DER FILM: Der Morgen stirbt nie

  • In diesen Thread bitte alles über den 2. Bondfilm mit Pierce Brosnan.


    [Blockierte Grafik: http://www.iamiam.ca/musing/wp…8_tomorrow_never_dies.jpg]


    Hier der alte Thread aus dem archivierten razyboard,


    Und hier die elementaren Beiträge von dort:



    Zitat von webster






    Zitat von KW12

    Ein super Bond-Film! Ich komme wieder mit dem Bond-Feeling! Auch hier spürt man es besonders!
    Dieser Film ist richtig Bondig geworden!
    Kann nicht richtig verstehen warum die meisten den Film nicht so gut finden! Hier stimmt für mich fast alles! Brosnan's absolut bester Bond!
    "Man muss den Leuten das geben was sie wollen!!"


    MFG KW12



    Zitat von BondLebt

    Ich empfand TND als einen Fortschritt gegenüber GE, der im letzten Drittel mE erheblich abflachte. Das gleiche Schicksal erlitt in Nuancen auch TND mit der nur mittelmäßig inszenierten "Endabrechnung" im Stealth-Boot, aber die originellen Abgänge von Stamper und Carver retten das ganze Szenario noch. Die interessanteste Sequenz spielt sich in "meinem" Hamburg ab. Dialoge und Action fand ich hier durchaus gelungen, wenngleich mich Teri Hatcher´s Tod im Hotelzimmer nicht sonderlich berührte. Aber da bin ich wohl mittlerweile durch spätere Produktionen dieser durchschnittlichen Darstellerin wohl ein wenig vorbelastet ... Desöfteren ist schon die leicht überdrehte Darstellung von Jonathan Pryce thematisiert worden. Wie er sich glucksenderweise mit nahezu kindlichem Gemüt an seinen eigenen Erfolgen berauscht, hatte man bis dato noch von keinem Gegenspieler gesehen. Wenn er mit Bond parliert, sieht er aus wie ein angriffslustiges Reptil. Aber sollte Pryce die Figur des Carver nicht genau auf diese Weise darstellen??? Jonathan Pryce ist ein fabelhafter Schauspieler, der entsprechende Zielvorgaben punktgenau erfüllen kann. In einem Interview nach Beendigung der Dreharbeiten schlüpfte er noch einmal in die Rolle und versicherte mit diabolischem Grinsen, er hätte Bond im Film zu gerne den Garaus gemacht - aber die Drehbuchautoren hätten ihn nicht gelassen ... Wenn man bedenkt, was sich heute für bizarre (und durchaus einflußreiche) Figuren in der globalen Medienlandschaft tummeln, ist das nicht so übertrieben, wie man das vielleicht zunächst empfunden hat. Kurz zur Musik: Der Score von Arnold ist nicht überragend, macht aber auch nichts kaputt. Der Titelsong von Sheryl Crow hingegen ist (neben dem neuen QOS) der schwächste aller Bond-Streifen und von Anfang bis Ende lahm und kaum eingängig. Brosnan´s Leistung ist prima und schauspielerisch wahrscheinlich seine überzeugendste Bond-Darstellung. Ich habe mich allerdings immer gefragt, was Dr.Kaufmann im Hotel Atlantic meinte, als er lakonisch feststellte "Ich könnte Sie von Stuttgart aus erschießen" ...






  • Im Thread selber gab es noch eine schöne Diskussion zwischen Scarpine und HebusDerTroll (die kopiert hier allerdings den Rahmen gesprengt hätte). Schaut Euch den Thread nochmals an. :)


    Neue Meinungen zu TND??

  • Gestern nochmal TND geschaut. Und ich war wie immer entsetzt! Warum finden eigentlich alle dass DAD der schlechteste Bond-Film ist, wo es doch TND gibt? Was für mich den ganzen Film versaut ist in erster Linie Carver. Total überzogen und lächerlich. Die erste Konferenz, wo er die Schlagzeilen abfragt ist soetwas von schlimm. „Und dann bringen wir die neue Software auf den Markt. Natürlich mit Fehlern. Damit die Leute immer Updates kaufen müssen…“ Oh, nö! Soll das witzig sein. Dann die Lache von Carver. Oder die Präsentation in Hamburg. Er verleidet mir den ganzen Film. Bei DAD ist wenigstens die erste Hälfte ok.

  • Gestern nochmal TND geschaut. Und ich war wie immer entsetzt! Warum finden eigentlich alle dass DAD der schlechteste Bond-Film ist, wo es doch TND gibt? Was für mich den ganzen Film versaut ist in erster Linie Carver. Total überzogen und lächerlich. Die erste Konferenz, wo er die Schlagzeilen abfragt ist soetwas von schlimm. „Und dann bringen wir die neue Software auf den Markt. Natürlich mit Fehlern. Damit die Leute immer Updates kaufen müssen…“ Oh, nö! Soll das witzig sein. Dann die Lache von Carver. Oder die Präsentation in Hamburg. Er verleidet mir den ganzen Film. Bei DAD ist wenigstens die erste Hälfte ok.

    Auch ich finde DAD besser. TND ist für mich der schwächste Brosnan denke ich. Umso schlimmer das er der Nachfolger des Knallers GE ist.

  • Was für mich den ganzen Film versaut ist in erster Linie Carver. Total überzogen und lächerlich. Die erste Konferenz, wo er die Schlagzeilen abfragt ist soetwas von schlimm. „Und dann bringen wir die neue Software auf den Markt. Natürlich mit Fehlern. Damit die Leute immer Updates kaufen müssen…“ Oh, nö! Soll das witzig sein.


    Das hat mich - als ich TND gerade neulich auf DVD geguckt habe (Review folgt) - auch sehr gestört. Das ist Simpsons Humor. Würde zu Mr. Burns passen, aber niemals in einen Bond-Film! Trotzdem finde ich DAD nochmals eine ganze Stufe schlechter.


  • Das hat mich - als ich TND gerade neulich auf DVD geguckt habe (Review folgt) - auch sehr gestört. Das ist Simpsons Humor. Würde zu Mr. Burns passen, aber niemals in einen Bond-Film!


    Stimmt, das passt nicht zu dem sehr feinen intellektuellen Humor früherer Filme. Wie etwa ein ausgestopfter Vogel auf dem Kopf, Bond mit Tarzanschrei, ein Auto, das nach einem Unfall mitten entzweit bricht, etc. pp. :p

  • Carver ist absolut overacting. Man merkt ihm die ganze Zeit an, dass er gerne ein charismatischer Bösewicht à la Goldfinger wäre. Leider wirkt die Aportierhund-Szene rein gar nicht so wie Goldfingers Fort-Knox-Modell-Szene, auch wenn sie gerne ähnlich groß gewesen wäre.


    DAD und TND sind ja auch in der Bondesliga die bisher noch einzigen punktlosen Filme. Bin mal auf das Duell der beiden gespannt.


    Ich persönlich stufe TND aber noch deutlich höher ein, da er zumindest gut gemachte Action enthält (wenn auch sonst fast nichts). Über DAD habe ich mich ja schon im DAD-Thread des öfteren ausgelassen.


    TND gefiel mir früher von den Brosnan-Bonds noch am besten. Mich hat die Geschichte durchaus fasziniert, da es zum ersten (und bisher auch einzigen) Mal in der Post-Moore-Ära einen älteren und steinreichen Gegner in der Tradition der Strombergs und Draxs gab. Leider muss ich heute sagen, dass Carver bei weitem nicht an diese heranreicht.
    Zudem gibts mit Stamper einen der schwächsten Charakter der Bondhistorie. Er kommt immer zu spät und bekommt irgendwie gar nichts hin. Und dann dieses "Für Kaufman! Und Carver!" Argh! :devil:
    Auch Wai Lin, das weibliche Pendant zu Bruce Li, kann mit ihrer Martial Arts Kunst nichts retten. Passend zum Film ist ihre Action gut, aber ihre Ausstrahlung blass.
    Nur Kaufmann kann ein wenig überzeugen und ist der denkwürdigste Charakter dieses heute schon etwas in die Jahre gekommenen 90er-Bonds (die Zeitlosigkeit eines TB oder eines TSWLM kann TND nicht erreichen).


    TND ist für mich der verschenkteste Bondfilm der Geschichte. Bei DAD war die Handlung aus meines Sicht schon unterirdisch und der Film schon deshalb zum Scheitern verurteilt.
    TND hatte eine tolle Handlung, ein klassisches Bondschema und tolle Schauplätze, die dann aber ungenügend umgesetzt wurden. Eine der großen verpassten Chancen der Bond-Geschichte im allgemeinen und der Brosnan-Ära im Besonderen.

  • Eine der großen verpassten Chancen der Bond-Geschichte im allgemeinen und der Brosnan-Ära im Besonderen.

    Yepp, da haste Recht. Die Idee des Medienmoguls der seine Nachrichten selber macht war damals gut und könnte sogar heute noch funktionieren mit einem "großen" Villain. Mit Carver wurde das total verschenkt. Und was die Ernsthaftigkeit sonstiger Bond-Momente angeht, ist mir schon klar, dass es oft Slapstick gibt. Aber hier wird der gesammte Villain lächerlich gemacht. Das ist schon selten.

  • Carver ist absolut overacting. Man merkt ihm die ganze Zeit an, dass er gerne ein charismatischer Bösewicht à la Goldfinger wäre. Leider wirkt die Aportierhund-Szene rein gar nicht so wie Goldfingers Fort-Knox-Modell-Szene, auch wenn sie gerne ähnlich groß gewesen wäre.


    Wobei im Vergleich mit Goldfinger die meisten Bondfilme den kürzeren ziehen. Das Würfelduell in OP wäre auch gern so groß wie das Golfduell, ist aber letztlich auch nur ein müder Versuch.


    Zudem gibts mit Stamper einen der schwächsten Charakter der Bondhistorie. Er kommt immer zu spät und bekommt irgendwie gar nichts hin. Und dann dieses "Für Kaufman! Und Carver!" Argh! :devil:


    Aber immerhin ist er bedrohlich und nicht so eine überflüssige Witzfigur wie beispielsweise Elvis. Ich hätte vor Stamper auch ehrlich gesagt mehr Schiss als beispielsweise vor Vargas. Götz Otto hat die Figur bewusst als böse Karikatur eines Deutschen angelegt, und ich glaube, dass das im nicht-deutschsprachigen Raum besser angekommen ist. Nicht, weil man es übelgenommen hat, sondern weil es schlicht nicht aufgefallen ist hier. Ist aber nur meine Theorie.


    TND hatte eine tolle Handlung, ein klassisches Bondschema und tolle Schauplätze, die dann aber ungenügend umgesetzt wurden. Eine der großen verpassten Chancen der Bond-Geschichte im allgemeinen und der Brosnan-Ära im Besonderen.


    TND leidet in fast allen Aspekten unter dem Druck, den MGM gemacht hat, ganz klar. Es ist auch einer der Bondfilme, bei der gegen Ende immer wieder mal der Finger über dem Vorspulknopf zuckt, aber letztlich kann ich ihn auch nicht sooo schlecht finden. Die Vortitelsequenz liebe ich, auch das Briefing im fahrenden Wagen finde ich eine gute und abwechslungsreiche Idee. Arnolds Musik ist gut, die Action finde ich auch spektakulär und einfallsreich (abseilen am Plakat). (Mit der Druckerei und dem Parkhaus hat man zugegebenermaßen wahrscheinlich die zwei ödesten Stellen in Hamburg gefunden, eine Verfolgungsjagd im Hafen oder der Speicherstadt hätte dem Film absolut gutgetan.) Und nicht zuletzt wirkt Brosnan souverän und gewinnt dem Treiben um sich herum auch sichtlich Spaß ab.

  • Diesmal ein deutlich milderes Urteil für TND. Gut, die letzten 15 Minuten im Stealth-Boot musste ich ffw, müssen wir nicht drüber reden. Ansonsten: gut, es ist halt ein typischer 90er-Bond, typischer Brosnan-Blockbuster. Aber so durchweg grottig wie früher habe ich ihn diesmal nicht empfunden. Und die Abwesenheit von Misstrauen, Selbstzweifel, zerrütteten Charakteren: auch mal ganz erholsam.


    Die erste Hälfte in Hamburg kann man durchaus gucken. Das Elend beginnt eigentlich erst in China, wobei mir der Flugzeug-Absprung, die Tauchszenen, die Verfolgung Motorrad vs. Hubschrauber, die Insellandschaften im Mondschein gar nicht mal sooo schlecht gefallen haben. Stamper geht als brutaler Scherge durch, Dr. Kaufmann ist als kurze Nebenrolle interessant.


    Gut, ich will ihn auch nicht überberwerten, er bleibt ganz klar weit unten in meiner Rangliste, lässt aber DAD und DAF deutlich hinter sich.


    Jetzt fällt mir leider die Szene nicht mehr ein, aber da gab es eine Situation, bei der ich dachte, wäre das jetzt Moore statt Brosnan, man würde es ihm vermutlich verzeihen, Moore hätte die mit seinem Charme gerettet, bei Brosnan wirkt's einfach nur glatt, oberflächlich, peinlich.

  • Jetzt fällt mir leider die Szene nicht mehr ein, aber da gab es eine Situation, bei der ich dachte, wäre das jetzt Moore statt Brosnan, man würde es ihm vermutlich verzeihen, Moore hätte die mit seinem Charme gerettet, bei Brosnan wirkt's einfach nur glatt, oberflächlich, peinlich.

    Das gilt aber generell. Viele Szenen die mit Brosnan peinlich sind könnten mit Moore charmant sein. Und umgekehrt. Viele Witze aus z. B. LAD, MR und OP würden mit Brosnan viel schlimmer sein. Irgendwie hat Moore diese Art an sich, das man sie ihm nicht übel nimmt.

  • Meine positiven und negativen Aspekte zu "Der Morgen stirbt nie.


    Positiv:
    -Toller Soundtrack. (Ich liebe dieses Thema das auch im Endsond von Surrender gespielt wird)
    -Wai Lin ist natürlich und sympathisch
    -Die Szene wo Carver Wai Lin nachäfft bringt mich immer zum Lachen
    -Bessere Effekte als in "Stirb an einem anderen Tag"
    -Ich liebe das fernsteuerbare Auto
    -Die Szene mit Dr. Kaufmann war genial gespielt. (Endlich mal etwas Tiefe im Film)
    -Tolle Motorrad-Szene. Etwas übertrieben, aber sehr eindrucksvoll gemacht
    -Der hier hören, da sprechen Witz ist genial



    Negativ:
    -Jonathan Pryce ist ein ziemlich schwacher Schurke den man nur schwer ernst nehmen kann.
    -Die Paris-Szene war mir etwas zu kitschig
    -Extrem übertriebene Vorspann-Sequenz
    -Das untergegangene Schiff ist ein ganz schlechtes Modell
    -

    "Ich helfe Menschen, die Probleme haben." - "Ein Problemlöser." - "Ich würde sagen, mehr ein Problembeseitiger." 8)

  • James Bond Rewatched


    # 18: Der Morgen stirbt nie (1997)


    OT: Tomorrow Never Dies; GB 1997; 119 Min.; R: Roger Spottiswoode; D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh, Teri Hatcher, Ricky Jay, Götz Otto, Joe Don Baker, Judi Dench, Samantha Bond, Desmond Llewelyn


    Mit "GoldenEye" war James Bond erfolgreich auf die Kino-Leinwand zurückgekehrt. Nun galt es die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Man besaß einen etablierten neuen Hauptdarsteller und mit der Macht der Medienzaren ein vielversprechendes Plot-Thema. Doch die Vorproduktion und die Dreharbeiten verliefen chaotisch, die Drehbuchentwicklung geriet außer Kontrolle, der eigentlich vorgesehene Oberschurke Anthony Hopkins stieg in letzter Sekunde aus und der als Action-Spezialist bekannte Spielleiter Roger Spottiswoode wurde der Produktion nicht Herr und sorgte für jede Menge Unmut im Bond-Team. Das am Ende immerhin ein halbwegs annehmbarer Streifen dabei herauskam, grenzt an ein Wunder und spricht für die jahrzehntelange, sorgsam aufgebaute Professionalität von Eon Productions.


    Die Besetzung zeigt sich so durchwachsen wie selten. In seinem zweiten Einsatz macht Pierce Brosnan eine gute Figur. Er ist charmanter, lässiger und sitzt allgemein fester im Sattel. Ihm zur Seite stellte man die Martial Arts-Queen Michelle Yeoh, die glaubwürdig die chinesische Agentin Wai Lin verkörpert. Dagegen enttäuscht Teri Hatcher in der Rolle der Paris Carver, was sowohl an der Rollenauslegung des Drehbuchs, als auch an Hatchers unterdurschnittlicher Performance festzumachen ist. Eine weitere krasse Fehlbesetzung innerhalb der Reihe. Als Medientycoon Elliott Carver sehen wir den britischen Charakterdarsteller Jonathan Pryce mit dem es die Drehvorlage leider äußerst schlecht meint und der auch sonst dem leider klischeebeladenen Part wenig abzugewinnen weis. Seine Handlanger stehen kaum besser da. Götz Otto und Rick Jay geben den Mann für Grobe und den schmierigen Computerspezialisten zwar routiniert, können aber keine wirklichen Akzente setzen. Das gelingt hingegen Vincent Schiavelli mit seinem morbid-unheimlichen Kurzauftritt. Auf der Seite der Verbündeten erleben wir Colin Salmon und Joe Don Baker, an deren Leistungen man wenig aussetzen kann. Desmond Llewelyn agiert gewohnt gut, während Samantha Bond, die allgemein sehr kritisch gesehen wird, in diesem Film auf jeden Fall ihren besten Auftritt absolviert. Auch Judi Dench übertrifft mühelos ihre Einstandsleistung aus dem Vorgänger. Abschließend sorgen Nina Young, Daphne Deckers und Cecilie Thomsen für zusätzliche Erotik.


    Auf dem Regiestuhl sitzt Roger Spottiswoode, dem es zwar gelingt das Tempo hochzuhalten, aber in allen anderen Bereichen gravierende Schwächen offenbart. Die emotionalen Szenen werden viel zu beliebig heruntergekurbelt, jeder Hauch von Tiefe sofort wieder von der nächsten Action-Szene unterminiert. Der ganze Streifen gerät dem Filmemacher zu einem langgezogenen Brei, der aber immerhin als stromlinienförmiges Action-Vehikel zu gefallen weis. Ein qualitativer Bondfilm muss dagegen mehr als das bieten. Über das Skript kann man wieder einmal höchst allgemein reden, da abermals eine Schar von Autoren sich an diesem zu schaffen machte. Erwähnen muss man freilich Bruce Feirstein, der das First Draft schrieb und ironischerweise auch das Final Draft schreiben durfte und als alleiniger Autor zu Kredit-Ehren kommt. Es steht wohl außer Frage, dass die Story um einen Medienzaren, der seinen Einfluss für seine eigenen Interessen nutzt, wesentlich mehr hergegeben hätte. Die Handlung kommt reichlich mager daher und die Figurenzeichnung der Carvers und einiger Nebencharaktere erscheint mangelhaft. Das Dreiecksverhältnis Bond-Paris-Carver hätte man besser nutzen können. Überhaupt vermisst man über weite Strecken frische Einfälle und liebenswerte Details. Wieder einmal zeigt sich, dass zu viele Hände und Überarbeitungen einem Drehbuch nicht sonderlich gut bekommen. Hier muss man aber auch den Regisseur in die Pflicht nehmen, der ständig Änderungen an der Handlung forderte und darüber hinaus das Budget nicht in den Griff bekam.


    Den ersten seiner bisher fünf Soundtracks liefert David Arnold ab. Sein Score mag zum Streifen passen, die meisten Kompositionen besitzen allerdings einen weniger einprägsamen Charakter. Sheryl Crows Titelsong möchte zwar merklich in der Top-Liga mitspielen, zählt in der dargebotenen Form aber eher zu den schwächeren Liedern der Serie. Über Daniel Kleinman kann man dagegen nur Positives sagen. Sein Titeldesign ist eine Offenbarung und zeigt die moderne Medienwelt in all ihrer unübersichtlichen Technikverbundenheit. Das Production Design von Allan Cameron ist dagegen eine Katastrophe: Langweilig, stillos und austauschbar. In dieser Hinsicht der unbestrittene Tiefpunkt der Reihe. Die Drehorte sind mit England, Frankreich, Deutschland und Thailand zwar gut ausgewählt, finden aber nur unzureichend Verwendung. In Hamburg hat man sich nur die langweiligsten Ecken der Stadt herausgespickt und Thailand kann seine optische Wirkung nur bedingt entfalten. Das liegt aber auch an Robert Elswits Cinematographie, die kühle grau-blaue Töne in den Vordergrund schiebt und in den Asien-Szenen nur blass-ausgewaschene Farben einfängt. Die Kameraführung in den Action-Sequenzen präsentiert sich ordentlich, echten Esprit sucht man aber leider vergebens.


    Gesamtwirkung: Brosnans zweiter Einsatz artete bedauerlicherweise in eine mittelschwere Katastrophe aus. Neben dem dürftigen Skript und der einfallslosen Inszenierung, enttäuschen besonders die Cinematographie und das Production Design. Der Score und die Darstellergarde bewegen sich auf einem annehmbaren Niveau, während allein die Titelsequenz ein echtes und unbestreitbares Highlight darstellt. Trotz aller Schwächen gerät der Streifen solide und temporeich. Die Action-Szenen sorgen für Dynamik und die Schauspieler machen meist noch das beste aus dem, was sie vorgelegt bekommen. Insgesamt ist "Tomorrow Never Dies" ein schillernder Vertreter des hektischen Action-Kinos der 90er Jahre, der wie andere Filme der Zeit Non-Stop-Action und Militär-Look einer interessanten Handlung vorzieht und Kampf-Choreografien und coole Sprüche in den Vordergrund rückt, um dem Gelegenheitszuschauer leichtkonsumierbare, kurzweilige Unterhaltung zu bieten.


    Meine Wertung: 2,5 von 5 Punkten

  • Sehe ich wieder ähnlich, wobei mir ja die Szenen bis Thailand am besten gefallen, also gerade im Hamburg. Bonds Einbruch bei der Druckerei, die Szene mit der toten Paris und Dr. Kaufmann und natürlich der Pre-Title.
    Price finde ich eigentlich ganz ok, er steht für mich seit GE noch am ehesten in der Tradition der früheren Bondschurken.
    Brosnan finde ich hier vielleicht doch am stärksten. Leider sagt mir das Design und das Setting sonst auch nicht zu. Wirkt mir zu unterkühlt und blass, und ja, wie leider in der Brosnan-Ära üblich, ballert er mir auch hier zu oft mit der MP herum.

  • Es ist für mich schwierig, bei TND konkrete, ganz schlimme No-Gos zu identifizieren, aber leider hat er überhaupt nix, was ihn irgendwie hervorhebt. M.a.W.: Der Film ist einfach langweilig und belanglos. Die Grundidee ist eigentlich klasse und auch verbindet der Film schön einen Superschurkenplot mit einem gewissen Realitätsbezug. Auch fand ich es damals (1997) positiv, dass TND im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf peinliche "Selbstfindungselemente" verzichtet. Bond ist wieder der Bond, den wir kennen (und auch M weiss das) und das ist gut so.


    Ganz peinlich finde ich bei TND der exzessive Einsatz dieser "Bin mir Wichtig"-Fahrzeugmarke. Sorry - einfach zum :kotz: . Schon die Parkhausszene ist lächerlich und ermüdend, aber die Szene, mit dem Edelmotorrad, das einfach so in einem chinesischen Arbeiterviertel neben Fahrrädern herumsteht und im Nullkommanichts entwendet werden kann (wo bleibt der Diebstahlschutz?) ist einfach der reinste Ausverkauf und eines Bond-Films unwürdig.


    Und: Michelle Yeoh geht bei mir einfach nicht als Bondgirl durch... Sie hat einfach nicht die Klasse, den Stil dazu (und m.E. auch nicht das Aussehen, aber das ist Geschmackssache).


    Daher ist TND in meiner Bestenliste ziemlich weit hinten.

  • .


    Es ist schon irgendwie ein Phänomen, dass wir Landsleute dazu neigen über unsere deutschen Autos als Gefährt für den Geheimagenten in den entsprechenden Beitragswerken des Franchise abzulästern, es aber niemanden zu stören scheint, wenn andere Länder ihre Marken auch entsprechend platzieren können.
    Man stelle sich mal vor Bond fährt in einem 007-Film einen BMW, der Gegner und die verfolgende Polizei auch noch : Das bekommt man als Zuschauer nämlich in „The man with the golden gun“ (1974) vorgeführt - nur mit dem Unterschied statt dass BMW hier die Firma AMC die Fahrzeuge zur Verfügung stellte. Dies liest man erstaunlicher Weise nie als Kritikpunkt.


    .

  • @ Photographer
    Ich muss zugeben, dass es bei mir speziell BMW ist, der nicht punkten kann.
    Mit einem Audi, einem Mercedes oder gar einem Porsche würde das schon anders aussehen.
    Bond in einem 911er Porsche - das wäre ja nur noch geil.
    Aber auch in einem Mecedes CLS oder (allergrößter Traum) in einem alten 300SL mit Flügeltüren. :kneel:
    Liegt bei mir also weniger an den deutschen Autos, die ich sehr verehre, sondern mehr an den schmucklosen BMW-Modellen in den 90ern (speziell jenem aus TND).


    @ Django
    Vollste Zustimmung zu Michelle Yeoh. Ihre Wai Lin ist nur auf Action aus, hat null Charisma. Und ich brauche kein Bondgirl, das Bond in den Schatten stellen will, weil es die noch bessere Action hat und die noch bessere Agentin ist (das stört mich auch an DAD).
    Wai Lin passt aber zu diesem Action-Gewitter namen TND. Kein Charme aber pausenlos in Action. "So öde, so öde"!

  • @ photographer: Bin Italo-Schweizer - ich darf über BMW ablästern :D . Nein, im Ernst: Die Präsenz der Marke BMW war in TND einfach much too much. Und dann gleich zweimal... Das hat nix mit BMW zu tun - ich hätte das selbe bei jeder anderen Marke empfunden. Auch ist eine viertürige Oberklassekiste als Dienstwagen(!) für Bond einfach völlig daneben. Der Z8-Auftritt etwa in TWINE hat mich nie gestört (der Z3 in GE hingegen schon).


    PS: Über den Ford-Auftritt in CR wurde hier im Forum auch mächtig abgelästert, obwohl ich den überhaupt nicht schlimm finde (gab ja keine Äktsch-Szenen damit).

  • Die emotionalen Szenen werden viel zu beliebig heruntergekurbelt, jeder Hauch von Tiefe sofort wieder von der nächsten Action-Szene unterminiert.


    Den Vogel schießt der Film diesbezüglich ab, als er Brosnan-Bond, wenige Handlungsminuten nach Paris' melodramatischem Tod, eine Riesengaudi mit seinem Gadget-BMW haben lässt.

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