Bei mir wäre Feuerball wahrscheinlich auch in der Bestenliste gestiegen, wenn ich ihn mit im Kino gesehen hätte. (Aber Familienfeiern gehen vor, leider) Aber ich hab ihn mir nach all den Lobeshymnen hier gestern doch mal wieder angesehen. War auf jeden Fall besser als in der Erinnerung, und ich glaube auch zu wissen, warum er bei mir nicht diesen Kultstatus hat.
Feuerball könnte man als den Höhepunkt des Männlichkeitskultes um Bond bezeichnen, quasi die Welle auf dem schmalen Grad kurz vor dem Kippen. Während man bereits in Goldfinger anfing, die Figur ironisch zu brechen, nimmt Feuerball Bond als Übermann bierernst. Keiner der Gags geht auf Bonds Kosten, wie etwa die Möwe auf dem Kopf in GF. Und natürlich funktioniert es für die meisten, weil es Connery in Bestform ist, und weil man das beim vierten Film auf dem Höhepunkt der Bonditis noch so durchziehen konnte. Aber als Bondfan, der eher mit den späteren Bonds sozialisiert wurde, spricht man sozusagen fließend ironisch, und diese Ironie vermisse ich irgendwie bei Feuerball. Im Roman beispielsweise ist der Aufenthalt bei Shrublands humorvoller als im Film, da wird auf Bonds desolate Gesundheit, Leber etc., eingegangen. Dem kam man in NSNA schon näher. In Feuerball wird irgendwie gar nicht wirklich klar, warum Bond überhaupt in so eine Gesundheitsklinik muss, mal abgesehen von den Hieben mit dem Feuerhaken in der Vortitelsequenz. Guy Hamilton hätte da mit Sicherheit ein paar ironische Seitenhiebe durch M eingebaut.
Vargas finde ich auch eher verschenkt. Er wird mit der Vorstellung durch Largo als gefährlicher Psychopath aufgebaut, aber davon sieht man nie was. In manchen Szenen wirkt er eher streberhaft ("Kommt, wir berichten Largo!") Ein Duell gegen Ende hätte ich hier besser gefunden als dass er einfach aus dem Handgelenk abgeschossen wird. Da wirkt Largo schon wesentlich bedrohlicher. Auch Fiona ist toll geschrieben und gespielt.
Was ich an Feuerball auch sehr schätze ist, dass man von allen Spectre-Filmen die Organisation am besten in Aktion sieht. Hier hat man das Gefühl, dass Spectre wirklich eine effektiv und weltweit agierende Organisation ist. Leider hat man das nicht wirklich weiterentwickelt. In YOLT ist man mit der Selbstironie dann schon wieder ins andere Extrem gefallen.