SPECTRE – Erste Reviews

  • (...)Und dann Spectre! Wie großartig wurde Quantum aufgebaut! Oberhauser ist im Vergleich zum genialen Mr. White ein Witz. Allein das Verhör mit Mr. White in QOS ("Wir haben unsere Leute überall"). Oder die Tosca Szene. Und da soll dann Spectre einfach per Definition größer sein. Stand wohl auch wieder im Drehbuch. Die Zerstörung des Versteck im Krater ein Scherz. So einfach hatte es selbst Connery nicht in YOLT. Und wieso hat Oberhauser Bond gefoltert? Wollte er ihn besonders qualvoll sterben lassen? Dann hätte er ihn vorher nicht verfolgen lassen dürfen. Ach, ich weiß es nicht, wohl wieder einer dieser tollen Drehbuch-Ideesn. Hier hat man sich darauf verlassen dass man mit Waltz einen guten Schurken hat und keine weiteren Ideen entwickelt. Bond-Feeling gab es für mich, abgeshen von der GB, gar nicht. Ein mittelmäßiger typischer Hollywood Action-Streifen.(...)

    Auf den Punkt gebracht! Und dafür dann auch noch die brillante Idee von Skyfall zu opfern, ist pure Dummheit!

  • Auf den Punkt gebracht! Und dafür dann auch noch die brillante Idee von Skyfall zu opfern, ist pure Dummheit!


    Ich find es nicht so unglaubwürdig, dass sich Spectre eines Ex-Agenten (Silva) bedient um dem MI6 zu schaden. So bekommen beide was sie wollen. Das opfert auch nicht Silvas Motivation für seine Taten.

  • Empfinde auch nicht, daß sich das widerspricht. Klar, vielleicht etwas bemüht, aber daß Silva als Mitglied eines Schmelztiegels aller Verbrecherorganisationen noch eine persönliche Rechnung mit M offen hat, ist jetzt auch nicht so abwegig ...

  • Zitat von »macon«
    Aucch wenn mich jetzt alle schlagen




    Ich sehe das ganz genau so und schreibe gerade an einer ausführlichen Kritik. Kommt hoffentlich heute noch.


    Ich schließe mich ollistone und macon ganz und gar an. Ich hatte so etwas befürchtet. Gleichwohl ging ich mit wenigen Erwartungen und ohne gespoilert zu haben ins Kino. Auch war ich, trotz meiner "Ahnung", unvoreingenommen. Der Streifen war ganz großer Mist. Es wird Zeit, dass Mendes das Feld anderen überlässt, denn an Craig lag es nicht. Ich werde hoffentlich ebenfalls bald eine ausführlichere Kritik hier veröffentlichen, jedoch habe ich erst einmal keine Ambitionen, mich ausführlicher zu diesem großen Franchise-Reinfall zu äußern. Überhaupt brachte es macon mit seiner Kritik sehr gut auf den Punkt. Auch teile ich weitestgehend Mr. Fogg's Ausführungen zu Spectre.


    Einen Punkt möchte ich jedoch noch loswerden, auch wenn sich die Mehrheit hier wohl kaum anschließen wird: Christoph Waltz wird maßlos überschätzt. Ich schrieb es bereits einmal an anderer Stelle. Sein Schauspiel war in Inglourious Basterds noch erfrischend, während er in Django Unchained meiner Meinung nach nur noch schlecht kopierte. Es ist einfach übertriebenes Overacting, das zwar auf der einen Seite zu Tarantino-Filmen passt, aber auf der anderen Seite langweilt, wenn es sich stumpf wiederholt. Letzteres, und dieses ewähnte tofana10h ja auch schon, ist ebenfalls in Spectre in jeder Szene mit Waltz zu sehen - wie öde.

  • Ich kann mir einfach partou nicht vorstellen, dass bei einer Spectre Versammlung wie in Rom brav ein Silva, ein Green und ein Mr. White mit am Tisch sitzen und von Oberhauser Befehle empfangen. Dazu wird Spectre zu lasch dargestellt. Und warum sollte Silva in seinem Versteck die ganze Technik haben wenn sein Boss in seinem Versteck bestens ausgerüstet ist? Nee, gerade SF wurde hier mit Gewalt reingepresst. Und letztlich auch Quantum. Warum überhaupt Quantum. Ist das eine Unterorganisation oder ein Tarnname? Nee, Herr Mendes, das passt alles irgendwie nicht.

  • Zardoz:


    Ich halte das nicht für Overacting, was Waltz hier macht. Natürlich wirkt es weltfremd, aber ein Villain trägt doch des Öfteren den irre anmutenden Wahnsinn in sich und die Tiefe des Menschen geht nun einmal oftmals derart weit, dass sich ein REALER Mensch in die Richtungen des Größenwahns entwickeln kann. Damit ist er natürlich kein glaubhaft echter Villain wie aus einer Dokumentation über tatsächliche Verbrecher (einen solchen stellte eher Davi dar), dies macht Waltz' Figur aber noch lange nicht zur puren Fantasiefigur.


    Insgesamt bin ich furchtbar enttäuscht und erfreut zugleich. Das Werk hat seine Stärken, aber der Humor wirkt weitaus weniger witzreich als zuvor. "Im Interesse der Katzen" geht da noch, aber die Szene mit der Maus hätte selbst mit Moore nicht funktioniert. Wobei das Bond womöglich realistischer machen soll, denn echte Menschen verhalten sich in ihrer eigenen Gegenwart ja auch oft anders als wenn sie unter Leuten sind...


    Visuell zweifellos eine intensive Bilderflut, aber dennoch ein vollkommen vorhersehbarer Film, da sind selbst die Spoiler irgendwo egal...

  • Ein völlig übermüdeter Bond, der nicht vorankommt. Im Gaga-Gespräch mit einem Tier, welches zudem noch das Agenten-Genre auf die Schippe nimmt.


    Ein kleiner Juwel. Gut, daß man sich getraut hat, so etwas einzubauen.


    Bei mir hat das Kino auch vor Lachen gebebt.

  • Ich halte das nicht für Overacting, was Waltz hier macht. Natürlich wirkt es weltfremd, aber ein Villain trägt doch des Öfteren den irre anmutenden Wahnsinn in sich und die Tiefe des Menschen geht nun einmal oftmals derart weit, dass sich ein REALER Mensch in die Richtungen des Größenwahns entwickeln kann. Damit ist er natürlich kein glaubhaft echter Villain wie aus einer Dokumentation über tatsächliche Verbrecher (einen solchen stellte eher Davi dar), dies macht Waltz' Figur aber noch lange nicht zur puren Fantasiefigur.


    Klar, ist er keine Fantasiefigur. Auch sollte ein Villain in einem 007-Streifen einem gewissen Größenwahn frönen. Allerdings zielt meine Kritik auf die stets gleiche Interpretation seiner Rollen und dass ich seinem Schauspiel dadurch nur sehr wenig abgewinnen kann, im Gegensatz zur landläufigen Meinung. Irgendwie langweilt mich das sehr schnell, auch wenn ich vieleicht auch etwas zu hart mit ihm ins Gericht gehe.

  • Also ich fand den Film wirklich gut. Er macht vieles richtig. Man sieht Bond in gewohnter Action, der Witz stimmt, Q wurde gut in die Geschichte integriert,


    Bondgirl war gut. (Ein großer Negativpunkt an SF war für mich das Fehlen eines richtigen Bondgirls)
    Selbst wenn Miss Belucci doch sehr wenig Screentime hatte, Madeleine Swann hat mir von der Rollenanlegung und Screentime gut gefallen.


    Die Drehorte waren insgesamt auch schön in Szene gesetzt. Allerdings ist mir noch bei keinem Bondfilm so ein extremes
    hin- und herspringen zwischen den verschiedenen Schauplätzen aufgefallen. Aber das ist kein großer Kritikpunkt.


    Mein größter Kritikpunkt ist jedoch der Hauptbösewicht. Christoph Waltz als Oberhauser bleibt etwas blass, das liegt
    bestimmt an der zu geringen Screentime die er spendiert bekommen hat.
    Auch die Verknüpfung zu den früheren Craig-Bonds kam etwas zu aufgesetzt rüber. Dass LeChiffre und Greene zur Organsisation
    gehört haben war denk ich mal klar, aber Silva passt da irgendwie nicht rein . Mir fehlt auch eine klare Linie was die böse
    Organsisation Spectre/Quantum in den Craig-Bonds betrifft. Ich hätte gern mehr erfahren was die Organisation sonst so böses in der Welt angestellt hat.
    Da hätte man bestimmt bestimmt mehr daraus machen können.
    Mir wäre es auch lieber gewesen Blofeld wäre, wie in den früheren Connery-Bonds, nach Bonds Flucht entkommen und der Film
    hätte geendet. Das hätte der Figur Blofeld mehr Tiefgang gegeben und man hätte die Geschichte um ihn und Spectre im nächsten Film zum Abschluss bringen können.
    Man hätte dann einfach im nächsten Craig-Bond alles zum Abschluss bringen können.


    Im großen und ganzen sieht es für mich jetzt aus, als wäre Spectre Craigs letzter Bond.
    Es sei denn man bringt im nächsten Bond, Blofeld wieder rein, der im Gefängnis die strippen zieht. Aber ich glaube es
    wäre dann gleich besser mit einem neuen Bond und neuer Storyline zu starten.

  • Spectre ist für mich ein großer Reinfall. Vielleicht hatte ich nur einen schlechten Tag, der schon morgens beim Aufstehen mit einem mulmigen Gefühl begann. Ob mir die zweite Sichtung mehr bringt, glaube ich aber nicht.


    Vorweg – ich habe Probleme, überhaupt eine Handlung zu erkennen. Bond jagt Blofeld und eilt dafür von Ort zu Ort – mehr als dieses rudimentäre Handlungsgerüst ist es im Grunde nicht. Ich halte das Drehbuch für schwach, die Dialoge wirken bemüht, wissen aber nicht zu brillieren (sind teilweise sogar peinlich), insgesamt macht Spectre für mich einen unausgegorenen Eindruck zwischen albern und brutal. Bond-Feeling kommt bei mir überhaupt nicht auf.


    Meine Kritik im Einzelnen:


    Pretitles


    Die PTS geht im Wesentlichen in Ordnung. Schöne lange ungeschnittene Einstellung am Anfang. Dann aber schon mal merkwürdig, dass die Dame Sex erwartet, Bond aber das Attentat im Kopf hat („Wo gehst du hin?“). Entweder ist die Dame überflüssig und hätte weggelassen werden können, oder sie wäre eingeweiht gewesen. Das erste Mal bin ich richtig zusammengezuckt, als Bond nach dem Sturz auf einem Sofa landete. Das ist Humor der Ära Moore. Die Hubschrauber-Sequenz fand ich okay, aber irgendwie kommen die Macher nicht damit klar, Craig in Actionszenen zu integrieren. Das war in QOS so (Fallschirmsprung), in SF (Motorrad Istanbul) und nun auch in Spectre.


    Titelsong


    Über den Titelsong haben wir schon ausführlich geredet, für mich ist das ein unangenehmer Ohrwurm. Kleinmans Arbeit ist soweit in Ordnung.


    London


    M wurde in SF langfristig aufgebaut, da hätte nun eine ganz neue, andere Beziehung zu Bond entstehen können; und das erste, was er macht, ist ihn zu suspendieren. Großer Gott. Misstrauen und auf eigene Faust loslegen, das muss man nun aber nicht ein viertes Mal in Folge darstellen. Analog auch die Querelen um den MI6 – ja, die Schatten, und ja, irgendwer muss entscheiden, ob der Abzug gedrückt wird oder eben nicht, das hatten wir doch alles in SF, muss man das nun 1:1 wiederholen, teilweise wörtlich?


    Als Rückschritt empfand ich auch Q, nicht als Darsteller, aber (gerade zu Beginn) in seiner Einbindung – wo SF uns noch einen ganz anderen Q präsentierte, dessen Werkzeug das Notebook ist, sehen wir ihn nun wie anno 1977 in seiner Werkstatt, umgeben von Spielzeug. Das ist für mich eine Konzession an die Biedermann-Fans – endlich ist wieder alles so, wie wir es kennen, die Phase des Experimentierens ist vorbei. Und auch die Gunbarrel-Sequenz ist endlich wieder da, wo sie hingehört, jawollja.


    Rom


    Weitestgehend in Ordnung. Monica Bellucci hat aber enttäuschend und erstaunlich wenig Screentime, ich dachte, da kommt noch was. Die Szene in ihrem Haus finde ich komplett missraten – wie bestellt und nicht abgeholt stehen da zwei Killer im Wohnzimmer, folgen ihr unbemerkt in den Garten und werden – pöffpöff – von Bond abgeknallt, was sie völlig kalt lässt. Die verschreckte und zutiefst verängstigte Lady hatte Severine besser dargestellt, für mich ist das eine Kopie. Völlig unglaubwürdig dann der Wandel von „Du hast meinen Mann getötet“ zu „Nimm mich“ innerhalb nur einer Minute. Nein, so etwas ärgert mich.


    Hinx ist zuzugeben, dass er mal wieder ein Henchman zum Fürchten ist – dann aber auch ein recht eindimensionaler brutaler Schlägertyp, der keinem Vergleich mit Größen wie Red Grant, Locque oder Necros standhält. Dem Widersacher die Augen auszuquetschen empfinde ich als völlig überflüssige, unangenehme Grausamkeit, die im Kontrast zu einem bemüht lockeren Ton des Films steht.


    Die Autoverfolgung hatte ein paar gute Jokes parat – dennoch oder gerade deshalb bezeichne ich den Film als unausgewogen. Man weiß nicht so recht, welchen Ton man anschlagen soll.


    Österreich


    Das Treffen mit Mr. White fand ich gelungen, die Location in Sölden dagegen war völlig verschenkt. Eine kurze Außenaufnahme des Ice Q, das war’s. Weitaus mehr hätte man daraus machen können, machen müssen. Und wo zum Teufel hat denn Bond plötzlich dieses Flugzeug her??? Und wie kommen die Bösen mit ihren Autos auf den Felsgipfel, den man vorher aus der Luft gesehen hat? Die selben alten blöden Fehler wie früher! Rummsdibumms-Action, die ich nicht nachvollziehen kann, wie konnte Bond denn das Wrack bloß lenken? Und die ganze Episode nur, um den Name „Americain“ mitzunehmen – je nun.


    Marokko


    Von Tanger sehen wir leider nichts bis auf das Hotel. Bond spricht zur Maus – was sagt uns das? Hölzerne Dialoge mit Madeleine, die vollkommen blass bleibt und mir überhaupt nichts sagt. Da muss ich schon weit zurückdenken, um ein schwächeres Bondgirl zu finden.


    Die Zugfahrt hat mich zunächst angeödet – wieder mal diese pseudo-tiefsinnigen Gespräche über das Töten und den Sinn des Agentendaseins. Das ist nicht weit von Natalya am Strand in GE entfernt. Nichts gegen Psychologie, aber sie muss gut gemacht sein und nicht bloß lustlos abgefrühstückte Pflichtaufgabe. Der Innenfight mit Hinx war gut inszeniert, doch nun der allerschlimmste Moment des Films: „Scheiße!“, bevor Hinx den Abgang macht. Das kann doch nicht wahr sein. Das ist einer von vielen Momenten, die mir den Film wirklich komplett vermiesen. Und dieselben Drehbuchstümper haben CR und SF geschrieben?


    Auftritt Blofeld – wieso eigentlich Blofeld? Das verstehe ich nicht. Genau so wenig wie den völlig missratenen Versuch, sämtliche Craig-Bonds nachträglich unter eine große Käseglocke zu stecken. Da wird etwas versprochen, das der Film nicht einlösen kann. SF und Silva als Teil von Blofelds Plan? Wollen die uns für dumm verkaufen? Dass Quantum Teil von Spectre war, kann ich vielleicht noch akzeptieren, aber nicht Silva. Das wirkt komplett gezwungen, für mich der Rohrkrepierer des Franchises schlechthin. Und an allem, was Bond zugestoßen ist, ist Blofeld schuld, na klar.


    Die Folterszene war so doof wie brutal wie überflüssig. Getoppt nur noch von Madeleine, der plötzlich wie aus dem Nichts einfällt, dass sie Bond liebt. GZSZ lässt grüßen.


    Dazu kommt, dass man nach und nach realisiert, dass es eigentlich keine wirkliche Handlung gibt. Da ist halt Blofeld und sein Spectre – und dann? Irgendeine banale, daherfantasierte Geheimdienst-Informationenbündel-Nebennummer. Und Hass auf den Stiefbruder als Motivation für den größten Schurken der Serie? Wirklich? Sorry – das ist mir zu wenig. Dann kracht es noch mal kräftig, und dahin ist das Hideout wie einst bei Brosnan.


    London


    Das Finale in der MI6-Ruine war in meinen Augen der große Griff ins Klo. Was für ein merkwürdiges Panoptikum sie da aufgebaut haben. Zellen mit den Gesichtern der Akteure der vergangenen Filme – was soll denn das bloß? Blofeld hinter einer Trennscheibe – warum? Finde Madeleine in drei Minuten – weshalb? Ach, das wirkt alles so schrecklich konstruiert und willkürlich.


    Und schließlich will ich Bond jetzt nicht an realistischen Maßstäben messen, aber einen Hubschrauber aus 300 Meter Entfernung mit einem gezielten Schuss in die Düse zum Absturz zu bringen – naja. Und anstatt Blofeld dann ins Jenseits zu befördern, Auftritt M. „Sie sind verhaftet!“ Das kann doch alles nicht wahr sein.


    Fazit


    In meinen Augen stimmt bei Spectre nichts. Alles, wofür CR & Co. standen, wurde aufgegeben, wir sind wieder in alten Blockbuster-Fahrwassern, das Drehbuch hat keine Ideen, die Dialoge und Oneliner sind platt und lustlos. Es gibt keine Szene, die mir Gänsehaut machen würde, keinen überraschenden Moment, keine Darstellung ist ernsthaft intensiv. SF hatte beispielsweise den „Ratten-Monolog“, QOS seine Tosca-Szene, und CR ist CR. Und was hat Spectre? Mainstreamige Regie, milchige Bilder (die Daniel treffend mit Weichzeichner-Hamilton verglichen hat), überflüssige Gewalt, verkrampfte Witze, keine Story.


    Ganz klar der schwächste Bond von Craig und in meiner Spontanliste sehr weit unten. Jammerschade. Und dafür wartet man nun drei Jahre. Das hätte ich nie gedacht – ich bin wirklich enttäuscht, aber nach Sam Smith’s Jammernummer war das fast schon zu erwarten.

  • Ich habe SP mittlerweile zweimal gesichtet. Meine Premiere fand vergangene Woche ganz für mich alleine im niederländischen Roermond in der OV statt, gestern Abend folgte dann die dt. Vorpremiere mit Lebensgefährtin und Freunden. Beim ersten Sehen war ich etwas enttäuscht, gestern hat mir der SP dann insgesamt doch ziemlich gut gefallen.
    M.E. ein durchaus gelungener Bondfilm, jedoch auch eindeutig kein Highlight innerhalb des Franchise. Denke, dass der Film sich bei mir im soliden Mittelfeld ansiedeln wird. Nach zweimaliger Sichtung bleibt CR mein eindeutiger Craig Favorit. Aber auch SF dürfte bei mir vor SP landen. Die Erwartungshaltung nach SF und die intensive mediale Begleitung zum Film haben die Ansprüche vielleicht etwas arg hoch angesiedelt. Erfreulicherweise konnte ich Spoiler im Vorfeld vermeiden, so dass ich den Film jenseits einer hohen Erwartungshaltung unvoreingenommen genießen konnte.


    Für ein ausführliches Review habe ich jetzt keine Zeit, daher begnüge ich mich mal mit einer Top- und Flopliste, welche sicherlich auch Spoiler enthält. Also dann besser nicht weiterlesen.


    Tops:


    - die Pre-Title-Sequenz in Mexico City hat m.E. dramaturgisch und actiontechnisch höchsten Franchise Ansprüchen genügt; eine der besten PTS des Franchise
    - sehr schöne Main-Title-Sequenz, zu der der mir im Vorfeld eigentlich gar nicht liegende Sam Smith Song gut harmonisiert hat
    - insgesamt ordentliche Actionszenen im Film, insbesondere die erwähnte PTS, die Österreich Sequenzen und vom reinen Kampf her die Auseinandersetzung mit Hinx im Zug
    - die relativ große und amüsante Rolle von Ben Whisaw als Q
    - generell der klassische MI6 Stab um M, Moneypenny und Tanner hatte diesmal gut ausgebaute Rollen, ohne jedoch die ganze Zeit komplett im Fokus zu stehen
    - Hinx als klassischer Henchmen
    - die gesamte geheime Sitzungszene in Rom; da kamen bei mir Erinnerungen an TB auf
    - ein zurückhaltendes, für Craigs Darstellung angemessenes, Comeback von Humor und Leichtigkeit, auch wenn sicherlich nicht jede Pointe sass
    - schöne Kulissen und Aufnahmen von Mexico, Rom, Österreich und Tanger, obgleich ich mir gerade von Rom noch etwas mehr erhofft hätte
    - als nette Abwechslung zu den vorherigen Filmen ein Comeback von einem wahnsinnigen Villain und das Vorhandensein einer klassischen "Schurkenresidenz"
    - das kurze, aber sehr intensive Comeback von Mr. White
    - Andrew Scott als herrlich arroganter und versnobter Upper-Class Karrierist Denbigh
    - viele Hommagen und Referenzen an alte Bondfilme
    - die Überwachungsstaat Thematik empfand ich als zeitgemäß gewählt


    Flops:


    - die m.E. arg gekünselte und gewollte Einbeziehung von SF, Silva und dem Judi Dench M in SP
    - keine hinreichende Erklärung der Zusammenhänge zu Quantum => gehörte White jetzt zu Quantum oder Spectre?
    - das unspektakuläre Ableben von Hinx und die Tatsache, dass auf einmal während des Kampfes keine anderen Passagiere oder Personal mehr im Zug zu sehen waren
    - die mir auch nach zweimaliger Sichtung überhaupt nicht erklärbare große Liebesbeziehung zu Swan, da wurden Tracy und Vesper weitaus besser aufgebaut
    - die Autoverfolgungsjagd in Rom empfand ich recht lahm, ganz nett war die Comedyeinlage mit dem alten Mann im Kleinwagen
    - die extrem kurze Präsenz von Bellucci
    - die irgendwie recht fade und insgesamt auf 150 Minuten bezogen auch geringe Präsenz von Waltz
    - dass Oberhauser jetzt als Quasi-Stiefbruder von Bond zu Blofeld motiert finde ich irgendwie etwas billig und plump; hat was von "Luke, ich bin Dein Vater.."
    - die Folterszene von Bond im Schurkenquartier fand ich auch als Fan sehr harter Horrorfilme für einen Bond irgendwie zu heftig; passt für mich nicht. Für mich deutlich ekliger als die Folterszene in CR
    - die Vernichtung des Blofeldquartiers ging mir deutlich zu leicht von der Hand
    - weiß jetzt auch nicht so 100%, ob ne Katze und Entstellung des Gesichts á la YOLT Blofeld zwingend notwendig waren
    - das peinliche Romantic Comedy Ende


    Klingt jetzt wahrscheinlich negativer als es rüberkommt. SP gefällt mir insgesamt durchaus gut, ist halt nur für mich kein richtig großer Wurf. Ich hoffe sehr, dass Craig den nächsten Film noch erfüllen wird und die Spectre, Blofeld Thematik weitergeführt wird. Angeblich wurde das Drehbuch für Bond 25 ja parallel geschrieben. Vielleicht erwartet uns ja eine Art "OHMSS" Pendant. So kann ein Bondfilm ja irgendwie schlecht enden. Und der Erzfeind Bonds als schnöder Gefängnisinsasse..., ich weiß nicht. Sam Mendes müsste für mich nicht zwangsläufig noch einmal ran.

  • Junge Junge das man immer alles hinterfragen muss. Dieses logische oder unlogische gibt es doch im jeden Bond Film!
    Ich hatte mich sehr für unterhalten gefühlt und es war tausend mal besser als QOS! Ob er besser als Skyfall ist wird sich zeigen das kann ich nach einer Sichtung noch nicht beurteilen!

  • Danke für diesen hervorragenden Text, ollistone! Auch wenn ich den Film nicht ganz so negativ aufnehme (womöglich auch deshalb, weil ich nicht wahrhaben will dass ich mich in meinen Erwartungen getäuscht habe), kann ich diverse Punkte absolut nachvollziehen. Insbesondere Bautista's 'Scheiße' stört mich ebenfalls enorm. Nichts gegen die Ehrlichkeit eines Schimpfwortes, aber David spielt hier nichts weiter als einen brutalen Muskelmann ohne Dialoge/Monologe. Den Interviews mit ihm nach zu urteilen lag es nicht an ihm, wortkarg macht ihn allenfalls das dürftige Drehbuch. Der Film fasziniert mich zwar hier und da, aber QoS bleibt Daniels Bester :)

  • - keine hinreichende Erklärung der Zusammenhänge zu Quantum => gehörte White jetzt zu Quantum oder Spectre?


    Um mal im verbrecherischen Milieu zu bleiben... ich denke Sprectre ist die FIFA und Quantum die UEFA, oder der DFB. Somit war Mr. White der Kopf von Quantum, welches wiederum unter der Schirmherrschaft von Spectre und somit Oberhauser läuft. Green gehörte nachweislich auch zu Quantum. Ob Silva nun zu Quantum, oder direkt zu Spectre gehörte ist unklar und eigentlich auch egal.
    War Spectre nicht früher auch schon ein Verbund von verschiedenen Gruppen?



    - das unspektakuläre Ableben von Hinx und die Tatsache, dass auf einmal während des Kampfes keine anderen Passagiere oder Personal mehr im Zug zu sehen waren


    Ob das Ableben nun überhaupt eins war, und ob es wirklich unspektakulär ist, wenn jemand vom Gewicht mehrerer Metallfässer an der Kehle aus einem fahrenden Zug geschossen wird, lass ich mal im Raum stehen. Aber hat Bond nicht extra in die Luft geschossen? Das der Zug (zumindest der Teil den wir sehen) sich zügig leert, wenn geschossen wird find ich jetzt nicht ungewöhnlich. Ich persönlich hätte mich schon verkrümelt, wenn so ein Gorilla reinkommt und jemandem den Tisch unter seiner Nase wegtritt :D

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