Bondfilm-Anschaugewohnheiten und Anschaufrequenz im Laufe der Zeit

  • Als ich mir Mitte der 90er Jahre die Bondfilme auf Videokassetten und später auf DVD zugelegt habe, habe ich jeden Bondfilm zweimal pro Jahr angeschaut. In der Regel einen Film pro Woche als Auftakt zum Wochenende. Dabei habe ich mich immer streng an die Reihenfolge gehalten. Der erste "Marathon" fing immer Anfang Januar an und der zweite im Herbst, so dass Ende Dezember immer mit TWINE und der Neujahrsszene Schluss war. Es gab also nur eine Sommerpause. Manchmal habe ich die Filme regelrecht zelebriert und mich z.B. vorher durch ein passendes Bad darauf eingestimmt (indisches Maharadscha Bad für OP, orientalisches Haman Bad für FRWL, ägyptisches Kleopatra Bad für TSWLM ^^).


    Mitte der 2000er Jahre hat sich die Bondfilmanschaufrequenz bei mir auf einen Marathon pro Jahr halbiert. Ursachen hierfür sind zum einen der veränderte Familienstand, zum anderen aber auch das Entdecken vieler Filme außerhalb des Bonduniversums. Der Marathon beginnt seither immer im Spätherbst und endet im Frühjahr. Meist so, dass OHMSS um die Weihnachtszeit herum dran ist. LALD stellt dann den dynamischen Auftakt ins neue Jahr dar.


    Inzwischen ist es allerdings schon zweimal vorgekommen, dass der traditionelle Bond-Marathon ausgefallen ist. Einmal musste er einem Hitchcock-Marathon Platz machen, ein anderes Mal den vielen Bud Spencer und Terence Hill Filmen. Und es kommt in den letzten Jahren öfter vor (wie gerade aktuell in diesem Jahr), dass ich einige Bondfilme weglasse. Wackelkandidaten sind dabei meist YOLT, DAF, TMWTGG, AVTAK, LTK, GE, TND. DAD ist sicherer Streichkandidat. Und NTTD kommt mir auch nicht ins Haus.


    Das sonderbare ist, dass die Bild- und Tonqualität der Filme sich paradoxerweise entgegengesetzt zu meiner Anschaufrequenz entwickelt hat. Die Videokassetten habe ich damals auf einem 17 Zoll Monitor angeschaut. Die DVDs in den ersten Jahren auf einem teuren 22 Zoll LCD TV. Der Ton auf den DVDs war teilweise sogar noch in Mono! Im Laufe der Jahre wurden die Fernseher immer größer, die Bild- und Tonqualität auf den DVDs und Blurays immer besser. Inzwischen genieße ich die Filme im Heimkino mit tollem Soundsystem. Aber trotzdem seltener als früher.


    Wie sieht es bei euch aus? Haben sich eure Bondfilm-Anschaugewohnheiten im Laufe der Zeit auch verändert?

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Als ich im Jahre 1979 007-Fan wurde, gab es die Filme nur im Kino. Allerdings konnte ich damals in Bielefeld mit regelmäßigen Wieder-Aufführungen rechnen. Die "Marathons" wurden von den Kinos veranstaltet ... vorzugsweise, wenn ein neuer Bond auf den Markt kam.
    Der erste Video-Recorder kam mir 1988 ins Haus, und in der Folge mehrten sich auch die Kassetten mit (mittlerweile möglich) vom TV aufgenommenen Bonds. Auch Kaufkassetten wurden angeschafft. Einige sogar im OT, allerdings in 4:3-Fassungen, Stückpreis 50 DM!
    Die DVD-Revolution änderte die Formate und die Sprach-Möglichkeiten: Mit nur einer Anschaffung bekam man mehrere Sprach-Versionen, das komplette Bild der Kino-Versionen und einzigartige Standbilder.
    Mein Seh-Verhalten blieb über all die Jahre konstant: Je nach Laune waren es drei bis sechs Bonds im Jahr (wie damals, als es noch sie noch und nur im Kino zu sehen gab). Es gab immer aber auch Phasen einer erhöhten Frequenz.
    Inzwischen ist die Auswahl von Stimmungen abhängig, vom Wetter, von Begeisterungen für Moore, Connery, von der Weihnachtszeit (OHMSS), oder schlicht davon, was Neueres zu sehen ( das wären dann die Brosnans oder die ersten drei - manchmal sogar vier - Craigs). Das letzte Ding tue ich mir nicht mehr an, ich habe zwar eine noch original-verpackte DVD, die mir eine gutmeinende Seele zum Geburtstag schenkte, aber sie wird wohl dereinst original-verpackt in meine Erbmasse einfließen.

    Meine Beziehung zu den Bond-Filmen scheint sich allerdings zu ändern:
    Während sie noch bis vor einigen Jahren "Schrittmacher", Ideen-Geber und "Blaupausen" für die Gestaltung meines Lebens waren, so repräsentieren sie heute eher einen sehr nostalgischen und manchmal auch wehmütigen Blick in meine Vergangenheit und Jugendträume. Das ist sicherlich eine Folge des Alterns, da ich mich mittlerweile an jener Grenze bewege, die auch Roger Moore dann zum Aufhören bewegt hat.
    Mir bereiten die Bond-Filme nach wir vor große Freude! Einen nicht zu verachtenden "Push" erhielten alle dann nach der Sichtung von NTTD:
    Jeder einzelne Beitrag dieser großartigen Serie erscheint mir seitdem NOCH besser und gelungener als vorher ... selbst diejenigen, die bis dahin meine "Schlusslichter" bildeten: DAD und YOLT. Beide enthalten mehr Stimmung, "Feeling", Atmosphäre, Lokal-Kolorit und Genie als der Letzte es auch nur ansatzweise aufzubringen vermag!
    Ich kann sagen: Die Bond-Filme sind in gewisser Weise ein Foto-Album der Gefühlswelt meiner eigenen Vergangenheit und ihre Sichtung bedeutet jedes Mal für mich das "Schnuppern" einer Atmosphäre, die ich in jüngeren Jahren gern und ausgiebig wahrgenommen habe.
    Dass es trotzdem weitergehen kann, zeigte mir Sean Connery, der mit dieser seiner großen Vergangenheit sehr erfolgreich einen Fach-Wechsel vollziehen konnte:
    Auch ich ließ mir einen weißen Vollbart wachsen und bin meinen drei Söhnen jetzt der väterliche Begleiter, der zu ihnen Sätze sagt, wie: "Zu meiner Zeit haben wir das mit einem Schnorchel und ein paar Schwimm-Flossen gemacht." oder einfach:
                                                                        
    "Gut gemacht, Junior" ;)

  • Prinzipiell ist es bei mir auch so, dass die Anschau-Frequenz abgenommen hat. Wobei ich aber sagen muss, dass ich die Filme nie in chronologischer Reihenfolge gesehen habe. Durch solche Reihenfolgen entstehen immer gewisse Unfreiwilligkeiten, die mir nie so richtig zugesagt haben. Ich kann die Filme am meisten genießen, wenn ich gerade richtig Lust drauf habe und sie dann entsprechend zelebriere. Deshalb sind mir mittlerweile auch jahreszeitenbedingte Film-Traditionen egal geworden. Der erste und bisher letzte Marathon war der, den ich für meinen Blog gemacht habe. Der war dann aber ein echtes Highlight, und ich bin sehr froh, dass ich damit noch vor dem Abturner NTTD durch war. Das Zelebrieren mit den entsprechenden Spirituosen und Speisen hat absolut Spaß gemacht, auch wenn meine Leber da wohl nicht immer zustimmen würde. (Wobei themenbezogene Bäder auch eine richtig geile Idee sind, Whisper! Zumal ich Bondfilme eh immer mit Familien-Fernsehabenden nach dem Baden am Samstag verbinde.)


    Bei mir standen auch die jeweiligen TV-Premieren am Anfang, nicht Kinobesuche. Was in Bezug auf die Auslegung der Filme für die große Leinwand ja schon bemerkenswert ist. (Wenn man bedenkt, dass ich meinen Lieblingsfilm 'Zurück in die Zukunft' erst 2015 das erste mal im Kino gesehen habe, und von meinem Lieblingsregisseur Hitchcock nie auch nur einen einzigen Film im Kino erlebt habe, könnte man fast zu dem Schluss kommen, dass Kino an sich überbewertet ist...) Dann auch VHS, DVD, BD, etc. Wobei ich rückblickend sogar sagen würde, dass die Anschau-Frequenz bei mir über die Jahre gar nicht so drastisch abgenommen hat. Vor allem die Moores und Daltons stehen bei mir immer weit vorn, weniger häufig kamen DN, FRWL, TB, DAF, GE und DAD zum Zuge. Die Brosnans schon deshalb weniger häufig, weil ich mir die seinerzeit im Kino fast immer durch übertrieben häufige Kinobesuche versaut habe. Der große Bruch kam tatsächlich eigentlich erst mit SP und vor allem NTTD zustande. Die besondere emotionale Bindung zu dem Franchise ist zu einem großen Teil weg - sozusagen die Fan-Nabelschnur, was den großen Vorteil hat, dass man offener ist für die zahllosen anderen Juwelen in der riesigen Schatztruhe der Filmgeschichte. Ein bisschen so wie am Ende von 'Truman Show', wo die Zuschauer sich die Augen reiben und sich fragen, was man wohl jetzt mit der eingesparten Zeit anfangen kann. Was natürlich nicht heißt, dass ich früher immer nur Bond gesehen habe, aber diese besonders zelebrierten Marathons und Sichtungen, die ich früher vielleicht mit Bond gemacht hätte, mache ich mittlerweile immer öfter lieber mit anderen Reihen und Werken. Rocky, Mad Max, Planet der Affen, Vietnam-Filme, Michael Mann, Dario Argento, John Carpenter, ... (Ein Hitchcock-Komplett-Marathon ist bisher leider immer an dem gefühlt ewigen Vorlauf an Frühwerken gescheitert. Hitchcock hat ja schon so viele Stummfilme gedreht, wie andere Regisseure überhaupt in ihrer ganzen Karriere. Insofern Respekt, Whisper!) Das möchte ich mittlerweile eigentlich auch gar nicht mehr missen.


    Unterm Strich kann man sich schon fragen, was den Haupt-Ausschlag für die seltener werdenden Filmsichtungen gibt. Reife und naturgegebene Interessenverlagerungen auf der einen Seite, abnehmende Wertigkeit durch zunehmende Verfügbarkeit (Angebot und Nachfrage) und auch ein objektiver Qualitätsabfall auf der anderen. Würde man die Filme immer noch höher schätzen, wenn sie nicht ohne die geringste Anstrengung jederzeit auf Knopfdruck verfügbar wären, oder die Ur-Faszination des Franchise nicht stetig flöten gehen würde... Kann ich gar nicht mal genau sagen.

  • Bei mir kommt es tatsächlich nur sehr selten vor, dass ich einen Bondfilm außerhalb des Marathons anschaue. Lediglich bei Neuerscheinungen gönne ich mir mehrere Sichtungen desselben Films in Folge (und außer der Reihe). Die Filme in ihrer Gesamtheit wirken einfach noch einmal stärker, wahrscheinlich weil sie einen Facettenreichtum abbilden, den ein einzelner Film niemals erreichen kann. Ich genieße es immer wieder, die Entwicklung der Filme zu sehen. Vom knallharten Agententhriller bis hin zum Klamauk behafteten Actionfilm ist einfach alles dabei. Eine wunderschöne Reise um die ganze Welt und darüber hinaus, die vor allem in der kalten Jahreszeit gut tut!

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Whisper: Kann ich absolut nachvollziehen. Das habe ich bei meinem Marathon auch so erlebt. Aber auf Dauer ist es mir doch zu zeit-insensiv. Um diese Weiterentwicklung wahrzunehmen, sollte man dann die Filme auch in überschaubaren zeitlichen Abständen sehen, und daran scheitert es bei mir dann meistens schon. Bei den Filmen bis 1989 macht es auch mehr oder weniger gleichbleibend Spaß, aber einen Marathon dann mit DAD oder SP beenden zu müssen, ist irgendwie wie nach einem sehr schönen Mahl einen Wermuttee als Absacker trinken zu müssen. Und da NTTD prinzipiell nicht am Marathon teilnimmt, wäre er auch eh immer unvollständig.

  • Bei mir ist eigentlich auch die identische Entwicklung eingetreten, dass mit der konstanten Verfügbarkeit im heimischen Portfolio, der Reiz, die Filme sehen zu wollen, mit der Zeit kontinuierlich abgenommen hat. Das war zu den reinen Kino-, TV- und VHS-Zeiten noch anders. Aber mit der Ultimate Edition auf DVD begann dann schleichend dieser Prozess der Übersättigung, zumal das Fernsehen die Bondstreifen in dieser Dekade auch noch in Dauerschleife in fast allen Programmen sendete.


    Mit Daniel Craigs Anfangsjahren wurde das Feuer dann noch mal kräftig neu entfacht, begann aber in der vierjährigen Pause zwischen Ein Quantum Trost und Skyfall zunächst schrittweise, dann rasch zunehmend zu erkalten. Die letzten langen Pausen und beiden Filme setzten diese Prozess ungebremst fort. Zeitgleich hat die Serie aus ganz unterschiedlichen Gründen immer mehr an Reiz und Bedeutung für mich verloren und musste zunehmend anderen Fanobjekten und Interessen Platz machen.


    Auch der Umstand, dass produktive, das Fansein bestätigende und bereichernde Formate wie dieses Forum immer weniger Relevanz und Resonanz beanspruchen konnten, verstärkte und verfestigte die Entfremdung von dem einstigen persönlichen Popkultur-Primus 007 zusätzlich. Und der letzte Marathon 2019/20 war eine derart umfassende und intensive Erfahrung, dass danach die Luft einfach völlig raus war – eigentlich bis heute. Seit 2021 habe ich keinen der Serienbeiträge mehr erneut angesehen. Aber auch wenn der Ausschlag in meinem Fall besonders krass ausfällt, ist es doch erstaunlich, wie kollektiv das Fandom von dieser lähmenden Entwöhnung betroffen zu sein scheint...

  • Ich kann alle Eure Beiträge sehr gut nachvollziehen. Zumal ihr unterm Strich ja recht ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Im Grunde trifft vieles davon auch auf mich zu, zumal es sehr, wirklich SEHR lange her ist, das ich das Bedürfnis hatte einen chronologischen Konsum-Marathon zu starten. Diesbezüglich muß ich mich Martin in fast sämtlichen Punkten anschließen. Auch für mich macht es nur noch Sinn, die Bondfilme nach reiner Lustdirektive zu konsumieren. Über die Jahrzehnte nehme ich besondere mediale Fokussierungen durch den persönlichen Enthusiasmus für ein spezielles Franchise-Label zunehmend als etwas war, das im übertragenen Sinne problematische Züge, gleich einer Art Suchtkrankheit bekommen kann. Die Tatsache das vom 007-Kult keinerlei Gefahr für Leib und Leben ausgeht, sollte einen jedenfalls nicht dazu veranlaßen, dessen Suchtpotential zu unterschätzen. Und wie bei allen anderen Süchten, schafft es ein entsprechend 'Süchtiger' durch Exzess-Konsum eben nie wirklich den ersehnten 'Kick', den er sich durch die Erinnerung an seine 'berauschenden' Ersterfahrungen erhofft zu wiederholen. Obwohl ich das schon vor über 20 Jahre begriffen hatte, habe ich dennoch bis zur aktuellen Dekade gebraucht um mit dieser Problematik auf unbeschwerte, ja ich denke mal 'gesündere' Weise umzugehen. Einige Franchise-Beiträge hatten durch meinen exzessiven Wiederholungskonsum schon dermaßen an Glanz und Relevanz eingebüßt, das man ernsthaft von einer Art Gestörtheit sprechen konnte, das ich sie trotzalledem zum x-ten Mal in meinen Player schob.


    Mit Blick auf die letzten Jahre, kann ich beruhigender Weise zu Protokoll geben, scheinbar langfristig ein deutlich funktionaleres Maß gefunden zu haben. Das geht allerdings nicht mit genauen Dogmen einher, wie oft man welchen Film schauen darf, sondern rein nach dem erwähnten Reiz- und Lustprinzip, mit dem man als Profi dann nur noch 'vernünftig' haushalten muß, um nicht in die alten problematischen Verhaltensmuster zurückzuverfallen. Jedenfalls habe ich in den vergangenen 3 Jahren so gut wie keine 'Pleite' bei meinem Bondfilmkonsum erlebt. Vermutlich hat man mit zunehmendem Alter einen Erfahrungsgrad erreicht, in dem man sich selbst und sein entsprechendes Verhältnis zum jeweiligen Jahrgang so in und auswendig kennt (Übersättigungserfahrungen mit eingeschlossen), das man paradoxer Weise ein dermaßen entspanntes Verhältnis zu der ganzen Sache gewonnen hat, das man vom emotionalen Bewußtseinzustand eines völligen Neulings gar nicht mal weit entfernt ist, obwohl dazwischen ein lebenslanger Erfahrungsozean liegt. So entspricht heutzutage meine Erwartungshaltung bezüglich eines eventuellen besonderen 'Kicks', wenn ich einen Bondfilm einlege heutzutage nämlich quasi dem Faktor Null und umso überraschter bin ich dann stets auf's neue wenn sich ein gewisser 'Kick' dann doch einsetzt. Erst kürzlich konsumierte ich z.B. AVTAK, ein Werk zu dem ich ein ziemlich komplexes, also nicht gerade einfaches Verhältnis habe, und war dann gegen Ende zunehmend darüber amüsiert, wie EXTREM mich diese, von mir aus guten Gründen oft belächelte Gurke begeisterte. Es sind genußvolle Stunden wie diese, in denen ich dann doch immer wieder sehr plakativ bemerke, wie stark die Glut der Begeisterung für die Reihe in mir immernoch glüht und wie sehr ich hier doch zuhause bin.


    Die heftigste Übersättigunsphase erlebte ich mit TLD. Den hatte ich als Einstiegsfilm in die aktuelle Reihe im Kino kennengelernt, und er bekam für mich damals direkt einen GF-artigen Perfektionsstatus wie für die nachfolgende Fandom-Generation ihr heiliger GE. Dalton's Debüt wurde dann 2 Jahre einer meiner ersten VHS-Kaufkassetten (deutsche 4:3-Fassung) und wie kein anderer Film zu jener Zeit von mir nach Strich und Faden systematisch kaputt konsumiert. Das kann man sogar wörtlich verstehen. Das Video-Band war irgendwann dermaßen beansprucht, das es eine Wohltat war, die ein paar Jahre später erschienene Widescreen-VHS-Version ohne Bildstörungen genießen zu können. Der Überstättigungsfaktor war so gravierend, das es ganze 20 Jahre dauerte, das ich den Film endlich wieder so wertschätzte, das er dorthin zurückkehrte wo er bei seinem Release mal stand: In der Top 5, womit er sich in meinem Fall eigentlich ganz oben befindet, da ich keinen Lieblingsbondfilm habe und sich alle oberen 5 Filme auf Augenhöhe befinden.

    Abschließend muß ich aber noch erwähnen, das ich nicht nur Bondfilme zu oft geschaut habe. Bei der Frage wie lange es dauerte, bis man einen Film als 'totgedudelt' empfand, kann man allerdings gut erkennen wie gut er funktionierte. So dauerte es z.B. sehr lange bis mich Raiders of the lost Ark nur noch langweilte. Aber irgendwann hat man sich leider vermutlich an jedem Meisterwerk mal satt gesehen.

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    Die Phase meiner ersten Bond-Filmpremieren und Wiederaufführungen der alten Werke auf der großen Leinwand (1979 – 1985)

    Nach einer Fernsehausstrahlung von YOU ONLY LIVE TWICE in der Britischen BBC an Ostern 1979 habe ich anschließend rund drei Jahre benötigt, um das schließlich existente Dutzend in verschiedenen Städten in Deutschland und Österreich über diesen Zeitraum verteilt im Kino zu sehen. Premieren-Bonds waren MOONRAKER - STRENG GEHEIM und IN TÖDLICHER MISSION; der Rest entsprechende Wiederaufführungen. Dabei ergab sich, dass die Bond-Filme mit Sean Connery sich kontinuierlich mit den Roger Moore-Werken und Lazenby-Einstands-Bond abgewechselt haben. Nach meiner Premiere des „Weltraum“-Spektakels am 1. September ’79 folgte über ein halbes Jahr später dann DIAMANTENFIEBER. Im einem fast monatlichen Rhythmus sah ich als nächstes dann IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT, gefolgt von JAMES BOND JAGT DR. NO und DER SPION, DER MICH LIEBTE. Im Herbst kamen dann LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU und LEBEN UND STERBEN LASSEN hinzu; im Winter GOLDFINGER. 1981 folgte dann im Sommer die Premiere von IN TÖDLICHER MISSION, bevor dann zu Ende des Jahres ich erstmalig FEUERBALL zu sehen bekam. Der letzte ausstehende Kandidat ergab sich schließlich in den Osterferien 1982, so dass ich mit DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT schließlich den Abschluss fand.

    Zu Beginn des Kennenlernens der Filmreihe war gefühlt jeder Beitrag großes Kino für mich während in der anschliessenden Sozialisierung mein Kritikbewusstsein immer mehr zunahm und auch ein Teil neuerer Werke mich dann eher enttäuschten bevor auch wieder Mal ein Ausreißer nach oben erfolgte. Sowohl bei den Connery- als auch bei den Moore-Bond-Filmen gab es für mich sensationelle Werke aber auch entsprechende Rohrkrepierer.

    In der Zeit von 1980 bis 1985 hatte ich das Glück diese Zelluloidstreifen immer mal wieder auf der Leinwand bewundern zu dürfen, so dass ich jeden der offiziellen Bond-Filme mindestens drei Mal im Kino gesehen habe. Die alten Filme waren alle ab 12 Jahren freigegeben und entsprechend geschnitten, wobei LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU der einzige Filme war, der beim Kampf im Zugabteil eine individuelle „Betreuung“ erfahren hatte: Mal fehlte der Messerstich in Grants Unterarm, ein ein anderes Mal wurde der S.P.E.C.T.R.E-Handlanger von seiner eigenen Drahtschlinge nicht erwürgt, so dass sich im Endeffekt als Resultat im Kopf – zusammen gepuzzelt – der vollständige Zweikampf zwar ergab, welchen ich aber halt nie am Stück zu sehen bekommen hatte.

    1982 hatte das Jugendmagazin BRAVO zum Sommer hin eine Kinogutschein-Aktion ins Leben gerufen, so dass vermehrt ein Teil der alten 007-Streifen auch in zahlreichen Kleinstadtkinos auf dem Lande in der Bundesrepublik Deutschland liefen. Selbst CASINO ROYALE ’67 lief irgendwann mal in einem Programmkino in Kamen, in dem zuvor DER PATE und DER PATE – Teil II gelaufen waren. Da ich nicht im Einzugsbereich einer jener größeren Städte gewohnt habe, die die Serienbeiträge in Dauerschleife gezeigt haben, erlebte ich die Filmreihe chronologisch nur ein einziges Mal im Sommer ’84 in Dortmund, nachdem die erste Fernsehpremiere auf Deutschen Boden stattgefunden hatte. Da es mich immer maßlos gewurmt hatte, dass die Soundtracks zu den Filmen nicht vollständig erhältlich waren, hatte ich es mir zu Angewohnheit gemacht, den Ton der Filme im Kino irgendwann auf Kassettenrecorder aufzunehmen um in den Genuss der gesamten Musik zu kommen.

    Eine letzte Wiederaufführung erlebte ich im Frühsommer ’85 nach einer Radtour durch Frankreich, nachdem ich mit einem Freund unter anderem die Schlösser Vaux-le-Vicomte und Chantilly besichtigt hatte, die in zwei Roger Moore-Bonds als Behausung des Hauptschurken gedient hatten. Entsprechend praktisch war es, dass MOONRAKER dann im Original-Ton mit französischen Untertiteln in einem Pariser Kino an den Champs-Élysées gezeigt wurde, der dann ein perfektes Ende zu dem Drehortbesuch darstellte. Obwohl ich den Streifen von der deutschen Tonspur in- und auswendig kannte, war es für mich erst einmal ungewohnt die Originalstimme von Drax-Darsteller Michael Lonsdale zu hören, der einfach nicht so schön tief war wie Heinz Petruo im Deutschen.

    Die Bandbreite aller Filme im Originalton kennen zu lernen sollte erst sieben Jahre später ein Thema für mich werden. Besonders gerne erinnere ich mich gerade dieser Tage an die ganzen Deutschlandpremieren der offiziellen Bond-Filme in den Achtzigern, die zu den ungeraden Jahre zwischen Anfang bis Mitte August immer stattfanden. LIZENZ ZUM TÖTEN startete Morgen vor exakt 34 Jahren in Deutschland am 10. August ’89.

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    TV-Premieren und meine Filmzeit auf Video (1984 – 1992)

    Einer meiner Freunde vertrat die Ansicht, dass, wenn die Bond-Filme erst einmal im Fernsehen gezeigt und irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes als Massenware verramscht würden, einen Teil ihres Nimbus sowie dass ein Großteil an Zuschauern den enormen Respekt vor den Beiträgen verlieren würde, da nun auch Menschen diese Filme zu sehen bekämen, die nicht extra dafür Geld zahlten, sondern diesen „Machwerken“ schon im Vorfeld kritisch gegenüber ständen und sich entsprechend in ihrem Urteil (nur) bestätigt fühlen würden, womit er nicht ganz Unrecht behalten sollte.

    Als LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU zu Pfingsten ’84 als erster Bond-Film in der ARD gezeigt wurde, stellten wir beide rund zwanzig uns unbekannte Filmeinstellungen fest, die uns zeigten, wie umfangreich das Werk für die Leinwandfassung ab 12 für’s Kino gekürzt worden war. Meine Oma mütterlicherseits konnte sich damals nun auch endlich einen Eindruck von einem der Hobbys ihres Enkels machen und empfand das Ganze nur als Riesenschweinkram. Sie war halt eine andere Generation mit anderen moralischen Werten und Vorstellungen.

    Mit den Premieren im bundesdeutschen Fernsehen, die ab ’84 kontinuierlich zwei Bond-Filme pro Jahr brachten, brachen die Wiederaufführungen der 35 mm-Kopien im Kino so gut wie weg, so dass für die nächsten zehn bis 15 Jahre Land auf Land ab in dieser Beziehung vollständig Ebbe war. 1999 habe ich mal erlebt, dass anläßlich der Premiere von DIE WELT IST NICHT GENUG in Ahaus zusätzlich LEBEN UND STERBEN LASSEN und GOLDFINGER als Tripple-Feature für einen Abend angeboten wurde, was ich als frisch gebackener Familienvater damals aber nicht in Anspruch genommen habe.

    Vom soziologischen Standpunkt war es dahingehend besonders interessant, diese Filme dann auch mit Menschen im Fernsehen zu sehen und diese zu beobachten, die die Werke halt noch nicht kannten. So bleibt mir die deutsche Fernsehpremiere von LEBEN UND STERBEN LASSEN besonders in Erinnerung als ich diese mit jenem Freund zusammen im Kreise seiner Eltern und seiner Schwester ansah. Während kaum einer der Unmengen an laxen Sprüche bei ihnen verfing, ging die „Krokodilbrücke“ voll auf. Erst kam mal ein Stöhnen, als Bond sich auf der ausgesetzten Insel befand und seine Uhr aktivierte, in der Hoffnung ein an Land liegendes Boot anzulocken. Nach der Devise, typisch Bond-Film: ein spezielles Gimmick rettet wieder den Helden. Wie öde … bis in der Szene die Leine am Boot zurrte und das Kanu nicht weiterschwamm. Schlagartig senkrechtes Aufsitzen im Sessel! Die Auflösung – dann immerhin der Lacher.

    Obwohl man die Bond-Filme endlich ungeschnitten zu sehen bekam, stimmten von nun an jedoch die Bildqualität und das Format bei den Video- und Filmveröffentlichungen nicht mehr. Die Farben waren teilweise zu abgedunkelt, Feinheiten verschwanden, so dass man glauben könnte, Kerim Bey und Bond trügen in einigen Szenen in LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU exakt den gleichen Anzug. Die ersten drei Bond-Filme, die mit Panavisionskameras gedreht worden waren, wurden als vollständiges 35mm Negativ nun in Vollbild gezeigt, wodurch mehr Bildinformationen vorlagen, als bei den Filmen im Kino oder später auf Laserdisc, DVD und blu-ray, die „matted“ waren. Das Format wechselt(e) je nach Anbieter (Warner Bros / Criterion / MGM) zwischen 1:1.66, 1:1,75 und 1:1.85. Die nachfolgenden Breitwandfilme (bis auf die Werksbeiträge 8 und 9) im Format 1:2.35 wurden dagegen „verstümmelt“ im falschen Bildmodus von 1:1.85 sowohl im TV als auch Video für lange Zeit präsentiert – als das gängige Format für Fernseher (noch) bei 4:3 lag.

    Ein älterer Bruder eines anderen Freundes besaß schon früh einen VHS-Videorekorder, so dass wir einen Teil an Erstveröffentlichungen bei den Bond-Filmen mittels Standbilds vom Bildschirm abfotografierten um das Spektrum an Bildmaterial enorm zu erweitern, da es damals außer Aushangbildern und Berichten in gängigen Zeitschriften – im Gegensatz zu heute – nur wenig gab.

    Meinen ersten Videorekorder habe ich nach meiner Zeit bei der Bundeswehr Mitte 1987 angeschafft. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mir eine Überspielung von der HAUCH DES TODES ansehen wollte und der Ton nicht lief. Nach dem Motto „Macht ja nichts, du hast den Ton ja noch von der Kinovorführung“, packte ich also den Kassettenrekorder dazu, um das Band laufen zu lassen um schließlich feststellen zu müssen, dass ich gezwungen war, alle paar Minuten vorzuspulen, weil das Tempo der Synchronisation nicht mit dem Bild auf dem Fernseher übereinstimmte. Damals war das Wissen um die Tempi 24 zu 25 Bilder pro Sekunde, die später den Unterschied zwischen Kino- und Videolaufgeschwindigkeit sowie zwischen PAL und NTSC-Norm darstellten, kaum jemanden geläufig.

    Auch merkwürdig: Der Ton auf der englischsprachigen Kaufkassette von ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE, welche im Gegensatz zur deutschen Fassung rund 12 Minuten länger ging. Ich nahm zwar wahr, dass George Lazenby zwischendurch stimmlich unterschiedlich klang, wäre aber im Leben nicht darauf gekommen, dass der Sir Hilary Bray-Darsteller George Baker einen Teil der Szenen des Film nachsynchronisiert hatte. Solche Informationen wurden alle erst Jahre später „Standardwissen“ für Bond-Nerds. 1992 machte mein Grundig-Rekorder dann Probleme und das Videogerät musste wegen eines Pfennigersatzartikels zur Reparatur, welche fast ein halbes Jahr in Anspruch nahm. Als ich das Gerät dann wieder hatte und nachdem ich drei Filme darauf abgelaufen lassen hatte und das gleiche Problem dann erneut auftrat, war ich es (so) leid und ging zu einem anderen System über.

    Kaufkassetten hatte ich bis auf den Lazenby-Film im Original damals keine erstanden, die Filme von Video zu Video größtenteils kopiert und die Bond-Filme einzeln nach Gusto angesehen habe, wobei in der Regel mindestens ein einjähriger Jahresabstand bei den meisten Beiträgen griff. Beliebt war es natürlich, bestimmte Actionszenen auf Band vorzuspielen und sich diese eher mal anzusehen als das vollständige Werk.

  • 3/6

    Die Laserdisc-Phase (1992 – 1997)

    Die Filme waren im Deutschen alle gerade frisch auf Laserdisc fertig gemacht worden, entsprachen außer einer besseren Bildauflösung in PAL aber genau noch dem Bockmist, den das deutsche Fernsehen und die Videoveröffentlichungen auszeichneten: falsches Bildformat und miserable Farben. Sensationell dabei die Veröffentlichung von LIZENZ ZUM TÖTEN: Das Bildformat war als einziges erstaunlicherweise in 1:2.35, aber der Film war schnitt/technisch dermaßen gefleddert worden, dass neben vielen brutalen Momenten auch zahlreiche normale Segmente fehlten, so dass einem schlecht wurde, den Film sich überhaupt anzuschauen.

    Kurz darauf erfuhr ich, dass sich dies bei den NTSC US-Laserdiscs ganz anders verhalten würde, wobei ein Teil an Bond-Filmen hinsichtlich der Veröffentlichung noch ausstand. NTSC wurde damals spaßeshalber in dieser deutschen Fan-Szene mit dem Begriff „Never the same color“ übersetzt, welches die Grundvoraussetzung darstellte, die Filme (ein)sehen zu können; sprich es bedeutete in Europa einen Fernseher zu erstehen, der sowohl PAL- als auch NTSC- tauglich war. Hier kam SONY ins Spiel, die als einziger Anbieter damals solche Geräte anboten und mit einer 72er Bildröhre, die zu den absoluten Schwergewichten ihrer Zeit zählte, konnte ich mich sehr schnell glücklicher Besitzer eines solchen Geräts nennen.

    LIVE AND LET DIE war der erste Bond-Film, den ich auf US Laserdisc erstand. Die Farben waren toll, das Bildformat stimmte und als Bonus war sogar die Musik von George Martin auf einem separaten Monokanal abrufbar. Da war es dann herzlich egal, dass man bei den Filmen die CLV-Seite wie eine Schallplatte - nach einer Stunde – wenden musste. Spätere CAV-Fassungen, die extra Standbild geeicht waren, kamen sogar nur auf 25 Minuten Laufzeit. In der folgenden Zeit sollte ich dann feststellen, dass NEVER SAY NEVER AGAIN und A VIEW TO A KILL erweiterte Szenen aufzeigten, die im Deutschen bei den Kinoauswertungen herausgenommen worden waren und auch auf Video, bzw. im Fernsehen (was heute auf DVD und blu-ray schon lange nachgereicht ist) fehlten.

    Es war eine Zeit, in der die Laserdisc ein Liebhabermedium ausschliesslich für Filmfreaks war, wo noch keiner ahnen konnte, dass mit der späteren DVD dann auch das Massenpublikum mitgenommen werden würde. Es war eine Entwicklungsphase, wo in Sachen Ton die Ausgabe von Surround zu AC-3 Ton (= Dolby Digital) und DTS überging, THX zu einem besonderen Gütesiegel für das Bild wurde und die ersten Making ofs und Zubehörmaterial entstanden. Wer kennt heute schon groß das japanische Ende von FATAL ATTRACTION (1987), wo Alex sich selbst umbringt und Dan erst einmal von der Polizei abgeführt wird, bevor die Ehefrau im Haus eine Kassette findet, in der die Nebenbuhlerin ihren Suizid ankündigt. Neu war auch die Umstellung alten Mono-Tons auf ein umfangreicheres Klangbild, in dem Geräusche neu aufgenommen und mit der Musik zusammen für die 5.1 Kanäle abgemischt wurden. Hitchcocks Film VERTIGO war der erste Film auf US Laserdisc, der eine neue Geräusche-Vertonung in Surround erhielt. Heute ist der DTS-Master-Sound Norm bei blu-rays sowie Dolby Atmos oder Digital X bei immer mehr 4k-Filmen, solange das Ursprungsmaterial in Surround vorlag.

    THUNDERBALL war später bei den 007-Streifen in einer besonderen Liebhaberedition und -Box auf Laserdisc, der erste Bond-Film, der von Mono auf Surround aufgepimt wurde. GOLDFINGER und dieser Bond-Film enthielten dann als erste 007-Werke auch jene Making-ofs, die bei den Special-Ausgaben auf DVD und auf blu-ray heute jedem als Standard vertraut sind. Man kann sich kaum vorstellen, dass GOLDENEYE in Sachen Ton AC-3 bzw. DTS auf separate Laserdiscs gebracht wurde,, der Receiver ein zusätzlich eigenes Gerät sein musste und nicht wie heutzutage, wo nur ein einzelnes Ausgabegerät verschiedene Tonverfahren wie aktuell Dolby Atmos oder Digital X abspielen kann.

    In dieser Phase lernte ich im Freundeskreis auch jemanden neu kennen, der ein riesiges Röhrengerät sein Eigen nannte, wie es in Großraumflugzeugen damals teils Standard war, mit Hilfe dessen man das Bild eines Film auf eine Leinwand werfen konnte. Für rund 10.000 DM konnte er so auf einer 2,5 Meter großen Leinwand sein eigenes kleines Kinovergnügen im Ansatz zelebrieren und ich durfte als Gast auch immer wieder in den Genuss eines Bond-Films in englischer Sprache kommen, was natürlich toll war und worüber ich mich sich dankbar und glücklich schätzen durfte.

    Mit den US-Laserdiscs sollte ich für viele Jahre, die Bond-Filme nur mit englischen Ton besitzen. Da die deutschen DVDs damals zeitlich auch um einiges später veröffentlicht worden sind besaß ich daher auch hier die US-Fassungen. Auch hier habe ich einen Großteil der Filme je nach Belieben ohne irgendeine Reihenfolge oder Darstellerfavoriten im Jahresrhythmus konsumiert, wobei ich mit THUNDERBALL meine Probleme hatte, da mir der Film auf dem Röhrenbildfernseher immer zu dunkel und zu klein vorkam, wodurch meine Augen stark ermüdeten. Bei THE SPY WHO LOVED ME kam dagegen das Bond 77-Theme bei der Skiverfolgungsjagd besonders geil über die Lautsprecher des Fernsehers, da die Tiefen gut wieder gegeben wurde, was beim Soundtrack nie der Fall war.

  • 4/6

    Die DVD-Phase (1997 - 2005)

    Anläßlich einer Fahrt mit dem Bus zur britischen Premiere von TOMORROW NEVER DIES im Dezember `97 nach London von Essen aus, kann ich mich noch gut daran erinnern, dass in einem ortsansässigen Special Interest-Shop japanische DVDs zu den ersten drei Bond-Filmen und GOLDENEYE auslagen. Ich war rund ein halbes Jahr verspätet aufgrund einer Fehlinformation erst kurz zuvor auf den DVD-Zug aufgesprungen, als dies in Deutschland ansonsten überhaupt noch kein Thema war. Zwischenzeitlich hatte ich mir auch meinen ersten Receiver zugelegt, so dass ich erstmalig über digitalen Rundum-Ton verfügte. Die alte Laserdisc von GOLDENEYE knallte zwar jedes Mal raus, wenn der Ton zu laut eingestellt war bei der Szene wenn das Kleinflugzeug im Pre-Title gefolgt von einem äußerst tiefen Brummton über den Berggipfel flog. Bezog ich meine Laserdiscs noch in Specialshops, auf Filmsammlerbörsen oder als Sammelbestellung in den USA vor Ort sollte sich dies bei den DVDs und mit dem Aufkommen von Amazon traditionell ändern. Informationen zu den Filmen waren ab TOMORROW NEVER DIES verstärkt über das Internet abrufbar. Ob neue Filmplakate, Trailer, Titelmusiken oder Informationen zu anstehenden Bond-Filmen: in erster Linie waren sie von nun ab zuvorderst über das Netz für mich einsehbar. Diesbezüglich änderte sich auch der Austausch hinsichtlich der Filme mit anderen und ich kam mit der Forenkultur in Berührung um mit vielen neuen Teilnehmer zum Thema Bond mich ausführlich, regelmäßig und intensiv austauschen zu können, wie sich mancher hier wird noch erinnern können. Mit dem Start von GOLDENEYE hatte sich auch der Informationsstand hinsichtlich der Filme gravierend verändert, da ab diesem Zeitpunkt die Sekundärliteratur in Sachen Bond zunahm und auch immer mehr Special Interest-Themen behandelt wurden, wie Druckschriften ausschliesslich zu den Filmplakaten oder der Filmmusik etwa.

    Ein spezieller Großbildfernseher im 4:3 Format mit einer Bildschirmdiagonale von 112 cm hielt Einzug und sollte für mehre Jahre das Standardabspielgerät für die Filme auf DVD werden. Die erste 128-minütige Fassung zu IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT sollte man besser behalten, da die nachfolgende Special Edition als auch die spätere blu-ray hinsichtlich der deutschen Synchronisation eine einzige Katastrophe geworden sind, die erst in einer hausgemachten Fan-Edition durch die Alsterfilm GmbH in Personalunion von Holger Kreymeyer und Mario Perez anlässlich des 50 Jubiläums des Films bei seiner Vorstellung durch Danny Morgenstern in Braunschweig beseitigt wurde, sowie die zwei Filme umfassende Extendfassung zu STIRB AN EINEM ANDEREN TAG, die ausführlich den Film mit zahlreichen Zusatzbeiträgen und Informationen versah.
    Da ich ab THE LIVING DAYLIGHTS die Bond-Filme im Original bevorzuge und bei den ersteren Werken nur bei GOLDFINGER und DIAMANTENFIEBER sowie zahlreichen Moore-Bonds auf deutschen Ton nicht verzichten mag, waren die Ausstrahlungen im Fernsehen für mich kaum Thema, so dass ich erst mit meinem Sohn zusammen einige Beiträge im Fernsehen angesehen habe, nachdem er alt genug war und ich die entsprechende Fassungen nicht auf Deutsch vorliegen hatte.

  • 5/6

    Die blu-ray-Phase in Zusammenspiel mit einem Beamer und der neue deutsche James Bond-Club Deutschland (2005 - 2022)

    Nach einem Besuch beim Forumskollegen Rog in Wien im Sommer 2005, hatte meine Frau die Wirkung eines Beamers kurz richtig kennengelernt, so dass wir nach einem Umzug in einen neuen Ort schließlich im Herbst auch Besitzer eines solchen Abspielgerätes wurden. Für die nächsten 18 Jahre sollte dieses Medium mir besonders dazu dienen, die Filme auf einer rund 3, 5 Meter breiten Wand anzustrahlen, wobei ich meine Favoriten im Jahrestakt abfeierte, einige Werke im Zweijahresrhythmus mitnahm, aber auch Werke für lange Zeit außen vorließ.

    Der BKD, die damalige Heimat vieler James Bond-Fans stellte Ende der Nuller Jahre den Betrieb ein und es sollten einige Jahre vergehen, bis auf einen Vorschlag des Forumskollegen Kronsteen der Gedanke Gestalt annahm einen neuen deutschen James Bond Club zu gründen, der schließlich im April 2014 Realität wurde und von zahlreichen Mitgliedern dieses Forums mit ins Leben gerufen wurde. Verschiedene Planspiele sahen schließlich auch die Veröffentlichung eines Fanmagazins vor, welches in professioneller Zusammenarbeit zwischen Stromberg und mir entstand und in einem jährlichen Turnus erschien und ab der zweiten Ausgabe inklusive Werbung einen Umfang von jeweils 84 bis 88 Seiten beinhaltete. In der Regel war jedes Jahr unter anderem ein spezieller Bond-Film zum Themenschwerpunkt erkoren worden. 2014 war dies 50 Jahre GOLDFINGER. Danach folgten in den anschließenden Jahren THUNDERBALL, FOR YOUR EYES ONLY, YOU ONLY LIVE TWICE, OCTOPUSSY, ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE, GOLDENEYE und 2021 DIAMONDS ARE FOREVER bevor ich gesundheitsbedingt das Magazin aufgeben musste. In dieser Zeit entstanden viele nationale und internationale Kontakte und ich möchte mich in meiner Funktion als ehemaliger Redakteur speziell bei Martin hier bedanken, der zahlreiche Analysen zu den Filmen verfasst hat, die heute noch zeitlos, exzellent und besonders lesenswert sind. Entsprechend habe ich mich auch bei dem Themenschwerpunkt zu den jeweiligen einzelnen Filme intensiver mit diesen befasst, so dass der Konsum zu den Bond-Filmen in dieser Phase etwas anders ausfiel.

    Hinzu kam, dass mit Entstehung des neuen Clubs auch die Kontakte zu anderen nationalen Clubs, wie dem Schweizer und dem französischen Club zunahmen und deren Veranstaltungen entsprechend auch verstärkter von Mitgliedern besucht wurden. 2016 hat Kollege Kronsteen etwa in seiner damaligen Funktion als Eventmanager ein mehrtägiges Treffen im Zusammenspiel mit dem Schweizer und französischen Bondclub im italienischen Cortina d’Ampezzo auf die Beine gestellt, wo die Ski-Drehorte aus For YOUR EYES ONLY besucht wurden, der Erich Kriegler- und der Luigi Ferrara-Darsteller zu Gast waren, eine Replik des roten Lotus Esprit vor Ort war, ein Teil an Fans die Skischanze besteigen durfte in Begleitung des Personals, welches bei den Dreharbeiten vor Ort zugegen gewesen war, in Mr. „Amoris“ Liebesschlitten Platz nehmen zu dürfen, Stuntfahrer Rémy Julienne kennenlernen zu dürfen, eine nachgestellte Filmaktion in der lokalen Eishalle zu sehen zu bekommen oder in einem Originalbobschlitten Platz nehmen zu dürfen waren nur einige der besonderen Attraktionen dieser Veranstaltung.

    Bond-Experte Danny Morgenstern lädt seit 2012 jährlich im Spätherbst zu einem Filmabend nach Braunschweig ein und schon mancher 50ster Film-Beitrag der Werksreihe hat dort seinen Geburtstag gefeiert. Ich dürfte sicherlich rund 30 Mitglieder des Forums über die Jahre an solchen Abenden schon mal getroffen und gesprochen haben.

    Dazu kommt, dass ich mit meiner Familie über die Jahre zahlreiche Filmschauplätze besucht habe, so dass für mich beim Betrachten eines Films heute noch ganz andere Erinnerungen parallel mitlaufen. Ein besonderes Erlebnis war für mich der Urlaub mit meiner Frau im indischen Udaipur 2018, wo ich phototechnisch die Schönheiten und das Märchenhafte der Ortschaft und seiner Umgebung zu den passenden Uhrzeiten habe einfangen können, wo andere tagsüber eher (nur) Schmutz und Dreck wahrnehmen (mögen). Morgendliche und abendliche Aufnahmen sowie zur blaue Stunde haben sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einer photographischen Domäne von mir entwickelt.

    Sicherlich hätte ich mir 1980 nicht in meinen kühnsten Träumen ausmalen können, das ich bei meinem ersten Besuch von IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT im Kino fast vierzig Jahre später mich zusammen mit dem Haupt- und einem Nebendarsteller am gleichen Strand in der Nähe von Cascais und anderen lokalen Begebenheiten in Portugal wiederfinden würde. Der Club hat es mir auch möglich gemacht etwa John Glen, Maud Adams und Götz Otto im Leben zu treffen, was früher in Deutschland unmöglich gewesen wäre. Andere Stars wie Martine Beswick(e), Kabir Bedi, Caroline Munro, Corinne Cléry oder Andreas Wisniewski u.a. habe ich terminlich verpasst. Der Club bietet zahlreiche Veranstaltungen wie etwa eine mehrtätige Reise zu einem Drehort oder einem speziellen Action Day etwa an, wo sich Fans immer wieder begegnen können. Ein clubeigener Filmabend in Böblingen, zu dem heutzutage Thomas 004 einlädt, Diner-Treffen im Großraum Hannover oder Weihnachtstreffen in verschiedenen Städten Deutschlands haben sich über die Jahre etabliert. Mit der Gründung eines neuen britischen James Bond Clubs ist zusätzlich dieses Jahr ein neuer Mayor Player entstanden, der sicherlich bei der Premiere des nächsten Bond-Films (2026 ?) noch einmal ganz eigene Akzente vor Ort wird setzen können.

  • 6/6

    Die 4k-Phase (seit 2022)

    Vor etwas über einem Jahr hat eine schlimme Autoimmunerkrankung mein Leben stark verändert und auf den Kopf gestellt. In dieser schweren Zeit möchte ich mich auch noch mal bei Martin und Doktor moVe bedanken, die mich Ende letztes Jahr besucht habe und ich hoffe eines Tages auch noch einige weitere Mitglieder dieses Forums persönlich kennenlernen zu dürfen. Eine tägliche umfangreiche Dosierung an Medikamenten führt zu verstärkter Konzentrationsschwäche bei mir. (Für Rechtschreibe- und Text(setzungs)fehler möchte ich ich mich daher hiermit vorab schon mal entschuldigen, da ich diese schwer wahrnehme). Ich kann nur wenig machen und döse viel im Bett herum. Neben vielen anderen Problemen habe ich unter anderem jetzt im Sommer mit stark geschwollenen Händen zu kämpfen, so dass mir das Schreiben und Tippen schwerfällt und dies mein erster längerer Beitrag nach über anderthalb Jahren überhaupt ist.

    Nach drei Wochen Aufenthalt im Krankenhaus habe ich mir im letzten Frühherbst einen 4-K Fernseher gegönnt an dem ich viel Freunde habe. Bei den Bonds sind zwar erst einmal nur die Craig-Bonds auf 4k veröffentlicht worden, wobei empfohlen wird von QUANTUM OF SOLACE die Finger zu lassen, da die Bildqualität schlechter als auf der blu-ray ausfüllt. – Technik und ihre Tücken! Natürlich geht es bei dem 4k-Thema nicht ausschließlich um Bond-Filme, obwohl die derzeitigen blu-rays von ursprünglichen 4 K Mastern abgenommen worden sind und schon entsprechend auf dem Bildschirm wirken. Ein Teil alter analoger Filme kommt gerade auch durch die im Film integrierte Körnung einem Filmerlebnis auf der Leinwand immer näher und der unkomprimierte Ton erreicht ein übriges, um ein rundum tolles Erlebnis in Sachen Klang und Bildauswertung zu produzieren, vorausgesetzt die Hersteller haben sich entsprechend ins Zeug gelegt.

    Oft bin ich zwar zu müde mir einen Film am Stück anzusehen, genieße aber nun auch jene Beiträge, mit denen ich früher weniger etwas anfangen konnte. Mein Zeitempfinden ist zusätzlich gestört, so dass Dinge, die eigentlich wenige Tage zurückliegen als weiter rückdatiert von mir wahrgenommen werden. Das hat den schrägen Vorteil, dass ich einen Film auch mal viel früher erneut wiederholen kann.


    Leider ist vielen Bond-Fans mit der Veröffentlichung von NO TIME TO DIE die Freude an ihrem geliebten Franchise bitter vergangen und ich kann nur hoffen, dass mit dem nächsten Beitragswerk die Liebe zurückkehren mag auch wenn Frau Broccoli gerade nicht den Turbo ans Laufen bringt und man sich wünscht, dass ihr Neffe Gregg Wilson dann der bestimmendere Part innerhalb des Produzententeams wird. Wo die Reise hingeht weiß heute noch kein Mensch aber ab 2034 verfallen die Rechte nach dem 70. Todestage Ian Flemings, so dass Bond dann literarisches Allgemeingut wie Dracula, Tarzan oder Alexandre Dumas Musketiere wird und theoretisch jeder Bond-Filme drehen kann und Geschichten verfassen darf. Wer weiß ob abgelehnte Bewerber wie Quentin Tarantino oder Christopher Tolan aus der Versenkung kommen und ihre eigene Interpretation eines One Period pieces oder einer Trilogie anfertigen, geschweige denn ob irgendwelche Streaming-Giganten mittels KI ihre Werke fertigen, in denen ein Sean Connery oder ein Roger Moore erneut zum Leben erweckt werden und als James Bond agieren. Unwahrscheinliches und Unmögliches lässt sich in dieser merkwürdigen Zeit überhaupt nicht mehr ausschliessen. „Bond will return“ heißt jedenfalls die Devise, an die jeder erst einmal im Augenblick noch glaubt.



    ***

  • Vielen Dank für Deine spannenden Ausführungen. Obwohl das Thema "James Bond" im Sinne des Fan-Seins bei mir erst ab Anfang/Mitte der 1990er aufkam und es bei mir (auch aus finanziellen Gründen) meist bei vom TV aufgenommenen VHS-Bändern blieb, kommen bei Deinen Berichten auch bei viele Erinnerungen hoch. Es ist heute rückblickend kaum mehr nachzuvollziehen, wie aufwändig und teuer es früher war, an Film- etc. Material zu kommen. Auch die erforderliche Hardware war sehr teuer (und bot aus heutiger Sicht trotzdem wenig). Auch Hintergrund-Infos waren spärlich und mussten mitunter aufwändig beschafft werden. Gerade in der Zeit vor Etablierung des WWW. Aber irgendwie war es trotzdem auch eine schöne Zeit. Man nahm sich halt mehr Zeit für seine Hobbys wohingegen vieles heute sehr oberflächlich behandelt und es vielen mehr ums Posen denn um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema geht.


    Zitat

    Vor etwas über einem Jahr hat eine schlimme Autoimmunerkrankung mein Leben stark verändert und auf den Kopf gestellt.

    Es tut mir sehr leid, das zu lesen. Ich hoffe, dass es Dir den Umständen entsprechend bald wieder besser geht und wünsche Dir alles Gute.

  • Für jemanden, der erst 1998 mit dem Thema "James Bond" in Berührung kam, sind das ausgesprochen spannende, hochinteressante Einblicke in das Bond- bzw- Filmfansein vor allem der späten Siebziger und Achtziger Jahre, lieber photographer. Herzlichen Dank dafür!


    Und auch ich möchte mich den guten Wünschen von Django anschließen und hoffe ebenso, dass sich dein Gesundheitszustand bald wieder bessert.

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