DER FILM: SkyFall

  • Den Zuschauern wird halt so das Gefühl gegeben, dass sie nicht nur gute Unterhaltung gesehen haben, sondern auch etwas Tiefgründig-Intelligentes. So was zieht, denn es gibt vielen (sonst eher anspruchslosen) Kino-Vesuchern den Eindruck, sie seien "intellektuell", in dem sie den Film trotz Pseudo-Anspruch begriffen haben.


    Das leuchtet ein. Pseudo-Anspruch trifft es wohl gut, ähnlich drückte ich es auch mal aus und glaube nach wie vor daran. Dennoch muss man fairerweise sagen, dass es teilweise auch "richtiger" Anspruch ist. Mutigerweise verleiht man einer für unsterblich geglaubten Kultfigur endlich wieder mehr Menschlichkeit und macht den Super-Protagonisten zum Identifikationssymbol. In der Dalton-Ära war die Welt wohl noch nicht bereit dafür. Wobei ich glaube dass es bei Craig übertrieben und überladen wirkt, daher doch Pseudo. Daniel macht das super, es geht mir eher darum wie es geschrieben ist. Zu gewollt klug durchdacht, was wiederum Authentizität raubt. Die Grundidee aus einem von Superhelden-Klischees überhäuften fiktiven Gewinner eine humane Gestalt von Fehlern und Selbstfindung zu machen ist interessant, aber die Umsetzung wirkt wie ich finde etwas erschreckend, da man merkt dass sich die Macher mit solch einem ganz und gar großem Unterfangen zu leicht überfordern können (was auch verständlich ist). Wie man dies mittelfristig lösen wird bleibt abzuwarten, ich denke dass Sam Mendes in dieser Hinsicht zu ehrgeizig mit sich selbst und der ihm gestellten Aufgabe umgeht, das führt zu Leistungsdruck und führte schlussendlich zu Skyfall...


    Ob er wirklich so viel Ehrfurcht vor der Rolle eines Bondregisseurs hat? "American Beauty" finde ich herausragend!, da war er viel jünger und schien sich trotzdem nirgends übernommen zu haben, obwohl der Film zeitweise ebenfalls recht hintergründig ist.

  • Na, wenn ich den ganzen Kram zur Zeit hier lese, dann schätze ich mich doch glücklich in den Niederungen meiner mangelhaften Intellektualität! SF war bei mir bereits nach der ersten Sichtung recht weit oben, steht auf Rang vier und macht vorerst nicht den Eindruck, diesen zu verlassen. Ein Hochgenuss - nach wie vor!
    Wenn ich mir vorstelle, über Intelligenz und Belesenheit Anderer hier zu verfügen, auf den Hochgenuss dafür aber verzichten zu müssen - das wäre wahrlich ein schlechter Tausch!

  • Ich hab ja nicht gesagt, dass man den Film toll finden darf. Und schon gar nicht, dass nur geistige Tiefflieger Gefallen an SF finden können :prost: . Auch ich finde, dass SF durchaus gute Unterhaltung bietet.


    Wie bei GE habe ich auch bei SF das Gefühl, dass es die Macher einfach möglichst vielen potentiellen Zuschauern recht machen wollten. "Möglichst viele" schliesst mich aber da offenbar nicht wirklich ein...

  • Nicht alles, die Ausnahme dieser Regel lautet: "ein Schwarzer und ein Spinner sind immer die Gewinner" 8)

    Politisch gesehen trifft die eine Hälfte auf mich schon mal zu. Und das zweite Attribut nehme ich auch gern in Kauf, denn:
    "Gewinnen macht mehr Spaß als Verlieren." (Hellingers Gesetz, 1981) :D

  • Ich bin fasziniert, wie viele Gründe man dafür finden kann oder muss, um zu erklären warum die breite Masse einfach nicht verstehen kann, dass man selbst mit seiner Meinung über den Film Recht haben muss :)


    oder anders ansgedrückt:


    Besteht nicht auch eine klitzekleine Möglichkeit, dass SF den Menschen jenseits der Bond-Foren Hardcore Fans einfach nur gefallen hat? Ich weiß, dass ist eine sehr provakante Frage und eine fast absurde Idee, wo doch auf der Hand liegt, dass die dumme Masse der Kinozuschauer ganz offenbar von Werbung, dem Titelsong, dem Jubiläum und einer Olympia Einlage geblendet wurde, und über Wochen wie Lemminge in einen Film gelaufen sind, den sie nicht sehen wollten, um dann auch noch entgegen ihrer eigentlichen Meinung eine überwältigend positive Bewerbung abzugeben.


    Aber im Ernst:


    Man muss doch mal nüchtern die Fakten analysieren und wird sehen, dass der Erfolg von SF nicht allein auf Verblendung des Publikums und einen einmaligen Werbe-Effekt zurückgehen kann.


    1. SF war kein "frontloaded" Erfolg. Nehmen wir das US Box Office. Etwa 28% des Gesamtergebnisses stammen vom ersten Wochenende. Das ist wenig mehr als beim unbestritten beliebten CR, der zudem vollkommen positiv überraschte und daher langläufig erfolgreich lief. Daneben war es dann bei QOS 40% (!), was die positive Ausstrahlung von CR zeigt, und beweist, dass dieser Film dann aber weniger gut ankam. Werbung, Jubiläum und Olympia Spot können höchstens Aufmerksamkeit erzeugen aber nach dem ersten Wochenende zählt positive Mund zu Mund Propaganda. Übrigens war die PR auch nötig, um den Enttäuschungseffekt von QOS zu überwinden.


    2. SF hat bis heute eine der besten Bewertungen bei imdb, nur hinter CR. Ist es abwegig zu glauben, dass ein gewisser Teil der 434 Tausend Menschen dort eine ehrliche Meinung abgegeben hat?


    3. Der Film ist alles andere als eine bloße Anbierderung an die Erwartungshaltung der breiten Masse. Wie ja hier auch oft festgestellt wurde, hat der Film sehr wenig Action und mit der Psychologisierung Bonds, der Kindheits-Thematik und dem "alten und nicht mehr fitten Bond" eher unpopuläre Themen.


    Was hier weitestgehend unberücksichtig bleibt, ist die Tatsache, dass das Kinopublikum nicht nur aus Bondfans besteht. Craigs Bonds haben es geschafft, viel mehr Leute für Bond zu interessieren, als es zur Brosnan Zeit der Fall war. Die heutigen Bondfilme bieten viel mehr als nur Bond-Klischees und Action, sie sind vollwertige Filme über echte Charaktere. Dies ist vor allem für ein reiferes Publikum und auch vor allem für Frauen viel spannender als Action, Explosionen und Gadgets. Diese Perspektive von Frauen wird in Foren wie diesem viel zu selten eingenommen. Ich kenne zig Frauen, die erst durch CR überhaupt echtes Interesse an Bondfilmen haben.


    Ich halte SF nicht für den besten Bondfilm und ich bin mir auch sicher, dass die nahezu jedem neuen Bondfilm zuteil kommende Euphorie auch im Falle von SF nachlassen wird. Man wird den Film in 20 Jahren anders beurteilen als vor 2 Jahren. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der Film bei Erscheinen einer sehr großen Masse von Zuschauern sehr gut gefallen hat.

  • Craigs Bonds haben es geschafft, viel mehr Leute für Bond zu interessieren, als es zur Brosnan Zeit der Fall war. Die heutigen Bondfilme bieten viel mehr als nur Bond-Klischees und Action, sie sind vollwertige Filme über echte Charaktere.

    In dem Punkt stimme ich Dir vollkommen zu. So gesehen hätte aber schon LTK ein Erfolg sein müssen, für Bondverhältnisse war aber eher das Gegenteil der Fall. Daher schrieb ich in einem ungegenwärtigen Post auch schonmal, dass die Welt damals "noch nicht bereit" dafür war, wie auch immer man dies nun interpretieren möchte.
    Womöglich war nach der Dalton-Phase eine weitere Ära im Stil Moore notwendig (Brosnan), um dem aktuellen Konzept endgültig eine Daseinsberechtigung zu verleihen, Dalton ist somit einfach zwei Jahrzehnte zu früh geboren, ansonsten hätte er sicher mehr Filme gedreht. Aber auch bei Brosnan gab es bereits "SF-Ansätze", nämlich in TWINE. Nach, beziehungsweise neben QoS ist das womöglich gar der hintergründigste Bond, doch darüber ließe sich streiten. Damit gewinnen die Craigfilme wie du sagst Anhänger, aber relativiert sich dieser Vorsprung nicht nahezu automatisch, indem Freunde der unbeschwerteren Kost und insbesondere Befürworter von Moore und Brosnan urplötzlich aus Prinzip zur Verweigerung schreiten und die Craig-Bonds ablehnen? Diese Frage drängt sich mir meist auf in in dem Zusammenhang, Menschen die 007 eben nicht mit Dramatik und Tragödien in Verbindung bringen, entweder aus Lust an Action, oder eben weil sie die Romane nicht gelesen haben. Sei´s drum, auf jeden Fall hast du die Diskussion hoffentlich nochmal ordentlich angeregt und in freudiger Erwartung bin ich auf weitere Reaktionen gespannt :)


  • Schönes Statement, Ahab, dem ich mich komplett anschließen möchte. :prost:
    Außerdem zählt zu den Stärken des Films, das er konsequent die moralischen Untiefen der dargestellten Agentenbranche auslotet, wo jeder Geheimdienstler für das große oder kleine Ganze aufgegeben werden kann und nicht einmal die Spitzenkräfte sich des Rückhalts ihres Arbeitgebers sicher sein können.
    Fast alles in diesem Film hat einen bitteren Beigeschmack. Selbst das sonst zur allgemeinen Erbauung - sowohl Bonds als auch des männlichen Zuschauers - dienende Bondgirl bringt uns hauptsächlich nur das traurige Schicksal einer versklavten Femme Fatale näher. Die psychischen Schäden scheinen bei den 'Guten' wie 'Bösen' vergleichbar groß. Kaum ein exotischer Schauplatz tröstet über diese Makel hinweg, denn selbst bei den Sets dominiert bald der Zerfall und spiegelt die kaputten Seelen der Figuren. Und das bitterste: Noch nicht mal Bond's Mission führt zu einem Triumph.
    Ich denke mal da spielt es in den Augen vieler die Skyfall nicht mögen, keine Rolle wie meisterhaft und erstklassig das alles umgesetzt ist.
    Sie wollen eben keinen 'Anti'-Bond in klassischer Franchise-Verpackung. Nach dem - eventuell unbewußten - Motto: "So gefällt mir das nicht, so will ich das nicht sehen. Fazit: Schwacher Film..."


    Ich bezweifle allerdings ernsthaft das sich der hier im Thread geäußerte Wunsch der Beschwerdefraktion erfüllen wird, und Skyfall in den kommenden Jahren in der Zuschauergunst einen massiven Einbruch erleben wird, oder die breite Zuschauer- und Kritikermehrheit, die dem Film bei seinem Release mit Topwertungen adelten, ganz plötzlich zur Einsicht kommt, hier etwas maßlos überwertet zu haben. Dazu war der Zuspruch einfach ZU extrem.
    DAD mag damals beim Erscheinen ja überraschend gut aufgenommen worden sein, und das war sicher vorallem dem Jubliäum geschuldet, aber dennoch war der Film stets weit davon entfernt in irgendwelchen Kategorien für renommierte Filmpreise in Erwägung gezogen zu werden.
    Sykfall wird dagegen auch über 2 Jahre Jahre nach seinem Erscheinen von vielen Filmfans (also nicht nur Bondfans) mit den größten Bondklassikern in einem Atemzug genannt.
    Sicher bleibt abzuwarten wie dies nach 'Spectre' und dessen Nachfolgern aussehen wird.
    Aber das hier aufeinmal eine massive kollegtive Einsicht über die Zuschauer-, Kritiker- und Fanwelt hereinbricht, hier jahrelang minderwertigen Müll hochgelobt zu haben, will ich doch ernsthaft bezweifeln.


    @ Maibaum, Mr. Fogg und AnatolGogol
    Tja, nach Eurer Logik bin ich dann der totale Ära-Gewinner: Denn ich liebe alle 3 Craigfilme ! ;)

  • Das kann man auch bequem umgekehrt sehen. Bei der visuellen Umsetzung von SF habe ich zumindest die Mehrheit auf meiner Seite. Die Oscar Nominierung spricht da auch für.


    Welche Mehrheit? Woher willst du das wissen?
    Und ich schrieb doch, eine Schande, dass ein Pfister übergangen wurde und selbst Bondfilme wie TSWLM und der von dir absolut unverständlicherweise gescholtene MR hätten in dieser Kategorie gewinnen müssen. Eigentlich sahen sogar alle ersten 11 Bondfilme besser aus.
    Und die von dir kritisierten 80er bieten auch ein Haufen visuell toller Filme. Alleine Slocombes Arbeit zu "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Jenseits von Afrika", selbst das spärliche "Aliens" (Landschaften sind ja nicht alles) und und und.
    Ohne Scherz, SF sieht modern aus, mehr nicht. "Casino Royale" ist dagegen ein einziges Augenschmankerl.



    [quote='Django','index.php?page=Thread&postID=26124#post26124']Den Zuschauern wird halt so das Gefühl gegeben, dass sie nicht nur gute Unterhaltung gesehen haben, sondern auch etwas Tiefgründig-Intelligentes. So was zieht, denn es gibt vielen (sonst eher anspruchslosen) Kino-Vesuchern den Eindruck, sie seien "intellektuell", in dem sie den Film trotz Pseudo-Anspruch begriffen haben.


    That's it. Deshalb braucht Bond gar nicht erst so ein Kokolores.



    danielcc:
    Imdb sollte man nicht zu sehr als Maßstab nehmen. Vor 2 Jahren hätte ich SF ja auch noch 9 Punkte gegeben. Und viele Filme, die früher schlecht wegkamen, werden heute wieder besser gesehen. Ist bei SF vielleicht andersrum, denn der war ja auch ein halbes Jahr lang mit 8.0 auf imdb.


  • Welche Mehrheit? Woher willst du das wissen?
    Und ich schrieb doch, eine Schande, dass ein Pfister übergangen wurde und selbst Bondfilme wie TSWLM und der von dir absolut unverständlicherweise gescholtene MR hätten in dieser Kategorie gewinnen müssen. Eigentlich sahen sogar alle ersten 11 Bondfilme besser aus.
    Und die von dir kritisierten 80er bieten auch ein Haufen visuell toller Filme. Alleine Slocombes Arbeit zu "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Jenseits von Afrika", selbst das spärliche "Aliens" (Landschaften sind ja nicht alles) und und und.
    Ohne Scherz, SF sieht modern aus, mehr nicht. "Casino Royale" ist dagegen ein einziges Augenschmankerl.


  • Welche Mehrheit? Woher willst du das wissen?


    Fast alles was ich über SF in Bezug auf seine Photographie gelesen habe sieht dieselbe sehr positiv.


    Zitat


    Und ich schrieb doch, eine Schande, dass ein Pfister übergangen wurde und selbst Bondfilme wie TSWLM und der von dir absolut unverständlicherweise gescholtene MR hätten in dieser Kategorie gewinnen müssen. Eigentlich sahen sogar alle ersten 11 Bondfilme besser aus.


    Das halte ich für einen ... ganz ehrlich .. für einen Witz.


    Insgesamt betrachtet sehe ich alle alten Bonds verglichen mit dem was zu der jeweiligen Zeit an Kamerarbeit und Lichtsetzung gemacht wurde als mittelmäßig, bzw als gewöhnlich an. Das wäre aber auch eine Überraschung wenn das nicht so wäre, da die Bonds wenig Interesse an Filmkunst hatten.
    Von der Photographie her finde ich die zum Großteil eher langweilig. TSWLM hat hier und da ein paar nette Sachen und GE macht einen schönen Gebrauch von Teleobjektiv Einstellungen (die sehen sogar oft richtig gut aus), und YOLT und OHMSS müsste ich mir noch einmal etwas genauer anschauen. Die meisten Bonds sehen ok aus, aber einige sind auch sehr bieder photographiert, und da gehört MR ganz sicher zu.


    Und TDK zu übergehen war vielleicht ganz vernünftig ... ;)


    Zitat


    Und die von dir kritisierten 80er bieten auch ein Haufen visuell toller Filme. Alleine Slocombes Arbeit zu "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Jenseits von Afrika", selbst das spärliche "Aliens" (Landschaften sind ja nicht alles) und und und.
    Ohne Scherz, SF sieht modern aus, mehr nicht. "Casino Royale" ist dagegen ein einziges Augenschmankerl.


    Die 80er was Bond betrifft, die sehen visuell sehr langweilig aus. Die beiden Daltons haben aber aufgeholt.


    Klar gab es in den 80ern hervorragend photographierte Filme, schließlich entwickelt sich die Photographie ja auchj imer weiter.

  • Maibaum, jetzt muss ich aber doch nochmal nachhaken...


    Als ein großer Nichtverehrer von MR nehme ich diesen natürlich ungern in Schutz, aber die Photographie ausgerechnet dieses Films als "bieder" zu bezeichnen, halte ich persönlich für arg weit hergeholt ;)


    Das Werk sieht doch zeitweise atemberaubend kunstvoll aus.

  • Finde ich gar nicht. Wenn ich irgendwann noch einmal MR schaue, achte ich mal besonders drauf, aber bislang habe ich auch in der Hinsicht MR eher negativ in Erinnerung. Das schlechteste ist glaube ich die kitschige Szene als Clery von den Hunden gehetzt wird, das sieht in jeder Hinsicht furchtbar aus. Die Weltraumszenen sind aber ganz gut. Für mich ja ohnehin der bessere Teil von MR.


    Was wäre denn daran kunstvoll?

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