genau das macht seinen Reiz aus.

  • unvergessen die Buch-Szene, in der er sich nach der erfolgreichen Entfernung der Giftspinne erstmal ziemlich fertig übergibt

    Ich nehme mal an, Du meinst in DN, oder? Allerdings übergibt sich auch im Film Bond (Connery) nach "Beseitigung" der Spinne. Zudem meine ich, dass es im Roman keine Spinne, sondern ein Tausendfüssler (?) gewesen sei (Klugscheissmodus aus ^^ )



    Und wenn mir ein Herr dieses Alters sagen würde "We have all the time in the world", wäre bei mir vom spöttischen Hochziehen der Augenbraue bis zu einem naheliegenden Spruch alles drin - außer ein Bond-Moment.

    Ach... der Regisseur hätte schon drauf geachtet, dass sich auch ein Roger Moore in dieser Szene "stilecht" verhalten hätte. Zudem hat Moore in seiner Ära als Bond immer wieder gezeigt, dass er durchaus auch wandlungsfähig ist. Und: Gerade seine unnachahmlichen Stilelemente wie besagtes Hochziehen der Augenbraue, sind für viele (so auch für mich) absolute Highlights der Bond-Filme :thumbup:

  • Ach... der Regisseur hätte schon drauf geachtet, dass sich auch ein Roger Moore in dieser Szene "stilecht" verhalten hätte. Zudem hat Moore in seiner Ära als Bond immer wieder gezeigt, dass er durchaus auch wandlungsfähig ist. Und: Gerade seine unnachahmlichen Stilelemente wie besagtes Hochziehen der Augenbraue, sind für viele (so auch für mich) absolute Highlights der Bond-Filme :thumbup:

    Bestimmt hätte RM die Schlussszene in OHMSS glaubhaft spielen können. Ihm traue ich das sogar noch mehr zu als SC, der eigentlich nie tiefgehende Gefühle gezeigt hat. Einen ganz starken Moment hatte RM z.B. in TSWLM, als er von Anya auf seine Hochzeit angesprochen wurde. Die Zentrifugenszene in MR ist auch sehr glaubhaft gespielt wie auch die Szene an Tracys Grab in FYEO. Überhaupt finde ich seine Performance in FYEO sehr natürlich und keineswegs "klamaukig". Auch in AVTAK wirkt RM sehr bodenständig und teilweise sogar ernst.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

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    Ein Aspekt, der bei der Negierung eines Schauspielers als James Bond eine Rolle spielen kann, ist sein deutscher Synchronsprecher.

    Ich kann beispielsweise mit Dietmar Wunder als Craigs Stimme wenig anfangen, da es immer Mal Momente gibt wo Bond anfängt wie Adam Sandler zu klingen.

    Jüngere Fans haben in dieser Hinsicht oft auch mit Roger Moore ihre Probleme, wenn sie vorher ALF kannten und Niels Clausnitzer als erstes in der Rolle von Willie Tanner vernommen haben. Dann nützt auch als ernstere Spiel von Roger Moore wenig.

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  • Willkommen, Anya, und danke an Django, Whisper und photographer für Rogers Verteidigung.

    Ich finde RM als Schauspieler massiv unterbewertet, was bestimmt an einzelnen Klamauk-Momenten liegt (eher Schuld der Autoren) und an seinem eigenen britisch-ironischen Understatement. In allen ernsteren Momenten, die RM in seinen Bondfilmen hatte (und auch in anderen Rollen) hat er mich stets überzeugt.

    Und ich schließe mich Whisper an, dass ich RM die Rolle in OHMSS auch eher zugetraut hätte als SC zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere, wo er Bonds nur noch überdrüssig war.

    Und genau das ist auch der Kern meines Abschlussplädoyers für RM als (rein subjektiv) "besten" Bond:

    Niemand anderes verkörperte diese Rolle mit einer solchen Freude, Leichtigkeit und damit auch Glaubwürdigkeit. Niemals wurde er der Rolle überdrüssig, nie lieferte er "half-assed jobs" ab, nie tat er Dienst nur nach Vorschrift, nie wies er einen jungen Fan ab, der ihn privat als James Bond ansprach (im Gegenteil spielte er mit, er sei undercover hier), nie machte er die Filme in der Öffentlichkeit schlecht.

    Alleine das macht RM zu einem Bond, für den ich mich nicht schäme zu sagen, dass er mein absoluter Favorit ist. Und die ironisch-spöttische Weltanschauung passt im Übrigen auch gut zum Roman-Bond, dahingehend führen SC und RM das Teilnehmerfeld klar an.

  • Und vor allem noch eines: Erst Roger Moore hat genau aufgrund der von Dir beschriebenen Punkte Bond endgültig zu dem gemacht, was er heute ist (und nun wieder zerstört wird...). Sean Connery hat ohne Zweifel eine riesige Arbeit geleistet und Bond "aufgebaut". Aber es war Roger Moore, der das Ganze dann etabliert hat, nachdem sich die Franchise doch in einer ziemlichen Krise befand. Er zog durch, zeigte Ausdauer und kopierte nicht einfach seinen Vorgänger, sondern brachte seinen eigenen Stil ein. Dabei blieb er aber stets bescheiden - brachte sich konstruktiv und nicht destruktiv ein. Das ist ihm ganz hoch anzurechnen.

  • .Jüngere Fans haben in dieser Hinsicht oft auch mit Roger Moore ihre Probleme, wenn sie vorher ALF kannten und Niels Clausnitzer als erstes in der Rolle von Willie Tanner vernommen haben. Dann nützt auch als ernstere Spiel von Roger Moore wenig.


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    Witzigerweise ist mir in den 90er Jahren nie aufgefallen, dass Maxwell Wright und Roger Moore die gleiche Synchronstimme hatten. Seit etlichen Jahren schaue ich die Bondfilme ja nur noch im Originalton. Die Umstellung fiel mir bei Roger tatsächlich am schwersten, da seine Stimme doch wesentlich tiefer als die von Clausnitzer ist, die ich aus dem TV oder von Videokassetten her gewohnt war. Inzwischen habe ich mich aber so an Rogers Originalstimme gewöhnt, dass ich Clausnitzer als Moore kaum noch ertrage.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • In Bezug auf Roger kann ich euch nur zustimmen. Ich denke auch, dass er darstellerisch immer etwas unterschätzt wird. In Bezug auf das Alter war er eigentlich erst ab 'In tödlicher Mission' mit 54 in einem recht kritischen Alter für die Rolle. Craig war beim letzten Film ebenfalls schon über 50, und Moore ist wesentlich besser gealtert. Bis einschließlich Moonraker finde ich, sieht er jünger aus als er eigentlich war. Dazu kommt auch, dass es in der goldenen Ära von Hollywood akzeptierter Standard war, dass männliche Darsteller teilweise wesentlich älter als die Darstellerinnen waren. Das Paar Bogart/Bacall, das ja auch im realen Leben verheiratet war, trennten immerhin 25 Jahre - ein Viertel-Jahrhundert. In Vertigo war James Stewart 50, Kim Novak dagegen gerade mal 25. Im Actionthriller 'Death Wish 4' war Charles Bronson 66 und seine Freundin 34. Das war zu früheren Zeiten relativ normal und wurde nicht wie heute so extrem problematisiert vund mit Begriffen wie 'Lounge Lizard' und schlimmeren belegt. Gewisse Schauspieler und Sänger haben ja heute noch sehr viel jüngere Freundinnen, da denke ich, dass ein James Bond selbst Ende der 50 im realen Leben noch einiges an Land ziehen würde.

  • Oje, da habe ich ja in ein Wespennest (oder Tausendfüßlernest Django 😉) gestochen!

    Eure Ausführungen und flammenden Plädoyers fand ich sehr bemerkens- und bedenkenswert - und muss dabei zugeben, dass es wohl doch nicht an den "klamaukigen" Elementen allein liegt (außer die Sache mit dem Tarzanschrei 🙈), dass ich mit RM wenig anfangen kann....

    (Für Alf bin ich auch zu jung, daran liegts nicht 😉)

    Tatsächlich verzeihe ich nahezu jedem Bond die Klamaukmomente (die ja schon konstituierend sind!).

    Auch die Tatsache, dass ich meinen heutigen Lieblingsbond TD bis ins Erwachsenenalter schrecklich fand, belehrt mich auch, dass man niemals nie sagen soll!

    Da in der Nachbarstadt monatlich Bond mit Einführung im Kino läuft und grade die RM-Ära dran ist, setze ich mich in den nächsten Monaten nochmal dran - und bemühe mich um Objektivität (sofern es die bei Bond überhaupt gibt 😆).

    Merci (oder Спасибо 😉)

  • Naja - jede und jeder darf gut finden, was er bzw. sie will. Allerdings: Wenn man mit Roger Moore nichts anfangen kann, dann "fehlt" einem doch die wohl zentralste und filmreichste Ära der Bond-Historie. Und aus meiner Sicht erschwert dies das ernsthafte Fan-Sein doch erheblich ;) .

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