DER FILM: Octopussy

  • Hier noch ein kurzes Review zu OP anlässlich einer aktuellen Sichtung:


    Insgesamt finde ich OP durchaus "gut" - er kann sich bei mir solide im Mittelfeld halten.


    Über die bereits viel diskutierte und m.E. nach wie vor völlig wirre und in keinem Punkt logischen Eier-Geschichte kann ich gut hinwegschauen, denn schlussendlich ist es für die Story wenig relevant, warum welches Ei (gefälscht oder nicht) nun wo auftaucht. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich die Drehbuchautoren hier ein bisschen mehr Mühe hätten geben können - es wäre ein Leichtes gewesen, die Eier-Story logisch(er) zu gestalten.


    Positiv hervorzuheben an OP ist m.E. die Hauptdarstellerin und auch die Bösewichte - die kommen sowohl von der Charakterisierung her wie auch in Sachen Schauspiel sehr gut und glaubwürdig rüber. Gut gefallen haben mir auch die mal "etwas anderen" Locations. Ebenfalls hervorzuheben ist für mich natürlich die Verfolgungsjagd mit dem Alfa Romeo GTV 6 - für mich klar Bonds tollster "Leihwagen". Die Story ist spannend und bleibt es bis zum Schluss. Noch mehr als in FYEO wurde die Thematik des Kalten Krieges aufgenommen. Dies ist eigentlich positiv - gleichzeitig liegt hier aber auch das Hauptproblem des Films: Die düsteren, gnadenlosen Cold War-Sequenzen können einfach nicht mehr den unzähligen Albernheiten harmonieren, mit denen OP aufwartet (ich denke, Ihr kennt sie alle. Ich war nur neulich grad leicht schockiert, denn es gibt in OP noch weit mehr peinliche Szenen, als ich es in Erinnerung hatte...). Was die Handlung betrifft, so sind die Macher bei OP auf dem in FYEO Weg eingeschlagenen Weg geblieben - was den "Unfug" betrifft, so sind sie aber in MR-Zeiten zurückgefallen. Bond als Clown finde ich übrigens nicht störend. Eher schon, dass er sich in wenigen Minuten schminken und verkleiden konnte. Sogar noch schlimmer ist die Szene, in der sich Bond in 3 Sekunden unbemerkt aus einem Bärenkostüm befreit (hach - wie lustig), nur um dann kurz darauf wieder den harten Rächer zu geben, der um sein Leben kämpft.


    Alles in allem ist OP für mich ein unterhaltsamer und spannender Bond-Film mit vielen guten Szenen, der leider aber extrem viel an Glaubwürdigkeit und Potenzial einbüsst wegen völlig unadäquater Blödeleien.

  • Wirklich schlimm albern finde ich eigtl. nur den Tarzan-Schrei, den Rest eher normal "moorig".
    Ansonsten vollste Zustimmung zu deinem Review, auch wenn bei mir OP gleich hinter CR und GF an der Spitze meiner Bestenliste liegt. Ich finde, der Film steht für alles, was einen Moore-Bond ausmacht ohne zu sehr in ein Extrem (wie FYEO oder MR) abzugleiten. Und Moore finde ich hier auch noch nicht zu alt (im Ggs. zu AVTAK).

  • Der Chronistenpflicht halber noch die Daten zum alten Thread zu "Octopussy" im zazyboard.


    [Blocked Image: http://www.jamesbondfilme.de/plakate/octopussy.jpg]


    Hier der alte Thread im razyboard.


    Und hier die letzten Beiträge von dort:


    Quote from Kevin17

    abgesehen von der Ei-Geschichte und welches ziel General Orlov für die Sowjetunion verfolgt. Habe ich alles verstanden.


    Nur diesmal frage ich mich, welches Ziel eigentlich Kamal Khan verfolgt? was hat er davon, wenn die Bombe tatsächlich hoch gegangen wäre? Um den Sowjet Schatz ging es ihm ja auch nicht, da sich dieser im Wagen von Orlov befand.


    Quote from Kronsteen

    Doch, Orlov hätte im Erfolgsfall die Originale bekommen.


    Quote from ollistone

    Na immerhin.


    Quote from Kevin17

    ja, das weiß ich ja. Diese hatte er ja in seinem Auto.


    Aber es geht mir ja darum, was Kamal Khan von der ganzen Sache bekommt? ihm ist doch die Bombe egal?! hat er ja auch nicht viel am Hut - da sein Wohnsitz in Indien ist. der investiert ja selbst noch Geld für die versteigerung des Ei´s.


    Quote from felixleitner

    Kamal erhält seinen Anteil an dem Schmuggelerlös. Zusätzlich erhofft er sich, im Fahrwasser von Orlovs Kriegs- und Machtplänen zu einem Günstling der Russen zu werden.


    Quote from Kronsteen

    Oh, da hatte ich Orlov geschrieben, aber Kamal gemeint.
    Kamal erhält den Originalschatz.


    Quote from Count Villain

    Und muss ihn noch nicht mal mit Octopussy teilen.

  • Heute vor genau 30 Jahren war die Ur-Aufführung von "Octopussy" am Odeon Leicester Square inkl. Prinz Charles und Lady Diana.


    Quote

    Octopussy's premiere took place, as ever, at the Odeon Leicester Square on 6 June 1983 in the company of The Prince and Princess of Wales. The film did better than the disappointing take for For Your Eyes Only, grossing $183,700,000 worldwide and attracting 25.5 million punters in the States, the equal of Moonraker.


    [Blocked Image: https://fbcdn-sphotos-c-a.akamaihd.net/hphotos-ak-frc3/q71/s480x480/296202_612251928793300_1103657817_n.jpg]

  • "Octopussy" rangiert auf meiner Hitliste weit oben. Er war der erste Bond, den ich am Premierentag im Kino gesehen habe. Ich finde schon, daß er außergewöhnlich ist, da er die sich verändernde politische Weltlage durchaus reflektiert: eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen Ost und West und eine gewisse Spaltung im Lager der Sovjetunion. Dazu kommt die bereits erwähnte Einbeziehung Deutschlands in den Film.


    Die Rolle des Bösewichts ist meines Erachtens nach nicht einfach klar verteilt. Orlov und Kamal sind beide Bösewichter, arbeiten jedoch auf verschiedenen Ebenen. Man kann Orlov als "Mastermind" bezeichnen, der den kalten Krieg wieder anheizen will; er spiegelt die zunehmenden Risse im sovjetischen Lager wider und steht für diejenigen, die weiter auf Konfrontationskurs mit dem Westen setzten. Kamal ist quasi das mittlere Management, das Orlovs Weisungen umsetzt. Kamal stellt aber wiederum eine direktere Bedrohung für Bond dar und ist somit der gefährlichere von beiden. Außerdem hat er Gobinda an seiner Seite, den man nicht vergessen sollte. Kabir Bedi füllt diese Figur gut aus, und Gobinda gehört für mich zu den lebendigeren Figuren der Bondgeschichte.


    Ich kann nicht behaupten, daß "Octopussy" wieder in Klamaukzeiten zurückfällt, obwohl Dinge wie der Tarzanschrei meines Erachtens unnötig sind. Bei Sätzen wie "Du gehörst in den Tank" vermute ich zunächst einen Geniestreich des Synchronstudios, aber ich weiß im Moment auch nicht, wie die Originalzeile geht. Den Dialogschreibern sind solche Sachen ja durchaus zuzutrauen. "Octopussy" schlägt jedoch definitiv wieder einen leichteren Ton an.


    Roger Moores Alter spielte natürlich mit jedem Bond eine wichtigere Rolle. Gut, er war zu dem Zeitpunkt 56 Jahre alt, aber er liefert eine gute Vorstellung in "Octopussy", besonders in der Sequenz im Zirkus, in der er als Clown verkleidet vor der Bombe warnt und sie entschärft. Nach "Octopussy" hätte er jedoch aufhören sollen, allerdings weniger wegen seines Alters, sondern weil "Octopussy" viel gelungener ist als "A View to a Kill" und so einen deutlich besseren Abgang bedeutet hätte.

    The needs of the many outweigh the needs of the few or the one.
    I have been and always shall be your friend.
    I´ve been dead before.
    Live long and prosper.


    He is not really dead as long as we remember him.

  • Ich kann nicht behaupten, daß "Octopussy" wieder in Klamaukzeiten zurückfällt, obwohl Dinge wie der Tarzanschrei meines Erachtens unnötig sind. Bei Sätzen wie "Du gehörst in den Tank" vermute ich zunächst einen Geniestreich des Synchronstudios, aber ich weiß im Moment auch nicht, wie die Originalzeile geht. Den Dialogschreibern sind solche Sachen ja durchaus zuzutrauen. "Octopussy" schlägt jedoch definitiv wieder einen leichteren Ton an.

    Schön noch einen OP-Freund hier zu haben, gibt nicht zu viele von uns. :prost:
    Das Original vom Tank ist "Sit!"

  • Tja, so kann man es sehen. Nach den letzten paar Mal schätze ich AVTAK besser ein, gerade weil der Film geradliniger ist und nicht zwischen zu leichtem Humor und Ernsthaftigkeit, wie eben bei OP, schwankt.

  • Beim OP Fanclub bin ich übrigens auch dabei. Irgendwie spielt der Film bei mir eine recht große Rolle. Als Kind habe ich den einfach so oft gesehen und jedes mal hat er durch seine Abwechslung hervorragend unterhalten. Auch wenn ich mich frage, was ich vor 15 geantwortet hätte, wenn mich jemand nach der genauen Handlung des Films und den Motiven der Charaktere gefragt hätte. Der Film ist in meiner Rangliste mindestens im oberen Drittel und einer der Filme die ich echt immer anschauen kann.
    AVTAK dagegen hat zwar einige enorm starke Elemente, es passiert mir im Gegensatz zu OP allerdings immer mal wieder, dass sich er manchmal einfach etwas zieht.

  • Yo, bis letztes Jahr war OP bei mir stets auch der etwas unterhaltsamere. Das Blatt hat sich aber gewendet.
    Irgendwie macht John Barrys Score den Film zum Teil lahm. Für mich mit Abstand Barrys schwächster Bond-Beitrag. Einiges passt besser zu Rosamunde Pilcher, auch diese ständige Betonung im Score, dass Bond in Indien ist nervt.
    Bei AVTAK hat Barrys Score mehr Dynamik und dadurch dass der Film stringenter in der Handlung ist, ohne Mätzchen, überholte er letztes Jahr OP in meiner Gunst, wenn auch ganz knapp.
    Wie gesagt, Barrys Score finde ich beinahe schon sauschwach.

  • Yo, bis letztes Jahr war OP bei mir stets auch der etwas unterhaltsamere. Das Blatt hat sich aber gewendet.
    Irgendwie macht John Barrys Score den Film zum Teil lahm. Für mich mit Abstand Barrys schwächster Bond-Beitrag. Einiges passt besser zu Rosamunde Pilcher, auch diese ständige Betonung im Score, dass Bond in Indien ist nervt.
    Bei AVTAK hat Barrys Score mehr Dynamik und dadurch dass der Film stringenter in der Handlung ist, ohne Mätzchen, überholte er letztes Jahr OP in meiner Gunst, wenn auch ganz knapp.
    Wie gesagt, Barrys Score finde ich beinahe schon sauschwach.


    Mir geht es eher anders rum. Ich finde den Score wunderschön und in Spannung und Ruhe ausgewogen. AVTAK ist meiner Meinung nach der schwächste und langweiligste Score Barrys, wenn auch natürlich noch immer top. Aber mit TLD hat er meiner Meinung nach nochmals richtig einen rausgehauen...

  • So, nach längerer Zeit melde ich mich auch mal wieder zu Wort :thx:
    OP rangiert in meiner Bestenliste ganz weit oben, er ist einfach die Perfektion in Sachen Moore Bonds. Der Film ist einfach unheimlich abwechslungsreich und glänzt durch seine Kurzweiligkeit. Die Locations tragen zu diesem Bild ungemein bei; von der Militärbasis in Kuba (?) über London, ins exotische und glanzvollem Indien und schließlich der graue, bedrohliche Ostblock inklusiv Überquerung des Checkpoint Charlie. Die Darstellung der Deutschen (früher die Vorstellung verlassen, immer mit Bier und Wurst im Käfer unterwegs) und Moores Versuche, Deutsch zu sprechen (konnte er nicht mal fließend Deutsch weil er hier studiert hat???) sind dabei unheimlich witzig, so richtig schön Klischeehaft.
    Moores Alter stört mich hier überhaupt nicht, auch wenn er mMn nochmal etwas älter aussieht als zwei Jahre später in AVTAK; Moore ist nunmal Bond, der kann das... Die Wahl von der ebenfalls etwas in die Tage gekommene Maud Adams, lenkt auch von Moores Alter ab, zudem wirken Liebesszenen zwischen den beiden glaubwürdiger als die zwischen Moore und Stacy in AVTAK. Orlov, Kamal Khan und Gobinda sind ein absolut überzeugendes Villian Trio und sehr gut besetzt, nur die Oddjob Golfballpresser Gedächtnisszene mit den Würfeln stört und wirkt aufgesetzt. Sehr erfreulich ist auch, dass Gerneral Gogoll wieder auftritt, ich sehe in ihm einen großen Sympathieträger, ähnlich wie Kerim Bey oder Draco.
    Die Action ist in OP im Gegensatz zu FYEO auf jeden Fall wieder spannender inszeniert, das kleine Flugzeug im Pre Credit ist der Wahnsinn und gerade die Kampf Szenen auf dem Zug mit anschließendem Sturz vom Wagon sind die Highlights im Film. Immer besonders eindrucksvoll finde ich auch den Teil, wo Gogol über die Grenze dem Zug hinterher läuft während er über Lautsprecher gewarnt wird, schließlich in den Rücken geschossen wird und dennoch unter Qualen versucht weiter zu kommen. Amüsement ist auch der Unionjack Heißluftballon oder der Schafskopf als Hautgang.
    Der Score von John Barry ist so lala, natürlich nicht schlecht aber nicht annähernd besonders, auch wenn einige einprägsame Sachen wie "Place Fight" dabei sind. Der Titelsong ist für mich das große Manko im Film, ich finde ihn einfach so langweilig und unpassend für Bond; "All Time High" ist der Tiefpunkt der Balladenzeit der Bond Filme, die mit "Nobody Does It Better" so fantastisch begonnen hatte.
    Wie schon zu Beginn geschrieben bin ich ein riesiger Fan von OP, er ist die "Moorigkeit" in Perfektion, wenn man unwissenden von jedem Schauspieler den typischsten Film zeigen möchte, so zeigt man von Connery wohl GF, von Moore eben OP, von Dalton LTK, von Brosnan GE und von Craig CR. Ach und von Lazenby OHMSS *WITZ-KOMM-RAUS*...
    7/10 Punkten für dieses Meisterwerk! :P

    James Bond playing at Casino Royale - He won a lot of money and a gal at Casino Royale! Oh, he's not really such a wonderful spy - But winning lots of money and a gal, he's a fabulous guy!


    Dabei seit dem 04.05.2009 (y)

  • Mir geht es eher anders rum. Ich finde den Score wunderschön und in Spannung und Ruhe ausgewogen. AVTAK ist meiner Meinung nach der schwächste und langweiligste Score Barrys, wenn auch natürlich noch immer top. Aber mit TLD hat er meiner Meinung nach nochmals richtig einen rausgehauen...


    8| OP hat nicht annähernd einen geilen Titel wie Snow Job, Bond meets Stacey, Airship To Silicon Valley oder He's Dangerous! AVTAK ist imo mit TLD sogar Barrys bester Score nach der Connery-Ära.
    OP ist zum Schnarchen :sleeping:
    Vom Titeltrack natürlich ganz zu Schweigen. Aus Duran Durans A View To A Kill hat man feines arrangiert, aus Rita Coolidges All Time High...na ja.



    Luca:
    Schön, dass man Meisterwerke schon mit 7/10 bewerten darf :D


    Ps.: Ich gebe OP ja auch diese Wertung.

  • James Bond Rewatched


    # 13: Octopussy (1983)


    OT: Octopussy; GB 1983; 131 Min.; R: John Glen; D: Roger Moore, Maud Adams, Louis Jordan, Kristina Wayborn, Kabir Bedi, Steven Berkoff, David Meyer, Tony Meyer, Robert Brown, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn


    In "For Your Eyes Only" hatte EON den Geheimagenten wieder in bodenständigeren Gefilden ermitteln lassen. Mit "Octopussy" wollte man diesen Ansatz fortsetzen und darüber hinaus den Unterhaltungsfaktor und die Action steigern, denn die Konkurrenz um Kevin McClory und Jack Schwartzman würde im Jahr 1983 mit "Never Say Never Again" einen eigenen Bondfilm in die Kinos zu bringen. Zwei Siege konnte die Bondproduzenten dabei für sich verbuchen. Man erreichte den früheren Starttermin und hatte auch beim Gesamteinspielergebnis die Nase vorn. Blickt man jedoch nach 30 Jahren auf den Film zurück, muss man feststellen, dass der Streifen zwar ein routinierter, aber keineswegs hochklassiger Beitrag zur Reihe war.


    Das Schauspielerensemble ist eines harmonischsten der Moore-Ära. Roger Moore mag sichtbar gealtert sein, aber dieser Film ist perfekt auf ihn zugeschnitten und hätte einen würdigen Abschiedseinsatz für ihn dargestellt. Mit Maud Adams hat man eine Leading Lady gefunden, die die Titelfigur wunderbar geheimnisvoll und verführerisch präsentiert. Aber auch Kristina Wayborn kann als zweites Bondgirl punkten. Auf der Schurkenseite sind die Kompetenzen stark verteilt. Als Hauptschurken erleben wir einen Louis Jordan, der mit seinem Charisma zwar keinen Überschurken zu zeichnen vermag (was seine Rolle auch gar nicht zuließe), aber sich dennoch in die noble Tradition der Edelschurken des 50er Jahre-Kinos einreihen darf. Der herrschsüchtige General Orlov lässt von der Rollenauslegung zwar kaum mehr als einen eindimensionalen Hardliner zu, aber dennoch schafft es Steven Berkoff der Figur Leben einzuhauchen und ihr zum Schluss sogar einen Hauch von menschlicher Tragik zu verleihen. Besonderes Lob gilt den Henchmen. Selten in der Reihe sieht man gleich drei so gleichrangig agierende und eindrucksvolle Handlanger versammelt. Sowohl Kabir Bedis rustikaler Gobinda, als auch die Zwillinge David und Tony Meyer als mörderisches Killerduo stellen eine echte Bedrohung dar. In den Nebenrollen agieren Geoffrey Keen, Douglas Wilmer, Walter Gotell und Vijay Amritraj routiniert. Desmond Lleweyln und Lois Maxwell sieht man mit gewohnter Klasse, während Robert Brown als neuer M es doch spürbar schwer hat in die großen Fußstapfen Bernard Lees zu treten.


    John Glens zweite Regiearbeit fällt solide aus, ohne große Akzente zu setzen. Die Action-Momente sind wieder einmal sehr gut arrangiert, aber dazwischen schleichen sich immer wieder Längen ein, die der Regisseur einfach nicht kompensieren kann. Aus einigen Szenen hätte man mehr herausholen können. Hier fehlt es Glens Inszenierung – wie im vorherigen Review schon erwähnt – einfach an Biss. Ein gutes Beispiel hierfür stellen die Konfrontationen Bonds mit Kamal Khan dar, die recht dünn und bieder daherkommen. Dafür, dass die beiden eigentlich Gegner sein sollten, agieren Moore und Jordan fast wie alte Freunde, die sich ein bisschen necken. Ob sich die Sympathie der Darsteller zu sehr auf den Film übertragen hat? Es ist auf jeden Fall ein weiterer Beweis dafür, dass John Glens Regie allgemein eine gewisse Zielgerichtetheit und Klasse fehlt. Hinzu kommen diverse Albernheiten, die der Spielleiter dem geneigten Zuschauer besser erspart hätte. Ansonsten fällt die Inszenierung ordentlich aus, kann aber nicht mit Glens Debüt mithalten. Auch das Skript von Richard Maibaum, Michael G. Wilson und George MacDonald Frazer gibt wenig Anlass zum Jubel. Die Themen des Films waren ja 1983 hochaktuell: Atombomben-Pannen, Kunstraub in der Sowjetunion, Devisenbeschaffung durch den Verkauf von landeseigenen Kunstgütern. Auch die Idee das Ganze mit den Fleming-Kurgeschichten "Octopussy" und "The Property of a Lady" zu verbinden war gut, was letztlich aber daraus wurde, steht auf einem anderen Blatt. Der Plot an sich ist brauchbar, kann sich aber nicht völlig entfalten und die interessanten Elemente gehen beinahe unter. Der Subplot um die Fabergé-Eier ist zu verwirrend, die teils klischeehafte Indienhandlung nimmt zu viel Platz in der Geschichte ein, die zahlreichen Gags und Skurrilitäten verwässern die politischen Themen des Plots und der Hauptvillain Kamal Khan bekommt kaum Raum sich zu entfalten. Insgesamt ein mageres Drehbuch, das aber durch den spielfreudigen Cast, die guten Action-Sequenzen und ein spannendes Finale noch aufgewertet wird.


    Der melodische Score von John Barry fällt gewohnt gut aus, aber fast alle seiner anderen Soundtracks haben mehr Wiedererkennungswert. Rita Coolidges Song "All Time High" zählt zum guten Mittelmaß, während Maurice Binders Titelsequenz eher zu den schwächeren Kreationen aus seiner Schmiede gehört. Das Production Design unter Peter Lamonts Leitung präsentiert sich wieder von einer etwas besseren Seite ohne an die großen Glanzzeiten anzuknüpfen. Der sowjetische Konferenzraum und Octopussys Refugium stechen bei den Dekors heraus. Die Locations sind mit England, Indien und Deutschland grundsätzlich gut gewählt, wobei man jedoch kritisieren muss, dass gerade beim letztgenannten Schauplatz kaum interessante Drehorte genutzt werden. Alan Humes Cinematographie stellt in vielerlei Hinsicht eine Fortsetzung seiner Arbeit beim Vorgänger dar. Trotzdem fallen die Farben wieder etwas kräftiger aus. In den Action-Momenten erlebt der Zuschauer zwar solide, aber keinesfalls hochklassige Kamerafahrten.


    Gesamtwirkung: Ein Film, der die Rasanz und Frische des Vorgängerwerks nur in Teilen fortzusetzen vermag. Doch John Glens zweite Regiearbeit krankt noch an ganz anderen Stellen. Neben einem sichtlich gealterten Hauptdarsteller fallen insbesondere der wirre, überkonstruierte Plot, die kolonial-antiquierten Handlungselemente im Indienpart, das Fehlen eines bedrohlichen Oberschurken, inszenatorische Längen und ein Übermaß an platten Gags negativ ins Auge. Auf der Habenseite stehen ein spielfreudiger Cast, gute Action-Einlagen, interessante, sogar realpolitisch inspirierte Plot-Aufhänger, ein angenehmer Score und ein spannendes Finale. Unterm Strich zählt das Werk eher zu den schwächeren Moore-Streifen.


    Meine Wertung: 3 von 5 Punkten

  • Auch hierfür ein Danke, aber ich liebe OP einfach! Die Schwächen kann ich meist nachvollziehen, jedoch fallen sie bei mir kaum ins Gewicht, da der Cast dermaßen spielfreudig ist. Für mich Moores bester (ich bin z.B. von FYEO nicht soo angetan, das liegt immer nur an 1-2 Dingen - oft Kleinigkeiten -, die einen stören) und immer in meiner Top 5. Aber ich weiß, dass kaum jemand OP noch so sehr mag wie ich.

  • Auch hierfür ein Danke, aber ich liebe OP einfach! Die Schwächen kann ich meist nachvollziehen, jedoch fallen sie bei mir kaum ins Gewicht, da der Cast dermaßen spielfreudig ist. Für mich Moores bester (ich bin z.B. von FYEO nicht soo angetan, das liegt immer nur an 1-2 Dingen - oft Kleinigkeiten -, die einen stören) und immer in meiner Top 5. Aber ich weiß, dass kaum jemand OP noch so sehr mag wie ich.


    Es stimmt mich sehr zufrieden, Deine Liebe zu OP - bar jedes rationalen Arguments - hier bekannt zu bekommen! Ich selbst halte ihn nicht für gut, aus Gründen, die Scarpine viel besser dargelegt hat als ich es vermöchte. Aber (paradox?) ich liebe ihn auch! Hier spielt meine persönliche Geschichte mit ihm wohl die einzige Rolle. Wenn Bond damals alle zwei Jahre seinen Besuch in meinem Leben ankündigte, ermöglichte er mir und meinem - bis heute - besten Freund unsere immer etwas graue Internatswelt zu verlassen und die Welt zu sehen, mit Moore dazu noch nie ganz so ernst kommentiert. Du meine Güte - ich hätte damals meinen rechten Arm für einen Montblanc-Füllfederhalter gegeben!
    Ich möchte Dir also die Hand schütteln und sagen: Ich bin froh, dass es Leute wie Dich gibt!

  • :friends: Dito!
    Ich habe früher auch mehr versucht, die Filme rational und "objektiv" zu bewerten, letzten Endes hatten aber immer rein emotionale Argumente in meiner Bestenliste die Oberhand. Inzwischen bin ich zwar froh und dankbar, wenn ich durch Scarpine und andere auf bestimmte Gesichtspunkte aufmerksam gemacht werde, auf meine persönliche und höchst subjektive Bestenliste hat das aber nur seltenst Einfluss.
    Ich finde es auch toll, dass hier die verschiedensten Geschmäcker zusammenfinden und sich auf diesem Niveau austauschen, ohne dass es darum geht, den anderen kanonisch zu überzeugen oder ihm Filme auszureden.
    An OP habe ich einfach mit die stärksten Kindheitserinnerungen, ich mag die Locations, das Ensemble (Ausnahme: Jourdan), die Action und auch die meisten Gags (Ausnahme: Tarzanschrei), all das vermischt zu einer herrlichen Melange und in meinen Augen einen der typischsten Bondfilme - besonders der Moore-Filme. Dass ich die Zusammenhänge mit den Fabergéeiern nie ganz kapiere (bzw. sie an einer Stelle m.E. falsch aufgelöst werden) stört mich genauso wenig wie die meisten Logiklücken bei Bond.

  • :friends: Dito!
    Ich habe früher auch mehr versucht, die Filme rational und "objektiv" zu bewerten, letzten Endes hatten aber immer rein emotionale Argumente in meiner Bestenliste die Oberhand.


    Ist vielleicht eine Sache des Alters. Mir gings genauso. Mit 18, 20 waren die Filme in meiner Liste ganz oben, die ich ganz einfach gerne angeschaut habe.
    Mit Anfang/Mitte 20 versucht man dann auf einmal, eine etwaige objektive Meinung (die selbstredend Blödsinn ist) mit in die Bestenliste einfließen zu lassen, was zur Folge hat, dass auf einmal Filme, die man gerne schaut, die aber einen mittelmäßigen Ruf haben, unter Filme rutschen, denen ein gewisser Anspruch attestiert wird (das Thema "Anspruch" bei Bondfilmen ist ja auch ein eigenes Fass...wir haben darüber ja bereits trefflich diskutiert).
    Aber inzwischen hat sich meine Bestenliste immer mehr in die Richtung entwickelt, wie ich die Filme gerne anschaue, also dass auch Nonsens-Filme wie YOLT oder DAF weit oben stehen dürfen, da sie auf mich eben irgendwie wirken. Völlig wurscht, ob sie eine "objektiven" Betrachtungsweise standhalten würden.
    Natürlich gestehe ich ein, dass es sehr gute Filme gibt, die schon von ihrer Veranlagung her eher schwere Kost sind (für mich z.B. ein FRWL), was aber ihre Leistung nicht schmälert. Aber einen Film nur deshalb gut zu finden, weil ihm scheinbar ein gewisser Anspruch zugeschrieben wird, ist nicht mein Ding. Dabei zieht auch das oft zitierte Argument nicht, dass man einen Film nicht verstanden hat, wenn man seinen Wert nicht erkennt. Bondfilme sind für mich in erster Linie Unterhaltung. Da geht es weniger um "verstehen" als um sich "in denFilm fallen lassen". Und wenn ich einen Film einfach nicht mag, obwohl ihm "Anspruch" attestiert wird (bei mir z.B. LTK oder QOS), dann soll es eben so sein...


    Zum Thema:
    OP ist ja auch ein Film, dem eher mangelnder Anspruch vorgeworfen wird. Erstens kann ich das so nicht erkennen und zweitens wäre es mir auch wurscht. OP unterhält mich blendend und die paar kleine Kalauer kann ich verschmerzen.
    Davon abgesehen finde ich OP z.B. nicht gag-lastiger als der allgemein als wesentlich bodenständiger und ernster geltende Vorgänger FYEO, in dem es vor Gags nur so wimmelt.
    Es entsteht oft so eine Art "offizielle Meinung" innerhalb der Fangemeinde, die durch häufige Wiederholungen irgendwann zur Wahrheit wird (z.B. dass Connery in YOLT keinen Bock mehr hatte). Deswegen wiederhole ich ja ständig, dass TB der beste Film ist, damit das irgendwann mal jeder so akzeptiert. :whistling: :D
    Von diesen vermeintlich "objektiven" Meinungen sollte man sich lösen, sondern auf sein Inneres hören - völlig egal, wie balla balla andere einen Film auch finden mögen.

  • Kronsteen: Toll formuliert! Wo kann ich unterschreiben?
    Mir ist dein Herz für TB, YOLT und DAF und der Verzicht auf jegliche logische Argumentation diesbezüglich auch sehr sympathisch. Ich fand, dass es früher (so 2000-2006) im alten Forum tatsächlich eher so einen Kanon gab, was als gut/"anspruchsvoll" und was als misslungen zu gelten hat (OHMSS und FRWL, Connery und Dalton über allem anderen). Vielleicht war es nicht so krass, wie ich es in meiner Wahrnehmung/Erinnerung empfand, aber der neue Kurs des Forums (so es ihn denn überhaupt gibt) ist mir deutlich lieber


    PS: Ich seh's gerade in deiner Sig: Propagandaministerium für TB! :thumbup:

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